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1. Drittes Lesebuch - S. 32

1861 - Trier : Leistenschneider [u.a.]
32 er, „so wird^Gott helfen. Laßt uns beten und arbeiten!" Und die Schiffer thaten, wie er besohlen halte, und das Schiff wurde mit Allen, die darin waren, gerettet. Seitdem rufen die Schiffer, wenn sie in Noth kommen, den heiligen Nikolaus um Beistand an. Einst war Hungersnoth in der Stadt und der ganzen Um- gegend. Es war kein Brot mehr zu bekommen, und wenn man eine Hand voll Geld dafür gegeben halte. Da wollte das Volk verzweifeln, und sie sprachen zu dem Bischof: „Siehst du, daß Gottes Hilfe ausbleibt?" St. Nikolaus aber nahm ein Schiff- chen und fuhr so lange, bis er in ein Laiid kam, wo es mehr geregnet hatte, und wo Getreide mt Ueberflusse gewachsen war. Dort sah er einen Bäcker an seinem Laden stehen. „Lieber Mann," sprach der Bischof", habt ihr wohl so viel Getreide, um ein Schiff damit beladen zu können?" „O ja," antworiete der Bäcker, „wohl noch mehr." „O dann erbarmt euch um Christi willen, und dringt ein Schiff voll Getreide in meine Stadt, wir sterben sonst Hungers." Der Bäcker ließ sich rühren, und ver- sprach, so schnell als möglich, das Schiff zu beladen. „Aber was ihr voii Backwerk im Laden habt, das gebt nur, damit ich nach Hause eile, und es den hungrigen Kindrrn bringe; die Erwachsenen können warten, bis das große Schiff kommt." Der Bäcker gab ihm zwei Körbe voll Wecken, Bretzeln, Brötchen und was er nur haue; und Sankt Nikolaus ruderte nun auf's Schnellste nach Hause. Da kann man sich die Freude vorstellen, mit welcher ihm die Kinder auf den Straßen entgegenliefen und seine Gaben empfingen, Seitdem ist es gewöhnlich, daß man am Sankt Nikolauslage den artigen Kindern Etwas schenkt. Die unartigen aber erhallen eine Ruthe. Das Todesjahr des hl. Nikolaus wird auf 327 gesetzt. 38. Tie heil. Helena- (Am 18. August.) Sie war die Mutter des ersten christlichen Kaisers, Constantin des Großen, und wurde erst in ihrem späten Alter Chnstin, nachdem ihr Sohn zur Regierung gelangt war. Als Constantin den Entschluß faßte, an der Stelle, wo Jesus für uns am Kreuze starb, eine Kirche zu errichten, machte sich die Kaiserin Helena aus den Weg nach Jeru- salem, um den Bau anzuordnen. Auf dieser Reise übte sie unzählige Werke der Demuth und Wohlthätigkeit aus. Sie vertheilte reichliche Almosen unter die Armen, half den Kranken, befreite die Gefangenen aus ihren Banden und erbaute die Gläubigen durch ihr Gebet, das sie knieend an den Altären verrichtete. Zu Jerusalem forschte sie mit dem Bischöfe Malarius nach den heiligen Orten, fand das Kreuz Christi

