b Heinrich Ii. Kaiserkrönung. Züge nach Italien.
Ruhe^ herzustellen, zog er im Jahre 1004 nach Italien zur Bekämpfung des Markgrafen Hardnin von Jvrea, der sich zum Komge des Lougobardeureiches aufgeworfen hatte. Er blieb zwar siegreich und empfing zu Pavia die longobardifche Krone' m der Nacht entstand jedoch ein furchtbarer Aufruhr, und nur der unerschütterlichen Tapferkeit seiner Deutschen verdankte der König lerne Befreiung aus den Händen der Empörer.
8ehn jähre später wurde Heinrich auf einem zweiten %me nach Italien in der Peterskirche zu Rom zum Kaiser gekrönt und eichtest von dem Papste mit der Kaiserkrone deu sogenannten Reichsapfel, eine goldene, von einem Kreuze überragte Kugel, als Smubild der christlichen Weltherrschaft des römischen Kaisertums. Aus die Bitte des Papstes Benedict Viii., der im Jahre 1020 nach Bamberg gekommen, um die von Heinrich Ii. daselbst erbaute Domkirche einzuweihen, zog der Kaiser im sol-geudeu jähre zum drittenmal nach Italien, uni den päpstlichen L>ruhl gegen die Angriffe der Griechen zu schützen, welche seit der Schlacht bei Basantello ihre Macht in Unteritalien bedeutend verstärkt hatten; er konnte jedoch, da sein Heer durch abgebrochene Seuchen bedeutende Verluste erlitten hatte, trotz mehrerer über die Griechen davongetragener Vorteile, keine dauernden Erfolge eiringen. Zwei Jahre nach seiner Rückkehr nach 3)eutl*chz lctnö^ am 13. Juli 1024, starb er zu Groua (bei Göttingen) in, wachsen und wurde zu Bamberg, wo er ein neues, äußerst reich ausgestattetes Bistum gegründet hatte, feierlich beigefetzt. Mit nmt, erlosch das Haus der Sachseu. Heinrich war nicht nur ein umsichtiger, thatkräftiger Herrscher, geschmückt mit allen Regentenvorzügen seines großen Ahnherrn, sondern auch eiu Muster bei* erhabensten chrisilichen Tugenden. Reben bei- eigenen Heilung lag ihm nichts mehr am Herzeu, als die Hebuug des christlichen Sinnes seiner Unterthanen; barum war er eifrig be= müht, die Zahl der Kirchen und Klöster zu vermehren irnb die erlebigten Bischofssitze mit wahrhaft frommen, apostolischen Männern zu besetzen. Die tiefreligiöse Richtung seines Geistes, die sich von Jahr zu Jahr steigerte, ließ sogar, wie berichtet wirb, iu chm beit Gebanken entstehen, bent eitlen Prunke der Welt zu entsagen und sich in die Einsamkeit des neu erbauten Klosters zum heiligen Vitus bei Verbuu zurückzuziehen; der Abt aber, in bessert Hänbe er bereits das Gelübbe des Gehorsams abgelegt, besahl ihm, sich auch ferner als Kaiser bent Wohle seines Lan-bes zu weiheu.
Dem Könige ähnlich an makelloser Reinheit der Seele, in ächter Frömmigkeit nnb heiligmäßigem Wanbel war seine Ge-
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Ii Heinrich Hardnin_von_Jvrea Heinrich Heinrich Heinrich_Ii Heinrich Basantello Heinrich Heinrich
1o2 Friedrich I. Friede mit den Lombarden.
umstrahlt. Die Demütigung des mächtigsten Vasallen hatte das kaiserliche Ansehen ungemein gekräftigt und der Fehdelust, wie jeder Rechtsverachtung den stärksten Zügel angelegt. Ein herrlicher triebe, wie er lange vorher nicht erlebt Morden, verbreitete jetzt seine Segnungen durch alle Gaue. Die Aussöhnung des Kaisers mit der Kirche erweckte freudiges Zutrauen und Anhänglichkeit an den kraftvollen Fürsten und ein Gefühl ruhiger Sicherheit in allen Herzen.
