m —
Eigengüter, eine bedeutende, durch das Bremer Erzbistum nicht mehr beschränkte Macht besass; er trat mit ändern sächsischen Grossen der Einziehung der Lehen des letzten Grafen von Weimar-Orlamünde durch den Kaiser entgegen. Zugleich zerfiel dieser über dem Streben, die oberrheinische Tiefebene ganz in seine unmittelbare Gewalt zu bringen, auch mit dem Erzbischof von Mainz, seinem bisherigen Vertrauten und Kanzler Adalbert; Heinrich nahm ihn in Haft, und sein Feldherr Hoyer von Mansfeld besiegte die sächsischen Aufständischen 1113. Aber ein Misserfolg des kaiserlichen Heeres gegen die aufständischen Friesen hatte den Abfall Kölns und die Wiedererhebung der Sachsen zur Folge. Das kaiserliche Heer wurde am Welfesholz bei Mansfeld 1115 besiegt, der Kaiser selbst durch einen Aufstand der Mainzer Bürgerschaft gezwungen, Adalbert frei zu geben. Dieser schloss sich nun offen den Feinden des Kaisers an, der ihn darauf absetzte. Der Tod der Markgräfin Mathilde (1115), die 1102 die römische Kirche zu ihrer Gesamterbin eingesetzt hatte, bestimmte den Kaiser, 1116 wieder nach Italien zu gehen, wo er die Städte durch Privilegien, den Adel durch Schenkungen gewann und das Mathildische Erbe, auch die Eigengüter, als Verwandter Mathildens auf Grund einer von ihr 1111 getroffenen Bestimmung in Besitz nahm; der Papst liess das geschehen, erneuerte aber das Investiturverbot. Durch die Aufstellung eines Gegenpapstes gegen Gelasius Ii. (1118—19), den Nachfolger Paschalis’ Ii., schadete der Kaiser seiner Sache, indem er dadurch den Bund seiner verschiedenen Gegner befestigte. Heinrich kehrte 1118 nach Deutschland zurück, wo Friedrich von Schwaben die Herrschaft über die oberrheinische Tiefebene und die sie im Westen begrenzenden Gebirgszüge durch eine Reihe von Burgen gesichert hatte, aber die Feinde des Kaisers unbezwungen waren.
Den neuen Fehden wurde ein Ende gemacht durch den zwischen Vertretern des Kaisers und seiner Gegner vereinbarten V e r-trag von Würzburg 1121, kraft dessen ein allgemeiner Reichsfriede mit Zurückgabe alles gewaltsam genommenen Guts an seme rechtmässigen Besitzer verkündigt wurde; der Friede zwischen Kaiser und Kirche sollte auf einer deutschen Synode durch v ei-mittlung der Fürsten zu Stande gebracht werden. Papst C a 11 x t Ii. (1119—24) trat in die Verhandlungen ein; ihr Ergebnis war der Abschluss des Wormser Konkordats vom 23. Sept. H22: darin verzichtete der Kaiser auf jede Investitur mit Ring und Stab (den Abzeichen des geistlichen Amts), gestand für alle Kirchen seines Reichs kanonische Wahl und freie Weihe zu und versprach Zurückgabe aller Besitzungen und Regalien, die im Lauf
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Hoyer_von_Mansfeld Heinrich Heinrich Friedrich_von_Schwaben Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Weimar-Orlamünde Mainz Sachsen Welfesholz Mansfeld Italien Deutschland Würzburg
206
Mitbürger nicht, waren ihnen in den Stunden der Gefahr mit Trost und Hülfe
nahe und erwiesen stch als treue Diener Gottes. Außerordentlich war der
Eindruck, den die Nachricht von der Zerstörung Lissabons in allen christlichen
Ländern machte; überall sprach stch die herzlichste Theilnahme an dem Schick-
sal seiner Bewohner aus, und Menschen aller Stände wetteiferten in der Unter-
stützung ihrer hart bedrängten Mitchristen. Spanien sandte Geld; England
Holz, Fleisch, Salz, Korn, Reis, Mehl; Hamburg Hausrath, Bauholz, Bretter,
Kleidungsstücke; auch andere Staaten blieben nicht zurück; überall legte man
reichliche Gaben zusammen und sandte sie nach Portugal, und bald stand an der
Stelle der verschütteten Stadt eine neue schönere.