2. Drittes Lesebuch - S. 88

1861 - Trier : Leistenschneider [u.a.]
88 Freund?" „Da und da her." „Ihr habt wohl Geschäfte zu Pa- ris?" „Das und das; auch möchte ich gern unsern guten König einmal sehen, der so väterlich sein Volk liebt." Da lächelte der König und sagte: „Dazu kann euch heute Gelegenheit werden." „Aber wenn ich auch nur wüßte, welcher es ist unter den Vie- len, falls ich ihn sehe! Der König sagte: „Dafür ist Rath. Ihr dürft nur Acht geben, welcher den Hut allein auf dem Kopf behält, wenn die Andern ehrerbietig grüßen." — Also ritten sie mit einander in Paris ein, und zwar das Bäuerlein hübsch auf der rechten Seite des Königs. Denn das kann nie fehlen: was die liebe Einfalt Ungeschicktes thun kann, sei es gute Meinung oder Zufall, das thut sie. Aber ein gerader und unverkünstelter Bauersmann, was er thut und sagt, das thut und sagt er mit ganzer Seele und sieht nicht um sich, was ge- schieht, wenn's ihn nicht angeht. Also gab auch der unsrige dem König auf seine Fragen nach dem Landbau, nach seinen Kin- dern, und ob er auch alle Sonntage ein Huhn im Topfe habe, gesprächige Antwort und merkte lange nichts. Endlich aber, als er doch sah, wie sich alle Fenster öffneten und alle Straßen mit Leuten sich füllten und Alles rechts und links auswich und ehr- erbietig das Haupt entblößt hatte, ging ihm ein Licht auf. ,.Herr!" sagte er und schaute seinen unbekannten Begleiter mit Bedenklich- keit und Zweifel an, „entweder seid ihr der König, oder ich bin's." Da lächelte der König und sagte: „Ich bin's. Wenn Ihr euer Rößlein eingestellt und eure Geschäfte besorgt habt, so kommt zu mir in mein Schloß. Ich will Euch alsdann mit einem Mittagssüpplein aufwarten und euch auch meinen Ludwig zeigen." Von dieser Geschichte rührt es her, daß, wenn Jemand in einer Gesellschaft aus Vergessenheit oder Unverstand den Hut allein auf dem Kopfe behält, man ihn im Scherze fragt: „Seid Ihr der König oder der Bauer?" 81. Der Spaziergang. An einem schönen Morgen, als kaum die Sonne aufgegangen war, fiel es Wilhelmenein, auszugehen. Ich will, sagte der Knabe, langsam gehen und schlenderte behaglich dem Walde zu. Dort wohnte ein Förster, mit dessen Sohne Wilhelm Umgang hatte. Auf seinem Wege begegneten ihm schon einige Fussgänger, welche mit ver- schiedenen Waaren nach der Stadt eilten. Der Knabe schlug nun we- niger gangbare Pfade ein, und war bald am Eingänge des Waldes. Tiefer darin sah er einen Greis, welcher mit unsicherem Gange im Gehölze umherwankte, um sich ein Bündel Reissholz zu sammeln. Wil- helm grüsste den Alten freundlich und empfand Mitleid über ihn. Ich begehe keinen Fehler, sprach er zu sich selbst, wenn ich dem Manne ein wenig helfe. Er that es, und der Greis dankte herzlich.

