Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Leitfaden der Weltgeschichte zum Gebrauche für Schulen - S. 82

1882 - Mainz : Kirchheim
Alexander zur Flucht und führte den Gegenpapst Pascha-lis Iii. triumphierend in die Peterskirche ein. Doch furchtbare Krankheiten decimirten sein Heer; er mußte nach Deutschland zurückkehren. Auf der Heimreise wäre er in Susa ermordet worden, wenn nicht der edle Ritter Hermann von Sieben eichen ihn mit eigener Lebensgefahr gerettet hätte. Die Abwesenheit Friedrichs hatte Heinrich der Löwe benutzt, um seine Macht weiter auszudehnen. Er hatte den Plan, ein slavisches Reich im Rücken Deutschlands zu gründen, und war deshalb mit seinen Grenznachbarn in Thüringen und Brandenburg in Fehde geraten. Friedrich versöhnte sie in Bamberg 1168 und bestimmte sie zur Teilnahme an seinen eignen Kriegen. Fünfter Zug 1174. Derselbe fiel unglücklich für den Kaiser aus. Er verlor die blutige Schlacht bei Leguauo 1176. Friedrich schrieb diese Niederlage der Treulosigkeit Heinrichs des Löwen zu, der am Vorabende der Schlacht mit seinem Heere abzog, obwohl der Kaiser ihn kniefällig gebeten hatte, ihn im Augenblicke der höchsten Gefahr nicht zu verlassen. Zum Glücke für beide Teile versöhnten sich Kaiser und Papst in Venedig 1177. Friedrich erkannte Alexander als Papst an, und dieser sprach ihn vom Banne los. Der Friede mit dem lombardischen Bunde kam 1183 in Const'anz zu Stande. Bei seiner Rückkehr nach Deutschland nahm Friedrich an Heinrich dem Löwen Rache. Er entsetzte denselben seiner Länder. Sachsen kam an Bernhard, den Sohn von Albrecht dem Bären; Baiern erhielt Otto von Wittelsbach, der Stammvater des noch jetzt regierenden baierischen Hauses. Heinrich leistete in E r f u r»t Abbitte und erhielt vom Kaiser seine Erbländer Lüneburg und Braunschweig zurück 1182. Er verließ Deutschland und ging an den Hof seines Schwiegervaters, Heinrich Ii. von England. Nachdem Friedrich 1. 1184 einen glänzenden Reichstag in Mainz gehalten hatte (40,000 Ritter anwesend), unternahm er mit seinen Söhnen den s e ch st e n Zug nach Italien. Er vermählte seinen ältesten Sohn Heinrich mit C o n st a n t i a, der Erbin von Neapel und Sieilien. Saladin, der Sultan von Egypten, hatte Jerusalem wieder erobert. Dies bestimmte Friedrich zum dritten Kreuzzug 1189. Beim Uebersetzen über den Fluß Saleph oder Kalykadnus fand der Kaiser den Tod in den Wellen. Er

