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Solche Traumgesichte befestigten immer mehr in ihm den Entschluß,
als Prediger des Evangeliums zu den Heiden zu gehen. Um sich nun die
zu diesem Berufe nöthigen Kenntnisse zu erwerben, widmete er sich mit
dem größten Eifer den Wissenschaften, sodaß er im Alter von 20 Jahren
schon zum Vorsteher der Klosterschule ausersehen ward. Zwei Jahre lang
hatte er so mit Lust und Liebe für das Wohl seiner Schüler gesorgt, als
er mit anderen Mönchen nach dem Kloster Neu-Corvey in Westfalen ver-
setzt wurde, welches der Kaiser Ludwig der Fromme zu einer Missionsstätte
unter den Sachsen bestimmt hatte. Hier verweilte er drei Jahre lang als
Rector der Schule und Volksprediger unter mancherlei Müben und
Prüfungen, bis sein innigster Wunsch sich unerwartet erfüllen sollte. Es
kam ihm die Kunde, daß Harald, der König von Südjütland, mit großem
Gefolge am Hofe Ludwig's zu Ingelheim bei Mainz erschienen sei, um
Hülse gegen seine Feinde zu suchen, und den christlichen Glauben ange-
nommen babe, daß der Kaiser ihn ausersehen habe, den neubekehrten
König auf seiner Rückkehr in sein Reich zu begleiten, ihn im Erlauben zu
stärken und unter seinem Schutze den heidnischen Dänen das Evangelium
zu verkündigen. Mit hoher Freude vernahm Ansgar seine Wahl, und
alle Bemühungen seiner furchtsamen Freunde, ihn in seinem Entschlüsse
wankend zu macken, waren vergebens. Nur ein Klosterbruder, Autbert mit
Namen, war entschlossen, sich mit ihm dem heiligen Werke zu weihen.
Getrosten Muthes traten sie mit Harald und seinem Gefolge die Reise
an, fuhren den Rhein hinab in die Nordsee und errichten im Spälherbste
des Jahres 826 bei Hollingsted an der Treene die dänische Küste. Nördlich von
dem Danevirk, dem Grenzwall der Dänen, zu Hethaby (Hafenstadt) oder
Sliasvic (Ort an der Schlei) schlugen sie ihre Wohnsitze aus. Es war
ein vielbesuchter Hafenplatz, wo Kaufleute aus allen umliegenden Ländern
zusammenströmten und alle Waaren, welche von der Nordsee nach der Ostsee
geschafft werden sollten, aufgespeichert wurden. Sogleich begannen die
Glaubensboten ihre Predigt, allein sie wurden mit Mißtrauen und
finsteren Blicken empfangen. Das Volk glaubte, daß ihr Gott Thor,
der Herr des Donners, bald die Verkündiger des neuen Glaubens mit
seinem Hammer zerschmettern würde, und mieden die Nähe derselben. Trotz-
dem war die Arbeit Ansgar's und Autbert's nicht vergebens. Sie fragten
und suchten eifrig nach gefangenen Knaben, um dieselben zu kaufen und
zum Dienste des Herrn zu erziehen, und gründeten in Hethaby die erste
christliche Schule; selbst der König Harald übergab willig mehrere aus
seinem Gefolge ihrem Unterrichte. — Aber schon im folgenden Jahre (827)
mußte er wieder vor seinen Feinden weichen, und auch Ansgar und Autbert
folgten ihm über die Eider nach einem Gute, welches der Kaiser Ludwig
ihm geschenkt hatte. Von hier aus verkündigten sie bald unter den Heid-
Ästchen Dänen, bald unter den christlichen Sachsen das Evangelium, und
durch Beispiel und Lehre wurden viele zum Glauben bekehrt und täglich
wuchs die Zahl der Gläubigen. Nachdem sie so zwei Jahre lang in unserem
Lande gewirkt hatten, wurde Autbert durch Kränklichkeit gezwungen, in das
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Harald Ansgar Harald Harald Ansgar Ludwig Ludwig
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Kloster, wovon sie ausgegangen waren, heimzukehren. Bald darauf ward
auch Ansgar von seinem Werke abberufen, da der Kaiser ihm eine Ge-
sandtschaft nach Schweden übertrug, wo sich ein neues Feld zur Ausbreitung
des Evangeliums öffnete. Nach seinerrückkehr jedoch wurde er in dankbarer
Anerkennung seiner Verdienste um die Mission unter den nordischen Völkern
zum Erzbischof von Hammaburg (d. h. die Burg im Walde) ernannt. Un-
ermüdlich war er jetzt thätig, die schon gegründeten Gemeinden im Glauben
zu stärken, und durchzog predigend und taufend das nahegelegene Nord-
albingien und erbaute Kirchen zu Bramsted, Kellinghusen, Wipenthorp
oder Faldera.
