41
birke cinc Abart), festes Holz, wächst gern mit Nadelholz
zusammen — zu Tischlerarbeiten — der Saft ein gesundes
Getränk — Kohlen zur Buchdruckerschwärze. Aus der
Rinde machen die Nüssen ein Ocl (Daggct). Die weich-
haarige Birke (weich behaarte Blätter) — die strauch-
artige B. als Strauch. — 6) Die gern. Erle, bald als
Strauch an Bächen rc., bald als Baum — rothes Holz —
das Holz zu Brennholz, Wasserbauten — Kohlen zum
Schießpulver — Blätter, Knospen von Schaafen, vom
Wilde :c. gern gefressen. — Die weiße Erle mit weißem
Holze, selten. 7) Die Steineiche, Wintereiche
(langstielige Blätter, ungestielte Früchte), unser schönster
Baum. Sie behält das Laub während des Winters an
den Zweigen, und unterscheidet sich dadurch von der Som-
mereiche. Hartes Holz zum Schiffbau — Rinde zur Gär-
berlohe —Eicheln statt des Kaffee's und zur Schweinemast.
Die Galläpfel (krankhafte Auswüchse in Folge von Insek-
tenstichen) sind wenig brauchbar. Wir beziehen Galläpfel
aus Kl. Asien und Ungarn. Die Sommer- oder Stiel-
e i ch e (kurzgcstielte Blätter, langgestielte Früchte) — bildet
oft große Waldungen. Die Eicheln größer, länglicher und
süßer. — 8) Die Hainbuche, Weißbuche — weißes,
sehr festes Holz, zum Brennen, gicbt die besten Schrauben,
Radzälme in Mühlen. — 9) Die Rothbuche — kommt
im nördl. Theile Preußcnf nicht fort — am Fri schlug als
Strauch, bei Elbing und Danzig als schöner Baum und
im südlichen Masuren. — Das Holz ist zur Feuerung
trefflich, wird aber leicht wurmstichig. Buchbinder zu
Deckeln — die süßen dreikantigen Nüsse (Eckern) geben
gutes Oel und dienen zur Schweinemast. Eine Abart die
Blutbuche mit braunrotheil Blättern. — 10; Die ge irr»
Haselnuss. — 11) Der Wallnussbaum in Persien
zu Hause, im S. Preußens ziemlich häufig angepflanzk,
auch bei Elbing. — 12) Die Weide bei uns in 18 Arten
— wichtig für den Faschinenbau uild für die Bcfestigmlg
des Flugsandes — rasches Wachsen. Baumhohe erreichen:
die Saal-W., die Bruchwcide, die weiße ordinaire Allee-
weide. — 13) Die Silbe'-rpappel, die Zitterpappel
oder Espe, die Schwarzpappel find einheimisch —
schneller Wuchs. Laub als Wintcrfutter für Schaafe, Zie-
gen— Holz weich und faserig. Angepflanzt werden: die
italienische od. Pyramidenpappel, die Balsam-
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
40
§. in. Pflanzen.