102. Europa.
Europa grenzt im Osten an Asien; die natürliche Grenze ist
bezeichnet durch das Uralgebirge, den Uralfluß, das westliche Ufer
des Kaspisees und den Kaukasus. Nach den übrigen Weltgegenden
ist es von Wasser umgeben, von dem Mittelmeer gegen Afrika, dem at-
lantischen Ocean gegen Amerika, von dem Eismeer gegen Norden.
Als besondere Theile dieser Meere sind zu nennen 1) das weiße
Meer. 2) Die Ostsee mit dem finnischen und bothnischen Meerbusen.
3) Die Nordsee mit dem tiefen Jahdebusen, dem Dollart und der
Zuydersee. 4) Das Meer zwischen der Nordküste Frankreichs und d^r
Südküste Englands — der Canal. 5) Das Meer zwischen der West-
küste Frankreichs und der Nordküste Spaniens — der Golf von
Biscaya. 6) Das mittelländische Meer, welches man mit einem groß-
ßen, in Hofräume, Gänge und Seitenflügel eingetheilten Bau ver-
gleichen kann. 7) Das schwarze Meer. — Von den 180000 ihmei'^.l,
welche Europa mißt (auf eine Quadratmeile fallen fast 18000 würt-
iembergische Morgen), kommen 10000 auf die Inseln und 40000
auf die Halbinseln. Der Umfang des Landes beträgt 5000 Meilen,
wovon 4300 auf die Küstenlinie kommen. Die Hauptströme Europas
sind durch den ganzen Welttheil nach allen Richtungen hin vertheilt;
die meisten haben weit verzweigte Wassernetze, die Räume zwischen
ihren Mündungen sind durch zahlreiche Küstenflüsse ausgefüllt und
viele sind durch Kanäle verbunden, selbst solche, welche nach entge-
gengesetzten Meeren fließen. Die längsten sind: die Petschova, Dwina,
Düna, der Niemen, die Weichsel, Oder-Warthe, Elbe-Moldau,
Weser, Rhein-Maas-Schelde, die Seine, Loire, Garonne-Do'dogne,
der Duero, Tajo, Guadiana, Guadalquivir, Ebro, die Rbone-
Saone, der Po, Donau-Inn, der Dnjester, Dnjepr, Don, die Wolga.
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Extrahierte Personennamen: Biscaya
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Lissabons Spanien England Hamburg_Hausrath Portugal Europa Europa Asien Kaukasus Afrika Amerika Frankreichs Englands Frankreichs Spaniens Europa Europas Dwina Oder-Warthe Elbe-Moldau Rhein-Maas-Schelde Guadiana Donau-Inn
206
Mitbürger nicht, waren ihnen in den Stunden der Gefahr mit Trost und Hülfe
nahe und erwiesen stch als treue Diener Gottes. Außerordentlich war der
Eindruck, den die Nachricht von der Zerstörung Lissabons in allen christlichen
Ländern machte; überall sprach stch die herzlichste Theilnahme an dem Schick-
sal seiner Bewohner aus, und Menschen aller Stände wetteiferten in der Unter-
stützung ihrer hart bedrängten Mitchristen. Spanien sandte Geld; England
Holz, Fleisch, Salz, Korn, Reiß, Mehl; Hamburg Hausrath, Bauholz, Bretter,
Kleidungsstücke; auch andere Staaten blieben nicht zurück; überall legte man
reichliche Gaben zusammen und sandte sie nach Portugal, und bald stand an der
Stelle der verschütteten Stadt eine neue schönere.