Neben Deutschland umfaßte des Kaisers Sorge zumeist Italien; um auch dort die Saat, die er im Verein mit der Kirche gefäet, zur Reise gedeihen zu lassen, schloß er, als der Waffenstillstand mit den Lombarden ablies, mit.bensel&cit Frieden. Auf _ dem Reichstage, den er zu diesem Zwecke nach Eonstanz berufen (1183), erschienen 64 Bevollmächtigte und es wurden durch die dort gefaßten Bestimmungen die ronca lisch eit Beschlüsse aufgehoben.
Im August des Jahres 1184 zog der Kaiser nach Italien. Diesmal empfingen ihn die lombardischen Städte mit den größten Ehrenbezeugungen. Sein Zug von Stadt zu Stadt glich einem Triumphzuge, doch war es bei der schlummernden Eifersucht der Städte gegen einander unmöglich, bei Erteilung von Gnaden nicht die eine oder andere Stadt zu verletzen. Namentlich war es Mailand, das früher von ihm so hartnäckig bekämpfte, welches er jetzt mit reichen Freiheiten ausstattete; er bestätigte der Stadt alle Rechte, sprach sie von Leistungen frei und behielt sich und seinen Nachfolgern nur vor: bte feierliche Einholung bei der Krönung in Lombardiert und die Zahlung der damit verbundenen Kosten.
Gleichzeitig suchte der Kaiser zu festerer Begründung und Ausdehnung seiner Macht in Italien eine weitere Unterlage zu gewinnen. Er knüpfte mit Wilhelm Ii., dem Könige beider Sizilien, einen Frenndschaftsbund und warb um Constanze, die Vaterschwester und Erbin des kinderlosen Königs, für seinen Sohn Heinrich, der bamals 21 Jahre zählte. Der Papst, Lucius Iii., fürchtete durch diese Verbinbnng mit Recht Gefahren für beit Kirchenstaat, — der dann vollstänbig eingeschlossen der Gewalt der Kail er preisgegeben war — und machte Eiuwenbuugen; allein Friedrich achtete nicht darauf und nachdem Heinrich Vi. von dem Patriarchen von Aguileja in Mailand gekrönt worden war, ward die Hochzeit ebendaselbst mit großer Pracht vollzogen. Hundertfünfzig Lasttiere brachten den Brautschatz, und der Gäste aus allen Ländern waren so viele, daß sie im Freien lagerten (1186).
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Extrahierte Personennamen: Friedrich I. August Wilhelm Heinrich Heinrich Lucius_Iii Friedrich Friedrich Heinrich_Vi Heinrich Aguileja
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Italien Mailand Lombardiert Italien Sizilien Mailand
Die Zeit der siegreichen Revolution.
955
durch die Heiligkeit der ihr gegenüber zu beobachtenden Pflichten den
Unterschied zwischen ihm und den Häuptern alter mit der Geschichte
ihrer Länder verwachsenen Dpnastieen in Vergessenheit zu bringen be-
stimmt schien. Der Stellung, welche Frankreich dem übrigen Europa
gegenüber eingenommen hatte, fand man aber den Namen eines Königs
nicht mehr angemessen, glaubte vielmehr des kaiserlichen Namens zu
bedürfen, an welchen sich die Vorstellung eines Vorranges vor den
übrigen gekrönten Häuptern, ja einer Hoheit über einen Theil derselben
knüpfte. Indem man Bonaparte, wie er selber gern that, mit Karl
dem Großen, dem Beherrscher des von Gallien ausgegangenen Franken-
reiches, gern zusammenstellte, glaubte man durch ihn das Reich des
ersten abendländischen Kaisers erneuert zu sehen. Zugleich gewährte
die Kaiserwürde, auf Bonaparte übertragen, den Vortheil, daß die
Pracht, in welcher man sie mit der alten von den deutschen Königen
bekleideten Kaiserwürde konnte wetteifern lassen, desto schneller den neuen
Herrscher in der Vorstellung der Menschen auf eine Höhe versetzte, auf
welcher er den Ursprung seiner Macht aus dem Willen eines durch die
Revolution gegen die alte Ordnung empörten Volkes verläugnen konnte.
