166 Französische Re volutions kriege. Kosziu Sko.
n.c.g.mit Belgien frei werden, zu den Oesterreichern. Uebcrall die
Verbündeten im Vortheile, und im Innern Frankreichs die
Vendee, Bretagne (Wimpfen), Toulon, Marseille und Lyon
gegen den Convent im Aufruhr. Daher durch die Jakobiner
die Sch recken s regi e run g ; allgemeines Aufgebot in Masse;
ganz Frankreich ein Feld - und Waffenlagcr unter Carnot.
Darauf Siege der Franzosen gegen die im Innern Empörten
unter gräßlicher Rache; eben so in Belgien durch Iiouchard
und Jourdan, am Oberrhein durch Pickegru und Iiocle j
indessen sättigt sich die Revolution durch ihre Blntgerichte
1794. überall in Frankreich; ihre Häupter stürzen sich selbst; Ende
des Terrorismus.
In den Niederlanden siegt Pickegru bei Tournal, und
1795. ^onrdan bei Fleums; Holland wird erobert — batavische
Republik, verbunden mit Frankreich. Am Oberrhein müssen
die Preussen, nach ihrem Siege bei Kaiserslautern, weichen,—
Frieden zu Basel zwischen Preussen und Frank-
reich (das nördliche Deutschland neutral), etwas später mit
Spanien ( St. Domingo an Frankreich ) *).
*) Um dieselbe Zeit blutige Auftritte in Pvlen: »ach dem russisch»
türkischen Kriege ( 1787—1792) suchte Katharina Ii. ihren Einfluß in
Polen durch eine Conföderatiou der unzufriedenen Polen zu Targowih
geltend zu machen; eine russische Armee dringt ein; die Polen unter
Thaddäus Kosziusko müssen weichen. Auch eine preussische Armee,
mit Katharina einverstanden, rückt unter Möllendorf 1793 in Polen
ein, und bald darauf erfolgt die zweite Theilung Polens. Aber
die Erbitterung der Polen bricht schon 1794 aus. Kosziusko Ober-
feldherr. Die Russen aus Warschau vertrieben, vereinen sich mit den
unter ihrem König eindringenden Preussen. Sieg der Verbündeten bei
Raffka. Warschau vergebens belagert. Auch Oesterreich schickt eine
Armee. Kosziusko bei Maciejowiee von den Russen unter Fersen
geschlagen und gefangen. Suwarvv erstürmt Prag a; Warschau kapi-
tulirt, — dritte Theilung Polens 1795; der König Poniatowsky
legt seine Würde nieder (Rußland gewinnt 2000 Quadratmeilen, Preus-
fen 990 Quadratmeilen und Oesterreich 834 Quadratmeilen). Katharina
stirbt im folgenden Jahre; ihr folgt ihr Sohn Paul I (1796—1801).
Auch Friedrich Wilhelm Ii. von Preussen stirbt im November 1797, und
ihm folgt sein Sohn Friedrich Wilhelm Hl
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Extrahierte Personennamen: Kosziu_Sko Katharina_Ii Katharina Kosziusko Raffka Kosziusko Poniatowsky Katharina Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Bretagne Toulon Marseille Lyon Frankreich Belgien Jourdan Frankreich Niederlanden Holland Frankreich Preussen Kaiserslautern Basel Preussen Frank- Deutschland Spanien Frankreich Polen Polen Polens Warschau Preussen Oesterreich Warschau Polens Oesterreich Preussen
92
Monroe 1817—1825), drängt, der südstaatlichen Heere Meister
geworden, mit steigendem Nachdruck die Franzosen zum Ab-
zug: statt mit diesen abzuziehen bleibt Kaiser Maximilian,
obwohl seine Sache längst aussichtslos war, und fällt 1867 zu
Queretaro in die Hände des siegreichen Präsidenten Juarez,
der ihn (19. Juni 1867) erschiessen lässt.
