10g Franken. P i p i n. W e st g o t h e n.
Die Bojtarier, durch die Avaren gedrängt, breiten
sich weiter südwärts bis Trident aus, später den Franken
590? unterworfen.
Die Herrscherfamilie der Franken versinkt durch innere
Entzweiungen in gänzliche Zerrüttung. Elotar I., seit 558
Alleinherrscher. Seine Söhne theilen nach seinem Tode das
Reich. Der Haß der Brnnchilde, Siegbert's Gemalin,
gegen Fredegunde, Chilpcrich's Gemalin, führt zu Kampf und
Mord zwischen den Brüdern und Verwandten, während sie
den Avaren 57\, und den Westgothen unter Rcccared 587*)
unterliegen. Clotar Ii., der Fredegunde Sohn, besiegt
endlich die Partei der Brunhilde, und beherrscht nun die ganze
613. fränkische Monarchie. Sein Sohn Dagobert, geleitet von
den Majores domus Arnulf von Metz und Pipin von Lan-
den, führt unglückliche Kriege gegen die Wenden (630), und
unter seinen schwachen Nachfolgern sinkt gänzlich die königliche
Macht. Erhöhter Einfluß der Masores domus. Der Herzog
Radulf von Thüringen macht sich frei. Der Major domus
E b r nin, an der Spitze der Neustrier, kämpft glücklich gegen
die Austrasier; aber nach seiner Ermordung werden die Neu-
strier von dem anstrasischen Major domus Pipin von H er-
687. stal bei 8t. Quintia geschlagen. Pipin Major domus in
den drei Reichen (Auster, Neuster und Burgund), herrscht
willkührlich im Namen des Königs, kämpft gegen Alemannen,
«-) Die Westgothen waren arianische Christen und wurden als solche
mit den rechtgläubigen Franken in Kriege verwickelt; ihre Könige Ala-
rich H- und Amalrich fielen gegen sie; daher ihr Königssitz in Spa-
nien (Toledo). Ihre höchste Macht gründet Leovigild ( 573—586),
welcher ganz Spanien (die Sueven) mit Portugal unterwarf (nur die
Seestädte den Griechen); sein Sohn Reccared (586—601 ) geht zum
katholischen Glauben über, daher mehr Einigung im Ganzen, besiegt die
Franken. Darauf folgen Kämpfe mit Griechen und Basken rc. bis Re-
ceswinth (652—672) durch Milde und Gerechtigkeit Ruhe herstellte.
Nach ihm aber neue innere Zerrüttungen. Die gegen den König N ode-
rich heran gerufenen Muhamedaner siegen in der Schlacht bei Xeres
711, und machen dem Westgotheu-Reiche ein Ende.
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loi Clodwig. T h e o d o r i ch.
n.h.g.manische Stämme, wie gegen die Muhamedaner und Lan-
gobarden h i n w e n d e t.
Clodwig, König dersalischen Franken, aus dem Stamme
der Merovingcr, herrsch - und eroberungssüchtig, schlagt den
.486. römischen Statthalter Syagrius bei Soissons und unterwirft
sich die letzte römische Provinz.
Theodorich, Theodomir's Sohn, König der Ostgothen,
dringt von Pannonien (mit Zeno's Bewilligung) in Italien
ein, schlägt den Odoacer bei Verona (Dietrich von Bern)
493. und gründet das ostgethische Reich in Italien (bis zur
Donau und dem Rheine), wahrend Langobarden unter Auduin
Pannonien besetzen.
Clodwig, mit einer rechtgläubigen Christin, Clotilde
496. von Burgund, vermählt, schlägt die Alemannen bei Zülpich,
läßt sich zu Rheims vom Bischof Remigius taufen, nimmt
Armorika in seinen Schutz, macht sich Burgund zinsbar,
507. schlägt, Theodorichs Drohungen ungeachtet, die Westgothen
unter Alarich Ii. bei Yivonne (ober Vougle), erhebt Paris
zu seiner Residenz und stirbt, nach der Ermordung der übrigen
511. Franken-Könige, als Alleinherrscher zu Paris. Seine Söhne
und deren Nachkommen theilen sich in das Reich, es entsteht:
») Austrasien, Ostfranken, im nordöstlichen Gallien, von
der Maas und Mosel bis über den Rhein und die Lippe hin
mit den nördlichen alemannischen Besitzungen ( Hauptstadt
Metz). Ir) Neustrien, Westfranken, zwischen der Maas
und Schelde über die Keine bis zur I^oire, und mit den
westgothischen Theilen bis zur Garonne (Hauptstädte: Paris,
Orleans und Soissons). Auch das südwestliche Thüringen
muß sich nach der Schlacht an der Unstrut 529, sowie Bur-
gund nach hartnäckigen Kämpfen den Franken unterwerfen,—
534. fränkische Grafen (später Herzoge) in Thüringen, und frän-
kische Könige in Burgund.