Ein Kaiserthum in solchem Sinne zu gründen, gab die einseitige Vor-
stellung Anlaß, die sich von dem alten Kaiserthume gebildet hatte, seit
mit den Verhältnissen, die ihm zur Voraussetzung dienten, die Wirklich-
keit in einen schroffen Widerspruch getreten war. Den kaiserlichen Be-
ruf, als einen auf die Kirche bezüglichen, hatte zum letzten Male
Karl V., der letzte der vom Papste gekrönten Kaiser, geübt. Marimi-
lian Ii. war der päpstlichen Krönung ausgewichen, um nicht durch die-
selbe. Pflichten zu übernehmen, die er nach den Verhältnissen und nach
seiner Stimmung unerfüllbar fand. Joseph Ii. hatte ungeachtet der
Kaiserwürde, die ihn zum Schirmer der Kirche machen sollte, sich mit
den in der Zeit herrschenden kirchenfeindlichen Gewalten zum Kampfe
gegen dieselbe verbündet, ja sich zum Vollstrecker der von einer gottlosen
Philosophie gefällten Urtheile gemacht. So übernahm denn auch Bona-
parte, der als Kaiser seinen Vornamen Napoleon führte, mit der neuen
Würde keine Verpflichtung gegen die Kirche, der er vielmehr, nachdem
er ihr Wiedererstehen in Frankreich bewirkt, doch während der ganzen
Dauer seiner Regierung ein Zwingherr blieb, weil er ihr nicht die
volle zu Erfüllung ihrer Sendung nothwendige Freiheit gewähren wollte.
Nichtsdestoweniger ließ er durch Talleprand lange Unterhandlungen mit
Papst Pius Vii. führen, um dessen Mitwirkung zur Gründung des
neuen Kaiserthums, dessen erster Träger er sein sollte, zu gewinnen.
Das Kaiserthum sollte mit der größtmöglichen Feierlichkeit eingeweibt
werden, und hierzu glaubte man, wie sich selbst den der Kirche Entfrem-
deten empfahl, die Pracht einer kirchlichen Feierlichkeit, welche von dem
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Extrahierte Personennamen: Karl
dem_Großen Karl Karl_V. Karl_V. Joseph_Ii Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Europa Gallien Franken- Frankreich
956
Die Zeit der siegreichen Revolution.
Oberhaupte der Kirche geleitet würde, als Mittel borgen zu müssen.
Zudem hoffte man von der Mitwirkung des Papstes eine günstige Wir-
kung auf die der Kirche nicht Entfremdeten, deren Gemüther man da-
durch am leichtesten dem Herrscher unterwerfen würde. Nachdem das
Kaiserthum verkündet, nachdem eine Anzahl von Veränderungen, durch
welche die monarchische Gewalt Verstärkung erhielt, mittelst eines Se-
natsbeschlüsses angeordnet worden, sollte eine Kaiserkrönung das neue
Werk beschließen. Doch wollte der neue Kaiser nicht so weit gehen,
durch Empfang der Krone eine Sendung von dem Papste anzunehmen,
auch nicht dadurch, daß er nach Rom reiste, sich vor dem Oberhaupte
der Kirche beugen. Die Unterhandlungen zielten darauf, daß Papst
Pius Vh. nach Paris kommen und nicht die Krönung, sondern Salbung
und Segnung verrichten möge. Viele Bedenken stellten sich in Nom
dem Eingehen auf Napoleons Wünsche in den Weg. War schon die
Art, wie der Papst sich bei der Feier betheiligen sollte, eine dem Ver-
hältnisse zwischen Papst und Kaiser nicht entsprechende, so war die
Macht Napoleons, welche nach Entstehung und Wirksamkeit mehr von
der Macht der römischen Imperatoren als von der Macht der römischen
