58 Naturkunde.
Körper so schädlich ist. Auch zum Waschen gebraucht, leistet
es dem Körper einen weit größer» Nutzen, als die meiste» Men-
schen wissen und glauben. Das fließende Wasser ist weder so
rein, »och so gesund und wohlschmeckend, als das Quellwasser.
Das Negenwaffer und das Wasser, welches aus geschmolze-
nem Hagel, Schnee und Eis entstehet, ist ebenfalls weniger
zum Trinken dienlich. Trinke ja nicht ohne Behutsamkeit
<uts unbekannten Quellen, oder aus Pfützen und stehendem
Wasser. — An manchen Orten ist das Wasser mit minerali-
schen Theilen vermischt tind giebt Gesundbrunnen, deren Hei-
jrafte in vielen Krankheiten vortreffliche Wirkungen her-
vorbringen. Die Nachbarschaft voir vielen seichten stehenden
Wassern ist für die Gesundheit schädlich, weil faule Ausdün-
stungen daraus aufsteigen. Das Baden in fließendem kalten
Wasser ist ein großeö Beförderungsmittel der Gesundheit;
ober jungen Leuten kann dabei die Vorsicht nicht genug em-
pfohlen werden, daß sie weder mit erhitztem Körper ins Was-
ser gehen, noch zu lange im Wasser bleiben, noch an unsi-
chern Stellen der Flusse sich baden und sich der Gefahr zu er-
trinken aussetzen.
Auö einer Menge wässeriger Dünste besteht der Nebel,
welcher in der untern Luft schwebt, und darin verdickt wird.
Diese Verdickung der Dunste geschieht besonders buvcb die
Kälte. Zuweilen fuhrt der Nebel Thetkchen bei sich, welche
einen unangenehmen Geruch geben, z. B. der sogenannte Hö-
henrauch. Wolken sind nichts anders, als Nebel und wässe-
riger Dunst, der in die Höhe gestiegen und von der Erde
entfernt ist. Der Thau kommt von wässerigen Dünsten, wel-
che in der Nacht von der Erde und besonders von den Pflan-
zen aufsteigen, und sich entweder sogleich des Abends auf der
Oberfläche der Pflanzen zu Tropfen verdicken, oder deö Mor-
gens bei der stärkeren Erkältung der Luft vor Aufgang der
Sonne in Tropfen sammeln und niederfallen. Der Thau
dient dazu, das Erdreich zu befeuchten und fruchtbar zu ma-
chen, besonders wenn es an Regen fehlt. Der Ho n i gth a n
besteht zuweilen aus der Ausdünstung der Bäume und Kräu-
ter, die sich bei trockenem und warmem Wetter auf ihrer
Oberfläche verdichtet, gewöhnlich aber aus Tropfen einer sü-
ßen Flüssigkeit, M'lche die Blattläuse auf die Gewächse spri-
tzen. Er wird von den Ameisen, zum Theil auch von den
Bienen, aufgeleckt. Der R e i f, den man im Frühjahre und
Herbste sieht, ist gcfrorner Thau oder Nebel.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
Gg Naturkunde.
chem Gebrauche. In den Haushaltungen wird er, weil er
sich leicht entzündet, zum Anmachen des Feuers gebraucht.—
Unter den Erdharzen sind außer dem Erdöle (Naphtha) vor-
züglich der Bernstein, daö mit Harz überzogene Holz (bitu-
minöses Holz), wohin auch der Torf gehört, und die Stein-
kohle merkwürdig. — Der Bernstein, größtentheils von
durchsichtiger gelblicher Farbe, wird vorzüglich in Samland
in Ostpreußen an den Ufern der Ostsee, die ihn auswirft,
gesammelt; doch findet er sich auch in Lagern oder Flößen.