2. Das Mittelalter - S. 132

1884 - Mainz : Kirchheim
132 Heinrich Iv. Rudolf v. Schwaben. Bürgerkrieg. gegen den Papst ermunterte. Heinrich ließ sich reizen und wurde wankelmütig. Er vergaß, was er in Canossa versprochen halle, machte mit den Bischöfen der Lombardei und den weltlichen Großen daselbst — welche sich mit der Hoffnung schmeichelten, mit Heinrichs Hilft den ihnen verhaßten Papst Zu vertreiben — gemeinschaftliche Sache und fiel mit einem Heere in Italien ein. Er machte sogar Anstalten einen Gegenpapst aufzustellen. Noch im Jahre 1077 fand in Forchheim ein Reichstag statt, den aber Gregor nicht besuchen konnte, weil Heinrich ihm den Weg nach Deutschland versperrt hatte. Hier wurde, so sehr auch Gregor diesen Schritt nur im schlimmsten Notfälle zu thun geraten hatte, Herzog Rudols von Schwaben zum Könige gewählt. Jetzt begann der Krieg durch Deutschland zu wüten, welcher die betreffenden Länder in eine Wüste verwandelte. Der Papst, der sich anfangs weder für Heinrich, was nach allen Vorgängen unmöglich war, noch für den Gegenkönig Rudolf von Schwaben entschied, weil dieser ohne sein Zuthun gewählt worden war, ermahnte beide Teile zum Frieden und wollte auf einem neuen Reichstage die Sache entschieden haben. Wie sehr auch solches Benehmen das edelmütige Herz Gregors offenbarte, so schlecht ward es ihm doch von beiden Seiten gelohnt. Erst 1080, da Heinrich von seinen Eingriffen in die Rechte der Kirche nicht abließ, sprach Gregor auf einer neuen Synode zu Rom das Endurteil. Er erklärte den König Heinrich für abgesetzt, Rudolf aber als rechtmäßig erwählten König von Deutschland. Da der Gegenkönig Rudols jedoch schon im folgenden Jahre in einer Schlacht fiel, zog Heinrich nach Italien. Überall fielen ihm die abtrünnigen Bischöfe zu, und Wtbert1) von Ravenna als Gegenpapst aufstellend, zog er mit Heeresmacht gegen Rom. Heinrich verlangte nun von Gregor, er möchte ihm die Kaiserkrone aussetzen, daun wolle er Wibert verabschieden und in Frieden abziehen. Allein der Papst blieb unbeugsam; sein Geist hob sich mit der Gefahr. Als Heinrich endlich mit Gewalt eindrang, und von Wibert die Kaiserkrone empfing, fand Gregor Hilfe bei den Normannen. Ihr tapferer Herzog Gniskard leistete dem schwerbedrängten Papst Hilft und sicherte ihm in Salerno eine Zuflucht. Papst Gregor wankte indeß feinen Augenblick; erhielt fest am Rechte, wenn auch das Glück ihn verließ. Jedoch die Kräfte seines Lebens, welche in geistiger und leiblicher An- 1) Clemens Iii.

3. Das Mittelalter - S. 171

1884 - Mainz : Kirchheim
Kampf gegen Mailand. 1*1 stellt. Der Schrecken wirkte heilsam. Personen und Eigentum waren sicher, Handel und Verkehr blühten wieder. Man pries Friedrich als Vater des Vaterlandes. 3. Friedrich im Kampfe mit Mailand. Weit schwerer als die republikanischen Römer waren die freien Städte der Lombardei zu bezwingen, über die Friedrich als Nachfolger Karls des Großen Lie Oberherrschaft beanspruchte. Diese waren seit Heinrich Iii. gewohnt sich selbst zu regieren, weil keiner der nachfolgenden Kaiser im Stande gewesen war, eine feste Herrschaft über sie geltend zu machen, und um die kaiserlichen Titel kümmerten sich die Städte wenig. Sie waren reich durch Gewerbe und Handel, namentlich machten die Lombarden fast alle Geldgeschäfte; hierin hatten sie nur die Juden zu Nebenbuhlern; da diese aber oft verfolgt und ausgeplündert wurden, behaupteten die Lombarden das Übergewicht. Der lombardische Adel wohnte in den Städten, freiwillig oder gezwungen, und bekleidete in der Regel die wichtigsten Ämter. Besonders hatten die Lombarden die Gelegenheit benutzt, welche thuen streitige Bischosswahleu darboten; mancher Bischos schenkte ihnen von seinen Hoheitsrechten, damit sie ihn anerkannten, andere verkanften ihnen dieselben, so daß die Städte wirklich Republiken waren. Unter ihnen waren Genna, Venedig und Pisa stark als Seemächte und reich durch Handel, der sich besonders durch die Kreuzzüge rasch zu großer Ausdehnung entfaltete. Unter den Städten des Binnenlandes war Mailand die mächtigste; aber auch Pavia, Tortoua, Cremona, Bologna, Verona u. a. waren reich und von einer zahlreichen und streitbaren Bürgerschaft bewohnt. Wären diese Städte einig gewesen, so hätten sie in jener Zeit, wo starke Mauern fast unüberwindlich machten, der ganzen Welt Trotz bieten können, allein sie haderten unaufhörlich mit einander. Pavia, als die alte lombardische Königsstadt, wetteiferte mit dem stärkeren, reicheren Mailand um den Vorrang, und dieses behandelte die kleineren Städte, welche sich nicht unterordnen wollten, mit grausamem Übermute. Die Bürger von Lodi baten den Kaiser um Schutz gegen Mailand, und dieser schickte den Mailändern ein Schreiben, in welchem er zu ihnen als Kaiser und Herr sprach; sie aber verspotteten das kaiserliche Handschreiben, beschimpften die Boten und zerstörten das wehrlose Lodi. Auf feinem ersten Römerznge konnte Friedrich nicht Rache nehmen, weil sein Heer zu klein war, doch verheerte er Mailands Gebiet bis vor die Thore der Stadt,

