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1. (Der allgemeine Geschichtsunterricht) - S. 49

1885 - Berlin : Gaertner
49 gewhlt, besondere Priester gab es nicht; der den Presbytern stand der Bischof, der die Kirchenzucht bte (Excommunication). Allmhlich aber entwickelte sich eine auserwhlte Priesterherrschaft (hierarchische Aristokratie), ein Klerus, den Laien gegenber. Mit der Zeit verlor die Gesamtheit das Wahlrecht, und die hchste Gewalt erlangten die Erzbischfe oder Metropoliten, von denen die zu Rom, Antiochia, Alexandria, Konstantinopel und Jerusalem das hchste Ansehen hatten. In den Kirchenversammlungen (Synoden, Konzilien) ffften die Bischfe der alle kirchlichen Angelegenheiten Beschlsse und stellten die allge-meine (katholische Lehre fest im Gegensatz zur Hresie oder Ketzerei. Denn schon gingen der viele Punkte des Christentums (Glaubensstze, Dogmen) die Meinungen auseinander. Die wichtigsten Sekten sind die der Gnostiker, die auer dem gewhnlichen Verstndnis des Christentums noch ein tieferes phi-losophisches fr sich in Anspruch nahmen, und die der Manicher (Mani, ein Magier, lebte ums Jahr 250), die das Christentum mit den Grundstzen Zo-roasters (. 9) zu verschmelzen suchten. Die Montanisten (Montanus, 180, gab sich, wie Mani, fr den von Christus verheienen Paraflet aus) trieben die Sittenstrenge ins Extrem. Die Sekte der Novatianer stellte sich als eine Gemeinde der Heiligen und Reinen hin und hob die Gemeinschaft mit der katholischen Kirche auf. Die Donatisten (Donatus im 4. Jahrh. in Afrika) fhrten lange einen Ruberkrieg gegen Kirche und Reich und mufften mit Gewalt unterdrckt werden. Der heftigste Streit entbrannte im 4. Jahrh. zwischen Artus und Athanasius der die Natur Christi. Jener lehrte, Christus sei zwar Gott, aber doch von dem Bater geschaffen und von ihm abhngig; dieser behauptete die gleiche Geltung des Vaters und Sohnes. Damals zum erstenmal ward durch Konstantin eine allgemeine (kumenische) Kirchenversammlung nach Nica be-rufen (325), die sich fr die Lehre des Athanasius entschied. Abwechselnd aber kamen in den nchsten Zeiten beide Lehren zur Geltung; die jedesmal siegende Partei verfolgte ihre Gegner auf das blutigste. Die Gothen, Vandalen und Longobarden waren lange Zeit hindurch Anhnger des Arianismus. . 44. Vlkerwanderung und Untergang des Rmertnms. Konstantin (325 337), durch feine Mutter Helena fr das Christentum gewonnen (er siegte der Maxentius unter der Kreuzesfahne 312), begnstigte die Christen auf jede mgliche Weise, grndete Kirchen, gab den Geistlichen Vorrechte, nahm aber selbst erst kurz vor feinem Tode die Taufe. Je mehr das Christentum den Glauben der alten Welt berwand, desto mehr ward es auch in seiner ursprnglichen Reinheit getrbt; die Verehrung der Jungfrau Maria und der Heiligen, die sinnliche Einrichtung des Kultus, die Einfhrung von wunderttigen Reliquien schreibt sich aus jener Zeit her; aus dem im Orient heimischen Einsiedlerleben entwickelte sich im 4. Jahrh. das Mnchswesen (Antonius aus gypten, die Sulenheiligen Simeon und Daniel. Kasteiuug, Ana-choreten, Eremiten, Asketen). Spter wurden die bis dahin lebenden Einsiedler Monachi, Mnche) in eingehegte Pltze (claustra, Klster) versammelt und ge-memsamen Regeln unterworfen. Konstantin verlegte die Residenz nach Byzanz (seitdem Konstantinopel genannt), teilte das Reich in 4 Prfekturen, die wieder in Dizesen und Provinzen zerfielen (Orient, Jllyricum, Italien, Occident), fhrte die Grund-, Gewerbe- und Kopfsteuer ein, regelte das Poftwefen, umgab sich mit einem sehr zeremoniell eingerichteten Hofstaat (7 Hofmter bildeten den Staatsrat). Nach feinem Tode brachen unter feinen Shnen Mutige Kmpfe aus; Konstantins (337360) trug zuletzt den Sieg davon. Ihm folgte fein Vetter Julianus Apostta (361363), ein tapfrer Krieger, einfach und alt- Lange. Allgem, Geschichte. 10. Aufl. .