Die Gemeinden blühten auf und versprachen die beste Frucht, als sich
von Norden her ein Sturm erhob, der alles zu vernichten drohte. Schon
lange hatten die wilden Normannen unter ihren Seekönigen die Nordsee-
küsten mit Feuer und Schwert verwüstet, und jetzt erschien (845) der Dänen-
könig Horic (Erich) mit einer großen Raubflotte plötzlich vor Hamburg.
Die überraschten Einwohner flohen, Ansgar und seine Schüler retteten
kaum ihr Leben, Hamburg ward von Grund aus zerstört, und Kirche und
Schule, die Ansgar daselbst gegründet hatte, gingen in Flammen auf.
Ganz Sachsenland ward mit Schrecken erfüllt und die christlichen Ge-
meinden zerstreuten sich. In dieser Noth fanden Ansgar und seine Ge-
fährten in Ramsola, einem Landgute einer frommen Edelfrau im Lüne-
burgschen, eine sichere Zusluchtsstätte. Hier sammelte er allmählich seine
Mitarbeiter und nahm bald mit neuer Zuversicht sein begonnenes
Werk wieder auf. Vorzüglich lag ihm am Herzen, den König Horic, den
Urheber alles Unheils, welches das Land betroffen, für das Christenthum
zu gewinnen. Im Jahre 850 erschien Ansgar als kaiserlicher Gesandter
am Hofe des dänischen Königs und wußte bald durch Worte und Thaten
jeden Haß und Argwohn aus der Seele desselben so sehr zu entfernen, daß
er von nun an nicht mehr der Predigt in seinem Lande Hindernisse in den
Weg legte. Auf dem Holm zu Schleswig (nicht in dem Dorfe Haddeby)
ward jetzt die erste Kirche nördlich von der Eider errichtet, welche Ansgar
der Maria, der Mutter Jesu, weihte (850). Mit Freuden sah er die zer-
streuten Gemeinden sich wieder sammeln, wie Hamburg sich wieder aus der
Asche erhob und seine Gefährten in die alten Stätten zurückkehrten. Gern
folgte er dem Rufe des Kaisers, als dieser die Bisthümer Hamburg und
Bremen vereinigte und ihn zum Erzbischof beider erhob. Aber auch in
Bremen, wo er fortan wohnte, fand er noch keine Ruhe. Noch einmal
riefen ihn grausame Christenverfolgungen nach Schweden, und als er
kaum zurückgekehrt war, vernahm er mit Trauer, daß nach einem blutigen
Bürgerkriege Horic der Jüngere in Hethaby die Kirche habe schließen
lassen und die Priester mit allen ihren Glaubensgenossen entflohen seien.
Zum dritten Male zog er nach Norden, an den Hof des dänischen Königs,
und wiederum gelang es ihm auch das Vertrauen desselben zu gewinnen.
Nicht allein wurde der christliche Gottesdienst in Sliasvic hergestellt, sondern
auch in Ripen eine zweite Kirche erbaut (860). So schied er denn und
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466
erinnerte nur noch an die Gründung Ansgar's. Neben dem Gotte der
Christen verehrten sie noch die Götzen ihrer Väter und brachten denselben
in heiligen Hainen und an Quellen Opfer dar. Da er also in der Mitte
dieses entarteten und verderbten Volkes zu wohnen begann, an dem Orte
schauervoller Einsamkeit, empfahl er sich um so mehr dem göttlichen Beistände,
je verlassener er von menschlichem Troste war; der Herr aber, berichtet uns
der Priester Helmold aus Bosau, sein Zeitgenosse, gab ihm Gnade in den
Augen des Volkes, als er von der Vergebung der Sünden, der Auferstehung
der Todten und der Herrlichkeit Gottes zu predigen begann. Eine große
Menge wandte sich zur Buße, und die Stimme seiner Predigt erscholl durch das
ganze Land. Darauf rief er Mönche aus den Ländern südlich von der Elbe
herbei und gründete in Faldera ein neues Kloster (Novum monasterium
= Neumünster), um in den unruhigen Zeiten einen sicheren Zufluchtsort
zu haben. Dann begann er die umliegenden Ortschaften in Stormarn und
Holstein zu besuchen, zerstörte die Opseraltäre und heiligen Haine und stellte
überall, wo früher Kirchen gestanden hatten, den christlichen Gottesdienst wieder
her. Vor allem aber lag ihm die Bekehrung der Wenden in Wagrien am Herzen.