4. Die Neuzeit - S. 105

1884 - Mainz : Kirchheim
Erzbischof Cranmer. 105 Geheimrates, später zum Kanzler, zum ersten Sekretär des Königs und Generalvikar ernannt. Man könnte es auffallend finden, daß Heinrich nicht, und zwar schon früher, einfach die lutherische Lehre annahm, wodurch er seinen Zweck ebenso gut erreichen konnte. Allein er wollte von Luther nichts wissen. Ja als derselbe in seiner Schrift von der „babylonischen Gefangenschaft der Kirche" die Siebenzahl der Sakramente angriff, schrieb Heinrich eine Verteidigung derselben, wofür er vom Papst den Titel „Verteidiger des Glaubens" erhalten hatte. Auch jetzt noch hatte Heinrich, so entbrannt er war, keineswegs im Sinne, zu den Lehren Luthers überzutreten. Er wollte sogar im Anfang bloß drohen, und wäre durch eine günstige Erklärung Roms in derscheidungssache damals wieder einzulenken gewesen. Als dies aber nicht geschah, betrat er die ihm von Cromwell bezeichnete Bahn und begann das sogenannte „Reformationswerk." Es ist demnach klar, daß es ihm durchaus nicht um die „Reinigung und Verbesserung des Glaubens," sondern nur um Erhöhung seiner Macht und Gewalt zu thun war. Schlag auf Schlag folgten jetzt die Maßregeln, die dem endlosen Scheidungsprozesse ein Ende machten. Die gesamte Geistlichkeit mußte eine Urkunde unterschreiben, worin der König als „alleiniger und oberster Landesherr und Oberhaupt der Kirche und der Geistlichkeit" anerkannt wurde. Wenig kümmerte es den König, daß hinzugefügt wurde, „soweit es nach dem Gesetze der Kirche erlaubt ist." Hiermit begann nun der Streit mit dem päpstlichen Stuhle, welcher schnell dahin gedieh, daß die Annaten und Einkünfte des ersten Jahres von allen Pfründen und geistlichen Würden, welche für die Bestätigungen des apostolischen Stnhles nach Rom geflossen waren, durch das Parlament abgeschafft, und die Publikation päpstlicher Verordnungen von der Genehmigung des Königs abhängig gemacht wurde. Katharina erhielt den Befehl, das Schloß Windsor zu verlassen; sie that es mit den Worten: „Wohin ich auch gehe, bleibe ich ja doch seine rechtmäßige Gemahlin." Nun begann der Scheidungsprozeß vom neuen, mit dessen Führung der vom Könige zum Erzbischof von Canterbury ernannte Cranmer beauftragt wurde. Ein passenderes Subjekt konnte kaum gesunden werden. Cranmer war bereits heimlich mit der Nichte Osianders in Tübingen vermählt; nichts desto-weniger aber nahm er das katholische Erzbistum mit allen darauf haftenden Eiden und Verpflichtungen an. Die Scheidungssache ging denn auch ganz nach Wunsch des Königs von