526. Das Ostgothische Reich zerfällt in Italien nach dem
Tode Theodorich's, der sechs und dreißig Jahre staatsklug
und glücklich geherrscht. Unter seinen schwachen Nachfolgern
Theodat und Vitiges macht der morgenländische Kaiser
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5
Fett an oder über 150 Kz Seife gewinnt. Dies macht das Kokns-
nuß- oder Palmöl, welches man jetzt vielfach statt des Talges an-
wendet. Es hat dasselbe die Eigenschaft, eine Menge Wasser in sich
aufzunehmen, trotzdem aber der Seife das Aussehen und die Festigkeit
einer guten Kernseife zu geben. Daher kommt es heutiges Tages vor,
daß eine Frau, die 1\ kg Seife gekauft hat, sich einbilden kann,
etwa 1 kg Fett nach Hanse zu bringen, wie dies das gute alte
Verhältnis war; in der That aber trägt sie 1 kg Wasser in ihrem
Korbe, und braucht natürlich nicht erst ein Herr Professor aus Paris
zu kommen, um ihr zu sagen, daß sie aus jedem Brunnen oder
Teiche das Wasser billiger haben kann, als im Laden des Seifen-
sieders.
7. Vom Brote, das wir essen.
In der Erklärung der vierten Bitte rechnet Or. Luther zum
täglichen Brote zweiundzwanzig Stücke, ja er fügt, damit noch nicht
zufrieden, noch „und desgleichen" hinzu, so daß der Schneider bei
dem Beten der vierten Bitte an Kunden denken kann, welche die Röcke
auch bezahlen, die sie zerreißen, und dem Schuhmacher die Fabrik in
den Sinn kommt, aus welcher gutes Leder zu beziehen ist. Was ist
der Grund, daß Luther so viele Sachen in den Begriff des täglichen
Brotes hineingepackt hat? Alle die genannten Stücke dienen dazu,
das Brot, das wir essen, uns zu verschaffen, zu erhalten, uns dasselbe
genießen zu lassen. Wie wollte der Bauer ohne Acker und Vieh zu '
Getreide kommen? Und wird des täglichen Brotes nicht täglich
weniger in einem Hause, wo die Frau wohl fleißig, der Mann aber
liederlich ist? Oder verhält es sich nicht so, daß der Kranke vor
vollen Flaschen und vollen Schüsseln sitzt wie mit zugebundenem
Munde, und daß durch Zank und Neid die herrliche Gottesgabe sich
in Gift und Galle verwandelt? Du siehst, das tägliche Brot ist die
Sonne, um welche sich im irdischen Leben alles dreht; daher hat denn
auch der Herr der Bitte um dasselbe einen Platz im heiligen Vater
Unser angewiesen. Weil es so großen Wert hat, so möchte es sich
wohl der Mühe lohnen, dasselbe etwas genauer anzusehen.
Wir nehmen ein Weizenkorn und schneiden mit einem scharfen
Messer mitten hindurch. Wir bemerken unter der Kleie, der harten
äußeren Hülle, eine dünne Schicht von graulichem Ansehen, während
das Innere des Kornes weiß aussieht. Dieselbe Verschiedenheit tritt
uns entgegen, wenn Weizenkörner gemahlen sind. Sie zerfallen in
Kleie und Mehl, im Mehle selbst aber können wir leicht zwei von
einander geschiedene Stoffe erkennen. Bringen wir nämlich das Mehl
in ein feines Sieb und kneten es hier unter fortwährendem Zugießen
von Wasser so lange mit der Hand, als das Wasser getrübt durch-
fließt, so bleibt zuletzt im Siebe ein Stoff übrig, der weißlich aussieht,
ganz klebrig sich anfühlt und dem gewöhnlichen Vogelleime sehr ähnlich
ist. Dies ist der sogenannte Kleber. Hat das wie Milch aussehende
Wasser einige Zeit ruhig in der Schüssel gestanden, so wird es hell,
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234
Deutschen. Da faßt den Varus Verzweiflung, und um fein Unglück
nicht als Schmach überleben zu müssen, stürzt er sich in sein Schwert.