Unsre Pflanzen sind, da wir ein aufgeschwcmmtes
Land bewohnen, aus den Nachbarländern längs der Meer-
knfte, den Flussufern und Höhenzügen bei uns eingcwan-
dert. Wir besitzen 25 einheimische Baumarten, 42 Strau-
cher, 80 Halbsträuchcr, im Ganzen über 1100 höhere und
etwa 000 niedere Pflanzenarten. Vorzüglich sind unser
Getreide und unser Schiffsbauholz. Dem Volke fehlt aber
der Sinn für das Schonen der Wälder, daher diese da, wo
sie nicht Eigenthum des Staats sind, schon sehr bedeutend
abgenommen haben. — G roste Waldungen haben wir noch
in Pommerellen: die tuchelsche Haide 15 M. lang, diewäl-
der um D. Krone und Schleppe, um die Radaunequellen,
bei Neustadt, auf der frischen Nerung, bei Finkenftein; im
Lande östlich der Weichsel: Auf der clbinger Höhe, an der
montaner Spitze, im Oberlande viele z. B. die oftcrodische
Haide 4m. l. 2m. b. — die kapornsche Haide am frischen
Haffe, derfrischingwald an den Frischingquellen, dieromin-
tische Haide, der Baumwald zwischen Deine undnemonicn,
Wald südl. von Allenstcin zwischen Schesibuppe und Me-
mel, bei Angerburg, vor allen aber die johannisburgerhaide
18 M. l., 6 M. breit. Waldarm sind besonders die Nie-
derungen, die Gegend zwischen Thorn und Kulm, nördlich
der Memel :e. re. — Die südlichen und westlichen Gegenden
zeichnen sich vor den nordöstlichen durch einen mannigfa--
chern, reicheren und üppigeren Pflanzenwuchs aus.
1. Die wichtigsten B a u m a r t e n sind:
n) Die Nadelhölzer: 1) Die Fichte oder gemeine
Kiefer, in trocknen:, sandigem Boden — Schiffsmasten,
Balken, Pumpenstöcke, Resonanzböden — giebt Pech,
Theer, Brennholz. Der durch Regen niedergeschlagene Blm
tenstaub gab Veranlassung zum Aberglauben vom Schwc-
felregen. 2) Die Tanne, Rothtannc, flach gehende
Wurzeln, daher leicht von Stürmen umgcworfen — Be-
nutzung des Holzes wie bei 1. — 3) Der Larchenbaum
(viele weiche, büschelförm., im Winter abfallende Nadeln
in einer Scheide). In Neu-Russland und Sibirien zu
Hause. Sein Harz giebt den venetianischen Terpentin.
Gedeiht auf schlechtem Boden. 4) Die W e y m u t h s k i c -
ser (5 lange feine Nadeln in einer Scheide, platte Rinde)
stammt aus Nordamerika.
h) Laubhölzer: 5) Die weiße Birke (die Hange-
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388
Das Königreich Schweden.
Klima: In einem Lande von solcher Ausdehnung ist
das Klima natürlich sehr verschieden, und wir müssen daher
die südlichen von den nördlichen Gegenden wohl unterscheiden.
In den südlichen Provinzen finden 4 Jahreszeiten noch statt;
aber der Sommer ist kürzer, der Winter viel langer als bei
uns, und Frühling und Herbst gehen schnell vorüber. Der
kurze Sommer ist sehr warm, der Winter hat dauernde und
strenge Kalte. Je weiter nach Norden, desto kalter und rauher,
und oft wehen heftige Stürme, besonders beim Wechsel der
Jahreszeiten. Frühling und Herbst fallen hier ganz weg, und
cs geht der Winter schnell zum Sommer, und dieser plötzlich
zum Winter über. Dabei ist aber die Luft gesund und rein,
und die Schweden erreichen oft ein recht hohes Alter. Durch
den Norden von Schweden geht der nördliche Polarkreis, und
hier geht also in den kürzesten Tagen die Sonne gar nicht
auf, und in den längsten gar nicht unter.
Producte: Einen Hauptreichthum des Landes machen
die Mineralien aus, besonders Kupfer und Eisen.
Beide sind nicht nur in großer Menge, sondern auch von vor-
züglicher Güte vorhanden. Das schwedische Eisen wird für
das beste gehalten, und ist zu allen Arten von Arbeiten zu
brauchen; denn es ist nicht so spröde wie das englische, und
wird vorzüglich von den Engländern zu ihren schönen Stahl-
waaren gebraucht. Getreide wachst nur in den südlichen Ge-
genden; aber nach Norden zu hört cs ganz auf, und hier ist
manchmal solcher Mangel an Korn, daß die Leute gemahlene
Baumrinde und isländisches Moos unter das Mehl thun, und
zu Brot verbacken. Weintrauben findet man im ganzen Lande
nicht, außer ganz im Süden, wo sie als eine große Mcrkwür-
digkcit an wenigen Orten am Spalier gezogen werden.
