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1. Abriß der Weltkunde - S. 10

1860 - Freiburg im Breisgau : Herder
10 genug, man sieht sie bei jedem Falle eines Steines u. s. w. Denn daß ein Stein herunterfallt, geschieht einzig dadurch, daß ihn die Erde anzieht. Das klingt nun vielen aber- mals fremd und seltsam; ein Stein fällt eben herunter, heißt es, weil er schwer ist, weil er nicht in der Luft schweben kann, so wenig als er auf dem Wasser schwimmen kann. Wir wollen denn aber doch etwas genauer Ach- tung geben, wie es bei dem Herabfallen eines Steines oder eines ähnlichen Körpers zugeht. Z. B. wir lassen eine Bleikugel aus einer Höhe von 100 Fuß herabfallen. Da bemerken wir denn, daß die Kugel anfangs langsam fällt und dann immer und immer schneller, je näher sie der Erde kommt, bis sie endlich den Boden erreicht. Das Gleiche kann bei einem Steinwurfe beobachtet werden. Wir wissen auch, daß, je höher ein Stein herunterfällt, um so größer auch die Gewalt ist, mit welcher er auf- schlägt; keiner möchte wohl eine Bleikugel, die nur 2 Loth schwer ist, aber 100 Fuß hoch herunterfällt, mit der Hand auffangen, sehr gerne aber, wenn sie nur 10 Fuß hoch herunterfällt. Woher kommt es nun, daß die Kugel immer schneller fällt, je länger sie fällt, oder je höher sie herunterfällt? Die Kugel ist leblos, hat keinen Verstand und Willen, man kann also nicht sagen, sie wolle eben bälder am Boden sein. Eben so wenig kann man sagen, sie werde während des Fallens schwerer, sie ist eine zwei- löthige Kugel auf dem Thurme oben wie auf der Ober- fläche der Erde. Etwas muß nun doch machen, daß die Kugel schneller fällt, je länger sie fällt, cs muß sie etwas zu der Erde herabziehen, und was sie zieht, kann nichts anderes sein als die Erde. Wie ich die Kugel aus meiner Hand lasse, wird sie von der Anziehungskraft der Erde ergriffen und von ihr gezogen, bis sie die Erde erreicht hat; je länger aber die Erde an der Kugel ziehen kann, desto schneller muß die Kugel fallen. Man denke sich nur statt der Anziehungskraft der Erde einen 100 Fuß langen Faden in unserer Hand, an welchem die Kugel geknüpft ist, welche jemand in der Hand hält, der auf einem Thurme von 100 Fuß Höhe sich befindet. Derselbe lasse nun die Kugel aus der Hand und wir ziehen nun an dem Faden; würde da die Kugel nicht immer schneller und schneller fallen oder herabgerissen werden, wenn wir beständig an ihr zögen? Im Kleinen kann man dies wohl

