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1. Theil 3 - S. 129

1834 - Königsberg : Bornträger
Die freie Tatarei. 129 ten. Der Bukhare ist von mittler Statur, schlank und wohl- gebildet. Die Haut ist etwas bräunlich, die Augen sind groß, schwarz und lebendig, das Gesicht frisch, die Nase gekrümmt, das Haar schwarz und sehr fein. Ihre Haltung zeigt Gewandt- heit und hat etwas sehr Edles. Besonders hübsch sind die Frauen. Die Bukharen sind offen, freundlich, theilnehmend, friedlich und gastfrei; aber hinter dieser freundlichen Außenseite soll eine große Verdorbenheit verborgen sein. Für edle, uneigen- nützige Handlungen sind sie unfähig. Sie tragen ein Hemde und Beinkleider von leichtem, baumwollenem Zeuche, darüber einen seidenen Kaftan. Auf dem Kopfe haben sie eine Mütze mit Pelzwerk oder einen Turban, und um den Leib eine vier- fache Binde von Seide. Wenn sie ausgehen, so werfen sie wohl noch einen langen Tuchrock mit Pclzwerk über. Die Weiber haben weite Kaftans von Baumwolle oder Seide; der Kopf ist mit einer kleinen stachen, bunten Mütze bedeckt, unter welcher das Haar den Rücken herab in Flechten hängt, vielfach mit Per- len und Edelsteinen geschmückt. Zwei wichtige Städte liegen in diesem Lande: Samarkand und Bukhara. Samarkand liegt in der Mitte eines reizenden Thales, ist wie alle Städte dieses Landes, mit einem Erdwalle und Graben umge- den, und hat ungepflasterte Straßen und unbedeutende Hauser. Im * Mittelalter war sie so groß und prächtig, daß die Morgenlander sie als eine Wunderstadt betrachten; jetzt ist davon kaum noch eine Spur zu sehen. Hier liegt das Schloß, in welchem der Kroßrkhan den Winter über wohnt. Bukhara ist die größte und wichtigste Stadt in der freien Tatarei, westlich von Samarkand. Die Bauart ist wie die von Samarkand, aber im Allgemeinen ist Bukhara schöner und groß- artiger. Die Hauser sind nur aus ungebrannten Backsteinen oder Lehm, die Straßen schmal und ungepflastert, und so trocken, daß im Sommer eine beständige Staubwolke über der Stadt ruhen soll. Sie ist der Mittelpunkt des Handels, und hat daher große Bazars und viele Karavanserais. Von außen sieht diese große Stadt sehr schön aus; denn sie hat viele Moscheen und Minarets. Auch ist die ganze Gegend sehr gut bewässert und daher überaus lachend, ein beständiger Garten. Die Dörfer umher stehen in wahren Wäl- dern von Fruchtbäumen. Doch ist das nur in der nächsten Um- gegend; weiterhin wird es desto wüster; denn Bukhara liegt auf einer Oase der bukharischen Wüste. 2. Turkiftan ist der nördliche Theil der freien Tatarei, zwilchen dem Aralsee und der chinesischen Mongolei. Die Ein- wohner sind folgende Völkerschaften: die Turkmannen sind Verwandte der Türken, und ihnen in der äußeren Bildung wie im Charakter sehr ähnlich. Sie sind Nomaden und wohnen unter Filzjurten. Sie tragen ein Nösselt's Geographie- 2te Aufl. Hi. 9