Ein zweites Hauptproduct sind die Waldungen, die
sehr vielen Menschen Arbeit geben. Manche fällen die hohen
Tannen und Fichten, Andere schneiden sic zu Brettern, Balken
und Latten, noch Andere machen hölzerne Löffel, Teller, Fässer,
Schachteln, O-uirle und andere Holzwaaren. Diese Waaren
werden nicht allein viel im Lande verbraucht, sondern gehen
noch mehr ins Ausland, und namentlich holen die Engländer
die hohen Tannen, um sie zu Mastbäumen zu verbrauchen.
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494
Die europäische Türkei.
einförmig erschienen da die von den Deutschen so hoch gepriesenen
Ansichten von Cassel und Dresden? Was sind dagegen die sonst
so malerischen Rhein - und Donaugegenden, die Ansichten von
Wien und Ofen? Ganz versunken in den Prachtanblick der wei-
ten uns umgebenden Natur, setzten wir uns neben einem wohl-
verzierten Leichensteine nieder, und auf weiches Moos und unter
Cypressen gelagert überschauten wir die große elysäische Fläche, die
unter zahllosen Abwechselungen vor uns ausgebreitet lag. Am
Fuße der unter endlosen Mannigfaltigkeiten sich bis zum Meere
hinziehenden grünen Bergftäche erhob sich südwärts das Serar
des Kapudan-Pascha; die vergoldeten Dächer und Gipfel,
die purpurnen Flaggen und scharlachnen Fahnen auf demselben
gaben ihm das Ansehen eines Feenschlosies. Pappeln und Ch-
pressen und so viele andere Bäume, die diesem bezaubernden Kli-
ma eigen sind, streckten stolz ihre Häupter um das Gebäude des
ersten Admirals der Muselmänner empor. Das Arsenal
mit seinen mannigfaltigen reichen Magazinen und Schiffswerften
zog sich um dasselbe heruin. In tiefer Versenkung strömte das
Meer im blühenden Kranze der untern Gestade. Aus seinem
hellschimmernden Busen erhoben sich am nördlichen Ende anmu-
thige Inselgruppen, deren üppiges Dunkelgrün von der Wasserflä-
che zurückgeworfen wurde. Jenseit des Hafens thronte in un-
nennbarer Majestätsfülle auf ihrem ungleichen Boden die große
Hauptstadt mit ihren zahllosen Minarets und Dschamien, mit ih-
ren Gebäuden und Pallästen, mit ihren Gärten und Bädern,
mit ihren ungezählten Straßen und Plätzen. Welch eine unüber-
sehbare Häuserwelt! Berge und Hügel voll Palläste, und Thäler
mit Menschenwohnungen angefüllt stehen da, umschattet von ho-
hen laubreichen Bäumen, wie in einem großen unendlichen Gar-
ten. Anhöhen streben über Anhöhen, Häusermassen über Häuser-
massen empor, so weit das Auge reicht, und hinter dem südlichen
Horizonte sehen Thurmgipfel und Baumwipfel empor, und verkündi-
gen noch eine andere, für das Auge verborgen liegende neue Welt.