Oft schließt er kleine Thiere, besonders Wald-Infekten, in
sich, ein Beweis, daß er sonst flüssig gewesen. Wahrschein-
lich stammt er auö dem Pflanzenreiche als ehemals flüssiges
Baumharz. Er wird vorzüglich zu Zierrathen und niedli-
chen Gerathen verarbeitet. -- Das mit Harz überzogene braun-
schwarze Holz, welches in starken Lagern unter der Erde
angetroffen wird, ist wahrscheinlich durch Überschwemmung
oder andere gewaltsame Veränderungen dahin versetzt wor-
den. Ihm ähnlich ist der Torf, welcher aus verfaulten
Pflanzen, vorzüglich Moosen und Gräsern, entstanden zu sein
scheint; und die Steinkohlen, welche Holz mit Thon und
Eisen vermischt zu sein scheinen. Beim Verbrennen geben
sie eine starke Gluth; daher sie statt des Holzeö zum Feuer
gebraucht werden.
Il Pflanzen.
Die Pflanzen, von denen man bis jetzt etwa 40,000 Ar-
ten kennt, hat Gott schon dadurch zu einer vollkommnern Gat-
tung seiner Geschöpfe erhoben, daß sie Werkzeuge der Er-
nährung und Fortpflanzung haben ; aber unter die Thiere ge-
stellt, bei welchen noch die Werkzeuge der freien Bewegung
und Empfindung hinzukommen. Jene sind die Wurzel, der
Stengel oder Stamm mit den Zweigen und die Blätter.
Die Wurzel, welche in den Boden hinabsteigt und die Nah-
rung der Pflanzen einsaugt, hat dazu kleine Fasern mit kol-
biaen und schwammigen Spitzen, welche die nährenden Stoffe,
wie der Magen bei den Thieren, annehmen. Der Stamm
ist derjenige Theil der Pflanze, welcher sich über die Erdober-
fläche erhebt und die äußeren Werkzeuge alö Blätter, Blu-
men und Früchte trägt. Die Zweige sind bloße Fortsetzungen
desselben und stimmen mit ihm im Bau und der Verrichtung
überein. Diese besteht darin, die aìlfgenommenen Säfte in
68 Naturkunde.
Nutzen der Pflanzen.
Die Pflanzen haben einen sehr mannichfaltigen Nutzen.
Der größte Theil der Thiere erhalt von den Pflanzen sein
Futter. Uns Menschen dienen sie zu Speise und Trank,
Kleidung, Erwärmung und Wohnung, mancherlei Geräth-
schnften, Arzneien und' Vergnügungen. Keine Pflanze ist an
sich unnütz, keine ist bloß schädlich. Wenn wir gleich den
Nutzen aller, die uns unnütz scheinen, oder auf eine gewisse
Weise schädlich sind, jetzt noch nicht wissen: so wird er doch
künftig entdeckt werden. Manche der giftigsten Pflanzen sind
Heilmittel in vielen Krankheiten. — Einen allgemeinen und
wichtigen Nutzen der Pflanzen überhaupt hat man darin ent-
deckt, daß sie die Luft reinigen und verbessern, welches eine
von den Ursachen ist, warum das Wohnen auf dem Lande
gesunder ist. — Man kann alle Theile der Pflanzen gebrau-
chen: den Samen, die Fruchte, die Blätter, Stengel, die
Rinde, daö Mark und die Wurzeln. Man kann auch so-
wohl entwickelte und reife, als unreife Pflanzen, Schosse und
Knospen nützen. Man genießt manche.pflanzen-Früchte
entweder roh oder man bereitet sie auf vielerlei Art zu, und
macht sie auch dadurch geschickt, daß sie sich lange zum Ge-
brauche aufbewahren lassen.
