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Reichstag von Worms 1521. Seine politischen Be-1521
fchlüsfe: Einsetzung des Reichsregiments in Nürnberg zur Stellver-
tretung des oft abwesenden Königs, Herstellung des Kammerge-
richts, Kriegsordnung, Reichsmatrikel; die kirchlichen: das
Wormser Edict. Luther, der zweimal vor Kaiser und Reich
aufgetreten war, mit feinem Anhang in die Acht erklärt, aber
auf die Wartburg in Sicherheit gebracht. Von dort, wo er das
Neue Testament verdeutschte (bis 1534 die ganze heil. Schrift),
kehrt er zum Kmnpf gegen Karlstadts bilderstürmerifchen Unfug
und die Verirrungen der Zwickauer „Propheten" im Frühjahr
1522 nach Wittenberg zurück. "22
b. Die Reichsfürsten und die Reformation: Unter
den Fürsten erklärten sich endlich dafür: der Kurfürst von Sach-
sen (1525 — 1532 Friedrichs Bruder Johann der Beständige);
Philipp der Großmüthige, Landgraf von Hessen (feit 1526 das
Land protestantisch); die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg
und von Mecklenburg; der Fürst von Anhalt; die Grafen von
Mansfeld; der Herzog des seit 1525 säcularisierten und von
Polen lehnsabhängigen Ordenslandes Preußen Albrecht von
Brandenburg. Das Tor g au er (oder Gothaer) Bündniß. Da-1526
gegen außer den geistlichen Fürsten vor allen in Süddeutschland
die Herzöge von Baiern, in Norddeutschland Herzog Georg von
Sachsen.
e. Scheitern der Plane des Adels: Franz von Sickingen
nach einem unglücklichen Einfall in Frankreich als Karls Feldhaupt-
mann gegen diesen verstimmt, ging eigemnächtig vor. Rittertag
zu Landau 1522 unter Theilnahme der rheinischen, fränkischen,
schwäbischen Ritterschaft. Sickingens rechtlose Fehde gegen Kur-
Trier, vielleicht mit der Absicht, das Erzstift zu sücnlarisieren,1522
scheitert an der gut vertheidigten Stadt und der Gegenunternehmung
des Landgrafen Philipp und des Kurfürsten von der Pfalz.
Offensive dieser Fürsten und des Kurfürsten von Trier gegen ,
Sickingen; dessen Tod auf der belagerten Burg Landstuhl. Rache
der Fürsten an der verbündeten Ritterschaft. Bald darauf starb1523
Hutten flüchtig und bettelarm auf der Insel Ufnau im Züricher See.
ä. Die Städte und die Reformation: Namentlich die
reichsfreien oberdeutschen Städte, wie Nürnberg, Straßburg, (förm-
lich erst 1534) Ulm, in Niederdeutschland am frühesten Magdeburg,
dann die drei Hanfastädte Bremen, Hamburg und Lübeck, auch
Braunschweig, Nordhaufen u. a. traten bis 1530 auf die Seite
der Reformation, meist unter heftigen innern Kämpfen der Bürger-
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrichs Johann Philipp_der_Großmüthige Philipp Albrecht_von
Brandenburg Albrecht Georg_von
Sachsen Franz_von_Sickingen Franz Karls Philipp Philipp
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Tumultes in ihren Mauern 1607, Achtsvollstreckung durch Herzog 1607
Maximilian von Baiern, der trotz des kaiserlichen Einspruchs die
Stadt besetzt hält und die evangelische Lehre unterdrückt 1608. 1608
— Zwei feindliche Heerlager im Reich, geführt von zwei Gliedern
des Hanfes Wittelsbach: 1608
a. Die evangelische Union zu Ahausen (im Ansbachischen),
zunächst von 6 Reichsfürsten unter der Leitung des reformierten
Kurfürsten Friedrich Iv von der Pfalz*) zur Handhabung
des Landfriedens, gegenseitigem Schutz und zur Aufrechterhaltung
der Reichsfreiheit auf 10 Jahre geschloffen, an Frankreich (Hein-
rich Iv) angelehnt**).
b. Dagegen die kath0lische Liga zu München durch t>en1609
energischen und begabten Herzog Maximilian von Baiern,
den damaligen Vorkämpfer des deutschen Katholieismus***), an-
fangs aus lauter geistlichen Reichsständen in Süddeutschland, un-
abhängig vom Kaiserhause, aber an Spanien angelehnt, auf 9
Jahre gebildet. Die 3 geistlichen Kurfürsten und Erzherzog
Ferdinand von Steiermark, der nachherige Kaiser, traten bei.
