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1. Die Neuzeit - S. 162

1884 - Mainz : Kirchheim
162 Dreißigjähriger Krieg. Schlacht am weißen Berge. Tilly. der St. Veitskirche zu Prag übertragen und dieselbe total verwüstet, kaum, daß das Kruzifix auf der Moldaubrücke vor Friedrich und seiner unduldsamen und hoffärtigen Gemahlin Gnade fand. Die schwer gedrückten Katholiken schöpften erst wieder Hoffnung, als Herzog Maximilian sich mit dem kaiserlichen General Boucquoi vereinigte, eine böhmische Stadt nach der anderen in die Hände des anrückenden Heeres fiel, und dieses endlich, nicht ohne große Mühseligkeiten, westlich von Prag sich am Fuße des weißen Berg es aufstellte. Hier erfolgte am Sonntage (den 8. November 1620), als das Evangelium gelesen wurde: „Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist," der Angriff von Seiteu des vereinigten bayerisch-kaiserlichen Heeres auf die noch unvollendeten Schanzen des böhmisch-pfälzischen. Das lig i stisch e Heer stand unter der Anführung des Grafen Tscherklas von Tilly, eines Niederländers von Geburt, der in seinem Vaterlande wie in Ungarn auf vielen Feldzügen Erfahrungen gesammelt und Kriegsruhm geerntet hatte. Ehe er den Zug nach Prag unternahm, hatte er bereits die Stünde in Oberösterreich bezwungen und die Huldigung für den Kaiser entgegengenommen. Friedrich fand in den Tagen der Gefahr bei dem Volke, das ihn auf den Thron gehoben, wenig Mut und Entschlossenheit. Auch hatte er sich selbst durch seinen Adlig zum Wohlleben und seine Sorglosigkeit um Liebe lind Ansehen gebracht. Er erwartete den Feind bei Pilsen, begehrte aber bei dessen Annäherung zu unterhandeln; alle Vorschläge wurden indes zurückgewiesen, wenn er nicht die Krone niederlege. Da das katholische Heer gerade auf Prag losging, mußten die Böhmen einen höchst anstrengenden Marsch unternehmen, um die Hauptstadt zu schützen. Auf dem weißen Berge hatte Christian von Anhalt die ermüdeten und durch den Rückzug entmutigten Truppen in trefflicher Schlachtordnung aufgestellt. Sie waren kaum 21,000 Mann stark, während die Kaiserlichen noch einmal so viel zählten; doch würde die gute Stellung auf der Höhe für die geringere Menge ein Ersatz gewesen fein, wenn nicht bei der Mehrzahl des böhmischen Heeres Selbstvertrauen, Ordnung, Einigkeit und Gehorsam gefehlt hätten. Als das erste Treffen der Kaiserlichen unter Tilly den Berg hinauf geführt ward, begann es, von einem lebhaften Geschützfener empfangen, zu wanken. Aber Tilly ruft bayerische Reiterei herbei und die böhmischen Scharen werden geworfen. Die Schlesier und Mährer können die mächtig andringenden Kaiserlichen nicht mehr auf-