3. Drittes Lesebuch - S. 90

1861 - Trier : Leistenschneider [u.a.]
90 ein, daß sie thöricht gehandelt hätten und wurden einig, daß es künftig nicht mehr geschehen sollte. Da diente wieder ein Glied dem andern, und alle wurden wieder gesund und stark, wie sie vorher gewesen waren. 94. Die Bettlerin. Zur Zeit der Theurung ging eine unbekannte Bettlerin, die sehr ärmlich, jedoch sehr reinlich gekleidet war, in dem Dorfe umher und flehte um Almosen. Bei einigen Häusern wurde sie mit rauhen Worten abge- wiesen, bei andern bekam sie eine sehr geringe Gabe; nur ein armer Bauer rief sie, da es sehr kalt war, herein in die warme Stube, und die Bäuerin, die eben Kuchen gebacken hatte, gab ihr ein schönes, großes Stück davon. Am folgenden Tage wurden alle die Leute, bei denen die Unbekannte gebettelt hatte, in das Schloß zum Abendessen ein- geladen. Als sie in den Speisesaal traten, erblickten sie ein kleines Tischchen voll köstlicher Speisen, und eine große Tafel mit vielen Tellern, auf denen nur hier und da ein Stückchen verschimmeltes Brot, ein paar Erdäpfel oder eine Hand voll Kleie, meistens aber gar Nichts zu sehen war. Die Frau des Schlosses aber sprach: Ich war jene ver- kleidete Bettlerin, und wollte bei dieser Zeit, wo es den Armen so hart geht, eure Wohlthätigkeit auf die Probe stellen. Die zwei armen Leute hier bewirtheten mich so gut sie konnten; sie speisen deßhalb jetzt mit mir und ich werde ihnen ein Jahrgeld auswerfen; ihr Andern aber nehmt mit den Gaben vorlieb, die ihr mir gereicht habt und hier auf den Tellern erblickt. Dabei bedenkt, daß man euch einmal in jener Welt auch so auftischen werde." Wie man die Aussaat hier bestellt, So erntet man in jener Welt. 93. Das Kräutlein. Zwei Mägde, Brigitte und Katharina gingen der Stadt zu, und iede trug einen schweren Korb voll Obst auf ihrem Kopfe. Brigitte murrte und seufzte beständig, aber Katharina lachte und scherzte nur. Brigitte sagte: „Wie magst du doch lachen? Dein Korb ist ja so schwer, wie der meinige, und du bist um nichts stärker, als ich." Katharina sprach: „Ich hab ein gewisses Kräutlein zur Last gelegt, und so fühl' ich sie kaum. Mach es auch so!"

4. Drittes Lesebuch - S. 117

1861 - Trier : Leistenschneider [u.a.]
117 Arbeit immer untauglicher ward. Da wollt' ihn der Herr aus dem Futter schaffen, aber der Esel merkte, daß kein guter Wind wehte, lief fort und machte sich auf den Weg nach Bremen. „Dort," dachte er, „kannst du ja Stadtmusikant werden." Als er ein Weilchen fort- gegangen war, fand er einen Jagdhund auf dem Wege liegen, der jappte wie einer, der sich müde gelaufen. „Nun, was jappst du so, Packan?" sprach der Esel. „Ach," sagte der Hund, „weil ich alt bin und jeden Tag schwächer werde und auf der Jagd nicht mehr fort kann, hat mich mein Herr wollen todt schlagen, da hab' ich Reißaus genommen: aber womit soll ich nun mein Brot verdienen?" „Weißt du was?" sprach der Esel, „ich gehe nach Bremen, dort Stadtmusikant zu werden, geh mit und laß dich auch bei der Musik annehmen. Ich spiele die Laute, und du schlägst die Pauken." Der Hund war's zu- frieden, und sie gingen weiter. Es dauerte nicht lange, so saß eine Katze an dem Weg und machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. „Nun, was ist dir denn in die Quere gekommen, alter Bartputzer?" sprach der Esel. „Wer kann da lustig sein, wenn's einem an den Kragen geht," antwortete die Katze; weil ich nun zu Jahren komme, meine Zähne stumpf werden, und ich lieber hinter dem Ofen sitze und spinne, als nach den Mäusen herumjage, hat mich meine Frau er- säufen wollen; ich habe mich zwar noch fortgemacht, aber nun ist guter Rath theuer: Wo soll ich hin?" „Geh mit uns nach Bremen, du ver- stehst dich doch auf die Nachtmusik, da kannst du ein Stadtmusikant werden." Die Katze hielt das für gut und ging mit. Darauf kamen die drei Landesflüchtigen an einen Hof vorbei, da saß auf dem Thor der Haushahn und schrie aus Leibeskräften. „Du schreist einem durch Mark und Bein," sprach der Esel, „was hast du vor?" „Da hab' ich gut Wetter prophezeit," sprach der Hahn, „weil unserer lieben Frau Tag ist, wo sie dem Christkindlein die Hemdchen gewaschen hat und sie trocknen will: aber weil morgen zum Sonntag Gäste kommen, so hat die Hausfrau doch kein Erbarmen und hat der Köchin gesagt, sie wollte mich morgen in der Suppe essen, und da soll ich mir heut Abend den Kopf abschneiden laffen. Nun schrei' ich aus vollem Hals, so lang' ich kann." „Ei was, du Rothkopf," sagte der Esel, „zieh lieber mit uns fort nach Bremen, etwas Besseres als den Tod findest du überall; du hast eine gute Stimme, und wenn wir zusammen musiciren, so muß es eine Art haben." Der Hahn ließ sich den Vor- schlag gefallen, und sie gingen alle vier zusammen fort. Sie konnten aber die Stadt Bremen in einem Tage nicht er- reichen und kamen Abends in einen Wald, wo sie übernachten wollten. Der Esel und der Hund legten sich unter einen großen Baum, die Katze und der Hahn machten sich hinauf, der Hahn aber flog bis in die Spitze, wo es am sichersten für ihn war. Ehe er einschlief, sah er sich noch einmal nach allen vier Winden um; da däuchte ihn, er sähe