Dieser Misserfolg wirkt ebenso wie die schwankende
Haltung gegenüber dem Papstthum auf der einen, der italieni-
schen Nationalidee auf der andern Seite auf Napoleons Stellung
im Innern zurück. Im gesetzgebenden Körper macht sich
Thiers unbequem, der mit grossem Nachdruck bei massvoller
Form die Herstellung des konstitutionellen Regiments fordert;
es bildet sich, dem schroffen Vertreter des „persönlichen Regi-
mens“, Rouher, gegenüber eine Mittelpartei unter Emile Ollivier
mit dem Programm „Frankreich, treu anhänglich an die
Dynastie, welche ihm die Ordnung gewährleistet, hängt nicht
minder der Freiheit an.“
Die deutsche Frage tritt mehr und mehr in den Vorder-
grund. Der Kaiser, längst im Geheimen bemüht, eine „Grenz-
rectification“ nach dem Rheine zu mit Preussen gegen Oestreich
oder mit Oestreich gegen Preussen zu gewinnen, nimmt dem
nahenden Kriege gegenüber eine zu wartende Haltung an, bei
welcher er am meisten zu gewinnen hofft.
3. Italien.
Das neue Königreich war trotz der grossen Erfolge des
Jahres 1860 in peinlicher Lage. Von fast allen Staaten,
ausser Oesterreich, anerkannt, konnte es doch, so lange Rom
und Venedig noch in fremden Händen waren, sich nicht als
fertigen Staat fühlen imd dieses Gefühl des Unfertigen und
Unsicheren lähmte die erwerbende Thätigkeit des Volks, zwang
zur Haltung eines starken Heeres und führte durch beides,
sowie durch die angetretene Erbschaft vielfacher Missbräuche
in den annectirten Ländern, eine üble Finanzlage herbei. Die
Versuche, mit dem Papste selbst auf gütlichem Wege ins
Reine zu kommen, müssen aufgegeben werden: damit in dieser
„römischen Frage“ wenigstens Etwas geschehe oder zu ge-
schehen scheine, 15. Sept. 1864 Septemberkonvention zwischen
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Napoleons Thiers Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Queretaro Napoleons Rheine Italien Oesterreich Rom Venedig
222 Die Griechen vom Ausbruche des Kampfes mit den Persern
dende um diese Zeit zu einer Stufe, wo sie einen Anspruch darauf er-
hielt, für den Geist der Griechen in der Nachwelt Bewunderung zu er-
wecken. Wie Athens Macht wuchs, vermehrte sich auch die Neigung,
es mit der Beute der persischen Kriege und den Ueberschüssen der
Kriegsabgaben der Bundesgenossen zu schmücken. Die Wohnungen der
Bürger blieben einfach, aber die Aufführung der öffentlichen Gebäude
und Denkmäler wurde eine Schule der Kunst. Die bedeutendsten Bau-
werke, die unter Perikleö entstanden, waren die Propyläen, Hallen am
Fuße der Akropolis, durch welche der Weg hinaufführte, und das Par-
thenon, der Tempel der jungfräulichen Pallas oder Pallas Parthenos,
der sich auf der Höhe befand. Der dem Perikleö befreundete Bildhauer
Phidias, von dem auch eine Bildsäule des olympischen Zeus zu Olym-
pia herrührte, zierte den Tempel mit einem Bilde der Göttin aus Gold
und Elfenbein und begann ein metallenes Bild derselben, das später,
von anderen Künstlern vollendet, die ganze Stadt überragte, daß Pallas
lange in der Nähe des Vorgebirges Sunium auf der See sichtbar war.
15. Mit der Absicht des Perikleö, die Athener durch Theilnahme
an den Staatsgeschäften und Genuß der Kunst zu einem Volke von
Königen heranzubilden, standen Maßregeln in Verbindung, welche auch
den Aermeren aus dem engen Kreise des Broderwerbs herauszogen.
Es war dieses die Einführung des Soldes für Theilnahme an der
Volksversammlung, für Nichterdienste und für Kriegsdienste sowie einer
Vergütung des beim Besuche der Theater an die Theaterpächter zu
zahlenden Eintrittsgeldes. Hiermit war ein neuer Schritt zur Ver-
minderung der unter den Bürgern bestehenden Verschiedenheit geschehen.
