Das Flachland. 107
den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vvr uns liegt
mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschaft, die wir heute durchwandert
haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und
Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S.
Lutherstein in der Dübener Heide.
4. Schmiedeberg als Badeort.
Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne
für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Neinigungsbad.
Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg
feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt.
Er läszt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme-
grad vorhanden ist.
Woher ist die Moorerde genommen?
Der Boden in der Umgegend von Schiniedeberg enthält unerschöpfliche
Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem
ein Arzt in früherer Zeit anf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte,
wnrden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste
wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter auf einem freien
Platze liegen.^ Ehe sie zur Bereitung des Moorbades gebraucht wird,
schüttet man sie auf eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie
in eine feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln
und Steiucheu ist.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Schmiedeberg
Extrahierte Ortsnamen: Kemberg Wittenberg Eilenburg S.
Lutherstein Dübener_Heide Schiniedeberg Schmiedeberg_Moorbadeeinrichtungen
108
8. Das Land zwischen ^aale und Elbe.
Von welchen Kranken werden diese Moorbäder aufgesucht?
50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg Salze; infolgedessen wirkt das
Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat,
kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken,
die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher,
der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte,
hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarein Herzen hat er
Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur
3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen
besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind
Moorhalde bei ^chmiedeberq.
in den großen Ferien hier in den Waldungen"zu treffen. Frisch und
rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen-
werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore
ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich-
falls daran.
B. Gewässer.
1. Die weiht (flfter.
Die Quelle der Weißen Elster liegt auf dem Elstergebirge. In
zahlreichen Krümmungen fließt sie nach N. durch das Vogt- und das
Osterland. Ihr tiefes Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem
Oberlause eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen
vorüber, im Mittelläufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, vou Zeitz
au, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Extrahierte Ortsnamen: Schmiedeberg Leipzig Greiz Gera Zeitz
Das Flachland. 121
den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vor uns liegt
mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschast, die wir heute durchwandert
haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und
Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S.
Lutherstem in der Dübener Heide.
4. Schmiedeberg als Badeort.
Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne
für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Reinigungsbad.
Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg
feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt.
Er läßt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme-
grad vorhanden ist.
Woher ist die Moorerde genommen?
Der Boden in der Umgegend von Schmiedeberg enthält unerschöpfliche
Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem
ein Arzt in früherer Zeit auf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte,
wurden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste
wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter aus einem freien
Platze liegen. Ehe sie zur Vereitung des Moorbades gebraucht wird,
schüttet man sie aus eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie
in eilte feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln
und Steiuchen ist.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
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8. Das Land zwischen Saale und Elbe.
Von welchen Kranken werden diese Moorbäder ausgesucht?
50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg' Salze; infolgedessen wirkt das
Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat,
kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken,
die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher,
der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte,
hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarem Herzen hat er
Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur
3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen
besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind
Moorhalde bei ^chmiedeberg.
in den großen Ferien hier trt den Waldungen zu treffen. Frisch und
rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen-
werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore
ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich-
falls daran.
B. Gewässer.
1. Sic weihe Elster.
Die Quelle der Weißen Elster liegt aus dem Elstergebirge. In
zahlreichen Krümmungen stießt sie nach N. durch das Bogt- und das
Osterland. Ihr tieses Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem
Oberlaufe eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen
vorüber, im Mittellaufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, von Zeitz
an, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder
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Extrahierte Ortsnamen: Schmiedeberg Leipzig Greiz Gera Zeitz
112 Das Norddeutsche Flachland.
des Reichstagsgebäudes erhebt sich die 51 m hohe Siegessäule, die das Gedächtnis
au die Kriege von 1864, 1866 und 1870/71 wach erhält.