Nur wenige von dem ungeheuern Römerheere entrinnen glücklich nach
der Feste Aliso, die meisten liegen auf dem Walplatze. Wer in Ge-
fangenschaft kam, ward entweder den Göttern zum Danke für die wieder
errungene Freiheit geopfert, oder zum gemeinen Frondienste in die Gauen
der Deutschen geschleppt. Am grausamsten rächte das Volk die lange
erduldete Fremdherrschaft an den Sachwaltern und Schreibern, die ihm
statt des guten alten Rechtes das spitzfindige neue aufgedrängt; einem,
den es gefangen, riß es die Zunge aus, stopfte ihm die Kehle zu und
rief: „Jetzt zisch' einmal, Natter, wenn du kannst."
Das war die große Schlacht im Teutoburger Walde, die geschlagen
ward im neunten Jahre nach Christi Geburt. Als der Kaiser Augustus
die Kunde erhielt, daß die drei Legionen gefallen, stieß er in Verzweif-
lung die Stirn an die Wand seines Palastes und rief aus: „O Varus,
Varus, gieb mir 'meine Legionen wieder!" Ganz Rom war voll Ent-
setzens vor den Deutschen und glaubte mit jedem Tage, sie kämen in
ungeheuern Heerscharen, wie einst die Cimbern und Teutonen, gen Welsch-
land heran. Im Lande Gallien und am Rheine ward zur Notwehr
gerüstet. Grundlose Furcht! Nicht an Eroberung dachten die Sieger,
die teure Freiheit erkämpft zu haben, war ihnen genug. Stolz legten sie
die Hände in den Schoß, als sie die Zwingburgen im Lande gebrochen,
als an dem Rheine kein Römer mehr zu schauen war.
209. Von der Zerstörung Jerusalems.
Lies einmal das 11. Kapitel im Propheten Sacharja. Da befiehlt
Gott der Herr seinem eingeborenen Sohne, die Schlachtschafe, d. i. das
dem Verderben preisgegebene Volk Israel, zu weiden. Sein Hirtenstab
ist ein zweifacher; in der einen Hand führt er den Stab Sanft, in der
anderen Hand den Stab Wehe. Nach dieser doppelten Seite, nach seinem
erbarmungsvollen Herzen und nach seiner gewaltigen Hand, offenbart er
sich auch in allen denjenigen Weissagungen der Evangelien, welche von
der Zerstörung Jerusalems handeln, und in ihrer Erfüllung. Noch ein-
mal will er durch seine Thränen, seine Weissagung und Tempelreinigung
Jerusalems Kinder zu sich sammeln, wie eine Henne versammelt ihre
Küchlein unter ihre Flügel; aber sie wollen nicht, darum schüttet er nach
der letzten Frist der Buße die volle Schale seines Zornes über das Volk
ans. Laß dir jetzt die Zerstörung Jerusalems erzählen, damit du siehst,
wie der Herr, so holdselig seinen Freunden, doch auch so erschrecklich ist
seinen Feinden, auch so siehst, was es heißt, das Evangelium verachten,
und damit du dich zu Gott und zur Erkenntnis Christi bekehrest.
Nach dem Tode des Herrn war es mit dem Volke Israel je länger
je schlimmer geworden. Einzelne ließen sich noch retten wie ein Brand
aus dem Feuer; aber mit der großen Masse ging es immer fieser hinab
in Tod und Verderben. Die Hohenpriester übten Tyrannei wider die
andern Priester; unter den übrigen Gewaltigen war allerlei Haß und
Neid, daher denn Uneinigkeit im Regiments und parteiische Zertrennnngen
entstanden. Dazu drückten die grausamen und habsüchtigen Statthalter
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Extrahierte Personennamen: Varus Augustus Varus Varus Jerusalems
Extrahierte Ortsnamen: Christi Rom Gallien Rheine Rheine Jerusalems Sacharja Israel Jerusalems Jerusalems Christi Israel
229
sie an der Stelle, wo der Tiber sie an den Feigenbaum gesetzt hatte, eine
Stadt, 754 vor Christi Geburt. Romnlus bespannte einen Pflug mit zwei
weißen Rindern, zog um den Palatinischen Berg herum im Vierecke eine
Furche und ließ nack) dieser Furche einen Erdwall rings herum auswerfen.
