956
Die Zeit der siegreichen Revolution.
Oberhaupte der Kirche geleitet würde, als Mittel borgen zu müssen.
Zudem hoffte man von der Mitwirkung des Papstes eine günstige Wir-
kung auf die der Kirche nicht Entfremdeten, deren Gemüther man da-
durch am leichtesten dem Herrscher unterwerfen würde. Nachdem das
Kaiserthum verkündet, nachdem eine Anzahl von Veränderungen, durch
welche die monarchische Gewalt Verstärkung erhielt, mittelst eines Se-
natsbeschlüsses angeordnet worden, sollte eine Kaiserkrönung das neue
Werk beschließen. Doch wollte der neue Kaiser nicht so weit gehen,
durch Empfang der Krone eine Sendung von dem Papste anzunehmen,
auch nicht dadurch, daß er nach Rom reiste, sich vor dem Oberhaupte
der Kirche beugen. Die Unterhandlungen zielten darauf, daß Papst
Pius Vh. nach Paris kommen und nicht die Krönung, sondern Salbung
und Segnung verrichten möge. Viele Bedenken stellten sich in Nom
dem Eingehen auf Napoleons Wünsche in den Weg. War schon die
Art, wie der Papst sich bei der Feier betheiligen sollte, eine dem Ver-
hältnisse zwischen Papst und Kaiser nicht entsprechende, so war die
Macht Napoleons, welche nach Entstehung und Wirksamkeit mehr von
der Macht der römischen Imperatoren als von der Macht der römischen
Kaiser hatte, welche durch den Gegensatz zu einem Berechtigten, selbst
mit Cäsars und Auguftus' Macht verglichen, im Nachtheile stand, nicht
der Art, daß der Papst ihr die geforderte kirchliche Weihe zu ertheilen
geneigt sein konnte. Dazu kam die Frage, wie der Papst der vertrie-
benen Familie der Bourbonen gegenüber den Kaiser salben könne, der
sich Kaiser der Franzosen nannte, und ungeachtet dieser Benennung war
die Stellung zweifelhaft, die der neue von Plänen der Weltherrschaft
erfüllte Kaiser dem wirklichen Kaiser gegenüber einnehmen würde. Alle
diese Gegengründe wurden in der Seele des sanften Pius Vii. von
den Vorstellungen erschüttert, durch welche seine Räthe unter dem Ein-
drücke der bereits in Napoleons Händen ruhenden Gewalt, der an seine
Freundschaft geknüpften Hoffnungen und der von seinem Unwillen be-
fürchteten Gefahren ihn zum Nachgeben zu stimmen suchten. Auch wur-
den von Paris aus die lockenden Worte, durch welche dem Papste das,
was man begehrte, als der größte Gewinn für die Kirche dargeftellt
wurde, nicht gespart, und die Entscheidung im Sinne des Kaisers wurde
dadurch herbeigeführt, daß gegen den Sinn des Kaisers der Erzbischof
von Lyon, Cardinal Fesch, der Stiefbruder von Napoleons Mutter Lä-
titia, in Rom die Erklärung abgab, der Papst solle dem Kaiser auch die
Krönung ertheilen. Der Papst kam, und Napoleon setzte am 2. De-
cember sich und seiner Gemahlin selbst die Krone auf. Der Papst hatte
sich erniedrigt, und die für die Kirche gehofften Vortheile blieben aus,
weil die zur Ausführung des Concordats erlassenen Verordnungen, oie
organischen Artikel genannt, dem Sinne des Concordats entgegen die
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleons Cäsars Napoleons Cardinal_Fesch Napoleons Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Rom Paris Napoleons Napoleons Paris Lyon Napoleons Rom
4ö6
welche man von Portugal aus kolomrt hat, sondern noch ungeheure Räume
weit ins Innere hinein, auf welche die Eroberer Anspruch machten. Das Ganze
mag über 110000 Qm. umfassen, mit unermeßlichen Urwäldern, Hochlanden,
Lianos und Pampas. Der tropische Naturreichthum ist groß. Außer dem Mattü
pflanzt man jetzo auch den echt chines. Thee. Unter den Bäumen findet man 80
Farbhölzer, z. V. Fernambuk. Von den 100 Indianerstämmen sind die Boto-
kuden mir Holzklötzchen in Unterlippe und Ohrläppchen am bekanntesten. Der
Creolen, Negersklaven, Mischlinge u. angesiedelten Indianer zählt man an 5 Mill.