102. Europa.
Europa grenzt im Osten an Asien; die natürliche Grenze ist
bezeichnet durch das Uralgebirge, den Uralfluß, das westliche Ufer
des Kaspisees und den Kaukasus. Nach den übrigen Weltgegenden
ist es von Wasser umgeben, von dem Mittelmeer gegen Afrika, dem at-
lantischen Ocean gegen Amerika, von dem Eismeer gegen Norden.
Als besondere Theile dieser Meere sind zu nennen 1) das weiße
Meer. 2) Die Ostsee mit dem finnischen und bothnischen Meerbusen.
3) Die Nordsee mit dem tiefen Jahdebusen, dem Dollart und der
Zuydersee. 4) Das Meer zwischen der Nordküste Frankreichs und der
Südküste Englands — der Canal. 5) Das Meer zwischen der West-
küste Frankreichs und der Nordküste Spaniens — der Golf von
Biscava. 6) Das mittelländische Meer, welches man mit einem groß-
ßen, in Hofräume, Gänge und Seitenflügel eingetheilten Bau ver-
gleichen kann. 7) Das schwarze Meer. — B?n den 180000 sls Meilen,
welche Europa mißt (auf eine Quadratmeile lallen fast 18000 würt-
tembergische Morgen), kommen 10000 aus ie Inseln und 40000
auf die Halbinseln. Der Umfang des Land beträgt 5000 Meilen,
wovon 4300 auf die Küstenlinie kommen. vm. Hauptströme Europas
sind durch den ganzen Welttheil nach allen Achtungen hin vertheilt;
die meisten haben weit verzweigte Wassern-- - die Räume zwischen
ihren Mündungen sind durch zahlreiche Küllraflüsse ausgefüllt und
viele sind durch Kanäle verbunden, selbst solche, welche nach entge-
gengesetzten Meeren fließen. Die längsten sind: die Patschova, Dwina,
Düna, der Niemen, die Weichsel, Oder-Warthe, Elbe-Moldau,
Weser, Rhein-Maas-Schelde, die Seine, Loire, Garonne-Dordogne,
der Drrero, Tajo, Guadiana, Guadalguivir, Ebro, die Rhone-
Saone, der Po, Donau-Inn, der Dnjester, Dnjepr, Don, die Wolga. .
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622
Neuntes Hauptstück.
eines der höhern Staatsämter einzutreten. Wenn nun
die Ccnsoren den Senat ergänzten, so fiel ihre Wahl auf
Solche, die Aemter verwaltet hatten, oder sonst ihnen
nahe standen, immer also auf Reiche, und zwar um so
mehr, da ohne Zweifel schon jetzt ein bestimmter Census
vom Senator gefordert wurde. Nicht nur die Magistra-
turen, sondern auch die senatorischen Geschäfte kamen
demnach an eine kleine Zahl von Familien, deren Mitglieder
Nobiles genannt wurden, während Einzelne, die, ohne
jenem abgeschloßnen Kreise anzugehören, ihr Glück mach-
ten, Emporkömmlinge, Homines novi hießen. Es war
aber die Ehre, Mitglied des Senats zu seyn, damals
von weit größerer Bedeutung als in früherer Zeit; denn
dieses Kollegium hatte den Staat durch die Gefahren der
panischen Kriege gesteuert, leitete fortwährend den schwie-
rigen und großartigen Verkehr mit dem Auslande, ent-
schied in Angelegenheiten fremder Reiche, vergab Throne,
richtete über fürstliche Häupter und sah Könige als Bitt-
steller zu seinen Füßen. Und gleichwie Reichthum zu
Ehrenstellen erforderlich war, so dienten Ehrenstellen hin-
wiederum zur Vermehrung des Reichthums. Denn ob-
gleich hie und da Aecker unter das Volk vertheilt wur-
den, so bestand doch das licinische Gesetz kaum noch dem
Namen nach: einzelne Reiche, mitunter auch ans italischen
Kolonien und Municipien, hatten die Benützung der groß-
ßen Staatsländereien an sich gezogen, und herrschten,
da sie durch Ankauf oder Unterdrückung die Feldstücke
ärmerer Nachbarn dazu erwarben, über weitgedehnte Land-
strecken , welche man Latifundien nannte; mit der
Zeit geriethen Staatsgut und Privateigenthum dergestalt
untereinander, daß eine Ausscheidung unmöglich dünkte,
somit auch kein Zins mehr an die Staatskasse entrichtet
wurde, und zuletzt der Erbpacht vollkommen in erblichen
Besitz übergieng. Uebermäßig reich an liegenden Gütern,
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Untergang des römischen Kaiserthums im Abendlande. 15
