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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 107

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 107 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vvr uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschaft, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstein in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Neinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läszt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schiniedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit anf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wnrden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter auf einem freien Platze liegen.^ Ehe sie zur Bereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie auf eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eine feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiucheu ist.

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 108

1911 - Magdeburg : Creutz
108 8. Das Land zwischen ^aale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder aufgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarein Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberq. in den großen Ferien hier in den Waldungen"zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Die weiht (flfter. Die Quelle der Weißen Elster liegt auf dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen fließt sie nach N. durch das Vogt- und das Osterland. Ihr tiefes Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlause eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittelläufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, vou Zeitz au, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 121

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 121 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vor uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschast, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstem in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Reinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läßt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schmiedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit auf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wurden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter aus einem freien Platze liegen. Ehe sie zur Vereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie aus eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eilte feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiuchen ist.

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 122

1911 - Magdeburg : Creutz
122 8. Das Land zwischen Saale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder ausgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg' Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarem Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberg. in den großen Ferien hier trt den Waldungen zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Sic weihe Elster. Die Quelle der Weißen Elster liegt aus dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen stießt sie nach N. durch das Bogt- und das Osterland. Ihr tieses Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlaufe eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittellaufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, von Zeitz an, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

5. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 112

1902 - Magdeburg : Creutz
112 Das Norddeutsche Flachland. des Reichstagsgebäudes erhebt sich die 51 m hohe Siegessäule, die das Gedächtnis au die Kriege von 1864, 1866 und 1870/71 wach erhält. Im S. zweigt sich von der Lindenallee die prächtige Wilhelmstraße ab, iu der der Reichskanzler und die meisten Minister und Gesandten wohnen. In gleicher Richtung mit der „Lindenallee" zieht die Leipzigerstraße, wo das Herren- und das Abgeordnetenhaus liegeu. Die läugste Straße Berlius ist die schuurgerade Friedrich- straße (5 km), sie schneidet die Straße „Unter den Linden". Berlin ist auch der Hanptsitz der deutschen Wissenschaft und Kunst und birgt eine große Fülle geschichtlicher, wissenschaftlicher und künstlerischer Sehenswürdigkeiten." Unter den hervorragenden Lehranstalten sind besonders zu nennen: Die Universität, die Bergakademie, die Akademie der Wissenschaften. Der Geschichte und Kunst dieueu die Akademie der Künste, das Zeughaus (Ruhineshalle), das Hoheuzollermnuseum und die Natioualgalerie. An sonstigen Sehenswürdigkeiten sind noch hervorzuheben: Die Sternwarte, das Aquarium, das Panoptikum, der zoologische Garten, das Denkmal des großen Kurfürsten und das der Königin Lnise im Tiergarten, die Charite, die Wasserwerke, der Eentral-Vieh- und Schlachthof. Ein Gang durch den schönen Tiergarten führt nach der Villenstadt Char- lottenbnrg. Hier ist die Begräbnisstätte (das Mausoleum) Friedrich Wilhelms Hi. und Lnise (die Eltern) und Wilhelms 1. (der Sohn) nebst Gemahlin. Südlich von Berlin dehnt sich die Hasenheide, ein großer Kiefernwald, aus. Hier legte der berühmte Turin,ater Jahn den ersten Tnrnplatz an (1811). In der Nähe erhebt sich der 65 m hohe Kreuzberg, auf dessen Spitze ein Kriegerdenkmal zur Er- innerung an die Freiheitskriege errichtet wurde. Von der Höhe hat mau eine großartige Aussicht auf das nngehenre.hänserineer. Roch etivas südlicher liegt das .Tempelhoser Feld, der große Übungsplatz für das Berliner Militär. Von Charlottenburg und Spandau (Festung, Gewehrfabriken, Juliusturiu mit dem Reichskriegsfchatze) dehnen sich längs der seeenreicheu Havel große Wälder aus, z. B. der Grunewald, die sich bis zu der Sommerresideuz Potsdam erstrecken. In der landschaftlich schönen Gegend haben Preußens Könige nach und nach viele Schlösser erbaut. So liegt bei der Wildpark-Statiou das Neue Palais, wo die Kaiserliche Familie Sommeraufenthalt nimmt. Dicht daneben liegt das durch Friedrich deu Großen erbaute und berühmt gewordeile Schloß Sanssouci (Ohnesorgen), nördlich liegt das Marmorpalais und auf dem jenseitigen Havel- user das Lieblingsschloß Kaiser Wilhelm 1. Babelsberg. 9. Provinz Schicken. 40000 qkm. 4,4 Mill. Eiuwohuer. Natürliche Landschaften: a. Die Sudeten, b. der schlesische Landrücken mit den Tarnowitzer, Trebnitzer, Grüneberger Höhen, c. das Odertal. Gewässer: Oder, rechts mit Klodnitz, Malapane, Weida, Bartsch, links mit Oppa, Glatzer Neiße, Weistritz, Katzbach, Bober, Görlitzer Neiße. Nährquellen: Landwirtschaft: sehr fruchtbar vom Rande der Gebirge bis zu dem Westrande des Landrückens, dieser ist aber sehr dürftig. Weinbau bei Grüueberg, Tabak- und Flachsbau. Viehzucht: Rinder und Pferde. (Gebirgsweideu.) Waldwirtschaft: 3/io der Bodensläche ist Wald. Bergbau: vorzügliche Steinkohle, Eisen-, Zink-, Bleierze. Industrie: Leiuenweberei (Hirschberg), Glasfabrikation, Töpferei (Bunzlau). Handel: Austausch zwischen Rußland, Polen und Osterreich. Breslau ist der Mittelpunkt desselben. Bade- und Kurorte: Görbersdorf, Reinerz, Cndowa, Warmbrunn. Ortskunde: Görlitz, Hirschberg, Schmiedeberg, Salzbrunn, Langenbielau, Silberberg, Glatz, Ratibor, Oppeln, Breslau, Glogau, Jauer, Grüneberg, Liegnih, Schweidnitz, Königshütte, Beutheu. Schlachtorte: Mollwitz, Hoheusriedberg, Leuthen, Lieguitz, die Katzbach.

6. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 80

1902 - Magdeburg : Creutz
80 Das Eichsfeld und das Thüringer Stufenland. die von O. eindrangen. Zu seiner Zeit brachten fromme Leute (Missionare) den Thüringern das Christentum, z. B. Kilian und Bonifatins. Kirchen und Klöster entstanden nun überall. Im Dorfe Helfta soll die älteste Kirche Thüringens liegen. In kirchlicher Beziehung gehörte Thüringen seitdem zu dem Erzbishune Mainz und dem Bistume Merseburg. Die deutschen Kaiser, z. B- Heinrich l. und Otto 1. hatten in Thüringen ihre Pfalzen (Memlebeu, Tilleda). Nach und nach zerfiel das Land in eine große Zahl kleinerer Länder, die teils unter Fürsten, teils uuter Herzögeu und Großherzögen standen. Seit dem Anfange dieses Jahrhunderts gehört ein großes Stück von Thüringen zum Königreich Preußen, während der übrige Teil noch seine besonderen Regenten hat. Die günstige Lage Thüringens zwischen dem N. und S. nnseres Vaterlandes gab ihm seit alters eine große Bedeutung. Durch das Saaletal, über den Thürinyerwald und durch das Hörseltal führten Heerstraßen, an denen wichtige Handelsplätze entstanden, z. B. Erfnrt, Mühlhausen, Nordhausen, Merseburg, Halle. Gl Sagen» 1. Der verzauberte Kaiser. Ein ehrsamer Bergmann ging einmal am 3. Ostertage ans den Kifshäuser. Hier sah er einen steinalten Mönch mit schneeweißem Barte neben dem Wartturme sitzen. Als der Mönch den Bergmann bemerkte, trat er aus ihn zu und sprach: „Komin mit zu Kaiser Friedrich. Der Zwerg hat mir eben eine Springwurzel gebracht." Dem Bergmann bangte zwar ein wenig, aber der Mönch redete ihm freundlich zu. So gingen sie miteinander auf eiueu freien Platz. Hier zeichnete der Mönch einen großen Kreis und hieß deu Bergmann eintreten. Dann las er lant einige Gebete vor, schlug mit dem Stabe dreimal ans die Erde und rief: „Tue dich auf!" Da erzitterte der Berg und eiu dumpfes Getöse wurde Hörbar- Jetzt faßte der Möuch deu Bergmann bei der Hand, und beide sanken auf der Kreisfläche in die Tiefe. Nun waren sie in einem großen Gewölbe- Der Mönch schritt voran und der Berginann folgte- In einem Kreuzgange machte der^Mönch Halt und zündete 2 Fackeln an. Dann betete er wieder und öffnete mit der Spring- wurzel eine verschlossene Tür. Nun staudeu sie in einer prächtigen Kapelle. Der Boden war glatt wie Eis, die Decke und die Wände flimmerten beim Fackelscheine wie Gold und Edelstein. In der einen Ecke stand ein Altar und in der andern ein goldenes Taufbecken mit silbernem Fuße. Der Bergmann war von allein Glänze geblendet und wagte nicht weiterzugehen. Doch der Mönch winkte ihm, hieß ihn in der Mitte stehen bleiben und beide Fackelu halteu. Er selbst trat au eine Tür, die wie blankes Silber schimmerte. Nachdem er dreimal angeklopft hatte, that sich die Tür auf. Ju dem hellen Zimmer saß ans einem goldenen Throne der Kaiser Friedrich Barbarossa mit einer goldenen Krone ans dein Kopfe. Sein langer, roter Bart war dnrch den steinernen Tisch, der vor ihm stand, hindurch: gewachsen. Der Kaiser nickte mit dem Kopse, bewegte die Augenlider und winkte den Mönch zu sich. Den: Bergmann klopfte das Herz, als er den lieben Kaiser sah, von den: die Leute soviel Gutes erzählten. Es war der glücklichste Tag seines Lebens. Endlich kam der Mönch zurück, und sie gingen dem Eingange zu. Hier wurden sie wieder sanft emporgehoben. Beim Abschiede gab der Mönch dem braven Bergmanne zwei Stangen Gold und sagte: „Das schenkt Dir der Kaiser Barbarossa." Überglücklich eilte der Bergmann nach Hause und erzählte hier von seinem Erlebnis. 2. Der Kaiser Larbarossa und der gmige Kauer. Ein Bauer wollte eine Fnhre Getreide nach Nordhausen auf den Markt bringeil. Aber in der Gegend des Kiffhäusers blieb der Wagen im Schmutze stecken. Die matten Pferde konnten ihn nicht heranszieheu. Alles Schelten und

7. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 47

1906 - Cöthen : Schulze
— 47 — Vi. Die Zeit Fürst Leopolds von Änhlüt-Delfau. § 24. Fürst Leopolds Eltern und seine Jugend. > c . / s 1» Im Jahre 1644 verteidigte ein jugendlicher Kriegsheld aus dem Hause Anhalt, bei Sandersleben verschanzt, den heimatlichen Boden gegen die wilden Soldatenhorden. Es war der erst 17 Jahre alte Prinz Johann Georg Ii., seit 1660 Fürst von Anhalt-Dessau. In schwedischen Diensten bewährte er sich als ein trefflicher Heerführer. Damit eine so tüchtige Kraft nicht länger dem Auslande zu gute koinme, bot ihm Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst an, in brandenburgische Dienste zu treten. Mit Freuden folgte Johann Georg diesem ehrenvollen Ruse. Er mochte wohl ahnen, daß dem Staate Brandenburg die deutsche Zukunft gehöre, und so knüpfte er zuerst das Band, welches fortan die Assanier aufs engste mit den Hohenzollern vereinen und zur ruhmreichen Mitarbeit beim Emporkommen Brandenburg-Preußens veranlassen sollte. 2. Als Befehlshaber brandenburgischer Truppen kämpfte Johann Georg in den sogenannten Raubkriegen mit Glück gegen Ludwig Xiv. und schützte 1675 vor, in und nach der Schlacht von Fehrbellin Brandenburg gegen die Schweden. 1683 nahm er auch an der glorreichen Befreiung Wiens von den Türken tätigen Anteil. Als seinen besten Vertrauensmann verwendete ihn der Große Kurfürst zu mancher wichtigen Sendung. Schon 1670 hatte er ihn zum brandenbnrgischen Generalfeldmarschall ernannt. Trotzdem Johann Georg Ii. durch seinen Dienst beim Großen Kurfürsten viel in Anspruch genommen war, sorgte er auch väterlich für sein eigenes Land. Er begünstigte den Ackerbau und die Anlage von Fabriken. Durch die Erbauung einer fliegenden Fähre über die Elbe förderte er den Verkehr. Den Inden in Dessau erlaubte er, sich eine Synagoge zu bauen. Die Lutheraner durften in seinem Lande ihre Religion frei ausüben und sich in Dessau ein eigenes Gotteshaus bauen. Als 1687 der letzte 1687 askanische Herzog von Sachsen-Lauenburg gestorben war (S. 21), machte Johann Georg Ii. die Ansprüche des Hauses Anhalt auf das erledigte Herzogtum geltend. 3. Der König von Schweden hatte den Fürsten Johann Georg einst aus seinen Diensten mit den bedauernden Worten entlasten, er könne ihm, um ihn bei sich zu behalten, alles bieten, aber eine „Prinzessin von Dramen" nicht. Das niederländische Haus Oranien nämlich gehörte damals wegen seiner unsterblichen Verdienste um die Befreiung Hollands zu den angesehensten Fürsten- und Heldengeschlechtern. Eine Tochter dieses Hauses, Luise Henriette, war die Gemahlin des Großen Kurfürsten. Nach seinem Übertritte in brandenburgische Dienste gewann Johann Georg Ii. die Hand ihrer Schwester Henriette Katharina. Von diesem edlen oranischen Schwesternpaare stammen alle heute noch lebenden Mitglieder sowohl des Hauses Anhalt als auch des Hauses Hohenzollern ab. Henriette Katharina war dem Dessauer Fürstentums eine treue Landesmutter, ihrem Gemahle eine teure Gattin. Wie ihre Schwester in Brandenburg, so führte sie in das verwüstete Anhalt aus ihrer niederländischen Heimat besseren Ackerbau ein und gründete 1697 das erste anhaltische Waisenhaus zu Dessau. Ihr Gemahl hatte ihr zuliebe in dem Dorfe Nifchwitz ein Schloß gebaut und das Dorf mannigfach verschönert. Der Fürstin zu Ehren bekam der Ort den Namen Oranienbaum. ^ 4- Diesem trefflichen Fürstenpaare wurde am 3. Juli 1676 sein einziger Sohn Se^Lojd geboren. Der Knabe wuchs kräftig heran und zeigte zur

8. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 48

1906 - Cöthen : Schulze
— 48 — Freude des Vaters schon früh die größte Vorliebe für körperliche Übung und Abhärtung, eine ausgesprochene Neigung für den Soldatenstand. Beide Eltern festigten in ihm die treue Anhänglichkeit an das nahe verwandte Hohenzollernhaus. Einmal kurbrandenburgischer Feldmarschall zu werden wie der Vater, das war und blieb fortan des Prinzen höchstes Ziel. Als 1693 Fürst Johann Georg Ii. bereits 1693 gestorben und ihm sein Sohn Leopolds erst 17 Jahre alt, als Fürst von Anhalt-Dessau gefolgt war, wurde diesem das schöne brandenburgische Infanterie-Regiment übertragen, welches der Vater bis dahin als Chef innegehabt hatte. Und es gab für den jugendlichen Regimentsoberst schon 1695 ernste Kriegsarbeit. Noch immer führte Ludwig Xiv. seine Raubkriege gegen die deutsche und die holländische Rheingrenze. Mit brennender Begier und ungestümem Mute begab sich der Jüngling auf den Kampfplatz, unterwarf sich den härtesten Anstrengungen und zeigte im Kugelregen eine bewundernswürdige Kaltblütigkeit, so daß er schon 1696 zum Generalmajor befördert wurde. Nach dem Frieden erhielt Leopolds Regiment Halberstadt zum Standquartiere. 5. Während dieser kriegerischen Tätigkeit hatte Leopolds Mutter Henriette Katharina im Dessauer Fürstentums mit Weisheit und Milde für den noch unmündigen Sohn die Regierung geführt. Nachdem Leopold großjährig geworden Fig. 28. Anna Suife, Fürst Leopolds Gemahlin. war, übernahm er 1698 selbständig sein Fürstentum. Eine Fürstin hatte er sich schon in den Knabenjahren ausersehen, seine Jugendgespielin Anna Luise, die Tochter des Dessauer Apothekers Föhse. Sie, mit allen Geistes- und Herzensgaben ausgestattet, schön, klug und tugendhaft, machte auf ihn einen unauslöschlichen Eindruck. Seine Mutter wollte durchaus, daß er sich eine fürstliche Braut erwähle, und schickte den widerstrebenden Sohn, um ihn auf andere Gedanken zu bringen, 1693 in Begleitung seines Hofmeisters auf zwei Jahre nach Italien. Aber mit echter deutscher Treue hielt Fürst Leopold an seiner „Anneliese" fest. Als er die Regierung angetreten hatte, gab die Mutter ihre Einwilligung zur Heirat. Sie hat es nie zu bereuen gehabt. Die Ehe war eine recht glückliche. Anna Luisens Sanftmut und Herzensgüte war für das leicht aufbrausende, rauhe Gemüt Leopolds wie geschaffen, und oft genügte ein einziger Blick von ihr, um den Jähzorn

9. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 53

1906 - Cöthen : Schulze
— 53 — die sächsische Armee auf den Höhen von Kesselsdorf verschanzt. Es war am 15. Dezember 1745. Schnee und Eis überzogen die Abhänge. Dennoch 1745 ordnete Leopold unter den Klängen des Dessauer Marsches seine Grenadiere Zum Sturme. Dann ritt er vor die Front, entblößte das Haupt und betete laut, die Augen gen Himmel gewandt: „Lieber Gott, steh mir heute gnädig bei! Oder willst du mir diesmal nicht freistehen, so hilf doch wenigstens den Feinden nicht, sondern sieh zu, wie's kommt!" Hierauf gab er den Befehl: „In Gottes Namen! Marsch!" und mit geschultertem Gewehre marschierten die Preußen dem Fürsten nach, festen Trittes ins feindliche Feuer hinein. Mit unsäglichen Anstrengungen und Verlusten wurden die steilen, eisglatten Anhöhen genommen, während Moritz, Leopolds jüngster Sohn, den Feind in der linken Flanke faßte. Einige Tage nachher kam Friedrich der Große auf dem Schlachtfelve an. In stummer Bewunderung fah er die Stärke der erstürmten Verschanzungen, stieg vom Pferde und umarmte entblößten Hauptes seinen greisen Feldmarschall unter den wärmsten Lobsprüchen. 6. Mit dem glänzenden Siege von Kesselsdorf beschloß Fürst Leopold feine Feldherrnlaufbahn. Was er für Preußen getan hat, ist an feinem Denkmale auf dem Wilhelmsplatze zu Berlin nach schlichter preußischer Art in die Worte zusammengefaßt: „Siegreich leitete er die preußischen Hilfsvölker am Rhein, an der Donau, am Po. Er eroberte Stralsund und die Insel Rügen. Die Schlacht bei Keffelsdorf krönte feine kriegerische Laufbahn. Das preußische Heer verdankt ihm die strenge Mannszucht und die Verbesserung seiner Krieger zu Fuß." § 27. Fürst Leopold als Haus- und Landesvater; fein Tod. 1 a. Bei aller soldatischen Rauheit war Fürst Leopold ein zärtlicher Gatte und liebevoller Vater. Sein glückliches Familienleben war mit zehn Kindern, fünf Prinzen und fünf Prinzessinnen, gesegnet. Davon starben vor ihm eine Tochter sogleich nach der Geburt, ein Sohn und eine erwachsene Tochter. Sie wurden tief von ihm betrauert. Sein herbster Verlust, von dem er sich nie wieder recht erholte, war 1744 der Tod der Gattin, feines „lieben Wiesgens", wie er sie in Briefen anredete. Seine Lieblingstochter Luise, welche mit dem Fürsten von Bernburg vermählt war, erkrankte 1732 lebensgefährlich. Da 'sie den Vater gern noch einmal an der Spitze feiner Truppen sehen wollte, eilte derselbe mit seinem ganzen Regimente von Halle herüber. Im Bernburger Schloßhofe warf er sich laut schluchzend zu Boden und betete in seiner soldatischen Weise: „Lieber Gott, ich bin keiner, der dir bei jeder Kleinigkeit mit Gebeten beschwerlich fällt. Ich komme nicht oft und will auch so bald nicht wiederkommen. Aber nur diesmal hilf mir, und laß mein armes Kind gesund werden!" Die Bitte ward ihm versagt. Mehrere Jahre nach dem Todesfälle wollte er seinen verwitweten Schwiegersohn besuchen. Als er jedoch die Türme des Bernburger Schlosses von weitem sah, kehrte er gramerfüllt um mit den Worten: „Ich mag den Ort -nicht wiedersehen, wo meine Luise hat sterben müssen." — Von seinen anderen Töchtern sind zu nennen Anna Wilhelmine, die Gründerin des Adeligen Fräuleinstiftes zu Mosigkau, und Henriette Amalie, der die wohltätige Amalienstiftung zu Dessau ihr Bestehen und ihren Namen verdankt.

10. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 54

1906 - Cöthen : Schulze
— 54 — Sehr große Freude machten ihm die Söhne, die alle fünf wie er den Kriegerstand erwählten. Im Gegensatze zu diesen fünf jungen Desfauern hieß der Vater beim preußischen Heere „der Alte Desfauer." Das wurde fortan fein allgemeiner Ehrenname, der die volkstümliche Beliebtheit des berühmten Kriegshelden am besten kennzeichnet. b. Prinz Moritz, der jüngste von den Söhnen, war der Liebling des Vaters, der schon dem siebenjährigen Knaben in Dessau eine von Friedrich Wilhelm I. besoldete Soldatenkompanie errichtete. Nachdem der junge Fürst in preußische Dienste getreten war, machte er die wüsten Landstriche cm der unteren Oder urbar und gründete dort etwa 200 Dörfer. In Friedrichs Ii. Kriegen war er bei fast allen wichtigen Unternehmungen zugegen. Vor Kolin suchte er Friedrich von falschen Maßnahmen abzubringen, wofür ihn dieser mit dem Degen bedrohte. Der König bereute zu spät, des Prinzen verständige Warnung nicht beachtet zu haben. Besonders verdient machte sich Prinz Moritz bei Leuthen, der glorreichsten Schlacht. Noch auf dem Schlachtfelde beförderte ihn der dankbare König mit den Worten: „Gratuliere zur gewonnenen Bataille, Herr — Feldmarschall!" Der Prinz überhörte die Anrede und antwortete nicht sogleich, so daß der König wiederholte: „Hören Sie nicht, daß ich Ihnen gratuliere, Herr Feldmarschall? Sie haben mir bei der Bataille geholfen, wie mir noch nie einer geholfen hat." Bei Hochkirch wurde Prinz Moritz schwer verwundet und mußte infolgedessen aus die fernere Teilnahme am Feldzuge verzichten. Er starb zu Dessau schon 1760. — Innerhalb eines Zeitraumes von etwa hundert Jahren hatte das Haus Anhalt, ein wahres Heldengeschlecht, nicht weniger als acht Generalfeldmarfchälle aufzuweisen, davon sechs in Preußen, wo nur die Allerwürdigsten diese höchste Stellung bekommen: den Vater Fürst Leopolds, ihn selbst und vier Söhne, dazu noch Christian August, regierenden Fürsten von Anhalt-Zerbst (Vater der russischen Kaiserin Katharina Ii.), und feinen Sohn Friedrich August. Außerdem sind noch rühmend zu nennen die sechs Heldensöhne des Prinzen Wilhelm Gustav, ältesten Sohnes des Alten Dessauers. Von einer bürgerlichen Mutter stammend, waren sie nicht erbberechtigt, wurden aber zu Grafen von Anhalt erhoben. Alle sechs fochten im preußischen Heere während des Siebenjährigen Krieges. Fünf starben den Heldentod; der sechste ward bei Kunersdorf schwer verwundet. 2. Als guter Hausvater sorgte Fürst Leopold für das Wohl seiner blühenden Familie. Er führte 1727 das Erstgeburtsrecht ein und betonte es zum Besten seines Hauses ausdrücklich in seinem Testamente. Bei den siegreichen Feldzügen waren ihm besonders von den dankbaren Preußenkönigen wiederholt reiche Geldzuwendungen gemacht worden. So erhielt er z. B. nach der Schlacht von Kefselsdors 50 000 Taler. Diese Summen verwandte er zum Ankaufe von Ackerland. In Preußen und Littauen erwarb er neun Güter und Vorwerke, unter denen besonders Notkitten und Bubainen zu erwähnen sind. In Anhalt-Dessau selbst brachte er nicht weniger als 37 Besitzungen an sich, darunter viele Rittergüter. Sein Vorgehen bezweckte nur das Beste. Mancher fast verarmten Adelsfamilie half er dadurch. Gerade in Anhalt-Dessau waren die bösen Folgen des Dreißigjährigen Krieges schwer zu überwinden. Der größte Teil des Bodens bestand aus sandigem Heidelande oder längs der Elbe und Mulde aus
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