Es ist ein Anblick ohne Gleichen. Wer ihn nicht selbst genoß,
wirk) nie die ganze Prachtfülle desselben empfinden." '
Jetzt nähern wir uns dem Hafen der Stadt, wo das größte
Menschengewühl ist. „Sobald man bis zum Kai gelangt ist, be-
findet man sich beinahe in einer völligen Verblendung; die Sinne
schwinden bei der endlosen Menge immer neuer Gegenstände. Man
muß die Augen zudrücken, um die Fluth von Ansichten dem Ge-
dächtnisse einzuprägen, und der Phantasie zur Verarbeitung hin-
zugeben. Schon von fern wird das Ohr durch den wilden Lärm
im Hafen wie betäubt. Tritt man aber auf den Kai, so weiß
man nicht, ob man hier oder dort hin will; man ist kaum seiner
eigenen Entschließungen Herr. Hier ist eine beständige Fluth der
Gehenden und Kommenden. Tausend Stimmen erheben sich vor
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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522
Die europäische Türkei.
hier nur eine zusammenhangende Stadt zu seyn, aus der sich
schön verzierte Minarets und lachende Pavillons erheben, während
ans der asiatischen Seite sich dem Auge wieder Landschaften von
ganz anderer Art neben dem üppigsten Waldgrün und den fette/
sten Wicsengründcn längs wohlgebauten Hügeln darbieten. Hier
schienen sich Palläste, Terrassen und Thürme aus der See zu er-
heben: dort spielte lichtes, ätherisches Meergrün. Hier ward das
Auge vom Silberschimmer eines sich emporhebenden Springbrun-
nens geblendet; dort luden weiche Nasenplätze, neben denen plät-
schernde Wellchen, die sich einen Felsen herabstürzten und dem
Meere zueilten, zur Ruhe ein. Hier steigt ein dunkles Gebüsch
einen Hügel hinan, bis an den Fuß eines felsigen Berges, dessen
Gipfel Weinreben bekränzen; dort bildet das Ufer eine Kette von
Hügeln, auf denen Cypressen, Myrthen, Kastanien, Linden, Ei-
chen, Cedern, Wallnüsse in der buntesten Farbenmischung pran-
gen. Hier ruht das Auge aus den marmornen Säulenhallen, aus
den Gallcricn, Thürmchen und Kuppeln einer entfernten Dschamie,
die im Sonnenstrahle glänzt; dort tritt die Pracht einer neuen
Stadt hervor. Hier zeigt sich ein fruchtbares Thal, mit Gold-
früchten prangend, dort ein Obsthain. Hier führt ein enger Fuß-
pfad an einem Berge durch wilde Rosen und Rosmarinbüsche;
dort leitet ein Weg zu der Quelle eines klaren Wassers und zu
einer natürlichen Grotte. Hier bemerke ich ganze Reihen von
Blumengärten mit Springbrunnen, und mitten in diesem Flor
hundertfältiger Gewächse des Orients und Westens prunkvolle
Kioske. Dort bietet ein langer Kai ein Gewimmel dar, das nur
im Orient und in der Nähe von Constantinopcl so bunt seyn
kann. Alle meine Begleiter stimmten darin überein, daß das Auge
nichts köstlicheres sehen könnte. Nachdem wir so eine Weile gese/
gelt waren, eröffnete sich uns eine neue Ansicht. Die asiatischen
Gestade schienen mit den europäischen in der Ferne zusammenzu-
laufen , und es kam uns vor, als sey der Kanal hier zu Ende
und schließe sich in einer großen Bucht *), Links zeigte sich uns
zugleich auf einmal der Golf von Bujuckdereh und die Stadt, die,
längs dem Meere gebaut und von Bergen und Meergrllnden. von
Wäldern und Gärten umgeben, eine überraschende Ansicht ge-
währte." Ganz Bujuckdereh ist fast nur von Europäern bewohnt.
Die Stadt ist ungefähr wie Pera gebaut, aber noch europäischer,
und im Sommer so mit Menschen angefüllt, daß nicht leicht ein
Bodenkämmerchcn unbewohnt bleibt. Alles ist hier europäisch;
*) Wer erinnert sich hier nicht der alten ^Mythe von den cyaneischcn
oder Jrrfelsen. S. meine Mythologie für höhere Töchterschulen, S.326
und 473.
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12
Italie n.