den Saatkörner ansgestreut, die der Zukunft Europa's
Fruchte getragen haben. Rom mit seinen Conststn, Se-
natoren, Imperatoren ist in den Staub gesunken; aber
der alte Römergeist ist nicht erstorben: in dem römisch-
germanischen Kaiscrthume hat er sich, wie ein Phönix
aus der Flamme, erneuert, und auf dem Stuhle Petri
sitzen Herrscher, nicht blos Königen vergleichbar, wie
Roms alte Senatoren, sondern kühn wegschreitend über
Könige und Kaiser, deren stolzes Diadem vor der dreifa-
chen Krone sich neigen muß. Ja, selbst die alte Bürger-
freiheit ist nicht dahin: in den italiänischen Städten lebt
sie zuerst wieder auf; bald erscheint sie, begünstigt von
den Folgen der Kreutzzüge, auch jenseits der Alpen, und
soweit germanische Stämme auf ihren Wanderungen ge-
drungen sind, wächst jugendlich kräftig jener merkwürdige
Stand heran, der den Kern der neueren Staaten bildet.
Wie aber ist Ließ alles gekommen? Diese Frage
muß uns eben der Gang der Geschichte beantworten, den
wir auch sogleich weiter verfolgen werden, wenn wir zu-
vor nur noch Eine für alles Folgende wichtige Bemer-
kung eingestreut haben.
In dem rauhen Landstriche, welchen die Deutschen
ihre Heimath nannten, kam die Sinnlichkeit langsam und
erst dann zur Reife, wenn auch der Charakter schon eine
gewisse Festigkeit erlangt hatte. Hiemit hängt es wohl
auf das genaueste zusammen, daß wir bei den Deutschen
von Anfang herein die Monogamie *) eingeführt finden,
*) Ausnahmen kommen vor, doch nur bei Fürsten. Schon
Ariovist legte sich eine zweite Gemahlin bei, um dadurch
einen Bundesgenossen zu gewinnen. An den Höfen der
Merowinger kam ausser der Politik auch das Sittenver-
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554
Viertes Hauptstück.
standen zwei Päbste auf, die sich beide Johannes nann-
ten. Zuerst siegte Johannes Xv., Gegner des Crescen-
tius, mußte aber 987 die Stadt räumen, wo nun Cres-
ccntius von seiner Burg aus als Konsul gebot. Kon«
suln hießen übrigens in dieser Zeit alle die patricischen
Familien, welche au der Verwaltung obrigkeitlicher Ge-
schäfte Theit hatten, und deren Versammlung Senat
genannt wurde; als Besitzer von Gütern ausserhalb der
Stadt, welche Immunitäten bildeten, pflegten die Ade-
lichen den Herzvgstitel zu führen. Um der Anmaßung
des Cresccntius ein Ende zu machen, unternahm
963 Theophano eine Reise nach Italien, fand jedoch
Alles in gutem Vernehmen, weil Crescentius kluger
Weise Frieden mit Johannes geschlossen hatte, und kehrte
daher nach Deutschland zurück, wo sie den 16. Juni 991
starb. Der Widerwille, den Otto Ui. gegen die Groß,
mutter hegte, ließ Adelheid nie zu dem Einflüsse gelan-
gen, welchen die Mutter behauptet hatte, und 995 trat
er selbst als Regent auf. Sein Erstes war ein Zug nach
Italien, tvohiu ihm schon lange der Sinn stand. Denn
tief hatte cs ihm seine Mutter eingeprägt, daß die Deut-
schen rohe, ungehobelte Leute seyen, und nur in Grie-
chenland und Italien feinere Bildung gefunden werde,
eine Meinung, worin ihn Gerbert bestärkte, obgleich der
für jene Zeit durch seltne Kenntniß ausgezeichnete Mann
nicht eben einsam und unverstanden in Frankreich und
Deutschland dastand. Denn die Berührung mit Italien
und mit den Griechen hatte schon vor ihm in die Nacht
des zehnten Jahrhunderts einen gewissen Aufschwung der
Geister gebracht. Rühmlichst- gesellte sich in Rheims
Abbo von Fleury zu ihm, und das trotz aller Fin-
sterniß fortkeimende Leben in den Dom - und Klosterschu-
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Extrahierte Personennamen: Johannes_nann- Johannes_Xv. Johannes Otto Adelheid
Extrahierte Ortsnamen: Italien Deutschland Italien Italien Frankreich Deutschland Italien Rheims
Viertes Hauptstück.
