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1. Grundriß der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 45

1894 - Berlin : Hertz
— 45 — rühmn des allgemeinen Landtags (1847) vollendet Friedrich Wilhelm Iv. die staatliche Einheit der bisherigen Provinzen zu einem Ganzen^). Seine Bemühungen für Deutschlands Einheit scheitern an Österreichs Widerstand. Preußen wird in den Strudel der europäischen Revo- 1848-50. lution hineingerissen (Aufstände in Berlin, Posen u. s. w.). Der König beruft eine Nationalversammlung zur Vereinbarung einer Verfassung; daneben soll das Parlament in Frankfurt ein einiges Deutschland schaffen. Die Verwirrung greift aber immer weiter um sich. — Inzwischen ficht Preußen für Schleswig-Holsteins Rechte gegen Dänemark (unter Wrangels Führung). 1848 den 9. Novbr. Das Ministerium Branden-burg')-Manteussel stellt die Autorität des Königs wieder her. Die preußische Nationalversammlung wird aufgelöst, eine Verfassung oktroyiert. Friedrich Wilhelm Iv. lehnt die ihm vom deutschen 1849. Parlament in Frankfurt a. M. angebotne deutsche Kaiser-krone ab und unterdrückt die revolutionären Aufstände tn Dresden und Baden?) Als nun Preußen selbständig eine Union der deutschen Staaten (in Erfurt) zustande zu bringen versucht und mit den ihm verbündeten Staaten dort ein Parlament beruft, wird es von den größeren Staaten in Stich gelassen und verzichtet für den Augenblick auf seine deutschen Pläne. Hieraus verträgt es sich dann, da es nicht gehörig auf einen Krieg vorbereitet ist, mit Österreich i850.(Novbr.) Wickelung des preußischen Verfassungslebens der Charakter Preußens als eines evangelischen Staates aus allzugroßem Vertrauen nicht voll gewahrt wurde ls 1877. Anm. 1), und andererseits in der evangelischen Kirche das Hervortreten der hochkirchlichen Partei als Hauptträgerin der vom König geförderten praktischen Richtung im Christentum verschiedentlich andere Richtungen irritierte. . ,r, 1) Der einheitliche Charakter war schon vorher nicht unwesentlich gefördert worden durch gemeinsame Militär- und Civileinrichtungen ldas Landrecht), die Versetzung der Beamten durch das ganze Land u. s. ro. 1830 schon hatte Bernhard Thiersch das Lied: „Ich bin ein Preuße, kennt ihr meine Farben!?" versaßt, welches sich rasch zum preußischen Volkslied emporschwang. 2) S. 1814, den 1. Januar. 3) Prinz von Preußen.

2. Grundriß der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 46

1894 - Berlin : Hertz
z- 46 - zu Olmütz?) — Andererseits erwirbt Preußen Hohenzollern-Hechingen und Sigmaringen durch Vertrag. 1850. 1850, den 31. Januar. Der König beschwört die revidierte Verfassung, welche dem Landtage (Herren-und Abgeordnetenhaus) einen bestimmten Anteil an der Gesetzgebung und der Feststellung des Staatshaushalts gewährleistet. 1850, Hohenzollern-Hechingen und Sigmaringen auf Grund eines Familienvertrages mit Preußen vereinigt. 1851. Allseitige Rückkehr zum Bundestage, nachdem Preußen sich zur Olmützer Konvention mit Österreich genötigt gesehen. 1853. Preußen erwirbt für seine entstehende Marine einen Küstenstrich am Jahdebnsen. 1856. Friedrich Wilhelm giebt, um einen europäischen Krieg zu vermeiden, Neufchatel auf. Der König erkrankt. 1858. Der Prinz von Preußen Übernimmt die Re- ge n t s ch a s t. 1861. Friedrich Wilhelm Iv. stirbt den 2. Jan. 1861. Wilhelm (der bisherige Regent), König (krönt sich den 18. Okt. zu Königsberg). Neben der liberalsten Durchführung der Verfassung soll gleichzeitig eine Armeereorganisa tio n durchgeführt werden, damit Preußen nicht bloß in der Defensive, sondern auch nötigenfalls in der Offensive stark sei?) In dem Kampf um die Armeereorganisation entsteht ein Konflikt mit dem Abgeordnetenhause. 1862. Der König beruft v. Bismarck zum Ministerpräsidenten. Derselbe verteidigt mit dem Kriegsminister v. Roon die Armeereorganifation und das königliche Regiment gegen alle Angriffe unter den heftigsten parlamentarischen Kämpfen. 1863. Dänemark will Schleswig einverleiben und so von <gol stein trennen. Dagegen erhebt sich Preußen im Bunde mit Österreich. 1) Der Ministerpräsident Manteuffel muß den schweren Gang nach Olmütz gehen. 2) Auch soll dabei eine Erleichterung des Volks in betreff d er Landwehr um 7 Jahre Dienstzeit stattfinden.