2. Theil 3 - S. 97

1834 - Königsberg : Bornträger
Arabien. 97 Bagdad, einst die Hauptstadt der arabischen Kalifen *). .Dar mals war sie so groß, daß man 3 Tage und 3 Nächte gebrauchte, um sie zu umgehen, kurz sie war eine der größten und prachtvoll- sten Städte der Erde. Von dieser Größe ist sie nun freilich seitdem sehr herabgesunken; denn sie hat höchstens nur noch 100,000 Einw. Sie liegt in einer weiten Ebene am Tigris. Selbst in dieser einst so reichen Stadt sind die Straßen schmutzig, ungepflastert, und so enge, daß kaum 2 Kameele neben einander gehen können. Die Hauser der Reichen sind zwar von Backsteinen und haben Glasr fenster; aber die der Aermeren sind nur von Erde, und die Fenster mit Papier verklebt, oder nur mit hölzernen Laden versehn. Der Handel der Stadt ist sehr ansehnlich, theils durch Kara vanen nach dem Innern von Asien, theils auf dem Flusse nach Basra oder Bassöra, auch wohl Balsöra genannt, das an dem schon vereinigten Flusse Schal el^ Arab liegt. Der persische Meerbusen ist zwar noch ein ganzes Stück entfernt, aber der Strom schon so breit, daß Seeschiffe bis nach der Stadt kommen können. Auch hier sind die Straßen eng, unregelmäßig und entsetzlich un- sauber. Einst war sie viel blühender; dennoch ist sie recht groß, aber alles zeugt von der Trägheit oder Nachlässigkeit der Einwoh- ner. Denn selbst die Bazars, die kostbare Waaren enthalten, sind sehr elend und schmutzig. Der Handel ist recht blühend, theils auf dem persischen Meerbusen nach Persien, Arabien und Ostindien, theils den Strom auswärts. Besonders bringt man hierher zur weiteren Beförderung den wohlschmeckenden Mokka-Kaffee aus Ara- bien und die Perlen, die man an den Küsten des persischen Meer- busens fischt. 4>,' Arabien. Das Innere dieser großen Halbinsel ist noch sehr unbekannt; noch nie hat ein Europäer ihre Mitte durchstrichen. Von Nor- den streichen Gebirge hindurch, unter denen die Berge Horeb und Sinai ja bekannt genug sind. Nun steigt das Land zu , *) Wer sollte sich nicht der Märchen der Tausend und Einen Nacht er- innern, die meist Begebenheiten von Bagdad erzählen. Auch residirte ja hier der mächtige und weise Kalif Harun al Raschid (spr. Harun Arreschihd), Zeitgenosse und Freund Karls des Großen. S. mein Lehrbuch der Welt- geschichte für Töchterschulen, 4te Ausg., Th. 2-, S. 35. Nossetts Geographie. 2tc Aufl. Iii. 7

3. Theil 3 - S. 144

1834 - Königsberg : Bornträger
144 Asien. auch kehrte seine Heiterkeit ziemlich wieder zurück. Er nahm eine Bibel zum Geschenk, und sagte ihnen recht freundlich lebe- wohl. Was aus ihm geworden ist, haben die Reisenden, die bald weiter segelten, nie erfahren. Korea wird unter diesen Umständen wohl noch lange ein ziemlich unbekanntes Land bleiben. China. Wir verstehen darunter nicht das ganze chinesische Reich, zu dem auch Korea, Tungusi'en, die Mongolei und Turfan gehören, sondern nur das eigentliche China. Nördlich ist dies große Land von der Mongolei durch die große chinesische Mauer ge- trennt, ein wunderbares Werk. Etwas ähnliches ist der Pikts- Wau in England; aber dieser ist nur 16 Meilen lang, und läuft in der Ebene fort, während die chinesische Mauer 700 Meilen lang ist, und stolz über fast unersteigliche Berge zackig hinläuft. Sie ist 200 Jahre vor Christus von den Chinesen erbaut, um die Einfalle der Mongolen abzuhalten. Obgleich so alt, ist sie noch sehr fest. Sie besteht aus zwei dünnern Mauern, deren Zwi- schenraum mit Erde und Schutt ausgefüllt ist, und die oben breite Auszackungen haben. Der Grund besteht aus großen Granitquadern, und der obere Theil aus großen gebrannten Zie- geln. Oben ist sie so dick, daß mehrere Wagen neben einander fahren könnten. Alle hundert Schritte steht ein Thurm. Ein- zelne Theile sind eingestürzt, und werden nicht mehr ausgebessert. So steht sie als ein merkwürdiger Ueberrest der Baukunst einer unbekannten Vorwelt da. Ein Engländer hat berechnet, daß diese wunderbare Mauer so viel Erde und Steine enthalte, daß man damit eine Mauer zweimal um den ganzen Erdball ziehen könnte. China ist beinahe so groß als halb Europa, und dabei ein sehr bevölkertes Land, so daß die Obrigkeit es nicht bestraft, wenn Eltern ihre neugeborenen Kinder ertränken oder sonst ums Leben bringen. Auch dies Land ist sehr wenig bekannt, weil die Chinesen so mißtrauisch sind, daß sie keinem Europäer erlauben, darin um- herzureisen, und erlauben sie ja einmal einer fremden Gesandt- schaft den Eintritt, so wird sie sorgfältig bewacht, und darf sich nicht umsehen. Von der Beschaffenheit des Bodens wissen nur