5. Drittes Lesebuch - S. 118

1861 - Trier : Leistenschneider [u.a.]
118 in der Ferne ein Fünkchen brennen und rief seinen Gesellen zu, es müßte nicht gar weit ein Haus sein, denn es scheine ein Licht. Sprach der Esel: „So müssen wir uns aufmachen und noch hingehen, denn hier ist die Herberge schlecht." Und der Hund sagte: „Ja, ein Paar Knochen und etwas Fleisch daran, thäten mir auch gut." Nun machten sie sich auf den Weg nach der Gegend, wo das Licht war, und sahen es bald heller schimmern, und es ward immer größer, bis sie auf ein hellerleuchtetes Räuberhaus kamen. Der Esel, als der größte, machte sich an's Fenster und schaute hinein. „Was siehst du, Grauschimmel?" fragte der Hahn. „Was ich sehe?" antwortete der Esel, einen gedeckten Tisch mit schönem Esten und Trinken, und Räuber sitzen daran und lasten sich's wohl sein." „Das wäre was für uns," sprach der Hahn. „Ja, ja, ach, wären wir da! sagte der Esel. Da rathschlagten die Thiere, wie sie es anfangen müßten, um die Räuber fortzubringen: endlich fanden sie ein Mittel. Der Esel mußte sich mit den Vorderfüßen auf das Fenster stellen, der Hund auf des Esels Rücken, die Katze auf den Hund klettern, und endlich flog der Hahn hinauf und setzte sich der Katze auf den Kopf. Wie das geschehen war, fingen sie insgesammt auf ein Zeichen an, ihre Musik zu machen; der Esel schrie, der Hund bellte, die Katze miaute, und der Hahn krähte; dann stürzten sie durch das Fenster in die Stube hinein, daß die Scheiben klirrend niederfielen. Die Räuber fuhren bei dem ent- setzlichen Geschrei in die Höhe, meinten nicht anders, als ein Gespenst käme herein, und flohen in größter Furcht in den Wald hinaus. Nun setzten sich die vier Gesellen an den Tisch, nahmen mit dem vorlieb, was übrig geblieben war, und aßen, als wenn sie 4 Wochen hungern sollten. Wie die vier Spielleute fertig waren, löschten sie das Licht aus und suchten sich eine Schlafstätte, jeder nach seiner Natur und Bequemlichkeit. Der Esel legte sich auf den Mist, der Hund hinter die Thür, die Katze auf den Herd bei die warme Asche, und der Hahn setzte sich auf den Hahnenbalken; und weil sie müde waren von ihrem langen Weg, schliefen sie auch bald ein. Als Mitternacht vorbei war, und die Räuber von Weitem sahen, daß kein Licht mehr im Hause brannte, auch alles ruhig schien, sprach der Hauptmann: „Wir hätten uns doch nicht sollen in's Bockshorn jagen lasten," und hieß einen hingehen und das Haus untersuchen. Der Abgeschickte fand Alles still, ging in die Küche, wollte ein Licht anzünden, nahm ein Schwefel- hölzchen, und weil er die glühenden, feurigen Augen der Katze für lebendige Kohlen ansah, hielt er es daran, daß es Feuer fangen sollte. Aber die Katze verstand keinen Spaß, sprang ihm in's Gesicht, spie und kratzte. Da erschrack er gewaltig, lief und wollte zur Hinterthür hinaus, aber der Hund, der da lag, sprang auf und biß ihn in's Bein; und als er über den Hof an dem Miste vorbei rannte, gab

