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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Mathematische Geographie für gehobene Bürger- und Mittelschulen insbesondere für Präparandenanstalten und Seminare - S. 67

1899 - Leipzig : Dürr
— 67 — 4) Hoch- und Tiefland. Rillen. Strahlen. Man erblickt durch das Teleskop Hochland und Tiefland. Die Tiefländer nennt man Meere; diesen Namen erhielten sie früher, als man sie noch für Wasser hielt. Sie sehen meist grau, auch grünlich aus. Man erblickt Ringgebirge, Krater und Gruben, viele Bergadern, niedrige, 60 bis 80 Meilen lange Bergrücken. Man sieht wenig parallele Ketten, hohe domartige Spitzen, wenig Verästelung der Gebirge. Am südlichen Ende des Mondes liegen die Apenninen, 90 Meilen lang, mit Gipfeln von 5100 m. Am östlichen Mondrande liegen die Cordilleren. Mitten in den Ringen, den Ring- ebenen, liegen oft hohe Kegelberge. Dann giebt es noch Rillen, d. h. meist gerade, 10 bis 25 Meilen lange Linien, die bei Vollmond als lichte, bei schräger Beleuchtung als dunkle Streifen sich darstellen. Es sind deren etwa 400. Es sind 300 bis 600 m breite Ver- tiefungen, welche durch kolossale Lavaströmungen entstanden sind, oder es sind Risse, die durch vulkanische Ausbrüche gebildet worden sind. Sie laufen sogar quer durch die Wälle der Ringe. Auch bemerkt man auf dem Monde sogenannte Strahlen syst eme (besonders bei Vollmond!), d. h. glänzende Strahlencentren, die mit ihrem hellen Lichte die anderen Mondlandschaften überstrahlen. Sie sind noch nicht enträtselt. Erhebungen oder Vertiefungen können es nicht sein, da sie keinen Schatten werfen. § 40. Die Kometen oder Haarsterne. Von alters her sind die Kometen wegen ihrer Gestalt Gegenstand der Phantasie und des Aberglaubens gewesen. Sic sind lange nicht alle mit dem bloßen Auge erkennbar. Ihre Zahl muß recht groß sein; man kennt etwa 800. Mit unseren vervollkommneten Instrumenten werden jetzt alle Jahre Kometen entdeckt. Wichtigste Merkmale. 1) Ihre Bahnen sind sehr excentrisch, d. h. langgestreckt, nicht nahezu kreisförmig. 2) Ihre Geschwindigkeit ist in den verschiedenen Teilen ihrer Bahn sehr verschieden. 3) Ihre Bahnen gehen nach den verschiedensten Richtungen, während die Planeten alle von Westen nach Osten gehen. Die Kometen sind teils recht-, teils rückläufig. 4) Sie sind nur kurze Zeit für uns sichtbar. 5) Ihre Masse ist sehr gering, aber ihr Volumen sehr groß; sie sind also sehr wenig dicht. Fixsterne erscheinen darum auch durch ihreu Schweis hindurch fast gar nicht verdunkelt. 6) Sie äuderu ihre Gestalt. 7) Man scheidet 1) Nebelhülle mit dem Kern oder Kopf und 2) Schweif; doch giebt es auch schweiflose Kometen. Man hat auch Kometen mit mehreren Kernen beobachtet, z. B. 1860 und 1873. 5*

