Karl Xu. Peter X Pultawa.
1l3
und Holland. Der König von Dänemark greift vergebens »-C.g.
Holstein an; Karl erscheint mit der brittisch - holländischen
Flotte vor Kopenhagen/ erzwingt den Frieden zntravendal,1700.
schlägt, nachdem August von Riga abgezogen, den Zar Peter
bei Narw a 1701, verfolgt die Sachsen durch Curland, dringt
in Polen ein, und schlägt den August bei C lissow und bei Pul-1702.
tusk 1703, — Graf Stanislaus Lesczinsky König
von Polen, zu Warschau 1705 gekrönt. Nach seinem aber-
maligen Siege bei Frau stad t 1706 gegen die Sachsen, dringt
Karl durch Schlesien in Sachsen ein und erzwingt den Frieden
zu Altranstädt unter harten Bedingungen; erst 1707 eilt er 1706.
wieder nach Polen, vertreibt den Zar Peter, der indessen
1703, nach der Eroberung von Ingermannland, Peters-
burg, und 1704 Kronstadt gegründet, dringt bis vor Smo-
lensk 1708, und von hier gegen alle Vorstellungen, mit dem
Kosacken-Hcttmann Mazcppa vereint, durch die Ukraine 1709.
gegen Moskau, muß aber, bei Pultawa von Peter gänzlich
geschlagen, zu den Türken nach Bender flüchten. Darauf
Reich gegen 980 vom Dniepr bis zur Düna aus, und führt das Christenlhum
ein; aber seit 1015 zerfallt es in kleine Fürstenthümer bis 1238, wo die ein»
gedrungenen Mongolen unter wechselnden Kriegen herrschen bis 1477,
indem Iwan Wasiliewicz ans dem Stamme Rurik's die Mongolen
wieder verdrängt und die kleinen Fürstenthümer zu einem großen Reiche
vereint. Seine Nachkommen erobern Kasan, Astrachan, Sibirien re. und
erlöschen 1598 , wo dann nach manchen Verwirrungen das Haus Ro-
manow 1613 auf den Thron gelangt; unter dessen drei ersten Herr-
schern gegen Schweden nachtheilige, gegen Polen und Türken aber glück-
liche Kriege geführt werden. Feodor Hi. stirbt 1682, und sein viel-
versprechender Stiefbruder Zar Peter, den er zu seinem Nachfolger
bestimmt, behauptet sich gegen seine Schwester Sophia und übernimmt
1689 selbst die Regierung ( Sophia ins Kloster ) ; durch den Genfer
Isfort gebildet, beginnt er rasch die Cultivirung seines Reiches: euro-
päi,che Kleidung, Reisen ins Ausland, Beschränkung des Mönchswesens,
julianischer Kalender, Seearsenal zu Archangel, Schulen rc. ; er entreißt
den Türken 1696 Asow (Handel auf dem schwarzen Meere); bestraft eine
Strelitzen-Verschwörung, reist nach Holland 1697 ( Saardamm ) und
England, und rottet 1698, nach Moskau zurückgekehrt, die abermals
empörten Strelitzen aus.
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Extrahierte Personennamen: Karl_Xu Karl Peter_X_Pultawa Dänemark Karl Karl August Peter
bei_Narw August Stanislaus_Lesczinsky_König
von_Polen Karl Karl Peter Kosacken-Hcttmann_Mazcppa Pultawa_von_Peter Bender Iwan_Wasiliewicz Feodor_Hi Peter Sophia Sophia
Extrahierte Ortsnamen: Holland Holstein Riga Sachsen Polen Sachsen Sachsen Polen Kronstadt Moskau Christenlhum Kasan Astrachan Sibirien Haus_Ro- Holland England Moskau
166 Französische Re volutions kriege. Kosziu Sko.
n.c.g.mit Belgien frei werden, zu den Oesterreichern. Uebcrall die
Verbündeten im Vortheile, und im Innern Frankreichs die
Vendee, Bretagne (Wimpfen), Toulon, Marseille und Lyon
gegen den Convent im Aufruhr. Daher durch die Jakobiner
die Sch recken s regi e run g ; allgemeines Aufgebot in Masse;
ganz Frankreich ein Feld - und Waffenlagcr unter Carnot.
