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Ii. Märtyrer und Kirchenlehrer aus -er Zeit -er Verfolgung
unter römischen Kaisern.
1. Die Ursachen der Verfolgung. In den Tagen, in welchen Jeru-
salem und der Tempel des Herrn zerstört wurden, wuchs die Kirche des Herrn
mächtig, und das Evangelium feierte einen Sieg nach dem andern. Bei dem
Tode Johannes, des letzten der Apostel, war die Botschaft des Heiles schon
über einen großen Theil von Asien, Europa und Afrika verbreitet. Die mei-
sten Länder, in denen die christliche Kirche begründet worden war, gehörten
zum großen römischen Reiche, so daß dieses Reich zugleich der eigentliche Sitz
der Kirche war. Je größer aber die Zahl der Christen wurde, desto mehr
wuchs auch die Feindschaft und Erbitterung der Heiden. Man haßte die
Christen, weil man sie als Verächter der Gesetze und als Feinde des Kaisers
ansah. Obwohl sie unterthan waren aller menschlichen Ordnung um des
Herrn willen, so hielten sie es dennoch für recht, Gott mehr zu gehorchen, .als
den Menschen. An allen öffentlichen religiösen Feierlichkeiten nahmen sie
keinen Theil; von den sinnlichen und oft grausamen Vergnügungen der Hei-
den hielten sie sich fern; Kampfspiele und Thiergesechte mieden sie als etwas
Unchristliches. Es schien ihnen wider Gottes Gebot zu sein, römische Kriegs-
dienste zu nehmen, weil jeder Krieger den Götzen opferte, ja selbst dem Kaiser
oder seinen Bildsäulen göttliche Ehre erweisen mußte. Das Alles machte sie
verhaßt. Selbst die Liebe, welche die Christen unter einander übten, wurde
verdächtigt. Ein Schriftsteller damaliger Zeit sagt: „Die Christen lieben sich,
noch ehe sie sich kennen, und lassen ihr Leben für einander; müssen sie nicht
in einem geheimen Bunde stehen?" Ihre Selbstverleugnung achtete man für
Thorheit; sdie Standhaftigkeit im Glauben hielt man für Eigensinn und
Hartnäckigkeit. Ihren Versammlungen und der Feier des heiligen Abend-
mahls dichtete man die schändlichsten Dinge an. Man gab vor, daß sie das
Fleisch geschlachteter Kinder äßen und deren Blut tränken. Wenn ein Un-
glück das Land heimsuchte, so gab man den Christen die Schuld. Sobald ein
Erdbeben oder große Dürre ,entstand, in Egypten der Nil die Felder nicht be-
fruchtete, in Rom die Tiber über ihre Ufer trat, die Pest wüthete oder eine
Theuerung ausbrach, so schrie man gegen die Christen, um welcher willen die
Götter solche Strafen geschickt hätten. Da fielen die Heiden ohne Erbarmen
über sie her und tödteten sie. Jahrhunderte lang mußte die Kirche durch eine
schmerzliche Blut- und Feuertaufe gehen. Doch Gottes Gnade war in den
Schwachen mächtig. In aller Trübsal blieben die Christen treu dem Bekennt-
niß und erlitten gern den Tod um deß willen, der für sie gestorben und auf-
erstanden war. Zehnmal kehrten die Verfolgungen wieder, bis endlich ein
römischer Kaiser selbst Christ wurde.
Alle Trübsal aber, welche die Kirche des Herrn in ihrer ersten Gestalt
zu erfahren hatte, trug ihren reichen Segen in sich. Mit Bewunderung sahen
die Heiden, wie die Christen in der Zuversicht ihres Glaubens mit großer
Standhaftigkeit und Freudigkeit in die größten Qualen gingen und dabei
in Geduld und Sanftmuth und ohne Haß gegen ihre Peiniger und Mörder
blieben. Nicht selten geschah es, daß ein roher Heide dadurch zum Glauben
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Extrahierte Personennamen: Johannes Apostel
Extrahierte Ortsnamen: Asien Europa Afrika Rom Gottes
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Kranken und brachten diesen leibliche Erquickung und geistlichen Trost. Frem-
den Brüdern öffnete man gastfreundlich das Haus und dienete ihnen. So
war das ganze Leben der Christen ein beständiger Gottesdienst; ein alter
Schriftsteller konnte daher mit Recht sagen: „Die Christen leben im Fleische,
aber nicht nach dem Fleische; sie wohnen auf Erden, aber leben im Himmel;
was im Körper die Seele ist, das sind in der Welt die Christen."