2. (Der allgemeine Geschichtsunterricht) - S. 142

1885 - Berlin : Gaertner
142 das auf diesem Gebiet Vorgehende stattfindet; in diese Teilnahmlosigkeit sind aber glcklicherweise nicht diejenigen verfallen, von denen vorzugsweise das Los der Völker und Staaten abhngt, und es zeigt sich auch hierin ein Leben, das fr die Zukunft eine neue allgemeine Erweckung christlichen Glaubens und christlicher Sitte verheit. Der Katholizismus hlt sich gegen die vielfachen Angriffe, die gegen ihn gemacht werden, noch immer siegreich. Der Kampf Espartero's gegen die Autoritt des Papstes trug nicht am wenigsten dazu bei, ihn bei der Mehrheit des spanischen Volkes unbeliebt zu machen; die Losreiung Belgiens ward durch eine Verbindung der Liberalen mit dem ultramontanen Klerus bewerkstelligt; in Frankreich, ja selbst in England (Puseyiten) ist die Macht der rmischen Kirche im Zunehmen begriffen; in Deutschland soll der katholische Dom zu Kln vollendet werden; der Streit der die gemischten Ehen in Preußen, in dem unter Friedrich Wilhelm Iii. die rmische Kirche unterlag, ward bei der Thronbesteigung seines Nachfolgers in gtlicher Weise beigelegt (Clemensdroste zu Vischeriug, Erzbischof in Kln; Hermesianer; Dunin, Erzbischof von Gnesen und Posen). Die Wallfahrt zu dem heiligen Rock in Trier (1844) gab zu der Entstehung der deutsch- oder christkatholischen Sekte Veranlassung (Ronge, Czerski). Die Deutschkatholiken haben sich nicht fhig gezeigt, ein bestimmtes der die alltglichsten Allgemeinheiten hinausgehendes Dogma aufzustellen (Konzil in Leipzig). Da viele von denen, die zu dieser Sekte bertraten, ohne eigentlich religise Begeisterung, nur von dem die Zeit beherrschen-den Zerstrungsgeiste geleitet wurden und die Religion zum Deckmantel politischer Unzufriedenheit benutzten, so duldeten mehrere Regierungen die deutsch - katholischen Gemeinden nicht. Die protestantische Kirche, die ihren einzelnen Mit-gliedern groe Freiheit im Thun und Glauben gewhrt, hatte dennoch mancherlei innere Zerwrfnisse zu bestehen, welche durch die namentlich in Sachsen auftretenden Lichtfreunde (Uhlich) und die freien Gemeinden (Wislicenus, Rupp) hervor-gerufen wurden. Whrend viele Anhnger der modernen Philosophie in protestan-tischen Lndern an der Zerstrung des christlichen Glaubens arbeiteten (Strau, Feuerbach, Bruno Bauer, Rge; hallische und deutsche Jahrbcher) und eine andere Partei innerhalb der protestantischen Kirche ebenso einseitig der starrsten Recht-glubigkeit, dem Pietismus und selbst dem Katholizismus das Wort redete, bemhte sich Friedrich Wilhelm Iv. seit seinem Regierungsantritt, das kirchliche und religise Leben berhaupt, wo und in welcher Form es sich auch entwickelte, zu frdern und zu krftigen, ausgenommen natrlich diejenigen Erscheinungen, die den Namen der Religion znr Schau trugen, ohne etwas von ihrem Wesen zu haben. Der Gustav-Adolf-Verein entstand 1843 zur Aufrechterhaltung evangelischer Gemeinden, welche in katholischer Umgebung der Mittel zum kirchlichen Leben entbehren. Es zeigte sich soviel Teilnahme fr ihn, dafs er als eine Sttze des Protestantismus sowohl gegen den Katholizismus als gegen die religse Gleich-gltigkeit (Jndifferentismns) und die Auflsung der protestantischen Kirche zu betrachten ist. . 129. Die politischen Ereignisse von 18481870. a) Frankreich. Die Bestrebungen der liberalen Partei, eine Wahlreform durch Aufregungen aller Art (Reformbankette) zu erzwingen, waren die zufllige Veranlassung einer schnell siegenden und die Verhltnisse ganz und gar umgestaltenden Revolution (Febrnar-Revolution, 22. und 23. Februar). Ludwig Philipp und die knigliche Familie entflohen (24. Februar) fast ohne Gegenwehr nach England; eine provisorische Regierung (Lamartine, Ledru Rollin, Arago, Garnier-Pages, Louis Blanc) trat an seine Stelle und proklamierte die Republik; eine nationale Versammlung ward einberufen. Obschon die radikale, namentlich

3. (Der allgemeine Geschichtsunterricht) - S. 86

1885 - Berlin : Gaertner
86 - nicht wenig dazu bei, die innere Entwicklung Luther's zu frdern, der jetzt erst zu erkennen anfing, wie groß der Abstand zwischen ihm und der Kirche sei. Als auf Eck's Betreiben der Papst eine Bulle erlie, welche die Verbrennung von Luther's Schriften verordnete und der ihn selbst den Bann aussprach, wenn er nicht in 60 Tagen widerriefe, wagte er, ermutigt durch die Aufnahme, die seine zwei letzten Schriften in Deutschland gefunden hatten (an den christlichen Adel deutscher Nation", von der babylonischen Gefangenschaft und christlichen Freiheit"), die khne That, dass er vor den Thoren Wittenbergs unter dem Beisein der ganzen Studentenschaft die Bannbulle nebst dem kanonischen Rechtsbuch in die Flammen warf (1520). Als Karl V. in Worms damit beschftigt war, die politischen Angelegenheiten Deutschlands zu ordnen, entbot er auch Luther unter Zustellung eines kaiserlichen Geleitbriefes vor den dort versammelten Reichstag (1521). Luther erklrte, nur dann widerrufen zu wollen, wenn man ihn aus der heiligen Schrift widerlege; dieser Mut steigerte die Teilnahme fr ihn, sodass man im ersten Augenblick keinen Gewaltstreich wagte; erst nach seiner Abreise ward die Reichsacht der ihn ausgesprochen. Aber Kurfürst Friedrich nahm sich seiner an. Er lie ihn auf der Heimkehr berfallen und als Ritter Georg auf der Wartburg gefangen halten, wo er, vor aller Welt verborgen, fast ein Jahr lang mit der Abfassung von Streitschriften und der bersetzung der Bibel beschftigt war. Der Umstand, dass die Bewegung gegen die Kirche in Witten-berg zu weit ging (Zwickauer Propheten, Wiedertaufe), bestimmte ihn, die Wart-brg zu verlassen; sein Erscheinen in Wittenberg brachte die Reformation wieder in eine ruhigere Bahn. . 80. Die Reformation bis zum Nrnberger Religions-frieden. Wittenberg wurde bald die besuchteste deutsche Universitt; durch wich-tige Schriften wirkten Luther (Bibelbersetzung, Katechismen), der sich im Jahre 1524 mit einer ehemaligen Nonne, Katharina von Bora, verheiratete, und Melanchthon (loci communes; Visitationsbchlein) auch nach auen hin. Fürsten und Geistliche schlssen sich der Bewegung an, vor allen aber die Reichs-stdte. Klster wurden aufgelst, die Bischfe mufften ihre weltliche Macht an die Landesfrsten abgeben; der Hochmeister des deutschen Ordens, Albrecht von Brandenburg, sagte sich von Reich und Kirche los und stellte sich unter Polens Oberhoheit: selbst in den sddeutschen Lndern konnte trotz der grausamsten Ver-folgungen die Reformation nicht ganz unterdrckt werden. Die Hauptuuterschiede der neuen Lehre bildeten sich mit der Zeit dahin aus: 1) Nur die heilige Schrift blieb Quelle des Glaubens, und keine von der Kirche herrhrende Satzung hatte bleibende Kraft; 2) der Werkheiligkeit ward die Kraft des Glaubens entgegen-gesetzt, die Zahl der Sakramente auf zwei beschrnkt, der Maria- und Heiligenkultus verworfen; 3) der Gottesdienst ward in deutscher Sprache fortan gehalten und wesentlich vergeistigt; 4) an Stelle der katholischen Ceremvmeen trat der Gemeindegesang und die Predigt; 5) den ppstlichen Primat und die kanonischen Gesetze ver-warf man; 6) der Klerus ward dem Laien gleichgestellt, der Clibat aufgehoben; 7) die Besetzung der geistlichen Stellen fiel dem Staat oder der Gemeinde zu (Dekane, Superintendenten, Konsistorien). Unter dem Vorwand der Reformation traten indes auch andere Bewegungen in Deutschland ein, die durch Schwrmerei und Malosigkeit der guten Sache nur gefhrlich sein konnten. Schon am Anfang des 16. Jahrhunderts hatten die gedrckten niederen Klassen sich wiederholt emprt (die Bauernverbindungen Bundschuh und armer Konrad "); unter ihnen rief Luther's Auftreten neue Bewegung hervor, und als mehrere aus Sachsen ver-triebene Wiedertufer, darunter Thomas Mnz er, nach Sddeutschland zogen

4. (Der allgemeine Geschichtsunterricht) - S. 87

1885 - Berlin : Gaertner
87 und die Lehren allgemeiner Gleichheit verkndigten, gelang es ihnen, einen Bauern-aufstand hervorzurufen (1524). In 12 Artikeln stellten sie ihre teils sozialen, teils religisen Forderungen auf, viele Adelige wurden zur Annahme derselben gezwungen, andere, wie Gtz v. Berlichingen, schlssen sich ihnen freiwillig an; mit Grausamkeit wteten sie gegen alle, die ihnen Widerstand leisteten. Erst als Luther selbst die Fürsten zur Unterdrckung des Aufstandes aufforderte, wurden energische Schritte gethan; Thomas Mnzer. der in Mhlhausen zu hohem Ansehen gelangt war, wurde besiegt und hingerichtet (1525); in kurzem war der Aufstand an allen Orten unterdrckt, den Bauern wurden noch hrtere Lasten auferlegt. Schon im Jahre 1524 schloffen der Herzog von Baiern, Ferdinand von sterreich und die meisten sddeutschen Bischfe in Regens brg ein Bndnis zur Ausschlieung der Neuerungen aus ihren Landen. Dagegen ver-einigten sich Kurfürst Johann von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen, die vergebens auf eine Versammlung in Speyer antrugen, mit mehreren gleich gesinnten Fürsten und Stdten zu dem Torgauer Bndnis (1526). Dieser Zustand whrte eine zeitlang, ein jeder Landesherr ordnete die kirchlichen Verhltnisse nach seiner Neigung. Erst im Jahre 1529 setzten die katholischen Fürsten in Speyer den Beschlnss durch, dass keine Neuerungen mehr eingefhrt werden drften; da-gegen legten Kursachsen, Hessen, Lneburg, Anhalt, der Markgraf von Branden-brg und 14 Reichsstdte sogleich Protestation ein (daher Protestanten genannt). Auf dem Augsburger Reichstage (1530) berreichten die Protestanten die von Melanchthon verfasfte sogenannte Augsburger Konfession, welche die Abweichungen der lutherischen von der katholischen Lehre und von den Ansichten Zwingli's klar und ruhig auseinandersetzte und zu zeigen bemht war, dass nur eine Reinigung der alten Kirche erstrebt werde. Indes scheiterte die versuchte Einigung an allen Punkten, die sich auf die Verfassung der Kirche und den Kultus bezogen; der Reichstagsabschied, der die Protestanten als eine Sekte bezeichnete und die Verbreitung ihrer Lehre untersagte, ward von ihnen verworfen. Da sie nun aber auch mit der Acht bedroht wurden, so schlssen sie zu Schmalkalden rat Thringer Wald einen Bund zu gegenseitigem Schutz (1531). In derselben Zeit bedrohten die Osmanen sterreich, weshalb Karl V. vorlufig weiteren Gewaltmaregeln abgeneigt war und mit dem Bunde den Nrnberger Frieden (1532) schloss, in dem beide Teile versprachen, sich bis zu dem von Karl V. erstrebten Konzil nicht feindlich anzufallen. . 81. Die Reformation bis zum Augsburger Religions-frieden. Ein glcklicher Umstand fhrte in Wrtemberg den Sieg der Refor-mation herbei. Herzog Ulrich von Wrtemberg war im Jahre 1519 wegen Landfriedensbruch gechtet worden, sein Herzogtum stand seitdem unter sterreichischer Verwaltung. Im Jahre 1534 kam Philipp von Hessen auf den Gedanken, Herzog Ulrich zur Wiedererwerbung seines Herzogtums behilflich zu sein. Das Unternehmen gelang, Ulrich aber fhrte die Reformation in Wrtemberg ein. Um dieselbe Zeit erhoben sich die Wiedertufer in Mnster. Nachdem em Prediger dieser Stadt, Rottmann, der wiedertuferische Ansichten hegte, durch sein einnehmendes Wesen sich groen Anhang verschafft hatte, erschien aus den Nieder-landen der wandernde Prophet Jan Matthys (Bcker aus Leyden) mit seinem Schler, dem Schneider Johann Bockold (Johann von Leyden) in Mnster; die Wiedertufer erlangten das bergewicht (1533), strzten die bestehende Obrigkeit und verfuhren gegen die gegnerische Partei mit grausamster Hrte. Matthys, der unumschrnkte Gewalt besa, fhrte Gtergemeinschaft ein und leitete die Verteidigung der Stadt Als Bockold spter an die Spitze trat, ward die Schwr-