2. Die Spannung der beiden feindlichen Heerlager wird ge- 1609
steigert und zum Kampf gefacht durch den Jülich-Cleveschen
Erbfolge streit. Der Mannsstamm des Herzogshauses von
Jülich, Cleve, Berg, dem auch die Grafschaften Mark und Ravens-
berg, sowie die Herrschaft Ravenstein in Nordbrabant zugehörte,
erlosch 1609 mit dem geisteskranken Johann Wilhelm. Da die
weibliche Erbfolge durch Karl V 1546 garantiert war, so erhoben
vor allen Ansprüche: 1. Kurfürst Johann Sigismund von Bran-
denburg, seit 1608 vermählt mit Anna, der Tochter der ältesten
Schwester des letzten Herzogs von Cleve, der verstorbenen Ge-
mahlin des Herzogs Albrecht Friedrich von Preußen, 2. der
Pfalzgraf Philipp Ludwig von Neuburg, als Gemahl der zweiten
Schwester Johann Wilhelms, für feinen Sohn Wolfgang Wilhelm.
Die Hausgefetze bestimmten Untheilbarkeit der Erblande,
daher gemeinsame Besitzergreifung durch Pfalz-Nenburg und Kur-
brandenburg im Vertrage zu Dortmund -1609, mit Ein-"99
willignng der Stände. Spanien, in den Niederlanden gerade frei
*) Dieses Land seit 1559 reformiert; 1563 der Heidelberger Katechismus.
**) ®te bedeutendsten oberdeutschen Städte, Knrbrandenbnrg und Hessen-
Kassel (seit 1604 reformiert) traten bei; das streng lutherische Sachsen blieb,
eifersüchtig ans die pfälzische Hegemonie, dem Kaiserhanse ergeben. Der Hanpt-
anstoß zu der Union gierig von Christian von Anhalt ans.
***) geboren 1573, in Ingolstadt Schüler der Jesuiten, seit 1598 Herzog,
3»
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_von_Baiern Maximilian Friedrich_Iv Friedrich Maximilian_von_Baiern Maximilian Ferdinand_von_Steiermark Ferdinand Cleve Johann_Wilhelm Johann Wilhelm Karl_V Karl Kurfürst_Johann_Sigismund_von_Bran- Johann Anna Cleve Albrecht_Friedrich_von_Preußen Albrecht Friedrich Philipp_Ludwig_von_Neuburg Philipp Ludwig Johann_Wilhelms Johann Wilhelms Wolfgang_Wilhelm Wilhelm Christian_von_Anhalt
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geworden, die Liga, endlich der Kaiser, waren besonders aus
religiösen Gründen dagegen. Erzherzog Leopold, des Kaisers
Vetter, wird hingesandt, um die Territorien als erledigtes Reichs-
lehn einzuziehen, durch den spanischen General Marchese Ambrosio
Spin ola von den südlichen Niederlanden her unterstützt. Aber
mío Frankreich, mit dem sich die Union in Schwäbisch-Hall 1610
förmlich verbunden, schickte auch nach Heinrichs Iv Ermordung
Hülfstruppen; ebenso Moritz von Oranien und England. Sv
durch niederländisch-englisch-französische und unierte Waffen Wieder-
eroberung der durch Leopold besetzten Festung Jülich. Bald
darauf Waffenstillstand zwischen Union und Liga.
