347
bene Benennungen, als: Kaiser, König, Großherzog,
Herzog, Fürst u. s. w.
15. Die Wohnorte der Menschen sind verschieden. Nicht
alle Menschen wohnen in Häusern wie wir, sondern die Wilden Ln
Hütten und Höhlen, die Nomaden in Zelten u. s. w. Mehrere
Häuser, von Landleuten oder Bauern bewohnt, heißen Dorf;
besteht die Einwohnerzahl aus Ackersleuten und Handwerkern, so
heißt der Wohnort ein Flecken, und werden Märkte in einem
solchen Flecken abgehalten, Marktflecken. Die Städte wer-
den zum großen Theil von Handwerkern, Handelsleuten, Beam-
ten und andern gebildeten Menschen bewohnt. Eine Stadt an
einem Berge, deren Einwohner sich hauptsächlich mit Bergbau
beschäftigen, ist eine Bergstadt; treibt eine Stadt Handel oder
hat sie Fabriken, so heißt sie Handels- oder Fabrikftadt;
liegt sie am Meere — Seestadt, oder ist sie mit Mauern, Wällen
und Gräben versehen — eine Festung. Städte, in welchen die
höchsten Behörden eines Landes ihren Sitz haben, nennt man
Hauptstädte, und wenn der Fürst des Landes daselbst wohnt,
Residenzstädte.
Li. Deutschland.
16. Deutschland, unser Vaterland, liegt beinahe in der Mitte
von Europa, und gränzt gegen Norden an die Ostsee, Dänemark
und die Nordsee, gegen Osten an Preußen, Polen und Ungarn,
gegen Süden an das adriatische Meer, Italien und die Schweiz,
gegen Westen an Frankreich, .Belgien und Holland. Es umfaßt
einen Flächenraum von 11,600 Q. M., auf denen über 40 Millio-
nen Menschen wohnen.
17. Der südliche Theil von Deutschland und theilweise der
östliche ist von zahlreichen hohen Gebirgen durchzogen, während
der nördliche ganz und der westliche zum großen Theil eben ist. Die
höchsten deutschen Gebirge sind die Alpen in Oesterreich, deren
höchster Berg, der Ortler, 12,000' hoch ist. In der Mitte von
Deutschland in Bayern erhebt sich das Fichtelgebirge, mit dem
in Verbindung stehen: das Erzgebirg zwischen Sachsen und
Böhmen, der Böhmerwald zwischen Bayern und Böhmen,
das mährische Gebirg zwischen Mähren und Böhmen, das
Riesengebirg zwischen Schlesien und Böhmen. Die Sude-
ten in Schlesien und Mähren verbinden das Riesengebirg mit
den Karpathen.
18. In nordwestlicher Richtung vom Fichtelgebirge lauft der
Thüringer Wald hin, weiter nördlich der Harz mit dem
bekannten Blocksberg. Südwestlich vom Thüringer Wald
ist das Rhöngeb irg und der Spessart in Bayern, der
Vogelsberg in^ Hessen, der Taunus und Westerwald
in Nassau, das Sieb engebirg am Rhein. Auf dem linken
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark]]
Extrahierte Personennamen: Blocksberg
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Europa Ostsee Nordsee Polen Ungarn Italien Frankreich Holland Deutschland Oesterreich Deutschland Bayern Sachsen Böhmerwald Bayern Bayern Vogelsberg_in^_Hessen Taunus Westerwald Nassau Rhein
354
39. Die drei sächsischen Herzogtümer am Thüringer-
wald mit den gleichnamigen Hauptstädten Ko bürg, Meiningen
und Alten bürg , enthalten 104 Q. M. mit 408,000 luth. E. —
Die zwei anhaltischen Herzogthümer an der Elbe mit den
Hauptstädten Dessau und Bernburg, 48 Q. M. mit 151,000
reformirten E. — A nm. Köthen gehört seit 1847 zu Anhalt Dessau.
40. Die deutschen Fürstenthümer liegen zerstreut und
zwar im Nordwesten: Die Fürstenthümer Lippe-Detmold und
Lippe-Schaumburg mit den fürstlichen Residenzen Detmold
und Bückeburg, 30 Q. M. mit 97,000 reformirten E. — Das
Fürstenthum Waldeck mit der fürstlichen Residenz Arolsen,
22 Q. M. mit 60,000 Protest. E. — Mehr im mittleren Deutsch-
land liegen die Fürstenthümer Schwarzb urg-So n dershausen
und Rudolstadt mit den gleichnamigen Residenzen, 35 Q. M.
mit 120,000 luth. E. — Die drei Fürstenthümer Reust mit den
Städten Greitz, Schleiz und Lobenstein, 28 Q. M'. mit
86.000 luth. E.