4. Theil 3 - S. 150

1834 - Königsberg : Bornträger
J 50 Asien. bauen beut« noch gerade so, wie vor 2009 Jahren und so ist es in allen Stücken. - Der Kaiser von China hat den Titel Chuandi. Er hat vollkommnes Recht, mit seinen Unterthanen zu machen was er will. Er lebt immer in seinem Pallast, und kommt nur bei feierlichen Gelegenheiten ins Publicum. Geschieht dies, so wird er von vielen Hofbeamten und Soldaten begleitet, und es darf niemand die Straßen betreten, durch die er kommt, damit ihn ja nicht etwa jemand sehe. Thüren und Fenster müssen zuge- macht und verhängt werden; die Seitengassen selbst sind zuge- hängt, und vor jeder Hausthüre steht eine Schildwache. Meist regiert der Kaiser gerecht, und es finden selten solche Eigen- mächtigkeiten statt, wie in den meisten asiatischen Reichen. Im Gegentheil werden alle Verbrecher streng bestraft. Dennoch ist Bestecherei und Betrügerei unter allen Beamten verbreitet. Städte: Peking ist die Hauptstadt des ganzen Reichs und die Residenz des Chuandi. Sie liegt im nördlichsten Theile des Landes in einer völligen Ebene. Sie besteht aus zwei Städten, die durch eine hohe Mauer von einander getrennt sind. Die nördr liche ist ein vollkommnes Quadrat, die südliche ein qnerliegendes, längliches Viereck. Jene heißt die Thrvnstadt, weil in ihrer Mitte der kaiserliche Pallast und alle dazu gehörigen Gebäude lie- gen. Sie machen einen besondern, aus vielen Höfen bestehenden mit Mauern und Thoren umschlossenen Stadttheil aus. Große Thore mit Thürmen von 0 Stockwerken führen in die Stadt. Die Straßen derselben sind sehr lang und breit und schnurgerade, zwar ungepflastert, aber der Boden fest, und der Staub wird durch das häufige Sprengen mit Wasser gemäßigt. Die meisten Häuser bä- hen nur 2 Stockwerk, und sind aus Backsteinen gebaut. Sie ha- den ein einförmiges Ansehen. Ihre Dächer sind geschweift, und bestehen zum Theil aus rothen, blauen oder grünen glasurten Zie- geln mit mancherlei Verzierungen. Sehr hübsch nehmen sich die Kaufmannsladen aus; denn sie sind sehr nett ausgeputzt, und eine große Mannigfaltigkeit von Waaren ist darin den Augen der Vor- übergehenden dargelegt. Die Thronstadt ist sehr lebhaft und stark bevölkert, weniger die äußere «südliche) Stadt, die^ viele Gärten und leere Gegenden hat. Peking gehört zu den größten Städten der Erde. Die Zahl ihrer Einwohner ist vo«t Reisenden auf 3 Millionen geschätzt worden, und sollte dies auch zu viel sein, so kann man doch wenigstens I Million annehmen. Die Straßen sind so gedrängt von Menschen, daß vornehme Personen^ wenn sie ausfahren wollen, Leute zu Pferde voran schicken, um den Vzeg frei zu machen. Frauenspersonen sieht man wenig, mehr in Sanf- ten als zu Fuß. Hier strömt ein Haufen Menschen, um dem Han- del oder anderen Geschäften nachzugehen, dort versammelt sich eine Schaar, um Marktschreiern zuzuhören, die ihre Arzneien ausschreien, oder Gauklern zuzusehen. Immerwährend gehen Polizessoldaten mit einer Peitsche umher, und sehen auf Ordnung. Sobald des