Doch erst als Knud, der Herzog von Schleswig, von dem Kaiser Lothar
zum König der Wenden erhoben wurde und mit starker Hand das Christen-
thum schützte, konnte Vicelin daran denken, zunächst die einst von Heinrich
erbaute Kirche in Lübeck wieder einzuweihen. Oft besuchte Knud auch das
Land der Wagrier, kehrte in Faldera ein und bewies sich gegen Vicelin und
seine Genossen freundlich gesinnt und verhieß ihnen viel Schönes, wenn der
Herr sein Unternehmen im Wendenlande fördern würde. Doch schon nach
2 Jahren ward er auf Seeland schmählich ermordet, und von da an war
sein Reich schutzlos wilden wendischen Fürsten überlassen, mit denen der
heidnische Gottesdienst und die blutigen Menschenopfer zurückkehrten. Besorgt
um seine Gemeinden eilte Vicelin an den Hof des Kaiserslothar und wußte
ihn zu bewegen, selbst in s Land zu kommen und an der Grenze Wagriens
auf dem Alberge die Sigburg zu erbauen. Die Fürsten der Wenden mußten
hier vor ihm erscheinen und sahen mit Ingrimm auf das Werk des kahl-
köpfigen Priesters, wie sie den Vicelin nannten. Am Fuße des Berges ließ
Lothar ein festes Kloster und eine Kirche errichten und nahm sich vor, das
ganze Volk der Wenden dem christlichen Glauben zu unterwerfen. Aber
der Tod hinderte ihn an der weiteren Ausführung seiner Pläne. Bald
jedoch gewann der Schauenburger Graf, Adolf Ii. von Holstein und
Stormarn, das ganze Land der Wagrier, und die Wenden wurden nach
Oldenburg und Lütjenburg, an die Küstengegenden, zurückgedrängt. Weil
nun das übrige Land menschenleer war, so sandte er Boten aus in alle
Lande und ließ alle, welche keinen Besitz hätten, auffordern, mit ihren Familien
nach dem fruchtbaren Wagrien zu kommen. Den Holsten und Stormarn
ließ er sagen: „Habt ihr nicht das Gebiet der Wenden unterworfen und
es mit dem Blute eurer Brüder und Väter erkauft? Warum kommt ihr
denn zuletzt es in Besitz zu nehmen?" Da erhob sich eine unzählige Menge
aus verschiedenen Völkern, und sie kamen mit ihren Familien und ihrer
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Personennamen: Knud Lothar Heinrich Heinrich Knud Lothar Adolf Adolf
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Ja! wenn des Lebens Säfte von Stürmen ausgezehrt,
wenn Ueberlast von Sünden ein mattes Herz beschwert,
dann mag sich einer sehnen nach dem stillen Pfühle,
daraus er sich vergesse und dieser lauten Wett Gewühle —
ja! doch der starke Adolf, der wundervolle Mann,
der seinem Volk die Freiheit und Hellen Ruhm gewann,
seht, wie ihn statt des Panzers die grobe Kutte kleidet
und wie er, Gotte dienend, der Menschen eitlen Prunk vermeidet.
Mit einem Klosterbruder, dessen rauhe Hand
von je wohl mit dem Besen gekehrt den groben Sand,
schritt er durch die Straße von Kiel; er hatte Kranken
Seel' und Leib erquicket — so ging er fröhlich in Gedanken.
Da nahte sich von Rittern ein bunter glänzender Schwarm;
des Friedens die genossen sonder Leid und Harm.
Und sieh, an ihrer Spitze ragten seine Söhne,
die Grafen Johann und Gerhard, erblüht in erster Jugendschöne.
Ihren Blick zu meiden, rieth dem Mönch die Scham.
Daß er ihnen barfuß, barhaupt entgegen kam
mit dem Korb, daraus er den Kranken Heil gespendet,
das hätte seinen Namen und seiner Söhne Stolz geschändet.
So kehrt' er schon die Schritte. Jedoch ein tapfrer Mann
war er noch in der Kutte: wie bald er's abgewann
dem Stolz des alten Adam in frommer Heldentugend!
Stracks entgegen schritt er den Grafen und der Ritterjugend.
Da konnte jeder schauen, wie schöne reiche Frucht
ererbte Tugend zeitigt der guten Gärtnerzncht.
Sobald Johann und Gerhard des Vaters Stimme vernahmen,
da hielten sie und eilten, daß aus dem Sattelbug sie kamen;
und vor dem Bettelmönche knieten sie in den Sand,
die stolzen schönen Grafen, und küßten seine Hand.
Da liefen fragende Blicke, was solch Gebahr'n bedeute,
durch die stummen Reihen der jungen schlanken Rittersleute.
Und mancher Jüngling höhnisch verzog den blühenden Mund:
wer in der Kutte steckte, war nur wenigen kund.