Kaiser hatte, welche durch den Gegensatz zu einem Berechtigten, selbst
mit Cäsars und Auguftus' Macht verglichen, im Nachtheile stand, nicht
der Art, daß der Papst ihr die geforderte kirchliche Weihe zu ertheilen
geneigt sein konnte. Dazu kam die Frage, wie der Papst der vertrie-
benen Familie der Bourbonen gegenüber den Kaiser salben könne, der
sich Kaiser der Franzosen nannte, und ungeachtet dieser Benennung war
die Stellung zweifelhaft, die der neue von Plänen der Weltherrschaft
erfüllte Kaiser dem wirklichen Kaiser gegenüber einnehmen würde. Alle
diese Gegengründe wurden in der Seele des sanften Pius Vii. von
den Vorstellungen erschüttert, durch welche seine Räthe unter dem Ein-
drücke der bereits in Napoleons Händen ruhenden Gewalt, der an seine
Freundschaft geknüpften Hoffnungen und der von seinem Unwillen be-
fürchteten Gefahren ihn zum Nachgeben zu stimmen suchten. Auch wur-
den von Paris aus die lockenden Worte, durch welche dem Papste das,
was man begehrte, als der größte Gewinn für die Kirche dargeftellt
wurde, nicht gespart, und die Entscheidung im Sinne des Kaisers wurde
dadurch herbeigeführt, daß gegen den Sinn des Kaisers der Erzbischof
von Lyon, Cardinal Fesch, der Stiefbruder von Napoleons Mutter Lä-
titia, in Rom die Erklärung abgab, der Papst solle dem Kaiser auch die
Krönung ertheilen. Der Papst kam, und Napoleon setzte am 2. De-
cember sich und seiner Gemahlin selbst die Krone auf. Der Papst hatte
sich erniedrigt, und die für die Kirche gehofften Vortheile blieben aus,
weil die zur Ausführung des Concordats erlassenen Verordnungen, oie
organischen Artikel genannt, dem Sinne des Concordats entgegen die
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleons Cäsars Napoleons Cardinal_Fesch Napoleons Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Rom Paris Napoleons Napoleons Paris Lyon Napoleons Rom
515
Vierter Abschnitt.
Die Länder und Staaten der Erde.
I. Asia.
§. 1. Beschreibung des Landes.
8ils Grenze gegen Europa wird eine Linie angenommen,
die vom Kar, Küstensiuß des Eismeers südwestl. zum Quell des
Ural, dann auf dem Obtschei Sirt südwestl. zur Wolga und jen-
seit derselben zur Mündung des Don zieht. Daß der Welttheil
auch mit Afrika, doch nur durch die Erdenge Suez zusammenhängt,
übrigens aber vom Eismeer, großen Ocean, indischen und mittel-
ländischen Meer bespült wird, ist schon früher angegeben. — Die
Ausdehnung Asia's ist gewaltig; von Sw. nach No. 1200, und
von So. nach Nw. 800 Meilen. Der Flächeninhalt (die
Inseln abgerechnet ) wird auf 800000 Qm. geschätzt; also 5mal
größer als Europa; doch hat unser kleiner Welttheil im Verhält-
niß weit mehr Küsten. Der Küstenumfang Asia's beträgt
7700 M., und der von Europa, das weit ausgezackter ist, 4300
M., die Inseln abgerechnet.
Der Halbinseln sind also wenige und von großem Umfang; die bedeu-
tendsten: Anatoli (Morgenland) od. Kleinasien 10000 Qm. — Arabien
48000 Qm. — Halbinsel diesseit des Ganges oder vorderindische 50000
Qm. — Halbinsel jenseit des Ganges od. hinterindische, mit der Neben-
Halbinsel Malakka — Korea — Kamtschatka — und einige unbewohn-
bare am Eismeer.