2. Die Alpen und Süddeutschland - S. 30

1905 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 30 — staubartige Schnee allmählich in eine feste, feinkörnige Masfe, die man als Firn bezeichnet (von „fern", d. h. vorjährig, also so viel als vorjähriger, alter Schnee). Die vom Firn bedeckten Flächen und Mulden im Hochgebirge nennt man Firnfelder oder Firnmeere. Der Firn ist blendend weiß und so hart, daß man oft darüber hinwegschreiten kann, ohne einzusinken. Jahr um Jahr bildet sich eine neue Firnschicht. An steilen Abstürzen, wo die Schnee- massen Plötzlich abbrechen, kann man diese Schichten deutlich bemerkeu. In manchen Mulden liegt der Firn in einer Dicke von 500 m übereinander. c. Die Entstehung der Gletscher. Es ist erklärlich, daß die oberen Firnschichten auf die unter ihnen liegenden einen Druck ausüben, der um so größer ist, je höher sie übereinander lagern. Dadurch werden die unteren Schichten immer mehr zusammengepreßt, wodurch sie sich endlich in kristallklares Eis verwandeln. Diese Umwandlung ist nicht schwer zu erklären. „Jede Schneeflocke besteht aus kleinen Eiskristallen. Eine Masse von Schnee ist also nur eine große Menge von kleinen Eiskristallen mit Lust da- zwischen. Wenn also der Schnee zusammengepreßt wird, so muß die Luft eut- weichen, und die bis dahin getrennten Kristalle gefrieren zu einer festen Masse zusammen. Jeder weiß, daß man Schneebälle durch festes Drücken zwischen den Händen sehr hart machen kann. Je dichter der Schnee zusammengepreßt wird, desto härter wird er. Wenn wir also einen harten Schneeball machen, so ver- fahren wir mit dem Schnee ungefähr fo, wie die Natur es tut, wenn sie den Hochgebirgsschnee in Eis umwandelt. Wir pressen die Luft heraus und er- möglichen dadurch den kleinen Eisteilchen, zusammenzufrieren und sich zu einem Stück Eis zu bilden. Doch vermögen wir nicht alle Luft herauszupressen; daher sieht der Ball nach allen unfern Anstrengungen noch weiß aus, wegen der in ihm eingeschlossenen Luft. Auf den Schneefeldern ist der Druck natürlich weit größer: die Lust wird mehr und mehr herausgepreßt, bis zuletzt der Schnee zu klarem, durchsichtigem Eis wird." (Geikie.) Auch in nnsern Straßen können wir in jedem Winter Ähnliches beobachten. Wenn nämlich der Schnee längere Zeit liegen bleibt, so wird er von den Füßen der darüber Gehenden so zusammengetreten, daß er sich bald in eine feste Eis- masfe verwandelt. Die Oberfläche des Bodens, worauf die Schuee- und Firnmassen lagern, ist höchst selten ganz eben, sondern meist nach einer Richtung hin geneigt. Häufig sind die Abhänge sogar stark abschüssig. Das hat zur Folge, daß sich der Firn aus den geneigten Flächen allmählich abwärts schiebt und in den tieferen Mulden zu großen Massen anhäuft, wo dann auch die Umwandlung in Eis vor sich geht. Von hier ans dringt dann das Gletschereis gleich