41. Die Landgrafschaft Hessen-Homburg, 8q. M.
mit 24,000 theils lutherischen, theils kath. E. Homburg vor der
Höhe, berühmter Badeort. — Das Fürstenthum Liechtenstein
zwischen Tprol und der Schweiz, mit dem Hauptorte Liechtenstein
oder Vaduz, 2 Q. M. mit 7000 kath. E.
42. Die freien Städte Deutschlands sind: Frankfurt
am Main, ehemals die Wahl- und Krönungsstadt der deut-
schen Kaiser, ist fetzt der Sitz der deutschen Bundesversammlung,
66.000 E. Das Gebiet zählt noch 8000 E. — Bremen an der
Weser, mit vielen Fabriken und bedeutendem Handel, 51,000 E.
— Hamburg an der Elbe, die erste Handelsstadt Deutschlands,
mit 160,000 E. Das Gebiet zählt noch 29,000 E. — Lübeck an
der Trave mit 33,000 E. und dem höchsten Gerichtshöfe für die vier
freien Städte. Das Gebiet von Lübeck zählt noch 16,000 E.
Sämmtliche freie Städte treiben einen bedeutenden Handel.
Europa.
43. Europa gränzt gegen Norden an das Eismeer, gegen
Osten an Asien und das schwarze Meer, gegen Süden an das Mit-
telmeer und gegen Westen an das atlantische Meer. Dieser Erdtheil
ist 155,000 Q. M. groß und zählt 258 Millionen Einwohner.
44. Gebirge: 1. Die Pyrenäen zwischen Spanien und
Frankreich. 2. Die Alpen in der Schweiz und im Oesterreichi-
schen, mit dem Montblanc, dem höchsten Berge Europas. 3.
Die Apenninen in Italien. 4. Der Balkan oder Hämus in
der Türkei. 5. Die Karpathen zwischen Ungarn und Galizien.
6. Das Kiölengebirg zwischen Norwegen und Schweden. 7.
Das Uralgeb irg zwischen Europa und Asien.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
Extrahierte Ortsnamen: Thüringer- Meiningen Dessau Bernburg Dessau Lippe-Schaumburg Detmold Bückeburg Rudolstadt Homburg Liechtenstein Schweiz Liechtenstein Vaduz Deutschlands Frankfurt
am_Main Deutschlands Europa Europa Asien Spanien Frankreich Oesterreichi- Europas Italien Ungarn Galizien Norwegen Schweden Europa Asien
Topische Verhältnisse Preußens. §. 61.
289
berühren, doch ist in Preußen das letztere weit mehr in das erstere auf-
gegangen, als in Oesterreich. — In Bezug auf seine Stellung zu dem
deutschen Bunde hat es innerhalb desselben die stärkste deutsche Bevölke-
rung (Oesterreich hat nur 7 Mill. in seinen deutschen Provinzen), es
berührt mit seinen Grenzen und Enclaven fast alle deutsche Staaten
(Oesterreich nur 4), und steht an der Spitze des jetzt fast 33 Mill.
Deutsche umfassenden Zollvereins, dem auch seine nicht zum deutschen
Bunde gehörigen Provinzen einverleibt sind.
Lage, Grenzen und Eintheilung.
.Die preußische Monarchie, der Größe nach der achte Staat
in Europa, liegt mit ihrer Hauptmasse (4227 Ihm.) im nördlichen
Deutschland und weit über dessen nordöstliche Grenzen hinaus bis
auf das rechte Ufer deö Niemen, so däß diese Hauptmasse in zwei
Hälften zerfällt, von denen die westliche dem deutschen Bunde ange-
hört, die östliche nickt. Eine zweite große zusammenhängende Masse
(855 Hhm.) liegt im westlichen Deutschland, theilweise von der
Maas und der Saar bis zur Weser, eine dritte, kleine (21 Ihm.)
bilden die seit 1850 Preußen einverleibten beiden Fürstenthümer
Hohenzollern (Hechingen und Sigmaringen) in Süddeutschland, von
württembergischem und badischem Gebiete eingeschlossen. Außerdem
gibt es noch eine Menge kleiner Enclaven, die von andern deutschen
Staaten umringt werden. Preußen grenzt mit seinen beiden Haupt-
massen an 26 andere Staaten, darunter an vier nichtdeutsche Staaten
(welche?). Bon seiner langen Grenzlinie (1026 M.) kommt nur
Vs (115 M.) ohne Rügen auf die Meeresküste an der Ostsee;
denn es berührte bis vor Kurzem nur an einer Seite das Meer
und zwar ein Binnenmeer (wie Oesterreich), doch ist in jüngster
Zeit (1853) durch Vertrag mit Oldenburg auch ein Hafen an
der Nordsee (das Jahdegebiet, il H>M.) gewonnen worden (vgl.