Flüsse und Seen.
1. Ohne Abzug zum Meere: Der caspische See zieht
den Blick zuerst an. Er hat eine Oberflache von 6000 Qm., ist
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Extrahierte Personennamen: Anatoli
Extrahierte Ortsnamen: Europa Afrika Suez Europa Europa Kleinasien Kamtschatka
432 Das römisch-deutsche Reich in den beiden nächsten Jahrhunderten
knüpften sich noch Befugnisse genug, die sich für jenen chm näher
liegenden Zweck benutzen ließen. In Italien hatten die Ereignisse
im neapolitanischen Reiche dessen Einfluß auf die Angelegenheiten der
übrigen Staaten abgeschnitten. Im Norden des Landes entwickelte
sich die Macht des Hauses Visconti mit einer solchen Gewalt, daß
selbst andere gibellinische Herrscherfamilien, wie die zur Herrschaft
von Mantua gelangten Gonzaga und die in Reggio an ihre Stelle
getretenen Este, die Macht des Herrschers von Mailand als eine feind-
liche fürchten mußten. Einer fürstlichen Gewalt gingen die gibellinischen
Häupter, vor allen die Visconti, dadurch entgegen, daß das Söldner-
wesen einriß und nicht mehr die Bürger der Städte die Kriege führten.
Denn durch eine besoldete Truppenmacht konnte der Führer von der
Partei, die ihn erhoben hatte, unabhängig werden, und das Besoldungs-
wesen gab ihm Einfluß auf die Geldmittel der Städte, so daß er an die
Spitze der Verwaltung trat, wie die richterliche Gewalt, früher von dem
Podefta geübt, schon an ihn übergegangen war. Die Ausdehnung des
Gebietes wurde sodann ein fernerer Schutz für das Haupt des neuen
Staates, da etwanige Versuche einer einzelnen Stadt, sich der willkühr-
lichen Herrschaft zu entziehen, durch die Kräfte der übrigen unterdrückt
werden konnten. Schon griff die Macht der Visconti über die Lombardei
hinaus. Auf der einen Seite faßten sie in der Romagna festen Fuß
und auf der andern Seite beugte sich das von innerer Parteiung zer-
rissene Genua so vor ihnen, daß es im Jahre 1353 sich förmlich unter-
warf. Auch die Welfen in Tuscien oder Toscana wurden von ihnen
bekämpft. Nur der Markgraf von Montserrat leistete ihnen noch nach-
drücklichen Widerstand. Während so im nördlichen Italien eine neue
große Macht sich bildete, war der Kirchenstaat im Begriff in eine
Menge kleiner Herrschaften sich aufzulösen. In Rom selbst aber, wo man
den zu Avignon wohnenden Gebieter fast vergessen hatte, tauchte ein
abenteuerlicher Versuch auf, die Herrlichkeit des alten weltbeherrschenden
römischen Volkes zu erneuern. Ein kühner und kluger Mann aus nie-
derem Stande, Cola di Rienzi, lieh den träumerischen Erinnerungen an
Roms alte Größe begeisterten Ausdruck und stieg zu solchem Ansehn
empor, daß er im Jahre 1342 als Mitglied einer Gesandtschaft, die Papst
Clemens Vi. zur Rückkehr nach Rom einladen sollte, das Wort führte,
obgleich der große Dichter Petrarca aus Arezzo (geboren im Jahre
1304, gestorben im Jahre 1374) dabei zugegen war. Im Jahre 1347
riß er das Volk zur Herstellung der Republik hin und bewirkte eine
Anzahl von Gesetzen, die auf Beseitigung der eingerissenen Unsicherheit
zielten. Seine Macht stieg so schnell, daß die Häupter des römischen
Adels die Stadt verließen. Gefeiert als Befreier Roms, das er unter
dem Namen eines Tribuns regierte, machte er allen Fürsten, auch dem
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550 Die pyrenäische Halbinsel, Skandinavien und Rußland rc.