Nach der Entzweiung des Kurfürsten von Brandenburg mit
dem jungen Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm und dem Uebertritt
des ersteren zur reformierten (1613), des letzteren zur katholischen
Kirche (und Vermählung mit einer Schwester Maximilians von
Baiern) 1614 bekriegten sich beide, durch die unierten Niederlande
einer-, Spanien andererseits unterstützt, am Niederrhein bis zum
Theilungsvertrag zu Vanten 1614, dem der Düssel-
dorfer 1629 folgte. Die definitive Theilung, durch die Bran-
denburg Cleve, Mark, Ravensberg, die Pfalz Jülich und Berg
erhielt, erst 1666. Brandenburg faßt somit Fuß in den
Westmarken des Vaterlandes.
3. Vorgänge in Böhmen. An Stelle des unfähigen
Rudolf Ii suchten die Erzherzöge dessen Bruder Matthias zum
1608 Oberhaupt des Hauses Oesterreich zu erheben. Rudolf, durch
den heranziehenden Matthias schon in Prag bedroht, verspricht
den protestantischen Ständen Böhmens religiöse Duldung und
findet sich mit seinem Bruder durch Abtretung Ungarns und
Oesterreichs (unter der Ens), sowie durch Zusicherung der Nach-
folge in Böhmen ab.. Die drohende Haltung der böhmischen
1609 Stände nöthigt ihm 1609 den Mas estätsbrief ab. Ein aber-
mals ausgebrochener Bruderzwist zwischen Rudolf und Matthias
brachte dem letzteren auch die Krone Böhmens. Rudolf starb als
i6i2 allgeniein verlassener Schattenkaiser.
Matthias (1612—1619), selbst kinderlos, verschafft seinem
Vetter Ferdinand von Steiermark die Nachfolge in Böhmen
(1617) und Ungarn (1618) trotz dem Einspruch der protestan-
tischen Stände des ersteren Landes.
Ferdinand geboren 1578, in Ingolstadt gleichzeitig mit seinem späteren
Schwager Maximilian von Baiern gebildet, tritt 1596 die Regierung seiner
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Ambrosio
Spin Heinrichs Heinrichs Moritz_von_Oranien Leopold Leopold Wolfgang_Wilhelm Wilhelm Maximilians Rudolf_Ii Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias_( Ferdinand_von_Steiermark Ferdinand Ferdinand Maximilian_von_Baiern Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Schwäbisch-Hall England Brandenburg Baiern Niederlande Spanien Düssel- Ravensberg Berg Brandenburg Oesterreich Prag Ungarns Oesterreichs Ungarn Ingolstadt
88
Durch den Westfälischen Frieden — des Reiches Untergang,
Preußens Aufgang! — souveräner Reichsfürst, wird er durch
seine Theilnahme am Schwedisch-polnischen Erbfolgekrieg sou-
veräner Herzog in Preußen, das 1618 als polnisches Lehen er-
worben worden war (S. 46).
Nach der dreitägigen Schlacht bei Warschau (Juli 1656),1656
dem Sieg der Schweden mit brandenburgischer Waffenhülfe, er-
hält der große Kurfürst im Vertrag von La bi au den souveränen
Besitz des Herzogthums Preußen von Schweden, im Vertrag von
Welau 1657 die gleiche Zusicherung von Polen. Bestätigung i6s?
im Frieden zu Oliva 1660. Huldigung zu Königsberg cmtimo
18. Oktober 1663.
Die großen Waffenerfolge gegen Schweden im zweiten fran-
zösischen Kriege (S. 64 und 65), der glänzende Sieg bei Fehr-
kitiu 28. Juni 1675, Brandenburgs erste selbständige Kriegs-""
that, und die sich daran knüpfende Eroberung von Schwedisch-
Pommern bleiben fruchtlos. Nach Abschluß des Nymweger Frie-
dens 1678 von Holland und dem Kaiser im Stich gelassen, von
Ludwig Xiv in seinen westfälischen Gebieten bedroht, schließt
Friedrich Wilhelm 1679 den Separatfrieden von St. Germain""
en Lahe, (s. oben S. 65) in dem er von allen Eroberungen
nur einen kleinen Strich auf dem rechten Odernfer behält.