6. Drittes Lesebuch - S. 104

1861 - Trier : Leistenschneider [u.a.]
104 aber seine Gehilfen zur Rede. Da schob ein Jeder die Schuld auf den Andern; endlich suchten sich Alle durch einen ans den Küchenknaben, Karl Dickopp, geworfenen Berdacht.zu entle- digen, der das Kind armer aber redlicher Fischerslente in der Vorstadt St. Medardus war. Da alle den Knaben bezüchtigten, ward er unschuldigerweis zum Dieb gemacht. Zwar achteten die wackern Eltern ihren Sohn kaum fähig solcher Unthat; als aber von allen Seiten sich so viele Stimmen gegen ihn erhoben, glaubten endlich auch die Eltern, schlugen den Knaben, der auch sonsten allenthalben geschmäht und beschimpft ward. Da ward die Verzweiflung seiner Meister, und Karl ging, ein zarter Bursch von fünfzehn Jahren, eines Tages auf und davon. Dickopp gelangte endlich nach mancherlei Drangsalen in die Kaiserstadt Wien, wo er einen wohlhabenden Verwandten hatte. Dem erzählte er sein Unglück unter vielen Thränen. Der Verwandte glaubte seinem freimüthigen Wesen, und nahm sich des Burschen an, den auch viele vornehme Herren, die sein Schicksal erfuhren, liebgewannen. Er lag mit großem Fleiß dem Studiren ob, und ward ein feiner, hochgelehrter Mann. Da warf der reiche Graf von Schwarzenberg sein Aug' auf ihn und bestellte ihn zum Obersten seines Hauses, hatte ihn auch dermaßen lieb, daß er ihn bei seinem Verscheiden zum Erben aller seiner Güter einsetzte. Kaiser Ferdinand*) er- hob den weiland armen verfolgten Küchenknaben in den Adel- stand, und benannte ihn in dem Adelsbriefe: Karl Eucharius Medardinus von Rottenfelt, bestellte ihm auch zum K. Geheimrath. Sechzig Jahre, nachdem Dickopp seiner Heimath Va- let gesagt, ergriff den hochbetagten Mann die Begier nach sei- ner Wiege im Moselthal; er machte sich auf, und kam nach Trier; begab sich mit ansehnlichem Gefolg in die Abtei St. Matthias. Des andern Tags bei der Tafel, wo mehrere fremde Gäste anwesend, begann der Fremdling und unbekannte Gast, sich nach der Geschichte des armen Küchenknaben, Karl Dickopp, zu erkundigen. Da war Keiner, der ihm Antwort gab; dem Abt und den Konventualen war die Sache wie eine Traumge- schichte. Endlich trat ein 86jähriger Greis des Klosters hervor und erzählte den ganzen Hergang mit thränenden Augen, auch wie der silberne Löffel sich einige Tage nach des Knaben Flucht im Spülfaß wiedergefunden, wie allgemeine Trauer darum im Kloster gewesen, und des Knaben Eltern vor Gram gestorben. *) Ferdinand Iii. von 1637 bis 2. April 1657.