3. Die Alpen und Süddeutschland - S. 32

1905 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 32 — Die Gletscher folgen bei ihren Bewegungen allen Windungen und Krüm- mnngen des Tales. Verengt sich dieses, so schwillt die Masse in die Höhe und drängt sich durch; erweitert es sich, so breitet sie sich in dem größeren Räume aus. Wenn zwei Täler zusammenstoßen, so vereinigen sich deren Gletscher zu einem Strome, der dann das gemeinsame Haupttal füllt. — Die Ursache der Bewegung der Gletscher ist deren Schwere. Es ist eine durchaus falsche Vorstellung, wenn man glaubt, daß der Gletscher als Ganzes über seine Unterlage langsam hinabrutsche. Zwar findet auch eine gleitende Bewegung statt, aber nur in geringem Maße. Die Hauptbewegung ist ein wirkliches Fließen wie beim Wasser, wobei die kleinsten Massenteilchen fortwährend ihre Lage gegeneinander verändern. Das geht schon daraus hervor, daß der Eisstrom sich stets den wechselnden Formen des Tales anschmiegt. Es wird ferner bewiesen durch die Tatsache, daß die mittleren Teile des Gletschers sich viel rascher bewegen als die Seitenteile, die durch die Talränder gehemmt werden, ganz so wie das auch bei Flüssen der Fall ist. Wie groß mitunter diese Unterschiede sind, zeigt ein Versuch am Rhonegletscher. Man hatte mehrere Steinreihen quer über den Gletscher gelegt. Nach 6 Jahren betrug die Fortbewegung in der Mitte 623 m, am Rande dagegen nur 55 m. Das Eis ist also keineswegs so spröde und starr, wie es auf den ersten Blick er- scheint. Es besitzt vielmehr eine gewisse Bildsamkeit, die allerdings beim Gletschereise bedeutend größer ist als beim gewöhnlichen Eise. Das Gletschereis besteht nämlich nicht wie dieses aus einer einzigen kristallisierten Masse. Es ist vielmehr von einem dichten Netze von Haarspalten durchzogen, durch die es in zahllose kleine, eckige Stückchen zerlegt wird, die sog. Gletscherkörner, die sich aber so sest aneinanderschließen, daß ihre Grenzen kaum wahrnehmbar sind. Es ist klar, daß durch diese körnige Beschaffenheit die Verschiebung der einzelnen Teilchen gegeneinander bedeutend erleichtert wird. Dazu kommt dann noch ein zweites. Bekanntlich bildet sich Eis, sobald die Temperatur auf 0° sinkt. Wird jedoch Wasser einem hohen Drucke ausgesetzt, so liegt der Gefrierpunkt mehr oder weniger unter 0°, je nach der Stärke des Druckes; Eis kann darnm durch entsprechende Belastung wieder in Wasser zurückverwandelt werden. Nun bedenke man, welch gewaltiger Pressung die Teile des Gletschereises ausgesetzt sind, einmal durch den Druck talabwärts, zum andern infolge des ungeheuren Gewichtes der übereinander lagernden Massen. Es ist darum erklärlich, daß an Stellen hohen Druckes sich Eisteile in Wasser auflösen und durch die feinen Haarspalten nach Stellen geringeren Druckes abfließen, wo sie wieder gefrieren. Auf diese Weise bekommt der Gletscher gleichsam Millionen von Gelenken, und nur so wird es begreiflich, daß die Schwere auf ihn eine ähnliche Wirkung ausüben kann wie auf flüssiges Wasser. „Nach Helms Auffassung gehört das Gletschereis in die Kategorie der dick- flüssigen Körper, die auf Druck plastisch ausweichen und auf Zug zerreißen. Den Druck übt hier die eigene Masse aus, den Zug die talabwärts gerichtete Komponente der Schwerkraft. Die Art der Plastizität bedarf aber doch noch einer Erläuterung. Aller- dings ist das Eis, wenn seine Eigentemperatur in der Nähe des Schmelzpunktes liegt, plastisch und kann sich ohne Bruch umformen, aber diese Eigenschaft reicht zur Erklärung nicht aus. Eine Bewegung wie die des Gletschers ist mit Zerreißungen und Ver- schiebnngen verbunden, und der Eiskörper müßte sich endlich in ein Haufenwerk auflösen, wenn nicht eine zweite Eigenschaft zu Hilfe käme, die der Regelation. Sie besteht darin, daß tauende Eisstückchen in ihren Berührnngsstellen sofort wieder zusammenwachsen. Sie ist es, die alle Wunden heilt, die die kleinen Brüche wie die großen Spalten ver- schwinden läßt, die zwei Gletscher zu einem einzigen Strome verbindet." (Supau.)

4. Die Alpen und Süddeutschland - S. 34

1905 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 34 — die sich aber ebenfalls wieder vereinigen, wenn das Gletscherbett ebener wird Mg- 4). ■ Abschmelzen. Besucht man einen Gletscher bei Tage, wenn die Sonne scheint, so bemerkt man, wie auf seiner Oberfläche zahllose Bachlein abwärts rieseln. Nach kurzem Laufe stürzen sie unter vielem Getöse in Gletscherspalten oder in tiefe trichterförmige Löcher, die sogen. Gletschermühlen, die bis zum Grunde des Gletschers hinabreichen. Von hier fließt das Wasser in Höhlungen unter dem Gletscher fort, bis es au dessen unterem Ende wieder zu Tage tritt. So schmilzt die Oberfläche des Gletschers Tag um Tag mehr ab, und der Gletscher wird abwärts zu immer dünner. An seinem Ende hat er gewöhnlich eine Fig. 4. Partie vom Bossongletscher am Nordabhange des Mont-Blanc. mächtige Öffnung, das Gletschertor, aus dem ein starker Bach hervorströmt. Das Wasser des Gletscherbaches ist mit vielem Schlamm und Sand vermischt und darum trübe. Doch nach längerem Lause klärt es sich und nimmt dann eine bläuliche oder grünliche Färbung an. Fig. 5 zeigt uns das Ende des Rhonegletschers mit deutlich erkennbarem Gletschertor. Der abwärts strömende Gletscherbach ist die Rhone. Moränen. (G. 66.) Die Oberfläche des Gletschers ist häufig mit großen Massen von Erde und Steinen bedeckt. Überblickt man den Gletscher von einem etwas erhöhten Punkte aus, so bemerkt man, daß die Gesteinsmassen nicht regellos über die Eisfläche verteilt find, sondern daß sie lange Linien von Steinen bilden,

