genötigt, 150 Reiter auf seine Kosten auszurüsten. Kanm war Arnold in Italien angelangt, so hörte er, daß in Mainz Unruhen ausgebrochen seien. Er eilte herbei, kehrte aber bald wieder zurück, weil die Unruhestifter ihn zu ermorden planten.
Im Jahre 1159 hielt Arnold eine Synode (Versammlung) in Mainz, um zu beraten, was für das Wohl des Kaisers und des Reiches am besten sei. Die Versammlung wurde aber überfallen und mußte auseinander gehen.
Als Arnold einst auswärts war, überfielen die Verschworenen den Dom, machten ihn zu einer Festung und raubten die kirchlichen Geräte; ebenso stürmten sie den Palast des Erzbischofs und stahlen, was sie fanden.
Arnold verband sich darauf mit dem Herzoge Heinrich dem Löwen, um die Empörer zu züchtigen. Als sie dies hörten, versprachen sie Gehorsam und gaben gute Worte. Aber es war nur Schein. Nachdem Arnold nach Mainz zurückgekehrt, überfielen sie ihn im Kloster St. Jakob und töteten ihn aus schreckliche Weise. Dann beraubten sie ihn seiner Kleider und Ringe und warfen ihn nackt und durchbohrt auf einen Misthaufen, wo er drei Tage unbeerdigt liegen blieb. So endete der reiche und mächtige Erzbischof, der seinem Kaiser ein kluger Ratgeber und treuer Freund gewesen.
Die Strafe aber folgte bald. Im Jahre 1163 feierte der Kaiser das Osterfest zu Worms und zog darauf er mit großem Gefolge von .Fürsten in Mainz ein. Aus Angst hatten fast alle Bürger die Stadt verlassen. Einer der Rädelsführer wurde gefangen vorgeführt und sogleich hingerichtet, alle Urheber des Mordes aber auf ewig aus der Stadt verwiesen. Die Stadt verlor für immer all ihre Freiheiten, und die Stadtmauern, alle Befestigungen und Türme wurden nieder-gerissen.
Das Reichsfest bei Mainz.
(1184.)
a) Der Friede mit den Italienern war endlich hergestellt; auch mit dem Papste hatte sich Barbarossa zu Venedig ausgesöhnt. Zur Feier des Friedens veranstaltete später der Kaiser Friedrich I. ein großes Reichsfest. Es war aus Pfingsten des Jahres 1184. Dasselbe wurde abgehalten zwischen Rhein und Main, Hochheim und Erbenheim und verlief in glänzender Weise. Man baute den zu erwartenden Gästen zum Obdache hölzerne Häuser und Zelte von Leinwand in so endloser Menge und so großem Umkreise, daß sie wie eine große Stadt erschienen. Zu Tausende strömten sie herbei: Herzöge, Grafen, Erzbischöfe, Abte, Ritter, zahlloses Volk, fremde Gesandten, geladen und
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Extrahierte Personennamen: Arnold Arnold Arnold Arnold Heinrich Heinrich Arnold Jakob Barbarossa Barbarossa Friedrich_I. Friedrich_I.