Darauf Siege der Franzosen gegen die im Innern Empörten
unter gräßlicher Rache; eben so in Belgien durch Iiouchard
und Jourdan, am Oberrhein durch Pickegru und Iiocle j
indessen sättigt sich die Revolution durch ihre Blntgerichte
1794. überall in Frankreich; ihre Häupter stürzen sich selbst; Ende
des Terrorismus.
In den Niederlanden siegt Pickegru bei Tournal, und
1795. ^onrdan bei Fleums; Holland wird erobert — batavische
Republik, verbunden mit Frankreich. Am Oberrhein müssen
die Preussen, nach ihrem Siege bei Kaiserslautern, weichen,—
Frieden zu Basel zwischen Preussen und Frank-
reich (das nördliche Deutschland neutral), etwas später mit
Spanien ( St. Domingo an Frankreich ) *).
*) Um dieselbe Zeit blutige Auftritte in Pvlen: »ach dem russisch»
türkischen Kriege ( 1787—1792) suchte Katharina Ii. ihren Einfluß in
Polen durch eine Conföderatiou der unzufriedenen Polen zu Targowih
geltend zu machen; eine russische Armee dringt ein; die Polen unter
Thaddäus Kosziusko müssen weichen. Auch eine preussische Armee,
mit Katharina einverstanden, rückt unter Möllendorf 1793 in Polen
ein, und bald darauf erfolgt die zweite Theilung Polens. Aber
die Erbitterung der Polen bricht schon 1794 aus. Kosziusko Ober-
feldherr. Die Russen aus Warschau vertrieben, vereinen sich mit den
unter ihrem König eindringenden Preussen. Sieg der Verbündeten bei
Raffka. Warschau vergebens belagert. Auch Oesterreich schickt eine
Armee. Kosziusko bei Maciejowiee von den Russen unter Fersen
geschlagen und gefangen. Suwarvv erstürmt Prag a; Warschau kapi-
tulirt, — dritte Theilung Polens 1795; der König Poniatowsky
legt seine Würde nieder (Rußland gewinnt 2000 Quadratmeilen, Preus-
fen 990 Quadratmeilen und Oesterreich 834 Quadratmeilen). Katharina
stirbt im folgenden Jahre; ihr folgt ihr Sohn Paul I (1796—1801).
Auch Friedrich Wilhelm Ii. von Preussen stirbt im November 1797, und
ihm folgt sein Sohn Friedrich Wilhelm Hl
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Extrahierte Personennamen: Kosziu_Sko Katharina_Ii Katharina Kosziusko Raffka Kosziusko Poniatowsky Katharina Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Bretagne Toulon Marseille Lyon Frankreich Belgien Jourdan Frankreich Niederlanden Holland Frankreich Preussen Kaiserslautern Basel Preussen Frank- Deutschland Spanien Frankreich Polen Polen Polens Warschau Preussen Oesterreich Warschau Polens Oesterreich Preussen
38
1254 Die Anfänge des rheinischen Städtebundes.
1256 Doppelwahl Alphon s’, Königs von Kastilien,
und Richards, Grafen von Cornwallis.
1266 König Manfred (gekrönt 1258) fällt in der
Schlacht bei Benevent.
1268 Konradins Niederlage bei Scurcola. Seine Hin-
richtung zu Neapel. — Graf Karl von Provence und Anjou, König beider Sicilien.
1270 Siebenter Kreuzzug. Ludwig Ix. f 1282 Sicilianische Vesper.
1291 Akkon, die letzte Besitzung der Christen im Morgenlande, fällt in die Hände der Ungläubigen.
1312 Aufhebung des von Philipp dem Schönen von Frankreich verfolgten Templerordens durch Papst Clemens V.
1226 Der deutsche Orden (Hochmeister Hermann von Salza 1210—1239) wird von Herzog Konrad von Masovien gegen die Preussen zu Hülfe gerufen.
1230—1283 Eroberung Preussens durch den Orden.
1351—1382 Hochmeister Winrich von Kniprode. Blüthezeit des Ordens.