Iv. Die Zeit der äußeren Ruhe.
1. Constantin der Große, oder die Kirche kommt unter weltlichen
Schutz. Der Herr hatte durch die Verfolgungen feine Gemeinde gereinigt und
im Feuer der Trübsal geläutert. Die Zeit war nicht fern, in welcher das
Wort vom Kreuz den völligen Sieg über das Heidenthum feiern sollte.
Das römische Reich, das sich von Spanien bis zum Euphrat und vom
nördlichen England bis an die Sandwüsten Afrika's erstreckte, konnte nicht
mehr von einem Beherrscher übersehen und regiert werden; darum erwählte
sich schon Diokletian, unter welchem die Christen die letzte und heftigste
Verfolgung zu erdulden hatten, einen Freund zum Mitregenten. Im An-
fänge des 4. Jahrhunderts bestiegen Galerius und Constantinus Chlo-
rids den Thron; jener im östlichen, dieser im westlichen Theile des
Reiches. Galerius haßte und verfolgte die Christen, Constantinus duldete
und achtete sie, blieb aber selbst ein Heide. Als er alt und schwach wurde,
setzte er seinen Sohn Constantin zum Mitregenten, welcher bei seines
Vaters Tode im Jahre 306 als Kaiser an seine Stelle trat. Mit ihm begann
für die Kirche des Herrn eine neue, glückliche Zeit. Am Hofe seines Vaters
hatte Constantin manchen frommen Christen kennen gelernt, und seine Mutter
Helena, die später eine gläubige Christin wurde, hatte seine Liebe zum
Christenthum genährt und gepflegt. Beim Antritt seiner Regierung gebot er
deshalb, daß Niemand die Christen verfolge. Er selbst blieb noch Heide;
denn im Jahr 308 opferte er in Gallien dein Apollo und machte ihm reiche
Geschenke, als die Franken, welche gegen ihn gerüstet hatten, ihren Kriegszug
einstellten. Die Anfänge seiner Bekehrung fallen in das Jahr 312. Der
Kirchengeschichtschreiber Eusebius erzählt darüber Folgendes. Constantin
zog von Gallien aus gegen Marentius, seinen Gegner, in den Krieg. Da
erblickte er unter der Sonne ein flammendes Kreuz mit der Inschrift: in hoc
vince (d. h. durch dieses siege). Im Traume erschien ihm Christus, in der
rechten Hand das Kreuz haltend, das er am Tage gesehen, und befahl ihm,
von demselben ein Bild machen zu lassen, das er gegen seine Feinde tragen
solle. Am Morgen rief Constantin seine Freunde zu sich, erzählte ihnen den
Traum und ließ sofort eine kostbare Fahne anfertigen (Labarum genannt),
welche mit dem Zeichen des Kreuzes den Namenszug Christi verband. Dreißig
Auserwählte trugen das Panier des Sieges dem Heere voran. So kam Con-
stantin vor Rom. Die Römer und ihre Bundesgenossen wichen schnell.
Alles stürzte sich in wilder Flucht über die Tiberbrücke. .Tausende, unter
ihnen Marentius, mußten im Strome ertrinken. Das war die Schlacht
am rothen Stein bei Rom im Jahr 312 n. Chr. Als der Kaiser hierauf
siegreich in Rom eingezogen war, ließ er auf dem Forum seine Bildsäule er-
richten, eine Fahne mit dem Zeichen des Kreuzes in seiner Rechten tragend,
.
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Extrahierte Personennamen: Constantin Constantinus Constantinus Constantin Constantin Helena Eusebius Constantin Constantin Christus Constantin
Extrahierte Ortsnamen: Spanien England Galerius Galerius Gallien Gallien Christi Rom Rom Rom
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Fürst und dadurch der Grund zum nachmaligen Kirchenstaate
gelegt.