Wo in der Umwallung später ein Thor sein sollte, da ward der Pflug
aufgehoben. In dem inneren Raume erhoben sich ärmliche Lehmhütten,
die kümmerlich mit Stroh und Schilf gedeckt waren.
Als der Bau vollendet war, entstand unter den Brüdern ein Streit,
nach welchem von ihnen die Stadt benannt werden und wer sie als König
beherrschen sollte. Auf den Rat ihres Großvaters Nnmitor beschlossen
sie, die Götter zu Schiedsrichtern zu nehmen. Wem zuerst durch die
Vögel ein glückliches Zeichen gegeben würde, der sollte König werden.
Rach langem Warten erschienen dem Remus sechs Geier; aber kaum
hatte er dem Romnlus die Nachricht gebracht, als an diesem unter Blitz
und Donner zwölf Geier vorüberflogen. Remus behauptete, er müsse
König werden, weil ihm zuerst die Geier erschienen wären, Romnlus da-
gegen berief sich darauf, daß an ihm noch einmal so viele Vögel vorüber
geflogen wären. Um den Bruder und seine armselige Stadt zu verspotten,
sprang Remus über die niedrige Stadtmauer. Da ergrimmte Romulus
und schlug ihn tot. „So fahre jeder, der nach dir über meine Mauer
setzt!" war der Fluch, den er ihm nachrief. So wurde Romulus König
und die Stadt nach ihm benannt.
206. Augustns und Tiberius.
Die Geburt unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi fällt in die
Regierung des ersten römischen Kaisers Augustus. Sein ungeheures
Reich erstreckte sich durch drei Weltteile hindurch, vom Atlantischen Meere
bis zum Euphrat und von den Wüsten Afrikas und Arabiens bis an den
Rhein und die Themse. In diesem weiten Umfange lagen die schönsten
Länder der Erde, unter anderen: Portugal und Spanien, Frankreich bis
an den Rhein, Italien und dessen Inseln, Griechenland und Macedonien,
Kleinasien, Syrien, Ägypten, das karthagische und numidische Gebiet. Auf
diesem großen Raume lebten ungefähr 120 Millionen Menschen. Die
Hauptstadt war Rom. Sie vereinigte in sich die Herrlichkeit aller an-
deren Städte, und wer sie gesehen hatte, der hatte mck ihr die übrige Welt
gesehen. Ihre Bevölkerung belief sich auf anderthalb Millionen Einwohner.
Die Stadt hielt ein Landheer von 400 000 Mann und zwei Hauptflotten, eine
im Hafen von Ravenna im Adriatischen Meere, die andere zu Misenum
bei Neapel.
Erst nach entsetzlichen Bürgerkriegen und furchtbarem Blutvergießen
hatte sich Augustus zum Alleinherrscher emporgearbeitet. Aber einmal im
Besitze der Macht benutzte er sie mit weiser Mäßigung. Er ließ den Senat,
die Konsuln, kurz alle Würden des ehemaligen Freistaates bestehen; der
That nach vereinigte er sie alle in seiner Person und regierte unumschränkt.
Wiederholt erklärte er, er wollte seine Gewalt niederlegen. Wahrscheinlich
ist es ihm mit dieser Absicht nie ernst gewesen. Aber eben so wenig, als
er, wünschte es die Mehrzahl der Bürger; denn nach seinem Rücktritte
wäre es zu neuen blutigen Kämpfen gekommen, und auf jeden Fall hätte
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Extrahierte Personennamen: Romnlus Tiberius Jesu_Christi Augustus Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Christi Palatinischen_Berg Afrikas Arabiens Rhein Spanien Frankreich Rhein Italien Griechenland Macedonien Kleinasien Syrien Rom Ravenna Neapel
538
Strohdach bedeckt. Es bestand ursprünglich nur aus einem einzigen
niedrigen Raum, der keine Fenster hatte, sondern Licht und Luft nur
durch das Nauchloch empfing, das in der Mitte des Dachs über dem
großen steinernen Herde angebracht war. Der Stnbenboden, nur durch
den festgetretenen Lehmboden gebildet, lag in gleicher Höhe mit dem
Hofe. Eine niedrige, in der Mitte quer geteilte Thür führte in den
dunkeln, rauchgeschwärzten Raum. Das Hofthor, zur Seite des Hauses
nach dem freien Dorfplatz hin gelegen, war überdeckt und mit einer-
kleinen Pforte versehen, ähnlich wie noch heute oft in unsern Dörfern.