Man kann die Pflanzen nach ihren äußern Gestalten
in folgenden fünf Abtheilungen übersehen:
1. Bäume.
Man theilt die Bäume in W a l d- und Gartenbau-
m e. Jene pflanzen sich in den Wäldern fort, diese aber wer-
den in den Gärten gezogen. — Die Forstbäume theilt man
in Nadel- und Laubholz ein. Die nützlichsten Nadel-
hölzer sind bei uns: die Tanne, die Fichte, die Kiefer, der
Lerchcnbaum, der Wachholder; unter den ausländischen Bäu-
men die Ceder vom Libanon. Unter der großen Menge der
Waldbäume, welche zum Laubholz gehören, sind die vorzüg-
lichsten : die Eiche, die Buche, die Birke, die Erle, die Ulme,
die Esche, der Ahorn, die Linde, die Pappel, die Espe, die
Weide, der Vogelbeerbaum. — Die Eiche ist der größte,
dickste tind dauerhafteste unter den inländischen Bäumen.
Sie wächst in allen Gegenden und fast in jedem Boden,
nur nicht auf hohen und kalten Gebirgen. Die daran wach-
70
Naturkunde.
2. Stauden, besonders einige auswärtige.
Unter die Gesträuche gehören alle diejenigen Pflanzen,
welche einen bleibenden, holzigen, aber niedrigen Stamm ha-
den, der sich bei vielen gleich über der Wurzel in mehre
Äste vertheilt. Man nennt sie auch Stauden oder Büsche,
z- D. Haselstaude, Dornbusch. Obgleich die Gesträuche we-
der in Ansehung der Früchte, noch des Holzes den Nutzen
leisten, welchen die Bäume gewähren: so sind sie dennoch, so-
wohl wegen ihrer Tauglichkeit zu lebendigen Hecken und grü-
nen Gartenwänden, als auch durch ihre mancherlei Erzeug-
nisse sehr schätzbar.—Der Theestrauch ist in China und
Japan zu Hause. Seine Blätter, welche den Thee geben,
sind länglich, spitzig und sägcförmig gerändet. Es giebt nur
zwei Arten von Thee, nämlich den braunen Thee, oderthee-
bohe und den grünen Thee. Von beiden hat man verschie-
dene Sorten. Der Kaiserthce ist der beste—der Pfeffer-
st r a u ch wächst in Ostindien. Er ist eine hoch emporstehende
Nebe, etwa wie die Hopfenrcbe. Daran wachsen Ähren,
aus runden Beeren zusammengesetzt, die an der Sonne ge-
trocknet werden. Die gelben sind die zeitigsten und besten.—
Der B a u m w o l l e n ft ra u ch wächst in warmen Gegenden,
etwa vier Fuß hoch; er tragt eine Frucht, wie eine welsche
Nuß, die, wenn sic zeitig ist, aufspringt und die Wolle auf
der Außenseite zeigt.
3. Kräuter.
Kräuter sind Gewächse, deren Stamm oder Stenge!
jährlich ausgeht. Wenn die Wurzel dieser Gewächse zugleich
mit dem Stengel abstirbt: so nennt man sie Sommerge-
wachse; wenn sie in einem Jahr aufgehen, im folgenden
blühen und Früchte tragen, und dann absterben, so heißt man
sie zweijährige Gewächse; wenn die Wurzel bleibt,
und mehre folgende Jahre hindurch jährlich einen neuen
Stengel treibt, so heißen sie p e r e n n i r e n d e (überwinternde)
Gewächse. Von den Kräutern giebt cs sehr viele Ar-
ten. Die wilden wachsen ohne Wartung von sich selbst;
die zahmen werden in Gärten und Feldern durch Fleiß er-
zogen. Ihr Nutzen ist ungemein groß und mannichfaltig.