Längst schon hatte in Athen kein anderer Unterschied der Bürger, als
der des Vermögens bestanden und es konnte daher die dem Perikles
entgegenstehende Partei, da es ihr nicht auf Rettung oder Eroberung
von Vorrechten ankam, nur in uneigentlichem Sinne aristokratisch oder
oligarchisch genannt werden. Indem nun aber Perikles für die Unter-
stützung der ärmeren Bürger außer den in Kleruchieen, Handel, Gewerbe,
Arbeit gegebenen Quellen noch solche, aus denen man ohne alle Mühe
schöpfen konnte, erössnete, machte er es für sich schwer, für spätere
Staatsmänner unmöglich, in den Angelegenheiten des Staates der tie-
feren Einsicht den Sieg über eine immer in engen Gesichtskreis gebannte
Menge zu verschaffen. Das Bedenken, ob er zu diesen Dingen auch
die zu ganz anderen Zwecken gegründete Bundeskasse in Anspruch nehmen
dürfe, wurde für Perikles zurückgedrängt durch die Erwägung, daß die
Bundesgenossen sich so lange nicht beklagen könnten, als sie durch Athens
Macht vor persischen Angriffen sicher seien.
16. Während so das athenische Volk zu einer schwindelnden Höhe
gehoben wurde, sah es sich in dem Versuche, das mittlere Griechenland
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und der Unterwerfung Italiens.
377
Die Begebenheiten, wie sie überliefert sind, knüpfen sich an die Perso-
nen van Nomulus und sechs auf ihn folgenden Königen, deren Negie-
rungszeiten den fraglichen Zeitraum ausfüllen. Was von den einzelnen
Königen berichtet ist, zeigt sich zum Theil als mythisch, zum Theil als
in sich widersprechend oder doch unwahrscheinlich, abgesehen davon, daß
auch über dieselben Thatsachen zuweilen unvereinbare Angaben vorhan-
den sind. Schon die Gesammtdauer der den Königen zugeschriebenen
Negierungszeiten ist im Vergleich mit den Negierungszeiten anderer
Negentenreihen so überraschend lang, daß es zweifelhaft wird, ob die
genannten Könige in der Wirklichkeit die einzigen gewesen sind und
folglich auch, ob jedes Ereigniß der Negierung desjenigen angehört, mit
dessen Namen die Ueberlieferung es verknüpft. Erst die Zeit der beiden
letzten hat ein bestimmteres Licht und unter ihnen zeigt sich das Ge-
meinwesen im Innern durch Einrichtungen befestigt und nach Außen
mächtig. Die Könige sind Romulus (753—717), Numa Pompilius
(715—673), Tullus Hostilius (673—641), Ancus Martius (641—616),
Tarquinius Priscus (616 — 578), Servius Tullius (578—534), Tar-
quinius Superbus oder der Hoffärtige (534—510). Romulus soll bei
einem Feste auf wunderbare Weise der Erde entrückt worden sein und,
wie er als ein Sohn des Kriegsgottes Mars und der verstoßenen al-
banischen Königstochter Rhea Sylvia galt, genoß er nach seinem Tode
unter dem Namen Quirinus göttliche Verehrung. Nach einem Jahre,
in welchem kein König regierte, ward durch Wahl zum Nachfolger der
sabinische Numa Pompilius berufen. So stellt sich das römische König-
thum als ein nicht auf Erbfolge, soudern auf Wahl beruhendes dar und
der Wechsel der Königswürde zwischen dem latinischen und sabinischen
Stamm deutet auf ein Abkommen ähnlich dem, welches früher dem
Romulus einen sabinischen Mitkönig gegeben hatte. Die Thätigkeit des
neuen Königs ist nach Innen gerichtet und gilt der Einrichtung des
Neligionswesens. In der Regelung der Götterverehrung muß das
Hauptmittel zur Vereinigung der drei verschiedenen Volksstämme gelegen
haben und Numa's Thätigkeit hat ohne Zweifel dieselbe so geordnet,
daß jeder der drei Stämme das, was ihm eigenthümlich war, in den
gemeinschaftlich angenommenen Gegenständen und Arten der Verehrung
wiederfand. Dieß war um so bedeutender, als bei den heidnischen Völ-
kern die religiösen Verrichtungen nicht allein alle öffentlichen Handlungen
begleiteten, sondern denselben erst ihre Gültigkeit verliehen. Mit der
Verehrung gewisser Gottheiten war auch die Pflege der Beschäftigungen,
als deren Beschützer man sie dachte, verbunden und, wenn auf Numa
Anordnungen zur Sicherung des Landbaues zurückgeführt werden, so
rührt dieß her von dem Einflüsse, den das ackerbauende Volk der Sa-
biner, zugleich durch Strenge, Mäßigung und Stärke ausgezeichnet, auf
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— 77 —
Zu Gottes und Mariens Ehr Empfange dies und keines mehr;
Sei kühn, biderbe und gerecht Besser Ritter, denn Knecht.