Eroberung und Zerstörung Mailands. 175
war zu stark und zu weitläufig, um sie vollständig einzuschließen. Nun wollten die Mailänder unterhandeln, allein durch die Schuld des Kanzlers Rainald kam es zu neuen heftigen Kämpfen. Der Kaiser zog sich zurück, ließ alle Straßen nach Mailand auss Strengste bewachen und allen, die der Stadt Lebensrnittel zuführten, die rechte Hand abhanen. Eine Feuersbrunst vernichtete einen großen Teil der Vorräte, die Wasserleitungen wurden durch eine List entdeckt und zerstört, die Not stieg aus eine entsetzliche Höhe. Da erboten sich die Mailänder, der freien Wahl ihrer Consnln zu entsagen und ihre Stadtmauern niederzureißen; der Kaiser aber verlangte Unterwerfung auf Gnade und Ungnade. Sie ward beschlossen und am 1. März 1162 von 16 Abgeordneten im kaiserlichen Feldlager beschworen. Am 4. und 7. März folgte der große Zug ins Lager: die Banner wurden überreicht, alle stürzten ans die Kniee und flehten um des gekreuzigten Heilandes Willen um Verzeihung und schworen beständige Treue. Deutsche Ritter weinten vor Rührung, nur der Kaiser blieb unbewegt, sein Antlitz kalt wie Marmor. Er erklärte dann, nach dem Gesetze hätten alle den Tod verdient, dennoch wolle er ihnen aus Barmherzigkeit das Leben und Eigentum lassen, aber Mailand müsse vom Angesicht der Erde verschwinden, um für ewige Zeiten Zeugnis abzulegen , was Arglist und Meineid für Strafe fänden. Ende März sand unter unendlichem Jammer der Auszug der Besiegten und der Einzug der Sieger über die niedergerissenen Mauern statt. Die Feinde Mailands in Italien waren am eifrigsten im Verwüsten. Ein großer Teil der Stadt war aus Holz gebaut und ging in Flammen ans, die Kirchen allein blieben verschont. Über die Brandstätte soll der Pflug gezogen und Salz gestreut worden sein, zum Zeichen, daß der Boden aus ewig verflucht fei, die Bewohner Mailands aber mußten sich an vier offenen Flecken niederlassen. Am 1. April feierte der Kaiser den Sieg in Pavia und trug die Krone wieder.
4. Friedrich im Kampfe mit dem Papste.
Schon während der Belagerung von Ererna war Hadrian Iy. gestorben. Die Cardinäle hatten hieraus den kühnen, umsichtigen, hochgebildeten und tugendhaften Kanzler Roland Bandinelli, und nur zwei kaiserlich gesinnte den unbedeutenden Kardinal Oetavian, zum Papste gewählt. Jener nannte sich Alexander Iii., dieser Victor Iv. Obschon eigentlich nur Alexander rechtmäßig gewählt war, suchte Friedrich diesen Anlaß auszubeuten, um als Schiedsrichter über die Päpste aufzutreten und schrieb in dieser
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Extrahierte Personennamen: Rainald März Friedrich Friedrich Ererna Hadrian_Iy Roland_Bandinelli Alexander_Iii Alexander Victor_Iv Alexander Alexander Friedrich Friedrich
262 Das Innere der Städte.
berg nahe dem Rathause den Schlag des Dreschflegels, durch die Straßen ziehen Kühe und Schafherden zur Stadtweide, große Taubenflüge erheben sich, oft Ursache nachbarlicher Streitigkeiten, und die Schweine, deren Ställe selbst nach der Straße zu liegen, was der Rat in Frankfurt 1421 verbietet, wühlen im Straßenkot; im reichen Ulm wird 1410 den Schweinen das Recht des Herumlaufeus in den Straßen auf die Mittagsstunde von 11 —12 beschränkt. Ju den Flußarmen, die durch die Stadt führen, hat zahlreiches Vieh seine Schwemme, auf freien Plätzen sucht das Federvieh in Tümpeln neben stattlichen Gebäuden seine Nahrung, und es fehlt an abgelegenem Plätzen, auch selbst vor deu Häusern nicht an angehäuftem Dünger, den der Rat zu festlichen Zeiten und bei hohen Besuchen fortschaffen läßt. Für reichliches und gutes Wasser haben die alten Städte immer, oft mit großer Mühe und vielen Kosteu gesorgt; sie haben fließende Gewäfser um und durch die Stadt geleitet, Wasserreisen und Wasserhebewerke angelegt, denn Wasser ist ihnen für Vieh, Mühlen und viele städtische Gewerbe, sowie gegen Brandunglück unentbehrlich; es quillt in den vielen Ziehbrunnen der Straßen, sprudelt aus Plätzen in Schöpftröge von Stein und Metall und füllt an geeigneten Stellen große Wafserbottiche für Feuersgefahr. Bei Kirche und Rathaus erinnert noch die Linde an die Zeit, wo die Stadt noch nicht war, und besonders in den neuen Stadtteilen liegen zwischen den Häusern Obst- und Gemüsegärten, in denen Nelke, Lack, Rose und Lilie blühen. Fast den ganzen Tag hindurch tönt Glockenklang von den vielen Kirchen, Klöstern und Kapellen; er ist dem Bürger herzlich lieb, denn er mitklingt ihm das ganze Leben, und der Deutsche ehrt seine Glocken wie lebende Wesen und nennt sie gern Anna, Snsanna n. s. w. Während früher nur das Kirchengeläut die neun Tageszeiten der Kirche meldete und daneben das Horn des Türmers und eine Sonnenuhr oder eine Sanduhr am Rathaufe die Stunden wiesen, die nach römischem Brauch von 1—24 gezählt wurden, zeigt vom 14. Jahrhundert an das Zifferblatt der allmählich eingeführten Turmuhren die Stunden von 1 — 12.