5. Die Neuzeit - S. 103

1884 - Mainz : Kirchheim
Anna Boleyn. Ehescheidungsangelegenheit des Königs. 103 starb, war sie mit ihm verlobt worden. Da jedoch nach kanonischem Rechte die Ehe mit der Wittwe des Bruders verboten ist, gab Papst Julius Ii. wegen des nahen Verwandtschaftsgrades Dispens. Auch Heinrich kamen über die Rechtmäßigkeit seiner Ehe nicht eher Bedenken, bis Anna Boleyn als Hofdame seiner Gemahlin am englischen Hose erschien. Katharina von Aragonien, acht Jahre älter als Heinrich Viii., war von großer Schönheit, eine echte Tochter Spaniens. Sie verlor jedoch mit den Jahren, wo der Altersunterschied Zwischen den beiden Gatten mehr zu Tage trat, und durch Kränklichkeit t^re Jugendsrische ; und Heinrich, obgleich er früher seiner Gemahlin so innig zugethan gewesen, daß nach den Worten eines Zeitgenossen nie ein Mann seine Fran zärtlicher liebte, wandte sich anderen Frauen zu. Zuerst entflammte Maria Boleyn seine Leidenschaft , bis ihre jüngere Schwester Anna an den Hof kam, für die er nun eine für England fast dämonische Neigung faßte. Bereits an einen Perey verlobt, wurde dieses Bündnis auf Befehl des Königs getrennt, — für sie, nebst einem glänzenden Geschenk an Juwelen, der erste Beweis, welch hohen und gefährlichen Gönner sie habe. Das Band war geknüpft, der Würfel war gefallen. England sollte es bis in feine innersten Fasern, bis in das Heiligtum feiner religiösen Anschauungen fühlen, daß König Heinrich Viii. die schöne Anna Boleyn liebe. Als er ihr aber feine Liebe eröffnete, erwiderte sie — durch das Beispiel ihrer verlassenen Schwester gewitzigt — mit eben so viel Verbindlichkeit wie Entschiedenheit: „Ich würde mich sehr glücklich schätzen, Sire, Ihre Gemahlin zu sein." Durch diese Antwort wurde des Königs Leidenschaft noch mehr gereizt, und Anna besaß Gewandtheit genug, seinen wiederholten Liebesbeteuerungen nur so weit nachzugeben, um ihn immer mit neuer Hoffnung, mit heftigerer Sehnsucht zu erfüllen. Ihre Schönheit, ihr lebenslustiges und geistvolles Wesen machten einen so überwältigenden Eindruck aus den König, daß er mit allem Ernst und Eifer an die Lösung seiner Ehe mit Katharina dachte. Er wandte sich deshalb an den Papst und verlangte aus Grund des mosaischen Gesetzes, nach welchem die Heirat mit der Wittwe des Bruders verboten ist, Scheidung von Katharina. Allein er mußte bald einsehen, daß dieses nicht so leicht ging als er dachte. Zwar schnitt der päpstliche Stuhl die Angelegenheit nicht geradezu ab, suchte sie aber in die Länge zu ziehen, indem er die Neigung Heinrichs für eine flüchtige hielt und durch die Zögerung dessen Leidenschaft abzukühlen glaubte. Auch wollte

6. Die Neuzeit - S. 138

1884 - Mainz : Kirchheim
loo England. Elisabeth. Zügen, goldblonden Haaren und dunkeln Augen voll Feuer verband sie einen stattlichen Wuchs und eine majestätische Haltung. Die Stürme, die ihre Jugend nmbranft, hatten in ihr einen hohen Grad von Mut und Thatkraft entwickelt, der nach ihrer Thronbesteigung in die gleiche despotische Willkür ausartete, welche ihres Vaters Regierung gekennzeichnet. Die Grundsätze der Reformation waren ihr durch Craumer beigebracht, und von ihr selbst durch das Lesen Melanchthon'scher Schriften ausgenommen worden, daher denn auch die Vermutung nahe 'lag, daß sie nach ihrer Thronbesteigung das Panier des Protestantismus entsalten und überhaupt einen gänzlichen Umschwung der Dinge herbeiführen werde. Das erstere beabsichtigte sie allerdings, wie sie selbst den protestantischen Fürsten in Deutschland, Dänemark und Holstein erklärte, war aber andererseits nicht gesonnen , eine republikanische Kirche mit einem nicht durch Gesetze wörtlich vorgeschriebenen Glauben zu dulden, und versuchte deswegen sich mit dem Papste Paul Iv. ins Einvernehmen zu setzen. Dieser aber erklärte ihrem Gesandten, daß nach seiner Ansicht Elisabeth keine legitime Tochter Heinrichs Viii sei, und daß deswegen der Königin Maria Stuart von Schottland der englische Thron gebühre. Diese, an den Dauphin (später König) Franz (Ii.) von Frankreich vermählt, ^ hatte auch nach dem Tode Marias Titel und Wappen einer Königin von England angenommen , weil fte von der ältesten Schwester Heinrichs Viii. (die mit dem Könige Jakob Iv. von Schottland vermählt gewesen) abstammte, und Elisabeth von dem letzteren als Bastard erklärt worden war. Aber des Papstes Absicht, über das Thronfolge-recht der beiden Königinnen zu entscheiden, scheiterte an dem Beschlusse des englischen Parlaments, welches sich für Elisabeth erklärte. Unbestritten bleibt, daß Elisabeth den Grund zu Englands Nationalität und Großmacht gelegt hat und sich damit selbst den Ruhm einer großen Königin in den Augen ihres Volkes verschaffte. Zn dieser Größe trugen hauptsächlich auch ihre Räte bei, welche sie gleich bei ihrem Regierungsantritte mit richtiger Würdigung der Persönlichkeit auswählte. Von ihnen unterstützt, begann Elisabeth zunächst die Kirche Englands vom apostolischen Stuhl loszureißen. Da Papst Paul Iv. die Ehe Heinrichs Viii. mit Anna Boleyn, der Mutter Elisabeths nicht für ächt erklären konnte, ließ sie bei dem Parlamente die Anträge stellen, die Zehnten und' ersten Früchte an die Krone zurückzugeben, und der Königin die erste Gewalt in Kirchenfachen wieder zu übertragen. Das Parlament war so gefügig, mit nur vier