Doch flüstert's hier und dorten: „Das ist der starke Degen,
der bei B o r n h ö v d die Dänen gejagt aus uns'res Gau's Gehegen;
das ist der Held, der Adolf, der unser Land befreit
durch ein Gelübde, das ihn seitdem dem Kloster weiht;
er hat dem Kreuz in Livland hellen Ruhm erstritten,
dann ist er hingewandert nach Rom mit frommen Pilgerschritten;
im Magdalenenkloster, das er hier gebaut
von frommer Leute Spenden, lebt er jetzt und schaut
nur auf die Gottesgnade." — So flüstert's hier und dorten:
Spott und Scherz vergingen der muntern Jugend bei den Worten.
Und einer nach dem andern giebt des Pferdes Zaum
absitzend seinem Knechte; im freien Himmelsraum
knien die stolzen Junker vor dem armen Büßer —
da lag von Glanz und Schönheit ein reicher Kranz dem Barfüßer.
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Extrahierte Personennamen: Adolf Harm Johann Johann Gerhard Johann Johann Adolf
486
Wirksamkeit für Luther s Lehre ein früherer katholischer Priester aus, Herr-
mann Tast aus Husum (1522). Als ihm die Kirche versagt ward, predigte
er zuerst im Hause eines gleich gesinnten Mannes, und, wie das Volk ihm
immer mehr zuströmte, unter freiem Himmel auf dem Kirchhofe an einer
Linde, die lange die Erinnerung an jene Zeiten bewahrt hat.
Als nun die katholischen Priester sahen, wie die Lehre Luthers immer
mehr Anhänger fand, gedachten sie die Abtrünnigen zu verfolgen. Aber
der König Friedrich I. schützte sie und gab ein Gesetz, daß niemand bei
Hals, Leib und Gut um der Religion willen einem andern Gefahr und
Unheil zufügen, sondern jeder sich in seiner Religion also verhalten solle,
wie er es gegen Gott den Allmächtigen mit seinem Gewissen gedächte zu
verantworten. Jedoch im freien Ditmarsen galt das Wort des Königs
nicht. Hier traten die Mönche und Priester mit Gewalt der ihnen ver-
haßten Lehre entgegen. Auch das Volk war derselben feindlich gesinnt;
mit dem Rufe: „Maria hilf" waren sie in die Schlacht gezogen, und nur
mit ihrer Hülfe und der aller Heiligen, glaubten sie, hätten sie ihre Siege
über die Holsten davongetragen.
Als daher der Prediger von Meldorf, Nicolaus Boje, mit seiner Ge-
meinde den Heinrich Möller aus Zütphen in die Stadt berief, um ihnen
Luther's Lehre zu predigen, da entstand unter der obersten Landesbehörde
und im Volke die größte Aufregung. Es erging der Befehl an Boje und
seine Gemeinde, den ketzerischen Mönch und Schüler Luther's aus der Stadt
zu jagen. Aber die Meldorfer Gemeinde hatte das Recht, nach eigenem
Willen ihren Prediger zu berufen, und beschloß einträchtig, den Bruder
Heinrich als Prediger zu behalten und gegen jede Gewalt zu schützen. So
betrat denn Heinrich die Kanzel und predigte mit so freudigem Muthe, daß
die Meldorfer ausriefen: „Der heilige Geist spricht aus ibm, denn er hat
uns ganz entzündet und angesteckt." In Heide aber hielten die 48 Landes-
herren neuen Rathschlag und beschlossen auf den Vorschlag ihres Aeltesten,
Peter Detlefsen aus Delve, keinen Aufruhr wegen der Religion im Lande
zu dulden und bis Ostern alles auf sich beruhen zu lassen ; denn während
der Zeit werde sich wohl ausweisen, was recht oder unrecht sei. Mit
Freuden vernahmen die Meldorfer diesen Beschluß und baten Heinrich
noch bis Weihnachten bei ihnen zu bleiben und täglich zweimal zu predigen.
Aber die Gegner der Reformation ruhten nicht; sie mußten sehen, wie
Heinrich mit jeder neuen Predigt größeren Anhang gewann, und be-
gannen zu fürchten, daß bald der Marien- und Heiligendienst und die
Klöster des Landes vernichiet werden würden. Darum thaten sie sich zu-
sammen zu heimlichem Rathe in Lunden. Der Prior des Klosters zu
Meldorf, Augustin Torneborg, ein verschlagener und listiger Mann, stand
an ihrer Spitze. Sie beschlossen bei Nacht Heinrich zu überfallen, und
ehe Land und Leute es gewahr würden, zum Feuertode zu führen.