Im S. zweigt sich von der Lindenallee die prächtige Wilhelmstraße ab, iu
der der Reichskanzler und die meisten Minister und Gesandten wohnen. In gleicher
Richtung mit der „Lindenallee" zieht die Leipzigerstraße, wo das Herren- und das
Abgeordnetenhaus liegeu. Die läugste Straße Berlius ist die schuurgerade Friedrich-
straße (5 km), sie schneidet die Straße „Unter den Linden". Berlin ist auch der
Hanptsitz der deutschen Wissenschaft und Kunst und birgt eine große Fülle
geschichtlicher, wissenschaftlicher und künstlerischer Sehenswürdigkeiten." Unter den
hervorragenden Lehranstalten sind besonders zu nennen: Die Universität, die
Bergakademie, die Akademie der Wissenschaften. Der Geschichte und Kunst dieueu
die Akademie der Künste, das Zeughaus (Ruhineshalle), das Hoheuzollermnuseum
und die Natioualgalerie. An sonstigen Sehenswürdigkeiten sind noch hervorzuheben:
Die Sternwarte, das Aquarium, das Panoptikum, der zoologische Garten, das
Denkmal des großen Kurfürsten und das der Königin Lnise im Tiergarten, die
Charite, die Wasserwerke, der Eentral-Vieh- und Schlachthof.
Ein Gang durch den schönen Tiergarten führt nach der Villenstadt Char-
lottenbnrg. Hier ist die Begräbnisstätte (das Mausoleum) Friedrich Wilhelms Hi.
und Lnise (die Eltern) und Wilhelms 1. (der Sohn) nebst Gemahlin. Südlich von
Berlin dehnt sich die Hasenheide, ein großer Kiefernwald, aus. Hier legte der
berühmte Turin,ater Jahn den ersten Tnrnplatz an (1811). In der Nähe erhebt
sich der 65 m hohe Kreuzberg, auf dessen Spitze ein Kriegerdenkmal zur Er-
innerung an die Freiheitskriege errichtet wurde. Von der Höhe hat mau eine
großartige Aussicht auf das nngehenre.hänserineer. Roch etivas südlicher liegt das
.Tempelhoser Feld, der große Übungsplatz für das Berliner Militär. Von
Charlottenburg und Spandau (Festung, Gewehrfabriken, Juliusturiu mit dem
Reichskriegsfchatze) dehnen sich längs der seeenreicheu Havel große Wälder aus, z. B.
der Grunewald, die sich bis zu der Sommerresideuz Potsdam erstrecken.
In der landschaftlich schönen Gegend haben Preußens Könige nach und nach
viele Schlösser erbaut. So liegt bei der Wildpark-Statiou das Neue Palais,
wo die Kaiserliche Familie Sommeraufenthalt nimmt. Dicht daneben liegt das
durch Friedrich deu Großen erbaute und berühmt gewordeile Schloß Sanssouci
(Ohnesorgen), nördlich liegt das Marmorpalais und auf dem jenseitigen Havel-
user das Lieblingsschloß Kaiser Wilhelm 1. Babelsberg.
9. Provinz Schicken.
40000 qkm. 4,4 Mill. Eiuwohuer.
Natürliche Landschaften: a. Die Sudeten, b. der schlesische Landrücken
mit den Tarnowitzer, Trebnitzer, Grüneberger Höhen, c. das Odertal.
Gewässer: Oder, rechts mit Klodnitz, Malapane, Weida, Bartsch, links
mit Oppa, Glatzer Neiße, Weistritz, Katzbach, Bober, Görlitzer Neiße.
Nährquellen: Landwirtschaft: sehr fruchtbar vom Rande der Gebirge bis
zu dem Westrande des Landrückens, dieser ist aber sehr dürftig. Weinbau bei
Grüueberg, Tabak- und Flachsbau.
Viehzucht: Rinder und Pferde. (Gebirgsweideu.)
Waldwirtschaft: 3/io der Bodensläche ist Wald.
Bergbau: vorzügliche Steinkohle, Eisen-, Zink-, Bleierze.
Industrie: Leiuenweberei (Hirschberg), Glasfabrikation, Töpferei (Bunzlau).
Handel: Austausch zwischen Rußland, Polen und Osterreich. Breslau ist
der Mittelpunkt desselben.
Bade- und Kurorte: Görbersdorf, Reinerz, Cndowa, Warmbrunn.
Ortskunde: Görlitz, Hirschberg, Schmiedeberg, Salzbrunn, Langenbielau,
Silberberg, Glatz, Ratibor, Oppeln, Breslau, Glogau, Jauer, Grüneberg, Liegnih,
Schweidnitz, Königshütte, Beutheu.