Seine Erbansprüche auf die Besitzungen des 1675 ausge-
storbenen Herzoghauses von Liegnitz, Brieg, Wohlan*),
sowie auf das Herzogthum Iägerndorf**) tritt er 1686 denn"86
Kaiser ab gegen bcu Schwiebuser Kreis, ans bcn indeß noch
vor Abschluß des Vertrags der damals mit seinem Vater zer-
fallene Kurprinz Friedrich gegen eine Geldstunme verzichtet. Erstes
Auftanchen der schlesischen Frage.
a. Innere Zustände: Gründung der absoluten Für-
stengewalt im Geiste der Zeit durch siegreiche Kämpfe gegen
die Stände in Preußen, die an ihrem früheren Oberlehnsherrn
in Polen einen Rückhalt suchen. Volksbewegung in Königsberg
1662, der Schöppenmeister Roth gefangen, der Oberst v. Kalk-
stein später enthauptet. Diese durchgreifende, aber nur das Beste
des ganzen Volkes erstrebende Gewalt damals zugleich das einzig
*) Auf Grund einer Erbverbrüderung des Kurfürsten Joachim Ii 1537 mit
dm piastischen Herzogen von Liegnitz — ein Vertrag, den Ferdinand I König
von Böhmen indeß nicht anerkannt hatte.
**) Dasselbe hatte Brandenburg-Ansbach 1523 durch Kauf erworben, aber
dann von Böhmen zu Lehen übernommen und au Kurbrandenburg 1603 ver
erbt, 1622 jedoch gab es der Kaiser au den Fürsten von Lichtenstein.
6*
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Extrahierte Personennamen: Schwedisch- Ludwig_Xiv Ludwig Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrich Roth Joachim_Ii Ferdinand_I_König
von_Böhmen Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Westfälischen Schwedisch-polnischen_Erbfolgekrieg Warschau Schweden Schweden Welau Polen Königsberg Schweden Brandenburgs Holland Lahe Liegnitz Brieg Polen Königsberg Liegnitz Kurbrandenburg
66
d. Ludwig erhebt nach dem Aussterben des Hauses Pfalz-
Simmern Ansprüche auf den kurpfälzischen Allodialbesitz für seine
Schwägerin, die Schwester des verstorbenen Kurfürsten, Charlotte
Elisabeth (zweite Gemahlin des Herzogs von Orleans) trotz
deren früherer Verzichtleistung. Der neue Kurfürst von der
Pfalz, des Kaisers Schwiegervater*), betreibt besonders
e. das Augsburgerbündniß 1686, vom Kaiser, Spanien,
Schweden, mehreren Reichsständen, worunter auch der große
Kurfürst von Brandenburg**), gegen Frankreich geschlossen.
f. Wegen Nichlbestätigung des unter französischem Einfluß
zum Erzbischof von Köln gewählten Cardinal-Coadjutors Wil-
h e l m Ego n von Für st e n b e r g (auch Bischof von Straßburg) *
1688 durch Kaiser und Pabst, erklärt Frankreich dem Kaiser, dann
nucf) Holland den Krieg. Auch Victor Amadeus Ii, Herzog von
Savoyen, schließt sich den Augsburger Verbündeten an. Der
Krieg zeigte das deutsche Reich in großer, lange nicht gesehener
Eintracht, doch kam Schwung und Kraft in die Kriegführung erst
1689 durch die Theilnahme Wilhelms von Oranien, des
neuen Kölligs von Großbritannien, dessen entthronter Schwieger-
vater in Frankreich ein Asyl und Schutz seiner Ansprüche ge-
funden hatte (s. ob. S. 57).
Kriegsschauplatz: die Rheinlinie, Spanien und seine Nieder-
lande, Italien und Irland.
1689 Die teuflische Verwüstung der Pfalz durch Melacs Mord-
banden, auf Louvois' Anordnung***); Sprengung des Heidel-
berger Schlosses, Schändung der Speirer Kaisergräber; Ver-
pflanzung der heimatlosen Bewohner auf französischen Boden.
Landung Jakobs Ii in Irland, das ihn als König aner-
kannte, seine Niederlage am Boynefluß 1690. Seesieg der
Engländer beim Vorgebirge La Hogue 1692.