548
Barbar- Phokas besiegt, und 988 nahm Wladimir,
nach kluger Prüfung der verschiednen Gottesdienste und
nach verständiger Berathung mit den Bojaren seines Reichs,
die Taufe von den Griechen an. Das Volk sah mit
Thrä'nen Perun und die andern Götter durch Cher-
sons Straßen geschleppt und mit Keulen zerschlagen, und
begab sich in stummer Unterwürfigkeit an den Dnjepr
zur Taufe. Kiew wurde der Sitz eines Metropoliten
unter der Gerichtsbarkeit des griechischen Patriarchen,
und das Höhlenkloster (Petschera) zu Kiew, wo auch in
der Folge der Annalist Nestor (-f 1113) als Mönch
lebte, ward seit der Mitte des 11. Jahrhunderts die
Pflanzstätte der russischen Litteratur, der Bischöffe und
unverweslicher Heiligen. Den Bund mit den Griechen
befestigte Wladimir noch ausserdem durch seine Vermäh-
lung mit Anna, der Schwester Basilius Ii. und Kon-
stantins. Im Jahre 989 unterwarf sich auch B a r-
das Skleros dem rechtmäßigen Kaiser. Die Erobe-
rungen im Orient wurden von Basilius behauptet,
jedoch nicht weiter ausgedehnt, die Kämpfe wider die
Bulgaren aber mit furchtbarer Grausamkeit so lange fort-
gesetzt, bis das ganze Land erobert war. Wezen seiner
Grausamkeit gegen die Bulgaren verdient dieser Kaiser
den Namen des Bulgarentödters, und wir dürfen nur
ein Beispiel anführen, um seine Verfahrungsweise im
grellsten Lichte zu zeigen. Im Juli 1014 ließ er 15000
gefangne Bulgaren blenden, und gab jedem Hundert ei-
nen Führer in die Heimath mit, der nur des einen Au-
ges beraubt war. Samuel, der Sohn S i s m a n s,
der sich nach dem Tode des Tzimisces an die Spitze seines
Volkes gestellt hatte, wurde bei dem Anblick der Elen-
den ohnmächtig und starb zwei Tage nachher gebrochnen
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Extrahierte Personennamen: Wladimir Anna Basilius Basilius Samuel
Zelten vor und während der Kirchenspaltung u. 465
Stamm aus. Nun wurde Erik Xi. Erikson, genannt
Läspe oder der Lispelnde, als König anerkannt: 1229
vertrieb ihn der Gemahl seiner Schwester Helena,
Knut Johann son der Lange, aus dem Geschlechte
der Folkunger, und ließ sich krönen; 1255 aber kehrte
Erik ans Dänemark, wohin er geflohen war, zurück, und
Knut fand nach der Niederlage bei Sparsätra in West-
gothland seinen Tod, worauf noch in Gestrikland der
Folkunger Hollinger die Auflehnung fvrtsetzte, bis er
gefangen und enthauptet wurde. In dieser Zeit dehnten
die Schweden sich weiter gegen die Finnen aus und dran,
gen sogar bis an die Newa vor, wo sie jedoch 1241 im
Kampfe mit Alexander Newsky, dem Sohne des Großfür-
sten Jaroslawsh. von Wladimir erlagen. Unter Erikxi.