Die großen Reichsversammlungen, welche zum Zweck einer Heermuste-
rung oder Waffenschau bisher alljährlich am 1. März stattgefunden hatten
und darnach Märzfelder genannt wurden, verlegte Pipin auf den 1. Mai,
daher sie fortan Maifelder hießen.
Um seiner kleinen Gestalt willen hatte Pipin manchen Spott zu erlei-
den. Als er aber einst bei einem Thiergefecht einen Löwen mit dem Schwerte
tödtete, bewies er feinen feigen Großen, daß er zwar klein fei, aber einen
starken Arm habe. Von nun an scherzte Niemand mehr über feine Gestalt.
(„Pipin der Kurze", von Baur.)
§ 11. Missionsbestrebungen ausländischer
Glaubensboten unter den Deutschen.
1. Die ersten christlichen Sendboten. Die germanischen Völker, welche
sich in den Ländern des ehemaligen weströmischen Reiches niedergelassen
hatten, bekannten sich schon zum christlichen Glauben, als im eigentlichen
Deutschland noch finsteres Heidenthum herrschte. Mit dem 5. Jahrhundert
hatte im südlichen Deutschland die christliche Missionsthätigkeit begonnen.
Nicht von den reichen und mächtigen Bischöfen des fränkischen Reiches ging
die Heilsbotschaft aus, — sie führten meist ein völlig weltliches Leben —
sondern von schlichten, irischen Mönchen geschah es, die aus Liebe zum Herrn
die Heimath verließen, um das Licht des Evangelii den Völkern zu brin-
gen, die noch in Finsterniß und Schatten des Todes wandelten. Bei den
Alemannen predigte Columbanus und dessen Schüler Gallus, an
welchen das von ihm gegründete Kloster St. Gallen erinnert. Kilian, der
Apostel der Franken, wirkte in der Gegend von Würzburg in Segen, starb
aber den Märtyrertod. Der Angelsachse Wilibrord brachte den Friesen
die Botschaft des Heils und stiftete das Bisthum Utrecht. Es gelang ihm
beinahe, den rohen König dieses Volkes, Ratbod, zu bekehren. Schon stand
derselbe mit einem Fuße im Flusse, um das Wasserbad der Taufe zu empfan-
gen, als er noch die Frage stellte, wohin seine heidnischen Ahnen gekoinmen
seien. Nach der Antwort: „In die Hölle!" stieg er wieder heraus und sprach:
„So will ich lieber mit meinen heidnischen Ahnen in der Hölle verdamm!
sein, als mit euch Christen selig werden." Diese Boten alle aber übertras
der angelsächsische Mönch Winfried, der Apostel dvr Deutschen genannt.
Er war es, welcher der deutschen Kirche feste Ordnungen gab, sie aber auch
mit den stärksten Banden an Rom fesselte.
2. Winfried (Bonifacius). Derselbe wurde zu Kirton im König-
reiche Wester geboren. Die Liebe zu Christo trieb ihn, zu den Heiden das
Evangelium zu tragen. Den ersten, aber vergeblichen Versuch machte er bei
den Friesen (715). Um unter dem Schuhe des Papstes tiefer in Deutsch-
land einzudringen, unternahm Winfried 718 eine Reise nach Rom, wo ihn
der Papst sehr freundlich empfing und ihm den Namen Bonifaeins gab.