5. Die Alpen und Süddeutschland - S. 36

1905 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 36 — fernt man die Grundmoräne, so bemerkt man ferner, daß nnch der Felsgrund glatt poliert und geritzt ist. Von derselben Beschaffenheit sind die Seitenwände des Tales, soweit sie das Gletschereis bedeckt. Wie sind diese eigentümlichen Erscheinungen zu erklären? Es ist bereits erwähnt worden, daß der Gletscher nicht bloß fließt, sondern anch eine allerdings geringe gleitende Bewegung hat. Bei dem ungeheuren Gewichte nun, das er besitzt, ist es leicht erklärlich, daß er bei feiner Fortbewegung alle noch so kleinen Ecken und Spitzen seiner Unterlage abschleifen und so sein Bett allmählich ver- tiefen umß. Verstärkt wird diese Arbeit noch durch die zahlreichen Gesteins- trümmer, die vou den Seitenwänden her und durch Gletscherspalten aus deu Grund geraten. Hier werden sie durch die sich langsam fortbewegenden Eis- Massen mit fortgeschoben, wobei sie dann mit ihren scharfen Kanten und Spitzeu deu Felsboden kratzen und ritzeu. Dabei werden sie fortwährend auch selbst ab- genutzt, geglättet und gestreift wie das unter ihnen liegende Gestein oder anch ganz zerrieben. So entsteht eine sandige, schlammige, mit Steinen durchsetzte Masse, die Grundmoräne. Ihre feineren Teile werden unaufhörlich vom Wasser mit fortgespült, daher denn auch der Bach, der dem untern Ende des Gletschers entströmt, eine trübe Färbung hat. Was der Gletscher an Gesteinstrümmern am Grunde sortschiebt oder auf feinem Rücken mit sich fortträgt, häuft sich an seinem untern Ende an und bildet hier die Eud- oder Stirnmoräue. Sie erscheiut hier als schmaler, niedriger, dort als breiter, mächtiger, bergartiger Steinwall. Anderwärts tritt sie uns alz eine weite Schlamm- und Kiessläche entgegen, in der mächtige Fels- trümmer zwischen unregelmäßigen Schutthügeln zerstreut liegen. In der Mitte ist stets eiue Lücke, durch die der Gletscherbach absließt. Schwankungen in der Größe der Gletscher. Die Größe der Gletscher ist periodischen Veränderungen unterworfen. Auf Zeiten scheinbaren Stillstandes folgen solche merklichen Rückganges, bis wieder nach einem Stillstande ein erneutes Wachstum beginnt. Im 17. und 18. Jahrhundert scheint in den Alpen eine allgemeine Zunahme der Vereisung stattgefunden zu haben. Seit etwa 1850 dagegen ist fast überall, und zwar nicht nur in den Alpen, sondern auch iu den Pyrenäen, in Norwegen und im Kaukasus eiu Zurück- weichen der Gletscher beobachtet worden. Der Rhonegletscher z. B. hat Wo m an Länge verloren, der viel mächtigere Pasterzengletscher allerdings nur etwa 100 m, aber seinen Raumverlust hat man auf 218 Mill. cbm geschätzt. Nach Richters Berechnung beträgt die Gesamtverkleinerung der Ostalpengletscher beim letzten Rückgange über 9 Kubik- kilometer. Wie es scheint, geht die Periode des Rückganges aber jetzt ihrem Ende entgegen. Zwar hat in den letzten Jahren bei den meisten Alpengletschern noch eine Abnahme statt- gefunden. So ist z. B. der Rhonegletscher 1303 noch um 111 /.2 m zurückgewichen. Andere dagegen habeu wieder zugenommen. Während dies 1.901 nur erst in einem Falle beobachtet wurde, konnte man im Jahre 1903 schon ein Wachstum bei 15 Gletschern feststellen. Die Ursachen solcher Ab- und Zunahme der Gletscher liegen ohne Zweifel in klimatischen Verhältnissen, sind aber noch nicht genügend erforscht. Ein Rückgang kann