Ancona. Sie besteht nur aus einem einzigen Berge und ei-
nigen umliegenden Hügeln. Ein Einsiedler des 6ten Jahr-
hunderts, der heilige Marinus, soll auf dem Berge seine Ein-
siedelei gehabt haben. Seine Heiligkeit machte, daß Viele
herbeiströmten, und sich in seiner Nahe ansiedelten. So ent-
stand der auf dem Berge liegende Ort, ein kleines Städtchen,
mit krummen und steilen Gassen, die so eng sind, daß kaum
drei Menschen neben einander gehen können. Das Merkwür-
digste ist, daß der kleine Staat sich bei allen Stürmen so
vieler Jahrhunderte erhalten hat, wahrend rings herum die
größeren Staaten große Veränderungen erlitten. Aber eben
wegen seiner Kleinheit ist er Keinem gefährlich, und reizt auch
die Habsucht der Eroberer nicht. Die Negierung wird von
zwei Consuln geführt, die alle 6 Monate durch andere ersetzt
werden. Nach ihnen hat die höchste Würde der Richter; dann
folgt der Arzt, und auf diesen der Geistliche.
Jetzt kehren wir nach Nom zurück und treten unsere
Reise nach Neapel an. Es ist die unsicherste Reise in ganz
Italien, wegen der Räubereien, die auf diefer Straße an den
Reifenden oft verübt werden. Denn theils kann sich das
Raubgesindel in dem Schilfe der pontinischen Sümpfe, durch
welche die Straße führt, leicht verbergen, und den Reisenden
auflauern, theils bietet ihnen die Gränze der beiden Länder
einen leichten Zufluchtsort dar. Man denke sich die ponti-
nisehen Sümpfe nicht als einen öden, mit Wasser und
Schilf bedeckten Landstrich; im Gegentheil erscheinen sie als
freundliche, lustige Wiesen, die hier mit Bäumen, dort mit
Schilf bewachsen sind. Aber man traue ihnen nicht; denn
unter der grünen Decke sind hier und da wirklich Sümpfe,
welche die giftigste Luft aushauchen; doch sind auch schon ein-
zelne Striche ausgetrocknet, und hier weiden große Heerden von
Büffeln und Pferden. Die herrliche Straße ist mit Bäumen
eingefaßt; die Luft und der Sumpf wimmelt von Tausenden
von Wasscrvögeln aller Art, und diese geben der sonst todten
Gegend allein einiges Leben. Die Luft weht den Reisenden
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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Sicilien.
H
103
übrigen Italien, so daß man hier schon eine Ahnung von der
Natur der tropischen Lander erhält. Palmen, sonst ein den
Tropen eigenthümlicher Baum, sieht man hier schon gen Him-
mel ragen. Desto mehr ist hier die Menschheit in Verfall;
die Einwohner sind höchst unwissend, abergläubisch, träge und
daher arm. Die Männer der niedrigen Stände tragen braune
Eapotte, welche sich oben in eine pyramidalische Mütze endi-
gen, die sie über den Kopf ziehen, so daß nur das grelle Ge-
sicht hervorsteht. Die Weiber hüllen sich in monströse, schwarze
Gewänder, die zugleich den Nacken und Kopf bedecken. Beide
haben ein wildes Ansehen, besonders da ihre Augen feurig und
wild sind. Bei dem allen ist es ein gutmüthiges, dienstferti-
ges Volk. Zu Wagen kann man bei der Schlechtigkeit der
Wege und dem bergigen Boden hier nicht reisen, sondern auf
Pferden oder Mauleseln. Wenn wir über die Meerenge von
Messina gefahren sind, so kommen wir zuerst nach
Messina, einer schonen und großen Stadt von wenigstens
60,000 Menschen, in einer der reizendsten Lagen von der Welt.