2. Die Neuzeit - S. 170

1884 - Mainz : Kirchheim
Schlacht bei Lutter am Barenberge. seinen Auftrag zu erfüllen, stieß er bei Dessau auf Waldstein Der sich hier entwickelnde Kamps endete mit Mannsfelds Niederlage. Dennoch war sein Mut ungebeugt; es gelang ihm, durch Schlesien und Ungarn zu ziehen, von wo er über Venedig nach England reisen wollte, um neue Geldmittel herbeiznschassen. Doch kam er nicht mehr weit. In der Gegend von Zara wurde er vom Tode überrascht, welcher ihn in seinem 46. Lebensjahre dahinraffte. Da Christian von Branuschweig bereits au einer Verwundung gestorben war, so blieb nur der König von Dänemark auf dem Kampfplatze. Dieser suchte eine Schlacht zu vermeiden und zog sich zurück, aber Tilly holte ihn ein und nötigte ihn bei fintier am Barenberge zum Kampfe (16. August 1626). Die dänischen Truppen hielten den ersten Angriff nicht allein aus, sondern gingen ihrerseits vor, brachten das Fußvolk zum weichen und drangen gegen die feindlichen Geschütze heran; da ließ Tilly drei Regimenter einhauen und zwar mit solchem Erfolge, daß alles die Flucht ergriff. Die Verluste der Dänen waren ungeheuer. Die Zahl der Toten, Verwundeten und Gefangenen belief sich auf 10,000; unter denselben befanden sich besonders viele höhere Offiziere. Die Lage des Königs von Dänemark war mithin höchst bedenklich, und daß er nicht gänzlich verloren war, lag hauptsächlich an der Eifersucht, die zwischen Tilly und Waldstein herrschte. Diese beiden Feldherren boten überhaupt einen schneidenden Kontrast. Waldstein prachtliebend, mit glänzendem Gefolge, Tilly höchst einfach; Waldstein wollte als Fürst geehrt sein, als kaiserlicher Feldherr den ersten Rang haben, Tilly sollte nur als Unterfeldherr behandelt werden. Dieser er-wies ihm äußerlich alle Ehrenbezeugung; aber ebenso geschickt als kräftig behauptete er in politischen Angelegenheiten die Rechte seines Herrn, des Kurfürsten von Bayern, und in Kriegsverhältnissen sein Ansehen als selbständiger Feldherr einer unabhängigen Armee. So war benu auch der Kaiser aus diesem Kampfe siegreich hervorgegangen. Tillys Scharen stauben im nörblichen Deutsch-lanb; Walbstein aber trieb die Herzöge von Mecklenburg, die allein noch in ihrer Wibersetzlichkeii gegen den Kaiser verharrten, aus ihren Staaten, und Ferbinanb Ii. erklärte sie aus eigener Machtvollkommenheit in die Acht. Ihre Länber erhielt Walbstein vorläufig als Ktiegsunterpfanb, warb jeboch balb barauf vom Kaiser förmlich mit Mecklenburg belehnt. Da er aber wohl einsah, daß seine Stellung als Herzog von Mecklenburg ohne Gewaltstreich nicht haltbar sei, suchte er sich auch Pommern anzueignen. Schon im November 1627 hatte der hochbetagte Fürst