7. Die neueste Zeit - S. 103

1886 - Mainz : Kirchheim
Die Kölner Wirren. Clemens August. 103 welche die Bestimmungen des päpstlichen Breve's fast ganz aufhob. Dieser Übereinkunft traten auch die Bischöfe von Trier, Paderborn und Münster bei. Kurz vor seinem Tode aber sandte der Bischof von Trier, der den von ihm gethanen Schritt bereute, einen Widerruf der erwähnten Übereinkunft uach Rom, wodurch man dort von dem Bestehen derselben erst sichere Kunde erhielt. Unterdessen war Clemens August von Droste-V i s ch e r i n g , bisher Weihbischof von M ü n st e r , ein fester Charakter, als Nachfolger des Grafen Spiegel auf den Erzstuhl von Köln erhoben worden. Dieser treukatholische Prälat, welcher jetzt erst zur Kenntnis der fraglichen Übereinkunft gelangte, befahl seinem Generalvikariat, die gemischten Ehen nur nach Vorschrift des päpstlichen Breve vom 25. März 1830 zu behandeln und erklärte auch der Regierung, daß er die Übereinkunft von 1834 nur in soweit befolgen werde, als sie mit dem genannten Breve in Übereinstimmung stehe. Die preußische Regierung schritt nun zu Gewaltmaßregeln. Da der Erzbischos weder die den Pfarrern gegebene Anweisung zurücknehmen noch sein Amt gutwillig niederlegen konnte und wollte, so wurde er am 20. November des Jahres 1837 gewaltsam nach der Festung Minden abgeführt. Alle guten Katholiken, nicht nur in Preußen, sondern in ganz Deutschland und selbst in den Nachbarländern wurden durch dieses Ereignis äußerst schmerzlich berührt. Obwohl Papst Gregor Xvi. seine Trauer über das Geschehene ausdrückte, und gegen diesen Gewaltschritt der weltlichen Macht feierlichst Einspruch that, so konnte er doch die Wiedereinsetzung des gefangenen Erzbischoss nicht auswirken, vielmehr wurde das Zerwürfnis noch größer durch einen zweiten ähnlichen Vorfall. Der Erzbischof von Posen und Gnesen, Martin von Dunin, hatte wiederholt von der Regierung die Erlaubnis nachgesucht, in betreff der gemischten Ehen entweder das Breve Pius Viii. vom 25. Mai 1830 zu veröffentlich eit oder in dieser sür feine Diözese hochwichtigen Angelegenheit beim apostolischen Stuhle anfragen zu dürfen; da er auf alle diese Bitten abfchläglich beschießen wurde, so wies er feine Geistlichkeit an, bei der Einsegnung der gemischten Ehen genau nach den kirchlichen Vorschriften zu verfahren. Dieses Benehmen des Erzbischofs veranlaßte längere Unterhandlungen mit der Regierung, welche keinen andern Erfolg hatten, als daß dem ersteren der Prozeß gemacht, und derselbe vom Oberlandesgericht zu Posen zur Entsetzung seines Amtes und zu sechsmonatlicher Fe-stungsstrafe verurteilt wurde. Am 6. Oktober 1839 wurde er nach der Festung Kelberg abgeführt.

8. Viertehalb Jahrhunderte - S. 586

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
586 Kaiser Karl V. und die Kirchentrennung in Deutschland. sah man an der Aufnahme, welche das von dem Legaten zu Nürnberg in Betreff der Türken Gesagte in Deutschland fand. Seine Hinweisung auf die Gefahr, welche die Eroberung Ungarns für Deutschland brin- gen würde, rief eine Schrift hervor, in welcher gesagt wurde, daß man lieber den Türken als dem Papste dienen wolle. So sah denn Ha- drian, der letzte nicht aus Italien stammende Papst, seine Hoffnungen auf Hebung der Spaltung in Deutschland vereitelt, während seine Ver- besserungen in Nom ihm die Abneigung der dadurch in ihren Vortheilen geschmälerten Römer zuzogen. Gleich erfolglos blieben die Bemühun- gen seines Nachfolgers Clemens Vii. (1523—1534), eines Sohnes des durch die Pazzi ermordeten Julian, der mit dem im Hause der Mediceer herrschenden Sinne für Kunst und Wissenschaft eine christliche Gesinnung verband, wenn er auch als Regent mehr der Stellung eines Fürsten Italiens, als der eines Kirchenoberhauptes gewachsen war. 6. Luther war bei der Heimkehr von Worms auf Veranstaltung seines Kurfürsten, der ihn gegen die Wirkungen der erwarteten Achts- erklärung sichern wollte, mittelst eines scheinbaren Ueberfalles auf die Wartburg entführt worden, wo er durch Schriften an der Fortbildung seines Werkes arbeitete und die Uebersetzung der heiligen Schrift in das Deutsche begann. Erst nach einem Jahre verließ er seinen Zufluchts- ort, um in Wittenberg einem Fortgange der kirchlichen Umwälzung und einem Sturme auf Bilder und Altäre der Kirchen, wodurch er sein eigenes Bemühen überboten sah und wodurch er sein ganzes Werk ge- fährdet glaubte, Einhalt zu thun. Unter heftigen Erschütterungen ver- floß das dem Reichstage zu Worms folgende. Jahrzehnt, und im Laufe . desselben gewann bei der umfassenden und unermüdlichen Thä- tigkeit Luthers die neue Lehre, mit deren Fortbildung die Veränderung des Gottesdienstes und die Vernichtung der Kirchenverfassung glei- chen Schritt hielten, eine bestimmtere Gestalt und einen breiteren Bo- den. Eine Anzahl von Umständen vereinigte sich, den Verlauf zu fördern. Als die Bewegung begonnen hatte, versprach man sich von ihr Abstellung vieler Uebelstände in der Kirche, die man längst beklagt hatte. Unter dem Eifer des Beifalls erblickte man nur die Erschütterung einer Macht, welche bisher dem Begehren nach Beseitigung jener Uebel- stände nicht genügt hatte. Dazu kam, daß bei der entstandenen Gäh- rung gegen jede Art des Druckes, der irgendwo zu empfinden war, eine Rettung im Anschlüsse an die ausgebrochene Bewegung gesucht wurde, und Wünsche, die gar keine Rechtfertigung für sich hatten, jetzt auf stür- mische Weise ihrem Ziele entgegeneilten. Dieses war der Fall bei Mit- gliedern des Klerus in den Klöstern und außerhalb derselben, welche die Last der Zucht schon lange ungern ertragen hatten, und indem sie die- selbe jetzt durch Anschluß an die Neuerung plötzlich von sich warfen, zu-