Hierauf zog er nach Thüringen und Hessen. Zu A m ö n e b u r g in Ober-
hessen gründete er sein erstes Kloster in Deutschland. 723 reiste Bonifacius
das zweite Mal nach Rom und wurde zum Bischof aller in Zukunft entstehen-
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man dazu weder an Fleiß, noch Mühe und Kosten es mangeln lassen dürfe,
daß man sich auch der armen Heiden und Ungläubigen annehme." Zugleich
wurde durch die gewaltige und tiefgehende Geistesregung, die eben damals
von Spener und Francke aus über die deutsch-evangelische Kirche sich ver-
breitete, der Boden bereitet, auf den: eine frische und lebenskräftige Missions-
thätigkeit erwachsen sollte. Das lutherische Dänemark hatte seit 1620 ange-
fangen, in Ost- und Westindien Colonien zu gründen und war dadurch mit
götzendienerischen Nationen in unmittelbare Berührung gekommen. Da rührte
der Herr das Herz des Königs Friedrich Iv., daß er bald nach seiner Thron-
besteigung den Gedanken in Ausführung brachte, das Evangelium den der
Krone Dänemarks unterworfenen Heiden predigen zu lassen. Weil sich in
seinem Reiche Niemand willig finden ließ, diese Botschaft zu übernehmen, so
wendete sich der König an Francke in Halle. Auf dessen Veranlassung fuhr
Bartholomäus Ziegenbalg (1705) von Kopenhagen nach Trankebar
ab, um unter dem Schutze des Königs von Dänemark die evangelisch-deutsche
Mission zu beginnen. So entstand die dänisch-hallische Missions-
gesellschaft. Ein eigenes Missionskolleginm in Kopenhagen nahm die hei-
lige Sache in die Hand; im Volke selbst aber fand sie keinen rechten Anklang,
selbst die dänischen Colonialgeistlichen legten häufig einen der Mission geradezu
feindlichen Sinn an den Tag.
Anders war es in Halle und in Deutschland überhaupt. Hier wurzelte
das Missionsinteresse im Volke. Die Francke'schen Stiftungen in Halle
bildeten den Mittelpunkt der Missionsthätigkeit. Hier wurden Missionare
ausgebildet und reiche Gaben gesammelt. Männer, wie Ziegenbalg,
Schulze, Gericke und Schwarz, die sämmtlich von der hallischen Mis-
sionsanstalt ausgingen, glänzen in der Missionswelt unter den bedeutendsten
Namen.
Eine zweite Missionsnnternehmung ging von dem norwegischen Pastor
Hans Egede aus, welcher durch die ihm von Kopenhagen gewordene Unter-
stützung 1721 auf Grönland landen konnte. 1735 kehrte er nach seiner Hei-
math zurück und leitete von hier aus den Fortgang der Mission, welche in-
zwischen durch die Ankunft der Missionare der Brüdergemeinde neuen Auf-
schwung erhielt.
Von Kopenhagen ging auch das Missionsunternehmen aus, dessen Seele
der Graf von Zinzendors war. Thcils durch die Nachrichten von Egede's
Mission in Grönland, theils durch den Verkehr mit einem ans Kopenhagen
mitgebrachten, getauften Negerjüngling aus Westindien für die Mission be-
geistert, legte er den auf seinem Gute ansässigen mährischen Brüdern die
Sache an's Herz. Da erklärten sich zwei derselben, Bernhard Dober und
David Nitschmann, bereit, als Missionare nach St. Thomas in West-
indien zu gehen, während die beiden Brüder Matthäus und Christian Stach
willig waren, nach Grönland anfznbrechen. Damit begann in: Jahre 1732
die Missionsthätigkeit der Brüdergemeinde, die noch heute zu den gesegnetsten
und erfolgreichsten gehört. Die Stationen dieser christlichen Gemeinschaft ver-
breiteten sich bald weiter, sowohl über andere Inseln Westindiens, als
auch nach Nordamerika unter die Indianer, nach Surinam unter die
Negersklaven, nach Guinea unter die freien Neger, nach dem Cap der
guten Hoffnung unter die Hottentotten, an die Ufer der Wolga unter
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Extrahierte Personennamen: Spener Francke Friedrich_Iv. Friedrich_Iv. Francke Bartholomäus_Ziegenbalg Ziegenbalg Schulze Schwarz Hans_Egede Bernhard_Dober David_Nitschmann David Thomas Brüder_Matthäus Christian_Stach
Hi.
Fragen und Ausgaben zur Wiederholung.
1. Zum ersten Theile.
1. Wann und wie wurde die christliche Kirche gegründet, und was ist über
Gesinnung und Wandel der ersten Christen zu sagen?
2. Wodurch führten die Juden in Jerusalem das göttliche Strafgericht über
die „heilige Stadt" herbei; welche römische Feldherren zogen gegen die
Stadt und wann wurde Jerusalem zerstört?
3. Welches waren die Ursachen der von den römischen Kaisern über die
Christen verhängten Verfolgungen; von welchen Kaisern ging die erste
und zweite Verfolgung aus, und welche Apostel erlitten unter Nero den
Märtyrertod?