Seit 1823 hat sich Brasilien von Portugal getrennt und machte bis 1831 ein
konstitutionelles Kaiserthum mit Senat und Deputirtenkammer aus. Dem Bei-
spiel der andern Amerikaner folgend, errichten sie wahrscheinlich bald eine Republik.
Den Kaiser Don Pedro haben sie entthront und ihn wie andre geborne Portugie-
sen verjagt. — Rio Janeiro, Hauptstadt und Seehafen mit 190000 E. auf
einer von gezackten Bergen eingefaßten Landzunge in höchst malerischer Lage, die
mit der von Neapel und Constantinopel wetteifert. Bahia, wohlhabende See-
stadt mit 182000 E. Die Plantagen der Umgegend sind reich an Kaffee, Zucker
und Reis. Fernambuco nebst Ol in da mit 62009 E. Para am rechten
Ausfluß des Marannon, womit sich der Tocantin vereinigt, liegt ungesund.
Von der Küste entfernt sind noch bedeutende Orte im Stromgebiet des Fran-
cesco und zwar in der Provinz Minas Geräes, woher man edle Steine u. Me-
talle bezieht. Hauptort des öden Diamantenbezirks ist Tejuco; man lebt dort
erbärmlich. Die Diamanten finden sich gewöhnlich in eisenhaltiger Kieselerde, wie
Erbsen gestaltet, man gräbt sie in Bergschluchteil aus, oder wäscht sie aus dem
Kieä der Bergwasser. Nördl. der Mündung des Marannon kommt man zu den
Colonien von Gniana
zwischen Cap Nassau und Ojapsk. An diesen niedrigen Küsten, die in der Re-
genzeit überschwemmt werden, haben sich Holländer und Franzosen niedergelassen
und Negersklaven eingeführt. Man bauet Baumwolle, Indigo, Cakao, Zucker
und Kaffee, sogar Gewürznelken und Muskaten, und zwar am fleißigsten in den
holländischen Plantagen, wovon jetzo die Hälfte den Engländern gehört, a. Cay-
enne oder franz. Guiana mit Inselstadt Cayenne, b. Demerary und Esse-
quebo oder englisch G., worin Stabroek. c/Surinam oder holländisch G.,
worin Paramaribo. Dort sollen die Plantagen obwohl in wagrechter Fläche gar
reizend sein. Es sind üppige Gärten mit Landhäusern bestreut, nach holländischer
Art mit Canälen durchschnitten und durch Dämme geschützt. Dahinter erhebt
sich der schwarzdunkle Urwald, und das Gestade selbst wird vom lichten Meer-
grün der Wellen bespült. Die Straßen der Stadt'paramaribo stehen voller
Bäume und duften von Pomeranzenblüte und andern Blumen. Die Besitzer
führen leider eine üppige Lebensart, wozu das heiße Klima und die zu große
Herrschaft über ihre Negersklaven sie einladet. Harte Behandlung hat viele der
letzteren veranlaßt in die Wälder zu flüchten, von wo sie als Maronneger feind-
liche Einfälle in die Colonien machen.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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Extrahierte Personennamen: Pedro Gniana Guiana Demerary
Extrahierte Ortsnamen: Portugal Portugal Neapel Constantinopel Bahia Fran- Cakao
515
Vierter Abschnitt.
Die Länder und Staaten der Erde.
I. Asia.
§. 1. Beschreibung des Landes.