3. Grundriß der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 47

1894 - Berlin : Hertz
— 47 — Lchlcswig-Holsteinischer Krieg. 1864 den 5. Februar. Die Preußen gehen unter dem Prinzen Friedrich Karl östlich von Missuude über die Schlei, während die Österreicher einen Sturm auf das Dannewerk machen. 1864, den 18. April. Daspreußischehauptcorps erstürmt die Tüppeler Schanzen, während die Österreicher mit andern preußischen Truppenteilen in Jütland bis zum Limfjord vordringen. 1664, den 29. Juni. Die Preußen bewerkstelligen den Übergang nach Alsen und nehmen die Insel?) Vogel v. Falkenstein geht über den Limfjord und dringt bis zur Nord spitze Jütlands, dem Skageu, vor.2) 1864, den 30. Okt. Friede zu Wien. Christian Ix. von Dänemark tritt Schleswig-Holstein und Lauenburg an Preußen und Österreich ab. Durch den Vertrag zu Gastein erhält Preußen Lauenburg; wegen 1865. Schleswig-Holsteins wird eine zeitweilige Einrichtung dahin getroffen, daß die Verwaltung Schleswigs an Preußen, die Holsteins an Österreich übergeht. Kaum aber ist diese Übereinkunft geschlossen, so beginnt Österreich seine alten Umtriebe gegen Preußen und will die fchleswig-hol-steinische Frage durch den deutschen Bund entscheiden lassen. Inzwischen rüstet es stark und fordert auch seine deutschen Bundesgenossen, namentlich Bayern, Württemberg, Sachsen, Hannover und Kurhessen dazu auf. Der siebenzigjährige König Wilhelm, der die wiederholtesten Beweise seiner Friedensliebe gegeben, tritt voll Gottvertrauen in den Kampf, als der Bundestag am 14. Juni beschließt, die Bundesarmee gegen Preußen mobil zu machen. Preußen erklärt den deutschen Bund durch den Beschluß des Bundestages vom 14. Juni für gebrochen, bietet aber den zu ihm haltenden Bundesgenossen einen neuen Bundesvertrag (mit einem Parlament) an. *) Wie einst der große Kurfürst 1659, nur daß diesmal ein Sturm auf feindliche Schanzen unmittelbar damit verbunden war. 2) Daneben nimmt die junge preußische Marine den Kampf mit dänischen Schiffen bei Rügen auf.