7. Drittes Lesebuch - S. 131

1861 - Trier : Leistenschneider [u.a.]
131 denn es wallt um den Knaben gar sonderlich ein dämmernder Schein, der nichts Irdischem glich. Doch der Kaiser in Hast sich wieder faßt und fragt das Knäb- lein: „Wer bist du? Sprich!" „„Ein Bote, gesandt, um zu retten dich."" „Wer zeigte dir her zur Klippe den Weg?" „„Wohl kenn' ich den Weg und jeglichen Steg."" „So hat dich der Himmel zu mir geschickt?" „„Wohl hat er dein reuiges Herz erblickt."" Drauf es sich dreht, zur Höhlung geht und gleitet nun leicht durch den Riß in die Wand, den vorher sein forschendes Auge nicht fand. Durch den Riß gebückt der Kaiser sich drückt. Sieh! da hüpfet das Knäblein leuchtend voran durch steile Schluchten tiefab die Bahn. Wo funkelnd das Erz an den Wänden glimmt, in der Tiefe der Schwaden*) aufblitzend schwimmt, am Gewölb ertönt der Schritte Hall, fern donnert des Bergstroms brausender Fall, tiefer noch ab, Meilen hinab: da gleitet das Knäblein in eine Schlucht. Die Fackel erlosch. Mit den Händen bange nun sucht Max sich den Weg hinvor und dringt empor und schaut auf- athmend der Sterne Licht und sucht den Knaben und — findet ihn nicht. Da faßt ihn ein Schauer. Nicht hat er geirrt. Wohl war es ein Engel, der ihn geführt. Und schon erkennt er Zierleins Thal, hört brausen der Menge verworrenen Schall. Mit bebendem Tritt er weiter schritt. Wie oft ermattet er weilen muß, bis er naht dem weit erglänzenden Fluß! Noch stand er weit, doch hocherfreut schaut er den Priester bei Fackelglanz stehn unermüdlich mit der Monstranz und noch die treuen Gemeinden knie'n und heiß im Gebete für ihn glüh'n. Sein Auge ward naß, sein Herz hoch schwoll, — 's war ja von tausend Gefüh- len voll. Schnell tritt er vor, ruft laut empor: „Lobet den Herrn und seine Macht! Seht, mich hat sein Engel zurückgebracht." 126. Der Wallfischfang. Der Wallsisch ist das größte uns bekannte Thier; denn er wird gegen 100 Fuß lang und wiegt über 100,000 Pfund. Er hat einen ungeheuern Kopf und einen so großen und weiten Rachen, daß ein Boot mit sechs oder acht Mann hineinfahren kann. Auf dem Kopfe hat er zwei Luftlöcher^ durch die er ath- met und das eingeschluckte Wasser mit solcher Kraft brausend in die Luft spritzt, daß inan, wenn mehre zusammen sind und spri- tzen, das Getöse wohl eine Meile weit hören kann. Seine Stärke ist unglaublich; er vermag mit einem Schlage seines Schwanzes ein ansehnliches Fahrzeug zu zertrümmern. Sein Aufenthalt ist das Eismeer, wohin jährlich viele Schiffe auslaufen, um ihn aufzusuchen und zu erlegen. *) Bergmanns-Ausdruck für nicht athembare Dünste, welche sich in der Tiefe entwickeln. 9*