Die Sorben trieben Viehzucht und Ackerbau; sie verstanden sich
auch auf Leinen- und Wollweberei, denn sie trugen selbstgefertigte leinene
Unterkleider und wollene Oberkleider. Auch Handel trieben sie; von
der Ostsee nach Konstantinopel ging durch die slavischen Lande eine
Handelsstraße, auf welcher große Handelszüge verkehrten, und Zwickau
war ein stark besuchter Markt- und Handelsort. Sie waren selbstver-
ständlich Heiden und verehrten vielerlei Götter, von denen sie sich die
einen als gute, weiße Götter des Lichts, die andern als böse schwarze
Götter der Finsternis dachten. Auf steinernen Altären in Hainen oder
Tempeln brachten ihre Priester nicht bloß Tier-, sondern auch Menschen-
opfer dar; bei allen wichtigen Gelegenheiten wurde durch sie der Wille
der Götter erforscht, und sie hatten darum großen Einfluß auf das
Volk. Bonifacius nennt die Sorben ein schmutziges und häßliches Volk,
aber er rühmt ihre eheliche Treue; auch waren sie mäßig, nüchtern und
gastfrei. Wie alle Slaven hatten sie viel musikalische Anlage und
liebten Gesang und Tanz. Sie hingen am heimatlichen Boden und der
altgewohnten Sitte und haßten alles Fremde. Der Grund und Boden
war nicht Privateigentum, sondern Gemeingut, und alle waren gleich-
berechtigte Glieder einer großen Familie. Sklaven gab es bei ihnen ur-
sprünglich nicht; die Kriegsgefangenen freilich wurden meist als Sklaven
verkauft; nach Konstantinopel, ja bis nach Ägypten hin wurde starker
Sklavenhandel getrieben. An der Spitze standen Stammesälteste mit
fast unumschränkter Macht; aber aus dieser väterlichen Gewalt entwickelte
sich nach und nach eine despotische Herrschaft; aus den Stammesültesten
wurden Fürsten und Adlige, deren ausschließliches Eigentum der gesamte
Grund und Boden wurde, und die Masse des Volkes wurde leibeigen in
mancherlei Abstufungen.
Schon bald war an der Grenze zwischen Franken und Sorben der
Kampf ausgebrochen, indem die letzteren über die Saale vordrangen;
doch wurden sie im Anfang des 7. Jahrhunderts bis zur Saale zurück-
geworfen. Von neuem hören wir unter Karl d. Gr. von Einfüllen der
Sorben in Sachsen und Thüringen, aber erst nach Beendigung der
Sachsenkriege im Jahre 806 konnte dieser seinen Sohn Karl gegen sie
schicken, der sie zum Teil unterwarf und an der Saale und Elbe Schlösser,
unter denen wir uns freilich nur Schanzen und hölzerne Wehren zu
denken haben, zum Schutze gegen sie erbaute, linier Ludwig dem
Frommen scheint dann im Jahre 816 das Gebiet zwischen Elster und
Saale, also das Vogtland, dem fränkischen Reiche einverleibt zu sein.
Seit Ludwig dem Deutschen heißt es die Sorbenmark; er setzte darüber
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Extrahierte Personennamen: Bonifacius Karl_d Karl Karl Karl Ludwig_dem Ludwig Ludwig_dem_Deutschen Ludwig
2
gefhrt, dem die deutschen Heere nicht widerstehen konnten. Vielleicht haben die deutschen Volksstmme aus Furcht vor dem mchtigen Rmer-Volke gar nicht gewagt, Widerstand zu leisten. Es kann auch an der Einigkeit unter den einzelnen Vlkern gefehlt haben u. bergt) Und trotz des Sieges mu er sein Leben lassen? (Vermutungen!)
Synthese.
Hrt, was uns der Dichter darber erzhlt!
Drusus Tod.
Drusus lie in Deutschlands Forsten goldne Rmeradler horsten;
An den heil'gen Gttereichen klang die Axt von freveln Streichen.
Siegend fuhr er durch die Lande, stand schon an der Elbe Strande,
Wollt hinber jetzt verwegen, als ein Weib ihm trat entgegen."