2. Abriß der Weltkunde - S. 52

1860 - Freiburg im Breisgau : Herder
52 auf das Pferd zu sitzen, welches während derselben Zeit unterhalb des Fasses fortgerannt ist. Frägt man den Reiter, wie ihm dies möglich sei, so antwortet er, daß er nicht vorwärts zu springen brauche, sondern daß er sich nur senkrecht aufschwingen müsse; denn er behält während seines Ausschwingens die Schnelligkeit bei, welche er auf dem Pferde hatte. Aber man sollte doch etwas merken, wenn man so schnell von Westen gegen Osten fährt, meint man. Man würde es wohl merken, wenn diese Bewegung irgendwie anstoßen würde, wenn sie eine Unterbrechung erlitte, bald schneller, bald langsamer ginge; da aber Erde und Luft, Wasser und Land, Thal und Berg gleich schnell und gleich ruhig sich von Westen nach Osten bewegen, so können wir davon keine Empfindung erhalten, und es muß uns scheinen, daß Sonne, Mond und Sterne sich in entgegen- gesetzter Richtung von Osten nach Westen bewegen. Eine ähnliche Erscheinung kann man auf Dampfschiffen und noch besser bei einer Fahrt auf einer Eisenbahn betrachten. Der mit so großer Geschwindigkeit davoneilende Wagen scheint uns stille zu stehen, während Bäume, Häuser u. s. w. mit großer Schnelligkeit an uns vorbeifliegen. Wir wissen, daß dieses nur Schein ist, und wir in unserm Wagen fort- eilen, wenn aber ein Mensch, der von keiner Eisenbahn, von keinem Dampfwagen etwas wüßte, plötzlich auf diese Weise dahinführe, so würde es ihm ganz wunderlich zu Muthe, und er würde sagen: der Baum, die Häuser, die Berge u. s. w. stehen nicht mehr, sie fliegen fort! In dieser Lage sind wir Menschen aber auf unserer Erde, die noch viel ruhiger und schneller mit uns dahineilt. Beweise für die Umdrehung der Erde. Indessen haben doch auch die Astronomen und die Naturforscher sich die Frage gestellt, ob denn diese Be- wegung nicht irgendwie wahrzunehmen sei, ob sie nicht die Ursache von gewissen Erscheinungen sein müsse, und es ist darüber mancherlei gesagt worden. 1. Die Meeresströmung. Wenn sich die Erde mit so großer Geschwindigkeit um die Achse dreht, daß ein Punkt des Aequators in 24

3. Abriß der Weltkunde - S. 11

1860 - Freiburg im Breisgau : Herder
11 versuchen; ein kurzer Zug oder Ruck bewegt nicht so schnell als ein länger dauernder. Die Erde aber zieht oder reißt den Stein oder die Kugel unaufhörlich und ohne Unterbre- chung herunter an sich, daher muß er immer schneller fallen; in der ersten Secunde beträgt der Fall 15 Fuß, in der zweiten 60, in der dritten 135, in der vierten 240 u. s. w. So zeigt sich die Thätigkeit der Anziehungskraft alle Tage und alle Stunden; wir wollen sie aber auch noch unter nicht alltäglichen Umständen sehen. Durch die Luft- pumpe kann man aus einer gläsernen hohlen Kugel oder einem gläsernen hohlen Cylinder die Luft auspumpen, wie man durch eine gewöhnliche Pumpe Wasser oder eine andere Flüssigkeit auspumpen kann. Wird nun aus einem solchen Glase die Luft ausgepumpt und läßt man in dem Glase eine Bleikugel und eine Flaumfeder niederfallen (daß eine eigene Vorrichtung vorhanden sein muß, ver- steht sich von selbst), so fallen beide zu gleicher Zeit auf, oder die Flaumfeder fäll! so schnell als die Bleikugel. Das heißt mit andern Wertem: die Flaumfeder wird von der Erde angezogen wie die Bleikugel, und die Blei- kugel wie die Flaumfeder, keine stärker und keine schwächer, denn es ist die gleiche Kraft, welche beide faßt und zieht. Ein anderes Beispiel von der nicht alltäglichen Wir- kung der Anziehungskraft. Beim Feldmessen braucht man das sogenannte Senkloth, auch wohl nur Senkel genannt. Einmal waren nun mehrere Naturforscher mit einer großen Messung beschäftigt und ihr Instrument mit dem Senklothe war in der Nähe des großen Andesgebirges in Amerika aufgestellt« Da bemerkte einer derselben (Condamine), daß das Senkloth nicht senkrecht hing, sondern gegen das Gebirge hin abwich. Das wiederholte sich bei jeder Auf- stellung, jedesmal wich das Loth ab und zog seitwärts gegen die Gebirgsmasse. Das geschieht nicht etwa blos in Amerika, sondern überall in der Nähe von Gebirgs- maffen, und man hat darüber die genauesten Beobach- tungen angestellt. Äas bewirkt nun das Abweichen des Senklothes von der senkrechten Linie? Die Anziehungs- kraft der Erde zieht es senkrecht, aber die Gebirgsmasse ist auch ein Stück Erde, und hat als ein Theil der Erde auch Anziehungskraft, aber eine um so viel schwächere als die Erde, um so viel sie kleiner ist, als die ganze Erde. Die Anziehungskraft der Gebirgsmasse zieht nun