5. (Der allgemeine Geschichtsunterricht) - S. 88

1885 - Berlin : Gaertner
meret noch rger. Vielweiberei ward eingefhrt, die Gegner dieser Maregel hatten Hinrichtung zu gewrtigen; Knipperdolling, einer der unsinnigsten Schwrmer, war Brgermeister und Henker zugleich. Zuletzt nannte sich Johann König des neuen Israel. Als aber auch an andern Orten Deutschlands wiedertuferische -Bewegungen entstanden, ward das Belagerungsheer von reichswegen verstrkt. Mnster fiel, die Aufrhrer traf ein furchtbares Los. Die noch brigen Wieder-tauser bildeten spter m den Niederlanden und Norddeutschland kleine Gemeinden fhrten etn strenges, einfaches Leben unter sich, hielten an gewissen eigentmlichen Grundstzen fest (Verwerfung des Priesterstandes, der Kindertaufe, des Eides des Kriegsdienstes, der Prozesse), gaben aber ihre staatsgefhrlichen Ansichten auf (Menno, Mennoniten; Qucfer, Baptisten in England und Nordamerika). Whrend sich die reformatorische Lehre immer klarer entwickelte (symbolische Bcher schmalkaldische Artikel), nahm auch der Umfang des fchmalkaldischen Bundes zu' Das Herzogtum Sachsen, Kurfürst Joachim Ii. von Brandenburg und infolge dessen fast ganz Norddeutschland schlssen sich dem Bunde an. Herzog Heinrich von Braunschwelg, ein Anhnger der alten Kirche, ward durch die protestantischen Fürsten zur Nachgiebigkeit gezwungen (1543); auch im Sden Deutschlands traten immer mehr Städte und Fürsten zum Protestantismus der. Karl, der auf dem Reichs-tage zu Regensburg vergebens eine friedliche, von Luther sowohl als vom Papst vereitelte Verstndigung versuchte (1541), begann endlich, als er Frieden mit Frankreich geschlossen hatte (1544), ernster aufzutreten. Der Herzog von Cleve, von dessen Land aus die Reformation leicht nach den Niederlanden dringen konnte, der Erzbischof von Kln und die protestantischen Städte waren diejenigen, gegen die er zuerst auftrat; die protestantischen Fürsten aber lieen es ruhig geschehen. Als bald darauf die Protestanten erklrten, dass sie das vom Papst nach Tri den t berufene Konzil (1545) nicht anerkennen knnten und eine Kirchenversammlung deutscher Nation verlangen mssten, begann Karl, durch den bertritt des protestantischen Herzogs Moritz von Sachsen verstrkt, zu rsten. Schmalkaldischer Krieg (15461547): Die Protestanten hatten keine Ahnung davon, dass Karl mit dem Papst, den katholischen Fürsten und Moritz von Sachsen ein Bndnis geschlossen; sie rsteten zwar ein starkes Heer, aber teils aus Sorglosigkeit, teils aus Ehrfurcht wagten sie keinen entscheidenden Schritt zu der Zeit, da Karl sich mit wenigen Truppen in Regensburg befand und keinen Widerstand leisten konnte. Dies hatte die Folge, dass am Ende des Jahres 1546 Moritz im Besitz von Kur-sachseu war, das schmalkaldische Heer sich auflste und Karl der Sddeutschland gebot, wo die meisten protestantischen Städte sich unter den ungnstigsten Bedingungen ergaben. Indes rstete auch der schmalkaldische Bund zum zweitenmal, Kurfürst Johann Friedrich setzte sich wieder in den Besitz seines Landes; aber auch diesmal unterlagen die Protestanten durch eigene Schuld, indem sie die ihnen zu Gebote stehenden Mittel nicht benutzten (Schlacht bei Mhlberg, 1547). Die Kurwrde nebst Kursachsen kam an Moritz von Sachsen; den Shnen Johann Friedrich's ward ein ihrem Rang entsprechendes Einkommen zugesichert (Entstehung der jetzigen Herzogtmer Sachsen), Johann Friedrich selbst aber zu ewiger Gefangenschaft verurteilt. Durch Treulosigkeit gegen Moritz und Joachim von Brandenburg bemchtigte sich Karl auch der Person Philipp's von Hessen und machte ihn zum Gefangenen. Die meisten Städte unterlagen, aber Bremen und Magdeburg blieben in dieser unglcklichen Zeit unbesiegte Sttten des Pro-testantismus. Indessen hatte sich das Tridentiner Konzil, das 1545 erffnet worden war und sich nicht im mindesten geneigt zeigte, auf eine Reform der Kirche, wie Karl sie selbst der Verstndigung mit den Protestanten wegen