Schlachtorte: Mollwitz, Hoheusriedberg, Leuthen, Lieguitz, die Katzbach.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Wilhelms Jahn Friedrich Friedrich Wilhelm Bartsch Silberberg Glatz Jauer Schlachtorte
80 Das Eichsfeld und das Thüringer Stufenland.
die von O. eindrangen. Zu seiner Zeit brachten fromme Leute (Missionare) den
Thüringern das Christentum, z. B. Kilian und Bonifatins. Kirchen und Klöster
entstanden nun überall. Im Dorfe Helfta soll die älteste Kirche Thüringens liegen.
In kirchlicher Beziehung gehörte Thüringen seitdem zu dem Erzbishune Mainz und
dem Bistume Merseburg. Die deutschen Kaiser, z. B- Heinrich l. und Otto 1.
hatten in Thüringen ihre Pfalzen (Memlebeu, Tilleda). Nach und nach zerfiel das
Land in eine große Zahl kleinerer Länder, die teils unter Fürsten, teils uuter
Herzögeu und Großherzögen standen. Seit dem Anfange dieses Jahrhunderts gehört
ein großes Stück von Thüringen zum Königreich Preußen, während der übrige
Teil noch seine besonderen Regenten hat. Die günstige Lage Thüringens zwischen
dem N. und S. nnseres Vaterlandes gab ihm seit alters eine große Bedeutung.
Durch das Saaletal, über den Thürinyerwald und durch das Hörseltal führten
Heerstraßen, an denen wichtige Handelsplätze entstanden, z. B. Erfnrt, Mühlhausen,
Nordhausen, Merseburg, Halle.
Gl Sagen»
1. Der verzauberte Kaiser.
Ein ehrsamer Bergmann ging einmal am 3. Ostertage ans den Kifshäuser.
Hier sah er einen steinalten Mönch mit schneeweißem Barte neben dem Wartturme
sitzen. Als der Mönch den Bergmann bemerkte, trat er aus ihn zu und sprach:
„Komin mit zu Kaiser Friedrich. Der Zwerg hat mir eben eine Springwurzel
gebracht." Dem Bergmann bangte zwar ein wenig, aber der Mönch redete ihm
freundlich zu. So gingen sie miteinander auf eiueu freien Platz. Hier zeichnete
der Mönch einen großen Kreis und hieß deu Bergmann eintreten. Dann las er
lant einige Gebete vor, schlug mit dem Stabe dreimal ans die Erde und rief:
„Tue dich auf!" Da erzitterte der Berg und eiu dumpfes Getöse wurde Hörbar-
Jetzt faßte der Möuch deu Bergmann bei der Hand, und beide sanken auf der
Kreisfläche in die Tiefe. Nun waren sie in einem großen Gewölbe- Der Mönch
schritt voran und der Berginann folgte- In einem Kreuzgange machte der^Mönch
Halt und zündete 2 Fackeln an. Dann betete er wieder und öffnete mit der Spring-
wurzel eine verschlossene Tür. Nun staudeu sie in einer prächtigen Kapelle. Der
Boden war glatt wie Eis, die Decke und die Wände flimmerten beim Fackelscheine
wie Gold und Edelstein. In der einen Ecke stand ein Altar und in der andern
ein goldenes Taufbecken mit silbernem Fuße. Der Bergmann war von allein
Glänze geblendet und wagte nicht weiterzugehen. Doch der Mönch winkte ihm,
hieß ihn in der Mitte stehen bleiben und beide Fackelu halteu. Er selbst trat au
eine Tür, die wie blankes Silber schimmerte. Nachdem er dreimal angeklopft
hatte, that sich die Tür auf. Ju dem hellen Zimmer saß ans einem goldenen
Throne der Kaiser Friedrich Barbarossa mit einer goldenen Krone ans dein Kopfe.
Sein langer, roter Bart war dnrch den steinernen Tisch, der vor ihm stand, hindurch:
gewachsen. Der Kaiser nickte mit dem Kopse, bewegte die Augenlider und winkte
den Mönch zu sich. Den: Bergmann klopfte das Herz, als er den lieben Kaiser
sah, von den: die Leute soviel Gutes erzählten. Es war der glücklichste Tag seines
Lebens. Endlich kam der Mönch zurück, und sie gingen dem Eingange zu. Hier
wurden sie wieder sanft emporgehoben. Beim Abschiede gab der Mönch dem
braven Bergmanne zwei Stangen Gold und sagte: „Das schenkt Dir der Kaiser
Barbarossa." Überglücklich eilte der Bergmann nach Hause und erzählte hier von
seinem Erlebnis.