Religion, Waffenfreude und Hochschätzung der Frauen waren die Triebfedern des ritterlichen Lebens, das reich an Kampf und Abenteuern war, wie es aus der Poesie des Mittelalters ersichtlich ist. (Artus- und Gralsage, Parcival.)
Merkwürdig waren die Turniere oder ritterlichen Kampfspiele. Um zu denselben zugelassen zu werden, genügten ritterliche Abkunft und Tapferkeit nicht; der Kämpfende mußte tugendhaft sein. Häufig kämpfte man nur um ein Ehrenzeichen, Dank genannt, das dem Sieger durch Fraueuhand gegeben wurde.
Eine besondere Weihe erhielt das Rittertum durch die drei geistlichen Ritterorden, die zugleich Mönchsorden waren.
1. Der Johannit erorden , gegründet in Jerusalem 1048, vom Papste bestätigt 1118 , verdankt sein Entstehen italienischen Kaufleuten aus Am als i. Er bestand aus den eigentlichen Rittern, die in den Kampf ziehen mußten, aus den Geistlichen oder Caplänen, und den dienenden Brüdern, die für die Pflege der Pilger und Kranken sorgten. Ordenskleidung: schwarzer Mantel mit weißem Kreuze.
Nachdem Jerusalem den Christen wieder entrissen worden war, zogen sie nach C Ypern, dann nach Rhodns, daher ihr Name Rhodiser, und 1530 nach Malta, das ihnen Karl V. anwies. Bon dieser Insel stammt der jetzt gebräuchlichere Ausdruck „Malteserritter". Napoleon I. nahm auf seinem Zuge nach Egypten Malta für Frankreich in Besitz, und damit endigte die kriegerische Wirksamkeit des Ordens auf dem Mittelmeere, das derselbe von Seeräubern rein zu halten suchte.
2. Der Deutschherrnorden ging aus den deutschen Spitalbrüdern hervor, welche bei der Belagerung von Accort 1190 zum erstenmal als Genossenschaft auftraten. Papst Jnnoeenz Iii. erkannte 1195 den Lerein als Ritterorden
an. Ordenskleidung: weißer Mantel mit schwarzem Kreuz. v Unter dem Großmeister Hermann von Salza 1226 eroberte und bekehrte der Orden Preußen. Die Ordensbrüder gründeten Bistümer und Städte (Thorn, Kulm, Königsberg), verbreiteten überall Bildung und Gesittung und kämpften erfolgreich mit den slavischen Nachbarvölkern. 1525
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— 76 —
sitzungen der Christen, Ptolomäis und Accou, wurden 1291 wieder von den Türken erobert.
Die Kreuzzüge haben ihren eigentlichen Zweck, die Be-lr^I.1fn9 oe§ heiligen Landes, nicht erreicht: dennoch stnd sie für die Menschheit nicht nutzlos geblieben, denn
1. sie weckten die Begeisterung für einen hohen, heiligen Zweck und förderten dadurch das religiöse Leben.
2. Das Bekanntwerden mit dem gebildetem Orient trug wesentlich zur Bildung der abendländischen Völker bei, und die Kreuzzüge wurden eine goldene Fundgrube für Kunst und Poeste.
3. Handel und Gewerbe nahmen einen neuen Aufschwung, und die Leibeigenschaft wurde beschränkt.
4 Es gingen aus den Kreuzzügen die geistlichen Ritterorden hervor.
Zehntes Kapitel.
Die hauptsächlichsten Hinrichtungen und Gebräuche des Wittekatters.
Rittertum, Orden, Kunst und Wisfenfchaft.
Eine der glänzendsten Erscheinungen des Mittelalters ist das Rittertum.
