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Schwalmgrnnde. Fast alle Bewohner Hessens gehören der christlichen
Religion an. Etwa 5/e derselben bekennen sich zur evangelischen, V« zur
katholischen Kirche. Die wenigen Israeliten ^/so) leben im Lande zerstreut. Für
Schulbildung ist in uuserm Bezirke gut gesorgt. Fast jedes Dörfchen hat
seine Volksschule. Höhere Schulen finden sich in allen größeren Städten.
Die oberste Verwaltungsbehörde des Regierungsbezirks ist die Regierung
zu Kassel. Dieselbe besteht aus Abteilungen mit Regierungsräten, an
deren Spitze der Regierungspräsident steht. Der Bezirk wird eingeteilt
in 24 Kreise, die nach Größe und Einwohnerzahl sehr verschieden sind.
An der Spitze des Kreises steht der Landrat; er wohnt in der Kreishaupt-
stadt. Die höchste Gerichtsbehörde ist das Oberlandesgericht zu Kassel.
Landgerichte sind zu Kassel, Marburg und Hanau. Die Laudgerichtsbe-
zirke zerfallen in Amtsgerichtsbezirke; zu letzteren gehört eine Anzahl Ortschaften.
7. Die Kreise mit den wichtigsten Ortschaften.
Der Regierungsbezirk zählt gegen 1400 Ortschaften. Diese zerfallen in
Städte, Flecken, Dörfer und Weiler. Einzeln liegende Gebäude sind:
Höfe, Mühlen, Schlösser, Kirchen, Klöster u. s. w. Wir merken uns nur
die bedeutendsten Orte.
1. Stadtkreis Raffel.
Derselbe liegt in dem schönen, fruchtbaren Talbecken der Fulda und
besteht nur aus der Stadt Kassel mit ihrer großen Gemarkung. Kassel
war ehemals die Hauptstadt des Kurfürstentums Hessen und ist jetzt Haupt-
stadt des Regierungsbezirks Kastel und der Provinz Hessen-Nassau. Die
Stadt liegt an beiden Seiten der Fulda, der größere und schönere Teil
am linken Ufer. Im Jahre 1800 hatte sie über 17000 Einwohner; jetzt
zählt sie deren 120000. Von letzteren sind etwa 1/i2 Katholiken.
Kassel ist eine der schönsten Städte Deutschlands. Es hat große freie
Plätze, breite Straßen, schöne Gebäude und Denkmäler. An dem großen
viereckigen Friedrichsplatz liegt das Schloß (Residenz des Königs) und das
Museum mit reichhaltigen Sammlungen und der Landesbibliothek. Kreis-
rund ist der Königsplatz mit einem sechsfachen Echo (Wiederhall) in der
Milte. Die schönste und belebteste Straße ist die Königsstraße. An ihr
befindet sich das kgl. Hostheater. Von den Kirchen ist die bedeutendste
die evangelische Martinskirche mit zwei 73 in hohen Türmen, einer großen
Orgel und dem Grabe und Denkmale Philipps des Großmütigen, des
bedeutendsten hessischen Fürsten. Die hiesige Bildergalerie ist berühmt.
Am Fuldaufer dehnt sich ein herrlicher Park, die Karlsaue aus. Daneben
liegt das große Justiz- und Regiernngsgebäude. Vou den Bildnngsanstalten
erwähnen wir die zwei Gymnasien, die Akademie für bildende Künste, die
Gewerbe- und Handelsschule, die Kriegsschule, das israelitische Lehrerseminar
und das evangelische Lehrerinnenseminar. Kassel ist Sitz des Oberlandes-
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TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
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der Festung, Heinz von Lüder, die Übergabe. Mit Drohungen wies er den kaiserlichen
General zurück und sprach: „Der freie Landgraf hat mir die Festung anvertraut, der
gefangene hat nicht die Macht, diesen Befehl zurückzunehmen." Dies rettete Ziegen»
Hain vor dem Schicksal ihrer Schwestern. Als nun der Landgraf endlich nach Hessen
zurückkehrte, befahl ihm der Kaiser, den Heinz von Lüder als einen Ungehorsamen in
Ketten aufhängen zu lassen. Der Landgraf gehorchte. Aber es waren nicht eiserne
Ketten, womit man den tapferen Heinz umschlang, sondern goldene, und man hängte
ihn nicht an einen Galgen, sondern hob ihn nur kurze Zeit an jenen Ketten empor.