8ils Grenze gegen Europa wird eine Linie angenommen,
die vom Kar, Küstensiuß des Eismeers südwestl. zum Quell des
Ural, dann auf dem Obtschei Sirt südwestl. zur Wolga und jen-
seit derselben zur Mündung des Don zieht. Daß der Welttheil
auch mit Afrika, doch nur durch die Erdenge Suez zusammenhängt,
übrigens aber vom Eismeer, großen Ocean, indischen und mittel-
ländischen Meer bespült wird, ist schon früher angegeben. — Die
Ausdehnung Asia's ist gewaltig; von Sw. nach No. 1200, und
von So. nach Nw. 800 Meilen. Der Flächeninhalt (die
Inseln abgerechnet ) wird auf 800000 Qm. geschätzt; also 5mal
größer als Europa; doch hat unser kleiner Welttheil im Verhält-
niß weit mehr Küsten. Der Küstenumfang Asia's beträgt
7700 M., und der von Europa, das weit ausgezackter ist, 4300
M., die Inseln abgerechnet.
Der Halbinseln sind also wenige und von großem Umfang; die bedeu-
tendsten: Anatoli (Morgenland) od. Kleinasien 10000 Qm. — Arabien
48000 Qm. — Halbinsel diesseit des Ganges oder vorderindische 50000
Qm. — Halbinsel jenseit des Ganges od. hinterindische, mit der Neben-
Halbinsel Malakka — Korea — Kamtschatka — und einige unbewohn-
bare am Eismeer.
Flüsse und Seen.
1. Ohne Abzug zum Meere: Der caspische See zieht
den Blick zuerst an. Er hat eine Oberflache von 6000 Qm., ist
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Extrahierte Personennamen: Anatoli
Extrahierte Ortsnamen: Europa Afrika Suez Europa Europa Kleinasien Kamtschatka
432 Das römisch-deutsche Reich in den beiden nächsten Jahrhunderten
knüpften sich noch Befugnisse genug, die sich für jenen chm näher
liegenden Zweck benutzen ließen. In Italien hatten die Ereignisse
im neapolitanischen Reiche dessen Einfluß auf die Angelegenheiten der
übrigen Staaten abgeschnitten. Im Norden des Landes entwickelte
sich die Macht des Hauses Visconti mit einer solchen Gewalt, daß
selbst andere gibellinische Herrscherfamilien, wie die zur Herrschaft
von Mantua gelangten Gonzaga und die in Reggio an ihre Stelle
getretenen Este, die Macht des Herrschers von Mailand als eine feind-
liche fürchten mußten. Einer fürstlichen Gewalt gingen die gibellinischen
Häupter, vor allen die Visconti, dadurch entgegen, daß das Söldner-
wesen einriß und nicht mehr die Bürger der Städte die Kriege führten.
Denn durch eine besoldete Truppenmacht konnte der Führer von der
Partei, die ihn erhoben hatte, unabhängig werden, und das Besoldungs-
wesen gab ihm Einfluß auf die Geldmittel der Städte, so daß er an die
Spitze der Verwaltung trat, wie die richterliche Gewalt, früher von dem
Podefta geübt, schon an ihn übergegangen war. Die Ausdehnung des
Gebietes wurde sodann ein fernerer Schutz für das Haupt des neuen
Staates, da etwanige Versuche einer einzelnen Stadt, sich der willkühr-
lichen Herrschaft zu entziehen, durch die Kräfte der übrigen unterdrückt
werden konnten. Schon griff die Macht der Visconti über die Lombardei
hinaus. Auf der einen Seite faßten sie in der Romagna festen Fuß
und auf der andern Seite beugte sich das von innerer Parteiung zer-
rissene Genua so vor ihnen, daß es im Jahre 1353 sich förmlich unter-
warf. Auch die Welfen in Tuscien oder Toscana wurden von ihnen
bekämpft. Nur der Markgraf von Montserrat leistete ihnen noch nach-
drücklichen Widerstand. Während so im nördlichen Italien eine neue
große Macht sich bildete, war der Kirchenstaat im Begriff in eine
Menge kleiner Herrschaften sich aufzulösen. In Rom selbst aber, wo man
den zu Avignon wohnenden Gebieter fast vergessen hatte, tauchte ein
abenteuerlicher Versuch auf, die Herrlichkeit des alten weltbeherrschenden
römischen Volkes zu erneuern. Ein kühner und kluger Mann aus nie-
derem Stande, Cola di Rienzi, lieh den träumerischen Erinnerungen an
Roms alte Größe begeisterten Ausdruck und stieg zu solchem Ansehn
empor, daß er im Jahre 1342 als Mitglied einer Gesandtschaft, die Papst
Clemens Vi. zur Rückkehr nach Rom einladen sollte, das Wort führte,
obgleich der große Dichter Petrarca aus Arezzo (geboren im Jahre
1304, gestorben im Jahre 1374) dabei zugegen war. Im Jahre 1347
riß er das Volk zur Herstellung der Republik hin und bewirkte eine
Anzahl von Gesetzen, die auf Beseitigung der eingerissenen Unsicherheit
zielten. Seine Macht stieg so schnell, daß die Häupter des römischen
Adels die Stadt verließen. Gefeiert als Befreier Roms, das er unter
dem Namen eines Tribuns regierte, machte er allen Fürsten, auch dem
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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550 Die pyrenäische Halbinsel, Skandinavien und Rußland rc.