8. Drittes Lesebuch - S. 174

1861 - Trier : Leistenschneider [u.a.]
174 den die Stelle angewiesen ist, wo er mit einer bestimmten An- zahl von Schiffen und Tauchern fischen darf, werden Hütten von Bambus am Ufer erbaut, und nun wird mit jedem grauen- den Morgen auf das Zeichen eines Kanonenschusses die Fischerei begonnen. Die Perlenbänke sind drei Meilen von der Küste entfernt; jeder Kahn beeilt sich, so schnell als möglich an die Stelle zu gelangen, _ auf der man fischen soll; in jedem sind zwanzig Fischer, die ihr Geschäft nur mittelst des Tauchens verrichten können. Fünf von diesen lassen sich nun auf einmal an fünf verschiedenen Seilen hinab, indem sie einen Stein von bedeu- tender Schwere zwischen die Füße nehmen und sich dadurch schnell hinunter ziehen lassen. Sie sind ganz unbekleidet und haben nur einen Korb an einem Gürtel hangen, in welchen sie die Muscheln legen. Auch befindet sich in demselben ein starkes, scharfes Meffer, um die Muscheln vom Felsen abzulösen und sich nötigenfalls damit gegen einen Haifisch oder ein anderes Ungethüm, das ihnen begegnet, zu wehren. Der Taucher stopft sich, bevor er in's Wasser steigt, Ohren und Nasenlöcher mit Baumwolle oder Wachs zu, nimmt einen mit Oel getränkten Schwamm in den Mund, zieht die Lungen voll Luft und sinkt schnell unter. Gewöhnlich muß er 90 bis 100 Fuß hinab, bevor er den Boden der Perlenbänke trifft; hier sammelt er so schnell und so viel als möglich Muscheln in seinen Korb, ohne irgend eine Auswahl zu treffen. Sobald er fühlt, daß er's nicht lange mehr aushalten kann, gibt er durch Schütteln am Taue seinen im Schiffe wartenden Kamera- den ein Zeichen, worauf diese ihn rasch empor ziehen. Geschieht dieses durch Unaufmerksamkeit oder durch einen andern Zufall nicht augenblicklich, so ist der Taucher verloren. Wenn er nach anderthalb bis zwei Minuten in das Schiff gelangt, ist er so erschöpft, daß er kein Wort sprechen kann und sich niederlegen muß, weil ihm die Füße den Dienst versagen. Sind die ersten fünf Taucher in ihr Schifstein zurückge- kehrt, so stürzen sich fünf andere in's Meer; dann kommt an die dritte und vierte Abtheilung und hierauf wieder an die erste die Reihe. Gegen Mittag kehrt die ganze Flotte von Perlen- booten zum Strande zurück. Ein buntes, tosendes Gewimmel beginnt nun, indem bei dem wilden Lärm der indischen Märkte Niemand sein eigenes Wort versteht. Hat endlich jeder Herr sein Schifflein gefunden, so macht er ein freundliches oder ver- drießliches Gesicht, je nachdem der Fang seinen Erwartungen entsprochen hat oder nicht; alsbald beginnt ein rühriger Schacher- handel, in welchem Jeder den Anderen zu prellen, zu überlisten

9. Drittes Lesebuch - S. 228

1861 - Trier : Leistenschneider [u.a.]
228 „Gib," sprach Jodocus, „gib ihm, guter Schaffner!" „Herr," sprach der Schaffner, „nur ein Brot ist übrig; Was bleibt denn dir und mir und unserm Hunde?" „Gib immer!" sprach der Abt, „der Herr wird sorgen." Der Schaffner nahm das Messer, zirkelte Mit Fleiß und schnitt genau das eine Brot In vier ganz gleiche Stücke, reichte eins Dem Bettler hin und sprach nicht allzufreundlich: „Eins dir, eins mir, dem Abt eins, eins dem Hunde." Jodoms lächelt' und der Bettler ging. Nicht lang und in noch ärmlichrer Gestalt Kam abermals der Herr und bat um Brot. „Gib," sprach Jodocus, „gib mein Stücklein ihm! Der Herr wird sorgen." Und der Schaffner gab's. - Nicht lang, und noch verhungerter erschien Zum dritten Mal der Herr und fleht' um Brot. „Gib," sprach Jodocus, „gib dein Stücklein ihm! Der Herr wird sorgen." Und der Schaffner gab's. Nicht lang, und lahm, blind, nackt und bloß erschien Zum vierten Mal der Herr und fleht um Brot. Jodocus sprach: „Gib ihm des Hundes Stücklein! Der Herr wird sorgen, der die Naben speist." Der Schaffner gab das Stück. Der Arme ging, Und eine Stimm' erscholl: „Groß ist dein Glaube, Du, deines Meisters echter Jünger, groß, Und wie du glaubest, so soll dir geschehen." Der Schaffner trat an's enge Fenster, schau, Da landeten im nahen Fluß vier Schifflein, Mit Brot und Obst und Oel und Wein befrachtet. Der Schaffner eilte freudig an den Strand, Von Menschen fand er keinen, fand dafür Am Ufer eine weiße Flagge wehn, Woran in Goldschrift diese Worte flammten: „Vier Schifflein sendet, der die Naben speist, Dem Abt, der heute ihn gespeiset, Ihm eins, dem Schaffner ems und eins dem Hunde; Das vierte bleibt des Senders armer Sippschaft. 2u. Erntelied. Kein Klang von Allem, was da klingt, Geht über Sensenklang, Wenn sie der braune Schnitter schwingt Zum fröhlichen Gesang. Das Aehrenfeld in goldner Pracht Wallt, Halm an Halm gewiegt; 0, wie sein munt’res Auge lacht! Wie ist er so vergnügt!