Bekanntlich litt sie durch das Erdbeben von 1783 ungeheuer;
ganze Straßen- stürzten ein, z. B. die unvergleichliche Pallast/
straße am Hafen, die noch größtentheils in Trümmern liegt, und
4000 Menschen fanden dabei ihren Tod. Der Hafen — die
Marina —- wimmelt stets von Schiffen, und ertönt ohne Auf-
hören vom Geschrei der Krämer, Mäkler, Schiffer und dem Lärm
der Ab- und Zufahrenden. Besonders thätig sind hier die Schwert-
sischverkäufer. Die Schwertfische werden in dieser Meerenge häu-
fig gefangen. Man erlegt sie mit Harpunen, und ißt ihr Fleisch,
das sehr wohlschmeckend ist. Um die Stadt herum wachsen Citro-
nen in großer Menge. Was davon hier nicht gleich verbraucht
wird, versendet man nach den nördlichen Ländern, oder preßt den
Saft aus, und verkauft diesen Fäßchenweise.
Von Messina reisen wir in südlicher Richtung längs der
Ostküfte von Sicilien hin. Eine herrliche Reise auf lauter
Bergpfaden über schroffe Felshöhen, deren Fuß vom Meere
bespült wird, zwischen blühenden Oleandergebüschen, mit einer
beständigen Aussicht auf das dunkelblaue Meer und das ge-
gcgenüber liegende Calabrien. Die nächste Stadt ist
Taormina (uu-o), ein öder, düsterer Ort in einer wun-
derschönen Gegend, an dem Abhange eines Felsens gebaut. Auf
der Spitze des Felsens liegt das Kloster mit einer wahrhaft ent-
zückenden Aussicht. Dabei liegen die Ruinen eines altromischeu
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Das Königreich Frankreich.
141
Nicht weit von der Südküste, einige Meilen landein-
wärts liegen die ansehnlichen Städte Montpellier und
N!m es.
Montpellier liegt am Abhange und auf der Anhöhe ei-
nes langgedehnten Hügels, und ist von Anhöhen umgeben, die
mit Gärten und Landhäusern bedeckt sind. Dennoch gewährt sie
einen schlechten Anblick; sie erscheint wie eine dunkelgraue, todte
Steinmaffe. Auch das Innere ist meist schlecht: wenige öffentliche
Plätze, die Häuser schwarz und düster, die Straßen eng und
krumm. Aber die Stadt hat zwei herrliche Spatzicrgänge, die
Esplanade und den Peyrou, die näher geschildert werden müssen.
Die Esplanade liegt im südöstlichen, niedrigsten Theile der
Stadt, und besteht aus einem Lustwäldchen. Sechs bis acht sehr
lange Reihen ungemein großer, schattiger Bäume ziehen sick ne-
den einander hin; zwischen ihnen sind angenehme, reinliche Gän-
ge, und überall zwischen den Bäumen steinerne Bänke. Zwei
große Springbrunnen kühlen die Hitze ab. Auf der einen Seite
läuft eine Häuserreihe mit Gärten und Terrassen hin; auf der
andern hat man eine reizende Aussicht über Anhöhen, die mit
zahllosen Oelbäumen bedeckt sind, über Gärten und Landhäuser,
die sich bis zum Meere hinabziehn, über das der' unbegrenzte
Blick hinschweift. Unter diesen kühlen Bäumen, die mehr als
100 Jahre zählen, findet man zu jeder Jahreszeit und Tages-
stunde Menschen spatzieren gehen.