6. Die Alpen und Süddeutschland - S. 38

1905 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 38 — daß derselbe Steinblock im Verlaufe seiner Wanderung mehrmals zum Kopfe einer Eissäule wird. Die Gletschertische liefern uns also einen augenfälligen Beweis dafür, wie sehr die Oberfläche eines Gletschers durch Verdunstung und Abschmelzen erniedrigt wird. Ein andres Zeugnis können uns die Moränen- wälle geben. Betrachtet man einen solchen Rücken, so ist man geneigt zu glauben, daß er gauz aus Gesteinsmassen bestehe. Entfernt man aber einige lose Blöcke, so stößt man gleich auf Eis und wird gewahr, daß der Wall ein Eisrücken ist, den eine dünne Lage von Gesteinstrümmern bedeckt, durch die er vor dem Ab- schmelzen bewahrt geblieben ist. e. Gletscherwanderungen. Wer in den höheren Gebieten der Alpen reist, ist nicht selten genötigt, einen Gletscher qner zu überschreite!: oder längere Strecken aufwärts oder abwärts auf seinem Rücken zu wandern. Eine solche Gletscherwanderuug ist wegen der vielen Spalten stets mit Gefahren verknüpft. Kann man die Spalten nicht überspringen, so muß man sie zu umgehen suchen. Bei Schneefällen überwölben sie sich häufig mit einer Schneedecke, die durch Austaueu und Wiedergefrieren mitunter so fest wird, daß man darüber hinwegschreiten kann. Nicht selten aber bricht sie unter dem Fuße zusammen, und der Wanderer, der keine Ahnung vou dem Vorhandensein der Spalte hatte, stürzt in die Tiefe hinab. Touristen nehmen desbalb bei Gletscherwanderungen meist einen Führer mit, der die Örtlichkeiten genau kennt und mit seinem spitzen Bergstocke jede Stelle, auf die der Fuß gesetzt wird, genau untersucht. Sie gehen dann wohl in einer Ent- fernnng von etwa 6 Schritt hintereinander her, nachdem sie sich vorher mit einem Strick aneinander gebunden habeu. Bricht nun doch einer ein, so wird er durch das Seil gehalten und wieder herausgezogen. Ein Hinabfallen in Gletscherspalten ist gar keine seltene Erscheinung. „Der Tod, dem solche Unglücklichen verfallen, pflegt ein besonders schrecklicher zu sein. Festgeklammert in der eisigeu Tiefe, mit gebrochenen Gliedmaßen, liegt der Hinabgestürzte, oft ohne sich nur bewegen zu können, bis vielleicht erst nach Stunden und Tagen die vereinte Macht des Hungers und der Kälte seine Qualen endet. Es ist geschehen, daß die Gefährten des Unglücklichen von der Oberfläche des Gletschers aus noch stundenlang zu ihm hinunter- sprachen, ihm Seil und Beil hinabließen, ihn schon gerettet glaubten, daß dann aber das Seil riß oder im letzten Augenblicke die Kräfte den Erschöpften verließen. — Wundern gleich vereinzelt stehen dagegen die Beispiele der Rettung, wie eine solche, und eine der merkwürdigsten überhaupt, vor mehr als 100 Jahren am Grindelwaldgletscher geglückt ist. Dort führte am 7. Juli 1787 Christian Bohrer, ein Bewohner des Dorfes Grindelwald, seine Schafherde über den Gletscher, als er am oberen Rande desselben plötzlich ausglitt und in einer überfchneiten Spalte mehr als 100 rn tief verschwand. Der ungeheure Fall hatte ihm das Bewußtsein geraubt. Als er nach langer Betäubung erwachte, fand der Verunglückte sich in völliger Finsternis, auf dem Felsengrunde des Gletschers. Neben ihm rauschte ein Wasser, zugleich fühlte er, daß sein linker Arm gebrochen und die rechte Schnlter verrenkt war. Dennoch sann er auf Rettung. Kriechend, auf wunden Knieen dem Laufe des Gletscherbaches folgend, oft von dem überhängenden Eise in diesen selbst