4. Grundriß der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 48

1894 - Berlin : Hertz
— 48 - Der Krieg mit Österreich und seinen Sundesgenossen. 1866. _ Auf der ganzen Linie eröffnet Preußen mit einer Schnelligkeit und Präzision, die Europa in E r st a u n e n s e tz t, d e n K a m p f. Während General Manteuffel die Österreicher aus Altona herausmanövriert und in Hannover einrückt, wird Sachsen von preußischen Truppen besetzt, gleichzeitig auch Kurhess em Am 23. 3urt't beginnt der Einmarsch in Böhmen mit drei Armeen; die erste Armee führt Prinz Friedrich Karl (der Sieger von Düppel und Alfen) über Görlitz und Reichenberg:Podol,Münchengrätz, Gitschin; die zweiteder Kronprinz, von Schlesien aus, über T r a u t e n a u' Nachod, Skalitz, Königinhof; mit der dritten (der Elb-Armee) kommt aus Sachsen Herwarth v. Bittenfeld. Nach fortwährenden kleineren Siegen preußischer-setts erfolgt den 3. Juli unter der Oberleitung des Königs Wilhelm selbst die Entscheidungsschlacht bei Köuiggrätz gegenüber der ganzen österreichischen Armee unter Benedek. Glänzender Sieg der Preußen. Die Preußen verfolgen die geschlagene österreichische Armee bis vor die Thore Wiens, bedrohen sogar Preßbnrg den 22. Juli (Waffenstillstand). Inzwischen erleidet auch die sogen. Bundesarmee am Main unter dem Prinzen Alexander v. Hessen auf allen Punkten die entschiedensten Nachteile durch die glänzende Führung des Generals Vogel von Falkenstein. (Dermbach. Kissingen, Aschaffenburg.) Österreich giebt im Frieden zu Prag die politische Verbindung mit Deutschland auf und tritt Schleswig-Holstein an Preußen ab. welches nach Kriegsrecht Hannover, Knrhessen, Nassau und Frankfurt a. M. behält.1) Der Norddeutsche Bund wird gestiftet. Graf Bismarck Bundeskanzler. Ter deutsch-französische Krieg und die Erneuerung des deutschen Kaisertums durch König Wilhelm. 1867—71. Der norddeutsche Bund erstarkt, wahrt aber, getreu seiner übernommenen Verpflichtung, die Maingrenze. (Daneben Schutz- und Trutzbündnisse mit den süddeutschen Staaten. *) Preußen besteht nunmehr aus 13 Provinzen: Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien, Sachsen, Schleswig-Holstein, Hannover, Westfalen, Hessen-Nassau, Rheinprovinz und Hohenzollern.

5. Grundriß der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 49

1894 - Berlin : Hertz
— 49 — Neugestaltung des Zollvereins und Zollparlament für ganz Deutschland.) — Alle Konflikte mit Napoleon (Luxemburg) werden vermieden, Frankreich aber verlangt nach einer Revanche für Sadowa, und Napoleon betreibt mit Nachdruck die Neugestaltung und Ausrüstung seiner Armee (Chassepots, Mitrailleuseu). Den 13. Juli. König Wilhelm weist hu Ems) 1870. ein maßloses Ansinnen Napoleonsx) mit Würde und Entschiedenheit zurück: eine deutsche That, welche Deutschland einig macht. Frankreich erklärt Preußen den krieg. Vorbereitungen zum Kampfe. Den 19. Juli. Graf Bismarck legt dem Reichstage des Norddeutschen Bundes die Sachlage dar; dieser tritt getrost in den Krieg ein: „Wir vertrauen der erfahrenen Führung des greisen Helden-kömgs, des deutschen Feldherrn, dem die Vorsehung beschieden hat, den großen Kampf, den der Jüngling vor mehr als einem halben Jahrhundert kämpfte, am Abend seines Lebens zum entscheidenden Ende zu führen." Die süddeutschen Staaten bewahren unter dem hochherzigen Vorangehen des Königs Ludwig von Bayern Deutschland die Treue. Napoleon sieht sich in seinen Erwartungen getäuscht; Ganz-Deutschland rückt gegen Napoleon an?) Den 13. Juli. Proklamation Napoleons an die Franzosen. Übergabe der Regentschaft an die Kaiserin Eugenie. Frankreich träumt von der „Promenade nach Berlin." Den 27. Juli. Allgemeiner Bettag in Preußen. *) Der König sollte gewisfe (demütigende) Erklärungen in betreff einer, übrigens schon abgelehnten Berufung des Prinzen von Hohenzollern auf den spanischen Thron abgeben. — Benedetti. — „König Wilhelm saß ganz heiter u. s. w." 2) „Die Wacht an: Rhein" (von Max Schneckenburger). — Frei-ligrath singt: „Schwaben und Preußen Hand in Hand. — Der Nord, der Süd, Ein Heer! — Was ist des Deutschen Vaterland, — Wir sragen's heut nicht mehr! — Ein Geist, Ein Arm, Ein einz'ger Leib, — Ein Wille sind wir heut! — Hurra, Germania, stolzes Weib! — Hurra, du große Zeit!" — Der Geist dcr Jahre 1813 und 1815 ersteht wieder. — König Wilhelm erneut den Orden des eisernen Kreuzes für diesen Krieg. Schwartz, Grundriß. 4