S. 287).
Bodenform.
Die Hauptmasse der Monarchie gehört mit ihrem bei weitem
größten Theile der norddeutschen Tiefebene an, nur verhältnißmäßig
kleine Theile dem Mittelgebirge (Harz, Thüringerwald, Sudeten),
dagegen ist die westliche Gebietsmasse vorherrschend gebirgig (nieder-
rheinisches und Weser-Bergland) und nur der nördlichste Thcil der-
selben ragt in das niederrheinische Tiefland hinein. Das südliche
Preußen (Hohenzollern) liegt auf der rauhen Alp. Durch seine
weite Ausdehnung hat der preußische Staat Antheil, wenn auch
nicht an allen Bodenformen (am Alpenlande ist er nicht betheiligt),
so doch an allen Hauptstromgebieten Deutschlands (eillschließlich der
Donau) und außerdem an dem Gebiete der Weichsel (s. §. 62).
Pütz, Lehrbuch d. »ergl. Erdbesch, i. Ausl. 19
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Oesterreich Oesterreich Europa Deutschland Deutschland Hechingen Sigmaringen Oesterreich Oldenburg Nordsee Thüringerwald Deutschlands Donau
Culturverhlltnisse Großbritanniens. §. 66.
345
4. Ihre Nahrungsquellen findet die dichte Bevölkerung, na-
mentlich Englands, in der möglichst starken Ausbeutung des über- und
unterirdischen Reichthums des Bodens, welche hier eine höhere Stufe er-
reicht hat, als in irgend einem andern Lande. Trotz des trefflichen Anbaus
des Landes befriedigt der Ertrag ■ des Ackerbaus in der Regel nicht
das starke Bedürfniß; die Viehzucht (besonders von Pferden, Rind-
vieh, Schafen) übertrifft im Allgemeinen die günstigsten Verhältnisse
anderer Länder, da Wiesen und Weiden bei der feuchten Atmosphäre in
der üppigsten Fülle prangen; die Fischerei (Wallfische, Häringe u. s. w.)
ist nicht allein lohnend, sondern auch die Schule der Matrosen; der
Bergbau und das mit demselben verbundene Hüttenwesen liefert in
Cornwallis Zinn, das Produkt, welches am frühesten die südlichen
Culturvölker anzog, dann im N.-W. (namentlich in Wales und rings
um die centrale Gebirgskette) Steinkohlen (1856 im Werthe von
I6v2 Mtll. Pf. St.) und Eisen (1856 für 5 Mill. Pf. St. gefördert)
zugleich. Gerade diese so außerordentlich fruchtbare Verbindung der
beiden ersten Bedürfnisse einer ins Große getriebenen Fabrikation haben
Englands industrielle Größe begründet, um so mehr als das gemeinschaft-
liche Vorkommen derselben theils in die Nahe des Meeres, theils in die
durch Flüsse, Canäle und Eisenbahnen durchkreuzte Ebene fällt und also
die Rohstoffe leicht zu den Hüttenwerken und Fabrikorten gelangen und
das verarbeitete Produkt von diesen ebenso leicht den Weg nach den
consumirenden Gegenden des Landes und nach dem Meere findet. Diese
Steinkohlenbezirke, welche 5 Procent des englischen Bodens einnehmen,
haben daher auch alle großen Gewerbe aus dem übrigen Lande an
sich gezogen, und jeder derselben hat seine besondere Industrie. Im O.
und W. der penninischen Kette und im südlichen Schottland hat die
Baumwollenfabrikation ihren Sitz, Manchester erhält durch seine
benachbarte Hafenstadt Liverpool den rohen Stoff und läßt denselben
aus dem nämlichen Wege, als Zeuge oder Garn verarbeitet, ausführen;
ebenso Glasgow (dessen Seehafen Greenock ist). Die Verarbeitung der
Schafwolle, theils inländischer, theils deutscher, die der benachbarte
Hafen von Hüll einführt, beschäftigt vorzugsweise die Bevölkerung von
Uorkshire, namentlich die von Leeds. Im südlichen Theile von Uork-
shire verarbeitet Sheffield Stahl zu Messern und Scheeren. Im süd-
lichsten Kohlenbezirk ist Birmingham der Mittelpunkt der Eisenfabri-
kation. Die Kohlenbezirke unmittelbar an der Küste im N.-O. und
S.-W. führen zur See das rohe Produkt aus, um diejenigen Gegenden
des Landes mit Brennmaterial zu versehen, welche selbst dessen ent-
behren.