5. Theil 3 - S. 151

1834 - Königsberg : Bornträger
China. 151 Abends mit einer Glocke das Zeichen gegeben ist, daß Jedermann zu Hause sein soll, darf man sich nicht anders als mit einer Laterne auf der Straße sehen lassen, ohne aufgegriffen zu werden. Der Kaiser ist eben so wenig zugänglich, ja noch weniger,, als der tür- kische Sultan und der persische Schach. Ehe man bis zu seiner eigentlichen Wohnung gelangt, muß man durch eine Menge Thore, Höfe und Plätze gehen. Das Schloß, das seine Wohnzimmer in sich faßt, heißt die Wohnung des heiteren Himmels, und soll sehr hoch, reich und prachtvoll sein. Zwei große Rauchfässer von ver- goldetem Kupfer, auf denen Tag und Nacht wohlriechende Sachen brennen, stehen davor. Hier wohnen nur der Kaiser, die Kaiserin- nen und seine übrigen Frauen. Außer diesem Schlosse enthält die kaiserliche Residenz noch eine Menge Palläste, auch Gärten, Teiche, Springbrunnen, Blumenbeete, Wohnungen für Hofbeamte, Solda- ten, kaiserliche Handwerker und Künstler; kurz die Residenz macht, wie das Serai in Constantinopel, eine eigene Stadt aus, die fast eine Stunde im Umfange hat. Die Chinesen haben auch ihre Thea- ter. In Peking stehen 6 Theater für Trauer- und Lustspiele dicht neben einander. Von Mittag bis zum Abend wird hier gespielt. Die weiblichen Rollen spielen junge Burschen. Die Zuschauer sitzen im Parterre und in den Logen, und zwar an Tischen, und obgleich der Eintrittspreis sehr gering ist, so erhalten die Zuschauer doch unentgeldlich Thee, und Lichter zum Anzünden der Pfeifen werden vor sie hingestellt. So wie ein Schauspieler auftritt, so fängt er damit an, den Zuschauern zu sagen, welche Rolle er spiele; denn ein Schauspieler spielt oft mehrere Rollen. Geräth er in Leidenschaft, so fängt er an zu singen. Auch pflegt man bei Gaste- reien Schauspiele aufführen zu lassen. In dem Augenblicke, wenn sich die Gäste zu Tische sehen, treten 4—5 reich gekleidete Schau- spieler herein, verbeugen sich viermal mit der Stirne bis auf die Erde, und überreichen dem Vornehmsten der Gäste ein Buch, in welchem die Namen von 50—60 Schauspielen stehen, die sie aus- wendig wisien. Sobald das Stück bestimmt ist, beginnt die Vor- stellung unter Begleitung der Trommeln, Trompeten, Flöten und Schalmeien. Auch sieht man oft auf den Straßen herumziehende Schauspieler für das gemeine Volk Stücke aufführen. Auf jeder Stelle, wo sich zwei Straßen durchkreuzen, findet man Miethkutschen stehen. Es sind kleine bedeckte Wagen mit zwei Rädern, mit Atlas und Sammt verziert, und von Pferden oder Maulthieren gezogen. Beamte pflegen zu reiten. Fast auf jedem Schritte findet man Laden und Buden, in denen man Reiß, Mehl, Brot, Oel und andere Lebensmittel verkauft. Die größte Leckerei für eine pekingsche Tafel sind Enten, die hier besonders schön und groß sind. Wein giebt es in China gar nicht, sondern man trinkt eine Art von Reißbranntwein, ein wenig warm, aus kleinen Tassen. Die Vergnügungen der Chinesen sind sehr einfach. Tänze sind nicht üblich. Damen in eine Gesellschaft zu bringen, würde, man in Peking für höchst unanständig halten; daher sind aber auch ihre Zusammenkünfte sehr langweilig, die jüngeren Per- sonen schweigen, und hören den älteren zu, die über irgend einen