6. Grundriß der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 58

1894 - Berlin : Hertz
— 58 — 1873. Absetzung und Gefangennahme des Erzbischofs von Posen, Grafen Ledochowski, wegen offener Auflehnung gegen die Landesgesetze, woran sich 1876, durch Erkenntis des Gerichtshofs für Kirchenangelegenheiten, die Absetzung des Bischofs von Münster sowie die des Erzbischofs von Köln reiht. b‘ Verfassung der evangelischen Landeskirche in Preußen p reklamiert. 1877. Heftiges Andrängen katholischeres auf Revision resp. Aufhebung der Maigesetze. Fürst Bismarck wahrt den Standpunkt Preußens, unter Hinweis auf einen von der Zeit zu erwartenden Ausgleich (modus vivendi). Gemeinsame Gerichtsorganisation und Gerichtsverfassung in Deutschland. 1878. Pius Ix. stirbt. Leo Xiii. zeigt seine Wahl als Papst dem Kaiser an. Briefwechsel des Kronprinzen (in Vertretung des kranken Kaisers) mit Leo Xiii. Es werden bei der immer mehr hervortretenden Unmöglichkeit, prinzipiell den Konflikt zu lösen. Versuche eines Modus vivendi in Aussicht genommen. Statt des Ministers Falk übernimmt von Puttkammer das Kultusministerium, 1881 dann von Goßler. Beginnende Verstaatlichung der Eisenbahnen. — Zunahme der sozialdemokratischen Bewegung in den großen Städten (Attentate ans den Kaiser). Sozialistengesetz. Neuer Weltpostverein (der Anregung Preußens zu verdanken. Generalpostmeister Stephan.) Berliner Kongreß, der den russisch-türkischen Krieg beendet und den Ausbruch eines europäischen Krieges verhütet, aber zu einer Spannung zwischen Rußland und Deutschland führt, infolge deren Rußland anfängt sich Frankreich zuzuneigen. 1879. Schutzbündnis zwischen Deutschland und Österreich. Annahme eines neuen Zolltarifs und damit beginnende Begründung einer neuen wirtschaftlichen Gesetz-gebung für Deutschland. (Zweck: Schutz der nationalen Arbeit und finanzielle Selbständigkeit Deutschlands.) 1880. Die Verhandlungen mit Rom scheitern. Die preußische Regierung sucht selbständige Wege, um im Interesse der römisch-katholischen Unterthanen, jedoch unter Wahrung der staatlichen Rechte, wenigstens die Seelsorge überall zu ermöglichen. — Einweihung des Kölner Doms.