7. Die Alpen und Süddeutschland - S. 54

1905 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 54 — Oberlauf der Salz ach und der Guus; im O. die Mur, die Drau und die Sau. — Die Längentäler sind in ihrem mittleren und unteren Teile meist sauft geneigt und mitunter von ansehnlicher Breite. So dehnt sich z. B. das Jnntal in der Nähe von Innsbruck bis zu einer Stunde aus. Sie eignen sich darum auch am besten für den Anbau und zur Ansiedelung der Menschen und sind infolgedessen die am dichtesten bewohnten Alpentäler. Von andrer Beschaffenheit sind die Quertäler. Sie sind gewöhnlich viel kürzer als die Läugeutäler und steigen darum auch rascher an. Die Flüsse strömen mit reißender Schnelligkeit abwärts und bilden Stromschnellen und Wasserfälle. Nicht selten liegen die einzelnen Talabschnitte stufenförmig über- einander und bilden weite Talbecken, sog. Kesseltäler, die durch enge, wilde, oft stundenlange Felsenschluchten miteinander verbunden sind. Die Schluchten sind häufig so eng, daß nicht einmal ein Weg hindnrchgesührt werden kann. Himmelhoch starren die wilden Felsmassen empor, und ties uuten stürzt tosend und schäumeud der Fluß von Fall zu Fall, Trümmer und Felsblöcke mit sich fortreißeud. Es siud die schauerlichsten Teile des Alpengebirges. Wahrscheinlich sind die Kesseltäler ehemals Seebecken gewesen. An der niedrigsten Stelle des Uferrandes floß das Wasser ab und hat dann im Lanfe der Jahrtausende die Felswände durchgesägt und sich immer tiefer in die Gesteinsmassen eingegraben. — Die wichtigsten Quertäler der Alpen sind die der Reuß (G. 64) und der Etsch. Auch Rhoue, Rhein, Inn, Salzach und Enns bilden auf eine größere Strecke Quertäler. Ehe sie nämlich das Gebirge verlassen, machen sie eine scharfe Biegung nach N. und durchbrechen die vorgelagerten Bergketten, wobei einige von ihnen enge Schluchten (Klausen) bilden. b. Haupt- und Nebentäler. Betrachtet man die Täler nach ihrem Verhältnis zueinander, so kann man Haupt- und Nebentäler unterscheiden. Haupttäler nennen wir die großen und tiefen Täler, die bis zum Ausgang des Gebirges hinabführen. Neben- täler sind kleinere Täler, die sich von rechts und links nach dem Haupttale ösfueu. Meist haben diese wieder Seitentäler, die man als Täler dritter Ordnung bezeichnen kann. Jedes Haupttal bildet mit seinen Neben- und Seiten- tälern ein zusammenhängendes Ganzes, ein Talsystem. Die Haupttäler sind ties in das Gebirge eingesenkt und haben oft eine bedeutende Breite. Sie sind nicht nnr ausgezeichnet durch großartige und Wechsel- volle Naturschönheiten, sie sind auch der Sitz eiuer reichen Knltnr und eines regen Lebens. In ihren Talebenen erblickt man in buntem Wechsel Korn- und Mais- selder, Wiesen, Gebüsche und Gruppen prachtvoller Ahornbäume. Auf der Süd- seite der Alpen gedeihen anßer trefflichem Obst und Wein sogar Feigen und Mandeln. Durch diese Talebenen ziehen auch die großen Alpenstraßen, und