4. Das Mittelalter - S. 177

1884 - Mainz : Kirchheim
Bedrängnisse Alex. Iii. Göttl. Strafgericht über Friedr. I. 1 < 7 zufüge. Die kaiserlichen Statthalter wurden vertrieben, die zer-stremwohuendeu Mailänder mit bewaffneter Macht in ihre Vaterstadt zurückgeführt, die Gräben derselben, die Mauern und Türme wieder hergestellt, der erzbischöfliche Palast neu aufgebaut. Der Kaiser ließ sich indessen durch solche Bewegungen, die in seinem Rücken vorgingen, nicht aufhalten, sondern drang durch die Pässe der Apenninen, alles vor sich niederwerfend, gegen Rom vor. Acht Tage lang verteidigten die Römer und die Söldner des Papstes die befestigte Peterskirche gegen die Angriffe des kaiserlichen Heeres; als man aber Feuer an die naheliegende Marienkirche legte, und die Flamme auch die Vorhalle der Peterskirche ergriff, wurden sie durch Rauch und Hitze gezwungen, sich zu ergeben, und Alexander sah sich genötigt, in Pilgerkleidung zu entfliehen. Jetzt schien die Unterwerfung der Lombardei nicht mehr unmöglich zu sein, als urplötzlich furchtbares Unglück über die Deutschen hereinbrach. Heftige Regengüsse und daraus folgende glühende Hitze hatten zurfolge, daß die trt dieser Gegend im Sommer stets herrschenden Sumpffieber diesmal mit ungewöhnlicher Wut ausbrachen. Oft fielen diejenigen,_ welche eben zu Pferde steigen wollten, unerwartet tot nieder; die, welche andere begruben, stürzten plötzlich entseelt mit in die Grube; Haufen von Leichen wurden in den Tiber geworfen, und doch blieben viele unbeerdigt und verpesteten die Luft noch mehr. Besonders wurden die Deutschen von der furchtbaren Seuche angegriffen. Die Blüte der Ritterschaft, die sich um Friedrich versammelt hatte, wurde ein Opfer derselben. Herzog Friedrich von Schwaben, des Kaisers Neffe, ein junger Welf, acht Bischöfe, mehr als 2000 Männer ritterlichen Geschlechts und im Ganzen an 25,000 Mann wurden dahin gerafft. Alle lombardischen Städte von den Thälern Piemonts bis zur Etsch erhoben sich auf die Kunde von diesem furchtbaren Unglück und griffen zu den Waffen. Der Kaiser verließ Rom, eilte nach Pavia, ächtete daselbst, indem er den Fehdehandschuh in die Luft warf, alle lombardischen Städte außer Cremona und Lodi und unternahm von Pavia aus, an der Spitze der dortigen Bürgerschaft und seiner wenigen Begleiter, Streifzüge gegen die übrigen, besonders gegen Mailand. Die Verbündeten wurden jedoch dadurch zu neuer Thätigkeit angespornt und zum Schütze gegen jene Streifzüge gründeten sie in der Nähe von Pavia eine neue Stadt, die sie dem Papste Zu Ehren Alessandria nannten, die bald über 15,000 Bewaffnete ins Feld stellen ^konnte. Jetzt konnte Friedrich nicht länger in Italien bleiben, einem Hoff mann, Weltgeschichte :c. Ii. 12