7. Landeskunde von Thüringen - S. 2

1909 - Altenburg : Bonde
und Norden von der Saale, im Süden vom Main und im Westen von der Haslach und Loquitz eingeschlossen wird. Zu Thüringen gehört nur der nordwestliche Teil. b) Bodenbeschaffenheit und Bodenfruchtbarkeit: Der thüringische Frankenwald bildet eine breite Hochfläche, welche durch tiefe Täler in kleinere Platten zerschnitten wird. Die Ränder dieser Platten sind nach den Flüssen hin zumeist hoch und schroff; besonders steil und hoch sind die Talränder der Saale, welche den Wasser- spiegel des Flusses an einzelnen Stellen noch um 250 m überragen. (Vergl. das Bild auf Seite 1.) Aus ihrem Rücken tragen die Platten einzelne Gipfel, die weithin sichtbar sind. Die höchsten derselben sind der Döbra (800 in), der Kulm bei Lobenstein (720 in) und der Wetzstein bei Lehesten (815 in). Das ganze Gebirge baut sich aus harten Schiefersteinen auf, welche nur langsam verwittern. Der Frankenwald ist daher meist nur mit einer flachgründigen Ackerkrume Schieferbrüche bei Lehesten. bedeckt. Diese ist zwar fruchtbar, eignet sich aber nicht überall für den Ackerbau. In- folge der hohen Lage ist das Klima ziemlich rauh und der Anbau von Getreide wenig lohnend. Nur in den geschützten Anfangsmulden der Täler ist ein ergiebiger Ackerbau möglich. Deshalb ist auch der Frankenwald zum größten Teile mit dichten Wäldern bedeckt, die zumeist aus Fichten und Edeltannen bestehen. Besonders sind die höher ge- legenen Teile des Gebirges mit ausgedehnten Nadelwaldungen bestanden. Auf den Höhen wie in den Talgründen finden sich auch ausgedehnte Wiesen mit saftigen Gräsern und Kräutern, die der Viehzucht sehr förderlich sind. o) Schiefergewinnung und Schieferverarbeitung. Der Franken- wald besteht zum größten Teile aus dunkelfarbigen Schiefersteinen, die mächtige Felsen bilden. Deshalb ist der Frankenwald die Heimat unserer Schiefertafeln und Schieferstifte geworden. In zahlreichen Schieferbrüchen — in der Umgegend von Lehesten gibt es allein gegen 25 Schieferwerke — werden die Schiefersteine gebrochen und dann zu Tafeln und Stiften verarbeitet. Ebenso fertigt man Dachschiefer und Wetzsteine aus den