4. Häusliche Einrichtung.
Die häusliche Einrichtung trug das Gepräge der Einfalt des Zeitalters. Im Erdgeschoß ist die Werkstatt und außerdem eilte Hinterstube mit Kammern als Wohngelaß, der meiste Raum der obern Stockwerke des Hauses dient aufgehäuften Vorräten. Noch wohnt selbst in vermögenden Häusern der Sohn mit seiner
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Kampf gegen Mailand. 1*1
stellt. Der Schrecken wirkte heilsam. Personen und Eigentum waren sicher, Handel und Verkehr blühten wieder. Man pries Friedrich als Vater des Vaterlandes.
3. Friedrich im Kampfe mit Mailand.
Weit schwerer als die republikanischen Römer waren die freien Städte der Lombardei zu bezwingen, über die Friedrich als Nachfolger Karls des Großen Lie Oberherrschaft beanspruchte. Diese waren seit Heinrich Iii. gewohnt sich selbst zu regieren, weil keiner der nachfolgenden Kaiser im Stande gewesen war, eine feste Herrschaft über sie geltend zu machen, und um die kaiserlichen Titel kümmerten sich die Städte wenig. Sie waren reich durch Gewerbe und Handel, namentlich machten die Lombarden fast alle Geldgeschäfte; hierin hatten sie nur die Juden zu Nebenbuhlern; da diese aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden das Übergewicht.
Der lombardische Adel wohnte in den Städten, freiwillig oder gezwungen, und bekleidete in der Regel die wichtigsten Ämter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche thuen streitige Bischosswahleu darboten; mancher Bischos schenkte ihnen von seinen Hoheitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkanften ihnen dieselben, so daß die Städte wirklich Republiken waren. Unter ihnen waren Genna, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung entfaltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mailand die mächtigste; aber auch Pavia, Tortoua, Cremona, Bologna, Verona u. a. waren reich und von einer zahlreichen und streitbaren Bürgerschaft bewohnt. Wären diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich machten, der ganzen Welt Trotz bieten können, allein sie haderten unaufhörlich mit einander. Pavia, als die alte lombardische Königsstadt, wetteiferte mit dem stärkeren, reicheren Mailand um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen wollten, mit grausamem Übermute. Die Bürger von Lodi baten den Kaiser um Schutz gegen Mailand, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach; sie aber verspotteten das kaiserliche Handschreiben, beschimpften die Boten und zerstörten das wehrlose Lodi. Auf feinem ersten Römerznge konnte Friedrich nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er Mailands Gebiet bis vor die Thore der Stadt,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Karls Heinrich_Iii Heinrich Friedrich Friedrich
956
Die Zeit der siegreichen Revolution.
Oberhaupte der Kirche geleitet würde, als Mittel borgen zu müssen.