Es war am 10. December 1524, als plötzlich ein Haufe von be-
rauschten Bauern unter dem Geschrei „hau dodt, sla dodt, lat nichs leven,
dodt, as brave Kerls!" in das Haus des Predigers Boje eindrang, diesen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Nicolaus_Boje Heinrich_Möller Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Peter_Detlefsen Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Augustin_Torneborg Heinrich Heinrich
488
erwarb sich sein ältester Sohn Christian, welcher in Abwesenheit des Vaters
als Statthalter die Regierungsgeschäfte in den Herzogthümern führte und
seinen Sitz in Hadcrslcben hatte. Cr war einst in Begleitung des Mark-
grafen von Brandenburg, bei dem er erzogen wurde, auf dem Reichstage
zu Worms zugegen und Zeuge gewesen, wie Luther glaubensmuthig seine
Lehre in der Versammlung vertheidigte. Luther's Worte drangen tief in
die Seele des jungen Fürsten, und er ward von Stund an ein treuer An-
hänger desselben. Als einst ein Mönch vor dem Kaiser und den Fürsten
predigte und gar arge Worte gegen die neue Lehre und ihre Bekenner
redete, wurde Christian, der unter der Kanzel saß, sehr ergrimmt in seinem
Gemüthe. Nach der Predigt kniete der Mönch auf der Kanzel nieder, um
zu beten. Dabei geschah cs, daß der Strick, welchen der Mönch statt eines
Gürtels um seinen Mantel trug, durch eine Spalte der Kanzel gerade neben
dem Prinzen herabhing. Unvermerkt band jetzt Christian den Strick fest
und schlug einen Knoten darin, so daß der Mönch sich nicht erheben konnte.
Darüber gerieth er in großen Eifer, wendete sich an den Kaiser und sagte:
„Gnädigster Kaiser, auch in eurer hohen Gegenwart scheut man sich nicht,
uns armen Mönchen solches anzuthun; was wird erst geschehen in eurer
Abwesenheit?" Als der Kaiser später erfuhr, wer solchen Muthwillen gegen
den Mönch geübt hatte, ward er sehr unwillig über den jungen Fürsten
und soll schon voraus gesagt haben, daß Christian einst ein großer Feind
der Mönche werden würde.
Als Statthalter des Königs wirkte er von da an mit allem Ernst
und Fleiß für die Sache der Reformation und rief viele lutherische Prediger
aus den benachbarten deutschen Ländern herbei. Ihm standen hierbei die
edelsten Männer aus der Ritterschaft zur Seite. Vor allen sein treuer
Freund Johann Rantzau, der ihn einst als Hofmeister nach Worms be-
gleitet hatte und gleich ihm, von evangelischer Gesinnung durchdrungen,
unter seinen Standesgenosfen und im ganzen Lande eine feste Stütze der
neuen Lehre ward. Dann Benedict von Ahlefeld, der Luther selbst in
Wittenberg gehört hatte und sich rühmen konnte, seine Lehre als einer der
ersten in die Heimat gebracht zu haben.
Als nun der weise König Friedrich im Jahre 1533 auf seinem
Schlosse Gottorp in seiner Residenzstadt Schleswig, der er bis zu seinem
Tode seine Vorliebe bewahrte, gestorben und im Dome der Stadt beigesetzt
war, da dachte Christian an Mittel und Wege, die der Reformation förder-
lich sein könnten, denn er hatte Gottes Wort von ganzem Herzen lieb;
kein Tag verstrich, da er nicht knieend sein Gebet verrichtete und in seinem
Gemache die Bibel für sich lesen und geistliche Gesänge singen ließ. Als
einst sein Hofprediger ihn im Beichtstühle mit seinem Königstitel anredete,
fiel er ihm in's Wort und sagte: „Soll ich euch erst lehren, die Leute zu
absolvieren? Ich komme hier zu euch nicht als ein König, sondern als
ein armer Sünder, und,heiße hier nicht allergnädigster Herr, sondern
Christian. Ihr aber seid da an Gottes Statt und handelt mit mir nicht
als ein Mensch, sondern als ein Diener Christi; darum sollt ihr euch
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Extrahierte Personennamen: Christian Luther Christian Christian Christian Ernst Johann_Rantzau Johann Benedict_von_Ahlefeld Friedrich Friedrich Christian Christian Christi
123
Karl V. ist überhaupt in die Geschichte dieses Liedes vielfach verwickelt.
