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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Erdkunde - S. 130

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 130 — vom Meere entfernt liegen. — Die anßerordentlich reiche natürliche Bewässerung der Lombardei wird durch ein teilweise uraltes Netz von Berieselungskanälen den lechzenden Fluren zugeführt und dadurch jene strotzende Üppigkeit hervorgebracht, die Oberitalien zu einem so gesegneten Landstrich macht. Der Boden ist höchst fruchtbar; er liefert zwei Ernten (Weizen und Mais) nacheinander. Wiesen werden jährlich vier- bis fünfmal gemäht. Die sumpfige Küstenniederung eignet sich besonders zum Anbau von Reis. Außerdem bringt der Boden noch Wein, Feigen und Kastanien hervor; auch wird überall der Maulbeerbaum gepflanzt. In den Getreidefeldern find oft Feigen- und Maulbeerbäume reihen- weise angepflanzt, indem sie zngleich die Stütze für die Weinrebe bilden, so daß ein Grundstück neben Getreide noch Feigen und Wein sowie Nahrung für die Seidenraupe liefert. Mit Recht wohl nennt man daher die lombardische Tiefebene den „Garten Europas". B. Die eigenttiche Kalöinset hat ihr Rückgrat im A p e n n i n. Er zieht von den Meeralpen aus in einem steil zum Meere abfallenden Bogen um den Golf von Genua, nimmt dann eine südöstliche Richtung an und teilt sich in zwei Züge, die das wilde Hochland der Abruzzen einschließen; die östliche Kette steigt im schroffen Gran Sasso bis zu 3000 m an. Wieder vereinigt verläuft das Gebirge, der Westseite Italiens sich nähernd, mit abnehmender Höhe bis zur Südspitze der Halbinsel. Die Gebirge Siciliens erscheinen als eine Fortsetzung des Apennin. Hart an der Ostküste erhebt sich der riesige Vulkankegel des Ätna fast 3300 m hoch. Zu beiden Seiten des Apennin breiten sich mehrere kleine Ebenen aus, so die toskanische, die römische, die apulische und die campanische Ebene. Letztere, das „Paradies von Europa", ist auf das sorgfältigste bebaut und mit zahlreichen Städten und Dörfern übersät. In verschwenderischer Fülle hat die Natur ihren Segen über die campagna felice (die glückliche Ebene) ausgegossen. Dichte Kastanienwälder bedecken die Berge, an deren Abhängen die

2. Erdkunde - S. 242

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 242 Die Hauptstadt Buenos Aires (d. i. gute Lüfte) am La Plata hat 745 000 E. und ist die erste Handelsstadt der Republik. Stromabwärts liegt La Plata (45 000 E.), ein neu angelegter, besserer Hafenplatz. — Wichtige Handelsstädte im Innern sind: Rosario (94000 E.) und Cordoba (48000 E.). Tie Republik Paraguay (253000 qkrii und 1:2 Million durchweg katholische Einwohner, Weiße, Mischlinge und Indianer) ist neben Bolivia der einzige Binnenstaat Südamerikas. Den wichtigsten Ausfuhrartikel des geringen Handels bildet der Paraguay-Thee (getrocknete Blatter einer Stechpalmenart), der in Südamerika statt des chinesischen Thees ge- braucht wird. — Hauptort ist Asuncion am Paraguay (24 000 F.). Tie Republik Uruguay (179 000 qkm, 840000 katholische Einwohner, durchweg Weiße und Mischlinge) umfaßt das Gebiet vom Urnguay-Strom bis zum Atlantischen Ocean, größtenteils Grasland, mit ansgedehnter Vieh- zucht. Die Produkte der Rind Viehzucht bilden fast ausschließlich den Gegenstand des Ausfuhrhandels. Besonders bekannt ist der hauptsächlich hier erzeugte Liebigsche Fleischextrakt, d. i. verdichteter Rindfleischsaft. Außerdem werden noch Straußenfedern und Getreide ausgeführt. Die Hauptstadt Montevideo an der La Plata-Mündung (250 000 E.) ist anch der wichtigste Handelsplatz. Die Republik Chile (776 000 qkm, 3 300 000 fast durchweg katholische Einwohner, del Abstammung nach zumeist Kreolen und Mischlinge) erstreckt sich als ein über 4000 km langer Küstenstreifen von der Südspitze Amerikas bis Peru. Der Bodengestalt nach besteht Chile aus einen1 schmalen Küstensa um und dem Gebiete der Kordilleren, die in Chil^ ihren höchsten Gipfel haben. — Die Vegetation ist im mittlere» und südlichen Teil des Landes sehr reich. Außer deu einheimisches

3. Erdkunde - S. 190

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 190 — Kaukasien liegt zu beiden Seiten des Kaukasus, der als ein wildes, schwer überschreitbares Gebirge sich vom Schwarzen bis zum Kaspischen Meere erstreckt. Der Elbrns ragt 5600 m hoch empor. Nordkaukasien ist vorherrschend Steppenland, Süd kau- kasien hat mildes Klima und reiche Vegetation. — Die 9 Mil- lionen Einwohner gehören verschiedenen Stämmen an, unter denen die Tscherkessen und Georgier durch Körperschöuheit hervorragen. Tiflis (161000 ($.) ist eine wichtige Handelsstadt. — Eine Eisenbahn verbindet es einerseits mit Baku (112 000 E.) am Kaspischeu Meere, in dessen Nähe sehr ergiebige Petroleumquelleu sind, andererseits mit dem Hafen Batum am Schwarzen Meere. Westturkestau (Turan) ist teils öde Sandwüste, teils Steppen- land, dessen Bevölkeruug zum Nomadeuleben gezwuugen ist; nur einige Oasen und Gebirgsthäler zeichnen sich durch Fruchtbarkeit aus und liefern hauptsächlich Seide und Baumwolle. Rußland beherrscht den größten Teil. Sitz der Regierung ist die Stadt Taschkent (156 000 E.) am Fuße des Tienschan. Wichtige Handelsplätze sind: Samarkand (55 000 E.) und Kokaud (82 000 E.). Die Chauate Chiwa und Buchara mit den gleichnamigen Hauptstädten steheu unter russischer Schutzherrschaft. Nordasien. Ganz Nordasien wird von der russischen Provinz Sibirien ein- genommen, welche sich vom Ural bis zum Großen Ocean erstreckt. An Größe (12^ Millionen qkm) übertrifft Sibirien ganz Europa; dagegen zählt es kaum 6 Millionen Einwohner. — Der west- liche Teil ist Tiefebene, der östliche Gebirgsland. Mehr als die Hälfte der uugeheueru Bodenfläche ist nicht anbaufähig. — Die einheimische Bevölkerung sind mongolische Nomaden. Die europäischeu Einwohner sind russische Ansiedler oder verbannte Verbrecher und dereu Nachkommen. Die Hauptprodukte Sibiriens sind: wertvolle Pelze, Holz und Getreide, an Mineralien besonders Gold und Graphit, außerdem

4. Erdkunde - S. 178

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 178 — Herrschende Religion ist zur Zeit noch eine Art Bnddhis- mns. Das Christentum war schon um die Mitte des 16. Jahr- Hunderts vom hl. Franziskus Xaverius eingeführt worden und hatte sich weit ausgebreitet. Im 17. Jahrhundert wurde es aber durch heftige Verfolgungen ganz ausgerottet. Nunmehr dringt es wieder mit unaufhaltsamer Kraft vor. Japan ist seit 1889 eine konstitutionelle Monarchie. Der Kaiser (Mikado) ist weltliches und geistliches Oberhaupt. Die wichtigsten Städte sind: Tokio (Mddo) auf der Jusel Nippon mit 1300 000 ©., die Hauptstadt Japans. Da bis Tokio größere Seeschiffe nicht ge- langen können, entstand der Vorhafen Iokohama (180 000 (£.), der wichtigste Handelsplatz Japans. — Kioto (340000 E.) ist Hauptsitz der japanischen Industrie. — Osaka (510000 E.), die Seehandelsstadt für Kioto. —- Ein wichtiger Ausfuhrhafen ist Kobe (Hiogo), 185 000 E. — Nagasaki (72 000 E.) auf Kiuschiu ver- mittelt hauptsächlich deu Verkehr mit Chiua. Z ü d a s i e n. Hinterindien. Die reich gegliederte Halbinsel wird von mehrereu parallelen Gebirgen in nordsüdlicher Richtuug durchzogen, zwischen denen tief eingeschnittene Längsthäler liegen, die von mächtigen Strömen bewässert sind: dem Mekong, Menam, Saluen und Jrawadi. Das Klima der ganz in der heißen Zone liegenden Halbinsel ist feuchtwarm. Tier- und Pflanzenwelt sind im allgemeinen wie in Vorder- indien (siehe S. 179). Von besonderer Wichtigkeit ist der Teak(tik)- bäum, der das beste Schiffsbauholz giebt, und der Guttaperchabaum. Das Mineralreich liefert gutes Zinn und herrliche Edelsteine. Der größte Teil der Bevölkerung, die sogen. Jndochinesen, ist mongolischer Rasse. Von sämtlichen Ländern der Halbinsel ist gegenwärtig nur noch unabhängig

5. Theil 2 - S. 251

1864 - Mainz : Kirchheim
251 Und verfolgt von Hohn und Rache muß zerfleischt er endlich weichen, Aus der Luft noch überschüttet von emporgesprengten Leichen. Saragossa! Denk', ein Mädchen hat befreit dich vom Verzagen. Da es Speis' und Trank zum Bräut'gam, ach! zum todten, mußte tragen! Ja, erquick durch ihre Treue und gestärkt mit ihrem Muthe Hat sie dich, als sie den Theuren liegen sah in seinem Blute! D'rum auf ewig deinen Söhnen, deinen Töchtern — neben M in a*) — Preis' in Liedern, Saragossa, deine Heldin Augustin a! Asien wird auf drei Seiten vom Meere bespült: im Norden von dem nördlichen Eismeere, im Osten von dem großen oder stillen Oceane und im Süden von dem indischen Oceane. Im Westen grenzt es mit seinem mittleren und nördlichen Theile an Europa und mit seinem südlichen an Afrika, mit dem es jedoch nur durch die Landenge von Suez in Verbindung steht. Es ist der größte unter den fünf Erdtheilen. Mit Einschluß der Inseln, welche allein 82,000 Quadratmeilen enthalten, hat es einen Flächenraum von 882,000 Quadratmeilen. Da der nördliche Theil Asiens an das nördliche Eismeer und der südliche bis gegen den Aequatvr reicht, so findet man hier die kältesten und wärmsten, die fruchtbarsten und unfruchtbarsten Länder. Während Nordasien (Nordsibirien) eine unwirthbare rauhe, traurige Wildniß bildet, welche eben, wasserarm und unbeschreiblich kalt ist und nur spärlich Gras und Gestrüppe hervorbringt, und während Mittelasien aus den höchsten Gebirgen (der Him- malaya ist das höchste Gebirge der ganzen Erde) und ungeheuren Sandwüsten besteht: bringt Südasien nicht bloß alle Produkte Europa's hervor, von denen so viele vor Jahrhunderten in unsern Erdtheil verpflanzt wurden, sondern trägt überhaupt Alles, was des Menschen Herz erfreuen kann. Da prangen immergrüne, undurchdringliche Waldungen mit riesenhaften Bäumen; es wachsen hier die Cocos- und Sagopalme, der Brodbaum, der Zimmet-, Mus- kat-und Gewürznelkenbauin, Pfeffer, Ebenholzbäume, Reiß, Kaffee, Thee, Baumwolle, die besten Arzneikräuter und Farbestosfe, z. B. der Jrchigo, wel- cher aus den Blättern der in Indien wachsenden Indigopflanze bereitet wird. — Außer den gewöhnlichen Produkten, woran das Mineralreich in Asien sehr reich ist, liefert dieses auch in Indien den Diamant und im Uralgebirge viel Gold, Platina und Silber, so wie den Magnetsiein. — Wie die Pflanzen- welt, so zeigt auch die Thierwelt in Asien eine größere Mannigfaltigkeit, als in Europa. Zu allen den wilden und zahmen Thieren Europa's, von denen viele aus Asien stammen, kommen noch diejenigen, welche den heißen Erdthei- *) Mina. ein berühmter, spanischer General. (W.'Smets.) 24. A s i e u.

6. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 700

1874 - Mainz : Kunze
700 Europa — Italien. 2) Der Freistaat San Marino, 1 Q.-M. mit 7300 Bew., blieb von den jüngsten Politischen Ereignissen der Halbinsel unberührt; dies sogenannte Ländchen „der ewigen Freiheit" liegt südwestl. von Rimini zwischen den italischen Provinzen Forli und Pesaro und bildet einen hügeligen Landstrich, von letzten Ausläufern des Apennin durchzogen und von Tamaro und Calore bewässert. Der Boden ist theils fruchtbar, theils steinig; Ackerbau und Viehzucht, von Industrie Stein- arbeiten und Schuhmacherei. Eine von sämmtlichen Einwohnern gewählte repräsentative Kammer von 60 Mitgliedern bildet den „souveränen großen Rath", aus welchem alljährlich der Rath der Zwölfer ernannt wird. Alle männlichen Bewohner der Republik sind vom 16. — 60. Jahre Waffen- pflichtig. Einzige Stadt: San Marino mit 1000 E. 3) Das Fürftenthum Monaco zwischen Nizza und Mentone ist bloß eine historische Merkwürdigkeit und besteht, da 1848 sich einige Bezirke abgetrennt und an Sardinien ange- schlössen haben und nun mit Nizza an Frankreich gefallen sind, jetzt nur noch aus der gleichnamigen Stadt (1700 E.) und dem Monte Carlo, der zugleich Fremdenquartier und Schauplatz einer berüchtigten Spielhölle. 0,17 Q.-M. und 3100 E. Die Stadt wurde der Sage nach von Herkules gegründet und das Ländchen befand sich von 968—1731 im Besitze der genuesischen Familie Grimaldi, „den Nachkommen Pipins", der es Otto der Gr. verliehen. Früher unter sardinischem, steht es jetzt unter sranzösi- schein Schutze, ist aber sonst selbständig. 4) Die Insel Corfica, 160 Q.-M. mit260000 E., ist durch die Straße von Bo nisacio (Stadt an der Südseite) von Sardinien getrennt, mit dem sie eigentlich eine Doppel- insel (gleich Neuseeland) ausmacht, da sie auch, wie jenes, von einem von N. nach S. gerichteten Gebirgszuge durchzogen wird. Corsica ist die höchste, gebirgigste der italischen Inseln; die höchsten Erhebungen in der Mitte: Monte d'oro, Monte Rotondo 2763 m. Die von O. nach W. über das dichtbewaldete Gebirg führenden Pässe sind nur für Saumthiere zu besteigen. Die Küstenebenen sind besonders schmal an der stark zerklüfteten und hafenreichen Westküste, breiter im Osten, wo, Elba und Italien zuge- wandt, die alte Hauptstadt B a sti a (22000 Einw.) liegt. An der westlichen, französischen Seite die jetzige Hauptstadt Ajaccio (15000 E.), Napoleons Geburtsort (15. August 1769). Die Urbewohner der Insel waren iberisch. Früher römisch, wechselten im Mittelalter Vandalen, Ostgothen, Byzantiner, Araber, Genuesen und Pisaner als Herren. Von 1284—1768 war die

7. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 742

1874 - Mainz : Kunze
742 Europa — Frankreich. und Verstand sich Bahn machen konnten. Ohne Zweifel strebten die edleren Schrift- steller danach, einen bessern Zustand der Dinge herbeizuführen; ste sprachen Ideen ans, die seitdem in Europa mehr oder minder zur Herrschaft gelangt sind, in Frankreich allerdings am wenigsten; auch gelang es ihnen, wesentlich zur Vertreibung der Jesuiten und zur Aufhebung dieses gemeinschädlichen Ordens beizutragen. Aber die häufig maß- losen, gegen Krone, Adel und Klerus zugleich gerichteten Angriffe in der Literatur unter- -gruben auch die Grundlagen von Staat und Kirche. Die große Masse der ländlichen Bevölkerung gerieth in immer größeren Nothstand; 2/s des Grundbesitzes waren in den Händen des Adels, Klerus und großer Kapitalisten, verpachtet an abhängige und ge- drückte Meier; nur ^/s im Besitz kleiner, verarmter Bauern. Die stets wachsenden und ungleich vertheilten Staatslasten steigerten die allgemeine Unzufriedenheit. Der Hof fuhr unterdessen unbekümmert fort, Frankreichs Ehre durch schlechtgeführte Kriege, be- sonders gegen Friedrich Ii. (Roßbach 1757) zu schänden, und die Finanzen durch fort- gesetzte Verschwendung noch mehr zu Grunde zu richten. Der neue König Ludwig Xvi. hatte bei aller Güte des Herzens nicht Einsicht und Kraft genug, um der Zerrüttung des Staats auf gefahrlosem Wege abzuhelfen. Als endlich die Roth drängte, als das Land bei einem Defizit von 198 Mill. Franks vor dem Staatsbankerotte stand, da ver- suchte man, durch neue Steuern den Ausfall zu decken, da erklärte aber auch das Pariser Parlament, nur die Reichsstände dürften neue Stenern verwilligen. Der König willigte ein. Die etats generaux, die seit 1614 nicht versammelt gewesen, wurden auf den 1. Mai 1789 berufen. Mit ihnen begann die Revolution, indem der dritte Stand (tiers etat) die beiden andern, Adel und Klerus nöthigte, mit ihm gemeinsam als Nationalversammlung zu berathen. Und da man von Unter- suchung des Staatshaushaltes zur Verbesserung aller sonstigen Gebrechen überging, so stürzte man leider alles Bestehende ohne Zandern um. Republikanische Ideen, schon seit 10 Jahren durch die glückliche nordamerikanische Revolution geweckt und genährt, ergriffen die Köpfe, der Pöbel von Paris mischte sich ein, man ward von schwärmerischen Begriffen der Freiheit und Gleichheit über alle Schranken hinansgerissen. Die besseren Köpfe und Gemüiher, die verständigen Männer, die anfangs an der Spitze der Revo- lution gestanden, sahen sich genöthigt, den wildesten Schreiern zu weichen. Rasende Jakobiner bemächtigten sich der Herrschaft; die Nation befleckte sich mit den gräßlichsten Verbrechen; der unglückliche König mußte für die Sünden seiner Väter büßen. Seit dem 21. September 1792 hieß Frankreich eine Republik, doch im Namen der Frei- heit ward die Freiheit mit Füßen getreten; denn Nüchternheit und vernünftig konser- vativer Sinn, ja noch mehr, Rechts sinn und Pflichtbewußtsein waren da- nials schon der französischen Nation abhanden gekommen. So konnte denn auch die Republik keine innere Festigkeit gewinnen; mehrmals wechselte sie ihre Einrichtung, bis es am 13. Dezember 1799 dem Corsen (also Nichtfranzosen) Napoleon Bonaparte gelang, sich als erster Consul zum Oberhaupte des Staates zu machen. Ungeachtet des Elends, worin sich das Reich während jener Zeit befunden, hatten seine Trnppen im Kampf mit den europäischen Königen manche Erfolge errungen; frei- lich waren die Ursachen derselben nicht sowohl in der Tüchtigkeit der republikanischen Heere, wie voreingenommene Federn oft glauben machen wollten, als vielmehr in der schlechten Führung ihrer Gegner und in der Kabinetspolitik der Höfe zu suchen.

8. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 838

1874 - Mainz : Kunze
838 Europa — Deutsches Reich. losch 1793, Köthen 1847 und Bernburg 1863, so daß jetzt alles wieder vereinigt ist. Jetziger Herzog: Friedrich. — Aus der Dcssauer Liuie waren Fürst Leopold, der „eilte Dcssauer", und Friedrich Franz Leopold, der Freund Göthes, bedeutende Fürsteu. Orte: Dessau au der Mulde, nahe der Elbe, mit 17400 E. Wörlitz niit be- rühmtem großen Garten. Zerbst rechts der Elbe. Kothen inmitten zwischen Dessan riud Wernburg, 14000 E. Bernbnrg a. d. Saale mit 16000 E. — In dein vom Hauptlande getrennten Stück am Unterharz: das hübsch gelegene Wallenstedt, Gernrode und Harzger od e. — Ju Oberschlesien das Mediatsürstenthnm An- Halt-Pleß. 7 u. 8. Die zwei Fürstenthümer Lippe. a) Lippc-Detmold, am Teutoburger Walde. Die 2 wichtigsten Orte: Residenz Detmold mit 6500, und Lemgo. Der jetzige Fürst heißt Leopold. Sein Stamm- bäum reicht über das 12. Jahrhundert zurück, wo die Vorfahren sich edle Herrn von der Lippe nannten; Heinrichs des Löwen Waffcugefährte Beruhard war einer von ihnen. Als ihr Besitzlhnm sich vergrößerte, nahm die Familie den gräflichen Titel an und theilte sich in Linien; doch fiel dem Grafen Simon Vi. (er starb 1613) sämmtliches Besitzthum wieder zu. Von dessen 2 Söhnen, Simon Vii. und Philipp stammen die jetzigen Regeuten von Detmold und Bückeburg: Simon nämlich erhielt des Vaters Grafschaft, die 100 Jahre später gesürstet wurde, Philipp aber hatte 1640 das Glück, einen Theil der Grafschaft Schaumburg rechts der Weser zu erben. — Die inneren Ver- Hältnisse des Ländchens entsprechen durchaus nicht den Ansprüchen der Gegenwart. d) Schaumburg-Lippe oder Lippe-Bückeburg. Als das altgräfliche Haus Schaum- bürg, das auch in Holstein regiert hatte, ausstarb, fiel eiu Theil der Grafschaft, worin Rinteln liegt, an Hessen-Kassel, den andern erbte, wie vorhin gesagt, Philipv vou der Lippe; dessen Urenkel ist der bekannte portugiesische Feldmarschall Graf znr Lippe, der 1777 starb. 1807 ward die Grafschaft gefürstet. Jetzt regiert Fürst Adolf Georg, der noch außer Landes Güter in Mecklenburg, Hannover n- Böhmen besitzt. — Residenz ist das angenehm gelegene Städtchen Bückebnrg mit 4700 E. In der Nähe der Gesundbrunnen Eilsen. 9. Fürstenthum Waldeck-Pyrmont. Ein kleines, gebirgig waldiges Land au Eder und Diemel, wozu noch die Herr- s chast Pyrmont am Teutoburger Wald gehört. Das Fürsteuhaus, vor dem Jahre 1712 gräflich, hieß ursprünglich nach der Burg Schwalenberg, später nach Burg Wal- deck; 1580 zerfiel cs in die Linien Eiseuberg und Wildungen, die 1692 sich wieder ver- einigten. Mehrere Waldeck erwarben sich Kriegsruhm in auswärtigen Diensten: ein Monument zu K o r b a ch und eins zu N i e d e r w i l d u n g e n erinnern daran; jenes ließ die Republik Holland ihrem General Georg Friedrich, dieses die Republik Venedig dem Josias von Waldeck errichten. Jetziger Fürst: Georg V. — Durch den Accessions- vertrag vom 18. Juli 1867 ging die Verwaltung des Landes (zunächst auf 10 Jahre) an Preußen über; der Fürst behielt sich bloß das Begnadigungsrecht, das Kirchenregi-

9. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 841

1874 - Mainz : Kunze
Deutsches Reich — Sachsen. 841 indem Kaiser Karl V. dem Herzog Moritz aus dem jungem Hause 1547 das Kurland gab. So kam es, daß die ältere oder ernestinische Linie in den Westen versetzt wurde, wo sie in mehrere herzogliche sich theilte und 1583 einen großen Theil des gräflich Hennebergischen Besitzthnmes (Hildburghausen, Meiningen :c) erhielt, während der Rest des henuebergischen Erbes theils an Hessen (Schmalkalden), theils an die jüngere, nun- mehr kurfürstliche Linie fiel. Diese hielt ihre Länder zusammen und erwarb im 17. Jahrhundert noch die von Oesterreich abgetrennte Lausitz dazu. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts (1697) nahm der prachtliebende August, zum großen Nachtheile seines Volkes, die polnische Wahlkrone an und trat deshalb zur römischen Kirche über, wobei seine Nachkommen auch später, als sie Polen nicht mehr besaßen, verblieben sind. Ehren- voller als die 2 Auguste, die zugleich Könige von Polen hießen, regierte Friedrich August, „der Landesvater" von 1768 bis 1827. Er bekam, wie Baiern und Wür- temberg, von Napoleon den Königstilel; der Umfang des Landes aber, der früher 740 Q.-M. betragen, sank 1814 auf 272 Q.-M. herab. Jetziger König: Albert, Sohn des am 29. Oktober 1873 verstorbenen geistvollen Königs Johann. 14 — 17. Die sächsischen Herzogthümer. Aus der vorhin erwähnten ernestinischen Linie stammen die 4 regierenden Häuser- Weimar, Meiningen, Koburg-Gotha und Altenburg, auf beiden Seiten des Thüringer- Waldes (S. o. Statistisches). a) Das Großherzogthum Weimar, nur ein kleiner Staat Deutschlands, jedoch glänzend in der Geschichte nnsrer Literatur. Die Periode von 1759 bis 1831 wird unvergeßlich sein; denn von 1759 führte die herzogliche Wittwe Amalie die Vormund- schaft bis 1775, von da regierte ihr Sohn Karl August bis 1828, und Goethe starb 1832. Der jetzige Regent heißt Karl Alexander. — Städte: Weimar an der Ilm mit 16000 E. und dem Lustschloß Belvedere. Man pflegt diese Stadt das deutsche Athen, wie Dresden das deutsche Florenz zu nennen. Dresden ist jetzt, bezüg- lich der Kunst, von München überboten; die Poesie wird aber so bald kein zweites Wei- mar wieder finden. Herder ward von der Fürstin Amalie mit nach Italien genommen, der alte Wieland hatte seinen Platz in der herzoglichen Theaterloge, und in der Herzog- lichen Gruft ruhen Goethe und Schiller neben dem bronzenen Sarkophage Karl Augusts. — Jena, Gesammt-Universität der 4 Herzogthümer, von Johann Friedrich nach dem Verluste Wittenbergs gestiftet. Apolda. — Eisenach , Seb. Bachs Geburts- ort, mit 14000 E. Ruhla, zum Theil gothaisch. — Ilmenau am Thüriugerwald und das von baierischem Gebiete umklammerte Ost heim vor der Rhön waren ehmals hennebergisch. b) Herzogthum Meiningen, ehemals wie Hildburghausen und Kobnrg Henne- bergisch; das Heunebergische Fürstenhaus erlosch 1583. Jetziger Regent: Georg. — Orte: Meiningen mit 8900 und Hildburghausen, beide an der Werra schön gelegen; in der Nähe des ersteren Schloß Henneberg. Sonneberg am Franken- wald, wichtigster Fabrikort des Thüringer Waldes; „Sonneberger Waaren." Saal- seid a. d. Saale. Schacht, Lehrb. d. Geographie 8. Ansl. 54

10. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 911

1874 - Mainz : Kunze
Brittisches Reich - England. 911 gemacht. Nur 4 große Forsten gibt es, worunter der von Windsor und der Neuforst in Hampshire die genanntesten sind; das stämmige Holz des letzteren spart man noch obenein für die Marine. Der Holzmangel ist also ziemlich fühlbar, denn die Parks der Reichen, obwohl großenteils voll mächtiger alter und exotischer Forstbäume, können den Mangel nicht ersetzen. Man hilft sich mit Steinkohlen, die zum Glück so vorzüg« lich und so reichlich vorhanden sind, daß sie außer in Fabriken und Dampfschiffen noch zum Brennmaterial dienen, und eine große Maffe davon ins Ausland geht. Die liegenden Gründe gehören größtentheils: 1) Der Nobility, d. i. dem eigentlichen oder hohen Adel, dessen Familieuhäupter die Titel führen: Herzog, Marquis' Earl oder Count (Graf), Viscount und Baron; 2) der Gentry, d. i. dem Niedern Adel, der ans Baronets, Knights oder Rittern, und Esquires besteht*); 3) der Kirche' Universitäten und andern Körperschaften, Stadträthen, Innungen, Schulen, Bibliotheken, Armenanstalten und reichen Privaten; 4) den Gentlemen Farmers, die als wohlhabende Landleute ihre Güter selbst bauen, und den gemeinen Far- mers oder Pächtern, die noch eignes Gut, neben dem gepachteten haben; 5) den kl ei- nen armen Bauern, sofern sie etwas Eignes besitzen und deshalb Freeholders sind. — Wie viel die Reichen besitzen, läßt sich daraus schließen, daß es 290 Familien gibt, deren Güter im Durchschnitt jährlich je 30000 Pfd. Sterling Einkünfte abwerfen, Ivo Familien von 50000, 50 Familien von 70000, 33 Familien von l00000 bis 300000 Pfd. Einkünften; und diese Güter werden selten zerstückelt, fallen meist dem Erstgebornen zu! Wenn jede dieser 4 Klassen so viel an Gut abgäbe, als 1 Mill. Pfd. Einkünfte trägt, so könnten über 130000 der ärmsten Unterpächter (tenants) mit Freigütern zu 30 Pfd. Ertrag versehen werden, und jene reichen Besitzer lebten doch noch im höchsten Ueberfluß. Die bürgerliche Ge werb thätigkeit, wie schon erwähnt, übertrifft noch die landwirtschaftliche, was mau allerdings den Staatseinrichtungen und dem Besitz großer Kolonien zuschreiben muß, aber auch dem englischen Erfindungsgeiste, der wiederum durch die Fortschritte der Wissenschaften in der neuesten Zeit geweckt und gefördert worden ist. Vornehmlich wirkten die Theiluug der Arbeit, die Spinnmühlen, die Dampfwerke, die Anlage vieler Kanäle und Eisenbahnen. Die Theilnng der *) In der englischen Aristokratie ist es herkömmlich, daß nur der älteste Sohn den Adelstitel des Vaters erbt. Der älteste Sohn eines duke oder Herzogs heißt bei Lebzeiten des Vaters Marquis, der älteste Sohn eines marquis Earl, der eines earl oder count Viscount; alle jüngeren Söhne dieser 3 Klassen führen bloß den Titel L o r d vor ihrem Tauf- und Familiennamen, welcher von dem Adelsnamen des Vaters verschieden ist. Der älteste Sohn eines Viscount und eines Barons gehört aber bei Lebzeiten des Vaters, noch nicht zur nobility, sondern zur gentry, und heißt bloß Sir, nicht Lord. — Die Gentry ist der niedre Adel, eine zahlreiche Rangklasse, deren obere Ordnung von dem Ritlerstande gebildet wird, nämlich von den Baronets und Knights, deren Titel wiederum nur nach Erstgeburt forterben. Vor ihrem Taufnamen führen sie das Prädikat Sir, wie die jüngern Söhne der Viscouuts und Barone. Dagegen haben die jüngeren Söhne des Ritterstandes nur den Titel Esquire (ecuyer, escudero, Schildknappe), den auch, als zweite Ordnung der Gentry, alle nicht ritter- lichen freien Gutsbesitzer führen. Uebrigens rechnet man zur Gentry noch Offiziere, Gelehrte, Künstler, Fabrikherrn und Kaufleute, sofern sie nur im Großen handeln; sie sind allzumal Gentlemen. — Hierbei ist noch zu bemerken, daß die jüngeren Söhne der Nobility nicht bloß in den Staatsdienst, ins Heer und zur Flotte gehen, sondern auch in bürgerliche Gewerbe.
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