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1. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 87

1861 - Stuttgart : Hallberger
87 haft und erlitt mit freudigem Muthe den Märtyrertod. So starben in allen Theilen des Reiches Tausende als Bekenner der heiligen Lehre Jesu. Von jetzt an gieng das römische Reich unter einer Reihe von elenden Regenten immer mehr feinem Verfalle entgegen. Die Chri- stenverfolgungen, deren man bis zum Jahre 312 zehn große zählt, dauerten fort, besonders unter den Kaisern Decins und Diokletian. Allein das Blut der Märtyrer wurde stets zur Aussaat für neue Bekenner. Die Freudigkeit, mit welcher diese Glaubenshelden, ja selbst zarte Kinder ihren Glauben an Jesus bekannten; die Standhaftigkeit, mit der sie alle Qualen und Martern er- trugen; die Zuversicht, mit welcher sie von dem ewigen Leben sprachen, und oft in den letzten Augenblicken noch, Psalmen singend oder für ihre Peiniger betend, Gott dankten, daß er sie gewürdigt, zu seiner Ehre zu leiden — dieses Alles bewog viele Tausende zur Annahme der göttlichen Lehre, und unter allen Verfolgungen blühte die Kirche Jesu stetssort herrlicher auf. 26. Eonsiantin der Große. Zur Zeit des Kaisers Diokletian herrschten vier Regenten über das römische Reich. Einer derselben war Constantinus Ch lorus, der im Jahr 306 zu Jork in England starb und seine Würde seinem Sohne Eonstarttiii hinterließ. Da nun einer der zuvor abgetretenen Kaiser, Maximian mit Namen, den Purpur wieder anlegte, und seinen Sohn Maxentius zum Mitregenten ernannte, so gab es sogar sechs Herrscher im römischen Reiche, welche einander wechselseitig bekriegten und zu stürzen suchten. Maxentius hatte sich mit einem ungeheuren Heere gegen Constantin gewendet, dessen Heer durch Mühsale und Kämpfe er- schöpft und durch zurückgelassene Besatzungen äußerst geschwächt war. Seine Soldaten murrten laut, die Heerführer riethen zum Rückzüge und Constantin befand sich somit in der schwierigsten Lage. Da erschien auf ein Mal am hellen Mittage hoch über der Sonne aus einer dunkeln Wolke ein leuchtendes Kreuz mit der Umschrift: „In diesem Zeichen wirst du siegen." Constantin und das ganze Heer sahen diese Erscheinung mit größtem Erstaunen. In der folgenden Nacht erschien ihm Jesus mit dem gleichen Zeichen und befahl ihm, dasselbe nachmachen und dem Heere vorantragen zu lassen. Dieses geschah; und mit der Kreuzesfahne voran stürzten sich die Soldaten Constantin's auf die Feinde und errangen den vollständigsten Sieg. Maxentius floh und ertrank in der Tiber, die er so oft mit dem Blute schuldloser Gläubigen geröthet hatte. So wurde Constantin nach und nach Alleinherrscher, nachdem

2. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 92

1861 - Stuttgart : Hallberger
92 List als Gewalt zu unterwerfen und wußte, wie früher Cäsar, sie zu Kriegsdiensten im römischen Heere zu bereden; auch die kaiser- liche Leibwache war fast ganz aus Deutschen gebildet. So kamen viele junge Deutsche, unter diesen auch Hermann oder Armin, der Sohn eines.cheruskerfürsten, nach Rom, lernten dort die römische Kriegskunst näher kennen, und Letzterer erwarb durch seine Tapfer- keit sogar die römische Ritterwürde. 29. Die Hermannsschlacht. Als Hermann wieder in sein Vaterland zurückkehrte, führte der römische Feldherr Varus den Oberbefehl in Deutschland und gab sich alle Mühe, römische Gesetze, Sitten und Sprache daselbst einzuführen. Er zog die Deutschen vor sein Gericht, legte ihnen entehrende Strafen auf und erlaubte sich Bedrückungen aller Art. Mit tiefem Schmerz sah Hermann die schmähliche Erniedrigung sei- nes Vaterlandes und befürchtete die baldige vollständige Unterjochung seines sonst so hochherzigen und freiheitsliebenden Volkes. Mit ge- wandtem Geiste und kühnem Muthe faßte er den großen Plan zur Befreiung Deutschlands, verband sich im Geheimen mit den Häupt- lingen mehrerer deutschen Volksstämme und trat selbst an die Spitze der Verschwörung. Als nun die Deutschen gerüstet waren, mußten die Völker an der Ems, Lippe und Weser Unruhen erregen. Hermann, zum Scheine noch immer ein Freund der Römer, befand sich, als die Nachrichten hievon im Lager anlangten, selbst bei dem Feldherrn Varus und beredete diesen, in Person mit seinem ganzen Kriegs- heere gegen die Aufrührer zu ziehen, um diese empfindlich zu züch- tigen. Varus folgte diesem Rath, obwohl S egest es, Hermann's Schwiegervater, aus Haß gegen seinen Schwiegersohn, den Feldherrn warnte und ihm sogar rieth, Hermann und alle übrigen Anführer der Deutschen, die noch im römischen Heere dienten, fesseln zu lassen, weil er wisse, daß sie den Römern Verderben geschworen hätten. Varus gab jedoch dieser Warnung kein Gehör. Mit seinem ganzen Heere, bestehend aus 3 Legionen und 6 Cohorten (ungefähr 21,000 Mann) der besten römischen Soldaten nebst vielen Wagen, brach er auf, um die entstandenen Unruhen mit Gewalt zu unterdrücken. Hermann erhielt sogar den Befehl über die Nachhut des Heeres, welche ganz aus deutschen Hilfstruppen bestand. Er benützte hie ihm dadurch gegebene Gelegenheit sogleich, um im Rücken des Heeres die Straßen und Brücken zu zerstören und dadurch den Rückzug unmöglich zu machen. Hierauf vereinigte er sich mit andern Deut- schen, und als die Römer durch wilde, morastige Gegenden, mitten im Teutoburger Wald, gekommen waren, stürzten die Deutschen von

3. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 97

1861 - Stuttgart : Hallberger
97 Grund zu dem Kloster Sankt Gallen. In Sonstanz besonders hatten seine Predigten willige Zuhörer gefunden und viele Herzen für das Reich Gottes gewonnen, so daß einmal Alles ausrief: „Fürwahr, Gottes Geist hat heute durch den Mund dieses Mannes zu uns geredet!" Man bot ihm die bischöfliche Würde an;,allein er wies sie demüthig zurück so wie auch das Amt eines Abtes von Luxen und starb zu Arbon im Jahr 627. Auch nach Deutschland waren die irischen Glaubensboten ge- kommen. Predigend und lehrend durchzogen Trudpert und Pir- min ins ganz Schwaben, während der heilige Emeran zu Regensburg, der heilige Kilian zu Augsburg, der heilige Wili- bald zu Eichstädt, der heilige Corbinian zu Freising und der heilige Rupert zu Salzburg die Lehre Jesu verkündigten und die- selbe mit ihrem Blute bekräftigten. Die größten Verdienste um Verbreitung des Christenthums in Deutschland erwarb sich jedoch der heilige Bo nifacius, der daher auch vorzugsweise der Apostel der Deutschen genannt wird. Auch er war aus England herüber gekommen von dem Drange erfüllt, den Heiden die Lehre des Heils mitzutheilen. Er kam zuerst zu den Friesen und sodann zu den Hessen. Die Hoheit seiner Gestalt, die Feuerkraft seiner Worte, die Liebe und Milde, die sein ganzes Wesen verklärte, zogen unwidersteh- lich an. Die heidnischen Deutschen kamen schaarenweise aus ihren Wäldern hervor, den gelehrten Fremdling zu hören, der ihre Sprache so geläufig redete und die Sagen ihrer Väter kannte. Viele Heiden ließen sich taufen, und zwei Brüder wurden von seinen Reden so tief bewegt, daß sie ihm ein großes Stück Land, Namens Amöne- burg, zum Geschenke machten, wo er dann eine Kirche und ein Kloster erbaute. Darauf berief ihn der Papst nach Rom, weihte ihn zum Bischof und sandle ihn wieder nach Deutschland zurück, um das an- gefangene Werk der Bekehrung weiter fortzusetzen. Er kam abermal nach Hessen, wo es noch viele Heiden gab. Bei Geismar traf er eine Eiche von ungewöhnlicher Größe, die dem Gott des Donners geweiht und ein Gegenstand der höchsten Verehrung war. Boni- facius beschloß sie umzuhauen und ließ sich durch die Drohungen der Götzenpriester, die ihr Heiligthum schützen wollten, nicht abschrecken. Sie glaubten, daß der Donnergott selbst seine Blitze auf den Frev- ler herabschleudern werde und standen in scheuer Erwartung umher, als der heilige Mann selbst eine Axt ergriff und die Eiche fällte. Als sie aber sahen, daß ihm Nichts widerfuhr, entsagten sie ihren unmächtigen Göttern und ließen sich taufen. Aus dem Holz der Eiche aber ließ Bonisacius eine kleine Kapelle erbauen. Im Be- griffe, die Bekehrung der Sachsen mit dem regsten Eifer zu be- treiben, vernahm Bonisacius die traurige Nachricht, daß die Friesen nach dem Tode ihres Bischofs Wilibrod vom Glauben abgefallen Reiser, der Nolksschüler i. d. Obcrklafse. ?

4. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 100

1861 - Stuttgart : Hallberger
100 „Reicht just sein Helmbusch dem Marschall an’s Maul „Doch ist er auch klein, so ist er nicht faul „Zu trotzigem, stolzem Befehle.“ Und wohl vernimmt’s der wack’re Pipin, Bemerkt, wie die Grollenden flüstern, Mit Murren folgend gen Welschland zieh'n, Ihm säumig gehorchen und frevelhaft kühn Sich mürrischer täglich verdüstern. Und stark im Geiste, gewaltig und klug, Erwägt er’s mit weisen Gedanken. „„Sei heut’ des Weges, der Mühen genug, „„Gehemmt der Schaaren gewaltiger Zug! „„Errichtet zum Fechtspiel die Schranken! „„Herbei gebracht den gewaltigen Leu! „„Den Kämpfer will ich ihm stellen! —““ Wohl seltsam scheint die Bestellung und neu, Und mit Neugier murmeln, es murmeln mit Scheu Die trotzigen, stolzen Gesellen. Rings wird der Platz mit Gittern umhegt, Dahinter die Sitze der Ritter, Erhaben des Königs Balkon. — Da frägt Wohl Jeder, zu Unmuth und Sorgen erregt: „Wie schwach doch, wie schwankend das Gitter I „Ein Ruck mit der mächtigen Tatz, und es fällt, „Und das Ungethüm sitzt uns im Nacken. „Doch der dort oben, der winzige Held, „Wohl hat er sich trefflich sicher gestellt, „Zu schaun, wie die Krallen uns packen!“ Und der Leu wird gebracht im vergitterten Haus, An der Schranke geöffnet das Pförtchen. Und der Thiere König er schreitet heraus, Und die Ritter erfasst nun Schrecken und Graus, Und keiner redet ein Wörtchen. Doch zweifelnd sieht sich der Löwe befrei n Und reckt in der Freiheit die Glieder Und schreitet getrost in die Schranken hinein Und zeigt der Zähne gewaltige Reih n, Laut gähnend, und strecket sich nieder.

5. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 106

1861 - Stuttgart : Hallberger
106 von den Schwaben, Bayern und Lothringern als König anerkannt worden. So konnte es, ohne Entwürdigung der deutschen Krone, nicht bleiben, und Heinrich fühlte, daß er mit der Königs- würde auch die Verpflichtung übernommen habe, an der Eintracht, Sicherheit und Wohlfahrt Deutschlands zu arbeiteu. Wie er nun in der Folge Lothringen theils durch Waffengewalt, theils durch gütliche Unterhandlungen wieder an Deutschland brachte, eben so suchte er jetzt vor Allem Schwaben und Bayern zum Gehorsam zu bringen. Der Herzog Burkard von Schwaben ward überrascht und Heinrich wendete sich nun nach Bayern, wo Herzog Arnulf den Königstitel angenommen und das feste Regensburg mit seinen Man- nen besetzt hatte. Heinrich kam dahin, aber ehe er Gewalt brauchte, suchte er das Herz des kräftigen Herzogs durch freundliches Zureden zu gewinnen und lud denselben daher zu einer Unterredung ein. Arnulf erschien, und Heinrich nannte ihn Bruder und Freund, er- innerte ihn an die Gefahren, die innerer Zwiespalt dem ohnehin von außen bedrohten Vaterlande bringen könnte, und bat ihn innigst, abzustehen von aller Widersetzlichkeit und sich mit ihm zum Heil des Vaterlandes zu vereinigen. „Dieß Heil," sagte er, ist mein einziges Absehen, nicht aber mich zu erheben oder Jemand Etwas wegzu- nehmen, am wenigsten dir." Diese treuherzigen Vorstellungen fan- den Eingang. Arnulf anerkannte Heinrich als König, behielt da- gegen sein Herzogthum und blieb zeitlebens der treueste Vasall. Unermüdet thätig für das Beste Deutschlands zog er immer umher und untersuchte mit eigenen Augen, was der Umänderung und Besserung bcburftc Wie erfolgreich sein patriotischer Eifer war, beweist die Ruhe, deren sich Deutschland unter ihm erfreute, der Sieg über die Ungarn, den es durch ihn erhielt und der Wohlstand, zu dem es durch seine weise Regierung emporstieg. Aber auch in seinem Privatleben erscheint Heinrich höchst ach- tungswürdig. Mit inniger Liebe war er seiner Gemahlin Ma- thilde ergeben; seinen Kindern war er ein sorgsamer Vater, seinen Freunden ein treuer Freund. Er war munter und ge- sellig, liebte die Jagd, ein fröhliches Gastmahl und heitere Scherze; aber nie verletzte er dabei seine Würde, nie verschwendete er seine Güte an Unwürdige. Unter seinen Söhnen schien ihm der kräftige Otto der Regie- rung am fähigsten, und er empfoljl daher denselben den Fürsten Deutschlands aus einer Versammlung zu Erfurt zu seinem Nach- folger. Dies Werk der Vatcrliebe und Regentcnsorgfalt war sein letztes auf Erden. Bald daraus starb er zu Memleben an der Unstrut, 60 Jahre alt, werth der Thränen, die bei seinem Tode ge- weint wurden, und des Nachruhms, der ihm unvergänglich blüht. An dieses Gemälde reihen wir an:

6. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 107

1861 - Stuttgart : Hallberger
107 38. Einige Züge aus dem Leben einer rdeln deutschen Frau. Mathilde, die Gemahlin Heinrichs I., ist ihrer hohen Tugenden wegen ein nachahmnngswürdiges Vorbild für Alle ihres Geschlechtes; innige Liebe kettete sie an ihren Gemahl, tiefgefühlte Ehrfurcht an Gott und mildthätiges Wohlwollen an die Armen. Sanftmuth, Bescheidenheit und der reinste Christensinn leitete alle ihre Handlungen. Die Veränderung des äußern Glanzes bewirkte keine Veränderung in ihrem Innern; ja sie zeigte sich um so demü- thiger, je höher sie stand. Ihren Unterthanen war sie mit mütter- licher Liebe zugethan, und ihre Sanftmuth milderte die Hitze, die zuweilen in ihrem Gemahl aufloderte. Selbst der Verbrecher fand in ihr eine Fürsprecherin, und immer war sie tief bekümmert, wenn einer zum Tode verurtheilt wurde. Glücklich und in steter Liebe vereint hatte sie 27 Jahre mit ihrem Gemahl verlebt, als ihr derselbe durch den Tod entrissen wurde. Tief verwundete dieser große Verlust ihr zartes Herz; aber sie ertrug ihn mit frommer Ergebung. Gebet und Thränen mil- derten ihren Kummer, und an dem Todtenbette ihres Gemahls er- mahnte sie ihre Söhne, nicht um vergängliche Würden und Vorzüge zu streiten, sondern nach dem Ewigen zu ringen, Gott zu fürchten und in Eintracht zu leben. — O hätte doch dies liebevolle Wort einen bleibenden Eindruck auf das Herz der Söhne gemacht! Wie sehr würden sie sich dadurch selbst geehrt, wie viel Kummer ihrer frommen Mutter erspart haben! Von ihren Söhnen war Otto schon früher zum König gewählt worden, und Heinrich erhielt das Herzogthum Bayern. Beide wur- den bald dadurch gegen ihre edle Mutter eingenommen, daß bos- hafte Verläumder das Gerücht aussprengten, Mathilde besitze un- geheure Schätze, die sie an Unwürdige verschleudere. Sie begeg- neten daher ihrer Mutter mit Härte, und wollten sie sogar nöthigen, ihren Wittwensitz in der Nähe von Quedlinburg zu verlassen und in ein Kloster zu gehen; sie aber zog sich auf ihre Stammgüter in Westphalen zurück und ertrug auch dieses Herzeleid mit Geduld. König Otto hatte jedoch von dieser Zeit an keine Ruhe mehr. Er versank in Traurigkeit und wurde von tiefster Reue ergriffen. Endlich schrieb er an seine Mutter, flehte reumüthig um Vergebung und bat sie zurückzukehren. Hocherfreut über die Sinnesänderung ihres Sohnes und alles Geschehene vergessend, machte sich Mathilde sogleich auf den Weg und kam bis Grona bei Göttingen. Kaum hörte dies der König, so ritt er ihr mit großem Gefolge entgegen. Als er die Gott- geliebte von ferne sah, sprang er vom Pferde, gieng näher, warf

7. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 111

1861 - Stuttgart : Hallberger
111 7. „0 Bruder, meine Fehde, sie lastet schwer auf mir; Hier liege ich zu Füssen, Verzeihung flehend, dir; Was ich mit Blut gesündigt, die Gnade macht es rein, Vergieb, o strenger Kaiser, vergieb, o Bruder mein!“ 8. Doch strenge blickt der Kaiser den sünd'gen Bruder an : „Zweimal hab' ich vergeben, nicht fürder mehr fortan! Die Acht ist ausgesprochen, das Leben dir geraubt, Nach dreier Tage Wechsel, da fallt dein schuldig Haupt.“ 9. Bleich werden rings die Fürsten, der Herzog Heinrich bleich, Und Stille herrscht im Kreise, gleich wie im Todtenreich; Man hatte mögen hören jetzt wohl ein fallend Laub, Denn Keiner wagt zu wehren dem Löwen seinen Raub. 10. Da hat sich ernst zum Kaiser der fromme Abt gewandt; Das ew’ge Buch der Bücher, das hält er in der Hand; Er liest mit lautem Munde der heil’gen Worte Klang, Dass es in Aller Herzen wie Gottes Stimme drang: 11. „Und Petrus sprach zum Meister: Nicht so? genügt ich hab, „Wenn ich dem sünd’gen Bruder schon sieben Mal vergab?“ Doch Jesus ihm antwortet: ,,,,Nicht sieben Mal vergieb, „ „Nein, siebenzig Mal sieben, das ist dem Vater lieb!““ 12. Da schmilzt des Kaisers Strenge in Thränen unbewusst, Er hebt ihn auf, den Bruder, er drückt ihn an die Brust; Ein lauter Ruf der Freude ist jubelnd rings erwacht, Nie schöner ward begangen die h eil ge Weihenacht. 41. Die Areumge. Fromme Dankbarkeit gegen den Heiland der Welt hatte schon in früheren Zeiten viele Christen veranlaßt, diejenigen heiligen Orte zu besuchen, wo der große Lehrer und Erlöser der Menschheit ge- lebt, gelehrt und gelitten hatte, wo der Sohn Gottes selbst in mensch- licher Hülle umherwandelte, um Allen wohl zu thun, Alle selig zu machen. So lange Palästina unter der Herrschaft der Oströmer und Araber stand, konnten Wallfahrten nach dem heiligen Grabe ungehindert vollzogen werden; als aber Syrien mit dem gelobten Lande unter die Herrschaft der Türken kam, wurden die Pilger grausam mißhandelt, und viele derselben starben vor den Thoren der heiligen Stadt vor Hunger und Elend. Von solchen Iammerseenen tief ergriffen, zog Peter, ein französischer Priester und Einsiedler, nach Europa zurück und schil-

8. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 114

1861 - Stuttgart : Hallberger
114 immer fort, und Niemand vermochte ihm Einhalt zu thun, bis die Sieger des Mordens müde waren. Barfuß und mit einem Pilgerhemde angethan begab sich Gott- fried zum heiligen Grabe, küßte weinend die Stelle, wo der Erlöser geruht hatte und überließ sich der inbrünstigsten Andacht. Er wurde hierauf zum Könige von Jerusalem erwählt, allein der fromme Held wollte keine Königskrone tragen, wo der Heiland der Welt eine Dornenkrone getragen hatte und nannte sich voll ächtchrist- licher Demuth nur „Beschützer des heiligen Grabes." Die Türken ließen jedoch den Christen keine Ruhe und oft kamen sie in große Noth. Von Europa aus zogen fast alljährlich größere und kleinere Schaaren, theils Pilger, theils Krieger, nach Jerusalem und diese ungerechnet zählt man sieben große Äreuzzüge. Da aber unter den Kreuzheeren und ihren Anführern meistens Zwie- tracht herrschte, so giengen die errungenen Vortheile wieder verloren, und das Grab des Erlösers sammt dem heiligen Lande blieb nach dem letzten Kreuzzuge wieder in den Händen der Ungläubigen. 42. Friedrich Barbarossa. 1152—1190. 0 schöne Zeit der Väter! wo Rothbart einst regiert, Wo Deutschlands Schwert und Wage sein Heldenarm geführt; Da war vom Vater Rheine bis an der Eider Sand, Vom Belt bis zu den Alpen Ein deutsches Vaterland. Da war der deutsche Name gefürchtet und geehrt; Da galt die deutsche Treue, da schlug das deutsche Schwert, Da beugten sich die Slaven vor Deutschlands Kaiserthron, Da strahlte nah und ferne die deutsche Kaiserkron’. Kaiser Konrad Iii., aus dem berühmten schwäbischen Geschlechte der H o h e n st a u f e n, ein entschlossener, tapferer und biederer Mann, führte das zweite Kreuzheer nach Palästina, konnte aber aller An- strengungen ungeachtet nur wenig ausrichten und kehrte endlich miß- muthig hierüber nach Europa zurück. Bald darauf starb er, nach- dem er noch den deutschen Fürsten seinen Neffen Friedrich, der wegen seines röthlichen Bartes „Rothbart" und von den Italienern „Barbarossa" genannt wurde, zu seinem Nachfolger empfohlen hatte. Friedrich zählte damals dreißig Jahre; Heldenblut floß in seinen Adern und röthete sein edelgebildetes Antlitz, das gelbe Locken umwallten; die Hoheit seiner Gestalt, das blitzende Feuer seiner Angen, die Kraft der Stimme und der stolze Gang verkündeten den gebornen Herrscher. Groß, voll eiserner Willenskraft und scharfen Blickes war auch sein Geist. Dieser herrliche Held war nun deutscher

9. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 115

1861 - Stuttgart : Hallberger
- 115 Kaiser; wie Karl der Große, den er sich zum Vorbild gewählt hatte, wollte er mit voller Macht gebieten und an der Spitze der ganzen Christenheit stehen, wobei er jedoch übersah, daß seine Zeit eine andere geworden war. Die italienischen Städte, besonders Mailand, waren sehr reich und mächtig geworden, hatten nach und nach alle Rechte und Ein- künfte des Kaisers an sich gerissen und benahmen sich als freie Staaten, denen weder Kaiser noch Reich Etwas zu sagen hätten. Friedrich war entschlossen, sie um jeden Preis zum Gehorsam zu bringen und das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen, was nur nach schweren Kämpfen gelang, und wobei er oft in große Bedräng- niß, ja selbst in Lebensgefahr gerieth, aus welcher er nur durch die edelmüthigste Aufopferung eines seiner Begleiter gerettet wurde, wie wir aus nachfolgender Erzählung entnehmen. x 43. Treue gegen den Fürsten. Der Kaiser Barbarossa Zog hin in’s welsche Land, Wo er statt Sieg und Ehre Nur Leid und Unglück fand. Da rief ein Ritter stehend Und kniete hin vor ihn : „Herr Kaiser, eine Gnade, „Die werde mir verlieb n." Bei Susa stehet einsam Ein abgeleg’nes, Haus, Es ruhet dort der Kaiser Von seinen Nöthen aus. „„Mein Reich/“1 sprach Barbarossa, „„Das wird ein Grab bald seyn, „ „Drum will ich gern gewähren, „„Kann ich noch was verleih’n.“ " Ach, wehe! Barbarossa, Wer wies dir diesen Pfad? Das Haus ist rings umstellet Von Mördern und Verrath. Es sprach der Wirth voll Reue: „Wie ist es mir so leid! „Ich wollte gern dich retten; „Doch nun ist’s nicht mehr Zeit!" „Das grösste,“ sprach der Ritter, „Hast, Kaiser, du gewährt; „Für dich den Tod zu leiden, „Das ist’s, was ich begehrt." Des Kaisers Purpurmantel Hat er d rauf umgethan, Und legte dann ihm selber Des Dieners Kleider an. Da sprach der Kaiser zornig: „Verderben diesem Ort, „Wo fallen soll ein Kaiser „Durch feigen Meuchelmord. „Gott schütz’ die deutsche Krone, „Gott schütz’ die Seele mein ! „Und muss ich heute sterben, „So soll’s in Ehren seyn.“ Der Kaiser gieng von danneh, Den Wächtern rief er zu : „Bin Barbarossa s Diener; „Lasst ziehen mich in Ruh.“ „Die Herberg zu bereiten „Ward ich vorausgesandt, „Sein Nahen soll ich künden „Daheim im Vaterland.“

10. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 116

1861 - Stuttgart : Hallberger
116 Da liessen sie den Kaiser Zum sichern Thor hinaus, Sie selber aber brachen Um Mitternacht in’s Haus. Nicht wusste ja die böse, Dass er gerettet war. Gerettet durch die Treue, Die litt den Opfertod, Die kühn die Brust den Mördern Für ihren Kaiser bot. Sie traten vor den Ritter, Der dort als Kaiser schlief; Sie stiessen ihre Schwerter Ihm in das Herz so tief. Mit Kränzen deutscher Eichen Schmück' ihn mein Vaterland! Hartmann von Siebeneiche», So ist der Held genannt. „Nun fahre heim du Kaiser!“ So rief die wilde Schaar. Der Kampf mit den lombardischen Städten und ihr Uebermuth hatten allerdings den Kaiser zu mancher Härte verleitet. Mit Stricken um den Hals und Schwertern auf dem Nacken mußten die Consuln und Adeligen von Mailand im Lager der Deutschen erscheinen und den Kaiser fußfällig um Frieden bitten. Er setzte strenge Vögte über sie und verfuhr überhaupt mit einer Willkür, die mehr an einem alten Kaiser Roms, als an einem christlichen Fürsten zu entschul- digen gewesen wäre. Selbst die Rechte der Kirche griff er an und gerieth darüber mit dem Papste in Streit und endlich sogar in den Bann. Wie aber ein edles Herz wohl fehlen, aber nicht lange in Fehlern verharren kann, so erkannte auch Friedrich bald sein Un- recht. Er suchte sich mit der Kirche auszusöhnen und wandte sich deshalb an den Papst Alexander mit der Bitte, ihn vom Banne zu lösen. Er hatte es tief empfunden, daß außer der Kirche kein Heil sei, und dies hatte den Löwen zum Lamme umgewandelt. Der Papst, edel und groß denkend, wie Friedrich selbst, äußerte, daß ihm Nichts erwünschter sei, als von dem größten Helden der Christenheit den Frieden zu empfangen, nur bitte er, daß er ihn auch den Lombarden gewähre. Es geschah, und die ganze Christenheit frohlockte über die Versöhnung ihrer Herrscher und das Ende des unseligen Zerwürfnisses. Mit einem Male erscholl aus dem Morgenlande der Schreckens- ruf, daß das heilige Kreuz, der König von Jerusalem und der Groß- meister der Tempelritter in die Hände der Feinde gefallen, das Christenheer zernichtet und Jerusalem durch den Sultan Saladin erobert worden sei. Diese Iammerbotschaft ergriff alle christlichen Gemüther, und Kaiser Friedrich rüstete sich unverzüglich zu einem Kreuzzuge. Als man ihn bat, seines Alters eingedenk zu seyn und seinen Sohn an die Spitze des Heeres zu stellen, erwiderte der alte Held unwillig: „Ich habe, trotz meiner sieben und sechzig Jahre, 44. Der dritte Areuzzug.
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