führte 1248 die Kirchenversammlung zu Skenninge den
Priestercölibat ein. Im Jahre hernach stellte sich der
Jarl Birg er, aus dem Geschlechte der Folkunger, an
die Spitze des Kreutzheers, welcl>es auf Ermahnungen
Gregors Ix. hin gegen die heidnischen Finnen in Tawa-
staland auszvg: er unterwarf und bekehrte die Tawastcn,
sicherte ihnen Freiheit und Eigenthum, legte übrigens
zum Schutze des Landes eine Kolonie von Schweden an.
Als 1250 mit Erik Xi. auch Bondcs Geschlecht ausstarb,
glaubte der Jarl Birger, der Eriks Schwester Inge,
borg zur Gattin hatte, ohne Anstand den Thron bestci»
gen zu können; allein eine Parthei wählte Birgers un-
mündigen Sohn Waldemar, und der Vater mußte sich
mit der Vormundschaft begnügen, die er jedoch mit Nach-
druck führte; denn schlau und kräftig unterdrückte er eine
Empörung der übrigen Folkunger, chaute Abo wieder auf,
gründete Stockholm und machte sich durch vcrschiedne gute
Einrichtungen um das Reich verdient. Seinen übrigen
Söhnen gab er mit Erlaubniß Pabst Alexanders Iv.
Theile der schwedischen Monarchie als Hcrzvgthümer.
1266, nach seinem Tode, übernahm Waldemar die Ne-
gierung: seinbruder Benedikt, Bischoff zu Linköping,
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Extrahierte Personennamen: Erik_Xi Erikson Helena Knut_Johann Johann Erik_ans_Dänemark Knut Alexander_Newsky Alexander Birg Gregors Erik_Xi Birger Inge Waldemar Alexanders Waldemar Bischoff
Extrahierte Ortsnamen: Sparsätra Hollinger Schweden Jaroslawsh Gregors Schweden Stockholm
;
722 Zehntes Hauptstück.
als die der Republik zu leiten, zumal, da der Schwär-
mer Savanarvla, ein Dominikanermönch aus Padua,
seit 1489 im Kloster Sa. Marco zu Florenz, eine wun-
derbare Bewegung der Gemächer hervvrrief. In gewal-
tiger Rede strafte er die Sünden des gemeinen Mannes
wie der Fürsten und des Pabstcs mit rücksichtsloser Frei-
müthigkcit, und verkündigte eine Läuterung der Kirche
durch schwere Drangsale; als ein Prophet schreckte er oft
die Hartnäckigen durch Offenbarung ihrer geheimsten Sün-
den, weissagte den Untergang der Mediceer und den
Heereszug eines fremden Königs über die Alpen, und
glühte zugleich für die Republik: schon den sterbenden
Lorenzo soll er aufgefordcrt haben, der Stadt ihre Frei-
heit wieder zu geben, und je weniger Pietro dem Dater
glich, desto mehr wurde durch den feurigen Bußprediger
der Grund, worauf das medicecische Haus ruhte, unter-
höhlt. Der Pabst, an welchem Ludwig Moro einen Ver-
bündeten suchte, war Alexander Vi. Borgia, der
1492 nach dem Tode Jnnoccnzens Viii. sowohl seinen
Mitbewerber Ascanio Sforza, Ludwigs Bruder, als auch
die Mehrzahl der Wähler, 15 von 20, durch Bestechung
auf seine Seite gebracht und so durch offenbare Simonie
die dreifache Krone erlangt hatte. Seine Erwählung
war ein Schrecken für alle Wohlgesinnten, weil Borgias
Charakter voll Habsucht und Grausamkeit, voll Lüge
und Treubruch, einen Pabst ankündigte, dem Nichts
heilig seyn werde. Mit Rosa Vanozza zeugte er
mehrere Kinder; mit seiner Tochter Lucrezia soll er,