3. Die Neuzeit - S. 171

1884 - Mainz : Kirchheim
Waldstein vor Stralsund. 111 B ogislav Xiv. einwilligen müssen, zehn Regimenter Wald--steinscher Truppen als Besatzungen in seine Städte aufzunehmen und sein bisher ganz friedliches Land den wilden Scharen Preis zu geben. Nur die einzige Stadt Stralfnnd hatte sich, unter Berufung auf ihre Privilegien, der Einquartierung widersetzt. Da Waldsteiu darauf bestanden hatte, daß anch Stralsund eine kaiserliche Besatzung aufnehme, hatten sich die Bürger zu bewaffnetem Widerstande gerüstet. ^ n Stralsund war durch seine Lage am Meere, durch starke der Wälle und Mauern ungemein befestigt und im Vertrauen auf diese feste Lage hatte sie sich zum ernstlichen Kampfe entschlossen. Da befahl Waldstein dem Oberst Arnim, Gewalt zu brauchen (1628). Doch Stralsund hatte sich indessen nach anderer Hilfe umgesehen und solche von Schweden und Dänemark erhalten. Nichtsdestoweniger wären die Bürger des Drängers gern los geworden und schickten deshalb einen Abgeordneten nach Prag, wo Waldstein sich gerade aufhielt. Dieser antwortete trotzig, er habe befohlen, daß noch fünfzehn Regimenter vor die Stadt geführt werden sollen, und „wird sie sich nicht unterwerfen , so soll nichts von ihr übrig bleiben, sollten auch hunderttausend Mann, ja ich selbst das Leben darüber verlieren." Bald brach er selbst nach Stralsund auf, denn er hatte geschworen, die Stadt zu erobern, und wenn sie mit Ketten an den Himmel gebunden wäre. Gleich nach der Ankunft Waldsteins vor Stralsund wurde die Stadt an zwei Thoren gestürmt und heftig beschossen. Einige Vorwerke wurden genommen, der schwedische Oberst Dn-val wurde gefangen, sein Gefährte Rosladin tödlich verwundet! Ein zweiter Sturm brachte am folgenden Tage fast alle Vorwerke in die Hände der Kaiserlichen. Die erschrockene Bürgerschaft entsandte Abgeordnete an Waldstein, und es kam ein Vertrag zu Stande, kraft dessen Stralsund sich bereit erklärte, eine herzogliche Besatzung von 2000 Mann anzunehmen, 50,000 Reichsthaler Brandschatzung zu Zahlen und die fremden Kriegsvölker zu entfernen. Allein die von den fremden Truppen bearbeiteten Ratsherren erklärten, sie könnten auf diese Bedingungen ohne Einwilligung der Könige von Dänemark und Schweden nicht eingehen. Da nun von diesen inzwischen neue Hilfe kam, und gleichzeitig ein so heftiges Regenwetter eintrat, daß in wenigen Tagen das ganze kaiserliche Lager in einen bodenlosen Sumpf verwandelt wurde, mußte Waldstein die Hoffnung aufgeben, die Stadt in seine Gewalt zu bekommen. Er verließ daher das Lager und begab sich nach Güstrow. Seinem Befehle gemäß hob

4. Die Neuzeit - S. 179

1884 - Mainz : Kirchheim
Zerstörung Magdeburgs. 179 kunft keinen Sturm unternehmen. Die Stadt wurde aber schrecklich enttäuscht. Tilly hielt Kriegsrat; Pappenheim schlug einen allgemeinen Sturm vor, und dieser Meinung trat der Kriegsrat bei, Tilly nur ungern; denn er wollte die Stadt schonen Am anderen Morgen verzögerte er den Angriff noch um zwei Stunden, in der Hoffnung, der Trompeter werde indes zurückkehren und ^ die Übergabe der ötadt mitbringen. Unterdessen gingen e!n5 Stelle, _ wo der Stadtgraben trocken und die Brüstung ablchu^ng war, die Walloueu unter Pappenheim durch und raunen an das Thor. Es war schwach besetzt, die Wache fiel und die Wallonen waren in der Stadt, ehe noch auf den drei anderen Seiten dte Schlachthaufen sich in Bewegung setzten. Auf die erhaltene Meldung des Anrückens war von Falkenberg kern Befehl zum schütze der bedrohten Stellen erfolgt. Er war auf dem Rathause und hielt den Bürgern eine Rede über den Entsatz, dm der Schwedenkönig jede Minute bringen müsse. 1otl Meldung, daß die Kaiserlichen sich bereits in der ^mdt bestnden, erhebt sich Falkenberg, steigt zu Pferde und reitet c ,ntc? *ad] ^ent 5r.e — sondern entgegengesetzt, um von dort ein Regiment herbeizuholen. Mit diesem stellt er sich den Oiugedrungeiieu entgegen, erhielt aber durch eine Kugel den Tod. Der Administrator, der Falkenberg zu Hilfe eilte, fiel in die Hunde der Feinde und wurde alsbald in das kaiserliche Laaer gebracht. Dennoch leisteten die ermatteten Bürger Widerstand schossen aus ihren Häusern und wehrten auf mehreren Punkten Stürmenden ab An zwei Stunden dauerte der Kampf in den Ltiatzen, der den Pappenheimern gegen 1000 Mann an Toten und Verwundeten kostete, bis sie des Widerstandes Met-wurden, die geschlossenen Thore von innen sprengten, und dte Verteidiger zwychen zwei Feuern erlagen. Zu dem Schauders Mnrh h ^rmpfe§ gesellte sich der Schrecken des T aft ^ord und Flammen rasten wetteifernd in der Stadt und Rauch und Qualm verhüllten die Grausamkeiten und Greuel' fev und Quf bm Straßen, in den Hau- ™ beru6t wurden. Die Kunde von der Erobe- ie^te ba§ an so viel Gräßlichkeit gewöhnte Geschlecht m dumpfes Erstaunen. Außer denen, die in den knft fdaen ?6er ^,000 Leichen theils begra-ben, theils m dte Elbe geworfen worden sein. Die Stadt war Sä& T d« T°m, zu d-ssm Rettung die kai^er- hund-r^uuditm Ä»““*"’ das Frauenkloster und hundert und neun Fischerhutten an der Elbe entgingen dem