8. Die Alpen und Süddeutschland - S. 58

1905 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 58 — die Bäche und Flüsse oft zu furchtbarer Höhe au. Kleine Rinnsale werden zu reißenden Strömen, in den engen Schluchten steigt das Wasser 10, 20, ja wohl 40 bis 50 in empor, und die Talbecken sind dann weithin mit den trüben, wilden Fluten bedeckt, die oft furchtbare Verheerungen anrichten. Bedeutung. Es ist von großer Bedeutung, daß die Gletscher gerade im Sommer das meiste Schmelzwasser liefern. Denn um diese Zeit haben die Flüsse, die aus niederen Gebirgen kommen, gewöhnlich großen Wassermangel, wodurch die Schiffahrt oft für längere Zeit unmöglich wird, wie z. B. auf der Elbe und Oder. Bei Flüfsen dagegen, die ihr Wasser zu einem großen Teile aus den Alpen bekommen, ist das viel seltener der Fall. So können z. B. Rhein und Donau meist das ganze Jahr hindurch befahren werden, und nur im Nachsommer wird die Schiffahrt mitunter behindert. Infolge ihres starken Gefälles führen die Alpenflüsse in ihrem Bette viele Gesteinsmassen, Gerölle genannt, mit sich. Unterwegs zerbröckeln die Gesteine immer mehr und werden zu Sand und Schlamm. Bei Überschwemmungen werden oft große Geröllmassen ans den Userländereien abgelagert, weshalb diese auch häufig nicht zum Anbau geeignet sind und zum Teil nur als Viehweide beuutzt werden können. In den unteren Teilen des Gebirges wird der Lauf der Flüsse ruhiger. Ewige können hier mit Kähnen befahren werden. Im all- gemeinen aber sind die Alpenflüsse wegen ihres reißenden Laufes zur Schissahrt uicht geeignet. Hauptflusse. Die Gewässer der Alpen werden von fünf Haupt strömen aufgenommen und verschiedene:: Meeren zugeführt. Im W. sammeln sie sich zur Rhone, im N.-W. zum Rhein, im N. und O. znr Donau, im S. zum Po und zur Etsch. Die Rhoue geht zum Mittelmeer, der Rhein zur Nordsee, die Donau zum Schwarzeu Meere, Po und Etsch ius Adriatischemeer. c. Die Seen. Seenrcichtum. Die Alpen haben einen außerordentlichen Reichtum an Seen. Kein anderes Hochgebirge der Erde kommt ihnen darin gleich. Ihre Zahl mag im ganzen Wohl über 4000 betragen, und sie bedecken zusammen einen Flächen- räum, der an Größe etwa dem sechsten Teile der Rheinprovinz gleichkommt. Merkwürdig ist ihre ungleichmäßige Verteilung im Gebirge. Die meisten liegen in den Mittelalpen, während Ost- und Westalpen seenarm sind. Ihrer Lage nach kann man zwei Arten von Alpenseen unterscheiden: Berg- oder Hochseeu und Rand- oder Tiesseen. Bergscen. Die Bergseen (G. 67 und 75) liegen hoch im Gebirge. Sie finden sich bis zur Schneegrenze hinauf. Die meisten sind sehr klein. Nur wenige haben einen Umfang von mehr als einer Stunde. Viele erhalten ihr

9. Die Alpen und Süddeutschland - S. 65

1905 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 65 — dieser Stelle besonders kräftig über den Boden schleifen und stark erodieren. Mit dieser Anschauung scheint der Umstand in Übereinstimmung zu stehen, daß sich an den Teilen der Alpen, wo die Gletscher mit dem größten Gefälle an den Rand hinabgelangt sein mußten, auch die tiefsten Seen vorfinden, die lombardischen Seen, deren Tiefe 300—400 m betragen mag. Am Ausgange der großen Täler der Schweiz erreichen die Seen eine Tiefe von 200—330 m und am Ausgange der bayrischen und österreichischen Täler nur eine von 100—200 in. Die mitgeteilten Tiefen mögen bei flüchtiger Betrachtung sehr groß erscheinen; im Verhältnis zur Länge der betreffenden Seen aber haben diese Zahlen wenig zu bedeuten, denn es beträgt z. B. beim Comer See die Tiefe nur den 130. Teil, beim Starnberger See nur den 180. Teil, beim Genfer See nur den 230. Teil der Länge, und so sind diese alpinen Randseen im Grunde genommen doch recht flache Mulden." Eine entgegengesetzte Ansicht vertritt der Schweizer Geologe Heim. Wie andere, so bestreitet auch er ganz entschieden, daß den Gletschern eine so gewaltige erodierende Kraft zukomme, daß dadurch große Seebecken ausgehöhlt werden konnten. Auf Grund vieler Beobachtungen und Untersuchungen, auf die wir aber hier nicht eingehen können, nimmt er au, daß das Alpengebirge, nachdem sein Ausbau vollendet war und auch die Täler sich bereits gebildet hatten, nach der ersten Eiszeit als Ganzes wieder gesunken sei, während das Vorland stehen blieb. Infolge dieser Senkung kamen die untern Täler des Gebirges tiefer zu liegen als die vorgelagerten Ebenen, sie verloren ihren Abfluß und füllten sich mit Wasser. Mauche dieser Beckeu sind durch Flußablagernugeu wieder aus- gefüllt worden, während andere sich in ihren untern Teilen erhalten haben. Diese Erhaltung ist mit auf die Gletscher zurückzuführen, die bei ihrem erneuten Vorrücken zur zweiteu und dritten Eiszeit die Seebecken nach und uach ganz ausfüllten und fo vor der Zuschüttung bewahrten. 17. Die Niederschläge. Der Wasserreichtum der Alpen hat seinen Grund in der Menge der Nieder- schlage, die dort stattfinden. Es fällt in ihnen viel mehr Regen und Schnee als z. B. in Mitteldeutschland. Wir wollen jetzt die Ursachen dafür kennen lernen. Das führt uns zunächst auf die Frage, wie Regen und Schnee entstehen. Doch beschränken wir uns bei dieser Erörterung auf das Allerwichtigste, da die eingehende Behandlung des Gegenstandes in die Naturlehre gehört. a. Die Verdunstung. Regen und Schnee sind Wasser, jener in flüssiger, dieser in fester Form. Sie kommen beide aus den Wolken. Wie gelangt nun das Wasser in die Wolken? Um auf diese Frage eine richtige Antwort geben zu können, wollen wir zunächst untersuchen, was aus dem Wasser wird, das als Regen oder Schnee zur Erde niederfällt. Wenn es regnet, fo können wir überall beobachten, wie das Wasser sich in den Vertiefungen des Erdbodens zu Lachen und Pfützen ansammelt. Ist der Regen stark, so laufen kleine Ströme schmutzigen Wassers die Straßen und Fick. I. Band. 5