6. (Der allgemeine Geschichtsunterricht) - S. 90

1885 - Berlin : Gaertner
90 Zug) im Bunde mit den Aristokraten sich zu entschiedenem Widerstande vereinigten. Zrich wurde in der Schlacht von Kappel, in der Zwingli selbst kmpfend den ^od fand, besiegt (1531); es kam zwar ein Friede zustande, welcher jedem Kanton Religionsfreiheit zuerkannte; aber in der That war nach diesem Frieden die demokratische und reformatorische Partei schwcher, als vorher (Zrich, Bern, Basel, Appenzell, Glarus, Schaffhausen). Genf, das schon durch Bern fr die Reformation gewonnen war, fand in Johann Calvin (15091564; aus der Picardie) seinen Reformator. Calvin, ein Mann von wenig Phantasie, aber scharfem und strengem Verstand und unbeugsamer Charakterfestigkeit, war eben so, wie Zwingli, auf die Reform der Verfassung und des Lebens bedacht, das er unter die strengste Kirchenzucht stellte (Synoden, Presbyter, Geistliche), im Kultus verlangte er die grte Einfachheit, in einigen Glaubenspunkten (Abendmahl, Prdestination) nherte er sich Luther. Genf hatte ihm seine ganze Bedeutung zu verdanken; er selbst genoss des grten Ansehns. So schroff auch seine Ansichten waren (seine Strenge gegen den Spanier Michael Servet), die daher bei den Vornehmen und Reichen am wenigsten Eingang fanden, so verbreiteten sie sich doch weithin in die franzsischen Kantone der Schweiz, nach Frankreich (Huge-notten), England und Schottland (Presbyterialkirche, Puritaner), nach den Niederlanden, und auch in Deutschland entstanden unselige Kmpfe zwischen Calvinisten und Lutheranern (Heidelberger Katechismus in der Rheinpfalz). . 83. Die Reformation in England und Schottland Hein-rich Viii. (1509 47), einer der grten Tyrannen, die die Geschichte kennt, grausam, willkrlich und jeder Laune preisgegeben, unterwarf sich das Parlament und wurde wegen seines offenen Wesens vom Volke in manchen Bestrebungen untersttzt. Zuerst vom Papste wegen einer Schrift gegen Luther Verteidiger des Glaubens genannt, trat er bald als Feind der katholischen Kirche auf, weil Papst Clemens Vii. nicht in die Scheidung von seiner ersten Gemahlin Katha-rina von Aragon willigte. So zwischen beiden Religionsrichtungen stehend, machte sich Heinrich durch den Suprematseid (Kardinal Wolsey) zum Haupt einer eigenen (anglikanischen) Kirche, deren 6 Blutartikel (Beobachtung des Clibats, der Ohrenbeichte, der Mnchsgelbde, der Stillmessen, der Substanzverwandlung und der Kelchentziehung) angenommen werden mufften. Gegen Ka-tholiken und Protestanten, welche dieselben nicht annahmen, wtete er mit unerhrter Grausamkeit. Zwei seiner sechs Gemahlinnen, Anna Boleyn und Katharina Howard, auerdem viele der hervorragendsten Gren, fielen als Opfer seiner Tyrannei. Ihm folgte sein 6jhriger Sohn Eduard Iv. (154753), unter dessen Regierung der Erzbischof Cranmer von Canterbnry nach Aufhebung der sechs Blutartikel die Kirche in dem Sinne ordnete, dass die eigentliche Glaubens-lehre der lutherischen sehr nahe stand, während in der Kirchenverfassung (Bischfe) und im Kultus manches Katholische beibehalten wurde. Maria Tudor (1553 bis 58) Tochter Heinrich's Viii., stellte Papsttum und Klster wieder her und wtete mit furchtbarer Grausamkeit gegen die Gegner des Katholizismus, Cranmer starb auf dem Scheiterhaufen, Johanna Gray, eine Urenkelin Heinrich's Vh., zu deren Gunsten Eduard Vi. seine katholische Schwester hatte vom Throne aus-schlieen wollen, auf dem Schaffst; Scharen von Flchtlingen verlieen das Vater-land. Ihre Schwester Elisabeth (15581603), bisher Gefangene in Tower, stellte durch die Uniformitts-Akte die unter Eduard vollbrachte Reformation wieder her, obwohl sie viele katholische Gebruche beibehielt (Episkopalkirche). In Schottland wurde mit groer Grausamkeit durch Johann Knox die cal-' vimsche (presbyterianische) Kirche eingefhrt (1561).