8. Landeskunde von Thüringen - S. 4

1909 - Altenburg : Bonde
4 heiten auszeichnen. Wegen ihrer landschaftlichen Reize wird das obere Saaltal mit seinen Nebentälern auch als thüringische Schweiz bezeichnet. Die Bäche der steileren Südwest-Abdachung sammeln sich in der Rodach, welche zum Main strömt. Die starken Wasserkräfte der zahlreichen Gewässer des Frankenwaldes können in mannig- facher Weise verwertet werden. Deshalb sind an den Ufern der Bäche und Flüsse auch mancherlei Werkstätten entstanden. In zahlreichen Sägemühlen werden die Baum- stämme zu Brettern und Latten zerschnitten, während in großen Holzschleifereien der Holzstoff gewonnen wird, aus dem Papier und Pappe bereitet werden. Die Gebirgs- bäche werden auch zur Flößerei benutzt. Auf ihrem Rücken tragen sie im Frühling zur Zeit der Schneeschmelze die Baumstämme hinab zur Saale und zum Main, wo diese zu großen Flößen zusammengefügt werden. o) Erwerbs- und Siedelungsverhältnisse. Der Stein-, Holz- und Wasserreichtum des Frankenwaldes hat fast überall eine lebhafte Gewerbtätigkeit hervor- gerusen. Neben der Holz- und Schieferindustrie hat sich auch die Leder-, Zigarren- und Webindustrie entwickelt. Infolgedessen ist das Gebirge auch dicht besiedelt. Zahlreiche Dörfer und viele Städtchen beleben die vielverzweigten Talgründe und die Mulden des Gebirges, während sich aus dem Kamme viele Einzelgehöfte finden. Die Bewohner der Waldorte sind zumeist Wald- und Schieferarbeiter, Flößer oder Weber. Der Verdienst der Waldbewohner ist zumeist kein großer; daher leben sie auch meist in ärmlichen Ver- hältnissen und ärmlich sind darum auch die Walddörfer. Große Orte hat der Franken- wald nicht aufzuweisen, keine der Frankenwaldstüdte zählt mehr als 5000 Einwohner. Die bedeutsamsten Frankenwaldstüdte sind Loben st ein, Lehe st en und Ludwig- stadt. Lobenstein ist besonders berühmt geworden durch seine Heilquelle (Eisenwasser); eine solche besitzt auch S t e b e n. Wiederholungsfragen: Wie kommt es, daß die Flußtäler des Frankenwaldes so tief und steilwandig sind? Welche Bedeutung haben die Flußtäler für das Gebirge? Woher rührt der Wasserreichtum des Frankenwaldes? Warum hat sich im Frankenwald eine lebhafte Gewerbetätigkeit entwickelt? Wie kommt es, daß der Frankenwald so dicht besiedelt ist? Warum sind die meisten Fabriken in den Tälern angelegt worden? Warum ist der Frankenwald die Heimat unserer Schiefertafeln geworden? 3. Der Thüringerwald a) Lage und Ausdehnung. Der Thüringerwald lehnt sich im Nordwesten an den Frankenwald an, verläuft als langgezogener Rücken von den Quellen der Loquitz und Haslach in nordwestlicher Richtung und endet in dem Winkel, den Werra und Hörsel miteinander bilden. Seine Länge beträgt ungefähr 130 km (ungefähr 35 Stunden). b) Glieder des Thüringerwaldes. Das Meininger und Schwarzburger Oberland. Der s ü d ö st l i ch e Teil des Thüringerwaldes umfaßt das Meininger und Schwarz- burger Oberland. Dieser Teil des Gebirgszuges reicht von den Talgründen der Haslach und Loquitz bis zu den Tälern der W o h l r o s e und Schleuse, die an dem tiefen Sattel von Neustadt am Rennsteig beginnen und sich nord- und südwärts ziehen. Nach Norden hin bilden Rinne und I l m die Grenze, während nach Süden hin das Gebirge allmählich in die Schalkauer Platte übergeht. Ter südöstliche Thüringerwald gleicht hinsichtlich seines Gesteinsbaues und seiner Oberslächengestalt ganz und gar dem benachbarten Frankenwald. Wie dieser baut auch er sich aus hartem Schieferstein auf. Daneben finden sich aber auch Granit, Grün-

