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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Leitfaden der Weltgeschichte zum Gebrauche für Schulen - S. 83

1882 - Mainz : Kirchheim
— 83 — wurde von seinen Unterthanen aufrichtig Betrauert'; die Volkssage hat ihn in den Kyffhäuser versetzt. Friedrichs Sohn und Nachfolger, Heinrich Vi. 1190— 1197, war ein habsüchtiger, willkürlicher Mann. Sein grausames Verfahren gegen die Sici Hattet zog ihm den Bann zu. Er starb 1197 und liegt in Palermo begraben. Heinrichs Sohn Friedrich war beim Tode seines Vaters erst drei Jahre alt. Deshalb gerieten die Parteien der Welfen und Waiblinger auf's neue in heftigen Streit. Erstere wählten den Sohn Heinrichs des Löwen, Otto Iv. von Braunschweig 1197—1215; letztere wählten Philipp von Schwaben 1197 — 1208 , den Bruder Heinrichs Vi., zum König. Beide führten blutige Kriege mit einander, bis Philipp von Otto von Wittelsbach auf seiner Burg in der Nähe von Bamberg ermordet wurde 1208. Der damals regierende Papst Innocenz Iii. erkannte nun Otto Iv. als deutschen König an. Als dieser jedoch sich Eingriffe in die Rechte der Kirche erlaubte und dem jungen Friedrich von Hohenstaufen sein Erbland Sicilien rauben wollte, that ihn der große Papst Innocenz Iii. in den Bann. Da Otto nichts that, um von der kirchlichen Strafe befreit zu werden, so wählten die deutschen Fürsten den eben erwähnten Hohenstaufen Friedrich Ii. zum König 1215—1250. Dieser hatte unter dem Schutze des Papstes eine größere wissenschaftliche Ausbildung erhalten, als die übrigen Fürsten seiner Zeit, und verdankte dem päpstlichen Einfluß seine Erwählung. Schon bei seiner Wahl hatte er versprochen, einen Kreuzzug zu unternehmen, schob aber denselben unter nichtigen Vorwänden in die Länge und zeigte sich bald als einen Gegner der Kirche. Er wurde deshalb gebannt. Gezwungen durch die drohende Haltung der deutschen Fürsten, die einen anderen König wählen wollten , unternahm Friedrich Ii. den Kreuzzug 1228. Da vorher feine Aussöhnung mit Rom erfolgt war, wurde Palästina mit dem Interdikte belegt. Friedrich Ii. schloß mit dem egyptischen Sultan Sala-din einen Vertrag. besuchte die heiligen Orte und setzte sich in Jerusalem die Königskrone auf. Nach Italien zurückgekehrt, behandelte er die lombardischen Städte mit großer Härte, besonders nach der für ihn siegreichen Schlacht bei Corte nuova 1237; ebenso ergab er sich einem ausschweifenden Leben, so daß sein Hof in P a-lermo das Gepräge einer orientalischen Hofhaltung trug, und ließ sich die schreiendsten Eingriffe in die Rechte und 6*

2. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für hessische Schulen - S. 81

1885 - Mainz : Frey
81 zutreten; außerdem hatte er sich zu einem Kreuzzug verpflichtet. Das Versprechen war jedoch mehr das Werk der Klugheit gewesen; denn an die Regierung gelangt, verschob er den versprochenen Kreuzzug von Jahr zu Jahr. Endlich verlangte der Papst (Gregor Ix.) ernstlich den Zug, und Friedrich Ii. sammelte (1227) ein Heer, mit dem er sich zu Brindisi einschiffte. Aber schon nach wenigen Tagen kehrte er zurück, angeblich, weil auf dem Schiffe eine Seuche ausgebrochen sei. Ter Kaiser zeigte dem Papste die Ursache der Zögerung an. Dieser aber hielt die Krankheit für erdichtet und belegte ihn mit dem Banne. Als Friedrich im Jahre 1228 den Kreuzzug (fünfter Kreuzzug) unternahm, erließ der Papst an die Geschichtsbilder. ß