die seine Alleinherrschaft über die Russen außer Zweifel setzte. Die
Vollendung seines Werkes erheischte Sorgfalt für die Ausbildung aller
Thätigkeiten des Volkes, durch welche das Bedürfniß der Ordnung ge-
steigert, und dem Herrscher größere Mittel zur Verfügung gestellt wer-
den. Er bemühte sich daher aus der Fremde Leute zu gewinnen, welche
Landbau und Gewerbe in lebhafteren Betrieb brachten. Eine Menge
von Familien aus Nowgorod wurde nach Moskwa versetzt, um hier
unter slavische Bevölkerung gemischt ihrer Vaterstadt, wo sie durch
slavische Ansiedler ersetzt wurden, die Kraft des Widerstrebens zu ent-
ziehen, und den neuen Wohnort zu einem Ausgangspunkte für Civilisation
machen zu helfen. Für die Zukunft sorgte ein Gesetz über die Untheilbar-
keit des Reiches, und da Conftantinopel die Hauptstadt des griechischen
Reiches und die Metropole der griechischen Kirche zu sein aufgehört
hatte, ward der Selbstherrscher aller Russen, der zu Moskwa in dem
von ihm erbauten Schlosse des Kreml wohnte, nicht allein der mächtigste
Fürst des Ostens, sondern auch der Schirmherr der Kirche seines Landes,
so daß die griechische Kirche für den Umfang des russischen Reiches ihr
geistliches Oberhaupt nun nicht mehr in dem Erzbischöfe von Kiew,
sondern in dem Patriarchen von Moskwa hatte, und für den russischen
Zweig der griechischen Kirche der Wille des neuen Schirmherrn so be-
stimmend wurde, als es einst für die gesammte griechische Kirche der
Wille des Kaisers zu Conftantinopel gewesen war.
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Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Moskwa Moskwa Kiew Moskwa
436 Das römisch-deutsche Reich in den beiden nächsten Jahrhunderten
Tode zur Abtretung bewegen. Karl ertheilte die Belehnung und schloß
mit den österreichischen Fürsten eine Erbverbrüderung auf den Fall des
Erlöschens eines der beiden Häuser Habsburg und Luxemburg. Darüber
griffen die Wittelsbacher zu den Waffen, mußten aber nach einem sechs-
jährigen Kriege ihren Ansprüchen auf Tirol entsagen. Nachdem sich so
das habsburgische Gebiet vergrößert hatte, erweiterte Karl den Besitz
seines Hauses, indem er nach mannigfachen Verhandlungen und Krie-
gen bei dem Mangel an Einigkeit im wittelsbachischen Hause nicht allein
einen Theil der Oberpfalz mit Böhmen vereinigte, sondern im Jahre
1373 auch die Mark Brandenburg für seinen ältesten Sohn Wenzes-
law gewann, während dem entsagenden Kurfürsten Otto die Kurwürde
für die Zeit seines Lebens Vorbehalten blieb. Zwar hatte König Ludwig
von Ungarn sich dieser Vergrößerung der benachbarten böhmischen Macht
widersetzen wollen, aber Karl hatte ihn von einem Bündniß mit den
Wittelsbachern durch Unterhandlungen abgezogen, welche mit der Ver-
lobung seines zweiten Sohnes Sigismund mit Ludwigs Tochter Maria
endigten.
21. So wenig Karl Iv. ein Kaiser im alten Sinne war, wurde
er doch einmal veranlaßt, das kaiserliche Amt eines Beschützers der
Kirche zu üben. Diese Veranlassung kam von Papst Urban V., der auf
Innocenz im Jahre 1362 gefolgt war und sich nach Italien zurückzu-
begeben gedachte, um sich des französischen Einflusses zu entledigen und
die dortigen Verhältnisse zu ordnen. Galeazzo und Bernabo Visconti,
denen nach ihres Bruders Maffeo Ii. Tode die Herrschaft allein ge-
blieben war, überschritten, gestützt auf die aus allen Ländern zusammen-
gelaufenen Söldnerheere, deren Führer nach ihrem Dienstvertrage Con-
dottieren hießen, jedes Maß und schalteten auch innerhalb ihres Ge-
bietes mit grausamer, ja Bernabo, der sich in seinem Lande Kaiser,
Papst und Gott zu sein rühmte, mit boshaft ausgesuchter Tyrannei.