Wie in der industriellen Thätigkeit, so übertrifft auch in der Groß-
artigkeit des Handels und der Schifffahrt die britische Nation alle
europäischen bei weitem. Die englische Flagge weht auf allen Meeren
und in den fernsten Häfen aller Erdtheile. Bei der außerordentlichen
Ausdehnung seiner Colonialmacht umfaßt Englands Handel die Pro-
dukte aller Zonen, die theils roh, theils im Mutterlande verarbeitet,
sowohl von Colonie zu Colonie, als in fremde Länder geführt werden.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
72
Das Dekhan. §. 22.
Gebirges, bildet in der Mitte ein von dem übrigen Hochlande Hinter-
asiens vollständig isolirtes Tafelland (3000—5000' hoch), welches im
O. und W. von den Ghatta-Gebirgen (noch 1000—2000' höher) be-
grenzt und eingeschlossen wird.
а. Die Westküste des Dekhan ist wegen ihrer günstigen Lage für
den Seehandel von den ältesten Zeiten ein Hauptziel der Schifffahrt
gewesen und in neueren Zeiten zunächst von den Portugiesen angesiedelt
worden, von deren ehemals bedeutenden Besitzungen an der Küste das
verfallene Goa der einzige Ueberrest ist. Die britische Hauptstadt des
westlichen Dekhan ist Bomb ay (566,000 (§.?) mit trefflichem Kriegshafen.
In der Nähe liegen die berühmten unterirdischen Felsentcmpel Indiens;
namentlich ist zu Ellora der (1 M. lange) sagenannte Götterberg van oben bis
unten in stackwerkartig übereinander befindlichen Grotten ausgehöhlt und in un-
zählige Tempel (von denen allein 20 dem Gotte Siwa angchören) zu einem
wahren Pantheon der Inder umgeschaffen.
Das südwestliche Küstenland oder Malabar gleicht einem großen
terrassenförmigen Garten, in welchem vorzüglich die Pfeffer- und Betel-
Ranke, die Palme, Zucker u. s. w. gedeihen, höher folgen die Tekwälder
mit ihrem fast unverweslichen Holze und, wo diese aufhören, beginnen
die Waldungen des kostbaren Sandelholzes. Daher ward dieser Küsten-
strich einer der frühesten Centralpunkte des Welthandels mit zahlreichen
Emporien.
б. Das Tafelland, welches sich in progressiver Steigung von
N. gegen S. erhebt, nimmt den bei weitem größten Theil des Dekhan
ein. Es wird nur von wenigen Hügelreihen durchzogen und senkt sich
allmählich gegen O., weshalb die Flüsse einen trägen Lauf haben. Das
Land hat einzelne sehr fruchtbare Theile, andere von mittlerer Frucht-
barkeit, viele Striche liegen unangebaut da, namentlich seit der Herr-
schaft der Mahratten. Die wichtigste Stadt im Innern ist ein zweites
Haid arabad (200,000 E.).
c. Die Ostküste oder die sandige Küste Koromandel, eine der
gefährlichsten und hafenlosesten (vgl. §. 7, 3), konnte bei ihrem heißen,
ungesunden Klima und wegen des Mangels an eigenthümlichen Erzeug-
nissen nicht die Bedeutung gewinnen, welche der Küste Malabar durch
ihre tropische Begetatiou zu Theil ward. Doch war sie durch ihre Lage
und die Natur des bengalischen Meerbusens auf Handelsverkehr nllt
Hinterindien, dem indischen Archipel, Ceylon und dem Gangeslande
angewiesen. Daher entstanden die Handelsplätze Mansaltpatam,
Madras (720,000 E. ?), der Hauptsitz des indischen Perlen- und
Edelstein-Handels, und die französische Niederlassung P o n d i ch e rr y
(25—30,000 E.).