Landsiege der Franzosen unter dem Herzog von Luxemburg,
Ludwigs damaligem Hauptfeldherrn, bei Fleurus 1690, (gegen
den Fürsten von Waldeck), Steenkerken 1692 und Neer-
winden 1693 (beide gegen Wilhelm Iii).
*) Von seiner dritten Gemahlin.
**) Schon 1681 hatten sich Schweden, Holland, Spanien und der Kaiser
zur Aufrcchtcrhaltung des Westfälischen und Nymweger Friedens verbunden und
wollten sogleich losschlagen. Der große Kurfürst aber, bei dem ungerüsteten
Zustand des Reichs und verstimmt über den Frieden von Nymwcgen und St.
Germain, schloß sich aus und zeitweise an Frankreich an.
**.*) Der Grund dieser unerhörten Grausamkeit war die Unmöglichkeit, alle
eingenommenen festen Plätze besetzen zu können , die doch auch dem Feind nicht
in die Hände fallen sollten.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Charlotte
Elisabeth Pabst Victor_Amadeus Wilhelms_von_Oranien Wilhelms Jakobs Ludwigs Ludwigs Wilhelm Germain
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Schweden Frankreich Frankreich Holland Frankreich Spanien Italien Irland Heidel- Irland Boynefluß La_Hogue Luxemburg Holland Spanien Westfälischen Frankreich
21
scheitert an der resultatlosen Belagerung Boulognes durch
die Engländer. Im Frieden von Crespy (bei Laon)
wird im wesentlichen der frühere Zustand bestätigt, die Be-
lehnung mit Mailand einem Sohne des Königs in Aussicht
gestellt. Von Soliman erkauften Karl und Ferdinand
(Zapolya 's schon 1540) nach einer furchtbarer'. Verheerung
Ungarns einen fünfjährigen Frieden 1545, in dein sie nur
die Grenzplätze behielten.
Die Abneigung der protestantischen Stände, das 1545 er-
össnete Eon eil zu Trient zu beschicken, und die Verbreitung
der Resorniation über immer größere Theile des Reichs haben
eine engere Verbindung des Kaisers mit dem Pabste zur Folge.
In einem Jahre ■—- 1539 •— wird die Reformation im
Herzogthum Sachsen, durch Heinrich, Georgs Bruder, und in
Kur-Brandenburg durch Joachim Ii Angeführt. Der letztere in-
des; wie der seit Anfang 1546 protestantische Kurfürst von der
Pfalz treten nicht zum Schmalkaldischen Bund. Versuch einer
Reformation im Erzstift Köln durch den Kurfürsten Hermann
von Wied (mit Hülfe Melanchthons) 1543, durch den Kaiser
Hintertrieben 1545 und 1547. Die Reformation in Dänemark,
Schweden und England ward eine Stütze des deutschen Prote-
stantismus. Luther 7 am 18. Febr. 1546.
3. Der Schmalkaldische Bürger- und Religiouskrieg bis
zum Augsburger Religionsfrieden 1546—1553.
a. In Süddeutschland. Dort schlagen der Herzog von
Würtemberg und die Städte zuerst los, Kurfürst Johann Friedrich
von Sachsen (seit 1532) und Landgraf Philipp von Hessen stoßen
zu ihnen (zusammen e. 47000), vom Kaiser einseitig, ohne Prozeß
in die Reichsacht erklärt, der nun (gegen die Wahlcapitulation)
fremdes (italienisches und spanisches) Kriegsvolk ins Land ruft.