2. Der Kaiser Larbarossa und der gmige Kauer.
Ein Bauer wollte eine Fnhre Getreide nach Nordhausen auf den Markt
bringeil. Aber in der Gegend des Kiffhäusers blieb der Wagen im Schmutze
stecken. Die matten Pferde konnten ihn nicht heranszieheu. Alles Schelten und
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Kilian Kilian Heinrich_l Heinrich Otto Bergmann Bergmann Friedrich Friedrich Bergmann Bergmann Bergmann Bergmann Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Bergmann Barbarossa Barbarossa Larbarossa Kauer
— 47 —
Vi. Die Zeit Fürst Leopolds von Änhlüt-Delfau.
§ 24. Fürst Leopolds Eltern und seine Jugend. > c . / s
1» Im Jahre 1644 verteidigte ein jugendlicher Kriegsheld aus dem Hause Anhalt, bei Sandersleben verschanzt, den heimatlichen Boden gegen die wilden Soldatenhorden. Es war der erst 17 Jahre alte Prinz Johann Georg Ii., seit 1660 Fürst von Anhalt-Dessau. In schwedischen Diensten bewährte er sich als ein trefflicher Heerführer. Damit eine so tüchtige Kraft nicht länger dem Auslande zu gute koinme, bot ihm Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst an, in brandenburgische Dienste zu treten. Mit Freuden folgte Johann Georg diesem ehrenvollen Ruse. Er mochte wohl ahnen, daß dem Staate Brandenburg die deutsche Zukunft gehöre, und so knüpfte er zuerst das Band, welches fortan die Assanier aufs engste mit den Hohenzollern vereinen und zur ruhmreichen Mitarbeit beim Emporkommen Brandenburg-Preußens veranlassen sollte.
2. Als Befehlshaber brandenburgischer Truppen kämpfte Johann Georg in den sogenannten Raubkriegen mit Glück gegen Ludwig Xiv. und schützte 1675 vor, in und nach der Schlacht von Fehrbellin Brandenburg gegen die Schweden. 1683 nahm er auch an der glorreichen Befreiung Wiens von den Türken tätigen Anteil. Als seinen besten Vertrauensmann verwendete ihn der Große Kurfürst zu mancher wichtigen Sendung. Schon 1670 hatte er ihn zum brandenbnrgischen Generalfeldmarschall ernannt. Trotzdem Johann Georg Ii. durch seinen Dienst beim Großen Kurfürsten viel in Anspruch genommen war, sorgte er auch väterlich für sein eigenes Land. Er begünstigte den Ackerbau und die Anlage von Fabriken. Durch die Erbauung einer fliegenden Fähre über die Elbe förderte er den Verkehr. Den Inden in Dessau erlaubte er, sich eine Synagoge zu bauen. Die Lutheraner durften in seinem Lande ihre Religion
frei ausüben und sich in Dessau ein eigenes Gotteshaus bauen. Als 1687 der letzte 1687 askanische Herzog von Sachsen-Lauenburg gestorben war (S. 21), machte Johann Georg Ii. die Ansprüche des Hauses Anhalt auf das erledigte Herzogtum geltend.
3. Der König von Schweden hatte den Fürsten Johann Georg einst aus seinen Diensten mit den bedauernden Worten entlasten, er könne ihm, um ihn bei sich zu behalten, alles bieten, aber eine „Prinzessin von Dramen" nicht. Das niederländische Haus Oranien nämlich gehörte damals wegen seiner unsterblichen Verdienste um die Befreiung Hollands zu den angesehensten Fürsten- und Heldengeschlechtern. Eine Tochter dieses Hauses,
Luise Henriette, war die Gemahlin des Großen Kurfürsten. Nach seinem Übertritte in brandenburgische Dienste gewann Johann Georg Ii. die Hand ihrer Schwester Henriette Katharina. Von diesem edlen oranischen Schwesternpaare stammen alle heute noch lebenden Mitglieder sowohl des Hauses Anhalt als auch des Hauses Hohenzollern ab. Henriette Katharina war dem Dessauer Fürstentums eine treue Landesmutter, ihrem Gemahle eine teure Gattin. Wie ihre Schwester in Brandenburg, so führte sie in das verwüstete Anhalt aus ihrer niederländischen Heimat besseren Ackerbau ein und gründete 1697 das erste anhaltische Waisenhaus zu Dessau. Ihr Gemahl hatte ihr zuliebe in dem Dorfe Nifchwitz ein Schloß gebaut und das Dorf mannigfach verschönert. Der Fürstin zu Ehren bekam der Ort den Namen Oranienbaum.