5. Die Neuzeit - S. 183

1884 - Mainz : Kirchheim
Gustav Adolf. Schlacht bei Breitenfeld. 183 das Schreiben vom Kurfürsten von Bayern, worin er ihn ermahnte, den Frieden mit Sachsen um jeden Preis zu erhalten. Weise vorsehend, schrieb der Kurfürst: „Der Übertritt Sachsens auf schwedische Seite würde dem Kriege eine neue Gestalt und unübersehbare Dauer verleihen." Als dieses Schreiben ausgefertigt wurde, hatte der Kurfürst von Sachsen bereits mit Gustav Adols ein Bündnis geschlossen und sich mit ihm unweit Wittenberg vereinigt. Der bisher unentschlossene Kurfürst fühlte nun Heldenmut in sich, weil er an eines Helden Seite stand, und er und die Armee drangen aus sofortige Schlacht. Obgleich Tilly erst noch Verstärkung erwartete, so nahm er doch die Schlacht bei Breitenfeld, unweit Leipzig, am 17. September 1631 an. Pappenheim aus dem linken kaiserlichen Flügel sah, nach siebenmal erneuertem Angriffe und selbst verwundet, sich genötigt, vor den Schweden zu weichen. Tilly hatte unterdes die Sachsen geschlagen, aber Gustav Adols fiel ihm in die linke Flanke und nahm die kaiserliche Artillerie, welche sofort gegen die Kaiserlichen selbst gewendet wnrde; die kaiserliche Infanterie, durch die wiederholten Reiterangriffe in Unordnung gebracht, fing nun ebenfalls an, zu weichen, doch setzten noch fünf Regimenter meist alter Soldaten den Kamps fort und wichen nicht eher, bis sie fast sämtlich niedergehauen waren. Mit der Niederlage dieser Regimenter war die Schlacht beendet, welche bereits mit der Niederlage Pappenheims und der Wegnahme der kaiserlichen Artillerie entschieden war. Die Kaiserlichen ließen 7000 Tote aus dem Schlachtselde und 3500 Gefangene in des Siegers Händen. Weniger Mutig war der Verlust der Sieger gewesen; 3000 Sachsen und 1500 Schweden waren die geringen Opfer, mit denen Gustav Adolf diesen Sieg erkaufte. Tilly, schwer verwundet, entging nur mit Not der Gefangenschaft. Erst in Halle fanden sich Tilly und Pappenheim am folgenden Tage wieder zusammen und zogen die Verstärkung, die, wie gesagt, schon im Anmarsch war, au sich. Die Schlacht bei Breiteuseld entriß dem Kaiser mit einem Schlage alle Vorteile, die er durch einen zwölfjährigen Kampf errungen hatte, und verbreitete unter den Protestanten die lebhafteste Begeisterung für den Schwedenkönig. D i e Sachsen fielen nun in Böhmen ein; Gustav Adolf zog durch Thüringen nach Franken, nahm Hanau, besetzte Frankfurt und ging bei Oppenheim über den Rhein. Auch Mainz und Würzburg mußten sich ergeben, und wurden hart mitgenommen. Gustav Adolf fühlte sich in Deutschland bereits so heimisch, daß er