1410 Niederlage des deutschen Ordens bei Tannenberg durch die Polen.
1411 Erster Friede von Thorn. Hochmeister Heinrich Reuss von Plauen.
1466 Zweiter Friede von Thorn.
1525 Säcularisierung Preussens durch den Hochmeister Albrecht von Brandenburg.
Yierte Periode.
1273—1291 Rudolf I.; Graf von Habsburg. — Erzbischof Werner von Mainz. Burggraf Friedrich von Nürnberg.
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Extrahierte Personennamen: Doppelwahl_Alphon Richards Cornwallis Manfred Konradins Scurcola Karl_von_Provence Karl Ludwig_Ix Ludwig Vesper Philipp Philipp Clemens_V. Hermann_von_Salza Konrad_von_Masovien Konrad Winrich_von_Kniprode Heinrich_Reuss Heinrich Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Rudolf_I.;_Graf_von_Habsburg Rudolf_I. Werner_von_Mainz Friedrich_von_Nürnberg Friedrich
58
öffentlicher Erörterung (steigende Wichtigkeit des Zeitungs-
wesens); lebhafte Parteiung überall. Die Freiheitsideen ver-
binden sich überall mit nationalen, für den Augenblick
niedergehalten, nur scheinbar besiegt. Diesen Zeitpunkt
glaubte der Czar Nikolaus I. von Russland, berauscht von
seinen Erfolgen in Ungarn und Deutschland, sich fühlend als
Hort und Haupt der „konservativen Interessen", günstig um in
der Theilung der Türkei ein Seitenstück zur Theilung Polens
zu liefern.
I. Der Krimkrieg 1853—1856.
Der russische Kaiser versucht zuerst Verständigung mit
England; schickt im Verfolg der Verhandlungen über die
Frage der heiligen Stätten (Febr. 1853) den Fürsten Menzikoff
nach Constantinopel und verlangt eine Verbürgung der Privi-
legien des griechisch-russischen Cultus im türkischen Reich
durch förmlichen Vertrag — mit andern Worten ein russisches
Protektorat über die 10 Millionen türkischer Unterthanen grie-
chischen Bekenntnisses. Als die Pforte diese in brüsker Form
gestellten Forderungen ablehnt, lässt er ein Heer von 40,000
Mann in die Donaufürstenthümer einrücken. Vermittlungsver-
suche der zur wiener Konferenz zusammentretenden Mächte
scheitern; die Flotten Englands und Frankreichs erscheinen
im aegeischen Meer, es gelingt dem Czaren nicht, Oesterreich
und Preussen auf seine Seite zu ziehen.
Im Oktober 1853 erklärt die Pforte Krieg. Während an
der Donau russische und türkische Truppen in entscheidungs-
losen Gefechten sich messen, wird 30. November ein türkisches
Geschwader im Hafen von Sinope vernichtet. Erneuerte Vor-
schläge der wiener Konferenz von dem Czaren verworfen4, die
Flotten der beiden „Westmächte" England und Frankreich
laufen im schwarzen Meere ein und ihre Regierungen stellen
Russland eine Frist zur Räumung der Donaufürstenthümer,
während Oesterreich und Preussen dem heraufziehenden euro-
päischen Kriege gegenüber unter einander ein Schutzbündniss
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Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Deutschland England Constantinopel Donaufürstenthümer Englands Frankreichs Oesterreich Preussen Donau England Frankreich Russland Donaufürstenthümer Oesterreich
20
die Kriegserklärung 26. April 1828. Das erste Kriegsjahr
1828 führt auf dem asiatischen Kriegsschauplätze zur Einnahme
von Kars durch die Russen (Paskiewitsch); auf dem europäi-
schen endigt es nach Einnahme der Festung Varna und ver-
geblicher Belagerung von Schumla mit dem Rückzug der
Russen über die Donau. Dagegen schlägt im zweiten Jahre
1829 General Diebitsch die Türken bei Kulewtschi, marschirt,
nachdem die Donaufestung Silistria gefallen, über den Balkan,
zieht im August, während auf dem asiatischen Kriegsschau-
platz Erzerum, die Hauptstadt Armeniens, erobert wird, in
Adrianopel ein und rückt bis in die Nähe von Constantinopel
vor. Die entmuthigte türkische Regierung sucht Frieden, den
ihr die in orientalischen Dingen am wenigsten interessirte
preussische Regierung vermittelt', Friede von Adrianopel Sept.