Unentschlossenes Umherziehen der Schmalkaldener in den oberen
Donaugegenden, bis das Geld für die Söldner ausging und
Moritz von Sachsen (seit 1541 Herzog, seit 1546 auch „Conser-
vator" von Magdeburg und Halberstadt) in die Lande des Kur-
fürsten zur Achtsvollstreckung eiustel. Der Kurfürst intb der Land-
graf überlassen ihre süddeutschen Verbündeten sich selbst, die sich
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Extrahierte Personennamen: Crespy Karl Karl Ferdinand
(Zapolya Ferdinand Heinrich Heinrich Joachim_Ii_Angeführt Hermann
von_Wied Johann_Friedrich
von_Sachsen Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Moritz_von_Sachsen
22
nun dem Kaiser unterwerfen im Anfang 1547 (voran Ulm schon Ende
1546), doch unter Zusicherung einstweiliger freier Religionsübung.
d. In Sachsen. Kurfürst Johann Friedrich gewann rasch
gegen Moritz seine Lande wieder, ja er eroberte dessen eignes
Gebiet fast vollständig; selbst in dem benachbarten Böhmen fand
er Sympathieen. Seine gänzliche Niederlage und Gefangen-
"4?nehmung bei Mühlberg a. d. Elbe (auf der Lochauer Haide
bei Torgau) durch die Uebermacht (27000 gegen 6000) des von
Böhmen her vordringenden Kaisers. Wittenberg ergiebt sich; des
Landgrafen Demüthigung und unerwartete Gesangennehmung in
Halle. Das geächtete Magdeburg bleibt zuletzt allein im Wider-
stand gegen den Kaiser; dessen Bekämpfung wird dem (mit dem
Kursächsischen Gebiete belehnten und im Jahr darauf zum Kur-
fürsten ernannten) Herzog Moritz übertragen. Karl V, ohnehin
in Deutschland ein Fremdling, zerfällt nach diesen vorübergehenden
Siegen über die Reformation vollends mit der großen Mehrheit
der Station. Die Niederwerfung der protestantischen Partei nutzend
und an dem Versöhnungswerk des Tridentinums verzweifelnd,
1548 sucht er die Parteien vergebens durch das Au g sb u r g e r I n t er i m
zu einigeu.
1551 e. Schwenkung des Kurfürsten Moritz gegen den
Kaiser, um im Bunde mit mehreren Reichsfürsten die bedrohte
Freiheit der deutschen Stände aufrecht zu erhalten, die vielfach
gefährdete Sache der Protestanten zu stützen, sich selbst in der
Meinung seiner Glaubensgenossen und seiner Uuterthanen wieder-
herzustellen und seinen Schwiegervater Philipp von Hessen zu be-
freieu. Capitulation von Magdeburg 1551, Ofsensivbündniß mit
König Heinrich 11 von Frankreich (1547—1559), dem die deutschen
1552 Reichsstädte Metz, Tont, Verdun als Reichsvicariat überlassen
werden. Moritz Zug gegen den überraschten Kaiser, der von
Jnspruck nach Villach flieht; das Coucil in Trient löst sich auf.
1552 Der Passauer Vertrag: Entlassung der Kriegsvölker;
Freigebung des Landgrafen; binnen Jahresfrist soll ein Reichstag
gehalten und durch ein Natioualconcil der Religionsfriede herge-
stellt werden. Nur Markgraf Albrecht vvu Brandenburg-Culmbach
fügt sich dem Vertrag nicht, souderu setzt den Krieg gegen katho-
lische Stifter fort. Moritz, mit der Achtsvollstrecknng betraut,
1553 fältt siegend bei Siev e rsha u s e n (bei Celle). Sein Bruder und
Nachfolger August tritt an Johann Friedrich die alten Besitzungen
der Ernestinischen Linie in Frauken und Thüringen ab. Der
französisch-osmanische Krieg wird inzwischen fortgesetzt.
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Extrahierte Personennamen: Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz Moritz Karl_V Karl Moritz Philipp_von_Hessen Philipp Heinrich Heinrich Reichsstädte_Metz Moritz Albrecht_vvu_Brandenburg-Culmbach Albrecht Moritz August Johann_Friedrich Johann Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Mühlberg Torgau Wittenberg Halle Magdeburg Deutschland Magdeburg Frankreich Verdun Villach Celle
45
Prag erobert — die Kaiserlichen in Norddeutschland bis nach
Holstein (ihre Niederlage bei Wittstock in der Mark 1636 durch
Banör). Auf dem südwestdeutschen Kriegsschauplatz nach Bern-
hards Tod: Niederlage der Franzosen bei Tuttlingen 1643
(Johann von Werth), ihr Sieg unter Condä und Turenne bei
Allerheim (in Baiern) 1645; mit den Schweden gegenbaiern
bei Susmarshausen (bei Augsburg) 1647.