1547 vertrieb er drei Glaubenszeugcn, darunter auch den berühmten
Melanchthon, aus Wittenberg. Als die drei Männer auf ihrer Flucht in
Weimar einzogen, hörten sie ein Mägdlein singen: „Ein'feste Burg ist
unser Gott", und wurden dadurch sehr getröstet. Melanchthon aber sprach:
„Singe, liebes Töchterlein, singe; du weißt nicht, was für große Leute du
jetzt tröstest." 1548 vertrieb derselbe Kaiser die evangelischen Prediger in
Augsburg. Bevor sie die Stadt verließen, kamen sie noch zu dem Kurfürsten
Johann Friedrich von Sachsen, der damals dort vom Kaiser gefangen ge-
halten wurde. Sie sagten zum Kurfürsten: „Kaiserliche Majestät hat
uns das römische Reich verboten." Auf dies fing derselbe an zu weinen,
daß ihm die Thränen über die Backen zur Erde flössen, stand auf, ging an's
Fenster, wandte sich aber bald wieder zu ihnen und sagte: „Hat euch denn
der Kaiser das ganze römische Reich verboten?" — „Ja!" — Darauf
fragte er weiter: „Hat euch denn der Kaiser auch den Himmel verboten?"
— „Nein!" — „Ei!" fuhr er fort, „so hat es noch keine Noth, das
Reich und der Himmel muß uns doch bleib e n (V. 4), so wird Gott
auch ein Land finden, daß ihr sein Wort könnt predigen." Gerade so
dachten auch einige Jahre später die sogenannten Hugenotten, d. h. die
evangelischen Christen in Frankreich. Zwischen den Jahren 1560—1572
wurden diese Leute zu Tausenden von den Katholiken ermordet oder ver-
trieben, aber mit dem Gesang: „Ein' feste Burg ist unser Gott" gingen
sie freudig in den Tod und in die Verbannung. Dasselbe geschah im
Jahre 1731, aber nicht wieder in Frankreich, sondern nun in Deutschland.
Da wurden die Evangelischen in Salzburg von Haus und Hof vertrieben,
aus der Heimat und dem Vaterlande. Sie wandten sich nordwärts,
größtentheils nach Preußen. Und was sangen sie auf ihren Wanderungen
durch Städte und Dörfer? „Ein' feste Burg ist unser Gott." Das Lied
war auch ihr Wanderpaß, also daß ihm ein frommer Alter wohl mit Recht
die Ueberschrift gegeben hat: „Aller frommen verfolgten Christen Trotz
und Trost." Nicht minder ist es aber auch für gar viele eine starke Wehr
und Waffe geworden. Das sehen wir unter andern an dem Schweden-
könige Gustav Adolf. Am 17. September 1631 stand er bei Leipzig mit
seinem Heere dem katholischen Feldherrn Tilly gegenüber. Da gab's
natürlich eine Schlacht. Aber ehe sie begann, ließ der König sein ganzes
Heer das Lied anstimmen: „Ein' feste Burg ist unser Gott." Als der
Sieg gewonnen war, warf er sich mitten unter den Todten und Verwun-
deten auf seine Kniee, dankte Gott und ries: „Das Feld muß er behalten"
(V. 2). Das sehen wir vorher an den Vierhundert von Pforzheim. Um
ihren geliebten Landesherrn, den Markgrafen Friedrich von Baden, vor
Tod oder Gefangenschaft zu retten, als ihn Tilly 1622 bei Wimpfen ge-
schlagen hatte, stellten sie sich an der Brücke des reißenden Bellinger Baches,
dem einzigen Uebergangspunkte, auf. Während die Kaiserlichen unter
Trommelwirbel und Trompetcnktang heranrücken, knieet die Schar nieder.
Ueber den Leichen ihrer Brüder und über den Leichen ihrer Feinde steigt
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Melanchthon Melanchthon Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Gustav_Adolf Gustav Adolf Gott Friedrich_von_Baden Friedrich Bellinger_Baches
Extrahierte Ortsnamen: Wittenberg Weimar Augsburg Frankreich Frankreich Deutschland Salzburg Leipzig Pforzheim
100
das Geld in seinen Taschen fand, konnte er wohl denken, wo es hergekom-
men sei. Er freute sich zwar darüber, weil er mm seine Mutter besser
unterstützen konnte, doch erschrak er auch zugleich)'weil der König ihn schla-
fend gefunden hatte. Am Morgen, sobald er zum Könige kam, bat er
wegen seines Dienstfehlers demüthig um Vergebung und dankte ihm für
das gnädige Geschenk. Der gute König lobte seine kindliche Liebe, ernannte
ihn sogleich zum Offizier und schenkte ihm noch eine Summe Geldes, um
sich alles anzuschaffen, was er zu seiner neuen Stellung brauchte. Der
treffliche Sohn stieg hernach immer höher und diente den preußischen Kö-
nigen als ein tapferer General bis in sein hohes Alter. — Sir. 3, 16:
Der Wohlthat, den Eltern erzeigt, wird nimmermehr vergessen werden.