1829, welcher den Türken, ausser einigen Abtretungen in Asien,
Concessionen in Beziehung auf die Donaufürstentliümer und
Kriegskostenentschädigung die verhasste Nothwendigkeit der
Pacißcation Griechenlands auflegt.
5. Königreich Griechenland. Ibrahim Pascha muss Morea
räumen, welches französische Truppen besetzen. Seit Jan.
1828 Johann Kapodistrias -— Günstling Alexanders I. —
Kybernetes von Griechenland. Londoner Schlussprotokoll vom
3. Febr. 1830 von der Pforte im April angenommen: Russ-
land, England, Frankreich erklären Griechenland für einen
tributfreien unabhängigen Staat, schliessen denselben aber in
sehr enge Gränzen ein. Ein König wird gesucht, Leopold von
Coburg lehnt ab, Kapodistrias bleibt Regent. Unzufriedenheit
über den „russischen Präfekten“ und Uneinigkeit; Okt. 1831
Kapodistrias ermordet; nachdem auch dessen Bruder Augustin
Kapodistrias das Land verlassen, neuer Bürgerkrieg und völlige
Auflösung bis Febr. 1833. Der von den Schutzmächten berufene
König Otto /., Sohn des philhellenischen Königs Ludwig I.
von Baiern erscheint; zunächst bairische Regentschaft bei der
Minderjährigkeit des Königs.
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Extrahierte Personennamen: Schumla August Ibrahim_Pascha Morea Johann_Kapodistrias Johann Alexanders_I. Leopold_von
Coburg Leopold Kapodistrias Otto Ludwig_I.
von_Baiern Ludwig_I.
Extrahierte Ortsnamen: Kars Varna Donau Balkan Armeniens Adrianopel Constantinopel Asien Donaufürstentliümer Griechenlands Griechenland Griechenland England Frankreich Griechenland
90
die Unterstützung des Aufstands auf Kreta., wo die christ-
liche Bevölkerung Abschüttelung der Türkenherrschaft, An-
schluss an das Königreich Griechenland anstrebt, ein ver-
heerender Kampf, durch griechische Freiwillige und Kriegs-
mittel genährt, seit 1864 sich hinzieht.
Türkei: Die Losreissung von der Türkei, mit welcher in
den zwanziger Jahren Griechenland den Anfang machte, und
die jetzt wieder das Losungswort des candiotischen Aufstandes
bildete, erstrebten auch die übrigen christlichen Vasallenstaaten
Serbien, Montenegro, Bulgarien, Rumänien. In dem letzteren
Lande ward Fürst Cusa nach längerem Streit mit seiner
Kammer im J. 1865 durch eine Verschwörung gestürzt, deren
Häupter für das Land einen fremden Fürsten suchten; sie
fanden den richtigen in dem Prinzen Karl von Hohenzollem-
Sigmaringen, der Mai 1866 auf rumänischem Boden erschien
und sich gegen die anfängliche Einsprache der Pforte, dann
gegen grosse innere Schwierigkeiten in dem erst halbcivili-
sirten Lande behauptet hat.
Russland: Hier wird die Russificirung Polens mit uner-
bittlicher Folgerichtigkeit durchgesetzt. Energische Reform-
thätigkeit des Kaisers; der grossen grundlegenden Massregel
der Bauernemancipation folgt 1864 Einsetzung von Kreis- und
Provinzialvertretungen; eine Adelsversammlung in Moskau pe-
titionirt 1865 bereits um die Einführung einer Repräsentativ-
verfassung für das russische Reich, was vom Kaiser abgel'ehnt
doch als Zeichen der Zeit Erwähnung verdient.
C. Die romanischen Staaten.
1. Spanien und Portugal.
Spanien und Portugal ohne Ereignisse von allgemeiner
geschichtlicher Wichtigkeit; auch die italienischen Ereignisse
bleiben ohne tiefer gehenden Einfluss. Händel Spaniens mit
den südamerikanischen Republiken Chile und Peru.