10. Drittes Lesebuch - S. 243

1861 - Trier : Leistenschneider [u.a.]
243 Schlacken gesondert wird. Hier sind große Behältnisse, in wel- chen das Erz aufgeschüttet wird, doch so, daß die Feuerflammen, welche Tage lang unterhalten werden, durch den Luftzug überall hindurchschlagen können, und bald geräth das Erz in einen glühenden Zustand; das Metall wird flüssig und von den Ar- beitern in besondern Formen aufgefangen, aus welchen es, wenn es erkaltet ist, herausgenommen und zu verschiedenen Zwecken verwendet wird. 223. Der Gang in das Bergwerk bei Goslar. Der Rammelsberg bei Goslar ist bekannt durch sein Berg- werk, in welchem sich mehr gezimmertes Bauholz befinden soll, als in allen Häusern Goslars. Die ganze Seite des Berges, die denl Wege zugekehrt ist, bestand meistens aus Schiefersteinen, wodurch der Berg in meinen Augen das Aussehen eines unge- heuren Gebäudes bekam, das abgebrannt und zusammengestürzt schien. Die Luft selbst hatte etwas Schwefeliges und Brandiges, und das Wasser, das durch Abzugröhren aus dem Berge flam, wo man es benutzt hatte, sah ganz ockergelb aus. Der norwegische Bauer nennt den dicken, blauweißen Nebel, der oft zwischen den Bergwänden eingeschlossen steht, „Woll- flecken," und ich wüßte keinen Namen, der charakteristischer wäre; es sah wirklich aus, als ob eine ungeheure Menge von der feinsten gekratzten Wolle in den Hohlweg hineingeweht wäre und dort über den schwarzen Fichten lagere. ' Da, wo man in's Bergwerk hinabsteigt, schob eine Anzahl junger Arbeiter die rohen Erzmassen in Schiebkarren in eine dazu gegrabene Vertiefung hinein; wir bekamen einen Führer, er zündete sein Grubenlicht an, öffnete nun eine große Thür und — es ward mir ganz wunderbar um's Herz — wir traten hinein. Eine kurze Strecke noch war der Gang ausgemauert, aber bald wölbten sich nur die eckigen Felsstücke rund umher; wir stiegen immer tiefer und tiefer. Bergleute mit ihren Gru- benlichtern begegneten uns; „Glück auf!" war der gegenseitige Gruß, während ringsum alles still wie im Grabe war. Aus dem Stein schimmerte das Erz bald grün, bald kupferroth her- aus. Ein Kaufmann von Goslar begleitete mich, ich hielt mich an ihn an, obgleich es nur ein schmales Brett war, auf dem wir vorwärts schritten. Wir mußten uns bald ganz tief bücken wegen der herabhängenden Felsblöcke; ein Gang durchkreuzte den andern, und der Führer verschwand mehremale vor unsern Au- gen. Plötzlich brauste es über unsern Köpfen, es war, als ob der ganze Berg zusammenstürze. Ich sagte kein Wort, schmiegte mrch aber fest an meinen Begleiter an, der mir nun erklärte, daß 16 *
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