^ 4- Diesem trefflichen Fürstenpaare wurde am 3. Juli 1676 sein einziger
Sohn Se^Lojd geboren. Der Knabe wuchs kräftig heran und zeigte zur
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Extrahierte Personennamen: Leopolds Leopolds Johann_Georg_Ii Johann Anhalt-Dessau Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Johann_Georg Johann Johann_Georg Johann Ludwig_Xiv Ludwig Johann_Georg_Ii Johann Johann_Georg_Ii Johann Johann_Georg Johann Luise_Henriette Johann_Georg_Ii Johann Henriette_Katharina Henriette_Katharina
— 48 —
Freude des Vaters schon früh die größte Vorliebe für körperliche Übung und Abhärtung, eine ausgesprochene Neigung für den Soldatenstand. Beide Eltern festigten in ihm die treue Anhänglichkeit an das nahe verwandte Hohenzollernhaus. Einmal kurbrandenburgischer Feldmarschall zu werden wie der Vater, das war und blieb fortan des Prinzen höchstes Ziel. Als 1693 Fürst Johann Georg Ii. bereits 1693 gestorben und ihm sein Sohn Leopolds erst 17 Jahre alt, als Fürst von Anhalt-Dessau gefolgt war, wurde diesem das schöne brandenburgische Infanterie-Regiment übertragen, welches der Vater bis dahin als Chef innegehabt hatte. Und es gab für den jugendlichen Regimentsoberst schon 1695 ernste Kriegsarbeit. Noch immer führte Ludwig Xiv. seine Raubkriege gegen die deutsche und die holländische Rheingrenze. Mit brennender Begier und ungestümem Mute begab sich der Jüngling auf den Kampfplatz, unterwarf sich den härtesten Anstrengungen und zeigte im Kugelregen eine bewundernswürdige Kaltblütigkeit, so daß er schon 1696 zum Generalmajor befördert wurde.
Nach dem Frieden erhielt Leopolds Regiment Halberstadt zum Standquartiere.
5. Während dieser kriegerischen Tätigkeit hatte Leopolds Mutter Henriette Katharina im Dessauer Fürstentums mit Weisheit und Milde für den noch unmündigen Sohn die Regierung geführt. Nachdem Leopold großjährig geworden Fig. 28. Anna Suife, Fürst Leopolds Gemahlin.
war, übernahm er 1698
selbständig sein Fürstentum. Eine Fürstin hatte er sich schon in den Knabenjahren ausersehen, seine Jugendgespielin Anna Luise, die Tochter des Dessauer Apothekers Föhse. Sie, mit allen Geistes- und Herzensgaben ausgestattet, schön, klug und tugendhaft, machte auf ihn einen unauslöschlichen Eindruck. Seine Mutter wollte durchaus, daß er sich eine fürstliche Braut erwähle, und schickte den widerstrebenden Sohn, um ihn auf andere Gedanken zu bringen, 1693 in Begleitung seines Hofmeisters auf zwei Jahre nach Italien. Aber mit echter deutscher Treue hielt Fürst Leopold
an seiner „Anneliese" fest. Als er die Regierung angetreten hatte, gab
die Mutter ihre Einwilligung zur Heirat. Sie hat es nie zu bereuen gehabt. Die Ehe war eine recht glückliche. Anna Luisens Sanftmut und Herzensgüte war für das leicht aufbrausende, rauhe Gemüt Leopolds wie geschaffen, und oft genügte ein einziger Blick von ihr, um den Jähzorn
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
TM Hauptwörter (200): [T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment]]
Extrahierte Personennamen: Johann_Georg_Ii Johann Leopolds Ludwig_Xiv Ludwig Leopolds Leopolds Henriette_Katharina Leopold Leopold Anna_Suife Leopolds Anna_Luise Leopold Leopold Anna_Luisens Leopolds
— 53 —