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Extrahierte Personennamen: Türkei Karl_von Karl
Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Griechenland Serbien Montenegro Bulgarien Hohenzollem-
Sigmaringen Russland Polens Moskau Spanien Portugal Spanien Portugal Spaniens Chile Peru
17
der kriegerischen Unternehmung gegen den Dey von Algier
welche am 5. Juli mit Eroberung von Algier und Begründung
einer französischen Herrschaft in Nordafrika endigte, gegen
die Regierung ausfielen, erliess diese in Kraft des Art. 14 der
Charte am 25. Juli 1830 fünf Ordonnanzen, welche die Wahlen
kassirten, ein neues Wahlgesetz octroyirten, die Pressfreiheit
auf hohen, und die nun zu Ereignissen führten, welche die
Ordnung der Dinge, wie sie der wiener Congress aufgerichtet,
in Frankreich über den Haufen stiessen und in ganz Europa
erschütterten.
C. Der Osten.
Im Süd-Osten Europas wurde, während im romani-
schen Süden und Westen Revolution und Reaction rangen, ein
Kampf ausgefochten, der, obwohl seine schliesslichen Erfolge
wenig bedeutend waren, doch auf die Verhältnisse der westlichen
Staaten untereinander und auf die Stimmung ihrer Bevölkerungen
von grosser Wirkung war: der griechische Unabhängigkeitskrieg.
1. Das türkische Reich nämlich, als ein unorganischer Be-
standteil des europäischen Lebens in den Südosten des Erdtheils
eingesprengt, war längst im Rückgang begriffen. Die Herrschaft
der osmanischen Barbaren lastete schwer auf den christlichen
Bevölkerungen (Raja-Heerde genannt), von denen die Griechen
durch die Erinnerungen aus altklassischer Vergangenheit wie
durch die Leiden der Gegenwart aufgeregt, durch die Hoff-
nung auf die glaubensverwandte russische Macht belebt, von
geheimen Gesellschaften (die Hetärie der Philiker) bearbeitet,
nach Neuerungen trachten. Das Signal zum Aufstande gab,
gestützt auf Kaiser Alexanders Sympathien mit seinen Glau-
bensbrüdern, der griechische Fürst und russische Offizier
Alexander Ypsilantis durch einen Einfall in die Donaufürsten-
thümer (Proclamation von Jassy 1821). Dieser misslingt:
letzter Kampf bei Dragetschan endet mit einer Niederlage
und dem Uebertritt Ypsilantis auf österreichisches Gebiet.
Bereits aber ist im Peloponnes die Erhebung gegen die Türken-
herrschaft nachgefolgt, welche hier, wo der Boden günstiger
als in den Donaufürstenthümern, rasch zu grosser Kraft ge-
langte, auch den mittelgriechischen Landschaften sich mittheilte
2
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Extrahierte Personennamen: Alexanders Alexanders Alexander_Ypsilantis Alexander Jassy
Extrahierte Ortsnamen: Algier Algier Nordafrika Frankreich Europa Europas Donaufürsten- Dragetschan Donaufürstenthümern
26
1837 f Wilhelm Iv.; es folgt seine Nichte Alexandine Victoria;
— der Herzog von Cnmberland als Ernst August König von
Hannover, das damit von jeder Verbindung mit England ge-
löst ist. Die unbefriedigende Lage zeigt sich in der ultraradikalen
Bewegung der Chartisten für jährliche Wahlen mit allgemeinem
Stimmrecht, Besoldung der Abgeordneten u. s. w.; fruchtbarer
war die von Manchester aus durch Richard Cobden und die
Anticornlawleague geleitete Agitation für Abschaffung der Korn-
zölle 1839. Fortdauernde Uuzufriedenheit in Irland; wolil-
thätige Wirkung der Mässigkeitsvereine des Paters Matthew.
Unscheinbare, aber wichtige Refonnmassregel die Herabsetzung
des Briefportos ,1840.
B. Der Osten.
1. Russland und Polen.
Die von Alexander I. dein Königreich Polen gegebene Consti-
tution trägt bei dem Misstrauen der russischen Regierung und der
unruhigen, Agitation und Verschwörung der ruhigen Arbeit vor-
ziehenden Sinnes weise des polnischen Adels keine Früchte.
Eine länger vorbereitete Verschwörung kommt infolge der
pariser Ereignisse Nov. 1830 in Warschau zum Ausbruch; der
Statthalter Grossfürst Constantin verlässt mit den russischen
Truppen das Land. Die Versuche der Gemässigten und des
Generals Chlopitzky, der die Diktatur in die Hand nimmt —
mit Russland zu friedlicher Verständigung zu gelangen, schei-
tern, und lähmen zugleich die Kraft der Revolution, die, einmal
begonnen, nur durch rücksichtslose Kühnheit gelingen konnte.
Ein russisches Heer unter Diebitzsch rückt heran; 19. Febr.
1831 bei Grochow in Angesicht der Tliürme von Warschau
Schlacht ohne Entscheidung. Der Aufstand verbreitet sich
unter dem Adel der Provinzen des alten Polenreichs, Litthauen,
Podolien, Volhynien; aber die Niederlage Skrzynezkys bei
Ostrolenka Mai 1831 vernichtet die Aussichten auf Erfolg in
Litthauen, Paskiewitsch, des von der Cholera weggerafiten
Diebitzsch Nachfolger, rückt vor Warschau, wo unter terro-
ristischen Gräueln General Krukowiezky sich der Gewalt be-
mächtigt (Aug,). Heftiger Kampf in Warschau im Sept.;.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_Iv. Wilhelm_Iv. Alexandine_Victoria Cnmberland Ernst August Alexander_I. Grossfürst_Constantin Constantin Grochow Krukowiezky
Extrahierte Ortsnamen: Hannover England Irland Russland Polen Warschau Russland Warschau Podolien Ostrolenka Litthauen Warschau Warschau
49
(7. März 1849). Dasselbe verkündet d. d. 4. März eine frei-
sinnige, aber nur auf Täuschung berechnete Gesammtstaats-
verfassung, nach welcher Oesterreich einschliesslich Italien und
Ungarn eine untheilbare und unauflösliche constitutionelle
Monarchie bilden solle. Um diesen Einheitsstaat zur Wirk-
lichkeit zu machen, galt es nunmehr Ungarn zu bezwingen,
dessen Reichstag die Thronbesteigung Franz Josephs nicht als
rechtsgültig anerkennt. Bei der erbärmlichen Führung der
österreichischen, der überlegenen'führung der ungarischen Trup-
pen (Görgey) erleiden die ersteren Niederlage auf Niederlage, so
dass der Kaiser Franz Joseph 1. Mai sich genöthigt sieht, die ihm
vom Kaiser Nikolaus von Russland „mit edelster Bereitwilligkeit“
angebotene russische Hülfe in ihrem vollen Umfang anzuneh-
men. Die Ungarn, in deren Reichstag der Führer der radi-
kalen Partei, Ludwig Kossuth, 14. April den Beschluss
der Absetzung des Hauses Habsburg durchgesetzt hat,
werden nun durch die Uebermacht erdrückt; nachdem der
Widerstand bis aufs äusserste fortgesetzt ist, streckt am
13. Aug. 1849 das ungarische Heer noch 22,000 Mann unter
Görgey vor den Russen unter Paskiewitsch bei Vilagos die
Waffen. „Ungarn liegt zu den Füssen Ew. Majestät“, schreibt
der letztere an den Kaiser Nikolaus.
5. Nunmehr wieder Herr seiner Entschlüsse, siegreich in
Italien (Venedig fällt 22. Aug. 1849), „siegreich“ in Ungarn,
von Russland gedeckt, nimmt Oesterreich den mattherzigen
preussisch-deutschen Unionsbestrebungen gegenüber Stellung.