Zudem hoffte man von der Mitwirkung des Papstes eine günstige Wir-
kung auf die der Kirche nicht Entfremdeten, deren Gemüther man da-
durch am leichtesten dem Herrscher unterwerfen würde. Nachdem das
Kaiserthum verkündet, nachdem eine Anzahl von Veränderungen, durch
welche die monarchische Gewalt Verstärkung erhielt, mittelst eines Se-
natsbeschlüsses angeordnet worden, sollte eine Kaiserkrönung das neue
Werk beschließen. Doch wollte der neue Kaiser nicht so weit gehen,
durch Empfang der Krone eine Sendung von dem Papste anzunehmen,
auch nicht dadurch, daß er nach Rom reiste, sich vor dem Oberhaupte
der Kirche beugen. Die Unterhandlungen zielten darauf, daß Papst
Pius Vh. nach Paris kommen und nicht die Krönung, sondern Salbung
und Segnung verrichten möge. Viele Bedenken stellten sich in Nom
dem Eingehen auf Napoleons Wünsche in den Weg. War schon die
Art, wie der Papst sich bei der Feier betheiligen sollte, eine dem Ver-
hältnisse zwischen Papst und Kaiser nicht entsprechende, so war die
Macht Napoleons, welche nach Entstehung und Wirksamkeit mehr von
der Macht der römischen Imperatoren als von der Macht der römischen
Kaiser hatte, welche durch den Gegensatz zu einem Berechtigten, selbst
mit Cäsars und Auguftus' Macht verglichen, im Nachtheile stand, nicht
der Art, daß der Papst ihr die geforderte kirchliche Weihe zu ertheilen
geneigt sein konnte. Dazu kam die Frage, wie der Papst der vertrie-
benen Familie der Bourbonen gegenüber den Kaiser salben könne, der
sich Kaiser der Franzosen nannte, und ungeachtet dieser Benennung war
die Stellung zweifelhaft, die der neue von Plänen der Weltherrschaft
erfüllte Kaiser dem wirklichen Kaiser gegenüber einnehmen würde. Alle
diese Gegengründe wurden in der Seele des sanften Pius Vii. von
den Vorstellungen erschüttert, durch welche seine Räthe unter dem Ein-
drücke der bereits in Napoleons Händen ruhenden Gewalt, der an seine
Freundschaft geknüpften Hoffnungen und der von seinem Unwillen be-
fürchteten Gefahren ihn zum Nachgeben zu stimmen suchten. Auch wur-
den von Paris aus die lockenden Worte, durch welche dem Papste das,
was man begehrte, als der größte Gewinn für die Kirche dargeftellt
wurde, nicht gespart, und die Entscheidung im Sinne des Kaisers wurde
dadurch herbeigeführt, daß gegen den Sinn des Kaisers der Erzbischof
von Lyon, Cardinal Fesch, der Stiefbruder von Napoleons Mutter Lä-
titia, in Rom die Erklärung abgab, der Papst solle dem Kaiser auch die
Krönung ertheilen. Der Papst kam, und Napoleon setzte am 2. De-
cember sich und seiner Gemahlin selbst die Krone auf. Der Papst hatte
sich erniedrigt, und die für die Kirche gehofften Vortheile blieben aus,
weil die zur Ausführung des Concordats erlassenen Verordnungen, oie
organischen Artikel genannt, dem Sinne des Concordats entgegen die
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleons Cäsars Napoleons Cardinal_Fesch Napoleons Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Rom Paris Napoleons Napoleons Paris Lyon Napoleons Rom
515
Vierter Abschnitt.
Die Länder und Staaten der Erde.
I. Asia.
§. 1. Beschreibung des Landes.
8ils Grenze gegen Europa wird eine Linie angenommen,
die vom Kar, Küstensiuß des Eismeers südwestl. zum Quell des
Ural, dann auf dem Obtschei Sirt südwestl. zur Wolga und jen-
seit derselben zur Mündung des Don zieht. Daß der Welttheil
auch mit Afrika, doch nur durch die Erdenge Suez zusammenhängt,
übrigens aber vom Eismeer, großen Ocean, indischen und mittel-
ländischen Meer bespült wird, ist schon früher angegeben. — Die
Ausdehnung Asia's ist gewaltig; von Sw. nach No. 1200, und
von So. nach Nw. 800 Meilen. Der Flächeninhalt (die
Inseln abgerechnet ) wird auf 800000 Qm. geschätzt; also 5mal
größer als Europa; doch hat unser kleiner Welttheil im Verhält-
niß weit mehr Küsten. Der Küstenumfang Asia's beträgt
7700 M., und der von Europa, das weit ausgezackter ist, 4300
M., die Inseln abgerechnet.
Der Halbinseln sind also wenige und von großem Umfang; die bedeu-
tendsten: Anatoli (Morgenland) od. Kleinasien 10000 Qm. — Arabien
48000 Qm. — Halbinsel diesseit des Ganges oder vorderindische 50000
Qm. — Halbinsel jenseit des Ganges od. hinterindische, mit der Neben-
Halbinsel Malakka — Korea — Kamtschatka — und einige unbewohn-
bare am Eismeer.
Flüsse und Seen.