Von hier steigen wir die Straßen aufwärts. Das westlichste
Thor auf der höchsten Höhe des Hügels, ein schöner Triumphbo-
gen, zu Ehren Ludwigs Xiv. errichtet, führt hinaus nach dem
herrlichen Lustplatze Peyrou. Drei Gitterthore und drei schöne,
breite, steinerne Treppen führen zu den drei großen Gängen des
Platzes hinauf. Das Ganze ist ein länglich viereckiger, ebener,
von prächtigen eisernen Geländern eingefaßter Platz. Der An-
blick des außerordentlich großen, ganz ebenen, reinlichen, mit fei-
nem Sande bestreuten Platzes, dessen schmale (östliche) Seite mit
den Z Gitterthoren nach der Stadt, und dessen westliche nach der
gränzlosen Ebene gekehrt ist, so wie der des in der Mitte dieser
Seite, hinter einem schönen Wasserbecken hoch emporsteigenden,
achtseitigen Tempels, der auf 24 hohen korinthischen Säulen ruht,
ist wirklich höchst majestätisch. Um den Hügel herum laufen Ter-
rassen hin, die mit den größten Bäumen in Menge überschattet
sind; zwei prächtige Treppen führen von jenem Tempel hinab,
und unten findet man selbst bei der größten Sonnenhitze den er-
quickendsten Schatten. Ueberall sind hier steinerne Bänke, so wie
auf dem oberen Platze. „Freundliche Schattenplätzchen laden zu
behaglichen einsamen Träumereien und zur Lectüre ein, da nur
dann und wann ein Spatziergängcr vorübcrschleicht. Das Rieseln
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Montpellier Montpellier Peyrou
142
Das Königreich Frankreich.
und Plätschern des Wassers in den beiden auf der untern Ter-
rasse befindlichen Springbrunnen wiegt das Gemüth in die sanf-
teste Ruhe. Von diesen Terrassen aus zieht sich eine prächtige
römische Wasserleitung eine Viertelstunde weit in die westliche
Landschaft hinaus. Das Erstaunen, das den Reisenden ergreift,
wenn er zum ersten Male zum großen Gitterthore des Gartens
eintritt, und dem prächtigen Wassertempel gegenüber steht, wenn
er dann zum platten Dache desselben hinaufsteigt, und nun in
das Paradies hinausblickt, das vor ihm unerwartet nach allen
Seiten hin ausgebreitet liegt, verwandelt sich in namenloses Ent-
zücken. Gegen Osten hat man dicht vor sich den prächtigen Platz
Peyrou mit seinem majestätischen Tempel, weiterhin das Triumph-
thor, dann über dem Häusergewühl der Stadt hinweg die benach-
barten Hügel mit ihren Olivenwäldern und Landhäusern. Auf
der Nordostseite ragen über unzähligen, zwischen Daumgruppen
malerisch zerstreuten Gebäuden und schönen Landhäusern die gothi-
schen Thürme der Kathedralkirche empor. Jenseit derselben erscheinen
in dämmernder Ferne die Gebirgsketten jenseit der Rhone. Ganz
gegen Norden zieht sich die lange Kette der düsteren Sevennen
hin. Dann zieht sich vom Norden nach Süden eine unermeßliche,
meist ebene Landschaft herab, die gegen Westen und Südwesten
von näheren und fern über einander emporsteigenden Gebirgsrei-
hen begränzt wird, über die einige Spitzen der Pyrenäen Her-
überblicken. Bei heiterem Wetter sieht man nach Osten hin so-
gar die schimmernden Spitzen der Seealpen. Dieses ungeheure,
von Norden herab sich ziehende, fruchtbare Thal ist aufs reichste
mit allem geschmückt, was eine reizende Landschaft zieren kann.