Karl reifte, seine Bereitwilligkeit zum Eingreifen zu zeigen, selbst nach
Avignon und redete mit dem Papste ab, in Nom mit ihm zusammenzu-
treffen. Ehe er von dort zurückkehrte, ließ er sich zu Arles von dem
dortigen Erzbischöfe die Krone des arelatischen Reiches aufsetzen, die
nach ihm Niemand mehr trug. Schon war auch die Grafschaft Vienne,
nach einem Beinamen, den ihre Grafen führten, Delphinat oder Dau-
phine genannt, in französischen Besitz übergegangen, da der letzte Del-
phin Humbert bei seinem Eintritte in den Mönchsstand im Jahre 1347
das Land an Philipps Vi. ältesten Sohn Johann übergeben hatte,
woher in der Folge der französische Thronfolger den Namen Dauphin
führte. Im Jahre 1367 trat Urban V. die Neise nach Italien an, zu
der auch ein Brief Petrarca's ihn dringend aufgefordert hatte. Dort
hatte umsonst Albornoz unermüdlich im Bunde mit den übrigen Herren
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Häuser_Habsburg Karl Karl Otto Otto Ludwig
von_Ungarn Ludwig Karl Karl Sigismund Ludwigs_Tochter_Maria Ludwigs Maria Karl_Iv Karl Urban_V. Urban_V. Innocenz Innocenz Galeazzo Maffeo Bernabo Karl Karl Philipps Johann Johann Urban_V. Urban_V.
9
Zu der ewig stillen Heimat
Führe aufwärts meine Seele."
Und das heil'ge Kreuzeszeichen
Küßt er noch zum letztenmal^
Seine Augen brechend sinken
Mit dem ersten Morgenstrahle.
Zu Valladolid verschieden
Ist der große Admirante —
Trauernd all die Palmen rauschen
In dem neuentdeckten Lande.
Joh. Bapt. Diel.
Königskrönung.
Die Königskrönung läßt sich passend mit der bischöflichen Ordination
vergleichen. Durch diesen kirchlichen Akt, bestehend in Segnungen und
Gebeten, in der Salbung mit Ol, als dem Symbole der Gnade und der
alle Gebrechen und Wunden heilenden Kraft Gottes, und in der Über-
reichung verschiedener auf die königliche Würde bezüglichen Symbole, wird
diese und mit ihr das ganze Reich in der eigentlichsten Bedeutung des
Wortes christianisiert und geheiligt; daher bezeichnet man im weitern
Sinne die Königskrönung sogar mit dem Ausdrucke Sakrament, ohne
jedoch, wie dies im Oriente geschah, sie wirklich als ein achtes Sakrament
zu betrachten. Durch diese Handlung wird es deutlich kundgegeben, daß
die königliche Gewalt von Gott und nicht vom Volke kommt; sie ist
nicht so sehr die Anerkennung eines entstehenden, als vielmehr die Heili-
gung eines selbst in den Wahlreichen schon bestehenden Rechtes. Sie
zeigt dem Könige die Erhabenheit seiner Würde, aber auch die Größe
seiner Pflichten; sie zeigt jedoch nicht minder dem Volke, wie es den von
Gott Erwählten durch Gehorsam zu ehren, und was es von dem zu
erwarten habe, der die ersten Augenblicke seiner Thronbesteigung dazu
verwendet, um laut ltnb öffentlich vor aller Welt sich als den Diener
Gottes und den Sohn der Kirche zu bekennen, und dazu benützt, um mit
feierlichem Gelübde zu versprechen, in Gerechtigkeit sein Reich zu regieren.