4. Wann und wie starben Ignatius, Justin und Polykarpus?
5. In welcher Zeit brach die Christenverfolgung in Gallien aus, und wie
hießen die wichtigsten Märtyrer zu Lyon und Vienne?
6. Welches Loos hatten die Christen unter den Kaisern Decius und Va-
lerius, und welcher Bischof starb unter Letzterem für seinen Herrn?
7. Gieb die Aemter an, welche zur Verw altung der christlichen
Kirche in den ersten Jahrhunderten geschaffen wurden!
8. Welche Zeit pflegt man für die christliche Kirche die „Zeit der
äußeren Ruhe" zu nennen, und durch welchen römischen Kaiser wurde
sie herbeigeführt?
9. Was wird über die Veranlassung zur Bekehrung Constantin's des
Großen erzählt, und in welcher Schlacht besiegte dieser Kaiser seinen
Gegner Marentius?
10. Aus welche Weise gab Constautin den Christen seine Gunst zu erkennen?
11. Welches war die Veranlassung zur Berufung des allgemeinen Conci ls
zu Nicäa; wann fand es statt, und welches war das Ergebniß desselben?
12. Wann regierte Kaiser Julian; warum wird er „der Abtrünnige"
genannt, und was ist über den Lebensausgang dieses Kaisers zu sagen?
13. Durch wen ist das Einsiedler- und durch wen das M önchsw esen in
der Kirche aufgekommen, und wann lebten diese Männer?
14. Wann lebte der Bischof Ambrosius von Mailand, und wodurch
hat sich derselbe in der Kirche eine bleibende Erinnerung geschaffen?
15. Wo und wann wirkte Johannes Chrysostomus, und welches
Schicksal hatte zuletzt dieser beredte Lehrer der Kirche?
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Erster Theil.
Lebensbilder aus der Geschichte der christlichen Kirche bis
zum 6. Jahrhundert.
I. Die christliche Kirche in -er apostolischen Zeit.
1. Gründung der christlichen Kirche. Wie die Kirche des Herrn ent-
standen und was in der ersten Zeit mit ihr vorgegangen ist, erzählt der Evan-
gelist Lucas in der Apostelgeschichte (Kap. 2). Nach der Himmelfahrt ihres
Meisters blieben die Jünger einmüthig bei einander mit Beten und Fasten
und warteten auf die Verheißung, die sie empfangen hatten. Und als der
Tag der Pfingsten erfüllet war, wurden sie alle des heiligen Geistes voll und.
singen an zu predigen mit andern Zungen, nach dem ihnen der Geist gab aus-
zlisprechen. Durch Petri Predigt wurden an diesem Tage bei 3000 Seelen
hinzugethan zu der Gemeinde (Ap.-Gesch. 2, 41). So ward durch den heili-
gen Geist die Kirche Christi gegründet; denn die da gläubig geworden waren,
blieben beständig in der Apostel Lehre und iu der Gemeinschaft und im Brot-
brechen und im Gebet (Kap. 2, 42). Der Herr aber that hinzu täglich, die
da selig wurden, zu der Gemeinde (Kap. 2, 47).