Tausende der schönsten Baumgruppcn sind über die lachenden Ge-
filde zerstreut; nahe und fern blicken Dörfer, ländliche Wohnun-
gen, prächtige Landhäuser zwischen der schönsten Belaubung her-
vor; besonders reich ist dies Paradies an Linden-, Pappeln-,
Cypressen-, Platanen-, Ulmen-, Kastanien-, Oliven-, Akazien-
und Maulbeerbäumen. Man kann sich nicht satt sehen an der
unendlichen Mannigfaltigkeit ländlicher Schönheiten. Auch gegen
Süden ist die Landschaft noch immer schön, doch leerer und weni-
ger mit Bäumen geschmückt; alles hier Mangelnde wird aber
reichlich ersetzt durch die beständig mit Schiffen bestreute, in un-
geheurer Linie sich von Osten nach Westen ausdehnende Fläche des
Meers. So prachtvoll dieser Spatziergang ist, so anziehend seine
Aussichten sind, so wird er doch nur von wenigen Spatziergängern
besucht; er liegt den Einwohnern etwas zu weit auf der Seite;
die schattige Esplanade liegt näher und bequemer, und der Peyrou
ist den häufigen Winden zu sehr ausgesetzt.^
Montpellier hat eine berühmte medicinische Schule,
wo junge Aerzte gebildet werden, und zu diesem Zwecke auch,
gleich nördlich neben.dem Peyrou, einen ausgezeichneten bota-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Das Großherzogthum Toscana. 41
6. Das Großherzogthum Toscana.
Das Apcnnl'ncngcbl'rge durchzieht das Land im Norden
und Osten, und breitet seine Zweige über das ganze Land
aus; daher ist der Boden durchaus wellenförmig, ein bestän-
diger Wechsel fruchtbarer, gut angebauter, lieblicher Berge,
Hügel und Thäler. Auf den Spitzen der höchsten Berge
übersieht man das weite, herrliche Land mit seinen blühenden
Städten und Fluren, und auf der einen Seite schweift der
Blick bis nach dem adriatischen, auf der andern bis zum mit-
telländischen Meere. Bis auf die weiten Moräste, die Mei-
remmen, ist das Land sehr fruchtbar; diese Maremmcn sind
aber sehr grasreich, und dienen Tausenden von Büffeln zur
Weide; selbst Kamcele werden hier in Menge gezogen. Daß
der Arno das Land durchstießt, ist schon gesagt worden.
Das Land gehört einem Prinzen aus dem Hause Oestreich.
Die Hauptstadt ist
Florenz (-u), mit dem Beinamen: die schöne; mit
Recht, weil ffe wirklich zu den schönsten und prachtvollsten
Städten gehört. Sie liegt in einem weiten und fruchtbaren
Thäte zwischen zwei hohen Ketten der Apenninen. Nahe um-
her sind lauter lachende Hügel, die mit Maulbeerbäumen, Pap-
peln, Eichen und Oelbäumen prangen. Ueberall blicken schöne
Landhäuser aus dem Schatten hoher Cypresien hervor. Sie wird
vom Arno durchflossen, von dessen 4 Brücken zwei mit Häusern
bebaut sind. Welchen prächtigen Anblick sie schon von außen ge-
währt, zeigen ihre 172 Kirchen, die sich mit ihren Thürmen über
die Häusermasse erheben, eine bedeutende Zahl für eine Stadt
von 80,000 Einwohnern. Die Straßen sind mit Quadern ge-
pflastert, zum Theil breit und lang, die eine, der Corso, sogar
eine Stunde lang; hier werden jährlich dreinial Pferderennen ge-
halten. Die Plätze sind groß, regelmäßig, sehr reinlich, mit
Bildsäulen und Springbrunnen verziert. Unter den vielen Pal-
lästcn zeichnet sich der Pall äst Pitti am meisten aus. Hier
wohnt der Großherzog. Er steht auf einem weiten Platze. Hin-
ter ihm ist der reizende Garten Boboli. Der Pallast hängt
vermittelst eines 600 Schritte langen bedeckten Ganges mit einem
andern Pallaste, dem Palazzo vecchio (spr. wekkio) zusam-
men, wo eine Menge merkwürdiger Gegenstände zu finden sind.
Dem Pallast Pitti gegenüber liegt die großherzogliche Galle-
ric. Sie ist in Form eines Galgens gebaut. In den weiten
Hallen im Erdgeschoß feiert der Adel das Carneval in Masken-
anzügen; in den oberen Sälen aber befinden sich die herrlichen
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land]]
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