6. Theil 3 - S. 152

1834 - Königsberg : Bornträger
152 Asien. moralischen Gegenstand ein Gespräch führen'; rbre Unterhaltungen sind daher ernsthaft, anständig und überdacht. Ihre Liebe für das Spiel und die Freuden der Tafel ist schon oben erwähnt worden. Bei sich pflegt man aber niemand als etwa die nächsten Verwand; ten zu bewirthen, sondern ladet die, welche man bewirthen will, in ein Gasthaus ein. Einen Tag der Ruhe, wie unser Sonntag ist, kennt man in China nicht; ein Tag ist dem andern gleich; doch geht man in Peking gern spahieren, die Armen zu Fuß, um in den benachbarten Gasthäusern Thee zu trinken, und den Gauk; lern zuzusehen, während die Reichen in ihren Wagen fahren oder auf feurigen kirgisischen Rossen reiten. — Viel südlicher als Peking liegt Nanking, die zweite Stadt des Reichs, am Panrtje-Kian, sonst sehr groß und prächtig, seht aber sehr verfallen, und nicht überall mit Häusern bebaut, sondern auch voll Gärten und Bam; busgebüsche. Daß hier das Vaterland des Nankings sei, sägt schon der Name. Die größte Merkwürdigkeit der Stadt ist der berühmte Porzellanthurm. Man denke sich einen von mehreren Höfen eingeschlossenen Tempel. Zu dem mittelsten'hofe steigt man auf einer Treppe hinauf. Zn der Mitte des Platzes sehen wir den Tempel, der mit einem Dache von bunten Ziegeln bedeckt ist, und inwendig 10,000 Bilder von Gyps hat, die theils vergoldet, theils bemalt, und von der Größe einer Hand bis zur Menschengröße sein sollen. Daneben steht der Porzellanthurm, der achteckig ist, und ans 9 Stockwerken besteht. Auswendig ist er mit Porzellan; tafeln belegt, und inwendig mit Nischen, Bildsäulen und Vergol; düngen verziert. Ueber jedem Stockwerk ragt ein chinesisches Dach hervor, unftr dem ein Saulengang hinläuft. An den acht hervor; ragenden Schnäbeln jedes Daches hängen Glocken, die beim Wehen des Windes eine liebliche Musik machen. — Noch südlicher liegt Kanton, die einzige chinesische Stadt, nach welcher europäische Schiffe kommen dürfen. Sie ist groß, und hak lange und gerade, aber sehr enge Straßen. Die Faetoreien der europäischen Kauf; leute sind in einer besondern Dorstadt; in einer andern wohnen die Hong-Kauflente. So heißen diejenigen Chinesen, welche mit den Europäern Handel treiben. Diese Leute haben auch in der Nähe schöne Landsitze, und zeichnen sich durch Reichthum aus. Die Stra; ßen sind ungeheuer belebt; unaufhörlich wogt die Volksmenge Straße auf, Straße ab, und es ist ein interessanter Anblick, Men; schen von so verschiedenen Nationen aus Europa, Asten und Ame; rika in den verschiedensten Trachten zu sehen. Etwa der dritte oder der vierte Theil der Einwohner wohnt auf dem Wasser, nämlich auf einer Art von Flößen, auf denen ihre Hütten stehen. Eine halbe Stunde weit ist wohl der Fluß mit diesen Flößen (Scham; panem bedeckt, und man rechnet, daß wohl an lco,ooo Menschen so elend wohnen. Ihre gute Seite hat übrigens die Sache wohl; Man kann nämlich leicht einen bösen Nachbar mit einem besseren vertauschen. # . • ' Im Meerbusen von Kanton liegt eine kleine Insel,'Ma- kao, welche den Portugiesen unter chinesischer Oberhoheit gehört.