5. Das Mittelalter - S. 170

1884 - Mainz : Kirchheim
170 Friedrich I. und Papst Hadrian Iv. Kaiserkrönung. einen Steinwurf ^u Tode verwundet worden. Papst Eugen Iii. ntufeie sich, von ihrem Pfeilregen verfolgt, aus Rom pflichten, und die Empörer glaubten nicht anders, als Friedrich I. werde in. ihre Anschläge eingehen und die Pläne Arnolds in Erfüllung bringen. Als aber nun uach kurzem Pomificate Anastasius Iv., dei' Engländer Hadrian Iv. (Nikolaus Breakspeare) Papst wurde und Friedrich unter mannigfachen Kümpfen mit den Lombarden uach Rom zog, verwarf ervdie Anträge der rebellischen Römer mit Verachtung, lieferte Arnold dem römifcheu Stadtpräfeeten zur Hinrichtung aus und empfing vom Papste, nachdem er üblicher Weise rhm den Steigbügel gehalten und den Kaiserschwur geleistet, die Kaiserkrönung am 18. Juni 1155. Wie Donner ertönte der Jubelrus der Deutschen: „Leben und Sieg unserem von Gott gekrönten großen und friedebringenden Kaiser!" Im kaiserlichen Schmucke begleitete Friedrich den Papst nach dem Hochamte eine Strecke weit und kehrte dann in sein Lager vor die Stadt zurück. Während aber die Deutschen sich an Speise und Trank erquickend im Lager ruhten, brachen die Römer plötzlich über den Tieber und drangen in das kaiserliche Lager und mehrere Deutsche wurden in der ersten Verwirrung erschlagen. Schnell sprang Friedrich vom Krönungsmahle und führte seine Tapferen dem Feinde entgegen. Ein harter Streit begann. Friedrich ward selbst vom Rosse geworfen und wäre erschlagen worden, hätte ihm Heinrich der Löwe nicht Lust gemacht. Am Abend war der Sieg der Deutschen entschieden, die Römer wurden von den erbitterten Deutschen niedergemäht, und in den Tiber gesprengt. „Mit Eisen erkaufen die Deutschen das Kaisertum," hieß es in ihren Reihen. Unter den Verwundeten war Heinrich der Löwe. Sobald der Sieg entschieden war, eilte Friedrich in dessen Zelt und verband selber die Wimde sorgfältig mit den Worten: „Ich gedenke es Dir!" Somit hatte Friedrich das Hauptziel erreicht; die Kaiserkrone schmückte sein Haupt, der Stellvertreter Christi hatte ihm die höchste Weihe erteilt. Und nun kam der Kaiser, Gerechtigkeit zu üben, nach Deutschland, wo während seiner Abwesenheit Fehden^und Räubereien ohne Zahl vorkamen. Fest entschlossen, durch Strenge den nötigen Frieden zu erhalten, fing Friedrich gerade bei den Großen an, damit man nicht fagen könne, er verfolge nur die Kleinen, auf daß die Strafe um so wirksamer sei. ^ Raubschlösser wurden gebrochen, ihre Inhaber ernstlich be-slraft, in wenigen Wochen war die Sicherheit im Lande herge- 1) Hadriau Iv. war der einzige Engländer, der den heil. Stuhl bestieg.