D. Die Insel Ceylon (1154 sz M.) wird vom Festlande ge-
trennt durch eine gefährliche Meerenge, voll Felsenriffe und Sandbänke,
an denen sich die von den Monsoous hergetriebeuen Meeresströmungen
in heftigen Brandungen brechen und welche (namentlich die sogenannte
Adamsbrücke) die Durchfahrt für größere Schiffe unmöglich machen.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
Extrahierte Ortsnamen: Indiens Götterberg Hinterindien Ceylon Madras Ceylon
286
Norddeutschland. §. 60.
Linie und b, Reuß jüngere Linie bestehen aus zwei getrennten
Theilen: a. der nördliche zwischen den beiden altenburgischen Gebiets-
theilen, welcher von der weißen Elster durchflossen wird, heißt die Herr-
sch a s t Gera mit der Stadt gl. N. und gehört der jüngern Linie an,
welche zugleich zwei Drittel des südlichen von der Saale durchströmten
Theiles besitzt, mit den Orten: Schlei z.. Loben stein und Ebers-
dorf (beide letztere nebst Gebiet bildeten bis 1848 einen besonder«,
souveränen Staat). Für die ältere Linie bleibt demnach das nördliche
Drittheil der südlichen Masse übrig, welches ebenfalls von der weißen
Elster durchströmt wird, an der die Hauptstadt Greiz liegt.
Graf Heinrich der Reiche im zwölften Jahrhunderte soll die Bestimmung
getroffen haben, daß alle seine männlichen Nachkommen den Namen Heinrich
trügen. Die Bezeichnung derselben durch fortlaufende Zahlen nahm aber erst
1668 ihren Anfang; mit dem Beginne jedes Jahrhunderts wird wieder von
vorne zu zählen angefangen.
Iv. Norddeutschland gehört größteutheils der norddeut-
schen Tiefebene an, und nur die nördlichsten Vorsprünge des deutschen
Mittelgebirges (das Weser-Bergland und der Harz) ragen in das-
selbe hinein. Bei geringerer Jndividualisirung der Bodeuform ist
auch die politische Zersplitterung bei weitem nicht so bedeutend als
in dem Mittlern und nordwestlichen Deutschland, aber doch weit
größer als im südlichen und südwestlichen, denn es enthält eilf Staa-
ten (auf 1364 □ M.) in den Stromgebieten der Ems, Weser und
Elbe, nämlich: Hannover, Oldenburg, Braunschweig, die
beiden Anhalt, die beiden Mecklenburg, die drei Hanse-
städte und Ho Iste iil nebst Lauenburg. Diese Theilung wird auch
hier, wie im Mittlern Deutschland, noch vielfach gesteigert durch
die vielen Enclaven der meisten Staaten zwischen fremdem Gebiete.
Doch ist auch die Concentrirung politischer Macht durch die Ober-
flächeuverhältnisse begünstigt, wie dies das Beispiel des preußischen
Staates zeigt, dem der bei weitem größte Theil der germanischen
Tiefebene angehört (s. §. 61).
23. Das Königreich Hannover, (mit einer vorherrschend
lutherischen Bevölkerung), der bedeutendste unter jenen 11 Staaten und
nächst Preußen der größte im nördlichen Deutschland, besteht aus einer
nördlichen Hauptmasse zwischen der Ems (doch mit Ueber-
schreitung des linken Emsufers) und der Elbe, welche in 6 Land-
drosteien: Hannover, Hildesheim, Lüneburg, Stade,
Osnabrück, Aurich zerfällt, und einem südlichen T heile
(von der Weser bis zum Brocken), dessen größerer, westlicher Theil noch
der Landdrostei Hildesheim angehört, der kleinere, östliche die 7. Provinz
unter dem Namen Berghaupt Mannschaft Clausthal bildet
und im Oberharz liegt, sich jedoch in einem schmalen Streifen um den
Südfuß des Brocken bis auf dessen Ostseite ausdehnt. Außerdem liegt
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Norddeutschland Gera Norddeutschland Weser-Bergland Deutschland Oldenburg Braunschweig Lauenburg Deutschland Hannover Deutschland Hannover Hildesheim Lüneburg Stade Osnabrück Aurich Hildesheim
Heinrichs Kamps um die Krone.