6. Die Neuzeit - S. 213

1884 - Mainz : Kirchheim
Schlacht bei Fehrbellin. 213 Ho mburg cm, mit dem Befehle, sich in kein Treffen einzulassen, sondern blos den Feind zu beobachten. Der Prinz rückte aus, und kaum durch ein Wäldchen vorgedrungen, sieht er die schwedischen Truppen zwischen den Dörfern Hacken berg und Tornow, einen Morast in ihrem Rücken, die Brücke von Fehrbellin jenseits ihres rechten Flügels und eine flache Ebene in ihrer Fronte, gelagert: er bringt die Feldwachen zum Weichen, verfolgt und treibt sie bis zur Hauptarmee; diese rückt in Masse an. Der Prinz, von kriegerischer Hitze hingerissen, beginnt das Treffen, das einen verderblichen Ausgang würde genommen haben, wenn nicht der Kurfürst, die Gefahr einsehend, herbeigeeilt wäre. Mit dem ihm eigenen Scharfblicke und mit bewnnderuugswürdiger Schnelligkeit traf er sofort seine Anordnung. Von einem Hügel herab, den er sich zu diesem Zwecke ansersehen, ließ er seine ganze Artillerie unter die Feinde spielen: die schwedische Jusau-ierie begann zu wanken: flugs stürzt er mit seiner ganzen Reiterei auf den rechten Flügel der Feinde und schlägt ihn in die Flucht: die Unordnung des rechten Flügels zieht die des linken nach sich, die Schweden stürzen sich in Sümpfe, wo sie von den Bauern getötet wurden, und die, welche sich retteten, flohen durch Fehrbellin, wo sie die Brücke hinter sich abbrachen. Friedrich Wilhelm schlug auf dem Schlachtfelde, das ihm nunmehr zum Feld so großer Ehren geworden, sein Lager auf und musterte sein braves Heer. Zum Prinzen von Homburg aber, der schnldbewußt dastand, sprach er mit mildem Ernster „Wollte ich nach der Strenge der Kriegsgesetze mit Ench verfahren , so hättet Ihr das Leben verwirkt; doch behüte Gott, daß ich den Glanz eines so glücklichen Tages durch blutige Rache an einem Prinzen trüben sollte, der eines der vorzüglichsten Werkzeuge meines Sieges gewesen." Die Schweden verloren an diesem eben so berühmten als entscheidenden Tage zwei Standarten, acht Fahnen , acht Kanonen, 3000 Mann und eine große Anzahl Offiziere. Am andern Morgen, so wie Derflirtger mit der Infanterie angekommen, begann die Verfolgung des Feindes. Man jagte ihn von Ort zu Ort, machte viele Gefangene und bekam mit ihrer Bagage einen Teil der Beute, die sie in der brandenburgischen Mark gemacht hatten, zurück. Die Schweden waren auf 4000 Mann zusammengeschmolzen und wurden vom Kurfürsten darauf gänzlich aus Pommern und Preußen vertrieben; doch erntete dieser später nicht die Früchte seiner heldenmütigen Bestrebungen, da ihn der deutsche Kaiser im Stich ließ. Am Rhein hatte inzwischen der Krieg weiter gewütet. Turenne verwüstete die Pfalz und einen