6. Die neueste Zeit - S. 282

1886 - Mainz : Kirchheim
^o2 Frankreich. Die dritte Republik. bereiten. Noch einmal wurde am 19. Mai ein Ausfall versucht, er scheiterte aber vollstänbig und am 21. überfielen die Regierungstruppen das Thor von St. Cloub. Am andern Tage * drangen sie weiter vor und nun begann ein erbitterter Straßen- j kämpf, der vier Tage und fünf Nächte bauerte. Als Mac Ma- j hon des rechten Seineufers Herr geworben war, machten sich i die wuthschnaubenben Kommunisten an ihre greulichsten Rache- I aste. Kolonnen von Branbstistern würden abgesanbt, um das stolze Paris in Asche zu legen; die Flammenglut, die abenbs < am 23. von den Tuilerien und dem Louvre aufstieg, ! gab das Zeichen; rasenbe Männer und Weiber, die Petroleurs ] und Petroleusen, trugen ausgestapeltes Öl und anbere Brenn- j stoffe herbei, und balb standen das Palais Royal, das j S t a b t h a u s, die Polizeipräfektur, eine lange Reihe von Ministerien, Klöstern, Kirchen, Thealern, Bahnhöfen, Ma- I gazinen, Museen in Flammen. Auch an den unglücklichen Gei- ■ seln kühlte der Wahnsinn noch feine Wut: der Erzbischof und viele andere wurden zum Tode geführt; Delescluzes, der Verruchteste unter der ganzen Mordbande, fand den Tod auf einer Barrikabe und mir ihm fielen Hnnberte der Commuuemit-glieber, währenb Tansenbe ihr Heil in der Flucht suchten. Die Zahl der Getöteten wirb auf 17,000 angegeben, die der Gefan- : genen auf 25,000. Die Truppen der Regierung hatten 1000 ; Tote und 6000 Verwunbete. Daß die Gefangenen der Com-mune auf feine Gnabe zu rechnen hatten, verstaub sich von selbst. Die ungeheure Menge derselben machte es freilich nötig, Tau- ; fenbe schließlich ohne Strafe laufen zu lassen; aber über die Häupter würde von den Kriegsgerichten das Todesurteil gefällt, und über Tansenbe lebenslängliche Zwangsarbeit ober die Te- ; portation nach Australien verhängt. Nach der Nieberwerfimg biefer Revolution konnte mit Ruhe die Ordnung der staatlichen Verhältnisse Frankreichs von der | Nationalversammlung in Angriff genommen werden. Thiers j wurde am 31. August 1871 zum Präsidenten der Republik ernannt. Dieser Mann wußte in kurzer Zeit Frankreichs Krebit wieber zu heben, vor allem aber den Abzug der deutschen Truppen aus dem Laube zu beschleunigen, welcher natürlich die frühere Zahlung der Kriegskontribution voraussetzte. Und es gelang ihm wirklich, inbem ein Vertrag mit der deutschen Re-

7. Viertehalb Jahrhunderte - S. 956

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
956 Die Zeit der siegreichen Revolution. Oberhaupte der Kirche geleitet würde, als Mittel borgen zu müssen. Zudem hoffte man von der Mitwirkung des Papstes eine günstige Wir- kung auf die der Kirche nicht Entfremdeten, deren Gemüther man da- durch am leichtesten dem Herrscher unterwerfen würde. Nachdem das Kaiserthum verkündet, nachdem eine Anzahl von Veränderungen, durch welche die monarchische Gewalt Verstärkung erhielt, mittelst eines Se- natsbeschlüsses angeordnet worden, sollte eine Kaiserkrönung das neue Werk beschließen. Doch wollte der neue Kaiser nicht so weit gehen, durch Empfang der Krone eine Sendung von dem Papste anzunehmen, auch nicht dadurch, daß er nach Rom reiste, sich vor dem Oberhaupte der Kirche beugen. Die Unterhandlungen zielten darauf, daß Papst Pius Vh. nach Paris kommen und nicht die Krönung, sondern Salbung und Segnung verrichten möge. Viele Bedenken stellten sich in Nom dem Eingehen auf Napoleons Wünsche in den Weg. War schon die Art, wie der Papst sich bei der Feier betheiligen sollte, eine dem Ver- hältnisse zwischen Papst und Kaiser nicht entsprechende, so war die Macht Napoleons, welche nach Entstehung und Wirksamkeit mehr von der Macht der römischen Imperatoren als von der Macht der römischen Kaiser hatte, welche durch den Gegensatz zu einem Berechtigten, selbst mit Cäsars und Auguftus' Macht verglichen, im Nachtheile stand, nicht der Art, daß der Papst ihr die geforderte kirchliche Weihe zu ertheilen geneigt sein konnte. Dazu kam die Frage, wie der Papst der vertrie- benen Familie der Bourbonen gegenüber den Kaiser salben könne, der sich Kaiser der Franzosen nannte, und ungeachtet dieser Benennung war die Stellung zweifelhaft, die der neue von Plänen der Weltherrschaft erfüllte Kaiser dem wirklichen Kaiser gegenüber einnehmen würde. Alle diese Gegengründe wurden in der Seele des sanften Pius Vii. von den Vorstellungen erschüttert, durch welche seine Räthe unter dem Ein- drücke der bereits in Napoleons Händen ruhenden Gewalt, der an seine Freundschaft geknüpften Hoffnungen und der von seinem Unwillen be- fürchteten Gefahren ihn zum Nachgeben zu stimmen suchten. Auch wur- den von Paris aus die lockenden Worte, durch welche dem Papste das, was man begehrte, als der größte Gewinn für die Kirche dargeftellt wurde, nicht gespart, und die Entscheidung im Sinne des Kaisers wurde dadurch herbeigeführt, daß gegen den Sinn des Kaisers der Erzbischof von Lyon, Cardinal Fesch, der Stiefbruder von Napoleons Mutter Lä- titia, in Rom die Erklärung abgab, der Papst solle dem Kaiser auch die Krönung ertheilen. Der Papst kam, und Napoleon setzte am 2. De- cember sich und seiner Gemahlin selbst die Krone auf. Der Papst hatte sich erniedrigt, und die für die Kirche gehofften Vortheile blieben aus, weil die zur Ausführung des Concordats erlassenen Verordnungen, oie organischen Artikel genannt, dem Sinne des Concordats entgegen die

8. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 313

1831 - Mainz : Kunze
515 Vierter Abschnitt. Die Länder und Staaten der Erde. I. Asia. §. 1. Beschreibung des Landes. 8ils Grenze gegen Europa wird eine Linie angenommen, die vom Kar, Küstensiuß des Eismeers südwestl. zum Quell des Ural, dann auf dem Obtschei Sirt südwestl. zur Wolga und jen- seit derselben zur Mündung des Don zieht. Daß der Welttheil auch mit Afrika, doch nur durch die Erdenge Suez zusammenhängt, übrigens aber vom Eismeer, großen Ocean, indischen und mittel- ländischen Meer bespült wird, ist schon früher angegeben. — Die Ausdehnung Asia's ist gewaltig; von Sw. nach No. 1200, und von So. nach Nw. 800 Meilen. Der Flächeninhalt (die Inseln abgerechnet ) wird auf 800000 Qm. geschätzt; also 5mal größer als Europa; doch hat unser kleiner Welttheil im Verhält- niß weit mehr Küsten. Der Küstenumfang Asia's beträgt 7700 M., und der von Europa, das weit ausgezackter ist, 4300 M., die Inseln abgerechnet. Der Halbinseln sind also wenige und von großem Umfang; die bedeu- tendsten: Anatoli (Morgenland) od. Kleinasien 10000 Qm. — Arabien 48000 Qm. — Halbinsel diesseit des Ganges oder vorderindische 50000 Qm. — Halbinsel jenseit des Ganges od. hinterindische, mit der Neben- Halbinsel Malakka — Korea — Kamtschatka — und einige unbewohn- bare am Eismeer. Flüsse und Seen. 1. Ohne Abzug zum Meere: Der caspische See zieht den Blick zuerst an. Er hat eine Oberflache von 6000 Qm., ist

9. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 432

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
432 Das römisch-deutsche Reich in den beiden nächsten Jahrhunderten knüpften sich noch Befugnisse genug, die sich für jenen chm näher liegenden Zweck benutzen ließen. In Italien hatten die Ereignisse im neapolitanischen Reiche dessen Einfluß auf die Angelegenheiten der übrigen Staaten abgeschnitten. Im Norden des Landes entwickelte sich die Macht des Hauses Visconti mit einer solchen Gewalt, daß selbst andere gibellinische Herrscherfamilien, wie die zur Herrschaft von Mantua gelangten Gonzaga und die in Reggio an ihre Stelle getretenen Este, die Macht des Herrschers von Mailand als eine feind- liche fürchten mußten. Einer fürstlichen Gewalt gingen die gibellinischen Häupter, vor allen die Visconti, dadurch entgegen, daß das Söldner- wesen einriß und nicht mehr die Bürger der Städte die Kriege führten. Denn durch eine besoldete Truppenmacht konnte der Führer von der Partei, die ihn erhoben hatte, unabhängig werden, und das Besoldungs- wesen gab ihm Einfluß auf die Geldmittel der Städte, so daß er an die Spitze der Verwaltung trat, wie die richterliche Gewalt, früher von dem Podefta geübt, schon an ihn übergegangen war. Die Ausdehnung des Gebietes wurde sodann ein fernerer Schutz für das Haupt des neuen Staates, da etwanige Versuche einer einzelnen Stadt, sich der willkühr- lichen Herrschaft zu entziehen, durch die Kräfte der übrigen unterdrückt werden konnten. Schon griff die Macht der Visconti über die Lombardei hinaus. Auf der einen Seite faßten sie in der Romagna festen Fuß und auf der andern Seite beugte sich das von innerer Parteiung zer- rissene Genua so vor ihnen, daß es im Jahre 1353 sich förmlich unter- warf. Auch die Welfen in Tuscien oder Toscana wurden von ihnen bekämpft. Nur der Markgraf von Montserrat leistete ihnen noch nach- drücklichen Widerstand. Während so im nördlichen Italien eine neue große Macht sich bildete, war der Kirchenstaat im Begriff in eine Menge kleiner Herrschaften sich aufzulösen. In Rom selbst aber, wo man den zu Avignon wohnenden Gebieter fast vergessen hatte, tauchte ein abenteuerlicher Versuch auf, die Herrlichkeit des alten weltbeherrschenden römischen Volkes zu erneuern. Ein kühner und kluger Mann aus nie- derem Stande, Cola di Rienzi, lieh den träumerischen Erinnerungen an Roms alte Größe begeisterten Ausdruck und stieg zu solchem Ansehn empor, daß er im Jahre 1342 als Mitglied einer Gesandtschaft, die Papst Clemens Vi. zur Rückkehr nach Rom einladen sollte, das Wort führte, obgleich der große Dichter Petrarca aus Arezzo (geboren im Jahre 1304, gestorben im Jahre 1374) dabei zugegen war. Im Jahre 1347 riß er das Volk zur Herstellung der Republik hin und bewirkte eine Anzahl von Gesetzen, die auf Beseitigung der eingerissenen Unsicherheit zielten. Seine Macht stieg so schnell, daß die Häupter des römischen Adels die Stadt verließen. Gefeiert als Befreier Roms, das er unter dem Namen eines Tribuns regierte, machte er allen Fürsten, auch dem

10. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 550

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
550 Die pyrenäische Halbinsel, Skandinavien und Rußland rc. die seine Alleinherrschaft über die Russen außer Zweifel setzte. Die Vollendung seines Werkes erheischte Sorgfalt für die Ausbildung aller Thätigkeiten des Volkes, durch welche das Bedürfniß der Ordnung ge- steigert, und dem Herrscher größere Mittel zur Verfügung gestellt wer- den. Er bemühte sich daher aus der Fremde Leute zu gewinnen, welche Landbau und Gewerbe in lebhafteren Betrieb brachten. Eine Menge von Familien aus Nowgorod wurde nach Moskwa versetzt, um hier unter slavische Bevölkerung gemischt ihrer Vaterstadt, wo sie durch slavische Ansiedler ersetzt wurden, die Kraft des Widerstrebens zu ent- ziehen, und den neuen Wohnort zu einem Ausgangspunkte für Civilisation machen zu helfen. Für die Zukunft sorgte ein Gesetz über die Untheilbar- keit des Reiches, und da Conftantinopel die Hauptstadt des griechischen Reiches und die Metropole der griechischen Kirche zu sein aufgehört hatte, ward der Selbstherrscher aller Russen, der zu Moskwa in dem von ihm erbauten Schlosse des Kreml wohnte, nicht allein der mächtigste Fürst des Ostens, sondern auch der Schirmherr der Kirche seines Landes, so daß die griechische Kirche für den Umfang des russischen Reiches ihr geistliches Oberhaupt nun nicht mehr in dem Erzbischöfe von Kiew, sondern in dem Patriarchen von Moskwa hatte, und für den russischen Zweig der griechischen Kirche der Wille des neuen Schirmherrn so be- stimmend wurde, als es einst für die gesammte griechische Kirche der Wille des Kaisers zu Conftantinopel gewesen war.
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