9. Landeskunde von Thüringen - S. 6

1909 - Altenburg : Bonde
6 Die Gewässer des Südabhangs werden zum größten Teile von der Haslach und Steinach gesammelt und der Rodach zugeführt, die sich in den Main ergießt. Eine Anzahl Gebirgsbäche eilen zur Jtz hin, die gleichfalls dem Maine zufließt. Das Meininger und Schwarzburger Oberland ist sehr stark besiedelt und weist zahlreiche Ortschaften auf. Die meisten derselben liegen in den Ursprungsmulden der Bäche; seltener finden sie sich am Vereinigungspunkte verschiedener Gründe; einzelne liegen langgestreckt in den engen Tälern. Auch auf den höchsten Platten des Gebirges finden sich menschliche Siedelungen; einige derselben, z. B. Jgelshieb und Neuhaus auf dem Schwarzburger Oberlande, liegen über 800 m hoch. Ackerbau kann natürlich in dem Oberlande nur in geringem Maße betrieben werden; man baut zumeist nur Kartoffeln, Hafer und Flachs. Die ausgedehnten Bergwiesen eignen sich zur Viehzucht, deshalb sind diese Wiesen tagaus tagein von Herden weidender Rinder belebt, deren melodisches Geläute weithin hörbar ist. Da der Ackerbau wenig lohnend ist, haben sich die Bewohner des Oberlands anderen Gewerben zugewandt. Die Schätze, die das Land ans seinem Rücken und in seinem Schoße birgt, werden in mannigfacher Weise verarbeitet. Die starken Stämme der Wälder werden von kräftigen Männern gefällt; in zahlreichen S ä g e m ü h l e n schneidet man die Stämme zu Brettern und in den Holzschleifereien gewinnt man daraus den H o l z st o f f. Aus demselben aber wird in vielen Fabriken Papier und Pappe bereitet. Die Bretter verarbeitet man an vielen Orten zu K i st e n; auch allerlei Geräte werden aus dem Holze geschnitzt. In einzelnen Orten des Schwarzburger Oberlands ist auch die Industrie der Streichhölzchen heimisch, während im Mei- ninger Oberland besonders die H o l z w a r e n i n d u st r i e betrieben wird. Tie Schätze, die im Schoße des Gebirges ruhen, werden an verschiedenen Stellen gegraben und verarbeitet. So werden in Gräfenthal und Steinach die Schiefersteine zu Tafeln, Griffeln und Wetz st einen verarbeitet. Ans der weißen Porzellanerde werden in zahlreichen Porzellanfabriken (z. B. Katzhütte, Wallendorf, Scheibe, Amtgehren, Königsee) feine Porzellan waren hergestellt, aus dem feinen Quarz- sand dagegen bereitet man die verschiedensten Glas waren. Mittelpunkt der Glas- industrie ist Lauscha. In dieser Stadt und ihrer Umgebung sind fast in jedem Hause Glasbläser beschäftigt, die Glasperlen, künstliche Glasaugen, Spielsachen und Christbaumschmuck, Blumen und Früchte, Thermometer und allerlei chemische Geräte Herstellen. Das Rohmaterial dazu liefern die Glashütten des Schwarza- und Steinachtales. Weit verbreitet ist auch die Spiel Warenindustrie, deren Mittel- punkt die Stadt Sonneberg bildet. Hier werden besonders aus Papiermache, Holz, Porzellan, Leder, Fellen, Glas usw. die verschiedenartigsten Spielwaren ge- fertigt. Im Kreis Sonneberg beschäftigen sich gegen 100 Firmen mit der Herstellung der Spielwaren, die als „Sonneberger Waren" in alle Welt hinausgehen. Der jährliche Gesamtumsatz an Spielwaren wird auf ungefähr 25 Millionen Mark geschätzt. Infolge der regen und vielseitigen Industrie hat sich im Meininger und Schwarz- burger Oberland auch ein lebhafter Handelsverkehr entwickelt. Schon in alter Zeit durchzogen zwei wichtige H a n d e l s st r a ß e n das Land , die von Erfurt und Leipzig nach Nürnberg führten. Im Laufe der Zeit sind zahlreiche Straßen angelegt worden, die die Nord- und Südseite miteinander verbinden. Auch aus dem Kamm des Gebirges führt eine Straße dahin. Es ist der R e n n st e i g, der bei Blankenstein an der Saale beginnt und sich immer auf dem Kamme hinzieht. Dieser Weg bildete einst die Grenze zwischen Thüringen und Franken, als Handelsstraße hat er nie gedient, wohl aber als Jagdweg. In neuerer Zeit ist das Meininger und Schwarzburger Oberland durch mehrere Eisenbahnen erschlossen und mit den Nachbarländern verbunden worden. Eine Hauptbahn, die Ostthüringen und Bayern verbindet, zieht sich im Loquitz- und