7. Theil 3 - S. 182

1834 - Königsberg : Bornträger
182 Asien. die Aufsicht eines englischen Residenten gefallen lassen. Die Stadt ist weitläuftig, aber schmutzig und schlecht gebaut. 4. Das Königreich Golkonda liegt zwischen den Flüssen Godawery und Kiftnah, also in Dekan, in der Mitte des Lan- des. Der Fürst des Landes hat den Titel Nizam. Golkonda war sonst wegen seiner vielen Diamanten berühmt, die jetzt nicht mehr so häufig vorkommen. Die Hauptstadt und Resi- denz ist die große Stadt Hyderabad (Heidrabaln, in einer öden, wüsten Gegend, auf gut indisch recht eng und krumm gebaut. Der Nizam residirt in einem großen, prächtigen Pallaste, und macht großen Aufwand. Besonders sind hier die Diamantenschleifereien, die aber sonst noch wichtiger waren. Nicht weit davon liegt die Stadt Golkonda auf und an einem steilen Felsen. Wegen der Festig- keit des Ortes hak der Nizam hier die Niederlage seiner Schatze, besonders seiner Diamanten. — Im Gebiete des Nizam liegt auch das Dorf Eli ore, in der Nähe des Godawery, berühmt wegen seiner merkwürdigen Höhlen, Ueberreste aus dem frühesten Alterthume. Man denke sich ein Felsengebirge in der Gestalt eines Hufeisens, dessen beide Enden eine halbe Meile von einander liegen. In die- sem Gebirge sind Grotten an Grotten, oft in 2—3 Stockwerken über einander. Manche stehen durch innere Gänge mit einander in Verbindung, andere sind durch Zwischenräume getrennt. Der größte dieser Felsenkempel ist so groß, daß mehrere unsrer Haupt- kirchen darin Platz fanden. Alles, was die Baukunst Großes, Prächtiges und Zierliches über der Erde hervorzubringen im Stande ist, sieht man hier unter der Erde: Vorhöfe, Treppen, Brücken, Capellen, Säulen und Säulengänge, Obelisken, Thier- und Menschenkolosse, und fast an allen Wanden erhabene Bildwerke (Reliefs), welche indische Götzen und deren Geschichte darstellen. In der Mitte der Grotte steht ein zweiter kleinerer Tempel, der in einem ganzen Felsenstücke, das man stehen ließ, ausgehauen ist. Ein Reisender versichert: sein wundervoller Bau, die Abwechselung, der Reichthum und die Sorgfalt in den Verzierungen übertreffe alle Beschreibung. In einer andern Grotte sieht man wieder einen Tempel, in welchem der Gott Indra und seine Frau Jndrani sitzen, er auf einem liegenden Elephanten, sie auf einem Löwen, alle in übernatürlicher Größe. Es scheint, als wenn alle indischen Götter hier ihre Tempel hatten. In noch einer andern Grotte sst eine Götterschlacht vorgestellt; die Heere bestehen meist aus Fußgängern; einige reiten auf Elephanten, andere sitzen ans Wagen; aber eigentliche Reiter sieht man nicht. Die Hauptmassen sind Bogen, Andere ha- den auch Keulen und Schwerter Nach der Erzählung der heuti- gen Braminen sollen diese Grotten fast sooo Jahre alt sein. Aber neue Untersuchungen lehren, daß das Alter derselben nicht genau bestimmt werden kann, daß nicht die Negierungszeit Eines Fürsten hinreichte, Werke von solcher Kunst auszuführen, und daß die Grot- ten von. Elephanre und Salsette noch viel alter sein müssen als die \ * w