4. Friedensverhandlungen und Friedensschluß.
Der thatsächliche Friedenszustand zwischen den meisten Reichs-
ständen intb dem Kaiser schon seit 1635, führte bald zu dem
Wunsche auch nach rechtlicher Feststellung. Die Einleitungen
dazu waren bereits auf dein Augsburger Reichstag 1641 ge-
troffen, die wirkliche Eröffnung der Verhandlungen erst seit 1643
zu Münster mit Frankreich, zu Osnabrück mit Schweden.
Der Westfälische Friede 1648.
A. In Lem auf das Reich.
N. P o l it is ch e H au p t b e d i N gu N g e u: Die früheren Glieder,
Schweiz und Niederlande, nun auch de iure vom Reiche
getrennt, die letztere:! auch von Spanien in ihrer Unabhängigkeit
anerkannt und durch die sogenannten Generalitätslande vergrößert;
■—- das Reich, das als solches unter den friedenschließenden
Mächten nicht einmal genannt wird, hört in seinem alten
Bestand auf zu existieren, indem die Reichsstände ste ckroit de
souveraineté^ erhalten. —
Kurpfalz wird, aber nur in den Grenzen der Rheinpfalz,
hergestellt und erhält eine achte Kurwürde. Baiern behielt die
Kurwürde, die Oberpfalz. Kur-Sachsen behielt die Lausitz
und das Directorium der evangelischen Stände. •—
Brandenburg (der große Kurfürst seit 1640, ein wesent-
licher Förderer des Friedenswerkes) erhielt von dem ihm recht-
mäßig zugehörigen Pommern nur Hinterpommern theilweise, statt
Vorponnnern die (damals nicht als entsprechender Ersatz geltenden*)
*) Namentlich wegen der geographischen Verbindung Vorpommerns mit
den Marken, die weit enger und wichtiger war als die Magdeburgs und
Hatberstadts mit der Alt- und Mittelmark; dann weil der große Kurfürst den
Weg zur Gründung einer Seemacht suchte, Hinterpommern aber nur einen un-
bedeutenden Hasenplatz (Colberg) ohne einen dahinter gelegenen größeren Fluß
besaß.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Johann_von_Werth Johann
84
mögliche Mittel für die festere Einigung der durch das ganze
Reich zerstreuten Landestheile.
Gründung des st e h e n d e n H e e r e s als eines der Grund-
pfeiler von Brandenburgs Größe schon von 1641 an. Bei des
Kurfürsten Tod ein kriegserprobtes Heer von etwa 28000 Mann.
Der aus schwedischen Diensten übergetretene Feldmarschall Georg
von Dersslinger der Schöpfer der brandenburgischen Reitereis-
Begründer der Artillerie und des Besestigungswesens der Feld-
marschall Otto von Sparr.
Versuche zur Gründungfeiner Flotte schon 1664, dann im
schwedisch-französischen Krieg 1675, zunächst zur Kaperei und zu
Angriffen gegen Schweden; 1682 Bildung einer Handelsgesell-
schaft nach der westasrikanischen Küste, wo bald zwei branden-
burgische Colonien, Groß-Friedrichsburg und Dorotheenschanze,
entstehen. Nach des großen Kurfürsten Tod verfallen diese Unter-
nehmungen, zugleich angeseindet von den Holländern, an welche
die brandenburgischen Besitzungen endlich 1720 durch Kauf über-
gehen.
Hebung der im 30jährigenkriege tief gesunkenen Land es -
cultur; Förderung der inländischen Industrie nach nieder-
ländischem und französischem Vorbild. Ausnahme von etwa
20,000 nach Aushebung des Edictes von Nantes flüchtigen
französischen Protestanten in seinen Landen 1685. Be-
deutende Canalbauten, namentlich der Müllroser oder Fried-
rich-Wilhelms-Canal als Wasserstraße zwischen Oder und
Elbe durch die Spree, vollendet 1668. Gründung der Uni-
versität Duisburg 1655.