1. Ohne Abzug zum Meere: Der caspische See zieht
den Blick zuerst an. Er hat eine Oberflache von 6000 Qm., ist
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Extrahierte Personennamen: Anatoli
Extrahierte Ortsnamen: Europa Afrika Suez Europa Europa Kleinasien Kamtschatka
5gö
Kaffee, Reis, Kakao, Maniok u. a. bauen. Schulen und Kirchen sind ange-
legt. Alle Neger, die man auf ertappten Sklavenschiffen trifft, werden hieber
gebracht. So haben auch die Nordamerikaner eme freie Negerkolonie an der
Pfefferküste angelegt; sie heißt Liberia. — Um mit Benin und vielleicht mit
Sudan Handel einzuleiten, haben die Engländer ein Fort auf Fernando Po
angelegt.
8. Nieder-Guinea, wo die Neger minder schwarz und eher olivenfar-
big sind. Portugal! macht auf den Besitz d. Küft. Loango, Kango, Angola
u. Vengúela Anspruch. Portugiese Hauptstädte sind Salvator u.loanda.
9. Cap land, an 6000 Qm., sonst holländische, seit 1806 engliche Besitzung
mit 120000 Bew., wovon 40000 Hottentoten und 35000 schwarze und ma-
laiische Sklaven. Die Weißen sind mehrentheils Holländer, doch auch Deutsche
rind Engländer. Als Station für Zndienfahrer ist das Land von besondrer
Wichtigkeit, weshalb man bald nach Entdeckung des Seewegs sich daselbst nie-
derließ. Die ersten Ansiedler fanden außer Beeren und wilden Trauben keine
genießbare Frucht. Zezt zieht man Getraide, Obst, Wein, Südfrüchte, Baum-
molle, Kaffee, Thee, und hat Bambusrohr, Palmen, sogar den Brotbaum hie-
her verpflanzt und den Seidenbau versucht. Capstadt an der Tafelbai mit
20000 E. ist Hauptort und Sitz des Gouverneurs; unweit das Landgut Con-
stantia, wo der beste Capwein. — Nordwärts im Innern nomadisiren die
Hott ent oten in thierischer Dummheit mit widerlich schnalzender Sprache;
und wohnen die Kaffern und Betjuaneu, die theils Ackerbau, theils Vieh-
zucht treiben.
10. Die Ostküste, wo an vielen Stellen reiche Vegetation, doch unge-
sundes Klima, viel Elfenbein und Gold, und arabische Produkte, als Weihrauch,
Myrrhen, Ambra u. a. — Negerstaaten, doch in einigen auch Araber herschend,
z. B. in Mel inda auf Küste Ajan und Mombaza auf Zanguebar. — Die
portugies. Niederlassungen, deren Hauptsttz Mosambik, sind elend und weniger
noch Kultur und Handel fördernd als in Nieder-Guinea.
11. Z ufe ln. a) Zm Osten. Auf Madagaskar sind heidnische Urbewoh-
ner von Negerraße, doch auch welche von arabischer und selbst malaiischer Ab-
kunft, doch ohne Muhamedanismus. Man treibt Ackerbau, Viehzucht und hat
verschiedne Herscher. Tannanariva mit 80000 E. und durch Schanzen und
Kanonen vertheidigt, ist Sitz des mächtigsten Königs, sein Audienzsaal nach
europ. Art verziert. Französ. Niederlassungen an der Küste sind noch unbedeu-
tend. — Von den Maskarenen- Inseln ist Bourbon od. Reunion (mit
7500' hohem Vulkan) französisch, und Moritz ober Zsle de France brit-
tisch. — k>) Zm Westen. Den Portugiesen gehören: die kapverdischen
Inseln (auf Fuego ein Vulkan 7400' hoch) und die nordkanarischen Ma-
dera und Porto santo. Madera ist die wichtigste, mit hohen Bergen und
lieblichen Thälern, tropischen Früchten und köstlichem Wein, der von Cypern da-
hin verpflanzt worden. Sie hat 100000 E.; ferner gehört ihnen die Gruppe
der Azoren, wo der Gouverneur auf Terceira wohnt. Spaniest besitzt
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432 Das römisch-deutsche Reich in den beiden nächsten Jahrhunderten
knüpften sich noch Befugnisse genug, die sich für jenen chm näher
liegenden Zweck benutzen ließen. In Italien hatten die Ereignisse
im neapolitanischen Reiche dessen Einfluß auf die Angelegenheiten der
übrigen Staaten abgeschnitten. Im Norden des Landes entwickelte
sich die Macht des Hauses Visconti mit einer solchen Gewalt, daß
selbst andere gibellinische Herrscherfamilien, wie die zur Herrschaft
von Mantua gelangten Gonzaga und die in Reggio an ihre Stelle
getretenen Este, die Macht des Herrschers von Mailand als eine feind-
liche fürchten mußten. Einer fürstlichen Gewalt gingen die gibellinischen
Häupter, vor allen die Visconti, dadurch entgegen, daß das Söldner-
wesen einriß und nicht mehr die Bürger der Städte die Kriege führten.