Dasselbe ragt hinauf bis zur Herrschaft der Römer in Deutschland, wurde aber durch das Christentum veredelt und herrlich entfaltet.
Der Edelknabe wurde in besonderer Weise für den Ritterstand herangebildet. Nur bis zum siebenten Jahre leitete die Mutter die Erziehung, dann verließ der Knabe die väter-liche 33urg, um als Page bei einem andern Ritter sich seine Dritte und körperliche Gewandtheit anzueignen, wobei die religiösen Uebungen nicht vernachlässigt wurden. Mit vierzehn Jahren wurde er Knappe. Als solcher besorgte er die Rüstung seines Herrn und begleitete denselben zum Turniere und in die Schlacht.
Mit 21 Jahren wurde er feierlich durch die Schwertleite oder den Ritterschlag in den Ritterstand aufgenommen. Nachdem er sich durch Gebet und den Empfang der heiligen Sakramente dazu vorbereitet hatte, erhielt er mit flacher Klinge drei Schläge auf Hals und Schulter, wobei folgender Spruch üblich war:
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— 120 —
fleißig und nannte Küstrin später seine Universität. Zur Vermählungsfeier seiner ältesten Schwester ließ ihn nach zweijähriger Haft der König heimlich kommen und führte ihn der glücklichen Mutter zu mit den Worten: „Da hast du Deinen Fritz wieder!"
Später erhielt Friedrich von seinem Vater das Schlößchen Rheinsberg zum Geschenke. Hier philosophierte und musicierte er nach Herzenslust. Seinen Vater stellte er dadurch zufrieden, daß er sein Regiment in musterhafter Ordnung hielt.
Friedrich It. als König von 1740—1786. Die Geschichte hat ihm den Beinamen „der Große" gegeben, weil er durch glücklich geführte Kriege und weise Staatseinrichtungen Preußen zu einem der ersten Staaten Europas machte. Seine Freundschaft mit dem Gottesleugner Voltaire gab Veranlassung, daß sich viele Franzosen in Berlin niederließen. Friedrich schrieb seine Werke in französischer Sprache und ließ den deutschen Dichtern der damaligen Zeit keinen besondern Schutz angedeihen.
Neunzehntes Kapitel.
Aas deutsche Weich nach dem dreißigjährigen Kriege.
Auf Ferdinand Iii. folgte Leopold 1. 1658—1705, ein sittenreiner und wohlunterrichteter Fürst. Ihm stand ein mächtiger Feind gegenüber: sein Schwager Ludwig Xiv., König von Frankreich. Ludwig war es, der einen Aufstand der Ungarn unter dem kühnen Grafen Tököly heimlich begünstigte und die Türken zu einem Einfalle in österreichisches Gebiet vermochte. Der Großvezier, Kara Mnstapha, drang 1683 bis Wien vor und belagerte die Stadt. Der Kaiser flüchtete sich mit seinem Hofe nach Linz a. D. Der todesmutige Graf Rüdiger von Starhemberg verteidigte die Hauptstadt. Doch wäre Wien der Uebermacht der Türken erlegen, wenn nicht der edle Polenkönig Johann Sobiesky Hilfe gebracht hätte. Am 12. September 1683 kam es am Kahlenberge bei Wien zur Schlacht, in welcher die Türken eine fürchterliche Niederlage erlitten. Zwar waren damit die Türkenkriege nicht beendigt, doch siegte das christliche Heer unter Eugen von Savoyen und Ludwig von Baden („der Türkenludwig") bei Salankemen 1691 und
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Heinrich Iv. Kirchliche Zustände. 1j1
scheheu konnte, da sie bereits Christen geworden und der Papst Leo Ix. den Frieden vermittelte. In Italien dauerte das wüste Parteigetriebe fort, besonders traurig sah es in Rom aus. Hier stritten sich drei Männer um die päpstliche Würde. Um die Ruhe herzustellen, traten die Bischöfe unter dem Schutze .yem-richs zu einer Synode in Sntri 1046 zusammen. Es gelang. Die Kirche erhielt in dem auf Empfehlung des Kömgs gewählten vortrefflichen Bischof Suidger von Bamberg (Clemens Ii.) ein neues Oberhaupt, dem noch drei deutsche Papste folgten. Von Clemens Ii. empfing Heinrich Iii. die Kaiserkrone. Als er die Nähe des Todes fühlte, empfahl er dem gerade bei ihm verweilenden Papst Viktor Ii. seinen sechsjährigen Sohn Heinrich Iv., der zwar ein Jahr vorher zum römischen Könige gekrönt worden war, den aber viele Fürsten nicht annehmen wollten, wert das Reich eines Mannes und nicht eines Kindel bedürfe. Der Papst gewann die abgeneigten Fürsten, und die Kaiserin Agnes übernahm für den minderjährigen Heinrich Iv. die Regierung.