9. Viertehalb Jahrhunderte - S. 662

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
662 Spanien, Deutschland und Italien zur Zeit des Königs Philipp Ii. 12. In Italien, wo das spanische Uebergewicht unbestritten blieb und bei dem Eifer, mit dem der König von Spanien der Kirche diente, auch die Päpste nicht zu Gegenbestrebungen aufforderte, nahm der Kirchenstaat in demselben Maße eine vortheilhaftere Stellung ein, als dessen Beherrscher ihr kirchliches Ansehn der Durchführung der in Trient entworfenen Pläne kirchlicher Reformation widmeten. Das Spiel der Staatskunst, in welche die Päpste früher verstrickt gewesen waren, hörte auf, und an die Stelle der Bemühungen, für die Unabhängigkeit ihres Staates ein fremdes Uebergewicht durch fremde Bundesgenossen zu be- seitigen oder die mit der geistlichen Würde verknüpfte weltliche Macht zur fürstlichen Ausstattung von Gliedern der eignen Familie zu benutzen, konnte die Sorge für Regelung der inneren Verhältnisse des Staates treten. Der für den Kirchenstaat schädliche Einfluß von Neffen der Päpste und ihre Begünstigung auf Kosten des Kirchenstaats, zwei Uebel- stände, die man unter dem Namen des Nepotismus zusammenfaßte, zeigten sich nicht mehr, seit der heilige Karl als Neffe des Papstes Pius Iv. seinen Einfluß zum Heil der Kirche verwandt hatte. Pius V., auf dessen Wahl Karl ebenfalls Einfluß gehabt, stellte an sich selbst ein Beispiel erneuerter Kirchenzucht auf und arbeitete mit Erfolg an der Verwirklichung der Trienter Beschlüsse. Seine apostolischen Eigenschaf- ten waren so hervorleuchtend, daß er in der Folge heilig gesprochen wurde. Er begann die Mittel, die ihm als Fürsten des Kirchenstaates zu Gebote standen, zur Theilnahme an König Philipps Kämpfen für die Christenheit zu benutzen und trug dadurch zu dem Siege von Lepanto bei. Wie wenig er der neuen Gestaltung der Staatsverhältnisse in Italien widerstrebte, zeigte er dadurch, daß er dem Herzoge von Florenz, als dem Beherrscher der vereinigten Gebiete der ehemaligen Republiken Florenz, Pisa und Siena den Titel eines Großherzogs verlieh, welchen der Kaiser erst dessen Sohne und Nachfolger Franz zugestand. Seine Nachfolger Gregor Xiii. (1572—1585) und Sirtus V. (1585—1590) gründeten segensreiche kirchliche Anstalten, der erstere für Erziehung von Jünglingen verschiedener Nationen zum Dienste der Kirche in ihren Ländern, der zweite Congregationen von Cardinälen zur Behandlung bestimmter kirchlicher Angelegenheiten. Gregor stiftete, indem er um die Befestigung der Kirche und die Durchführung der Trienter Beschlüsse in den zum großen Theil durch Einwirkung des heiligen Karl der Kirche erhaltenen Gegenden der Schweiz bemüht war, daselbst das Amt eines stehenden päpstlichen Vertreters oder Nuntius. Sirtus, ein Regent von außerordentlicher Kraft, förderte die Verbesserung der Verwaltung seines Staates, indem er Einkünfte und Ausgaben regelte, Congregationen von Cardinälen auch für Besorgung staatlicher Angelegenheiten gründete und eine strenge Rechtspflege einführte, die sich namentlich bei Bekämpfung

10. Viertehalb Jahrhunderte - S. 759

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
und der von den Vortheilen des Handels bestimmten Staatskunst. 759 die früher geübten Freiheiten sich gegen den päpstlichen Stuhl oft eifer- süchtig zeigten und ihre Stellung gegen gefürchtete Uebergriffe zu be- festigen wünschten. Mit einem Aufwande von Gelehrsamkeit sammelte man die thatsächlichen Beweise für das Dasein alter gallikanischer Frei- heiten, und ließ die Thatsachen, ohne ihre Angemessenheit zu prüfen, als Richtschnur gelten. Eine im Jahre 1682 gehaltene Versammlung der französischen Bischöfe stellte vier sogenannte Artikel auf, welche dem päpstlichen Einflüsse Grenzen zu ziehen bestimmt waren und durch die Folgerungen, die sich aus ihnen ableiten ließen, dem Könige Gelegenheit zu einem das Leben der Kirche beeinträchtigenden Verfahren gaben. Ludwig ließ die Lehre, deren kurzgefaßter Ausdruck die Artikel waren, überall verbreiten, und verlangte deren Beschwörung durch die Lehrer der Theologie und des Rechtes. Sowohl Papst Innocenz Xi. als seine Nachfolger verwarfen dieselben, wie sich in Spanien und in Italien ent- schiedene Mißbilligung derselben aussprach. In Frankreich aber, wo eines der ausgezeichnetsten Glieder des Klerus, der Bischof Bossuet von Meaur, für die Artikel wirkte, und wo man die Anhänger der entgegen- gesetzten streng kirchlichen Anschauung, als ob der Gegensatz ein natio- naler sei, mit dem Namen der Ultramontanen bezeichnete, gewann bald die Ueberzeugung Raum und fand in dem Erzbischöfe Fenelon von Cam- bray ihren Vertreter, daß gerade die gallikanischen Freiheiten die Frei- heit der Kirche gefährdeten, indem sie Vieles, was dem geistlichen Ober- hirten gebührte, in die Hände des weltlichen Regenten gaben. Aus dem Streite der beiden kirchlichen Gewalten, des Primates und des Episko- pates , war eine dritte, in Bezug auf den Gegenstand des Streites jedenfalls unberechtigte, der König, als Sieger hervorgegangen. Selbst Wortführer der gallikanischen Freiheiten erkannten mit Schrecken, daß das, was sie als Lehre gefördert, der Kirche in der Anwendung das Joch der Knechtschaft aufbürde. Wie wenig der Papst hoffen konnte, desfalls einen Kampf gegen den König mit Erfolg aufzunehmen, hatte sich schon längst an der Weise gezeigt, mit welcher derselbe eine seinem Gesandten in Rom widerfahrene Beleidigung rächte. Im Jahre 1662 war der französische Gesandte durch einen Volksauflauf, den sein Ge- folge verursacht hatte, bedrängt worden. Da forderte der König von den Herzogen von Savoyen und Toskana die Erlaubniß zuin Durchzuge eines Heeres, und als der Papst unterhandelte, aber auf die von Lud- wig gestellten demüthigenden Bedingungen einzugehen zögerte, nahm dieser Avignon und Venaissin weg, die der Papst nur durch unbedingtes Willfahren wieder erhielt. 4. Dem Auslande gegenüber wußie Ludwig mit Klugheit und Be- harrlichkeit Pläne zu entwickeln, um die Staaten, auf die sich feine Angriffe zunächst richten sollten, der Hülfe anderer zu berauben, indem Kiesel, Weltgeschichte. H. 49
   bis 10 von 46 weiter»  »»
46 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 46 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 0
2 0
3 0
4 11
5 2
6 0
7 1
8 0
9 1
10 10
11 1
12 1
13 0
14 0
15 0
16 2
17 1
18 0
19 0
20 0
21 3
22 0
23 0
24 1
25 4
26 2
27 6
28 1
29 1
30 0
31 6
32 1
33 1
34 0
35 0
36 0
37 4
38 0
39 1
40 1
41 0
42 26
43 1
44 0
45 17
46 8
47 1
48 2
49 1