162. August Hermann Francke. (1698.)
So hieß der Gottesmann, der vieler Waisen Vater geworden ist und
durch Gebet und Arbeit ein Waisenhaus erbaut und fromme Stiftungen
gegründet hat, die als Zeugen seines Glaubens noch dastehen und zu uns
reden. Francke war Prediger und Lehrer in Halle. Sein Augenmerk war
neben der Auslegung der heiligen Schrift auf die hülfsbedürftige Jugend
gerichtet, von welcher täglich eine große Menge in seinem Hause zusammen-
kam, um Almosen zu empfangen. Ihn jammerte des leiblichen und geist-
lichen Elends, worin er diese armen Kinder traf. Wie gern hätte er auch
an ihnen die Segnungen des Evangeliums zur Erfüllung gebracht! Der
Spruch des Herrn, der den Kindern das Himmelreich zuweiset, erfüllte seine
ganze Seele. Was sollte er thun? Almosen geben, wie wenig konnte
das genügen! Zunächst behielt er die armen Kinder, die von ihm Almosen
holten, in seinem Hause zum Katechismusunterricht bei sich, und dann erst
theilte er ihnen die Gaben aus. Allein er erkannte bald, daß das nicht
gründlich helfen würde. Man mußte die Kinder ganz aus ihrer drückenden
Lage, aus ihrer ganzen verderbten Umgebung hinwegnehmen und ihr junges
Leben in eine strenge und thätige Ordnung bringen. Aber wie sollte man
dazu die Mittel finden? „Bei Gott ist kein Ding unmöglich." — Schon
stand der Gedanke fest in Francke's Seele, zur Errettung dieser verlassenen
Kinder ein großes Waisenhaus zu erbauen. Silber und Gold hatte
er nicht, aber er hatte, was mehr ist, einen unerschütterlichen Glauben an
den, der auch der Witwen und Waisen Vater sein will. —
Vor einem Thore in Halle steht jetzt ein hohes Gebäude, das über
seinem Eingänge Jes. 40, 31 als Inschrift trägt: „Die auf den Herrn
harren, kriegen neue Kraft re." Dieser Eingang führt durch das Vorder-
gebäude in einen sehr langen Hof, in eine wahre Straße, auf deren beiden
Seiten hohe Häuser stehen. Hier erblickt man ein Waisenhaus für arme
Kinder, eine Erziehungsanstalt für Kinder aus höheren Ständen, eine la-
teinisehe und Real-Schule, Bürgerschulen, eine Buchdruckerei (Canstein'sche
Bibelanftalt), eine große Buchhandlung, eine Apotheke, viele Wirthschafts-
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Extrahierte Personennamen: August Hermann_Francke Francke
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mehr Sieges. Fleißig gebetet, ist halb gestegt." Und siehe, bald wichen
die Kaiserlichen vor den tapferen Schweden zurück. Aber die protestanti-
schen Fürsten waren so furchtsam vor der Macht des Kaisers, so mißtrauisch
gegen den ausländischen König, daß sie lange zögerten, sich an Gustav an-
zuschließen. Die ängstlichen Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen
verweigerten ihm geradezu den Durchzug durch ihr Land. Daher konnte
Gustav das hart bedrängte Magdeburg nicht mehr retten. Die blühende
evangelische Stadt wurde von Tilly erobert. Ihr Schicksal war furchtbar.
Als die wilden Kriegsscharen raub- und mordgierig im Sturm eindrangen,
erfolgte ein Blutbad, wie cs noch keine deutsche Stadt in ihren Mauern
gesehen hatte. Die ganze Stadt ging in Flammen auf; binnen zehn Stun-
den war sie in einen wüsten Schutthaufen verwandelt. Von 30,000 Ein-
wohnern retteten kaum 1500 ihr Leben.
Jetzt suchte endlich der Kurfürst von Sachsen Rettung bei Gustav,
und dieser schlug mit dem vereinigten schwedisch-sächsischen Heere die Kaiser-
lichen unter Tilly bei Leipzig, folgte ihm dann nach Baiern und besiegte
ihn abermals am Lech. Da wandte sich der Kaiser in seiner Noth an seinen
früheren Feldherrn Wallen st ein, aber erst nach langem Zögern gab der
stolze Mann den flehentlichen Bitten nach. Er warb ein Heer, das ibm
allein gehören sollte, bei dem der Kaiser nichts zu sagen hatte, ja nicht ein-
mal erscheinen durfte.
Nun hatte Gustav Adolf wieder einen tüchtigen Feind zu bekämpfen.