Die erste Christengemeinde schloß sich zunächst an die Jünger des Herrn
an, welche Zeugen seiner Auferstehung gewesen waren. Petrus blieb lange
Zeit die Stütze derselben. Aller Apostel Wort bekräftigte der Herr durch mit-
folgende Zeichen. In heiliger Eintracht und demüthiger, dienender Liebe
waren die Apostel Vorbilder der Gemeinde. Die Menge aber der Gläubigen
war ein Herz und eine Seele; Keiner sagte von seinen Gütern, daß sie sein
wären, sondern es war ihnen Alles gemein. Die christliche Armenpflege wurde
durch 7 Diakonen oder Helfer besorgt, welche ein gutes Gerücht hatten und
voll heiligen Geistes und Weisheit waren. Einer derselben war Stephanus,
der um seines Glaubens willen kurze Zeit nach der Himmelfahrt des Herrn
ein Blutzeuge (Märtyrer) wurde (Ap.-Gesch. 6). Bald darauf brach über
die Christen zu Jerusalem eine heftige Verfolgung aus. Die ganze Gemeinde
zerstreute sich; nur die Apostel blieben in Jerusalem zurück. Aber die zer-
streuten Christen trugen den Samen des Evangelii in das ganze jüdische Land
und über die Grenzen desselben hinaus. Damit aber auch den Heiden das
Wort vom Kreuz gepredigt werde, erweckte der Herr sich in Saulus ein aus-
erwähltes Rüstzeug (Ap.-Gesch. Kap. 9). Auf drei Missionsreisen hat
E. Förster, Deutsch.preuß. Geschichte. .
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Extrahierte Personennamen: Petri Apostel Apostel Apostel Apostel
Extrahierte Ortsnamen: Ap.-Gesch Christi Ap.-Gesch Jerusalem
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ander bekämpften sie sich, bis Constantius Alleinherrscher blieb. Mit
neuer Schärfe trat er dem heidnischen Wesen entgegen, aber in seinen Mitteln
lag nicht Christi Geist und Sinn, so daß die Bischöfe vor dem Gebrauch des
weltlichen Schwertes in geistlichen Dingen warnen mußten. Auch Athanasius
billigte die Handlungsweise des Kaisers nicht, sondern schrieb: „Die Wahr-
heit wird nicht durch Schwert und Geschoß, nicht durch Heeresmacht verkün-
digt, sondern durch Ueberzeuaung und Ermahnung."
2. Julian der Abtrünnige (Apostata), 361 — 363. Alles, was
Constantius zur Förderung des Christenthums in seinem Reiche gethan hatte,
war äußerlicher Werkdienst gewesen. Er selbst war und blieb gottlos, wäh-
rend er und seine Hofleute über das Wesen des Sohnes Gottes stritten, und
er den Herrn der Kirche spielte. Die Heiden erhielten durch das Alles reich-
lich Ursache zu Spott und Lästerung; und nachdem der Herr zur Züchtigung
und Sichtung der Kirche schon jene innern Aergernisse hatte kommen lassen,
ließ er es zu, daß ein Mann zur Beschämung und zum Aerger der Christen
es unternahm, das Heidenthum wieder aufzurichten. Das war Julian, ein
Nesse Constantius des Großen, welcher bei der Hinrichtung seines Stammes
als Kind verschont uni) zum geistlichen Amt bestimmt worden war. Seine
Erziehung war aber verkehrt und machte ihm das Christenthum verhaßt, da
man ihn mit todten Bußübungen quälte. Der feurige und verständige Julian
verlangte eine andere Speise; er fand sie in den Schriften der alten Griechen
und Römer, denen er sich mit aller Liebe hingab. Sein Umgang mit heid-
nischen Philosophen und sein Aufenthalt in Athen H verstärkten in ihm diese
Liebe. Er glühte für den Gedanken, die schöne Zeit der alten Göttertempel,
der alten Kunst und Herrlichkeit wieder aufleben zu sehen. So stand es mit
ihm, als er im Jahre 361 zum Kaiser ausgerufen wurde. Sofort erklärte er
sich öffentlich für das Heidenthum, umgab sich mit heidnischen Philosophen
und Rednern, veranstaltete Opfer, untersuchte die Eingeweide der Thiere, um
die Zukunft zu erforschen, rpnd war ein Knecht des Aberglaubens, während
er sich für weise hielt. Heidnische Bildsäulen und Tempel winden rasch her-
gestellt, die heidnischen Priester erschienen in kostbaren Gewändern, Geld und
andere Gaben wurden denen gegeben, welche sich wieder in die vorher ver-
lassenen Heiligthümer einfanden. Den Christen entzog Julian ihre Stiftungen,
versagte ihnen den Eintritt in Staats - und Ehrenämter und hemmte ihre
wissenschaftliche Fortbildung; aber in ganz offener, feindseliger Weise, wie
es die früheren römischen Kaiser gethan hatten, trat er gegen das Christen-
thum nicht auf; dagegen suchte er es mit List zu dämpfen. Den Bischöfen der
mancherlei christlichen Parteien, welche unter der vorigen Regierung ver-
trieben worden waren, erlaubte er, in ihr Vaterland zurückzukehren; denn er
hoffte, daß sie sich nun unter einander selbst aufreiben würden. Unter ihnen
war auch Athanasius, der Bischof der Gemeinde zu Alerandrien.