8. Theil 3 - S. 184

1834 - Königsberg : Bornträger
184 Asien. liegt zwischen den Städten Delhi und Bombay. Sindia ist der einzige Marattenfürst, der noch kein Vasall der Engländer ist. Er führt den Titel eines Rajah, und ist jetzt ein Bundes- genosse der Engländer. Er regieret wie ein Despot, und ist Herr des Lebens und des Eigenthums seiner Unterthanen. Seine Hauptstadt und Residenz ist Oogen (Ugein). Sie ist sehr lebhaft, denn die Hindu betrach: ten sie (wie Benares) als eine heilige Stadt, und wallfahrten viel zu den 84 Pagoden. Nördlicher, nicht weit vom Ganges, liegt Gwalior, ein zweites Königsstein. Diese starke Festung liegt auf einem hohen, senkrechten Felsen, zu dem nur Ein Weg führt. Hier hat Sindia seine Schätze aufgehäuft, die ihm schwer zu rau: den sein würden, da sich auf dem Felsen Brunnen, Aecker und Wiesen befinden, und also die Festung schwer zu erobern sein würde. 4. Besitzungen d er andern europäischen Mächte. In Vorder-Indien haben die Portugiesen, die Fran- zosen und die Dänen noch Besitzungen, die aber gegen die der Engländer sehr unbedeutend sind. 1. Die Besitzungen der Portugiesen. Aus der Geschichte ist bekannt, daß die Portugiesen die er- sten waren, die zur See nach Ostindien kamen, und daß sie hier große Eroberungen machten *). Diese sind nachmals größ- ten Theils wieder verloren gegangen, und was die Portugiesen hier besitzen, ist nur ein geringer Ueberrest derselben. Ihre Be- sitzungen befinden sich auf der Küste Malabar. Der Mittel- punkt derselben ist Goa. Sie liegt auf einer Insel, südlich von Bombas), ist aber nur klein und liegt in einer ungesunden Gegend. Daher hat sich der Handel nach der in der Nähe auf dem festen Lande lie: genden Stadt Villa nova da Goa gezogen, wo auch der Gouverneurseinen Pallast hat. Die Einwohner sind ein Gemisch von Portugiesen, Hi-idu's und andern Asiaten und Afrikanern. Die Arrakbrenner reien sind hier berühmt, und wollen unsere Kaufleute ihren Arrak recht empfehlen, so nennen sie ihn Arrak de Goa. 2. Die Besitzungen der Franzosen. Sie liegen fast nur auf der Küste Coromandel. Der Haupt- ort ist Pond ich ery, südlich von Madras. Auch hier giebt es eine weiße und schwarze Stadt. Sie ist hübsch gebaut, und hat schnurgerade Straßen, aber sie ist eher eine Mittel: als eine große Stadt zu nennen. ) S. mein Lehrb. der Weltgesch. für Töchterschulen, Th. 2. S. 333.

9. Theil 3 - S. 187

1834 - Königsberg : Bornträger
Vorder-Jndien. 187 sehen lässt, und sein Volk als um seinetwillen geschaffen betrachtet. Das Bambusrohr ist das Universalmittel gegen alle vermeintliche und wirkliche Vergehungen. Die Residenz des Kaisers ist Hue, dessen Lage die Reisenden als sehr reizend schildern. Ner den ihr fließt ein breit;»- Strom hin; auf den Seiten des Thals sind hohe und steile Bergreihen, Kokospalmen, Bananen, Zuckerrohr- pflanzungen und Hecken von Bambus, deren prächtige Wipfel in die Lüfte wehen. Rings umher liegen viele und hübsche Dörfer, der ren Nettigkeit, verbunden mit der lebhaften, zufriedenen Natur der Einwohner, dem Ganzen ein Ansehn von Heiterkeit giebt. Die Stadt selbst besteht aus einem großen Viereck, das über eine Meile im Umfange hat, und mit hohen und starken Festungswerken umge- den ist. Inwendig sind die Straßen breit und regelmäßig, aber ver- gebens sucht man ordentliche Häuser. Der größte Theil des Bo- dens besteht aus Gärten, vor denen elende Hütten stehen, so daß die Nähe des Hofes die Einwohner eben nicht zu beglücken und zu bereichern scheint. Der Pallast des Kaisers kann vor den Baracken, die ihn überall umgeben, kaum gesehen werden. Sonderbar neh- men sich hier die Soldaten aus, die, statt daß unsre Soldaten bunte Aufschläge tragen, an ihren Kleidern verschiedenfarbige Aermel ha- den, z. B. blaue Kleider mit rothen Aermeln. Den Kaiser selbst zu sehen, gelang den Reisenden nicht, weil sein Stolz nur solche Europäer anzunehmen erlaubt, die ein andrer König ihm zuschickt. 2. Das Reich Siam. Das Land ist wenig bekannt, weil die mißtrauische Regie- rung den Europäern das freie Reisen im Lande nicht erlaubt. Kein Mensch würde hier glauben, daß man aus Wißbegier eine Reise unternähme, und jeder Reisende würde daher für einen Kundschafter gehalten werden. Der Menam bewässert das Land und überschwemmt die benachbarte Gegend, was für den Anbau des Reißes sehr nützlich ist. Die Einwohner haben im Ganzen mit den Einwohnern von Anam viel Ähnlichkeit. Sie find mehr klein als groß, sehr untersetzt, und haben eine sonderbare Form des Gesichts mit mongolischen Zügen. Ihr Gesicht ist sehr groß, ganz rund, und die Haare wachsen weit ins Gesicht hinein bis fast an die Augen. Dabei haben sie einen ganz dün- nen Bart, eine kleine Nase, und schiefliegende Augen. Die Ba- ckenknochen stehen weit vor. So wie wir die Zahne weiß zu erhalten suchen, so gehören schwarze Zähne zur Schönheit eines siamischen Mundes. Sie färben sie sorgfältig, und geben ihren Lippen durch das beständige Kauen einer aus Betelblättern und Arekanüffen bestehenden Masse eine hochrothe Farbe, was bei dem großen Munde und den breiten Lippen ein widerliches Ansehen giebt. Im Allgemeinen gehen die Siamesen mit nacktem Ober- leibe. Da ihre Farbe gelb ist, so suchen sie dieselbe durch Ein-