7. Die Neuzeit - S. 187

1884 - Mainz : Kirchheim
Schlacht bei Lützen. 187 Sachsens allein zu ernten, aber Gustav Adolf sandte ihm strengen Besehl, ihn zu erwarten; es war die Größe der Gefahr, die ihn hierzu bestimmte. Dagegen vereinigte sich Waldstein mit Pappenheim. Die Armeen standen sich so nahe, daß zwischen den Vorposten wiederholt kleine Gefechte stattfanden. Waldftein wollte den König angreifen, doch seine Generäle widerrieten es, weil der König eine günstige Stellung genommen und sich in derselben verschanzt hatte. Auch sei die Jahreszeit zu weit vorgerückt. Somit entschloß sich Waldstein, Winterquartiere zu beziehen. Pappenheim begehrte und erhielt von ihm die Erlaubnis, die Winterquartiere in Westfalen nehmen zu dürfen. Sie trennten sich also, und Waldstein brach von Weißensels aus und zog sich gegen .Lützen zurück. Sobald Gustav Adolf mit Sicherheit erfuhr, daß Pappenheim sich von Waldstein getrennt hatte, faßte er den festen Entschluß , diesen anzugreifen. Als nun Waldstein das Anrücken der Schweden bemerkte, fertigte er sogleich einen Eilboten an Pappenheim ab mit dem Besehl: „Laßt alles stehen und liegen und ziehet herbei mit allem Volk und Stücken, daß Ihr Morgen frühe bei mir eintreffet; denn der Feind marschieret her." Nur mit Mühe und nicht ohne Zeitverlust hatte Waldstein feine Truppen zusammenbringen können, da dieselben auf einige Stunden im Umkreis verteilt gewesen waren. Die meistert Regimenter langten erst im Dunkel der Nacht (15. November) auf dem Schlachtfelde an, wo sie von General Holk geordnet wurden. Schweden zählte 12,000 Fußkämpfer und gegen 7000 Reiter; Waldstein hatte, ohne den Heerhansen Pappenheims, über 20,000 Mann. Die Schweden stellten sich dem Feinde gegenüber aus. In zwei Treffen ward das Heer geordnet; die Reiterei auf den Flügeln, das Fußvolk in der Mitte. So erwarteten beide Heere ahnungsvoll den Aufgang der Sonne, um zu entscheiden, wer Herr in Deutschland werden solle. Ein dichter Nebel bedeckte folgenden tags die Ebene von Lützen. Obgleich so nahe aneinander, konnte matt den Feind nicht sehen , bis das Gewölk sich gegen Mittag zerteilte. Das schwedische Heer verrichtete fein Morgengebet, die Trompeter bliesen Luthers Lied: „Eine feste Burg ist unser Gott;" der König selbst stimmte einen Psalm an: „Verzage nicht, du Häuslein klein." Gegen elf Uhr den 16. November zerriß die Sonne den Nebel. Nutt schwang sich der König auf sein Pferd und hielt noch eine kräftige Ansprache an seine Truppen, zog den Degen und sprengte mit dem Kommando: „Vorwärts!" den ©einigen voran. Unter dem Feldgefchrei der Schweden:

8. Die Neuzeit - S. 192

1884 - Mainz : Kirchheim
192 Dreißigjähriger Krieg. Ermordung Waldsteins. halten — mit Ernst an eine Verbindung mit den Protestanten, zunächst an eine Vereinigung mit Sachsen. Gallas aber glaubte, daß er sich mit den Schweden gegen den Kaiser verbinden wollte und veröffentlichte daher den Besehl des Kaisers an das Heer, 'daß es seinem Kommando gehorchen sollte. Waldstein, davon überrascht, erklärte den Offizieren, welche noch bei ihm waren, daß er nichts gegen den Kaiser im Schilde führe und schickte einen derselben, den Obersten Brenner, nach Wien mit der Anzeige, daß er sich baldigst Zn rechtfertigen gedenke. Wie aber dem Friedländer am 22. Febrnar (1634) die Kunde kam, daß das kaiserliche Ächtnngs-Patent in Prag angeschlagen und unruhige Bewegungen unter den Truppen seien, beschloß er in das feste Eg er zu fluchten und dort der Hilfe seiner neuen Freunde zu harren. Am 24. Februar Nachmittags zu Eger angelangt, wo er mit seinen Vertranten der Treue Gordous, des Befehlshabers der Festung, versichert zu sein glaubte, sandte er Boten auf Boten an Bernhard von Weimar nach Regensburg und nach Sachsen; aber selbst, wenn die mehrmals Getäuschten das größte Vertrauen in die flehentlichen Erbietungen gesetzt hätten, wäre ihre Hilfe zu spät gekommen. Denn am Abend des 25. Februar 1634 wurden seine Getreuen: Jllo, Trezka und Kinsky nebst dem Rittmeister Neumann, dem Geheimschreiber Waldsteins, durch Gordon zum Faschingsschmause aus die alte Burg geladen, hier aber durch die Dragoner Bnttlers, eines katholischen Irländers, unter der Anführung des Hauptmanns Deveronx und des Oberstlieutenants Geraldino niedergemacht, und der Herzog selbst in seiner Wohnung am Markte um Mitternacht ermordet. Als Geraldino mit zwölf Dragonern in das Hans des Bürgermeisters Bachhälbel, wo Waldstein Wohnung genommen, eindrang, war dieser ausgestanden, ans Fenster getreten, und hatte die Wache gefragt, was der Lärm zu bedeuten habe. In diesem Augenblick sprengte Ge-raldino's Fußtritt die Thüre des Schlafgemachs, und er rief: „Bist du der Schelm, welcher den Kaiser um Land und Krone bringen will?" Schweigend breitete Waldstein die Arme aus und empfing von Geraldino's Partisane den Todesstoß. Die Dragoner wollten den Leichnam zum Fenster hinauswerfen; De-veronx verhinderte dies jedoch. In eine rote Decke gehüllt, wurde er in einen Wagen gebracht und zu den Leichen der übrigen Ermordeten auf die Burg geführt. Waldsteiu stand im einundfünfzigsten Jahre, als sein trauriges Geschick seiner Laufbahn ein plötzliches Ende machte. Ungewöhnlich wie sein Leben und sein Ende war auch sein Charakter.

9. Die Neuzeit - S. 194

1884 - Mainz : Kirchheim
194 Dreißigjähriger Krieg. Richelieu. in wenigen Minuten war ihre ganze Schlachtreihe aufgelöst. Die Fliehenden warfen sich auf die Horufchen Regimenter, die hinter deu Bernhardschen Schutz gesucht, und rissen alles in wilder Flucht mit sich fort. Die Ehre des Tages gebührte dem tapferen bayerischen General Johann von Werth, dessen stürmisches Eingreifen im entscheidenden Momente den Ausschlag gegeben. — Die Schlacht von Nördliugen zählt zu den blutigsten des ganzen Dreißigjährigen Krieges. Die Folgen dieses Sieges waren sür die Kaiserlichen unberechenbar. „Wir haben Breitenfeld vergolten!" rief der König von Ungarn aus, als er unter dem tobenden Jubel der kaiserlichen Soldaten über das Schlachtfeld ritt. Durch diese Niederlage schien in der That die schwedische Sache in Deutschland mit einem einzigen Schlage vernichtet. Sachsen verließ die Partei der Schweden und trat zum Kaiser über. Schon längere Zeit hatte dieser mit dem Kurfürsten von Sachsen zu Pirna Friedensverhandlnngen pflegen lassen, welche endlich durch den Frieden zu Prag (am 30. Mai 1635) ihren Abschluß erlangten. Diesem Frieden traten alle protestantischen Stände des mittleren und nördlichen Deutschland (mit Ausnahme des Landgrafen von Hessen-Kassel) allmählich bei, und der religiöse Charaker des Kampfes hörte nun vollends auf. 7. Der schwedisch-franmsche Krieg (1635—1648). Durch diesen Umschwung der Dinge wurden die Schweden in Deutschland in eine solche Bedrängnis gebracht, das; sie schon daran dachten, von weiterer Kriegsühruug abzustehen; aber bald wurden sie wieder neu aufgerichtet durch die Hilfe Frankreichs, welches jetzt mit seiner ganzen Macht den Krieg mir dem Kaiser eröffnete. Zur Zeit dieses neuen Aufloderus des Kriegsfeuers starb Kaiser Ferdinand Ii. am 15. Februar 1637. Als die Nachricht von dem Siege der Kaiserlichen bei Nördlingen nach Paris kam, verkündete der Minister Kardinal Richelieu dieselbe dem erstaunten König Ludwig Xiii. mit dem Anfügen: „Sire, nun ist es Zeit, daß Frankreich auf den Kampfplatz tritt." Und kanm war die Schlacht geschlagen und die schwedische Armee vernichtet, so erschienen auch schon Gesandte deutscher Fürsten in Paris, um Richelieu zum thätigen Eingreifen gegen das siegreiche Vordringen der Kaiserlichen anszusordern. Schon im vorhergehenden Jahre hatte Richelieu eine Unterstützung von 6000 Franzosen zugesagt. Die Gesandten baten zuerst um Erfüllung dieser Zusage und drangen