3. Das Mittelalter - S. 234

1884 - Mainz : Kirchheim
234 Sigismund. Das Concil von Constanz. p recht von der Pfalz gewühlt (1400—1410), der aber in einer verworrenen Zeir der sehr herabgekommenen Königswürde kein Ansehen zu verschaffen vermochte. Darauf gelangte Wenzels Bruder, Sigismund (1410— 1437) auf den deutschen Kaiserthron. Er war ein rechtschaffener und treuherziger Mann, dem das Wohl des Reiches sehr am Herzen lag. Vor allem war er bemüht, das große Ärgernis zu heben , welches durch ein p ä p st l i ch e § Schisma (Kirchenspaltung) gegeben wurde, indem in Folge von Uneinigkeiten im Kardinalskollegium erst doppelte Papstwahlen stattgefunden hatten, dann aber durch den mißlungenen Versuch der Kirchenversammlung zu Pisa, die Spaltung zu beseitigen, zu deu beiden Päpsten noch ein dritter hinzugekommen war. Alle Christen waren in ihrem Gewissen höchst beunruhigt. Kein Bischof, kein Abt wußte mehr, bei wein er feine Bestätigung suchen sollte, und das Volk war ungewiß, ob der von einem der Päpste eingesetzte Geistliche auch rechtmäßig und gültig die Pflichten seines Amtes erfüllen konnte. Daher war es der Wunsch aller Gutgesinnten, daß eine allgemeine Kirchenversammlung diesen Streit schlichten, die eingeschlichenen Mißbrauche abstellen und eine Verbesserung der Kirchenzucht herbeiführen möchte. Und wirklich kam im Jahre 1414 zu Kostnitz oder Conftanz am Bodensee eine Kirchen» Versammlung zu stände. Auf derselben erschienen eine solche Anzahl von Geistlichen und Laien, daß Conftanz aus einen Tag 115,000 Fremde und 30,000 Pferde zu unterhalten Heine. Die Versammlung währte bis 1418. Die in Kostnitz versammelten Prälaten waren der einstimmigen Meinung, die verderbliche Spaltung der Kirche könne nur dadurch gehoben werden, daß die drei Päpste diese Würde niederlegten. Und wirklich wurde auch der rechtmäßige Papst Gregor Xii. dazu vermocht. Er erkannte das Concil an und legte seine Würde nieder. Auch Johannes Xxlll. that dasselbe. Aus Benedict Xiii., den schismatischen Papst, wurde keine Rücksicht genommen. Jetzt verlangten die Deutschen, und an ihrer Spitze der König, daß, bevor mau zu einer neuen Papstwahl schreite, die Kirchenverbesserung an dem Haupte und den Gliedern zur Sprache komme und die notwendigen Verordnungen erlassen würden. Mit diesem Vorschlage waren aber die anderen Nationen nicht einverstanden und verlangten, daß zuerst ein Oberhaupt der Kirche gewählt werde, indem eine Reform von einer Haupt-losen Versammlung, wie das Concil ohne Papst war, nicht ausgehen könne. Es kam zu verschiedenen oft heftigen Erörterungen. Schließlich gaben die Deutschen nach. Es wurde