Sind zwar die Ritualien, die mau bei der Krönung anwendete,
nach Verschiedenheit der Länder und Zeiten verschieden, so stimmen sie
doch der Hauptsache nach überein. Es findet sich daher auch alles Wesent-
liche, ja selbst die uralten, hierbei gebräuchlich gewordenen Gebete, in dem
noch jetzt üblichen I'outitieale Romanum wieder. „Erhaben ist diese
Spendnng," sagt der heilige Petrus Damiani, „weil sie eine erhabene
Gewalt bewirkt. Denn wenn ein Geblüt von solchem Adel, sei es durch
Geburt oder Wahl für den Thron bestimmt, zum König erwählt wird,
dann wird der geistliche und weltliche Adel, des ganzen Reiches Kraft.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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§ 23. Walther von der Vogelweide.
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Von der Elbe unz an den Rin
und her wider unz an der Ttnger lant
mugen wol die besten sin,
die ich in der werlte hän erkant.
kan ich rehte schouwen
guot geläz und lip,
sam mir got, so swüere ich wol,
daz hie diu wip
bezzer sint dann’ ander frouwen.
Tiusche man sint wol gezogen,
rehte als engel sint diu wip getan.
swer sie schiltet, der’st betrogen:
ich enkan sin anders niht verstän.
tugent und reine minne,
swer die suochen wil,
der sol körnen in unser lant: da
ist wünne vil.
lange müeze ich leben dar inne!
Von der Elbe bis zum Rhein
Und zurück bis an der Ungarn Land,
Da mögen wohl die besten sein.
Die ich irgend auf der Erde fand.
Weiß ich recht zu schauen
Schönheit, Huld und Zier,
Hilf mir Gott, so schwör' ich, daß sie
besser hier
Sind als andrer Länder Frauen.
Züchtig ist der deutsche Mann,
Deutsche Fraun sind engelschön und rein;
Töricht, wer sie schelten kann.
Anders wahrlich mag es nimmer sein;
Zucht und reine Minne,
Wer die sucht und liebt,
Komm' in unser Land, wo es noch
Wonne gibt;
Lebt' ich lange nur darinne!
(Sirnrock.)
Ungünstige politische Verhältnisse ließen den Dichter bald wieder
Klage- und Mahnlieder anstimmen. Nach der Ermordung Philipps
(1208) war das Reich ohne Widerstreit dem Gegenkönige Otto zugefallen,
der im folgenden Jahre auch zum Kaiser gekrönt wurde. Aber schon
1210 belegte ihn der Papst wegen Zurückhaltung der Mathildischen Güter
mit dem Banne. Dieser Vorgang rief aufs neue den ganzen Grimm
Walthers hervor, der gleich den Rittern und Fürsten nach Philipps Tode
sich an Otto angeschlossen hatte. Aber mag der Dichter auch, vornehmlich
als politischer Parteimann, mit den schärfsten Waffen gegen Papst und
Hierarchie kämpfen, in seinem Innern bleibt er guter Christ; als solcher
fordert er den Kaiser auch zum Kreuzzuge auf. Seine Mahnung blieb
jedoch ebenso ohne Erfolg, wie seine Hoffnung, von Otto ein Lehen zu
erhalten, ohne Verwirklichung.
Fluch und Segen.
Rer badest, ich mac wol genesen,
wan ich wil iu gehorsam wesen,
wir hörten iuch der kristenheit ge-
bieten,
wes wir dem keiser1 selten pflegen,
dö ir im gäbent gotes segen,
Herr Papst, ich fürchte mich noch nicht.
Denn ich gehorch' Euch, wie es Pflicht.
Wir hörten Euch der Christenheit ge-
bieten.
Dem Kaiser untertan zu sein;
Ihr selber segnetet ihn ein.
* Kaiser Otto Iv.
13*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Walther Philipps Philipps Otto Grimm
Walthers Philipps Otto Otto Otto