wie sein Sohn Cäsar Borgia, in Blutschande gelebt,
und Letzterer soll seinen Bruder, Herzog von Gandia,
aus Eifersucht wegen Lucretias ermordet haben. Je fre-
cher er der öffentlichen Meinung Hohn sprach, desto nö-
thiger fand er, durch Büchcrcensur sie zu unterdrücken;
falsch und scheinheilig war er oft nur zu seinem Vergnü-
gen; doch lastete minder auf dem Volke, dem er sich
mild bewies, als auf den Großen und Mächtigen, unter
denen er durch Gift und Dolch wüthete, seine Herrschaft,
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Extrahierte Personennamen: Marco Pietro Ludwig_Moro Ludwig Alexander_Vi Alexander Borgia Ascanio_Sforza Ludwigs_Bruder Ludwigs Rosa_Vanozza Lucrezia Cäsar_Borgia Cäsar Gandia
Kaiser Friedrich I. Barbarossa. 141
ten (potestates, podestà), meistens Deutsche, übten die
Regalien aus, so doch, daß mau die dem Kaiser cifrigst
ergebnen Städte Pavia, Lodi, Cremona und wenige an-
dre mit dieser Maßregel verschonte. Um nun auch dem
Pabste Victor Anerkennung zu verschaffen, hatte Fried-
rich mit dem französischen König eine Zusammenkunft
verabredet; allein Alexander, der über Genua nach Frank-
reich gereist war, bewog Ludwig den Siebenten, dem
Kaiser ausznwcichen, und dieser fand anderwärts zu viele
Geschäfte, als daß er der Drohung eines Kriegs hätte
Nachdruck geben können.
Indem wir nach Deutschland zurückkehren, erregt
vorerst dasjenige unsre Aufmerksamkeit, was Heinrich der
Löwe zwischen die italiänischen Feldzüge hinein zu Bekeh-
rung und Unterwerfung der Staven gethan hatte. Da
ihm hiebei nicht nur die ausdauernde Tapferkeit dieser
Nation, sondern auch die Eifersucht deutscher Fürsten und
Prälaten im Wege stand, so war es ein um so größrer
Vorthcil, daß er ans der ersten Romfarth zum Lohne
seiner gegen die Römer bcwiesnen Tapferkeit die päbst-
liche Bestätigung Bischoff Gerolds von Altenburg, den
er wider Willen des bremer Erzbischoffs Hartwich als
Vicelins Nachfolger eingesetzt hatte, nebst mehrcrn Vor-
rechten in Bezug ans die slavischen Bisthümer erlangte.
Gerold, in die Fußstapfcn seines Vorgängers tretend,
predigte den Slaöcn eifrig das Evangelium, und zerstörte
den Hain des Götzen Prono. Gerne hätten jetzt Pribistaw
und Niklot sich unterworfen und Zehnten bezahlt, wäre
ihnen nur das Recht der Sachsen zugestanden worden;
allein Heinrich sah mehr auf die Stenern als ans den
Fortgang des Christenthums und nöthigte durch den Druck,
welchen er ausübte, die Slaven stets wieder zu Ergrei-
fung der Waffen und zur Seeränberei, sonderlich gegen
Dänemark. So mußten sie 1157 nach Lübeck, welche
Stadt Graf Adolf von Holstein an Heinrich abgetreten
hatte, ihre Raubschiffe liefern, thaten dieß aber, weil sic
sich anderswie kaum zu nähren wußten, nur unvollstän-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Victor Alexander Alexander Ludwig Ludwig Heinrich_der
Löwe Heinrich Bischoff_Gerolds Hartwich Gerold Heinrich Heinrich Adolf_von_Holstein Adolf Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Pavia Cremona Genua Frank- Deutschland Altenburg Sachsen