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1. Das Mittelalter - S. 123

1884 - Mainz : Kirchheim
Papst Gregor Vii. rona, Mantua und Trient. Solche Bischöfe, die Amt und Weihe durch Geld erschlichen hatten, waren gewiß nichts wemger als treue Hirten ihrer Herden ] sondern unwissend und lasterhaft. Das Cölibat, diese nicht erst durch Gregor Vii. eingeführte* sondern bott den frühesten 2 eiten der Air che her bestandene Pflicht der Ehelosigkeit der Priester, wurde nichts nur von der niedern Geistlichkeit, sondern selbst von den Bischöfen bielfach übertreten. Diese beiden Hanptübel der Kirche hingen so eng mit einander zusammen, daß mau das eine nicht ausrotten konnte, so lange man das andere bestehen ließ. Alle höheren und em-träglichen kirchlichen Würden mußten auf diese Weise nach und nach in die Hände unwissender Söhue und Verwandten der reichen und angesehenen Familien des Landes kommen. Dadurch aber zogen sich die frömmeren und besser gesinnten Männer, die hohe Verbindungen nicht hatten oder sich solch unlauterer Mittel nicht bedienen mochten, Zurück; die Seelsorge, die Verwaltung der veilsmittel wurde ein Gewerbe, welches man so einträglich wie nur möglich Zn machen suchte. So waren die kirchlichen Verhältnisse in Deutschland und einem großen Teil von Enropa-als Gregor Vii. den päpstlichen Thron bestieg (1073). 3. Gregor Vii. Hildebrand, denn dies ist der frühere Name des Papstes, wurde in Rom von nnbermögenden Eltern geboren. Er empfing seine erste Bildung in einem römischen Kloster und kam später als Mönch nach Clngny, dem berühmtesten und berdienstreichsten Kloster der damaligen Zeit. Wie biele große Päpste, Bischöse, Äbte und heilige Männer aber auch aus dieser Pflanzstätte echt kirchlichen Lebens hervorgegangen sein mögen, keiner hat der Schule mehr Ehre gemacht und höheren Ruhm erworben, als Hildebrand. Noch jnng wurde er wegen seiner Weisheit und Frömmigkeit zum Prior gewählt und im Jahre 1049 born Papste Leo Ix. nach Rom gerufen, um sich seines Rates zu bedienen. Alle nachfolgendest Päpste schenkten ihm ihr bolles Vertrauen, denn er war ein kluger, besonnener, sittenreiner Mann, boll Demut und Herzensgüte, welcher alle Kirchengesetze genau kannte und gewissenhaft befolgte. Wegen seiner hervorragenden Eigenschaften wurde er zum öftern als päpstlicher Botschafter nach Deutschland und Frankreich gesandt und lernte so aus eigener Anschauung die Zustände jener Länder gründlich kennen. Dieser Mann wurde nach dem Ableben Alexanders Ii. im Jahre 1073 von der Geistlichkeit und dem römischen Volke ein-

2. Das Mittelalter - S. 333

1884 - Mainz : Kirchheim
Andere Erfindungen im Mittelalter. 333 nadeln in Nürnberg gefertigt. — Bis ins 9. Jahrhundert kannte man anßer Sonnenuhren nur Wasser- und Sanduhren, bei welchen eine bestimmte Menge anslansenden Wassers oder Sandes die Zeit in Abschnitte teilt. Dann kamen in Italien Räderuhreu ans. Padna soll um 1344 die erste T u r m-uhr gehabt haben. Um 1500 erfand der Nürnberger Peter H e l e die Taschen- oder S a cf u h r e n, wegen ihrer Form auch „Nürnberger Eier" genannt. — Glocken zu gießen verstand man in Italien schon um 400; aber erst in der Mitte des 6. Jahrhunderts wurden Klöster und Kirchen in andern christlichen Ländern mit Glocken versehen. Im 12. Jahrhundert lebten in Nürnberg und Augsburg berühmte Glockengießer. — Karl der Große ließ zuerst eine aus Constantinopel erhaltene Windorgel in der Kirche zu Aachen ausstellen und beim Gottesdienste gebrauchen. Darauf machten sich die Deutschen auch an den Orgelbau. Die ältesten Orgeln hatten nur 10 handbreite Tasten, die mit der geballten Faust niedergeschlagen werden mußten. Unsere jetzigen Orgeln sind ein Werk der Neuzeit. — Die Bildhauerkunst tauchte in Deutschland erst am Ende des Mittelalters auf. Maler hingegen gab es schon zur Zeit Heinrichs I.. Die Kupfer st echknn st wurde von den Deutschen im 15. Jahrhundert erfunden. Apotheken kamen von den Arabern über Spanien nach Deutschland, wo im 13. Jahrhundert zu Augsburg die erste Apotheke bestand. Doch handelten damals die Apotheker meist auch mit Gewürzen und Zuckerwaren. A e r z t e in unserem Sinne kannte das Mittelalter nicht, wohl aber ungelehrte Quacksalber. Die Arzneiwissenschaft konnte erst nach Errichtung von Schulen und Universitäten herangebildet werden.

3. Das Mittelalter - S. 316

1884 - Mainz : Kirchheim
316 Einfluß Italiens auf die europäische Kultur. schulen wurde. Die von den Arabern ins Abendland verpflanzten medicinischen Kenntnisse fanden ihre Hauptpflege in Salerno, Uw sich (1030) eine Jahrhunderte lang berühmte medidnifche Schule ausbildete. Bald erhoben sich in dem geistig angeregten Lande eine Menge anderer wissenschaftlicher Stätten, unter denen wir nur die Schule zu Padua nennen. Besonders aber auf dem Gebiete der Kunst und Litteratur wurde Italien Führer und Förderer Europas. Daß Rom der Sitz des geistlichen Oberhauptes war und daß von hier die Segnungen der christlichen Lehre ins Abendland ausgingen, mußte vou unermeßlichen Folgen sein; die Missionäre trugen mit dem Christentum auch eine höhere Kultur zu deu Völkern und mit ihnen wanderte die Sprache des alten Rom. Das Lateinische wurde Lehrmeister Europas; in ihm entwickelten sich die Keime einer nationalen Bildung, bis sich im Beginne der Kreuz-züge selbständige Litteraturen der verschiedenen Völker anzusetzen begannen. Von den Künsten, die in Italien eine sorgsame Pflege fanden, nennen wir zunächst die Musik. Im 4. Jahrhundert kam aus dem Morgeulande der Kirchengesang mit den zwischen Vorsänger und Gemeinde wechselnden Chören nach Italien, wo der hl. Ambrosius von Mailand (i* 397) durch Einführung der griechischen Tonarten die Musik zu eiuer lebensvollen Kunst entwickelte. In Rom, dem musikalischen Mittelpunkte, blühte seitdem Jahrhunderte hindurch eine Gesangschule, in der bereits eine Art Notenschrift geübt wurde, die aus kleinen Strichen, Bogen, Haken über dem Gesangtexte bestand und durch Ab- und Aussteigen der Zeichen die Art und Höhe des Tones andeutete. Der hl. Papst Gregor der Große (f 604) führte das vou Am-brosius Begonnene weiter. Er erhob die römische Schule zu einer Musterschule und begründete dadurch die Sängervereine des Abendlandes, die sich in dankbarer Anerkennung des musikalischen Entwicklers „Gregoriauer" nannten. An seinen Namen knüpft sich die Ausbildung einer bestimmten Tonordnnng an; er vereinigte die sogenannten acht Kirchentonarten zu einer großen Sammlung (dem Antiphonarinm), welche für die abendländische Kirche muftergiltige Bedeutung erhielt. Der kunstvolle italienische Gesang erlangte ein solches Ansehen, daß Karl der Große bekanntlich Sänger und Lehrer für seine Singschule aus Italien kommen ließ. Einen großen Schritt vorwärts machte der Mönch Guido von Arezzo in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts; er führte zur Bezeichnung der Tonhöhe ein wirkliches Notensystem mit Linien und Zwischenräumen ein, wichtiger aber

4. Die Neuzeit - S. 36

1884 - Mainz : Kirchheim
o6 Der Clerus. Licht- und Schattenseiten. des kirchlichen Lebens. Durch die Verlegung des päpstlichen Stuhles von Rom nach Avignon hatte das Papsttum seine erhabene Stellung, und durch das dadurch herbeigeführte unselige Schisma, sowie durch die Erörterungen aus den Kircheuversamm-lungeu zu Coustauz und Basel seinen früheren Einfluß aus Europa verloren. Das Schisma wurde zwar aus dem Concil zu Coustauz beseitigt; aber die traurigen Folgen dauerten fort. Auch unter dem Clerus gab es viele Unwürdige, welche nur zur Verhöhnung und Herabwürdigung des geistlichen Standes beitrugen. Selbst in viele Klöster war das Verderben eingedrungen, und wenn auch sehr vieles, was über die Verkommenheit des damaligen Klosterlebens geschrieben worden, der Begründung entbehrt, so war doch im Allgemeinen die klösterliche Zucht in großen Verfall geraten, was schon der Umstand bekundet, daß die Prediger des Abfalls sich zumeist aus aufgesprungenen Mönchen rekrutierten. Indessen war die unter der Geistlichkeit eingerissene Verweltlichung durchaus keine allgemeine; auch der damalige Clerus hatte eine große Anzahl von Männern auszuweisen, die nicht nur persönlich sich rein erhielten von der herrschenden Verderbnis, sondern auch mit dem nachdrücklichsten Ernste für die Hebung der Religion und eine durchgreifende Verbesserung der kirchlichen Verhältnisse thätig waren. So drang beispielsweise der berühmte Prediger Geiler von Kaisersberg (gest. 1510) in seinen Predigten, unter schonungsloser Geißelung der unter der unkirchlichen Geistlichkeit herrschenden Mißbrauche, aus die Erneuerung des kirchlichen Sinnes und frommer Zucht. Aber diese vereinzelten Bestrebungen waren, so viel Gutes sie auch im engeren Kreise wirkten, um so weniger imstande, dem allgemeinen Verderben Einhalt zu thun und eine bessere Zeit anzubahnen, als ihnen von den glaubensseiudlicheu Humanisten:) durch absichtliche Irreleitung der öffentlichen Meinung mit ebensoviel Erfolg als Geschick entgegen gearbeitet wurde. Der Humanismus hatte in Deutschland Vertreter aller 1) Humanisten (lat. homo, Mensch, und humanus, menschlich) sind solche Leute, die sich durch das Studium der alten Sprachen (oder des klassischen Altertums) auf den Standpunkt stellten, als seien sie allein im Besitz dessen, was den Menschen zum Menschen macht und ihn vom Tier unterscheidet. Der Humanismus suchte namentlich im 15. u. 16. Jahrh, der Schulweisheit des Mittelalters entgegen zu treten. Huma-noria sind die sprachlichen (philologischen) Wissenschaften, zum Unterschied von deu theolog. u. allen anderen, die mit dem heidnischen Altertum nichts zu schaffen haben.

5. Die neueste Zeit - S. 270

1886 - Mainz : Kirchheim
270 Kulturkampf. Die preußische Regierung lenkt etwas ein. brück und Paderborn Bistumsverweser gewählt, welche die Staatsregierung anerkannte, und im Jahre l 881 erfolgte die definitive Besetzung der Stühle von Trier, Fulda, Osnabrück, Breslau und Paderborn. Um dieselbe Zeit wurde uuch der erzbischöfliche Stnhl von Freiburg besetzt, mit welchem die badische Regierung unter Zustimmung der Kammern eine leidliche Regelung der kirchlichen Verhältnisse abschloß. In den noch besetzten Diözesen E r m l a n d, Kulm und Hildesheim blieb die Sperre bestehen. Die im Auslande lebenden Bischöfe von Köln, Po sen-G nesen , Münster und Limburgs) blieben nach wie vor von der Verwaltung ihrer Diözesen ^ausgeschlossen. Über der zudem noch unvollständigen Besetzung der bischöflichen Sitze konnte nicht in Vergessenheit geraten , wie überaus beengt auch jetzt noch die Lage der neuen Kircheusürsteu und ihrer wenigen Amtsbrüder war, welche im ersten Jahrzehnt des Kulturkampfes der Absetzung entgingen. Jeder Todessall, der eine neue Lücke in die Reihen des Klerus riß, brachte greifbar die Thatsache zum Bewußtsein, daß die Bischöfe nicht einmal einen Kaplan ernennen , geschweige denn eine Pfarrei besetzen konnten. Die Erziehung des Klerus in Preußen war unmöglich, da die bischöflichen Seminare geschlossen blieben; den Hunderten junger Priester, welche seit Ausbruch des Kulturkampfes •die heiligen Weihen in Süddeutschland oder im Auslande erhalten hatten, blieb die Wirksamkeit in der Heimat trotz des drückenden seelsorglichen Notstandes verschlossen; wenn die Verwaltung hier und da ein Auge zudrückte, so geschah dies im Widerspruch mit gesetzlichen Forderungen, deren Uudiirchführbarfeit längst sich erwiesen hatte. Alle Bemühungen des päpstlichen Stuhles, alle Petitionen des katholischen Volkes, alle Anträge der Centrumspartei, eine Änderung in der kirchlichen Notlage zu schaffen, sind bis jetzt erfolglos geblieben. So schleppt sich der Kulturkampf von einem zum andern Jahre hin und Gott mag wissen, wann der Friede eintritt. Auch im Großherzogtum Hessen begann unter dem Ministerium Hoff mann (1872) der Kulturkampf. Seine erste 1) Die Bischöfe von Münster und Limburg durften später wieder in ihre Diözesen zurückkehren. Die Erzbischöfe von Posen und Köln wurden als Kardinäle nach Rom gerufen; an die Stelle des letzteren trat der Bischof Philipp von Ermland — mit welchem der Kulturkampf s. Z. begonnen hat. Zum Erzbischof von Posen wurde in diesen Tagen Propst Dinder von Königsberg durch Leo Xiii. im Einvernehmen mit der preußischen Regierung ernannt.

6. Die neueste Zeit - S. 29

1886 - Mainz : Kirchheim
Leo Xii. Pius Viii. 29 Außer dem Jesuitenorden wurden auch die übrigen Orden und Congregationen, die der widerchristlichen Zeitströmung erlegen waren, durch Pius Vii. für den Kirchenstaat hergestellt. Auch ließ derselbe das englische, das schottische und das deutsche Collegium zu Rom wieder eröffnen, die Propaganda neu organisieren und an der römischen Universität neue Lehrstühle errichten. Die durch die Übergriffe der Staatsgewalt und die Nachwirkungen der französischen Revolution in Verwirrung geratenen kirchlichen Verhältnisse anderer Länder wurden durch Konkordate mit den betreffenden Regierungen geordnet, die jedoch zum Teil erst unter dem folgenden Pontifikate zum Abschluß kamen. Pins Vii. starb am 20. August 1824 im Alter von 81 Jahren, nach einem Pontifikate von 23 Jahren, das, wie zu den wechselvollsten, so auch zu den ruhmreichsten der Kirchengeschichte gehört. Zu seinem Nachsolger wurde am 28. September 1823 der Kardinal Hannibal Gras de la Genga erwählt, ein Mann von hohen Geistesgaben, reicher Lebenserfahrung und streng kirchlichen Grundsätzen, der den Namen Leo Xii. annahm. Der neue Papst setzte das Werk der religiösen Wiederherstellung mit dem gleichen Eiser fort, von welchem Pins Vii. ein so ruhmwürdiges Beispiel gegeben, erließ strenge Verordnungen gegen die religiöse Teilnahmlosigkeit, „die unter der Maske der Toleranz den positiven Glauben zerstöre," sowie gegen die geheimen Gesellschaften, orbnete das Unterrichtswesen in dem Kirchenstaate, verwanbte große Sorgfalt auf die Förberrmg der Wissenschaft und Kunst und hatte die Frenbe, zu dem von ihm ausgeschriebenen Jubiläum des Jahres 1825 , das zugleich ein Dankfest für den Sieg über die Feinde des göttlichen und menschlichen Rechts, ein Jahr der Versöhnung und Gnabe fein sollte, eine über alle Erwartung große Zahl frommer Pilger — die Erzbrnberfchaft der hl. Dreifaltigkeit nahm bereit in ihrem Hospiz allein 88,595 auf — in der Hanptstabt der christlichen Welt erscheinen zu sehen. Auch für die Hebung der materiellen Interessen des Kirchenstaates war Leo Xii. eifrig besorgt. Er verbesserte das Zollwesen, den Zustanb der Finanzen und traf geeignete Maßregeln zur Unterbrücfung der Straßenräuber, sowie zur Beschränkung des durch arbeitsscheue Personen gepflegten Bettlerunwesens. Leo Xii. beschloß sein thatenreiches und ruhmvolles Pontifikat am 10. Februar 1829 nach einer kurzen Krankheit, im Alter von 69 Jahren. Der Nachfolger Leo's Xii. war der hochbetagte Kardinal Franz Xaver Caftiglioni, der am 31. März 1829

7. Viertehalb Jahrhunderte - S. 662

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
662 Spanien, Deutschland und Italien zur Zeit des Königs Philipp Ii. 12. In Italien, wo das spanische Uebergewicht unbestritten blieb und bei dem Eifer, mit dem der König von Spanien der Kirche diente, auch die Päpste nicht zu Gegenbestrebungen aufforderte, nahm der Kirchenstaat in demselben Maße eine vortheilhaftere Stellung ein, als dessen Beherrscher ihr kirchliches Ansehn der Durchführung der in Trient entworfenen Pläne kirchlicher Reformation widmeten. Das Spiel der Staatskunst, in welche die Päpste früher verstrickt gewesen waren, hörte auf, und an die Stelle der Bemühungen, für die Unabhängigkeit ihres Staates ein fremdes Uebergewicht durch fremde Bundesgenossen zu be- seitigen oder die mit der geistlichen Würde verknüpfte weltliche Macht zur fürstlichen Ausstattung von Gliedern der eignen Familie zu benutzen, konnte die Sorge für Regelung der inneren Verhältnisse des Staates treten. Der für den Kirchenstaat schädliche Einfluß von Neffen der Päpste und ihre Begünstigung auf Kosten des Kirchenstaats, zwei Uebel- stände, die man unter dem Namen des Nepotismus zusammenfaßte, zeigten sich nicht mehr, seit der heilige Karl als Neffe des Papstes Pius Iv. seinen Einfluß zum Heil der Kirche verwandt hatte. Pius V., auf dessen Wahl Karl ebenfalls Einfluß gehabt, stellte an sich selbst ein Beispiel erneuerter Kirchenzucht auf und arbeitete mit Erfolg an der Verwirklichung der Trienter Beschlüsse. Seine apostolischen Eigenschaf- ten waren so hervorleuchtend, daß er in der Folge heilig gesprochen wurde. Er begann die Mittel, die ihm als Fürsten des Kirchenstaates zu Gebote standen, zur Theilnahme an König Philipps Kämpfen für die Christenheit zu benutzen und trug dadurch zu dem Siege von Lepanto bei. Wie wenig er der neuen Gestaltung der Staatsverhältnisse in Italien widerstrebte, zeigte er dadurch, daß er dem Herzoge von Florenz, als dem Beherrscher der vereinigten Gebiete der ehemaligen Republiken Florenz, Pisa und Siena den Titel eines Großherzogs verlieh, welchen der Kaiser erst dessen Sohne und Nachfolger Franz zugestand. Seine Nachfolger Gregor Xiii. (1572—1585) und Sirtus V. (1585—1590) gründeten segensreiche kirchliche Anstalten, der erstere für Erziehung von Jünglingen verschiedener Nationen zum Dienste der Kirche in ihren Ländern, der zweite Congregationen von Cardinälen zur Behandlung bestimmter kirchlicher Angelegenheiten. Gregor stiftete, indem er um die Befestigung der Kirche und die Durchführung der Trienter Beschlüsse in den zum großen Theil durch Einwirkung des heiligen Karl der Kirche erhaltenen Gegenden der Schweiz bemüht war, daselbst das Amt eines stehenden päpstlichen Vertreters oder Nuntius. Sirtus, ein Regent von außerordentlicher Kraft, förderte die Verbesserung der Verwaltung seines Staates, indem er Einkünfte und Ausgaben regelte, Congregationen von Cardinälen auch für Besorgung staatlicher Angelegenheiten gründete und eine strenge Rechtspflege einführte, die sich namentlich bei Bekämpfung

8. Viertehalb Jahrhunderte - S. 882

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
882 Die Zeit der falschen Aufklärung und der gewaltthätigen Staatskunst. der Selbstständigkeit der Kirche innerhalb der Grenzen des Gebietes konnte es nur auf Beseitigung einer als Hinderniß neuer Pläne oder als Beeinträchtigung fürstlichen Ansehens gefürchteten Einwirkung des römischen Stuhles abgesehen sein. Daß eine solche Selbstständigkeit nur Unterwerfung der Kirche unter die weltliche Gewalt bedeutet, war kein Geheimniß, aber eben eine solche Unterwerfung war für die damalige Regierungskunst ein Hauptziel und fand oft Empfehlung von Seiten solcher Mitglieder des Klerus, die unter so veränderten Verhältnissen eine Befriedigung weltlicher Wünsche oder Schutz gegen Ahndung un- kirchlichen Verhaltens zu erwarten hatten. Daß alle Theile der Kirche nur in Verbindung mit ihrem Mittelpunkte ihre Lebenskraft zu bewahren vermögen, war in den Augen der absichtlich ans Zerstörung der Kirche ausgehenden Staatsmänner ein Beweggrund mehr für das Bemühen, die Kirche des Landes zu vereinzeln. Diejenigen aber, welche auf die Bahn der neuen Staatsweisheit ohne eine der Kirche feindliche Absicht geleitet wurden, befanden sich wenigstens in dem Irrthum, daß man die Verfassung der Kirche antasten könne, ohne ihre Lehre zu gefährden. Sie wurden unversehens in dem Eifer, die ausschließliche und unbedingte Regierungsgewalt durch Zerstörung der kirchlichen Verfassung zu sichern, auch Feinde der kirchlichen Lehre. Denn sie erstreckten ihre Angriffe bis zu den Theilen der Lehre, um derentwillen die Verfassung auf den angegriffenen Punkten vertheidigt wurde, zogen, um den Widerstand der Geistlichen und der Laien zu vermindern, die Besetzung der geistlichen Stetten an sich, um sie den Fügsamern, die auch in der Lehre die minder Strengen waren, zu verleihen, und bemächtigten sich, damit für kom- mende Geschlechter der Widerstand ganz verschwinde, der Beaufsichti- gung und Leitung der zur Erziehung des Klerus bestimmten Anstalten. Auf solchen Wegen bewirkte der Großherzog Leopold eine für die Kirche in seinem Staate verderbliche Neuerung, wobei er von dem jansenistisch gesinnten Bischof Ricci von Pistoja theils getrieben, theils unterstützt wurde. Nicht allein, daß die gallikanischen Sätze im Jahre 1786 ein sogenanntes Concil zu Pistoja förmlich annahm, es ging noch weit über das Maß gallikanischer Freiheiten hinaus, und da seine Ansichten die Richtschnur der Regierung wurden, kam es zu völligem Bruche mit Clemens' Xiv. Nachfolger Pius Vi. 31. Als Joseph nach dem Tode seiner Mutter zu der Krone des Kaiserthums die Kronen des habsburgischen Hauses erhielt, war auch in Deutschland Vieles für eine Thätigkeit, durch welche er sich seinem jüngeren Bruder als Vertreter der Aufklärung gleichstellte, vorbereitet. Nicht allein, daß die geistige Strömung, die aus Frankreich nach Deutsch- land mächtig ging, die dortigen Anschauungen über das Verhältniß von Kirche und Staat, ja die aus der Schule der Aufklärung stammende

9. Viertehalb Jahrhunderte - S. 887

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Zeit der falschen Aufklärung und der gewaltthätigen Staatskunst. 887 das Ergebniß haben mußte, daß ein zum Verderben der Kirche die Hand bietender Klerus sich bildete, der wegen seiner unkirchlichen Haltung bei denen, welche einen solchen wollten, keine Achtung, bei dem Volke kein Vertrauen und keine Wirksamkeit hatte. Von den Klöstern wurden die- jenigen , welche nach den damaligen Staatsansichten zum Besten der bürgerlichen Gesellschaft nichts Sichtbares beitrugen, unterdrückt. Die- jenigen, die man wegen unverkennbarer Nützlichkeit bestehen ließ, wurden Ln einer Weise behandelt, die ihrer Auflösung vorarbeitete. Damit sie dem Aussterben näher kämen, wurde die Aufnahme neuer Mitglieder von der Genehmigung der Negierung abhängig gemacht; damit sie der Stärke, welche ein jedes aus dem Zusammenhänge mit dem gesammten Orden schöpfte, beraubt würden, wurde der Zusammenhang zwischen den einheimischen und den auswärtigen aufgehoben; damit in ihnen die Zucht Ln Verfall geriethe, wurde angeordnet, daß die Obern nur für bestimmte Zeit gewählt würden, um der zur Handhabung der Ordnung erforder- lichen Kraft zu entbehren. Zur Vernichtung des päpstlichen Einflusses bildete man auf der von Hontheim gelegten Grundlage ein Kirchenrecht aus, welches unter dem Namen des Josephinismus von der Kirche als das Hauptmittel zur Vereitelung ihrer Bestrebungen angesehen und über- all, wo man Beeinträchtigung der Kirche wünschte, beifällig ausgenom- men und in Uebung gesetzt wurde. Der ganze Verkehr der Bischöfe mit dem päpstlichen Stuhle wurde gehemmt, und für die Fälle, wo er nicht unbedingt verboten wurde, einer staatlichen Aufsicht unterworfen, mittelst deren in jedem beliebigen Falle die Einwirkung des Papstes ab- geschnitten werden konnte. Die Beseitigung der kirchlichen Macht, deren Dasein dem Kaiser ein Raub an seinen Herrscherrechten schien, forderte auch ein Entstellen und Zerbrechen der Formen, in welchen die Kirche das Volk seine Frömmigkeit zu bethätigen und zu stärken anleitet. Nach den Grundsätzen einer in der gesammten Verwaltung Josephs hervor- tretenden Sparsamkeit, welcher oft höhere Rücksichten geopfert wurden, ergingen Anordnungen, welche Feierlichkeit und Pracht des Gottesdien- stes schmälerten. Die Heranbildung des Klerus erheischte, wenn sie die den herrschenden Ansichten entsprechenden Erfolge haben sollte, eine Be- freiung der theologischen Lehranstalten von bischöflicher Aufsicht. Wäh- rend die Vorbereitung auf den geistlichen Stand nicht im Auslande ge- sucht werden durfte, gründete man sogenannte Generalseminarien in den Städten Wien, Pesth, Pavia und Löwen, deren Leitung man Män- nern von der genehm gefundenen Richtung übertrug, und um nur Prie- ster von dem in denselben herrschenden Geiste zu erhalten, wurde den Bischöfen zur Pflicht gemacht, nur solchen, welche die Negierung ihnen zuschicken würde, die Weihen zu ertheilen. Vorstellungen, die dem Kaiser gegen sein Verfahren von einzelnen Bischöfen seines Reiches Kiesel, Weltgeschichte. Ii. 57