135
schen Großen erreicht: Deutschland war ein förmliches Wahlreich, die
regierende Familie besaß kein Anrecht mehr auf die Krone. Dagegen
setzte sich nun Heinrich mit aller Macht, und diese war so gering nicht,
als seine Gegner geglaubt hatten. Unter den Fürsten selbst hielten die
Feinde seiner Feinde zu ihm und diese vertheidigten nun das Königörecht
ungefähr in derselben Weise, in welcher die meisten ihrer Gegner das
Recht der Kirche verfochten; jeder Theil schaute nämlich, wie er am
meisten gewinnen könnte, daher machte es den Herren auch kein Ge-
wissen, ihre Parteistellung zu ändern, von Rudolfen zu Heinrichen und
von Heinrichen zu Rudolfen überzugehen. So hielten in Schwaben selbst,
dem Herzogthume Rudolfs, zu Heinrichen: die Bischöfe von Konstanz,
Augsburg, Straßburg, Basel, die Aebte von St. Gallen und von der
Reichenau; von den Grafengeschlechtern: Nellenburg, Hohenstaufen, Lenz-
burg, Achalm, Buchhorn, Gingen, Lechsgmünd. In ganz Deutschland
erklärten sich aber die Städte für den König; sie benutzten den Krieg
ihrer Herren gegen den König dazu, um von diesem Erweiterung ihrer
Rechte zu gewinnen; es war ja bereits die Politik von Heinrichs Groß-
vater Konrad gewesen, sich der Städte gegen die hohe Aristokratie zu
bedienen. Im alten Alemannien ging Heinrich noch weiter; er bewaff-
nete 12,000 Bauern und schickte sie gegen seine hochgestellten Feinde,
was diese so erbitterte, daß Berthold von Zähringen die gefangenen
Bauern entmannen ließ. Die Bewaffnung der Bauern war allerdings
ein sehr gefährliches Beispiel; daß die sächsischen Gemeinen sich nach
der Schlacht an der Unstrut nur unwillig der Rache an ihrem Adel
enthielten, ist oben gesagt worden, im obern Alemannien aber hatten
sich die Bauern nicht hundert Jahre früher gegen die geistlichen und
weltlichen Herren förmlich empört und waren nur mit Mühe überwun-
den worden, Beweis genug, daß der Stoff zu einem Kriege der Ge-
meinen gegen die Herren vorhanden war; daß Heinrich ihn nicht voll-
ständig in Flammen setzte, daran hinderte ihn einmal die Rücksicht, die
er auf seine vornehmen Anhänger zu nehmen hatte, und sodann war
er eine zu despotische Natur, als daß er eine Revolution von unten
auf hätte machen können; die Unterdrückung der hohen Aristokratie war
Erbpolitik seines Hauses, damit war aber keineswegs eine Erhebung der
niedern Stände gemeint, sondern man ließ diese nur gelegenheitlich gegen
den hohen Adel los, weil dieser sich unmittelbar neben der Königsmacht
behaupten wollte. Was alles Heinrich einem Könige den Bauern ge-
genüber für erlaubt hielt, hatte er hinlänglich durch seinen Burgenbau
und seine ganze Wirthschaft in Sachsen bewiesen.
Das Kriegsglück schwankte; Heinrich verlor die Schlachten von
Melrichsstadt 1078, bei Flarchheim 1080, und am 15. Oktober desselben
Jahres die an der Elster unweit'zeitz; doch alle diese Schlachten hin-
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Extrahierte Personennamen: Heinrichs_Kamps Heinrichs Heinrich Heinrich Rudolfs Buchhorn Heinrichs Heinrichs Konrad Konrad Heinrich Heinrich Berthold_von_Zähringen Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Schwaben Konstanz Augsburg Basel Reichenau Nellenburg Deutschland Sachsen Flarchheim
König Theodorich. Seine Macht und Staatsweisheit. 5
nahm er ein Drittheil der Ländereien in Anspruch, indem er eine förm-
liche Theilung des Besitzes zwischen Römer und Gothen durchführte.
Die Römer mußten dem Ackerbau, den Gewerben, dem Handel, der
Kunst und Wissenschaft leben, während jene, auf Ackerbau und Vieh-
zucht beschränkt, den Waffen treu bleiben und Italiens Heer und Land-
wehr bilden sollten (also eine Kriegerkaste). Er selbst schätzte Kunst und
Wissenschaft (er hatte als Geißel längere Zeit in Konstantinopel gelebt),
unterstützte die Schulen in Rom und anderen Städten, verwandte große
Summen auf die Erhaltung und Wiederherstellung der römischen Bau-
werke, verschloß aber seinen Gothen den Zugang zu der höheren römi-
schen Kultur, weil er glaubte, die Schulzucht und die Beschäftigung mit
den Wissenschaften schwäche den kriegerischen Geist. Deßwegen waren
seine Minister und Gesandten meistens Römer, so z. B. leitete Liberius
die Vertheilung der für die Gothen bestimmten Grundstücke, Kassiodor,
ein sehr reicher, gebildeter und strengkatholischer Geschäftsmann, war
sein erster Minister und Reichskanzler.