10. Die Alpen und Süddeutschland - S. 130

1905 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 130 — nur selten auf der Erde findet. Da der faltende Druck von S.-O. kam, so sind hier die Ketten am höchsten, während sie sich nach N.-W. mehr und mehr verflachen. Fig. 27 bietet uns einen Querschnitt durch drei Juraketten, a, b, c, d bezeichnen vier übereinander lagernde Gesteinsschichten. A, B und C sind Faltensättel, langestreckte Bergrücken, dazwischen liegen Längstäler. Bei 0 sehen wir ein Tal, das nicht durch eine Faltenmulde gebildet wird, sondern auf einem Gebirgsrücken durch Erosion entstanden ist. Die Gesteine gehören der Juraformation an, die nach dem Gebirge benannt worden ist. Es sind vorherrschend kalkhaltige Gesteine, Tone, Mergel, Schiefer, Sandsteine und eigentliche Kalke. Eigentümlich ist ihnen, daß sie außerordentlich viele Versteinerungen enthalten. Fig. 27. (Querschnitt durch den Iura. (Nach Schwalbe, Mineralogie und Geologie.) 25. Der Oberlauf des Rheins. a. Der Rhein bis zum Vodensee. Der Rhein kommt vom St. Gotthard. Am Ostabhange dieses mächtigen Gebirgsstockes lagert eine Menge von Gletschern, denen ebensoviele Bäche ent- strömen. Sie alle zusammen bilden den Vorderrhein. In rasender Schnelligkeit fließt er schäumend und brausend in anfangs meist engem Tale dahin. Zu beiden Seiten ragen gewaltige Berge empor, von denen ihm zahl- reiche Gießbäche ihre Gewässer zuführen. Bei der kleinen Stadt Chur wendet sich der Rhein nach N. Kurz vorher empfängt er von rechts einen ansehnlichen Zufluß, den Hinterrhein, durch dessen Tal die Splügenstraße zum Comer See hinüberführt (S. 75). Das Gefälle des Flusses wird nun allmählich schwächer, daher sein Lauf ruhiger. Das Tal erweitert sich mehr und mehr und erreicht endlich eine Breite von 4 Stunden. Die Talsohle ist eben und mit Feldern und Wiesen bedeckt. Das Flußbett ist breit, die User sind vielfach sumpfig und mit Buschwerk bewachsen. Auf dieser Strecke wird der Rhein schon mit großen Kähnen befahren, die eine Ladungsfähigkeit von 200 bis 300 Zentnern haben.
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