Ehe wir jedoch die Geschichte dieses Fürsten und semer Kämpfe mit dem Papste erzählen, .ist es notwendig, einen Blick auf die damaligen Verhältnisse Deutschlands zu werfen, da ste zum Verständnis der ganzen Darstellung unbedingt nötig sind.
2. Zustand kr christlichen Kirche zur Zeit Heinrich Iv.
Im Laufe des 10. und 11. Jahrhunderts hatten sich durch das Zusammenwirken verschiedener Ursachen große Übelstände in die Kirche eiugeschlicheu, die nicht geeignet waren, derselben die von ihrem göttlichen Stifter erhaltene Reinheit zu bewahren. -Lje zinei schlimmsten Übel waren die Simonie oder der Erkauf geistlicher Ämter durch Geld und die häufige Übertretung des Gesetzes der Ehelosigkeit durch die Geistlichen. ;
Diese Ubelstände waren hauptsächlich durch den ungebührlichen Einfluß der weltlichen Regenten auf die Wählender Bischöfe herbeigeführt worden. Ohne sich um die Gesetze der Kirche zu kümmern, besetzten die Könige willkürlich die Bistümer, wobei sie weniger auf die von der Kirche für das bischöfliche Amt geforderten Eigenschaften sahen, sondern vorzüglich bemüht waren , ihnen politisch ergebene Männer zu erheben, wenn ihnen auch die einem Bischöfe notwendigen Eigenschaften abgingen.
Zur Beförderung dieses verderblichen Mißbranchs trug die Belehnung der Bischöfe durch die Könige mittels der kirchlichen Symbole, Ring und Stab, sehr vieles bei. Die fränkischen Könige im 6. und 7. Jahrhundert gewannen nämlich Einfluß
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Sntri Bamberg Deutschlands
Beurtheilung der Scene von Canossa. 131
Mittellosigkeit herrschte, bloß durch die Kraft des eigenen Geistes und Willens, ein ehrwürdiges Institut, das mit Füßen getreten ward, aus seiner Entwürdigung zu neuem und früher nie gekanntem Glanze erhob; in Heinrich aber einen Menschen, dem der Vater eine fast uuumschränke Herrschaft über ein, für die damalige Zeit reiches und tapferes Volk hinterlassen hatte, und der trotz dieser Fülle äußerer Mittel, durch die Niederträchtigkeit eigenen Sinnes, in dem Schmutze der niedrigsten Laster versenkt, die die Zunge nicht gern ausspricht, zum elenden Bettler herabgesunken, und nachdem er alles, was dem Menschen heilig sein kann, mit Füßen getreten, in innerer Erbärmlichkeit, vor der Stimme jenes geistigen Helden erzitterte. In der That, man muß selbst überaus roh und geistig untergeordnet sein, wenn man die natürliche Beziehung der Nationalität so hoch anschlägt, um sich durch sie hindern zu lassen, jubelnd in den Triumph einzustimmen, den zu Canossa ein edler Mann über einen unwürdigen Schwächling feierte.