die sächsische Armee auf den Höhen von Kesselsdorf verschanzt. Es war am 15. Dezember 1745. Schnee und Eis überzogen die Abhänge. Dennoch 1745 ordnete Leopold unter den Klängen des Dessauer Marsches seine Grenadiere Zum Sturme. Dann ritt er vor die Front, entblößte das Haupt und betete laut, die Augen gen Himmel gewandt: „Lieber Gott, steh mir heute gnädig bei! Oder willst du mir diesmal nicht freistehen, so hilf doch wenigstens den Feinden nicht, sondern sieh zu, wie's kommt!" Hierauf gab er den Befehl: „In Gottes Namen! Marsch!" und mit geschultertem Gewehre marschierten die Preußen dem Fürsten nach, festen Trittes ins feindliche Feuer hinein. Mit unsäglichen Anstrengungen und Verlusten wurden die steilen, eisglatten Anhöhen genommen, während Moritz, Leopolds jüngster Sohn, den Feind in der linken Flanke faßte. Einige Tage nachher kam Friedrich der Große auf dem Schlachtfelve an. In stummer Bewunderung fah er die Stärke der erstürmten Verschanzungen, stieg vom Pferde und umarmte entblößten Hauptes seinen greisen Feldmarschall unter den wärmsten Lobsprüchen.
6. Mit dem glänzenden Siege von Kesselsdorf beschloß Fürst Leopold feine Feldherrnlaufbahn. Was er für Preußen getan hat, ist an feinem Denkmale auf dem Wilhelmsplatze zu Berlin nach schlichter preußischer Art in die Worte zusammengefaßt: „Siegreich leitete er die preußischen Hilfsvölker am Rhein, an der Donau, am Po. Er eroberte Stralsund und die Insel Rügen. Die Schlacht bei Keffelsdorf krönte feine kriegerische Laufbahn. Das preußische Heer verdankt ihm die strenge Mannszucht und die Verbesserung seiner Krieger zu Fuß."
§ 27. Fürst Leopold als Haus- und Landesvater; fein Tod.
1 a. Bei aller soldatischen Rauheit war Fürst Leopold ein zärtlicher Gatte und liebevoller Vater. Sein glückliches Familienleben war mit zehn Kindern, fünf Prinzen und fünf Prinzessinnen, gesegnet. Davon starben vor ihm eine Tochter sogleich nach der Geburt, ein Sohn und eine erwachsene Tochter.
Sie wurden tief von ihm betrauert. Sein herbster Verlust, von dem er sich nie wieder recht erholte, war 1744 der Tod der Gattin, feines „lieben Wiesgens", wie er sie in Briefen anredete. Seine Lieblingstochter Luise, welche mit dem Fürsten von Bernburg vermählt war, erkrankte 1732 lebensgefährlich. Da 'sie den Vater gern noch einmal an der Spitze feiner Truppen sehen wollte, eilte derselbe mit seinem ganzen Regimente von Halle herüber. Im Bernburger Schloßhofe warf er sich laut schluchzend zu Boden und betete in seiner soldatischen Weise: „Lieber Gott, ich bin keiner, der dir bei jeder Kleinigkeit mit Gebeten beschwerlich fällt. Ich komme nicht oft und will auch so bald nicht wiederkommen. Aber nur diesmal hilf mir, und laß mein armes Kind gesund werden!" Die Bitte ward ihm versagt. Mehrere Jahre nach dem Todesfälle wollte er seinen verwitweten Schwiegersohn besuchen. Als er jedoch die Türme des Bernburger Schlosses von weitem sah, kehrte er gramerfüllt um mit den Worten: „Ich mag den Ort -nicht wiedersehen, wo meine Luise hat sterben müssen." — Von seinen anderen Töchtern sind zu nennen Anna Wilhelmine, die Gründerin des Adeligen Fräuleinstiftes zu Mosigkau, und Henriette Amalie, der die wohltätige Amalienstiftung zu Dessau ihr Bestehen und ihren Namen verdankt.