Denn durch eine besoldete Truppenmacht konnte der Führer von der
Partei, die ihn erhoben hatte, unabhängig werden, und das Besoldungs-
wesen gab ihm Einfluß auf die Geldmittel der Städte, so daß er an die
Spitze der Verwaltung trat, wie die richterliche Gewalt, früher von dem
Podefta geübt, schon an ihn übergegangen war. Die Ausdehnung des
Gebietes wurde sodann ein fernerer Schutz für das Haupt des neuen
Staates, da etwanige Versuche einer einzelnen Stadt, sich der willkühr-
lichen Herrschaft zu entziehen, durch die Kräfte der übrigen unterdrückt
werden konnten. Schon griff die Macht der Visconti über die Lombardei
hinaus. Auf der einen Seite faßten sie in der Romagna festen Fuß
und auf der andern Seite beugte sich das von innerer Parteiung zer-
rissene Genua so vor ihnen, daß es im Jahre 1353 sich förmlich unter-
warf. Auch die Welfen in Tuscien oder Toscana wurden von ihnen
bekämpft. Nur der Markgraf von Montserrat leistete ihnen noch nach-
drücklichen Widerstand. Während so im nördlichen Italien eine neue
große Macht sich bildete, war der Kirchenstaat im Begriff in eine
Menge kleiner Herrschaften sich aufzulösen. In Rom selbst aber, wo man
den zu Avignon wohnenden Gebieter fast vergessen hatte, tauchte ein
abenteuerlicher Versuch auf, die Herrlichkeit des alten weltbeherrschenden
römischen Volkes zu erneuern. Ein kühner und kluger Mann aus nie-
derem Stande, Cola di Rienzi, lieh den träumerischen Erinnerungen an
Roms alte Größe begeisterten Ausdruck und stieg zu solchem Ansehn
empor, daß er im Jahre 1342 als Mitglied einer Gesandtschaft, die Papst
Clemens Vi. zur Rückkehr nach Rom einladen sollte, das Wort führte,
obgleich der große Dichter Petrarca aus Arezzo (geboren im Jahre
1304, gestorben im Jahre 1374) dabei zugegen war. Im Jahre 1347
riß er das Volk zur Herstellung der Republik hin und bewirkte eine
Anzahl von Gesetzen, die auf Beseitigung der eingerissenen Unsicherheit
zielten. Seine Macht stieg so schnell, daß die Häupter des römischen
Adels die Stadt verließen. Gefeiert als Befreier Roms, das er unter
dem Namen eines Tribuns regierte, machte er allen Fürsten, auch dem
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550 Die pyrenäische Halbinsel, Skandinavien und Rußland rc.