Friedrich Iii Kurfürst von 1688 —1701, als König
Friedrich I — 1713. Auch unter ihm nimmt Brandenburg-
Preußen an den wichtigsten Ereignissen der Zeit bedeutenden An-
theil. Seine Heere unterstützen Wilhelm von Oranien bei dem
Gewinne der englischen Krone; nehmen unter seiner Führung am
dritten Kriege gegen Ludwig Xiv und am Türkenkrieg Theil;
zeichnen sich im spanischen Erbsolgekrieg aus; entschiedenes Mit-
wirken bei Höchstädt, Turin, Malplaquer *).
a. Länderzuwachs von 38 Q. M. durch den Erwerb der
i7v2 Grafschaften Meurs und Lin gen 1702, des Fürstenthums
i7v7neuschatel mit Val engin 1707 aus der oranischen Erbschaft,
*) S. oben Seite 56, 67, 74.
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TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Georg
von_Dersslinger Otto Friedrich_Iii_Kurfürst Friedrich Friedrich_I Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig
Die Ostseite ist schmal, von dürftiger Strombildung (der
Aufidus, j. Ofanto, der bedeutendste Fluß), dazu ziemlich gerad-
linig abgeschnitten, ohne Küstenentwicklung; die östliche Küste des
nördlichen Italiens bildet eine Reihe von Sümpfen und Lagunen.
Die Westseite dagegen ist reicher und mannichfaltiger aus-
gestattet. Sie bat mehr Küstenentwicklung, ist von Inseln um-
geben und bildet ein breiteres Gebiet, das durch größere Ströme
(Arnus, Tiber, Vulturnus) und durch frühere vulkanische Thätig-
keit zu der mannichfacksten Thal- und Hügelbildung entwickelt
ist. Die Westseite war daher zu größerer historischer Be-
deutung bestimmt als die Ostseite, die auch das adriatische Meer
ohne nahe Inseln und die gegenüber liegenden unfruchtbaren
Küftenlandschasten «licht zur Thätigkeit und zum Verkehr anregten.
Die westlichen Laudschastell Etrurien, Latillni und Campanien
waren zu einer Rolle berufen, welche die Natur Apulien und
Messapien versagt hat. Italien war auf den Westen hingewiesen
wie Griechenland auf kn Osten.
Italien hat stark ausgeprägte Natur grenzen; die eigentliche
Halbinsel ist auf drei Seiten vom Meere umgeben; um das nörd-
liche Italien legt sich im Halbkreise eine ungeheure Scheidewand,
die Alpen. Die Westalpen, am ligustischen Meerbusen aufsteigend,
nach Westen gegen das Thal der Rhone (Rhvdanus), nach Osten
gegeli die Poebene abfallend, trennen es von Gallien. Mit dem
Mont blaue begimit der höchste und mächtigste Theil der Alpen,
die Centralalpen, die Italien gegen Helvetien und Germanien
abschließen; die dritte und östliche Abtheilnng, mit dem Groß-
glockner beginnend, ist niedriger, legt sich aber breiter durchs
Land und zieht sich bis znm adriatischen Meere.
Italien hat uatrlrgenläß vier Theile: 1) Oberitalien; L)
Mittelitatiell,. den eigentlichen Stanrm der Halbinsel; 3) Unter-
italieu, aus dell beiden Halbinseln bestehend und 4) die. Inseln.
1) O b e r i t a l i e n oder der evntineutacke Theil Italiens von
den Alpen bis zum Macra und Rubieon reichend; dazu gehört
vor Allem die lombardische Tiefebene, von dem Po (Padus) der
ganzen Länge nach durchzogen, in Dreiecksgestalt zwischen den
Alpen und den Apenninen sich ausdehnend; eine Linie zwischen
Parma, Mutina, Bononia und Arüninum bezeichnet die südliche
Grenze. Oberitalien umfaßt : a. Gailia cisalpiua, togata (im
Gegensatz zu Gailia braccata), durch den Po in Gailia trau>.-
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