10. Viertehalb Jahrhunderte - S. 956

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
956 Die Zeit der siegreichen Revolution. Oberhaupte der Kirche geleitet würde, als Mittel borgen zu müssen. Zudem hoffte man von der Mitwirkung des Papstes eine günstige Wir- kung auf die der Kirche nicht Entfremdeten, deren Gemüther man da- durch am leichtesten dem Herrscher unterwerfen würde. Nachdem das Kaiserthum verkündet, nachdem eine Anzahl von Veränderungen, durch welche die monarchische Gewalt Verstärkung erhielt, mittelst eines Se- natsbeschlüsses angeordnet worden, sollte eine Kaiserkrönung das neue Werk beschließen. Doch wollte der neue Kaiser nicht so weit gehen, durch Empfang der Krone eine Sendung von dem Papste anzunehmen, auch nicht dadurch, daß er nach Rom reiste, sich vor dem Oberhaupte der Kirche beugen. Die Unterhandlungen zielten darauf, daß Papst Pius Vh. nach Paris kommen und nicht die Krönung, sondern Salbung und Segnung verrichten möge. Viele Bedenken stellten sich in Nom dem Eingehen auf Napoleons Wünsche in den Weg. War schon die Art, wie der Papst sich bei der Feier betheiligen sollte, eine dem Ver- hältnisse zwischen Papst und Kaiser nicht entsprechende, so war die Macht Napoleons, welche nach Entstehung und Wirksamkeit mehr von der Macht der römischen Imperatoren als von der Macht der römischen Kaiser hatte, welche durch den Gegensatz zu einem Berechtigten, selbst mit Cäsars und Auguftus' Macht verglichen, im Nachtheile stand, nicht der Art, daß der Papst ihr die geforderte kirchliche Weihe zu ertheilen geneigt sein konnte. Dazu kam die Frage, wie der Papst der vertrie- benen Familie der Bourbonen gegenüber den Kaiser salben könne, der sich Kaiser der Franzosen nannte, und ungeachtet dieser Benennung war die Stellung zweifelhaft, die der neue von Plänen der Weltherrschaft erfüllte Kaiser dem wirklichen Kaiser gegenüber einnehmen würde. Alle diese Gegengründe wurden in der Seele des sanften Pius Vii. von den Vorstellungen erschüttert, durch welche seine Räthe unter dem Ein- drücke der bereits in Napoleons Händen ruhenden Gewalt, der an seine Freundschaft geknüpften Hoffnungen und der von seinem Unwillen be- fürchteten Gefahren ihn zum Nachgeben zu stimmen suchten. Auch wur- den von Paris aus die lockenden Worte, durch welche dem Papste das, was man begehrte, als der größte Gewinn für die Kirche dargeftellt wurde, nicht gespart, und die Entscheidung im Sinne des Kaisers wurde dadurch herbeigeführt, daß gegen den Sinn des Kaisers der Erzbischof von Lyon, Cardinal Fesch, der Stiefbruder von Napoleons Mutter Lä- titia, in Rom die Erklärung abgab, der Papst solle dem Kaiser auch die Krönung ertheilen. Der Papst kam, und Napoleon setzte am 2. De- cember sich und seiner Gemahlin selbst die Krone auf. Der Papst hatte sich erniedrigt, und die für die Kirche gehofften Vortheile blieben aus, weil die zur Ausführung des Concordats erlassenen Verordnungen, oie organischen Artikel genannt, dem Sinne des Concordats entgegen die
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