die seine Alleinherrschaft über die Russen außer Zweifel setzte. Die
Vollendung seines Werkes erheischte Sorgfalt für die Ausbildung aller
Thätigkeiten des Volkes, durch welche das Bedürfniß der Ordnung ge-
steigert, und dem Herrscher größere Mittel zur Verfügung gestellt wer-
den. Er bemühte sich daher aus der Fremde Leute zu gewinnen, welche
Landbau und Gewerbe in lebhafteren Betrieb brachten. Eine Menge
von Familien aus Nowgorod wurde nach Moskwa versetzt, um hier
unter slavische Bevölkerung gemischt ihrer Vaterstadt, wo sie durch
slavische Ansiedler ersetzt wurden, die Kraft des Widerstrebens zu ent-
ziehen, und den neuen Wohnort zu einem Ausgangspunkte für Civilisation
machen zu helfen. Für die Zukunft sorgte ein Gesetz über die Untheilbar-
keit des Reiches, und da Conftantinopel die Hauptstadt des griechischen
Reiches und die Metropole der griechischen Kirche zu sein aufgehört
hatte, ward der Selbstherrscher aller Russen, der zu Moskwa in dem
von ihm erbauten Schlosse des Kreml wohnte, nicht allein der mächtigste
Fürst des Ostens, sondern auch der Schirmherr der Kirche seines Landes,
so daß die griechische Kirche für den Umfang des russischen Reiches ihr
geistliches Oberhaupt nun nicht mehr in dem Erzbischöfe von Kiew,
sondern in dem Patriarchen von Moskwa hatte, und für den russischen
Zweig der griechischen Kirche der Wille des neuen Schirmherrn so be-
stimmend wurde, als es einst für die gesammte griechische Kirche der
Wille des Kaisers zu Conftantinopel gewesen war.
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Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Moskwa Moskwa Kiew Moskwa
97
Rudolf von Hlibsburg.
Ausgebrannt vom Strahl der Sonne,
Seufzet rings das dürre Land;
Alle Quellen sind vertrocknet
In dem glühend heißen Sand;
Lechzend liegt die matte Herde
Auf der schattenlosen Erde.
issen
- Wolkenlos der ganze Himmel,
'Dtill die Luft und heiß und schwer,
Und der Wald mit welkem Laube
Steht bedeckt mit weißem Staube.
Sieh! da reitet durch die Steppe
Kampfgerüstet eine Schar,
Rudolf zieht, der deutsche Kaiser,
Wider König Ottokar;
Von dem Durste matt und heiser,
Rust nach Wasser setzt der Kaiser.
Und zwei Reiter eilen jauchzend
Zu dem Kaiser hin im Flug,
Halten freudig hoch erhoben
Kühlen Wassers einen Krug,
Und den Becher rasch ihm füllend,
Sprechen sie, ihr Herz enthüllend:
„Lange suchten wir nach Wasser
Weit umher in diesem Land,
Doch kein Tropfen war zu finden
In dem glühend heißen Sand;
Die vergebne Müh' zu enden,
Wollten wir uns rückwärts wenden.
„Sieh! da fanden wir im Schatten
Ruhend eine Schnitterschar,
Die sich, müde, laben wollte
An dem Kruge kühl und klar;
Weil sie selbst vom Durste litten,
War vergebens alles Bitten.
„Doch als unsre Schwerter drohten:
,Gebt uns Wasser oder Blut st
Gaben sie uns bleich und zitternd
Gern ihr seltnes, teures Gut;
Was wir so erbeutet haben,
Möge dich, o Kaiser, laben!"
Als der Kaiser dies vernommen,
Zog mit unmutvollem Blick
Von den glühend heißen Lippen
Plötzlich er den Krug zurück:
„Nimmer soll den Durst mir stillen,
Was sie gaben wider Willen.
Lesebuch.
7
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TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Personennamen: Rudolf_von_Hlibsburg Rudolf Rudolf Rudolf Ottokar Ottokar
348
dann bäumt sich's jedesmal und macht einen gewaltigen Satz; hat der
nun ausgetobt, dann kommt ein Zug von etwa sechzig andern Magnaten,
alle mit derselben phantastischen Pracht, alle mit den schönen farbigen
Turbans, den lustigen Schnurrbärten und den dunkeln Augen; der eine
reitet einen Schimmel, den er mit einem goldenen Netze behängt hat;
der andere einen Grauen, mit Diamanten auf allen Zügeln; ein anderer
einen Rappen mit purpurnem Zeuge; einer trägt Himmelblau vom Kopf
bis zu den Füßen, überall mit Gold dick gestickt, einen weißen Turban
und weißen langen Dolman; ein anderer ganz in Goldstoff mit purpurnem
Dolman; so ist einer immer bunter, reicher als der andere, und alle reiten
so keck, ungeniert und fanfaronmäßig daher, daß es eine Lust ist; und
nun erst die ungarische Garde, den Esterhazy an der Spitze, der blendend
von Brillanten und Perlenstickerei ist; wie ist es zu erzählen? Man
muß den Glanz gesehen haben, wie der Zug sich auf dem breiten Platze
ausdehnte und stillstand, und wie alle die Edelsteine und bunten Farben,
und die hohen goldenen Bischofsmützen und die Kruzifixe im hellsten
Sonnenschein blitzten wie tausend Sterne!
Nun denn, morgen soll es, so Gott will, weitergehen. Da hast
Du einen Brief, Herr Bruder, schreib auch einmal bald an mich, und laß
mich wissen, wie Dir das Leben geht; Ihr habt ja in Berlin auch einen
Aufstand und zwar von Schneidergesellen gehabt; was ist es denn damit?
Euch aber, liebe Eltern, und Euch, Geschwister, sag' ich nun noch
einmal lebewohl aus Deutschland; jetzt soll es von Ungarn nach Italien
gehen, von da schreibe ich mehr und ruhiger. Sei frph, lieber Paul,
und gehe frisch vorwärts; freue Dich an allem Frohen, und denke an
Deinen Bruder, der sich in der Welt herumtreibt. Lebe wohl!
Dein
Felix.
Felix Mendelssohn-Bartholdy.
Erbauung der Leo-Stadt.
Das ruhmvollste Unternehmen des Papstes Leo Iv. war die Be-
festigung des vatikanischen Gebiets — ein Ereignis in der Geschichte der
Stadt, wodurch die Civitas Leonina entstand, ein neuer Teil Roms
und eine neue Festung, die in den folgenden Jahrhunderten von so großer
Wichtigkeit war.
Als der Kaiser Aurelian Rom ummauerte, war das Bedürfnis,
Rom einzuschließen, nicht vorhanden. Dies Gebiet blieb völlig offen und
außerhalb der Stadt. Auch nachdem dort der St. Peter entstanden
war, um ihn her Klöster, Hospitäler, Wohnungen mancher Art, und an
der linken Seite die Fremdenkolonieen sich niedergelassen hatten, dachte
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Gott Felix Felix Felix_Mendelssohn-Bartholdy Felix Leo_Iv Leo
Extrahierte Ortsnamen: Goldstoff Berlin Deutschland Ungarn Italien Roms Rom Rom
479
Und drängen die Nebel noch so dicht
Sich vor den Blick der Sonne,
Sie wecket doch mit ihrem Licht
Einmal die Welt zur Wonne.
Blast nur, ihr Stürme, blast mit Macht!
Mir soll darob nicht bangen.
Aus leisen Sohlen über Nacht
Kommt doch der Lenz gegangen.
Da wacht die Erde grünend auf,
Weiß nicht, wie ihr geschehen.
Und lacht in den sonnigen Himmel hinauf
Und möchte vor Lust vergehen.
Sie flicht sich blühende Kränze,, ins Haar
Und schmückt sich mit Rosen und Ähren,
Und läßt die Brünnlein rieseln klar,
Als wären es Freudenzähren.
Drum still! Und wie es frieren mag,
O Herz, gieb dich zufrieden, —
Es ist ein großer Maientag
Der ganzen Welt beschieden!
Und wenn dir oft auch bangt und graut,
Als sei die Hüll' auf Erden,
Nur unverzagt auf Gott vertraut!
Es muß doch Frühling werden.
Emanuel Geibel.
Karls Iv. Kaiferkrönung.
Nie war ein künftiger Kaiser mit glänzenderem Gefolge in Nom
erschienen als Karl Iv., welchen seine erst sechzehnjährige anmutige Ge-
mahlin Anna von Schweidnitz begleitete. Bon allen Seiten waren Herren
und Ritter zu dem Römerznge herbeigeeilt, der diesmal nur ein Festzug
sein sollte. 15 000 Ritter und Reisige, zu zwei Dritteilen Italiener, die
Übrigen Deutsche und Böhmen, verherrlichten die Heerfahrt, alle, wie
der florentinische Chronist schreibt, gut beritten und mit schönen, aber nicht
für den Kampf berechneten Rüstungen und Waffen. Man sah die Herzoge
von Bayern, von Braunschweig, von Troppau, von Teschen, von Falken-
berg, die Burggrafen von Nürnberg und Magdeburg, die Grafen von
Schwarzenberg und Ättingen, namentlich aber zahlreiche Prälaten, von
denen mehrere ihre eignen Banner führten, den Erzbischof von Prag, den
Patriarchen von Aquileja, die Bischöfe von Augsburg, Olmütz, Speier,
Leitomyßl, Zengg, zahlreiche vornehme Hof- und Reichsbeamte. Nach einer
Menge Förmlichkeiten, deren durch Dokumente beglaubigte Einzelheiten
recht an den Tag legen, welches geschraubte Verhältnis selbst gegenüber
einem von dem Willen des Papsttums ganz abhängigen Kaiser zwischen
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
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Extrahierte Personennamen: Emanuel_Geibel Karls Karl_Iv. Karl_Iv. Anna_von_Schweidnitz Schwarzenberg Aquileja
durch beit neuen Anwuchs geht, durch die Himbeergesträuche, durch die
Gezweige, die Axt auf der Schulter oder die breite Säge über den Rücken
gebunden, so wandelt er in seinem Reiche, er gedenkt der Tage, wo er
hier gewirkt hat, und wenn er auch nun in andern frischen Wäldern
beschäftigt ist, so gehört doch auch ein Teil seines Herzens der Stelle,
auf der einst seine Hütte gestanden war. Adalbert Stifter.
Der Marknsdom.
Es steigt empor in feenhaftem Schimmer,
Im Marmor- und im Porphyrsäulenkranz,
Mit feiner Kuppeln silberbleichem Flimmer
Sankt Markus in jahrtausendaltem Glanz.
Roch steht er blendend vor der Enkel Blicken
Mit seines Giebels Sternenfirmament,
Im Gold und Purpur seine Mosaiken,
Der Meersstadt Dom, im Schmuck des Orient! —
Venedigs Kapitol und Kathedrale,
Du Tempel, Mausoleum seines Ruhms!
Der Löwe wacht noch über dem Portale,
Der goldne Hüter deines Heiligtums.
Er wacht noch über den vier Siegesrossen,
Er hält das goldne Buch in seinen Klau'n,
Noch ist zu seiten ihm, weit aufgeschlossen,
Sein einstig Reich, das blaue Meer, zu schau'n.
Ihr Nischen, ihr Portale, Säulengänge,
Jetzt nur erfüllt von frommen Litanei'n,
Welch andrer Prozessionen Festgepränge
Zog hier in frühern Zeiten ans und ein!