Schon seit 8 Monaten hatte er durch sein Wort die Genwinde erbaut, als die
Heiden ihn verklagten, daß er die Stadt und ganz Aegypten verführe. „Ich
habe diesen Galiläern erlaubt, in ihr Vaterland, aber nicht in ihre Kirchen
zurückzukehren; ich befehle, daß Athanasius gleich nach Empfang dieses Briefes
die Stadt verlasse." Das war die Antwort des Kaisers, welche die Gemeinde
Athen: Hauptstadt von Griechenland.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Constantius_Alleinherrscher Christi Athanasius Julian Constantius Julian Julian Julian
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bete (439) das vanbalische Reich, bessen Hauptstabt Karthago war. Die
Blüthe bieses Reiches währte aber nicht lange; schon mit dem Tode Geiserich's
begann berverfall, nnb im Jahre 5 34 würde das Land eine leichte
Beute des griechischen Kai'sers Justinian.
Britannien war seit langer Zeit eine römische Provinz. Die große
Entfernung vom Mittelpunkte des Reiches machte aber die Behauptung und
Vertheibigung besselben besonbers gegen die im schottischen Hochlanbe woh-
nenben kriegerischen Pi eten und Seo ten sehr schwer. Die Römer ließen
daher biesen Besitz fahren. Die inr südlichen Theile der Insel wohnenben
Briten waren seit dieser Zeit den fortgehenben Einfallen ihrer norbischen
Nachbarn ausgesetzt und riefen deshalb die auf der deutschen Norbküste woh-
uenben Sachsen um Hilfe an. Da lanbeten (449) Angeln, Sachsen
und Juten und bekämpften die Pieten und Seoten. Bald zogen ihnen große
Haufen ihrer Lanbsleute nach und setzten sich hier fest. So wurden im Laufe
von 130 Jahren sieben angelsächsische Reiche (die sogenannte Hept-
archie) gegrünbet, von benen Kent das erste war.
§ 5. Attila, die Gottesgeißel (ch 453).
1. Seine Person und Lebensweise. Etwa 50 Jahre lang hatten die
Hunnen sich ihre Wohnplätze zwischen der Wolga und untern Donau genügen
lassen; als sie aber unter einem Herrscher vereinigt würden, brang der wilbe
Strom weiter nach Westeuropa vor.
Der furchtbare König, der sie anführte, war Attila oder Etzel. Durch
Ermordung seines Bruders hatte er sich zum Oberhaupte aller Hunnen ge-
macht. Die Ostgothen, Longobarden, Gepiden und Avaren wurden ihm
dienstbar, so daß sein Reich von der Wolga bis nach Thüringen reichte. Das
oströmische Reich zitterte vor ihm und hatte durch seine Einfälle in das Land
viel zu dulden. Attila war klein von Wuchs, hatte aber einen großen Kopf,
eine breite Brust und kleine, tiefliegende Augen. Gang und Haltung waren
stolz und majestätisch; in seinen Gliedern besaß er große Kraft. Er nannte
sich selbst gern Godegiesel, b. i. Geißel Gottes zur Bestrafung der Welt.
Krieg war seine Lust. Im Frieden saß er zu Gericht und sprach Recht ohne
Unterschied. Im heutigen Ungarlande befand sich sein Palast: eine hölzerne
Hütte, mit vielen Gängen und Hallen versehen. Im Essen und Trinken war
Attila einfach und mäßig; seinen Großen gab er dagegen glänzende Gast-
mähler, bei welchen man köstliche Speisen und Getränke aus goldenen und
silbernen Gefäßen genoß, während er sich selbst nur in hölzerner Schüssel und
hölzernem Becher vortragen ließ. Er war nicht gesprächig, doch sorgte er für
Unterhaltung seiner Gäste. Sänger priesen in Heldenliedern seine Thaten;
auch der Hofnarr fehlte nicht.