Die Civilgewalt in einer Provinz hatte der römische Praeses, die
Militärgewalt ein Gothe (mit dem römischen Amtsnamen Dux oder
dem vornehmeren Com68). Neben dem römischen Prae868 bestand eine
eigene gothische Obrigkeit, welche in Streitigkeiten zwischen Gothen nach
gothlschem Rechte richtete, in Streitigkeiten zwischen Gothen und Römern
mit Zuziehung eines römischen Beamten nach eigens zu diesem Zwecke
von Theodorich erlassenen Gesetzen entschied. Er unterwarf auch die
Gothen der gleichen Besteuerung wie die Römer, so daß jenen einzig
das Vorrecht des Kriegsdienstes blieb, um welches sie die unkriegerische
römische Bevölkerung keineswegs beneidete. Obgleich Theodorich wie
das ganze gothische Volk Arianer war (ohne Zweifel hatte dies der Einfluß
arianischer oströmischer Kaiser, z. B. des Valens bewirkt), so kränkte
er doch die kirchlichen Rechte der Katholiken nicht im mindesten, ehrte
den Papst und nahm im Jahre 500 einen sechsmonatlichen, von Festen
und Spenden verherrlichten Aufenthalt in Rom.
Theodorichs Macht und Staatsweisheit.
In seinen Beziehungen zu den anderen Herrschern bewies er eben
so viele Klugheit als Festigkeit. Mit den königlichen Geschlechtern der
Vandalen, Westgothen, Burgunder, Franken und Thüringer trat er in
Blutsfreundschaft, den König der Heruler (diese hausten damals in
Oberpannonien) nahm er in seinen Schutz auf und richtete sein Haupt-
bestreben dahin, den Frieden zwischen den germanischen Reichen zu er-
halten sowie Italien vor neuen Stürmen zu sichern. Die Vandalen
traten ihm gutwillig Sicilien, Malta, Korsika und Sardinien ab, weil
diese Inseln von der Natur zu Schutzwehren für die italienischen Küsten
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Extrahierte Personennamen: Dux Theodorichs
Extrahierte Ortsnamen: Italiens Konstantinopel Rom Rom Oberpannonien Italien Sicilien Malta Korsika Sardinien
150 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
Reichenau; von den Grafcngeschlechtern: Nellenburg, Hohenstaufen, Lenz-
burg, Achalm, Buchhorn, Gingen, Lechsgmünd.
Die deutschen Städte. Die alemannischen Bauern.
Zn ganz Deutschland erklärten sich aber die Städte für den König;
sie benutzten den Krieg ihrer Herren gegen den König dazu, um von
diesem Erweiterung ihrer Rechte sich urkunden zu lassen; es war ja be-
reits die Politik von Heinrichs Großvater Konrad gewesen, sich der
Städte gegen die hohe Aristokratie zu bedienen. Zm alten Alemannien
ging Heinrich noch weiter; er bewaffnete 12,000 Bauern und schickte
sie gegen seine hochgestellten Feinde, was diese so erbitterte, daß Berthold
von Zähringen die gefangenen Bauern verstümmeln ließ. Die Bewaff-
nung der Bauern war allerdings ein sehr gefährliches Beispiel; daß die
sächsischen Gemeinen sich nach der Schlacht an der Unstrut nur unwillig
der Rache an ihrem Adel enthielten, ist oben gesagt worden, im obern
Alemannien aber hatten sich die Bauern kaum hundert Jahre früher gegen
die geistlichen und weltlichen Herren förmlich empört und waren nur
mit Mühe überwunden worden, Beweis genug, daß der Stoff zu einem
Kriege der Gemeinen gegen die Herren vorhanden war; daß Heinrich
ihn nicht vollständig in Flammen setzte, daran hinderte ihn einmal die
Rücksicht, die er auf seine vornehmen Anhänger zu nehmen hatte, und
sodann war er eine zu despotische Natur, als daß er eine Revolution
von unten auf hätte machen können; die Unterdrückung der hohen Aristo-
kratie war Erbpolitik seines Hauses, damit war aber keineswegs eine
Erhebung der niedern Stände gemeint, sondern man ließ diese nur ge-
legentlich gegen den hohen Adel los, weil dieser sich unmittelbar neben
der Königsmacht behaupten wollte. Was alles Heinrich einem Könige
den Bauern gegenüber für erlaubt hielt, hatte er hinlänglich durch seinen
Burgenbau und seine ganze Wirthschaft in Sachsen bewiesen.