Des Papsts Tiare und die Kaiserkrone
Gesellten sich der Dogenmütz' im Zug,
Indes als Sklavin stumm des Ostens Zone
Gekniet mit ihrer Schätze Myrrhenkrug.
Hier war das Schicksal manchen Reichs entschieden,
Besiegelt vor San Mareos Hochaltar,
Mit einem Papst schloß hier ein Kaiser Frieden st
Des Sohn der Republik Gefangner war.
Es wurden die Verträge hier beschworen,
Mit Königen geschlossen; hier erschien
Der Doge, Fürst der Republik erkoren,
Der Palriarche schmückt' und salbet' ihn.
Von hier ans schwang der Löwe sein Gefieder,
Getaucht erst in des heil'gen Beckens Flut;
Hier legt' er seinen Siegeslorbeer nieder
Und seine Beute war des Tempels Gut.
Hier sind Venedigs Helden ausgezogen,
Vorm Hochaltare ward geweiht ihr Schwert,
Es wölbte das Portal den Siegesbogen,
Durch welchen ihr Triumphzug heimgekehrt.
1 Friedrich Barbarossa und Papst Alexander Iii.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Markus Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Alexander_Iii Alexander
29
dem Benediktiner-kloster zu Subiaco eine Znflnchtsstätte fanden, dann sich
in Noin einer großartigen Unterstützung des Papstes Sixtus Iv. erfreuten
und ihre Werke unter der Leitung des Bischofs Giovan Andrea von
Ateria Herausgaben. Der berühmte Dominikaner Kardinal Turrecremata
berief ini Jahre 1466 den Typographen Ulrich Hahn von Ingolstadt,
der Kardinal Caraffa im Jahre 1469 den Georg Lauer von Würzburg
nach Nom, und deren Förderer waren die berühmten päpstlichen Bio-
graphen Campano und Platina. Im Jahre 1475 zählte Nom schon
zwanzig Offizinen, und bis zum Schluß des Jahrhunderts erschienet: dort
925 Druckwerke, die man vorztlgsweise den Bemühtingen der Geistlichkeit
verdankte.
Der Klerus beteiligte sich aber nicht bloß durch eigene Mitwirkung
an der neuen Kunst, sondern verschaffte ihr auch die notwendige Unter-
stützung durch reichliche!: Ankauf ihrer Erzeugnisse. Fast die gesamte
Bücherproduktion des fünfzehnten Jahrhunderts hatte in Deutschland die
Befriedigung der literarischen Bedürfnisse der Geistlichkeit zum Zwecke,
und nur durch deren rege Beteiligung wurde eine allseitige und
gleichzeitige Einwirkung des Buchhandels auf das gesamte
Publikum ermöglicht.
Johannes Janss en.
Der Frühlingsgarten.
Du mußt dein Herz zum Frühlingsgarteu weih'u!
Pflanz liebe Blumen edler Art hinein:
Geduld und Hoffnung, Lieb' und Heiterkeit,
Und auch das Blümeleiu Zufriedenheit!
Dann magst du deinei: Garten Gott vertrau'::,
Auf seine Lieb' und seine Güte bau'n;
Doch mußt du auch das Deine freudig thun:
Gott gab das Leben nicht, um auszuruh'u.
Und wenn dir dam: die Blumen lieblich blüh'::,
Wirst du vergesset: alle Sorg' und Müh'::,
U>:d wie sie lächeln dir, so lächelst du
Der gauzei: Gotteswelt auch freundlich zu.
O pfleg den Garten! halt ihn immer rein!
Laß nie des Unmuts Unkraut drin gedeih'::!
Dann wird, wenn sich auch stellt der Winter ein,
Dein Herz auch noch ein Frühlingsgarte:: sein.
Aug. Heinr. Hoffmann von Fallersleben.
Die Glasmalerei in Lagern unter König Ludwig I.
Ungemeine Liebe und Sorgfalt wandte der bayerische Monarch der
Wiederaufnahme der Glasmalerei zu. Dieser Kunstzweig hat schon ur-
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