10. Theil 3 - S. 166

1834 - Königsberg : Bornträger
«66 Asien. werden sie auch sehr verehrt; vor allen aber genießen die beiden Groß - Lama's göttliche Verehrung, und eine Menge Menschen wallfahrtet jährlich zu ihren Füßen. Die beiden Groß-Lama's herrschen zwar ganz unumschränkt; aber der Kaiser von China ist Schutzherr des Landes, und erhält daher einen jährlichen Tribut. 1. Der Theil nördlich vom Buramputer ist das Land des Dalai-Lama. Hier liegt die Stadt Lassa, die gewöhnliche Residenz des Dalai. Sie ist groß, und durch die vielen hier ankommenden Pilger sehr lebhaft. Mitten in der Stadt steht ein großer Tempel, der dem höchsten Gotte geweiht ist. Ueberhaupt ist sie voll Tempel und Klöster. Im Sommer hält sich der Dalai in Putala, einem unfern liegenden Kloster, das auf einer Anhöhe steht, auf. Das Hauptgebäude, das sehr groß ist, eine vergoldete Kuppel hat, und mit Pyramiden, die von Gold und Silber stror tzen, umgeben ist, nimmt sich wie eine alte Ritterburg aus. In dem höchsten der 7 Stockwerke wohnt der Dalai rlama. 2. Südlich vom Buramputer ist das Land des Bogdo- Lama. In der Hauptstadt k Tissulumbu wohnt der Bogdo. Auch diese Stadt ist voll von Tempeln, Klöstern und Geistlichen. 3. Butan heißt der südlichste Theil, von Tibet im Süden des Himulaya, ein hohes Alpenland. Es wird nicht von den beiden Großlama's, sondern von einem Fürsten (Rajah) regiert. Vorder - Indien. Das höchste Gebirge der Erde, das Himälaya, thürmt sich im Norden dieser großen Halbinsel auf, und einzelne Zweige sen- ken sich bis zu dem großen Thale herab, das der Ganges durch, fließt. Der höchste Berg der Erde, der Dhawalagiri, wird hierher gerechnet. Südlich vom Ganges fangen die Berge wie- der an, und bedecken die ganze südliche Halbinsel. _ Die Haupt- bergkette heißt die Ghauts (spr. Gahts). Sie ziehen sich längs der Westküste hin, und sind mit prachtvollen Waldungen bedeckt. Die Arme der Ghauts laufen weit hin nach Osten bis an die Ostküste. Bei einem von so vielen Bergen und Thälern durchschnitte-
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