10. Landeskunde von Thüringen - S. 10

1909 - Altenburg : Bonde
10 kauf ober sammeln Reiser und binden daraus Besen. Viele suchen auch die Schätze, die im Schoße des Gebirges lagern, zu heben. Der B e r g m a n n fährt in den tiefen Schacht und löst beim trüben Schein des Grubenlichts das Eisenerz oder die Kohle. In den zahlreichen Steinbrüchen sprengt der Steinbrecher die Porphyr- und Granit- steine von den Felsen, die dann zu Bau-, Pflaster- oder Mühlsteinen verarbeitet werden; in vielen Gruben gräbt man die wertvolle Porzellanerde, den feinen Quarz- sand, den Braunstein und verschiedene Färb erden. Die Hauptbeschäftigung der Gebirgsbewohner aber ist die Industrie, die infolge des Holz-, Stein- und Wasserreichtums eine sehr lebhafte und vielseitige ist. Weit verbreitet ist die Holzindustrie, wie die vielen Schneidemühlen an den Gebirgsbächen beweisen. Auch die S p i e l w a r e n i n d u st r i e hat eine weite Verbreitung gefunden und wird besonders in der Umgegend von Ohrdruf und Walters hausen betrieben. Ebenso ist die Glas- und P o r z e l l a u i n d u st r i e zu hoher Blüte gelangt und besonders im Gebiet der oberen Ilm und Gera (Ilmenau und Gehlberg) verbreitet. Hier werden in zahl- reichen Glashütten Tafel- und Hohlglas angefertigt und in vielen Werkstätten Glasperlen, Thermometer und andere Glaswaren hergestellt. Der Reichtum an Eisenerzen begünstigte die Entwickelung der Eisenindustrie, die besonders schwunghaft am Südabhange des Gebirges betrieben wird und ihren Sitz in Suhl, Zella und Schmalkalden hat. Suhl ist der Hauptsitz der G e w e h r f a b r i k a t i o u und lieferte früher die Kriegswaffen für aller Herren Länder. Heutzutage werden in Suhl besonders Jagd- und Luxusgewehre gefertigt. Auch Zella liefert viel Gewehre, fertigt daneben aber auch Maschinen und Fahrräder. In Schmalkalden und Umgegend aber werden die vielen Schmalkaldner Artikel hergestellt: Ahlen, Bohrer, Zangen, Löffel, Brennmaschinen usw., die weithin versandt werden. Daneben haben sich aber auch noch andere Erwerbszweige entwickelt: da webt man Leinwand und Gurte, umspinnt Hemdenknöpfe, dreht Horn- pseifen oder fertigt allerlei Korbwaren und dergl. mehr. Die rege Industrie hat auch einen regen Verkehr bewirkt und die Anlage vieler Straßen und Eisenbahnen zur Folge gehabt. Ein ausgedehntes Netz gebahnter Wald- wege und guter Straßen durchzieht das Gebirge und eine Reihe von Eisenbahnen führt in das Gebirge hinein. Zwei derselben führen über das Gebirge hinweg und ver- binden die Orte des Nord- und Südabhangs miteinander. Die eine dieser Bahnlinien führt von Ilmenau nach Schleusiugen und Themar. Die zweite nimmt ihren Anfang in Erfurt, zieht sich im Tal der Gera eutlang, durchschneidet in dem 3 km langen Brandleitetunn M den Kamm des Gebirges und windet sich dann im Haseltal den Süd- abhang hinab. Infolge der W e g s a m k e i t des Gebirges hat sich auch der Fremden- verkehr vou Jahr zu Jahr gesteigert. Tausende von Fremden besuchen alljährlich während des Sommers das Gebirge, um sieb an den hohen Bergen und tiefen Gründen zu erfreuen oder sich in den ausgedehnten Wäldern und in der frischen Gebirgsluft zu erholen. Infolgedessen haben sich im Lause der Zeit viele Orte des Thüriugerwalds zu vielbesuchten Sommerfrischen und Luftkurorten entwickelt. Die bedeutendsten sind: Ilmenau, Elgersburg, Oberhof, Tabarz, Friedrichroda, Finsterbergen und Tambach. Durch diesen regen Fremdenverkehr hat sich der Wohlstand der „Wäldler" mehr und mehr gehoben. Das Jagdgebiet der Thüringer Landgrafen. Jenseits des Jnselsberges beginnt der letzte Abschnitt des Thüringerwalds. Er erstreckt sich in nordwestlicher Richtung bis zur Werra und bildet ein echtes Kettengebirge mit vielfach gewundenem Kamm. Sein Rücken senkt sich nach Nordwesten mehr und mehr, so daß das Nordwestende des Gebirges, der E i ch e l b e r g , nur noch 340 m hoch liegt.
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