7. (Der allgemeine Geschichtsunterricht) - S. 92

1885 - Berlin : Gaertner
92 ^eitatter der polnischen Sprache und Litteratur (Kochanowski der beste 2) Die Zeit der kirchlichen Gegenbestrebungen (Reaktion). ; 85. Die rmische Kirche. Unter den Ppsten des 16. Jahrhunderts, die meistens mit groer Strenge das Ansehn der Kirche und des Papsttums wieder-herstellen, nicht selten auch den wirklich vorhandenen Missbruchen entgegenzutreten suchten, zeichneten sich namentlich aus Paul Iii. (153449) Pius Iv (1559 bis 65), Gregor Xiii. (157285, Kalenderverbesserung, 1582), Sixtus V (1585 90), der sich von einem armen Hirtenjungen bis zum Papst ausae-schwungen hatte und sich auch als weltlicher Herrscher verdient machte, Clemens Viii (15921605), unter dem Ferrara an den Kirchenstaat kam. Das Tridentiner Konzu, das in drei Zeitabschnitten beendigt wurde (154648: 1551_52* 1562 63), stellte die Grundstze der katholischen Kirche aufs neue fest. Die ^jaubenslegre toc!.rk. toen'9 verndert (Gleichstellung der Tradition mit der heiligen t m r allgemein gefasst, um fr besondere Meinungsverschieden- Helten Raum zu lassen (daher rmische und nichtrmische Katholiken): auerdem fhrte die Kirche eine strengere Zucht ein, die Verfassung blieb hierarchisch (Ana-thematlsterung Andersglubiger; authentische Auslegung der Konzilienbeschlsse durch den Papst) Obschon das Ubergewicht der Italiener auf dem Konzil die Entscheidung herbeigefhrt hatte, so wurden doch die Bestimmungen desselben nur in Italien, Portugal, Polen und vom Kaiser unbedingt, dagegen in Spanien Neapel und den Niederlanden mit Vorbehalt der kniglichen Rechte und in Frankreich nur hinsichtlich des Glaubens angenommen. Am allerbedentendsten waren fr den Ka-tholizismus die neuen geistlichen Orden, die vielfach entstanden und nicht selten durch wirklich gute Bestrebungen der alten Lehre neuen Boden im Volke verschafften (Theatinerordeu, Vter des Oratoriums, Kapuziner, barmherzige Brder und Schwestern, Ursulinerinnen), vor allen der von Jgnaz vonloyla, Sohn eines spanischen Edelmannes, 1540 gegrndete Jesuitenorden (Gesellschaft Jesu), der unter Lamez (f 1564) folgende Organisation erhielt: Dem Ordensgeneral in Rom und seinem Rat von Assistenten waren die Vorsteher der Provinzen, die Provinziale, unterworfen, diesen die Superiore und Rektoren bis zum Niedrigsten hinab, nach dem Grundsatz soldatischer Strenge und Unterordnung, so-dass die Mehrzahl nur das Befohlene auszufhren hatte, ohne Kenntnis des Grundes und Zweckes (Koadjutoren, Prosessen). Der Eintritt in den Orden zerriss alle andern weltlichen Beziehungen. Zweck des Ordens war die Bekmpfung der Geistes-fteiheit. Daher strebten die Jesuiten schulen, die neben dem Beichtstuhle ein Hauptmittel zur Erreichung des Zweckes waren, nur dahin, ihren Zglingen eine Ausbildung zu geben, die sie zur Ausbung ihres Berufs tauglich machte, mit Unterdrckung aller geistigen Selbstndigkeit. Zur bessern Erreichung ihres Ziels bekannten sich die Jesuiten zu dem Grundsatz, dass der Zweck das Mittel heilige (Casnistik, reservatio mentalis, d. h. geistiger Rckhalt), und rechtfertigten daher selbst Knigsmord. Die Ppste gaben dem Orden jegliches Vorrecht, und so er-reichte er denn eine solche Macht, dass er 2 Jahrhunderte fang das katholische Europa von den Hofen bis zur niedrigsten Htte beherrschte, während er in den andern Weltteilen durch Bekehrung zum Christentum thtig war. 86- Spanien, Portugal und die Niederlande. Philipp Il (155698), Karl's Sohn, brachte durch einen Kamps gegen Frankreich (Schlacht bei St. Ouentin, Frieden zu Cambresis 1559, durch den auch Savoien die von Frankreich gemachten Eroberungen zurckerhielt) Spanien auf den hchsten Gipfel

8. Griechische, römische, deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 53

1872 - Berlin : Gaertner
— 53 — nur das Christenthum darbot, verschafften demselben überall Anhang. Die Verfolgungen, deren man zehn größere erwähnt, welche es unterdrücken sollten, trugen nur zu seinem Wachsthums bei. Da nach den Ansichten des Alterthums Religion und Staatsthum eng mit einander verbunden waren, und da die kleinen Christengemeinden zuerst im geheimen wirkten, so erschien den römischen Kaisern die neue Religion gefährlich. Daher entstand die Christenverfolgung unter Nero. Gegen die Lehre selbst, die man gar nicht untersuchte, waren die Verfolgungen und Anklagen nicht gerichtet, sondern nur gegen die staatsgefährlich erscheinenden Bekenner, welche die Wahrheit ihrer Lehre oft mit blutigem Tode besiegelten (Märtyrer). Unter den Märtyrern ist Ignatius, Bischof von Antiochia, zu nennen. Cr war ein Schüler des Apostels Johannes und erlitt unter Trajan von wilden Thieren in Rom den Tod (116). Instinus ans Samaria starb unter Marc Aitrel durch Geißelung und Enthauptung. Polykarpus, Bischof von Smyrna, ebenfalls des Johannes Schüler, ward ein Opfer der Volkswut (168). Ebenso starben Jrenäus von Lyon (202) und Syriern von Karthago (250) von der Hand der Scharfrichter. Einige von den Kaisern, wie Trajan, Alexander Severus, Gallienns, Konstantins Chlorns waren im allgemeinen mild gegen die Christen. Auch konnten die Angeklagten ihre Lossprechung leicht erwirken, wenn sie wenige Weihrauchkörner auf einen heidnischen Altar legten. Die meisten zogen indefs den Märtyrertob vor. Übrigens wirkte mit der Zeit das schöne Beispiel, welches die Christen durch ihr sittliches Leben, ihre Bruderliebe und ihre Sorge für Arme und Kranke gaben, so nachhaltig, dass die Verfolgungen immer mehr abnahmen und viele Bekenner für die neue Lehre gewonnen wurden. Der Gottesdienst war sehr einfach. Von christlichen Festen lernen wir in den ersten Zeiten das Osterfest, die Feste der Himmelfahrt Christi und das Pfingstfest kennen. Die Sorge für Arme und Kranke würde den Diakonen und Diakonissinnen übertragen. Die Vorsteher der Gemeinben hießen Presbyter ober Ältere. Aus ihnen bitbete sich später ein Rath, welcher von Bischöfen ober Aufsehern geleitet würde. Ebenso entstaub auch eine Rangorbnung unter den Kirchen und ihren Geistlichen. (Metropolis und Metropoliten ober Erzbischöfe.) Versammlungen der Geistlichen einer Provinz hießen Synoben, und alle Gemeinben zusammen nannte man die allgemeine (katholische) Kirche. Es kam schon im zweiten Jahrhundert vor, bass Gemeinben in ihren Glaubenslehren .von der allgemeinen Kirche abwichen und aus berselfcen austraten. Man nannte diese dann Sekten. Einzelne Mitglieber der christlichen Gemeinben fassten auch wohl den Entschluss, sich von der Welt zurückzuziehen und als Einsiedler zu leben! Daraus entstand das Mönchs- und Klo st erleben, als dessen Stifter Antonius und Pachomius genannt werden. §. 70. Konstantin der Große (32ä—337). Als Konstantin noch mit seinen Gegnern Maxentins und Licinius kämpfte, war eine ihm auf wunderbare Weise geworbene Erscheinung Beweggrunb seines Übertritts zum Christen-thume. Durch ihn warb das Christenthum Hof- und Staatsreligion. Aber in der Religion selbst verlor sich die ursprüngliche Reinheit des Glaubens. Leiden-

9. Griechische, römische, deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 111

1872 - Berlin : Gaertner
— 111 — §. 127. Die Reformation Joachim Ii. empfängt aus den Händen des Bischofs Matthias vonjagow das Abendmahl nach lutherischem Gebrauch (am 1. November 1539. Übertritt der Städte Berlin und Kölln am 2. November), doch behält er viele katholische Gebräuche (Luthers Erklärung darüber); dem schmal-kaldischen Bund tritt er nicht bei, bewirkt aber nach der Schlacht bei Mühlberg die Begnadigung des Kurfürsten von Sachsen. Johann Georg ist streng lutherisch, unterstützt mit einem Häuflein Brandenburger den Prinzen von Oranien in den Niederlanden und Heinrich von Navarra in Frankreich, vereinigt in der Kur- und Neumark die Kirchenordnung nach dem Augsburger Bekenntnis und bringt vornehmlich die Eintrachtsformel zustande. Doch bekämpft sich die lutherische und reformirte Geistlichkeit in Berlin (Buchholzer und Agricola in Berlin); Schneider und Schmiede werden Prediger auf dem Lande; in Berlin prügeln sich (1576) Geistliche in der Nikolaikirche und werfen sich auf dem Neuen Markte mit Steinen. Johann Sigismund tritt „um der Ruhe seines Gewissens halber" und, um das reformirte Holl nd in dem Erbstreite für sich zu gewinnen, zur reformirten Kirche über, infolge dessen an einigen Orten Tumult entsteht, doch benimmt sich der Kurfürst mäßig; 1617 Reformationsfeier. V. Preußen bis auf Johann Zigismund. §. 128. Der deutsche Ritterorden. Die alten Preußen (Po-Ruß — beim Russ [Niemen]) sind ein Mischvolk, in dem der finnische Stamm vorherrscht. Perkunos, der oberste Gott, P otrimpos, der Fruchtbringende, Pikullos, der Schreckenbringende, sind Hanptgötter. Bischof Adalbert versucht zuerst die Bekehrung und findet (997) den Tod, ebenso Bruno (1008). Der Herzog Konrad vonmasovien ruft zum Schutze gegen das wilde heidnische Volk den 1190 in Palästina gestifteten deutschen Ritterorden ins Land und verspricht ihm dafür den Besitz des ganzen Kulmerlandes. Der Bischof Christian von Kulm unterstützt diese Aufforderung beim Papste. Unter seinem vierten Ordensmeister Hermann von Salza schickt der Orden den Ritter Hermann Balk in das Land der Preußen (1227). Ritterliche Heldenthaten und Grausamkeiten auf beiden Seiten erringen den Besitz des Landes (Thorn die erste Veste, Kulm die vornehmste Stadt) nach einem 53jährigen Kampfe (1230—1283). Der Hochmeister Konrad von Thierberg erbaut Marienburg (1274). Siegfried von Feuchtwangen nimmt daselbst seinen Wohnsitz (1309). Der Orden bleibt im Besitze des Landes, deutsche Einwanderer werden freie Leute, die Städte wählen ihre Obrigkeiten, der Hochmeister regiert das Ganze als Landesherr unter Beirath des Ordenskapitels, in dem die Komthure die ersten Beamten sind; die Ordensgesetze sind streng und finster. Die Geschichte des Ordens besteht in Kämpfen mit Litthauen, Polen, Pommern, den livländifchen Bischöfen und enbet damit, dass er den Polen unterliegt, und Preußen der Krone von Polen als Lehen unterworfen wirb. Bebeutenbe Hochmeister finb Winrich von Kniprobe (1351), Konrab und Ulrich von Jungingen. Der letztgenannte hat in König Wlabislaw Äagello von Polen einen gefährlichen Feind. Er verliert gegen ihn die Schlacht

10. Griechische, römische, deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 74

1872 - Berlin : Gaertner
— 74 — in Italien geleisteter Dienste mit der Mark Soltwedel (Altmark) 1133 belehnte und damit den Grundstein zum preußischen Staate legte. §. 92. Kulturzustand unter den sächsischen und fränkischen Kaisern. Seit dem Erlöschen der deutschen Karolinger wurde Deutschland ein Wahlreich, in welchem die mächtigen Herzoge auf den Thron gelangten. Die sächsischen Kaiser, besonders aber der Salier Heinrich Hl., wollten in ihren Häusern die Thronfolge erblich machen. Die Rechte des Königs waren noch immer bedeutend, obgleich er nur die vollziehende Gewalt besaß. Er war oberster Heerführer, Richter und Lehnsherr und berief die Reichstage. Durch ansehnliche Kronguter und durch Vertheilung der höchsten weltlichen und geistlichen Stellen konnte er sich großen Einfluss verschaffen. Seine Einkünfte bezog er großenteils ans Bergwerken, Forsten und Zöllen. Die gesetzgebende Gewalt übten der Adel und die Stände. Die Kirche wurde von den Königen sehr geehrt, kirchliche Feierlichkeiten und die Sonntage wurden streng gehalten. Dabei behaupteten die sächsischen Kaiser noch die Oberherrschaft über die Päpste. Auch wurden Bis-thümer und Erzbisthümer gegründet, Bibliotheken und Schulen angelegt; es erstanden herrliche Kirchengebäude: das Straßburger Münster (1015 begonnen), die Dome zu Speier, Worms re. Am Ende dieses Zeitraumes gab es sechs Erzbistümer; Mainz (das den Papst in Deutschland vertrat), Trier, Köln, Magdeburg, Bremen, Salzburg, und 35 Bisthümer. Die Geistlichkeit war allein im Besitze der Bildung, der Gottesdienst wurde in lateinischer Sprache gehalten, und daher ward in Klöstern und Schulen diese Sprache besonders ausgebildet. Als die Erblichkeit der Lehen aufkam, gab es in Deutschland viele geistliche und weltliche Landesgebiete, die immer mehr Unabhängigkeit vom Kaiser gewannen, deren jedes seinen Vorsteher, einen Voigt, Grafen, Herzog u. f. w. hatte, welche eine beschränkte Negierungsgewalt ausübten. In den Städten bildete sich aus Rittern und Freien ein Gemeinderath (Magistrat), an dessen Spitze die Bürgermeister standen. Gewerbe und Handel fingen an zu blühen und führten den einzelnen Städten Reichthum und Macht zu. Jedoch entwickelten sich diese Verhältnisse erst unter den Hohenstaufen zur Blüte. §. 93. Die Kreuzzüge. Gegen das Ende der Regierung des fränkischen Kaiserhauses nehmen die Kreuzzüge ihren Anfang. Dieses merkwürdige Ereignis gehört nicht ausschließlich der deutschen Geschichte, sondern der allgemeinen Weltgeschichte an und bildet daher auch einen Hauptabschnitt für dieselbe. Da jedoch die Kreuzzüge auf die deutsche Geschichte von eben so großem Einflüsse sind, wie auf die Geschichte anderer Völker, so erzählen wir hier den Anfang derselben. Schon in den ersten Jahrhunderten der christlichen Kirche hatten Wettfahrten nach dem heiligen Lande stattgefunden. Man hoffte durch die Mühseligkeit und Gefahren solcher Walfahrten Sünden abzubüßen und den Himmel zu verdienen. Als aber die Lage der Christen in Palästina, seitdem das heilige Land in den Händen der Türken war, immer bedenklicher wurde, und namentlich der Patriarch von Jerusalem durch einen zurückkehrenden Pilger Peter von Amiens den Papst Urban Ii. davon in Kenntnis setzte, forderte dieser auf dem großen Konzil zu Clermont (1095) in ergreifender Rede die ganze kampffähige Christenheit zur Ausführung
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