Die goldenen Ketten bekam Heinz von Lüder zum Dank für seine Treue und zur
Erinnerung an seine mutige That geschenkt. So ehrte der großmütige Philipp seinen
Volkstracht der Schwälmer.
treuen Diener, und der Kaiser ließ es sich endlich auch gefallen, daß man seinen Befehl so
ausgelegt hatte. Nach der Aufhebung des Klosters Haina wurde Heinz von Lüder
durch Philipp d. Gr. zum Obervorsteher des daselbst eröffneten Hospitals ernannt.
Dort liegt er auch begraben.
Das Ziegenhainer Schloß, ehemals Residenz der Grafen von Ziegen-
Hain, ist jetzt Straf- und Besserungsanstalt.
Der Schwalmgrund und die Schwälmer.
Eine der fruchtbarsten und anziehendsten Gegenden Hessens ist der Schwalmgrund
oder „die Schwalm". Er umfaßt im strengsten Sinne nur das Tal der Schwalm oberhalb
und seitwärts von Ziegenhain mit etwa 30 Ortschaften. Die Bewohner dieser Gegend, die
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Extrahierte Personennamen: Heinz_von_Lüder Heinz_von_Lüder Heinz Heinz_von_Lüder Philipp Philipp Heinz_von_Lüder Philipp_d Philipp
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18. Kreis Lulda.
Das Hauptgewässer des Kreises ist die Fulda, welcher die Fliede,
Lüder, Schlitz und Hauue zufließen. Ostwärts der Fulda und Fliede
breiten sich Ausläufer der Vorderrhön, westwärts Ausläufer des Vogels-
bergs aus. Fulda, Kreisstadt mit 20000 meist kath. Einwohnern, hat
eine hübsche Lage in dem hier weiten Tale der Fulda. Es ist Knotew
Punkt von vier Eisenbahnen.
Geschichtliches von Fulda.
Fulda verdankt seine Entstehung dem hl. Bonifacius. Dieser sandte von Fritzlar
aus seinen Schüler und Freund, den hl. Sturmius, aufwärts der Fulda in den großen
Buchenwald (Buchoma), damit er dort einen geeigneten Platz zur Anlage eines
Klosters suche. Als Sturmius an den Ort kam, wo jetzt Hersfeld liegt, glaubte er
hier sein Ziel gefunden zu haben und baute sich mit seinen Begleitern Hütten von
Baumästen. Bonifacius aber hielt den Ort für zu nahe den wilden Sachsen und
wies Sturmius an, tiefer in die Wildnis zu gehen. Dieser gelangte trotz aller Ge-
fahren, die ihm durch wilde Tiere und die heidnischen Bewohner drohten, glücklich
in die Gegend, wo jetzt Fulda liegt, errichtete 744 hier das Kreuz und ein Bethaus
und legte den Grund zu einem Kloster. An Stelle des Bethauses trat später eine
Kirche, die den Leichnam des hl. Bonifacius aufnahm. Dieser Apostel war 755 bei
Verkündigung des Evangeliums von den heidnischen Friesen ermordet worden. Das
Kloster zu Fulda war sein Lieblingsaufenthalt gewesen. Durch die zahlreichen Wall-
fahrten nach dem Grabe des Heiligen eustand aus den das Kloster umgebenden
Hütten bald ein Dorf und später die Stadt Fulda. Das Kloster wurde bald eine
Pflanzstätte und ein Mittelpunkt christlicher Sitte und Bildung. An der berühmten
Klosterschule wirkten die ausgezeichnetsten Männer, darunter Rhabanus Maurus, der
„Lehrer Deutschlands." Fulda wurde das berühmteste Kloster in Deutschland. Mit
seinem Ruhme wuchs auch sein Reichtum und seine Macht. Der Abt von Fulda war
der erste unter den deutschen Äbten und hatte als Erzkanzler der deutschen Kaiserin
dieser bei der Krönung die Krone aufzusetzen. 1752 wurde die Abtei zu einem Bis-
tum erhoben. 1803 wurde das geistliche Fürstentum Fulda durch Napoleon in ein
weltliches verwandelt. Letzteres kam, nachdem es unter verschiedener Herrschaft gestanden,
1816 zum größten Teile an Kurhessen.