Es vereinbart mit Preussen das sogenannte Interim, eine ge-
meinsame Commission, in deren Hände der Erzherzog-Reichs-
verweser Dec. 1849 seine Schattengewalt niederlegt. Während
in den Einzelstaaten der reactionäre Umschwung immer voll-
ständigerwird, ein Märzministerium nach dem andern, eine „März-
errungenschaft“ nach der andern verschwindet, geht mit der Frei-
heit auch die Einheit rückwärts. Der „Verwaltungsrath der Union“
beruft Febr. 1850 einen Reichstag der Unionsstaaten nach Erfurt,
welchen jedoch Hannover und Sachsen, die das Dreikönigs-
bündniss nicht um es zu halten abgeschlossen hatten, nicht
beschicken und der 20. März zusammengetreten, ,am 29. April
„vertagt“ wird; Oesterreich aber, dem i|fverzagten Handeln
kecken Muth entgegensetzend,^ seines Russischen Verbündeten
Jäger ^Abriss der neuesten Geschichte. ^ 4
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Extrahierte Personennamen: März Franz_Josephs Franz Franz_Joseph Franz Nikolaus Ludwig_Kossuth Ludwig Nikolaus Muth
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Italien Ungarn Russland Ungarn Nikolaus Italien Venedig Ungarn Russland Oesterreich Erfurt Sachsen Oesterreich
Bevölkerung Oesterreichs.
147
(also 4) Hauptalpenströme sein Gebiet, drei in weiter Ausdehnung,
und von den drei östlichen Strömen der Mittelgebirge (welchen?)
gehört ihm wenigstens das Quellgebiet, von dem westlichsten der
obere Lauf ganz, von dem östlichsten theilweise an.
Bevölkerung.
Bei einer Volksmenge von 37 Mill. E. übertrifft Oesterreich
an absoluter Bevölkerung drei europäische Großmächte, steht
aber an relativer Bevölkerung (3000 auf 1 (Um.) denselben
drei Mächten nach und übertrifft nur Rußland (um das Fünffache),
also gerade denjenigen Staat, dem es an absoluter Bevölkerung
einzig nachsteht.
Wie an Volksmenge, so steht Oesterreich auch an Mannichfal-
tigkeit der Bevölkerung in Hinsicht auf Abstammung und
Sprache nur Rußland nach.
A. Europäische Stämme (31 Mill.).
I. Deutsche (8 Mill.) sinden sich in sämmtlichen zu Deutschland
gehörenden Kronländern, wenn auch nicht in allen als vorherrschende
Bevölkerung; außerdem sind dieselben auch in Galizien, Ungarn, Sie-
benbürgen durch von der Regierung (namentlich von Maria Theresia
und Joseph Ii.) begünstigte Ansiedlungen verbreitet.
Ii. Slaven (15 Mill.) am Nordrande (im Mittlern Böhmen und
Mähren, sowie in Galizien) sowie des östlichen Theileö des Südrandes
der Monarchie.
Iii. Die Romanen (8 Mill.):
8. Die Italiener (5 Mill.) bilden im lombardisch-venetianischen
Königreiche beinahe die ganze Bevölkerung; nur 7 Gemeinden im Vero-
nesischen und 13 im Vicentinischen, welche für zersprengte Reste der
Cimbern gelten und sich fast unvermischt erhalten haben, reden ein
deutsches Idiom. Außerdem ist Südtirol von Italienern bewohnt.
b. Die Walachen wohnen in dem östlichen Ungarn und in
Siebenbürgen unter den übrigen Nationen, besonders aber unter den
Magyaren, zerstreut, außerdem in der Bukowina und der Militärgrenze.
L. Asiatische Stämme (6h4 Mill.).
I. Die Magyaren (4hz Mill.) machen ungefähr die Hälfte der
Bevölkerung Ungarns aus. Sie bewohnen hier die fruchtbaren Ebe-
nen des Mittlern Landes und sind rings von fremden Völkern (Slaven
und Walachen) umgeben. Auch haben sie sich nach Siebenbürgen, und
zwar nach dem ihnen zunächst gelegenen westlichen Theile des Landes
verbreitet.
Ii. Die Szekler, d. h. Grenzwächter, im O. und N. Sieben-
bürgens, von ungewisser (vielleicht türkischer) Herkunft.
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Extrahierte Personennamen: Maria_Theresia Maria Theresia Joseph_Ii