Totalausfassung, dabei Erluterung nicht verstandener Ausdrcke: Forsten, Rmeradler horsten, heilge Gttereichen, mit freveln Streichen.
Ergnzung und Berichtigung der Wiedergabe.
Geluterte Darstellung unter der berschrift:
Des Drusus Siegeszug.
Die Rmer wollten das deutsche Land erobern und das deutsche Volk unterjochen. Der rmische Feldherr Drusus zog mit einem Heere nach Deutschland. Wohin er kam pflanzte er die Rmerfahnen auf zum Zeichen, da das Land dem rmischen Kaiser unterworfen sei. Auch lie er Festungen erbauen, um die unterjochten Vlkerschaften im Zaume halten zu knnen. Die heiligen Gttereichen, unter denen die Germanen zu ihren Gttern beteten, lie er umschlagen, und die Altre, auf denen sie ihre Opfer darbrachten, wurden niedergerissen. So durchzog er sieg-reich die deutschen Gauen bis hin zum Elbestrom. Hier trat ihm ein Weib entgegen.
Spekulationsfrage: Wie kann aber ein schwaches Weib es wagen, einem so tapferen und siegreichen Feldherrn entgegenzutreten? Und welches ist ihre Absicht?
bermenschlich von Gebrde drohte sie dem Sohn der Erde:
Khner, den der Ehrgeiz blendet, schnell zur Flucht den Fu gewendet!
Jene Marken unsrer Gauen sind dir nicht vergnnt zu schauen;
Stehst am Markstein deines Lebens, deine Siege sind vergebens!
Sumt der Deutsche gerne lange, nimmer beugt er sich dem Zwange; Schlummernd mag er wohl sich strecken, schlft er, wird ein Gott ihn wecken!"
Welche Antwort auf uusre Frage? Es ist kein gewhnliches Weib, das dem Drusus hier entgegentritt; es ist eine Priesterin oder Wahr-sagerin. Und welches war ihre Absicht? Sie warnt den unersttlichen Feldherrn vor dem weiteren Vordringen und verkndet ihm seinen baldigen Tod. Auch weist sie den Drusus darauf hin, da der Deutsche sich nie dem Zwange beugen, sondern das rmische Joch abschtteln werde.
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457
Ein solches Getreidekorn ist seinem Inhalte nach nichts mehr und
nichts weniger als ein Menschenleib im kleinen. Der liebe Gott hat
es nämlich in seiner Weisheit so eingerichtet, daß der Kleber des Ge-
treidekornes nach dem Genusse in unserem Körper zu Fleisch und Blut
sich umwandelt; die Stärke dagegen bildet Fett, und die mineralischen
Stoffe dienen dazu, die Knochen im Stande zu erhalten. Die Kleie
enthält ebensowenig Nahrungsstoff als z. B. Kalk oder Kreide, und
wenn sie zum Futter, ja zur Mästung des Rindviehs, der Schweine,
Gänse u. s. w. gebraucht wird, so ist das, was Fett und Fleisch giebt,
nicht die Kleie, sondern vielmehr der auch in der besten Mühle von
ihr nicht ganz loszulösende Kleber. Auch das zum Leben ganz un-
entbehrliche Wasser fehlt im Brote nicht; 50 kg Roggenmehl geben
nämlich ungefähr 65 kg Brot, und dieser Überschuß kommt zum größten
Teile auf Rechnung des Wassers, das bei dem Backen zum Mehle
hinzugesetzt wird.
Aber warum, könnte jemand fragen, geben wir uns überhaupt die
Mühe, das Getreide zu mahlen und aus dem Mehle Brot zu backen?
Es wäre ja viel einfacher, wenn wir die Getreidekörner, wie sie sind,
in den Mund steckten und durch diesen in den Magen beförderten.
Wäre unser Magen von der Art, wie ihn die Hühner und Tauben
haben, so ließe der Vorschlag sich hören. Der scharfe Magensaft der
Vögel löst auch die harte, aus mineralischen Stoffen bestehende Kleie
leicht und rasch auf; aber in unserem Magen würden die ungemahlenen
Körner lange unverdaut liegen, und der Körper würde daher von ihnen
kaum die Hälfte des Nutzens haben, welchen gut gebackenes Brot giebt;
denn so viele Veränderungen auch durch das Mahlen und Backen mit
dem Getreide vorgehen, so dienen diese doch alle dazu, dasselbe für
unseren Mund genießbarer und für unseren Magen verdaulicher zu
machen. Bei dem Mahlen bestehen sie einfach darin, daß das Getreide-
korn von der Schale befreit und zu Mehl zerrieben wird. Aber welches
sind die Veränderungen, welche durch das Backen bewirkt werden?