Eigentümlich ist die Ähnlichkeit in der Lage und in den Ortsnamen
von Fulda und Hersfeld. Letzteres könnte man daher auch Kleinfulda
nennen. Fulda ist der Sitz der höchsten katholischen Kirchenbehörde des
Landes, die aus dem Bischof und dem Domkapitel besteht. Die Stadt
hat ein Gymnasium (früher Klosterschule), ein kath. Priesterseminar, ein
kath. Lehrerseminar, eine landwirtschaftliche Wiuterfchule und eine Landes-
bibliothek. Hier finden sich vielerlei Gewerbe, z. B. Tuchwebereien. Fulda
besitzt mehrere Klöster und viele Kirchen. Die 1000jährige Michaelskirche ist
eine der ältesten Kirchen Deutschlands. Ferner zeichnet sich der schöne Dom
mit seiner Kuppel und großen Orgel aus. Unter dem Hochaltar, in der unter-
irdischen Gruftkirche befinden sich im Altar die Gebeine des hl. Bonifacius.
Im Dome ist auch Kaiser Konrad I. begraben. Der Domschatz bewahrt
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die Gewerbliche Zeichen- und Kunstgewerbeschule in Kassel,
die Baugewerkschule in Kassel,
die Handwerksschule in Kassel,
die Schule für Holzschnitzerei in Poppenhausen,
die Ackerbauschule in Beberbeck,
die Landwirtschaftliche Winterschule in Fulda,
die Haushaltungsschule in Treysa.
Besondere Unterrichts- und Erziehungsanstalten:
die Taubstummenanstalt in Homberg,
die Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder bei Elm,
die kath. Erziehungsanstalt für verwahrloste Knaben in Sannerz,
die Erziehungs- und Besserungsanstalt in Wabern,
die Bewahranstalt für Mädchen und Jdiotenanstalt in Treysa,
die Waisenhäuser in Kassel und Hanau.
Andere Anstalten:
die Jrrenheilanstalt in Marburg,
das Landeshospital für unheilbare geisteskranke Männer in Haina,
das Landeshospital für unheilbare geisteskranke Frauen in Merxhausen,
die Korrektions- und Landarmenanstalt in Breitenau,
die Strafanstalten in Kassel, Wehlheiden und Ziegenhain.
Bedeutende Männer des Regierungsbezirks.
Philipp der Großmütige, der bedeutendste Landgraf von Hessen, Förderer
der Reformation, geb. zu Marburg.
Gebrüder Jakob und Wilhelm Grimm, Sprachforscher und Märchen-
dichter, geb. zu Hanau.
Burkhard Waldis, Fabeldichter, geb. zu Allendorf a. d. Werra.
Karl Wilhelm, Tondichter, Komponist der „Wacht am Rhein" und anderer
Lieder, geb. zu Schmalkalden.
Philipp Reis, Erfinder des Telephons, geb. zu Gelnhausen.
Daten aus der Geschichte.
54 v. Chr. die ersten Römer auf deutschem Boden.
12—9 t>. Chr. führt Drusus, der Stiefsohn des Kaisers Augustus, Krieg
gegen die Chatten und Sigambrer.
9 n. Chr. die Hermannsschlacht im Teutoburger Walde.
15 Germanieus, der Sohn des Drusus, fällt in das Land der Chatten
ein und zerstört ihren Hauptort Mattium.
4. Jahrhundert Anfang der Völkerwanderung.
5. „ die Römerherrschaft am Rhein hört auf. — Die Franken
nehmen feste Wohnsitze ein und werden Herren unserer Gegend. —
Der Name Chatten verschwindet.
722 Bonisacius gründet zu Amöneburg die erste christliche Ansiedelung in
Hessen.
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Extrahierte Personennamen: Philipp Jakob Wilhelm_Grimm Wilhelm Burkhard_Waldis Karl_Wilhelm Karl Wilhelm Philipp_Reis Philipp Drusus Augustus