Ein ähnliches Urteil füllt ein anderer Geschichtschreiber, indem er sagt: „Gregor ließ Heinrich Iv. in Canossa zu, erschwerte ihm jedoch absichtlich die Buße, um zu erproben, wie ernst es dem König damit sei, und um ihm zu zeigen, wie ernst er selbst diesen Fall auffasse. Ein gewissenhafter Mann stand hier einem gewissenlosen Jüngling gegenüber. Wenn der letztere bloß eine Komödie spielen wollte, um hinterdrein den ehrwürdigen Papst zu äffen, hatte Gregor alle Ursache, sich gegen die Zudringlichkeit des jungen Königs zu sträuben, auf seiner Hut vor ihm zu sein, und, wenn er ihm Gnade widerfahren ließ, es mit so ernster Würde zu thun, daß dem im innersten Herzen dennoch frivolen Büßer wenigstens das Sachen vergehen sollte. So allein muß jener verhaßte Tag von Canossa aufgefaßt werden. Gregor bezweckte keineswegs in geistlicher Hoffart und welschem Übermute eine Beschimpfung des Königs und noch viel weniger der deutschen Nation. Er hatte den König weder gerufen noch erwartet, er wollte die Scene in Canossa gar nicht spielen, Heinrich selbst war es, der ihn dazu zwang."
6. Ausgang des Streites.
Heinrich, der Versprechungen nur im Drange der Not gab und, wie ihm die Umstände günstig wurden, in seinem Handeln so weit, als er Macht hatte, ging, sah sich bald nach dem in Canossa Erlebten in einer Umgebung, die ihn zum Widerstände
9 *
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Der deutsche Ritterorden.
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c. Ter deutsche Ritterorden.
Ähnlich den beiden vorhergehenden hatte auch der deutsche oder Mari eu - Ritterord e u seine Entstehung den Kreuzzügen zu verdanken. Er wurde 72 Jahre später, im Jahre 1190, von Deutschen gegründet. Schon im Jahre 1128 hatte ein Deutscher zu Jerusalem ein Hospital und ein Bethaus für hilflose und kranke Pilger gestiftet, und bald hatten sich andere Deutsche zur Pflege der Kranken ihm angeschlossen. Bei der Belagerung vou Acre (im dritten Kreuzzuge) litten besonders die Deutschen unendlich, da sich niemand ihrer annahm, während für die Franzosen die Templer, für die Italiener die Johanniter sorgten. Endlich erbarmten sich ihrer einige Bremer und Lübecker Bürger, die unter dem Grafen Adolf von Holstein nach dem gelobten Lande gezogen waren, errichteten, so gut es gehen wollte, ein Hospital für Deutsche, und jene schon bestehende Bruderschaft schloß sich ihnen an. Herzog Friedrich (f. unten) wurde aufmerksam auf ihr schönes Streben und er bildete nun aus ihnen einen Ritterorden zur Pflege armer erkrankter Pilger und zur Verteidigung des heiligen Landes. Die Mitglieder desselben mußten Deutsche sein und sich Zu denselben Gelübden verpflichten, wie die Johanniter und Templer. Ihre Ordenstracht war ein weißer Mantel mit schwarzem Kreuze. Nach dem Verluste des heiligen Landes wandten sie sich nach Venedig. Von da wurden sie unter ihrem Großmeister Hermann von Salza im Jahre 1229 von den Polen gegen die Preußen zu Hilfe gerufen. 53 Jahre führten sie mit diesem damals noch heidnischen Volke schwere Kriege. Endlich eroberten sie das Land und zwangen die Bewohner, die christliche Religion anzunehmen. Marienburg a. d. Nogat wurde im Jahre 1309 die Residenz des Hochmeisters. Unter Winrich von Kniprode (1351 —1382) erstreckten sich die Besitzungen der deutschen Ritter von der Oder bis zum finnischen Meerbusen. Winrich selbst war ein Freund der Wissenschaften; er umgab sich deshalb mit Gelehrten, ließ durch sie die Ordeusbrüder unterrichten und gründete nicht nur in Marienburg und Königsberg gelehrte Schulen, sondern sorgte selbst für die Bildung des Landmannes, indem er in jedem Dorfe, das 60 Bauern zählte, eine Schule stiftete. Auch Handel und Gewerbe förderte er auf jede Weise. Aber bereits seit dem 15. Jahrhundert begann der Verfall des Ordens. Üppigkeit und Luxus, Spaltungen und Zwistigkeiten unter den Ordensbrüdern brachen feine Kraft. Auch äußeres Unglück kam dazu; in einer unglücklichen Schlacht gegen die Polen bei Tannenberg
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Extrahierte Personennamen: Adolf Adolf Friedrich_( Friedrich Hermann_von_Salza Winrich_von_Kniprode Winrich