Sie beginnen, sobald der Bäcker das Mehl mit warmem Wasser an-
gemacht hat, und sind, obgleich unsichtbar, doch ganz gewaltiger Art.
Der Kleber greift mit seinem Bundesgenossen, dem Wasser, die Stärke
an und nötigt diese zu verschiedenen Verwandlungen. Zuerst wird
aus ihr ein Körper, welcher dem Gummi sehr ähnlich ist, jenem
Pflanzensafte, welcher an der Luft zu einem schwach gelblichen Stofs
verhärtet, im Wasser zu einer dicklichen, geschmacklosen Flüssigkeit sich
auflöst und besonders als Klebmittel benutzt wird. Durch weiteren
Einfluß des Klebers und des Wassers verwandelt sich dieser gummi-
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§ 5. Die Poesie unter dem Einflüsse der Geistlichkeit. 11
Deutschland und enthält auch sonst manche rein germanische Anschauung,
so daß sie für die Erforschung deutscher Altertümer in Recht und Sitte
von großer Wichtigkeit ist.
Dem Heliand gegenüber steht, in rein althochdeutscher Sprache
geschrieben, der Krist, gleichfalls ein Evangelienbuch, von dem Mönch
Otfried zu Weißenburg im Elsaß um 870 verfaßt und Ludwig dem
Deutschen gewidmet. Das Gedicht ist in Strophen von 2 Langzeilen oder
4 Halbzeilen mit je 4 Hebungen und unbestimmt vielen Senkungen ab-
gefaßt; die Vershälften sind nicht mehr durch den Stabreim, sondern
durch den Endreim in sich verbunden, indem In- und Auslaut der
vierten Hebung jeder Halbzeile Gleichklang haben. Weniger episch ge-
halten als der Heliand, zumal da viele lyrische und didaktische Stellen
mit Reflexionen und moralischen Betrachtungen eingefügt sind, kennt das
Gedicht keine heidnische, sondern nur mehr christliche Anschauung.
In der Form der Leiche, d. h. in Reimpaaren ohne Strophenabteilung,
ist geschrieben das Lndwigslied, ein Gedicht auf den Sieg Ludwigs Iii.
über die Normannen bei Saucourt 881, verfaßt vom Mönch Hucbald ini
flandrischen Kloster St. Amand, das einzige bedeutendere Gedicht welt-
lichen Inhalts ans jener Zeit.'
Im übrigen ist die Poesie beschränkt auf lateinische Hof- und
Klosterdichtnng, so daß wir sogar einen echt deutschen Stoff, der
dem bnrgnndisch-hnnnischen Sagenkreise angehört, in lateinischen Hexa-
metern behandelt sehen.
Diese Dichtung ist Waltharius manu sortis, verfaßt von dem Mönch
Ekkehard in St. Gallen (gest. 973). Sowohl durch den Stoff, welcher
uns die alte Volksdichtung in ihrer bald schroffen, riesenhaften Kraft, bald
zarten, anmutigen Milde auf das getreueste vor Augen führt, als durch
die echt epische Darstellung, die nicht selten an die Weise der Ilias
erinnert, ist das Walthari-Lied ein Werk von hervorragender Wichtigkeit.
Der Hunnenkönig Attila, dem nach der Geschichte einige deutsche Völker
Unterthan waren, steht in der Sage noch mächtiger da als in der Geschichte. Die
Franken, Burgunden und selbst die Westgoten (in Aquitanien und Spanien) unter-
werfen sich ihm, geben kostbaren Tribut und stellen Geiseln. Von deir Frauken, wo
König Gibicho herrscht, erhält er als Geisel den edlen Knaben Hagano; von den
Burgunden die schöne Königstochter Hildgund, von den Westgoten den Königssohn
Walthari. Mit diesen Geiseln und mi5 vielen Schätzen kehrt Attila heim nach
Pannonien (Ungarn). Die drei .Geiseln wissen sich an seinem Hofe beliebt zu
machen. Hagano und Walthari leisten bei Attilas Kriegszügen ausgezeichnete
Dienste, unter sich schließen sie innige Freundschaft und Blutbrüderschaft. Hrldgund
wird die Vertraute der Königin und ihre Schatzmeisterin. Bald erfährt Hagano,
daß König Gibicho in Frankenland gestorben und sein Sohn Gunthari ihm
nachgefolgt sei, welcher das hunnische Bündnis zerreißt und den Zins verweigert.