10. Die Neuzeit - S. 212

1884 - Mainz : Kirchheim
212 Friedrich Wilhelm I. von Preußen. fürsten mit Leib und Blut," und trugen einige Vorteile über ihre Dränger davon. Ein halbes Jahr lang seufzten die Marken nach ihrem Befreier. Erst Ende Mai 1675 brach der Kurfürst aus seinen Quartieren in Franken aus, und schon am 11. Juni kam er in Magdeburg an: sofort ließ er die Thore schließen, damit der Feind seine Ankunft nicht erführe. Gegen Abend fetzte das Heer in aller Stille über die Elbe und kam auf Nebenwegen unter anhaltenden Regengüssen erst in der Nacht des 14. nach Rathen o w. Schleunigst setze er den Baron von Briest, einen zuverlässigen Vertranten, von seiner Ankunft in Kenntnis, und verabredete mit ihm die Mittel, die Schweden zu überraschen. Briest veranstaltete ein großes Abendessen und lud die Offiziere des iu Ratheuow liegenden Regiments dazu ein. Während die Schweden arglos dem Zauber der Weine sich ergaben. ließ der Kurfürst^ auf verschiedenen Kähnen einzelne Abteilungen Fußvolk über die Havel fetzeu , um die Stadt vou allen Seiten anzugreifen. Der General Derflinger an der Spitze seiner als schwedische Dragoner verkleideten Getreuen, wurde unter dem Vorgeben, er werde von brandenburgischen Bauern verfolgt, zuerst in Rathenow eingelassen. Kaum darin , ließ er die Wachen erwürgen und alle Thore zugleich mit Gewalt sprengen: die Reiterei säuberte die Straßen, und die schwedischen Offiziere hatten bei ihrem Erwachen Mühe, sich zu überzeugen, daß sie Kriegsgefangene eines Fürsten waren, den sie noch tief in Franken wähnten und längst tot gesagt hatten. Ohne die Ankunft seiner gesamten Infanterie abzuwarten, brach der Kurfürst mit feiner Kavallerie geraden Wegs nach Nauen auf, in der Absicht, die bei Brandenburg stehenden schwedischen Truppen von denen bei Havelberg zu trennen; allein beim Gerücht von seiner Annäherung hatten die Schweden Brandenburg verlassen und eine Stunde vor feiner Ankunft, wie er von gefangenen Ausreißern erfuhr, durch Nauen nach F e h r-bellin sich zurückgezogen, um sich dort mit denen von Havelberg zu vereinigen. Die brandenburgische Armee bestand aus 5—6000 Reitern; Infanterie hatte sie nicht, obwohl sie zwölf Kanonen mit sich führten. Die Schweden zählten zehn Regimenter Infanterie und 800 Dragoner unter ihren Fahnen. Trotz der Ungleichheit an Zahl und Waffen trug Friedrich Wilhelm kein Bedenken, dem Feinde eine Schlacht anzubieten. Am 18. Juni (1675) rückte er auf die Schweden los. 1600 Reiter seiner Vorhut vertraute er dem Prinzen von
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