die seine Alleinherrschaft über die Russen außer Zweifel setzte. Die
Vollendung seines Werkes erheischte Sorgfalt für die Ausbildung aller
Thätigkeiten des Volkes, durch welche das Bedürfniß der Ordnung ge-
steigert, und dem Herrscher größere Mittel zur Verfügung gestellt wer-
den. Er bemühte sich daher aus der Fremde Leute zu gewinnen, welche
Landbau und Gewerbe in lebhafteren Betrieb brachten. Eine Menge
von Familien aus Nowgorod wurde nach Moskwa versetzt, um hier
unter slavische Bevölkerung gemischt ihrer Vaterstadt, wo sie durch
slavische Ansiedler ersetzt wurden, die Kraft des Widerstrebens zu ent-
ziehen, und den neuen Wohnort zu einem Ausgangspunkte für Civilisation
machen zu helfen. Für die Zukunft sorgte ein Gesetz über die Untheilbar-
keit des Reiches, und da Conftantinopel die Hauptstadt des griechischen
Reiches und die Metropole der griechischen Kirche zu sein aufgehört
hatte, ward der Selbstherrscher aller Russen, der zu Moskwa in dem
von ihm erbauten Schlosse des Kreml wohnte, nicht allein der mächtigste
Fürst des Ostens, sondern auch der Schirmherr der Kirche seines Landes,
so daß die griechische Kirche für den Umfang des russischen Reiches ihr
geistliches Oberhaupt nun nicht mehr in dem Erzbischöfe von Kiew,
sondern in dem Patriarchen von Moskwa hatte, und für den russischen
Zweig der griechischen Kirche der Wille des neuen Schirmherrn so be-
stimmend wurde, als es einst für die gesammte griechische Kirche der
Wille des Kaisers zu Conftantinopel gewesen war.
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Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Moskwa Moskwa Kiew Moskwa
350
Mauerumkreis des Vatikan seit Pius Iv. die alte Leostadt umschloß,
erfuhr diese im kleinen das Schicksal der alten Servischen Mauern in
ihrem Verhältnis zu denen Aurelians.
Als Leo sein Werk vollendet hatte, nannte er die neue Stadt mit
Stolz Oivita.8 Leonina. Rom, dem die Päpste nun den Stempel ihrer
Herrschaft aufdrückten, hatte in Jahrhunderten kein größeres Fest ge-
feiert, als die Einweihung jener Mauern am 27. Juni 852. Ihre Be-
schreibung ist als Denkmal der Gebräuche jener Zeit von Wert. Alle
Bischöfe, Priester und Mönchsorden der Stadt umzogen, vom Papst ge-
führt, barfuß, das Haupt mit Asche bestreut, die Wälle mit Gesang.
Vorüberwandelnd sprengten die sieben Kardinalbischöfe Weihwasser auf
die Mauern; an jedem Thor ward angehalten, und jedesmal flehte der
Papst Segen auf die neue Stadt herab. Als der Umzug beendigt und
die Messe in St. Peter gelesen war, verteilte Leo freigebig die Roga,
Geschenke in Gold, Silber, seidenen Pallien, an Adel, Volk und Fremden-
kolonieen. Ferdinand Gregorovius.
Erinnerungen aus der Lindheit.
i.
Beim Erwachen und Schlafengehen denk' ich oft, wie sanft und sorg-
lich mich diese nie rastenden Mutterarme ins Bett gelegt und aus dem
Bette gehoben haben, schon als ich ein derber Junge war und stark
genug, aus eigenen Kräften zu bestehen.
Ach, die Mütter wissen wohl, was sie thun; es treibt sie ein Welt-
gesetz und ein himmlischer Instinkt: denn von dieser Mutterliebe ziehen
wir die Menschenliebe groß; von der dreimal heiligen Erinnerung an sie
erweichen und erweitern wir das im Weltverkehr, in Praktiken gleichwie
in Wissenschaften verknöchernde Herz!
Diese überschwengliche Mutterliebe ist der Same und das Erdreich
für alles Glauben, Lieben und Heilige, für alle sanfteren Empfindungen,
für alles Dichten und seelenvolle Denken, für alle menschliche Lebensart
und allen Gottesdienst, denn sie ist an und für sich selbst eine Religion.
Durch die Mütter, durch ihre Liebe, ihre nie endende Zärtlichkeit
und Veropfernng geschieht es, daß die Herzen gebildet, daß die Seelen
erzogen werden. Solange die Mütter noch Mütter bleiben, solange
sie noch heilig gehalten werden, solange die Kindheit noch ihrer Liebe,
ihrem Schirm und Schutz anvertraut bleibt, so lange bleibt auch das
Menschentum obenauf und die Natur im siegreichen Kampf gegen Un-
natur und Unmenschlichkeit. Dies ist die Bedeutung der Mutterliebe,
das ist ihre göttliche Vollmacht, ihre weltewige Kraft.
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Extrahierte Personennamen: Leo Leo Leonina Peter Leo Leo Ferdinand_Gregorovius Ferdinand