Da entflieht Hagano nach seiner Heimat. Um so fester sucht Attila den jungen
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Extrahierte Personennamen: Otfried_zu_Weißenburg Ludwig Ludwig Ludwigs Mönch_Hucbald Ekkehard Attila König_Gibicho Königssohn
Walthari Attila Hagano König_Gibicho Gunthari Attila
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Spanien Pannonien Ungarn Attilas Frankenland
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Fett an ober über 150 kg Seife gewinnt. Dies macht das Kokus-
nuß- oder Palmöl, welches man jetzt vielfach statt des Talges an-
wendet. Es hat dasselbe die Eigenschaft, eine Menge Wasser in sich
aufzunehmen, trotzdem aber der Seife das Aussehen und die Festigkeit
einer guten Kernseife zu geben. Daher kommt es heutiges Tages vor,
daß eine Frau, die 1v2 kg Seife gekauft hat, sich einbilden kann,
etwa 1 kg Fett nach Hanse zu bringen, wie dies das gute alte
Verhältnis war; in der That aber trägt sie 1 kg Wasser in ihrem
Korbe, und braucht natürlich nicht erst ein Herr Professor aus Paris
zu kommen, um ihr zu sagen, daß sie aus jedem Brunnen oder
Teiche das Wasser billiger haben kann, als im Laden des Seifen-
sieders.
7. Vom Brote, das wir essen.
In der Erklärung der vierten Bitte rechnet Dr. Luther zum
täglichen Brote zweiundzwanzig Stücke, ja er fügt, damit noch nicht
zufrieden, noch „und desgleichen" hinzu, so daß der Schneider bei
dem Beten der vierten Bitte an Kunden denken kann, welche die Rücke
auch bezahlen, die sie zerreißen, und dem Schuhmacher die Fabrik in
den Sinn kommt, aus welcher gutes Leder zu beziehen ist. Was ist
der Grund, daß Luther so viele Sachen in den Begriff des täglichen
Brotes hineingepackt hat? Alle die genannten Stücke dienen dazu,
das Brot, das wir essen, uns zu verschaffen, zu erhalten, uns dasselbe
genießen zu lassen. Wie wollte der Bauer ohne Acker und Vieh zu
Getreide kommen? Und wird des täglichen Brotes nicht täglich
weniger in einem Hause, wo die Frau wohl steißig, der Mann aller
liederlich ist? Oder verhält es sich nicht so, daß der Kranke vor
vollen Flaschen und vollen Schüsseln sitzt wie mit zugebundenem
Munde, und daß durch Zank und Neid die herrliche Gottesgabe sich
in Gift und Galle verwandelt? Du siehst, das tägliche Brot ist die
Sonne, um welche sich im irdischen Leben alles dreht; daher hat denn
auch der Herr der Bitte um dasselbe einen Platz im heiligen Vater
Unser angewiesen. Weil es so großen Wert hat, so möchte es sich
wohl der Mühe lohnen, dasselbe etwas genauer anzusehen.
Wir nehmen ein Weizenkorn und schneiden mit einem scharfen
Messer mitten hindurch. Wir bemerken unter der Kleie, der harten
äußeren Hülle, eine dünne Schicht von graulichem Ansehen, während
das Innere des Kornes weiß aussieht. Dieselbe Verschiedenheit tritt
uns entgegen, wenn Weizenkörner gemahlen sind. Sie zerfallen in
Kleie und Mehl, im Mehle selbst aber können wir leicht zwei von
einander geschiedene Stoffe erkennen. Bringen wir nämlich das Mehl
in ein feines Sieb und kneten es hier unter fortwährendem Zugießen
von Wasser so lange mit der Hand, als das Wasser getrübt durch-
fließt, so bleibt zuletzt im Siebe ein Stoff übrig, der weißlich aussieht,
ganz klebrig sich anfühlt und dem gewöhnlichen Vogelleime sehr ähnlich
ist. Dies ist der sogenannte Kleber. Hat das wie Milch aussehende
Wasser einige Zeit ruhig in der Schüssel gestanden, so wird es hell,
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