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 16
1 66
2 13
3 90
4 12
5 1
6 5
7 13
8 46
9 68
10 2
11 6
12 6
13 25
14 34
15 11
16 89
17 208
18 6
19 21
20 31
21 12
22 12
23 48
24 3
25 38
26 14
27 20
28 16
29 17
30 5
31 8
32 9
33 7
34 58
35 178
36 11
37 14
38 10
39 40
40 5
41 66
42 16
43 91
44 5
45 271
46 21
47 12
48 26
49 14
50 10
51 8
52 96
53 4
54 9
55 25
56 40
57 0
58 5
59 21
60 26
61 8
62 8
63 15
64 9
65 22
66 9
67 15
68 52
69 20
70 13
71 41
72 11
73 10
74 23
75 9
76 11
77 70
78 47
79 0
80 6
81 11
82 17
83 19
84 7
85 79
86 53
87 23
88 25
89 10
90 21
91 10
92 492
93 7
94 30
95 16
96 26
97 7
98 182
99 3

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 12
1 3
2 2
3 6
4 11
5 9
6 15
7 13
8 2
9 8
10 5
11 2
12 17
13 2
14 1
15 0
16 61
17 1
18 6
19 35
20 5
21 1
22 1
23 0
24 23
25 2
26 33
27 1
28 4
29 2
30 0
31 2
32 4
33 45
34 7
35 1
36 0
37 1
38 1
39 9
40 7
41 6
42 2
43 4
44 0
45 1
46 3
47 18
48 9
49 9
50 4
51 12
52 5
53 3
54 22
55 1
56 0
57 3
58 22
59 44
60 0
61 0
62 18
63 2
64 22
65 2
66 0
67 3
68 1
69 0
70 1
71 5
72 11
73 10
74 2
75 14
76 0
77 149
78 0
79 5
80 35
81 62
82 2
83 8
84 0
85 0
86 0
87 2
88 5
89 7
90 4
91 5
92 3
93 2
94 0
95 3
96 0
97 20
98 4
99 2
100 30
101 2
102 10
103 7
104 2
105 4
106 0
107 1
108 0
109 1
110 2
111 1
112 4
113 15
114 5
115 4
116 4
117 2
118 4
119 5
120 2
121 9
122 5
123 3
124 6
125 3
126 5
127 15
128 17
129 5
130 1
131 26
132 51
133 2
134 8
135 2
136 66
137 1
138 0
139 2
140 6
141 2
142 10
143 6
144 6
145 5
146 0
147 1
148 65
149 6
150 4
151 7
152 6
153 2
154 2
155 2
156 4
157 6
158 123
159 3
160 4
161 0
162 1
163 1
164 9
165 3
166 5
167 7
168 1
169 6
170 0
171 57
172 6
173 24
174 1
175 27
176 6
177 50
178 6
179 13
180 14
181 1
182 83
183 42
184 5
185 2
186 2
187 3
188 1
189 2
190 0
191 25
192 5
193 7
194 17
195 7
196 8
197 55
198 1
199 2