Bei Nürnberg trafen beide Heere zusammen und standen monatelang ver-
schanzt einander gegenüber. Wallenstein wagte keine Schlacht; Gustav
suchte vergeblich Wallenstein's festes Lager zu erstürmen. Endlich zogen
lowohl die Schweden wie die Kaiserlichen davon. Wallenstcin wandte sich
gegen Sachsen. Schreckliche Verheerungen, Raub, Brand und Mord be-
zeichneten seinen Weg. Rasch eilte der Schwedcnkönig ihm nach. Auf
seinem Zuge durch Sachsen empfing ihn das Volk wie seinen rettenden
Engel. Von allen Seiten drängte es sich jubelnd um ihn her, fiel vor ihm
auf die Kniee und suchte die Scheide seines Schwertes, den Saum seines
Kleides zu küssen. „Ach", sagte der König traurig, „ich fürchte, daß mich
Gott wegen der Thorheit dieser Leute strafen werde. Ist es nicht, als ob
sie mich zu ihrem Abgott machten? Wie leicht könnte der Gott, der die
Stolzen demüthigt, sie und mich empfinden lassen, daß ich nichts bin, als
ein schwacher, sterblicher Mensch!"
Bei dem Städtchen Lützen, nicht weit von Leipzig, erreichte er
Wallenstein's Heer. An einem kalten Herbstmorgen, 16. November 1632,
während dichter Nebel die Gegend bedeckte, bereiten sich die Schweden zur
Schlacht. Der König sinkt betend auf die Kniee, mit ihm sein ganzes
Heer. Begleitet von Pauken- und Trompetenschall erbraust der Gesang:
„Sin’ feste Burg ist unser Gott." Gegen Mittag bricht die Sonne durch
die Nebelhüllc. Da schwingt sich der König auf sein Strcitroß und ruft:
"biun wollen wir dran ! Das walt' der liebe Gott! Jesu, Jesu ! hilf mir
heute streiten zu deines Namens Ehre!" Und mit dem Feldgeschrei: „Gott
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Extrahierte Personennamen: Gustav Gustav Gustav Gustav Tilly Gustav Gustav Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav Gustav
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Freund der Forst- und Landwirthschaft hatte er in seinem Garten zum Andenken
an zwei schlichte Landwirthe ein Denkmal, das jetzt leider verschwunden ist, mit
folgender Inschrift errichtet:
Parren Drews
in
Süder-Ditmarsen
und
Adam Schneekloth
in
der Probstei
zeigten in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts
dem Landmann unseres Vaterlandes zuerst den Segen Gottes in dem an
seinem Acker vorhandenen
Mergel
und fordern hier zur dankbaren Erinnerung auf.
Auf entgegenstehender Seite:
Errichtet
wie Friedrich der Gute Landesvater war
im Jahr
Mdcccxxiv.
Adam Schneekloth war ein Landmann in der Probstei, geboren in Barsbeck
1744 November 29., gestorben daselbst 1812 September 6. Dieser ließ um das
Jahr 1770, erzählt man, auf seinem Acker eine Tränkstelle graben und die Erde
über den Acker fahren. Wie er diesen nachher mit Roggen bestellte, bemerkte er,
daß er an einigen Stellen weit üppiger wuchs, als an den übrigen. Er forschte
nach der Ursache und fand, daß dort von der Erde aus der Tiefe hingebracht worden
war. Da suchte er nach einer Erdart von gleicher Mischung und brachte sie auf
seinen Acker. Als sich daselbst die gleiche Wirkung zeigte, setzte er dies Verfahren
fort. Einige Nachbarn ahmten ihm nach, und die Mergelwirthschaft nahm ihren
Anfang, blieb aber zuerst mehrere Jahre auf die Probstei beschränkt, ehe sie sich
über die Geest verbreitete.
Was Schneekloth für die Geest, das entdeckte Parren Drews für die Marsch
(d. h. das Meerland). Er war jenseits der Elbe 1735 zu Oberhüll im Han-
noverschen geboren, wo sein Vater einen Marschhof im Besitz gehabt, aber nicht hatte
erhalten können. Sein Sohn Parren mußte seinen Unterhalt durch Händearbeit
bei anderen suchen und ging, weil er in seinerheimat keine Gelegenheit dazu fand,
im Jahre 1754 über die Elbe nach Süderditmarsen. Allein hier war große Noth
bei dem Landmann und keine Arbeit zu finden. Da hörte er, daß einem reichen
Mann, Namens Boje, ein kleiner Marschhof zugefallen sei, und machte sich mit
leeren Händen auf den Weg, den Bauer zu bitten, ihm den Hof zu überlassen.
Boje war zwar ein echter Biedermann, aber auch ein derber gerade zufahrender
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Extrahierte Personennamen: Drews Adam_Schneekloth Friedrich Friedrich Adam_Schneekloth Drews Biedermann