2. Die Hunnenschlacht (451). Im Jahre 451 brach Attila mit
700,000 streitbaren Männern aus Ungarn auf. Der Vandalenkönig Gei-
se rich reizte ihn zum Kampfe gegen die Westgothen. Auch auf das west-
römische Reich hatte es der Gewaltige abgesehen. Der damalige Kaiser Va-
len tini an Iii. verweigerte ihm die Hand seiner Schwester, der schönen
Honoria, welche ihm diese selbst angeboten hatte. Mit seinem gewaltigen
Heere zog Attila an der Donau hinauf, Alles vor sich her vernichtend. Die
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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Extrahierte Personennamen: Attila Attila Attila Attila Attila Honoria Attila
Zweiter Abschnitt. Iv. Nordseela'ndcr. 2. Dänemark. 215
tapfere und muthige Krieger, und vorzüglich tüchtige Seeleute; wohl
gebildet, stark, abgehärtet, jeder Beschwerde trotzend; dabei dennoch fried«
liebend und wenig unternehmend, im Ganzen etwas phlegmatisch und
zu wenig auf ihres Volkes Ruhm bedacht. — Seit der Aufhebung
der Leibeigenschaft sieht man das Volk heiterer, arbeitsamer, thatigcr,
da sie vorher mehr die Gemächlichkeit und Ruhe liebten. Uebrigens ist
der Dane selten recht zutraulich und herzlich; er fühlt zwar stark, wird
aber nicht leicht bewegt, auch langsamer verdorben, weil das Vergnügen
bei ihm weniger lebhaft und er selbst weniger Sinnensclav ist. Seine
Sprache ist eine Tochter der Niederdeutschen und der im loten Jahr-
hunderte nach Island verdrängten Normannischen Originalsprache.
Die Friesen und Angeln an der westlichen Küste vvn Schleß-
wig sind ebenfalls ein altes Germanisches Volk. Die Friesen haben
ihre alte Sprache und Sitte zum Theil beibehalten. Ein gewisser Stolz,
mit rauher Sitte gepaart, läßt sie bald von den Dänen und Deutschen
unterscheiden. Meistens sind sie Schiffer und Fischer. Ganz rein und
unverfälscht trifft man sie nur noch auf Helgoland. Die Angeln
zeichnen sich durch einen sehr kräftigen Körperbau, Freiheitssinn und
Selbstgefühl aus, sind aber viel betriebsamer und sittlicher als die Frie-
sen. Ihrer sind höchstens noch 30,000 Köpfe.
B. Westliche Nordseelander. Großbritannien und Jreland,
oder Groß- und Kleinbritannken.
1. Name, Lage, Größe.
Der Name dieser beiden großen Nordseeinseln ist wahrscheinlich
in der Zeit entstanden, als die Phönizier und Karthager zuerst die Zinn-
insel besuchten. Gallische und Belgische Ureinwohner, meistens Celtischcr
Abkunft, malten ihre Körper brit, d. h. bunt, woher vielleicht der
Name Briten, Buntbemalte, und Britannien, das Land der Bunt-
bemalten. Als die Römer auch diese fernen Eilande unterwarfen, nann-
ten sie das Land Albion, auch Bnt.irmia major, zum Unterschiede
Von Jreland, das sie Brilomnia minor nannten. Da sie es aber frü-
her als ein anderes Land (schon im Jahr 410) wieder verlassen muß-
ten, hatten sie wenigstens der Briten Sinn und Kraft vernichtet, wah-
rend in der Skoten (Scythen?) Hochlande muthige und wilde Krieger,
furchtbar wie Fingal, angefeuert durch Beispiel und Gesang zugleich
(Ossian) der Briten Land überfielen. Da erfleheten diese, zu schwach,
sich selber zu helfen, der Völker Beistand. Sie erhielten ihn von den
Angeln (Angelsachsen), geschickt zur See und furchtbar in der Schlacht,
wurden aber selbst in einem 100jährigen Kampfe deren Beute (449).
So sollte auch hier durch Deutsche Männer (Hengist und Horsa) Deut-
sches Leben und Deutsche Art Raum finden, und das Land den Namen
Angelland bekommen, woraus in der Folge England wurde, das
Andere jedoch auch von enges Land ablciten.
Zu derselben Zeit war die kleinere Nachbarinsel von Eyren oder
Iren bewohnt, die mit den Skoten gleiches Stammes dem Lande den
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TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte]]
Extrahierte Personennamen: Dänemark Fischer
Extrahierte Ortsnamen: Island Helgoland Britannien England