Das Kriegsglück schwankte; Heinrich verlor die Schlachten bei Mel-
richsstadt 1078, bei Flarchheim 1080, und am 15. Oktober desselben
Jahres die an der Elster unweit Zeitz; doch alle diese Schlachten hin-
derten ihn nur an seinen Unternehmungen gegen Norddeutschland, beug-
ten ihn aber nicht, denn in Schwaben und am Rhein behauptete er die
Oberhand.
Ueberspannung der päpstlichen Ansprüche.
An der Elster blieb der Gegenkönig Rudolf, nachdem ihn kaum
vorher der Papst anerkannt hatte. Die Anerkennung geschah in einer
Weise (mit der auch andere Handlungen des Papstes übereinstimmten),
daß daraus hervorging, er wolle das deutsche Königreich zu einem päpst-
lichen Lehen machen, wie es Neapel, Dalmatien, und Kroatien bereits
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Extrahierte Personennamen: Buchhorn Heinrichs_Großvater_Konrad Heinrichs Konrad Heinrich Heinrich Berthold
von_Zähringen Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Rudolf Rudolf
Karl als Regent.
75
Das Heerwesen beaufsichtigte in jedem Gaue der Graf. Karl stellte
also den urdeutschen Heerbann wieder her, eine bedeutende Last für die
Freien; doch ist der Vorwurf ein ganz unbegründeter, als habe er da-
durch die minder begüterten Freien zu Grunde gerichtet. Denn vor
wie nach Karl waren Kriege an der Tagesordnung, denen sich die Freien
nicht entziehen konnten, wie diese auch später, nachdem sie zu Dienst-
leuten geworden waren, in das Feld ziehen mußten, freilich nicht mehr
für Kaiser und Reich, sondern in die unaufhörlichen Kriege und Fehden
ihrer Herren. Doch wird schon nach Karl geklagt, daß die Grafen ein-
zelne Freie zum Auszuge nöthigten, wenn sie die Reihe nicht getroffen
hätte und andere übergingen, von denen sie Geschenke erhalten hatten.
In Gränzbezirke (Marken), welche dem Feinde abgenommen waren,
setzte er Markgrafen (marelliones, auch duces limitis genannt, weil ihr
Gebiet mehrfach größer war, als das der andern Grafen), welche mit
den Kolonisten die Gränzwache hielten.
Gerechtigkeitspflege.
Es war für Karl eine Hauptsorge, daß in seinem Reiche jedem sein
Recht werde. Denn es geschah gar oft, daß der Stärkere den Schwä-
cheren unterdrückte. Der reiche Herr z. B., der viele Knechte hatte,
trieb sein Vieh auf die Weide des Nachbars, oder wehrte ihm, in dem
Walde zu jagen, Holz zu fällen, die Schweine zur Eichelmast zu treiben
u. s. w. Wie häufig solche Unbilden armen Freien mögen angethan
worden sein, können wir daraus schließen, daß in den Urkunden der
Klöster eine Menge dergleichen Beschwerden und Schiedssprüche Vorkom-
men, und doch waren die Stifte in dem Genüsse ihrer Rechte durch den
Glauben jener Zeit viel sicherer. Solche Klagen kamen auch zu Ohren
des Kaisers, und er that, was er konnte, um das Recht zu schirmen;
auf vielen Reichstagen ermahnte er ernst und drohend und erließ Ver-
ordnungen gegen den Mißbrauch der Gewalt.
Die Pfalzgrafen (Pfalzen, vom lateinischen palatium, hießen die
kaiserlichen Burgen in den verschiedenen Gegenden des Reichs) verwal-
teten nicht bloß das kaiserliche Einkommen aus dem zu einer Pfalz ge-
hörigen Bezirke, sondern sie vertraten auch den Kaiser als obersten Richter
und bildeten also eine Art höherer Instanz. Er erwählte auch Männer,
denen er sein ganzes Vertrauen schenkte, und schickte sie in die verschie-
denen Gaue, um die Gerichte zu beaufsichtigen, und den Gewaltthätig-
keiten zu steuern; dieses waren die sogenannten Sendboten (misst do-
minici). Sie hielten Gauversammlungen (placita), bei denen Bischöfe,
Aebte, Grafen und alle Beamten zu erscheinen hatten und sich vertreten
lassen mußten. Da wurden die Klagen des Volkes gehört, die Amts-
führung der Magistrate untersucht, Ungerechtigkeiten bestraft, überhaupt
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl