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1. Das Mittelalter - S. 118

1857 - Koblenz : Baedeker
118 Gesetzgebung und Gerichtswesen. lombardische Lehnsrecht, der Sachsenspiegel und Schwabenspiegel (Sammlungen von Nechtsgewohnheiten, jene für Norddeutschland, diese für Süddeutschland), theils Freiheitöbriefe der Könige, wie die magna charta libertatum Johann's von England und der Freiheits- brief Königs Andreas Ii. von Ungarn. Was nicht schon früher geltendes Recht war, ward durch Beschlüsse, welche die Fürsten mit den Ständen abfaßten, festgesetzt. — Im gerichtlichen Verfahren wurden Zweikampf und Ordalien immer seltener, der Gebrauch der Folter gewöhnlich, das Prozeßverfahren zum Theil, wie in den west- phälischeu Vehmgerichten, die ihre Wirksamkeit über ganz Deutsch- land ausdehnten, in ein undurchdringliches Dunkel gehüllt, die Stra- fen grausamer. Die Vehme bestand nur auf rother Erde, d. h. nur in Westphalen, und wurde nie anders als am Tage im Freien bei den über ganz Westphalen zahlreich verbreiteten Freistühlen von Freischöppen unter dem Vorsitze eines vom Kaiser er- nannten Freigrafen über Freie gehalten. Die Freistühle (in Dortmund, Arnsberg u. s. w.) dehnten ihre Kompetenz immer weiter aus, so daß im 15. Jadrh. bei ihnen Klagen über bestimmte Verbrecken (wie Ketzerei, Kirchenraub, Verrath, Diebstahl, Meineid, Mord, Fälschung, Rechtsverweigerung u. s. w.) aus ganz Deutschland an- gebracht werden konnten und die Freigrafen, als vom Kaiser mit dem Blutbanne be- lehnte Richter, sich die Entscheidung über alle Criminalverbrechen zucigneten. Zur Vollstreckung der Urtbeile bestand ein im 15. Jahrh. über ganz Deutschland aus- gebreiteter Frcischöppenbund von mehr als 100,000 Mitgliedern mit geheimen Er- kennungszeichen. Die Strafe war gewöhnlich der Strang. 4. Die Wissenschaften fanden im Anfänge des Mittelalters fast nur im byzantinischen Reiche Pflege, in dessen bedeutendsten Städten Schulen der Philosophie, der Grammatik und Rhetorik blühten, während sie im Abend lau de ein fast ausschließliches Elgen- thum der Geistlichen und Mönche waren und von diesen in den be- rühmten Kloster-, Dom- und Stiftsschulen zu St. Gallen, Corvey, Fulda, Paderborn, Hildesheim, zu Paris u. s. w. gelehrt wurden. Seit dem 9. Jahrh. nahmen sie einen raschen und hohen Aufschwung bei den Arabern nicht nur in Asien, sondern in noch höherm Grade in Spanien, welches unter Hakem Ii. das eigentliche goldene Zeitalter seiner Litteratur erlebte, s. §. 23. In allen arabischen Provinzen, vor Allem in Cordova, gab es eine Menge von wissen- schaftlichen Anstalten, in denen nicht nur Muselmänner, sondern auch Christen und Juden, ja selbst einige Khalifen dem Unterrichte in Philosophie, Medicin, mathematischen und Naturwissenschaften bei- wohnten.

2. Die neuere Zeit - S. 135

1855 - Koblenz : Baedeker
Die Naturwissenschaften. 135 und Kunstschätzen wurde von Fürsten, Gesellschaften, Behörden und Privatleuten mit Eifer und selbst mit einem gewissen Luxus fortgesetzt und der gemeinnützige Gebrauch derselben erleichtert. Neben dem Studium der classischen Litteratur, welches die Grund- lage der gelehrten Bildung ward und daher auch den größten Ein- stuß auf die einzelnen Wissenschaften, namentlich die Jurisprudenz, Geschichtschreibung und Philosophie, übte, erlitten insbesondere die Naturwissenschaften eine große Umgestaltung. a) Das philologische Studium erwachte in Italien schon am Ende des Mittelalters und verbreitete sich zunächst nach Frankreich, Holland und Deutschland. In Frankreich wurde es theils als eine selbstständige Wissenschaft betrieben, theils auf Theologie und Jurisprudenz angewandt, und blieb nicht ohne Einfluß auf die französische Nationallitteratur, namentlich auf die Tragödie. Der Hauptsitz der phi- lologischen Studien im 17. und dem größten Theile des 18. Jahrh. war Holland, insbesondere ward hier für die Etymologie und Grammatik, namentlich der latei- nischen Sprache, wie für Interpretation und niedere Kritik Verdienstliches geleistet. Die Bahn zu einem gründlichen und geschmackvoller» Studium des classischen Alter- thums ward seit der Mitte des 18. Jahrh. in Deutschland gebrochen und nach F. A. Wolf's Vorgang die Alterthumswissenschaft von einer Reihe ausgezeich- neter akademischer Lehrer (Jacobs, Hermann, Böckh u. s. w.) mit eben so großem Scharfsinn als Fleiß und Geschmack gepflegt. d) Die Naturwissenschaften erhielten durch die theils von Einzelnen, theils von gelehrten Gesellschaften unablässig fortgesetzten Beobachtungen und Ver- suche eine ganz andere Gestaltung und eine unendliche Bereicherung. Schon in der ersten Hälfte des 16. Jahrh. erkannte Nie. Copernicus (aus Thorn f 1543) den unbeweglichen Stand der Sonne in Mitte der Planetenbahnen, die Umdrehung der Erde um ihre eigene Achse und ihren Lauf um die Sonne. Im 17. Jahrh. entdeckte Johann Kepler (ch 1630) die Gesetze der Bewegung der Planeten um die Sonne und berechnete den Lauf der Kometen, während sein Zeitgenosse Galileo Galilei (ch 1642) die Gesetze des Falles und des Pendels auffand, das kurz vorher in Holland erfundene Fernrohr vervollkommnet?, das copernicanische Welt- system vertheidigte und die Statik wiffenschastlich begründete. Sein Schüler Torri- celli erfand das Barometer, der Magdeburger Bürgermeister Otto von Guerike die Luftpumpe. Am Ende des 17. Jahrh. begründete Isaak Newton (ch 1727) die Theorie der Optik und besonders durch Aufstellung des allgemeinen Anziehungs- gesetzes die hohe Vollendung der Astronomie. Auf der von ihm neu eröffnten Bahn fortschreitend, waren die Gelehrten des 18. Jahrh. mit der Ausführung und Ver- vollkommnung der Erfindungen ihrer nächsten Vorgänger beschäftigt. Die Stiftung von Akademien, die Anlage von Sternwarten, Pflanzengärten und Naturaliensamm- lungen, die Verbesserungen der Instrumente (Verfertigung achromatischer Linsen), die zahlreichen Reisen zu Wasser und zu Lande, besonders Alex. v. Humboldt's, v. Buch's u. A., welche sowohl das Thier- und Pflanzenreich als die geologischen Verhältnifle erforschten, die jährlichen Versammlungen der Naturforscher haben zur Erforschung der Natur mitgewirkt. Außer einer Menge einzelner Entdeckungen und Erfindungen, wie der Bahnen der Kometen durch Halley, des Blitzableiters durch

3. Die neuere Zeit - S. 136

1855 - Koblenz : Baedeker
136 Geschichtschreibung. Geographie. Philosophie. Benjamin Franklin, des Planeten Uranus durch William Herschel's Niesenteleskop, des Galvanismus durch Galvani, der Electricität durch Volta, der kleinern Planeten und des Neptun erhielten mehrere Zweige der Naturwissenschaften eine systematische Behandlung: die Botanik durch des Schweden Carl von Linno's Sexualsystem und Jussieu's natürliches System, die Mineralogie durch A. G. Werner, Professor zu Freiberg, dessen neptunistisches System der Geologie von dem durch von Buch u. A. ausgebildeten vulkanistischen verdrängt wurde; die wichtigsten Systeme in der Chemie waren Stahl's phlogistisches, Lavoisier's (hingerichtet 1794) antiphlogistisches und Berzelius' elektro-chemisches System. Cuvier's Forschungen in der vergleichenden Anatomie führten zur Untersuchung der urweltlichen Thicre. o) In der Geschichtschreibung ging Italien den übrigen Ländern voran. Geschichtschreiber, wie R. Macchiavelli, Fr. Guicciardini, P. Sarpi, die sich die Alten (namentlich den Livius) zum Vorbilde nahmen, wurden zugleich durch eine schon früh begonnene Ausbildung der Sprache in ihren historischen Darstellungen ge- fördert. England aber ward das Vaterland der historischen Kunst, indem Gibbon, Robertson u. A. gründliche Forschung mit anschaulicher Darstellung verbanden. Doch bald wußten die Deutschen die Vorzüge ihrer Nachbarn sich anzueignen und so zu erhöhen, daß sie nun keinem Volke an unermüdlichem Fleiße, an tiefer Forschung, geistreicher Auffassung und gewissenhafter Genauigkeit der Behandlung nachstehen, so I. v. Müller, Niebuhr, Heeren, Luden, Schlosser, von Raumer, Ranke, von Hammer, Leo, Wachsmuth, K. A. Menzel, Voigt, Dahlmann, Aschbach, Mailath u. A. d) Die Geographie, deren Gebiet durch die zahlreichen Reisen, namentlich die zu wissenschaftlichen Zwecken unternommenen, fortwährend erweitert wurde, er- reichte ihre Vervollkommnung durch ihre stets engere Verbindung mit Astronomie und Naturkunde, ward aber erst durch C. Ritter zur eigentlichen Wissenschaft erhoben. e) Der Begründer der neuern Philosophie wurde im 17. Jahrh. Des Cartes (Cartesius), dessen rein aus dem Geiste des Menschen construirtcs System der Jude Baruch Spinoza weiter ausbildete. In gleicher Richtung wirkte Leibnitz in Deutschland im Anfang des 18. Jahrh. Aber erst gegen Ende dieses Jahr- hunderts trat mit Immanuel Kant (-¡- 1804) die glänzendste Epoche der neuern Philosophie ein und zwar fast ausschließlich für Deutschland; denn in Frankreich verlor sich diese Wissenschaft durch den ideenlosen Naturalismus I. I. Rouffeau's hindurch in 'den crassesten Materialismus, der sein Hauptorgan in der großen Encyclopädie und seine Hauptvertreter in Diderot, d'alembert, Helvetius, vorzüglich aber in Voltaire hatte. In Deutschland dagegen wirkte Kant's Kriticismus im höchsten Grade anregend und verbreitete den Sinn für philosophische Forschung und streng systematische Darstellung über alle Wissenschaften. Zugleich bewirkte er das rasch auf einander folgende Auftreten Fichte's, Schelling's und Hegel's mit neuen Systemen. 5. Litteratur. Bis um die Mitte des 17. Jahrh. erlebte die romantische Poesie des Mittelalters eine fernere Blüte bei den romanischen Völkern, den Italienern, Spaniern und Portugiesen. Das Zeitalter Lud- wig's Xiv. brachte die Entwickelung der neuclassischen Poesie, be- sonders des Drama nach dem Vorbilde und der Theorie der Alten

4. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 157

1852 - Koblenz : Bädeker
Aufschwung der Naturwissenschaften. 167 Kopernicus (aus Thorn ch 1543) den unbeweglichen Stand der Sonne in der Mitte der Planetenbahnen, die Umdrehung der Erde um ihre eigene Achse und ihren Lauf um die Sonne erkannte und Joh. Kepler (ein Würtemberger, ch zu Regensburg 1631) die Ge- setze des Laufes der Planeten um die Sonne und das Verhältnis ihrer Entfernungen zu ihren Umlaufzeiten entdeckte. Auch ün Laufe des 17. Jahrhunderts wurden die Naturwissenschaften durch zahl- reiche und wichtige Entdeckungen (Erfindung der Elektrisirmaschine und der Luftpumpe durch den Magdeburger Bürgermeister Otto von Guerike, der Rechnung des Unendlichen durch Leibnitz u. s. w.) be- reichert. Die Gelehrten des 18. Jahrhunderts waren mit der Ver- vollkommnung der Erfindungen ihrer nächsten Vorgänger wie mit der Aneignung der im Auslande erzielten Fortschritte in diesen Wissenschaften beschäftigt. Die Erforschung der Natur ward wesent- lich gefördert durch die Stiftung von Akademien (zu Berlin 1700, zu Göttingen 1750, zu München 1759, erweitert 1815, zu Wien 1847) und gelehrten Gesellschaften, die Anlage von Sternwarten, Pflanzengärten und Naturaliencabineten, die Verbesserung der Instru- mente (Frauenhofer st 1826), die zahlreichen Reisen zu Wasser und zu Lande (Alex. v. Humboldt's und des Prinzen Max v. Neuwied), die jährlichen Versammlungen der Naturforscher (veranlaßt durch Oken seit 1822), zahlreiche Vereine u. s. w. In den übrigen Wis- senschaften war die im Anfänge der neuern Zeit aufgekeimte Blüte durch die Religionskriege wieder vernichtet worden, aber seit der Mitte des 18. Jahrhunderts erhoben sich die Deutschen durch eben so gründliche, als unermüdliche Forschung auf fast allen Gebieten des Wissens über die andern Nationen, insbesondere erreichte die speculative Philosophie durch Kant, Fichte, Schelling, Hegel und deren Schüler ihre höchste Reife, die Geschichtschreibung und Alt er t h u m s w i s s e n s ch af t im weitesten Sinne (Philologie) wurde im 19. Jahrhundert von einer Reihe ausgezeichneter akademischer Lehrer, die zum Theil noch wirken, mit eben so großem Scharfsinn als Fleiß und Geschmack gepflegt, die Geographie durch Carl Ritter erst zur eigentlichen Wissenschaft erhoben. 5) Die deutsche Literatur nahm ebenfalls erst seit der Mitte des 18. Jahrh. einen höhern Aufschwung. Zwar hatte sie im 16. Jahrh. einen wesentlichen Fortschritt gemacht durch das Entstehen einer allgemeinen neuhochdeutschen Prosa, wofür Luther's Schriften, besonders seine Bibelübersetzung, von dem entschiedensten Einflüsse

5. Die alte Geschichte - S. IV

1872 - Münster : Coppenrath
Iv - zweckmigsten. Wiederholt bot sich auch Gelegenheit dar, von merkwrdigen Erfindungen zu sprechen; so bei den Aegyptiern von der Schreib-funst, bei den Phniziern von Schissfahrt, Handel, Mnzen u. f. w. Was die vorangeschickte Urgeschichte betrifft, so ist der Gang der Ent-Wickelung der Menschheit genau iu der Weise geschildert, wie ihn die Mo-frische Urkunde vorzeichnet, mit welcher auch die grndlichsten Forschungen neuerer Zeit im schnen Einklnge stehen. Tie mehr glnzenden als halt-baren Hypothesen einiger Gelehrten unserer Tage sind hier ganz bergan-gen, da sie, auch abgesehen von ihrer inneren Unhaltbarkeit, nur verwir-rend fr den Verstand und trostlos fr das jugendliche Gemth sind. In Hinsicht der Chronologie habe ich die bewhrtesten Hlfsmittel zu Raths gezogen. Wo kein entscheidender Grund dagegen sprach, suchte ich dem Gedchtnisse durch runde Zahlen zu Hlse zu kommen. Um aber das Gedchtnis, nicht mit Zahlen zu berladen, so habe ich sie nur den wichtig-sten Begebenheiten beigefgt; solche, bei welchen sie fehlen, sind durch ihre Stellung hinlnglich bezeichnet. Besondere synchronistische Tabellen am Schlsse anzuhngen, habe ich nicht fr nthig erachtet. Tagegen ist das Synchronistische in die Erzh-lung selbst verflochten oder unten in Anmerkungen beigefgt, damit es sogleich dem Auge des Schlers gegenwrtig , sei. Auch habe ich noch am Ende, zur Erleichterung der Uebersicht und zur Auffrischung des Gedchtnisses, vom biographischen Standpunkte aus eine Reihe der merkwrdigsten Männer, deren Namen an wichtige Begebenheiten erinnern, besonders aufgefhrt und diese mit berhmten Zeitgenossen aus anderen Nationen in mannigfacher Verbindung zusammengestellt. Tiefe Methode schien mir die einfachste zu sein und das jugendliche Alter am meisten anzusprechen. Sebr zweckmig drfte es noch fein, wenn der Schler zu Zeiten, bei einzelnen Repetitionen, angeleitet wrde, diese Taseln durch neue Zusammenstellun-gen aus eigenem Gedchtnisse zu erweitern. Das freie, selbstndige Schassen und Wirken bei derartigen Hebungen hat fr die Jugend einen eigentmlichen Reiz. Mnster, im Oktober 1826. Vorrcbe zur zweiten usgne. Die vielen gnstigen Beurteilungen, deren sich dieses Werk in unseren gelehrten Zeitschriften zu erfreuen hatte, haben dem dankbaren Verfasser nur zu einer noch greren Aufforderung gedient, dasselbe mglichst zu vervollkommnen, damit es jenes Beisalls immer wrdiger und seinem Zwecke entsprechender werde. Spuren der Verbesserung werden dem Leser fast auf jeder Seite begegnen. Besondere Sorgfalt ist der sprachlichen Dar-ftetlung gewidmet, indem ich der Meinung bin, da ein Werk, welches zu-nchst fr Schulen bestimmt ist, sich nicht genug hierdurch empfehlen knne. Mnster, im Juli 1831.

6. Die alte Geschichte - S. 91

1872 - Münster : Coppenrath
91 Bald machte man noch die Erfahrung, da beim Sichtbar-werden gewisser Sterne am Firmaments Pflgen, Ackern und Sen reichlichere Frchte brachten. Man verlegte sich deshalb auf die Sternkunde. Leider fhrte diese zur ersten Abgtterei. Ter fromme Landmann betrachtete die schnen Sternlein als himmlische Schutzengel seiner Aecker. Er betete sie an und wei-bete ihnen aus Dankbarkeit Feste und Opfer. Und weil mit je lern anbrechenden Tage alle Gottheiten sich seiner Verehrung entzogen, und das Licht des Tages jeden Abend ihm entschwand; io bauete er Tempel und setzte Bilder der Himmelslichter zur Anbetung in denselben nieder. Bel oder Baal wurde als Sonnengott verehrt, Mylitta als Mondgttin. Auch die Planeten wurden theils als glckbringende, theils als Verderb-liehe Sterne verehrt. Und wie diese Himmelskrper von groem Einflsse sind auf das Leben der Natur, so schrieben sie ihnen auch einen groen Einflu zu auf das Leben der Men-schen. Priester beuteten aus dem Laufe und der Stellung der Sterne auch die knftigen Schicksale der Menschen, und so wurde Babylon zur Heimat nicht nur einer hchst ntzlichen Wissenschaft, der Astronomie oder Sternkunde, sondern auch ihrer Entar-tung, der Astrologie oder Sterndeutern. Die Priester wurden hier vorzugsweise mit dem Namen Chalder" bezeichnet. Die Stadt Babylon oder Babel lag zu beiden Seiten des untern Euphrats. Sie war im Viereck gebauet und hatte neun Meilen im Umfange. Thurmhoch war die Mauer und so breit, da auf dieser sechs Wagen neben einander fahren konnten. Hundert eherne Thore waren in derselben. Ungeachtet ihrer Niesengre war die Stadt nicht dicht bewohnt. In ihren inner Rumen lagen groe Felder, Dattelhaine und Grten, die sich zwischen den Wohnungen ausbreiteten. Denn nur innerhalb der festen Städte konnte man damals Schutz finden vor den Ueberfllen der Nomaden. Auch die beiderseitigen Ufer dieses Flusses waren mit einer hohen.mauer eingefat und durch eine dreiig Fu breite Brcke verbunden, mit einem groen i

7. Die alte Geschichte - S. 205

1872 - Münster : Coppenrath
I__ 205 des spartanischen Kniges Pausanlas, welcher eiferschtig war auf den Ruhm des Lysander, brachte nun Thrasybulus einen Vergleich glcklich zu Stande. Die Negierung der Dreiig wurde abgeschafft, alle Verbannte zurckberufen, und eine allgemeine Amnestie, d. i. Vergessenheit des Geschehenen, bewilligt. Athen bekam nun, im Jahre 403, seine Freiheit und Verfassung wieder, aber die alte Gre und Herrlichkeit war auf immer dahin. 63. Sokrates (469399 vor Chr.). Durch diesen Krieg waren die Sitten ganz entartet. Ein hchst verderblicher Zeitgeist hatte sich Bahn gebrochen, beson-ders in Athen. Religion und Tugend, die festesten Grundpfeiler eines Staates, sanken hier immer mehr; Weltklugheit und Lebens-genu galten als die hchsten Gter. Dieses Sittenverderbni wurde besonders durch die Sophisten herbeigefhrt, sge-nannte Weise, welche die traurige Fertigkeit besaen, ihrer Scheinweisheit durch die blendende Kunst der Rede Eingang zu verschaffen. Sie machten sich anheischig, entgegenstehende Meinungen ohne Rcksicht auf Wahrheit oder Unwahrheit nach Willkr zu vertheidigen; sie spotteten ffentlich der Religion und Tugend. Gegen diesen so verderblichen Zeitgeist erhob sich mit aller Kraft ein Freund chter Weisheit und Menschenwrde, der groe Philosoph Sokrates. Er war im Jahre 469 zu Athen geboren. Sein Vater war hier Bildhauer, und er selbst trieb einige Zeit diese Kunst. Vielleicht mochte ihn aber der bse Zeitgeist zu ernsten Betrachtungen der hohen Wrde und Be-stimmung des Menschen hingezogen haben. Denn bald nachher entsagte er allen anderen Beschftigungen und widmete sich stiller Betrachtung. In dieser war er oft so vertieft, da er den ganzen Tag und die ganze Nackt unbewegt auf derselben Stelle stand. Nur erst, wenn die Sonne aufging, erwachte er gleichsam aus seiner Verzckung; dann entblte er sein Haupt und betete. Unter seinen ausgearteten Mitbrgern, die in allen i

8. Die alte Geschichte - S. 207

1872 - Münster : Coppenrath
1 207 Einst gab ihm ein bser zorniger Mann eine Ohrfeige. Es ist doch verdrielich," sagte Sokrates lchelnd, da man nicht voraussehen kann, wann es gut wre, einen Helm zutragen!" Eben so hrte^ er einst mit der grten Ruhe, da Jemand schlecht von ihm gesprochen habe. Mag er mich doch auch prgeln," sagte er, wann ich nicht dabei bin." Ein andermal ! grte er einen vorbergehenden Brger, der ihm nicht dankte, jiondero stolz vorberging. Die jungen Freunde des Sokrates ! rvaren hierber ungehalten. Nicht doch," versetzte der Weise, ihr wrdet ja nicht zrnen, wenn mir einer begegnete, der hlicher wre, als ich. Was ereifert ihr euch denn, da dieser Mensch nicht so hflich ist, als ich!" Die meiste Hebung der Geduld fand er in seinem eigenen Hause. Taut Hippe, ''eine Frau, war oft bler Laune und dann sehr zankschtig. Eines Tages war sie wieder recht bse und schalt ihn tchtig aus. Er blieb ganz gelassen. Da sie aber immer heftiger ward, fxanb er endlich auf und ging aus dem Hause. Das erbitterte sie noch mehr. Im Eifer ergriff sie einen Topf mit Wasser und go ihm den aus dem Fenster nach. Nun ja," sagte Sokrates lchelnd, nach einem solchen Donnerwetter mute es wohl regnen." Das Hauptgeschft des Sokrates war die Unterweisung der Zugend. Er hielt aber keine regelmige Schule, sondern lehrte an allen Orten, auf dem Markte, auf Spaziergngen, bei Tische, im Lager, kurz, wo er viele Menschen zusammen fand. Fr seinen Unterricht forderte er nichts. Dabei schlug er einen eigenen Weg ein, seine 5,'hre einem anderen recht falich bei-zubringen. Er lie sich mit ihm der den bestimmten Gegen-stand in ein Gesprch ein, bis durch wechselseitiges Fragen und Antworten die Wahrheit des einen und die Ungereimtheit des anderen klar in die Augen sprang. So belehrte er einst den jungen Alcibiades, als dieser groe Schchternheit verrieth, knftig vor dem Volke als Redner aufzutreten, folgender Art-Wrdest du dich wohl frchten, vor einem Schuster zu reden?" 8

9. Die alte Geschichte - S. 208

1872 - Münster : Coppenrath
208 O nein!" Oder knnte dich ein Kupferschmied verlegen machen ?" Nicht im Geringsten!" Aber vor einem Kaufmann wrdest du doch erschrecken?" Eben so wenig!" Nun siehe," fuhr er frt, aus solchen Leuten besteht ja das athenische Volk. Du frchtest den Einzelnen nicht, warnt# wolltest du sie versammelt frchten!" Seine Schler haben uns eine Menge derartiger Gesprche von ihm aufbewahrt. Sie hingen mit ganzer Seele an ihm; sie verlieen sogar ihre Lustbarkeiten , um nur bei ihrem theureu Lehrer zu sein. Von j Alcibiades haben wir dieses schon oben gehrt. Der frher genannte Sinti st henes ging tglich eine halbe Meile weit nach der Stadt, den Sokrates zu hren. Ja, ein anderer wibegieriger Jngling, Enklides, kam sehr oft von Megro, vier Meilen weit, um nur einen Tag bei ihm zu sein. Und als die Athener aus Ha gegen die Megarer diesen unter Todesstrafe verboten, in ihre Stadt zu kommen, wagte es dennoch Euklides, sich des Abends in Weiberkleidung, auch mit Gefahr seines eigenen Lebens, durch's Thor zu schleichen, um den Sokrates zu hren. Der junge Aeschines wnschte sehr, ein Schiller des Sokrates zu werden. Er scheuete sich aber, ihm zu nahen, weil er sehr arm war. Sokrates, der seinen Wunsch merkte, fragte ihn: Warum scheuest du dich vor mir?" Weil ich nichts habe, das ich dir geben knnte." Ei," erroiederte Sokrates, schtzest du dich selbst so gering ? Gibst du mir nichts, wenn du dich selbst mir gibst?" und der Jng-ling wurde ein eifriger Schler des Sokrates. Eines Tages begegnete Sokrates in einem engen Durchgange dem Xeno-phon. Dieser war ein schner vyversprechender Jngling, und Sokrates wnschte, ihn zum Schler zu haben. Er hielt ihm seinen Stock vor, und der Jngling blieb stehen. Sage mir doch," hob Sokrates an, wo man Mehl kauft?" Auf dem Markte." Und Del?" Eben da." Aber wo geht man hin, um gut und weise zu werden?" Der Jngling stutzte. Folge mir," fuhr Sokrates fort, ich will es dir zeigen." Und beide wurden unzertrennliche Freunde.

10. Die alte Geschichte - S. 209

1872 - Münster : Coppenrath
209 So hatte er tglich einen Kreis wibegieriger Jnglinge um sich versammelt, aus denen spter die berhmtesten Männer wurden. Der Ruhm des Sokrates selbst oerbreitete sich so weit, da die Priester zu Delphi ihn sr den weisesten der Menschen erklrten. Es war aber vorauszusehen, da Sokrates sich durch seine ausgezeichnete Weisheit und Tugend bei dem groen Haufen seiner verdorbenen Mitbrger Ha und Neid zuziehen mute. Seine grten Feinde waren die Sophisten, deren lgenhaftes Wesen er mit schonungslosem Tadel ausdeckte und sie durch seinen tugendhaften, uneigenntzigen Wandel beschmte. Sie ver-leumdeten ihn und suchten ihn in der Stadt lcherlich zu machen. Und als ihnen alles dieses nichts hals, verklagten sie ihn ffent-lich. Sie beschuldigten ihn, er glaube an die Götter seiner Vaterstadt nicht, auch verderbe er durch seine Lehre die Ju-gend, und sie trugen deshalb auf schleunige Hinrichtung eines so gefhrlichen Mannes an. Sokrates, bereits ein Greis von siebenzig Jahren, fand es seiner unwrdig, sich gegen solche Anklagen weillufig zu vertheidigen. Er wies auf sein ffent-liches Leben hin. Er versicherte, ihm habe seit dreiig Jahren nichts mehr am Herzen gelegen, als seine Mitbrger tugendhafter und glcklicher zu machen, und hierzu habe er einen gtt-lichen Beruf in sich gefhlt. Eine solche freimthige Vertheidi-gung erbitterte die Richter. Denn sie hatten erwartet, er wrde, wie andere Verbrecher, durch eine lange Rede unter Bitten und Thrnen um Mitleid und Begnadigung flehen. Sie schickten ihn deshalb vorlufig in's Gefngni. Hier brachte ihm einer seiner Freunde, Lysias, eine sehr schn ausgearbeitete Verteidigungsrede, die er halten sollte. Sokrates las sie und fand sie schn. Aber," sagte er, brchtest du mir weiche und prchtige Tocken, ich wrde sie nicht tragen, weil ich es fr unmnnlich halte." Und er gab ihm die Rede zurck. In der nchsten Versammlung wurden die Stimmen der ihn gesammelt. Eine Mehrzahl von drei Stimmen verurtheilte | Welier's Weltgtsch. I. 30. Aufl. 14 1
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