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Moritz Leopolds Friedrich_der_Große Friedrich Leopold Leopold Leopold Leopold Leopold Leopold Luise Anna_Wilhelmine Henriette_Amalie
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Leopolds Berlin Rhein Donau Bernburg
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Sehr große Freude machten ihm die Söhne, die alle fünf wie er den Kriegerstand erwählten. Im Gegensatze zu diesen fünf jungen Desfauern hieß der Vater beim preußischen Heere „der Alte Desfauer." Das wurde fortan fein allgemeiner Ehrenname, der die volkstümliche Beliebtheit des berühmten Kriegshelden am besten kennzeichnet.
b. Prinz Moritz, der jüngste von den Söhnen, war der Liebling des Vaters, der schon dem siebenjährigen Knaben in Dessau eine von Friedrich Wilhelm I. besoldete Soldatenkompanie errichtete. Nachdem der junge Fürst in preußische Dienste getreten war, machte er die wüsten Landstriche cm der unteren Oder urbar und gründete dort etwa 200 Dörfer. In Friedrichs Ii. Kriegen war er bei fast allen wichtigen Unternehmungen zugegen. Vor Kolin suchte er Friedrich von falschen Maßnahmen abzubringen, wofür ihn dieser mit dem Degen bedrohte. Der König bereute zu spät, des Prinzen verständige Warnung nicht beachtet zu haben. Besonders verdient machte sich Prinz Moritz bei Leuthen, der glorreichsten Schlacht. Noch auf dem Schlachtfelde beförderte ihn der dankbare König mit den Worten: „Gratuliere zur gewonnenen Bataille, Herr — Feldmarschall!" Der Prinz überhörte die Anrede und antwortete nicht sogleich, so daß der König wiederholte: „Hören Sie nicht, daß ich Ihnen gratuliere, Herr Feldmarschall? Sie haben mir bei der Bataille geholfen, wie mir noch nie einer geholfen hat." Bei Hochkirch wurde Prinz Moritz schwer verwundet und mußte infolgedessen aus die fernere Teilnahme am Feldzuge verzichten. Er starb zu Dessau schon 1760. — Innerhalb eines Zeitraumes von etwa hundert Jahren hatte das Haus Anhalt, ein wahres Heldengeschlecht, nicht weniger als acht Generalfeldmarfchälle aufzuweisen, davon sechs in Preußen, wo nur die Allerwürdigsten diese höchste Stellung bekommen: den Vater Fürst Leopolds, ihn selbst und vier Söhne, dazu noch Christian August, regierenden Fürsten von Anhalt-Zerbst (Vater der russischen Kaiserin Katharina Ii.), und feinen Sohn Friedrich August. Außerdem sind noch rühmend zu nennen die sechs Heldensöhne des Prinzen Wilhelm Gustav, ältesten Sohnes des Alten Dessauers. Von einer bürgerlichen Mutter stammend, waren sie nicht erbberechtigt, wurden aber zu Grafen von Anhalt erhoben. Alle sechs fochten im preußischen Heere während des Siebenjährigen Krieges. Fünf starben den Heldentod; der sechste ward bei Kunersdorf schwer verwundet.
2. Als guter Hausvater sorgte Fürst Leopold für das Wohl seiner blühenden Familie. Er führte 1727 das Erstgeburtsrecht ein und betonte es zum Besten seines Hauses ausdrücklich in seinem Testamente. Bei den siegreichen Feldzügen waren ihm besonders von den dankbaren Preußenkönigen wiederholt reiche Geldzuwendungen gemacht worden. So erhielt er z. B. nach der Schlacht von Kefselsdors 50 000 Taler. Diese Summen verwandte er zum Ankaufe von Ackerland. In Preußen und Littauen erwarb er neun Güter und Vorwerke, unter denen besonders Notkitten und Bubainen zu erwähnen sind. In Anhalt-Dessau selbst brachte er nicht weniger als 37 Besitzungen an sich, darunter viele Rittergüter. Sein Vorgehen bezweckte nur das Beste. Mancher fast verarmten Adelsfamilie half er dadurch. Gerade in Anhalt-Dessau waren die bösen Folgen des Dreißigjährigen Krieges schwer zu überwinden. Der größte Teil des Bodens bestand aus sandigem Heidelande oder längs der Elbe und Mulde aus
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