4. Das Mittelalter - S. 179

1884 - Mainz : Kirchheim
Friede von Venedig. Das 3. Lateran. Concil. 179 Welf, die Mathildischen Güter hatte verpfänden lasten und ihm so die Aussicht auf den Besitz derselben genommen hatte, oder Widerwillen gegen des Kaisers kirchenfeindliche Pläne, Ursache des Abfalls war, ist nicht ausgemacht; er verweigerte die weitere Heeresfolge und kehrte trotz aller Bitten des Kaisers nach Deutschland zurück. Dies war ein harter Schlag für den stolzen Kaiser mitten aus seiner Siegesbahn. Mit geschwächten Kräften mußte er nunmehr die Schlacht bei Legnano 1176 bestehen, in welcher er geschlagen wurde und seine Pläne auf Italien gänzlich vernichtet sah. Die Verbündeten waren so klug, nach dem Siege den Frieden anzubieten. Friedrich, der seine Lage bedachte und auf Rache gegen Heinrich sann, nahm dieses Anerbieten an und es kam durch die edelmütige Vermittelung Alexanders Iii. der Friede zu Venedig (1177) zu stände. Die beiden großen Gegner versöhnten sich, der Kaiser legte seinen löwenmutigen Trotz ab, und wie er vor aller Welt gefehlt hatte, so bekannte er auch öffentlich; der Papst aber wurde allgemein gepriesen wegen seiner Würde und Sanftmut, da er nie übertriebene Ansprüche gegen den Kaiser erhob oder diesen mit Worten verunglimpfte oder herabwürdigte. Friedrich erkannte Alexander als rechtmäßigen Papst an und gab den Gegenpapst auf; der Papst bestätigte dagegen die Bischöfe, welche dem Kaiser angehangen hatten, in ihren Ämtern und Würden, überließ letzterem die Mathildischen Güter aus 15 Jahre und vermittelte einen Waffenstillstand mit den Lombarden auf 6 Jahre. Der Friede von Venedig hatte aller Orten die heilsamsten Folgen. Ungehindert konnte nun der Papst die Angelegenheiten der Christenheit und der Kaiser die des Reiches ordnen. Alexander Iii. berief noch in demselben Jahre eine große Kirchen-Versammlung, das dritte allgemeine Concil im Lateran, auf welcher unter anderm Folgendes festgesetzt wurde: Zur Giltigkeit einer Papstwahl gehört eine Stimmenmehrheit von zwei Dritteln, die von den Gegenpäpsten erteilten Ordinationen sind unailtig; keiner soll zum Bischof geweiht werden, der nicht 30 Jahre alt und durch Lebenswandel, wie durch Kenntnisse empfehlenswert ist, für andere Kirchendienste sind 25 Jahre erforderlich; gemeinsam lebende Aussätzige sollen nicht gehindert werden, eine Kirche nebst Kirchhof und einen eigenen Priester zu haben; Christen sollen den Sarazenen nicht Waffen, Eisen und Schiffbauholz liefern, noch die, Leitung der Schiffe derselben übernehmen, auch sollen Christen Schiffbrüchige nicht ihrer Habe berauben, offenkundige Wucherer sollen weder zur Kommunion zugelassen werden, noch ein christliches Begräbnis erhalten u. s. w. 12 *

5. Die neueste Zeit - S. 180

1886 - Mainz : Kirchheim
180 Der italienische Krieg. Stellung Napoleons Iii. zu Papst Pius Ix. Savoyen, das Stammland des sardonischen Hauses, und N i z z a. Der Friede timt Zürich hatte unter der italienischen Revo-lutionspartei eine allgemeine Unzufriedenheit hervorgerufen; denn das verhaßte Österreich war im Besitze Venetiens geblieben und die Restanration der vertriebenen Fürsten zugestanden worden. Bezüglich der letzteren hatte jedoch Napoleon dem län-dersiichtigen Viktor Emannel in der vorbehaltenen „Zustimmung der Bevölkerungen," an welcher der Kaiser Franz Joseph nicht im entferntesten gezweifelt, ein sehr einfaches Mittel an die Hand gegeben, sich über die Stipulation des Züricher Friedens hinwegzusetzen. Nachdem eine nach Paris entsandte italienische Deputation von Napoleon die Zusicherung erhalten, daß er eine gewaltsame Wiederherstellung der vertriebenen Fürsten nicht dulden werde; vielmehr den Bevölkerungen der betreffenden Länder das Recht zuerkenne, sich durch Abstimmung ihre Herren selbst zu wählen, wurde in Toskana, Modena und Parma das Gaukelspiel einer Volksabstimmung in Scene gesetzt und durch Terrorisierung der in ihrer überwiegenden Mehrheit ihren Fürsten ergebenen Bevölkerung, sowie durch Fälschung der abgegebenen Stimmen das erstrebte Ergebnis erzielt, worauf Viktor Emannel die drei Länder ohne weiteres in Besitz nahm. Das Gleiche geschah mit den nördlichen Provinzen des Kirchenstaates, den sogenannten „Legationen" und der Ronmgna, nachdem eine ant 1. September zu Bologna eröffnete Nationalversammlung die Absetzung des Papstes und die Einverleibung der betreffenden Provinzen in das Königreich Sardinien beschlossen hatte. Dies alles duldete Napoleon, obgleich er dem Papste die bündigsten Versicherungen für die Aufrechthaltung feiner weltlichen Herrschaft gegeben und ihn unmittelbar nach dem Frieden von Villafranca in einem eigenhändigen Briefe feines besonderen Schutzes versichert hatte. Seine so scharf betonte Freundschaft gegen die Person des Papstes ging, gleich seinem Interesse für das Wohl der Kirche, nun so weit, als er daraus für seine politischen Zwecke Vorteil ziehen konnte. Die Furcht vor den Dolchen und Bomben der M a z z i n i st e n gestalteten ihm nicht, den italienischen Einheitsbestrebungen jeden Beistand zu entziehen und noch weniger, denselben offen entgegen zu treten; daher ließ er die Umsturzpartei nicht nur gewähren, sondern suchte auch ihre Zwecke auf Umwegen zu fordern. Er richtete am 11. Dezember an Papst Pius Ix. ein Schreiben, worin er denselben aufforderte, freiwillig auf die oben genannten Provinzen zu ver-

6. Viertehalb Jahrhunderte - S. 956

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
956 Die Zeit der siegreichen Revolution. Oberhaupte der Kirche geleitet würde, als Mittel borgen zu müssen. Zudem hoffte man von der Mitwirkung des Papstes eine günstige Wir- kung auf die der Kirche nicht Entfremdeten, deren Gemüther man da- durch am leichtesten dem Herrscher unterwerfen würde. Nachdem das Kaiserthum verkündet, nachdem eine Anzahl von Veränderungen, durch welche die monarchische Gewalt Verstärkung erhielt, mittelst eines Se- natsbeschlüsses angeordnet worden, sollte eine Kaiserkrönung das neue Werk beschließen. Doch wollte der neue Kaiser nicht so weit gehen, durch Empfang der Krone eine Sendung von dem Papste anzunehmen, auch nicht dadurch, daß er nach Rom reiste, sich vor dem Oberhaupte der Kirche beugen. Die Unterhandlungen zielten darauf, daß Papst Pius Vh. nach Paris kommen und nicht die Krönung, sondern Salbung und Segnung verrichten möge. Viele Bedenken stellten sich in Nom dem Eingehen auf Napoleons Wünsche in den Weg. War schon die Art, wie der Papst sich bei der Feier betheiligen sollte, eine dem Ver- hältnisse zwischen Papst und Kaiser nicht entsprechende, so war die Macht Napoleons, welche nach Entstehung und Wirksamkeit mehr von der Macht der römischen Imperatoren als von der Macht der römischen Kaiser hatte, welche durch den Gegensatz zu einem Berechtigten, selbst mit Cäsars und Auguftus' Macht verglichen, im Nachtheile stand, nicht der Art, daß der Papst ihr die geforderte kirchliche Weihe zu ertheilen geneigt sein konnte. Dazu kam die Frage, wie der Papst der vertrie- benen Familie der Bourbonen gegenüber den Kaiser salben könne, der sich Kaiser der Franzosen nannte, und ungeachtet dieser Benennung war die Stellung zweifelhaft, die der neue von Plänen der Weltherrschaft erfüllte Kaiser dem wirklichen Kaiser gegenüber einnehmen würde. Alle diese Gegengründe wurden in der Seele des sanften Pius Vii. von den Vorstellungen erschüttert, durch welche seine Räthe unter dem Ein- drücke der bereits in Napoleons Händen ruhenden Gewalt, der an seine Freundschaft geknüpften Hoffnungen und der von seinem Unwillen be- fürchteten Gefahren ihn zum Nachgeben zu stimmen suchten. Auch wur- den von Paris aus die lockenden Worte, durch welche dem Papste das, was man begehrte, als der größte Gewinn für die Kirche dargeftellt wurde, nicht gespart, und die Entscheidung im Sinne des Kaisers wurde dadurch herbeigeführt, daß gegen den Sinn des Kaisers der Erzbischof von Lyon, Cardinal Fesch, der Stiefbruder von Napoleons Mutter Lä- titia, in Rom die Erklärung abgab, der Papst solle dem Kaiser auch die Krönung ertheilen. Der Papst kam, und Napoleon setzte am 2. De- cember sich und seiner Gemahlin selbst die Krone auf. Der Papst hatte sich erniedrigt, und die für die Kirche gehofften Vortheile blieben aus, weil die zur Ausführung des Concordats erlassenen Verordnungen, oie organischen Artikel genannt, dem Sinne des Concordats entgegen die

7. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 313

1831 - Mainz : Kunze
515 Vierter Abschnitt. Die Länder und Staaten der Erde. I. Asia. §. 1. Beschreibung des Landes. 8ils Grenze gegen Europa wird eine Linie angenommen, die vom Kar, Küstensiuß des Eismeers südwestl. zum Quell des Ural, dann auf dem Obtschei Sirt südwestl. zur Wolga und jen- seit derselben zur Mündung des Don zieht. Daß der Welttheil auch mit Afrika, doch nur durch die Erdenge Suez zusammenhängt, übrigens aber vom Eismeer, großen Ocean, indischen und mittel- ländischen Meer bespült wird, ist schon früher angegeben. — Die Ausdehnung Asia's ist gewaltig; von Sw. nach No. 1200, und von So. nach Nw. 800 Meilen. Der Flächeninhalt (die Inseln abgerechnet ) wird auf 800000 Qm. geschätzt; also 5mal größer als Europa; doch hat unser kleiner Welttheil im Verhält- niß weit mehr Küsten. Der Küstenumfang Asia's beträgt 7700 M., und der von Europa, das weit ausgezackter ist, 4300 M., die Inseln abgerechnet. Der Halbinseln sind also wenige und von großem Umfang; die bedeu- tendsten: Anatoli (Morgenland) od. Kleinasien 10000 Qm. — Arabien 48000 Qm. — Halbinsel diesseit des Ganges oder vorderindische 50000 Qm. — Halbinsel jenseit des Ganges od. hinterindische, mit der Neben- Halbinsel Malakka — Korea — Kamtschatka — und einige unbewohn- bare am Eismeer. Flüsse und Seen. 1. Ohne Abzug zum Meere: Der caspische See zieht den Blick zuerst an. Er hat eine Oberflache von 6000 Qm., ist

8. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 181

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das Karolingische Reich. 181 gelangte der Herzog von Spoletum zu einer fast unabhängigen Stel- lung. Im Kirchenstaate walteten in einzelnen Gebietsteilen Häupter des Adels und mischten sich selbst in die Papstwahl ein. Die Päpste waren so von einer Willkühr bedroht, während die Abhülfe, die sie von dem Kaiser verlangen konnten, die Gefahr einer neuen Willkühr mit sich brachte. Zugleich war Rom ein Hauptziel saracenischer Angriffe. Allen diesen Erscheinungen gegenüber vermochte Ludwig Ii. nur wenig Kraft zu entwickeln, da die einzelnen Gewalthaber, so verschieden auch ihre Vortheile und ihre dadurch begründeten gegenseitigen Stellungen waren, das gemeinschaftliche Ziel hatten, die kaiserliche Macht nicht auf- kommen zu lassen. Die Erstürmung von Barium im Jahre 872 war die einzige Unternehmung, die ihm gelang. Die Folge von des Kaisers Schwäche war, daß in Italien die Vasallen eine abgesonderte Stellung ein- nahmen, durch Immunitäten aus dem Kreise der von dem Kaiser geführten Negierung heraustraten und selbst zu der pflichkmäßigen Lehenshülfe wenig Bereitwilligkeit zeigten. Diejenigen von ihnen, welche als Grafen die eigentlichen Beamten des Kaisers bildeten, lernten so den Bezirk, über den sich ihre Amtsgewalt erstreckte, mit demjenigen, welchen sie als Lehen besaßen und für welchen sie meist Immunität hatten, auf gleiche Weise behandeln. Da so in der allgemeinen Auflösung die Einzelnen ihre besonderen Zwecke verfolgten, war man überall auf Selbsthülfe angewiesen. Wer es vermochte, umgab sich mit Mitteln der Vertheidigung, und es zerfiel das Land in zahllose Gebietstheile, die besonderen Staaten glichen. Als nun Ludwig Ii. im Jahre 875 zu Briria gestorben, war zwar, da das Bedürfniß nach Schutz an vielen Orten gefühlt und selbst für eigennützige Bestrebungen die Unterstützung durch eine gesetzliche Obermacht gewünscht wurde, die Nothwendigkeit, ihm einen Nachfolger zu geben, einleuchtend, man verlangte aber nach einem solchen, der die Auflösung zu hemmen nicht die Macht hätte. Es bildeten sich zwei Parteien, deren eine auf das westfränkische, die andere auf das oftfränkische Reich ihre Augen richtete. Es erschien auch sowohl Karl der Kahle in Italien, als König Ludwig erst Karl den Dicken, dann Karlmann nach Italien schickte. Karl der Kahle erhielt, nachdem er von seinen Gegnern den ersten durch den Schein eines An- griffes auf Deutschland, den zweiten durch einen Waffenstillstand ge- täuscht hatte, von Papst Johann Viii., der ihm den Vorzug gab, die Krönung. Karl wahrte das kaiserliche Ansehen in Italien nicht besser als das königliche in seinem Reiche. Nach seiner Rückkehr vertrat ihn Herzog Boso, der Gemahl von Kaiser Ludwigs Ii. Tochter Irmengarde, der im nördlichen Italien nur einen sehr beschränkten Einfluß ausübte. Nachdem der neue Kaiser im Jahre 876 um Lotharingien gekämpft, zog im Jahre 877 des Papstes Hülferuf gegen die Saracenen ihn wieder

9. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 423

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
nach dem Ende der Kreuzzüge. 423 Landvolkes blutig zu strafen gedachte, ward im Jahre 1315, als er von Norden in das feindliche Gebiet einrückte, bei Morgarten gänzlich ge- schlagen, während eine Schaar, die von Süden über den Paß des Brünig in Unterwalden eindringen sollte, ebenfalls eine Niederlage erlitt. Es dauerte Jahre, bis Leopold nach diesem Schlage wieder Kräfte ge- sammelt hatte, seinen Bruder nachdrücklich zu unterstützen. Es schien sich das Uebergewicht auf östreichische Seite zu neigen, und Ludwig konnte die Verheerung Baierns nicht hindern. Da entschied in der Gegend von Mühldorf und Ampstng im Jahre 1322 das Glück der Waffen für Ludwig, der seinen gefangenen Jugendfreund Friedrich auf das Schloß Trausnitz bei Landshut bringen ließ und dessen gleichfalls gefangenen Bruder Heinrich dem Könige von Böhmen zur Verwahrung übergab. Die gewonnene Herrschaft benutzte auch Ludwig alsbald zur Gewinnung neuer Besitzungen für sein Haus. Im Jahre 1320 war diejenige Linie des askanischen Hauses, welche das Markgrafthum in Brandenburg bekleidete, mit Heinrich ausgestorben, und obgleich die übrigen askanischen Linien, die herzoglich sächsischen und die anhaltischen, von zwei Söhnen des Herzogs Bernhard von Sachsen abstammend, nebst andern benachbarten Fürsten Anspruch auf die Nachlassenschaft machten, zog Ludwig das Land als erledigtes Reichslehen ein und ver- lieh es seinem Sohne Ludwig, während der König von Böhmen, der sich ebenfalls Hoffnung auf Brandenburg gemacht hatte, für die von einem der schlesischen Herzoge, dem Herzoge von Jauer, ihm abgetretene Ober- lausitz die Belehnung erhielt. 12. Während Leopold die Feindseligkeiten fortsetzte, trat als Gegner Ludwigs Papst Johann Xxii. auf. Nach Clemens V. Tode im Jahre 1314 war es länger als zwei Jahre nicht zu einer neuen Wahl ge- kommen, weil die Wünsche für Rückkehr des Stuhles nach Rom und für dessen Verbleiben in Avignon das Collegium der Cardinäle theilten. Als endlich im Jahre 1316 Johann Xxii. erwählt war, zeigte er durch sein Verbleiben in Avignon und durch die abermalige Aufnahme von Franzosen unter die Cardinäle, daß er den Spuren seines Vorgängers folgen werde. Den beiden deutschen Königen verweigerte er gleichmäßig die erbetene Bestätigung. In Italien versuchte er die Verwaltung der zum Reiche gehörigen Länder, da das Reich erledigt sei, an sich zu ziehen. Indessen stieg die Macht gibellinischer Häupter so empor, daß wenig Aussicht auf Behauptung jenes Anspruches zu bleiben schien, zumal der König Robert durch Krieg mit Sicilien gehindert war, und die Hülfe, welche sein Bruder Philipp von Tarent den tuscischen Welfen zugeführt, sich schon im Jahre 1315 unzulänglich gezeigt hatte. Visconti erweiterte seine Macht dermaßen, daß der Umfang seiner Herrschaft sich dem des alten lombardischen Bundes näherte. Er legte zwar das Reichsvicariat

10. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 432

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
432 Das römisch-deutsche Reich in den beiden nächsten Jahrhunderten knüpften sich noch Befugnisse genug, die sich für jenen chm näher liegenden Zweck benutzen ließen. In Italien hatten die Ereignisse im neapolitanischen Reiche dessen Einfluß auf die Angelegenheiten der übrigen Staaten abgeschnitten. Im Norden des Landes entwickelte sich die Macht des Hauses Visconti mit einer solchen Gewalt, daß selbst andere gibellinische Herrscherfamilien, wie die zur Herrschaft von Mantua gelangten Gonzaga und die in Reggio an ihre Stelle getretenen Este, die Macht des Herrschers von Mailand als eine feind- liche fürchten mußten. Einer fürstlichen Gewalt gingen die gibellinischen Häupter, vor allen die Visconti, dadurch entgegen, daß das Söldner- wesen einriß und nicht mehr die Bürger der Städte die Kriege führten. Denn durch eine besoldete Truppenmacht konnte der Führer von der Partei, die ihn erhoben hatte, unabhängig werden, und das Besoldungs- wesen gab ihm Einfluß auf die Geldmittel der Städte, so daß er an die Spitze der Verwaltung trat, wie die richterliche Gewalt, früher von dem Podefta geübt, schon an ihn übergegangen war. Die Ausdehnung des Gebietes wurde sodann ein fernerer Schutz für das Haupt des neuen Staates, da etwanige Versuche einer einzelnen Stadt, sich der willkühr- lichen Herrschaft zu entziehen, durch die Kräfte der übrigen unterdrückt werden konnten. Schon griff die Macht der Visconti über die Lombardei hinaus. Auf der einen Seite faßten sie in der Romagna festen Fuß und auf der andern Seite beugte sich das von innerer Parteiung zer- rissene Genua so vor ihnen, daß es im Jahre 1353 sich förmlich unter- warf. Auch die Welfen in Tuscien oder Toscana wurden von ihnen bekämpft. Nur der Markgraf von Montserrat leistete ihnen noch nach- drücklichen Widerstand. Während so im nördlichen Italien eine neue große Macht sich bildete, war der Kirchenstaat im Begriff in eine Menge kleiner Herrschaften sich aufzulösen. In Rom selbst aber, wo man den zu Avignon wohnenden Gebieter fast vergessen hatte, tauchte ein abenteuerlicher Versuch auf, die Herrlichkeit des alten weltbeherrschenden römischen Volkes zu erneuern. Ein kühner und kluger Mann aus nie- derem Stande, Cola di Rienzi, lieh den träumerischen Erinnerungen an Roms alte Größe begeisterten Ausdruck und stieg zu solchem Ansehn empor, daß er im Jahre 1342 als Mitglied einer Gesandtschaft, die Papst Clemens Vi. zur Rückkehr nach Rom einladen sollte, das Wort führte, obgleich der große Dichter Petrarca aus Arezzo (geboren im Jahre 1304, gestorben im Jahre 1374) dabei zugegen war. Im Jahre 1347 riß er das Volk zur Herstellung der Republik hin und bewirkte eine Anzahl von Gesetzen, die auf Beseitigung der eingerissenen Unsicherheit zielten. Seine Macht stieg so schnell, daß die Häupter des römischen Adels die Stadt verließen. Gefeiert als Befreier Roms, das er unter dem Namen eines Tribuns regierte, machte er allen Fürsten, auch dem
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