Einige dienen dem Vieh zum Futter, andere dem Menschen
als Speise, als Gewürz, als Arznei, zur Kleidung und zum
Vergnügen rc. Fast alle Kräuter können von Thieren genos-
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
72 Naturkunde.
wie den Lein, und verfertigt Bindfaden, Stricke, Seile,
auch grobe Leinwand, insonderheit zu Pack- und Segeltüchern,
daraus. Geschickte Arbeiter haben nicht allein den feinsten
Zwirn, der viel dauerhafter ist, als der flachfene, sondern auch
die feinste Leinwand davon gemacht. Auö Lumpen von Lein-
wand wird gewöhnlich das Schreibpapier verfertigt. Aus
dem Hanfsamen kann ein Öl gepreßt werden; auch füttern
wir gewöhnlich die Vögel damit. — Man hat gesunden, daß
es eine beträchtliche Menge anderer Gewächse gebe, woraus
Fäden und Garn gemacht werden können. Selbst auö Bren-
nesseln kann ein feines Garn gesponnen und zu Nesseltuch
verarbeitet werden.
Die Tabacköpslanze ist iin Igh’tt Jahrhundert aus Ame-
rika nach Europa gekommen, und wird in vielen Ländern ge-
bauet. Der Ing w e r ist die Wurzel eines ostindischen Krautö.
Der St a l m u S ist die Wurzel einer Wasserpflanze. Safran
besteht aus den Staubfäden einer Art von Crocus. Man
muß den Safran sehr mäßig gebrauchen, weil er ein feines
Gift in steh enthält. Von Majoran, Thimian. Salbei, Ba-
silikum, Melisse, Beifuß. Pimpernelle, Krause,nünze braucht
man die Blätter. Von Anis, Fenchel, Koriander, Küm-
mel, Senf und andern den Samen. Der Saft des Zucker-
rohrs giebt den Zucker. Es wird dieses Rohr in Guropa
wenig, in Amerika aber ain häufigsten gebaut. 'Zu Arzneien
dienen unzählige Pflanzen in Feldern und Wäldern, in
Thälern und auf Bergen. Sie find die am längsten bekann-
ten und gemeinsten Mittel zur Wiederherstellung der Gesund-
heit und zur Heilung innerer und äußerer Beschädigungen.
Es giebt einige giftige Kräuter, vor welchen nian sich
sorgfältig hüten nnlß. Dahin gehört 1) der Schierling,
der viel Ähnliches mit dem Körbel hat und au feuchten,
schattigen Orten wächst; er wird oft drei biö vier Fuß hoch,
und hat einen rothfleckigen Stengel; die Wurzel riecht ei-
nigermaßen wie Pastinack. Ferner 2) das Bilsenkraut
mit einer gelblichen, dunkelroth geäderten Blume. Auch ist
3) Hundspetersilie (Gletsse), die oft unter der Pe-
tersilie wächst, gefährlich. Die Blätter sehen den Peurstlien-
blättern sehr ähnlich, sind aber mehr glänzend und haben den
Petersiliengeruch nicht. 4) Der Eisenh u t, eine schöne blaue
Blume, dle man leider oft in Gärten findet. 5) Der
Stechapfel mit einer langen trichterförmigen Blume und
einer stachlichten Samenkapsel; und 6) die Belladonna
Naturkunde. 67
alle Theile der Pflanze und aus diesen verändert wieder zur
Wurzel zurück zu führen. Der Stengel mit den Zweigen
läßt sich daher mit den Blutgefäßen der Thiere vergleichen.
Der Stamm besteht, wie die ganze Pflanze, aus vielen klei-
nen zwölfflächigen Zellen, welche in der engsten Verbindung
stehen und das Zellgewebe bilden. Zwischen den Zellen ver-
breiten sich die Gefäße theils zerstreut, theils in Kreisen um
einander, in denen der Saft durch die ganze Pflanze geht.
Bei den mehrjährigen Pflanzen wird das Zellgewebe mit den
Gefäßen zu Holz, indem die Säfte darin eintrocknen. Um
den Stamm liegt von außen die Rinde, welche eine aus blo-
ßem Zellgewebe bestehende Schicht bildet, die sich alljährlich
mehr verdickt. Zwischen Rinde und Holz steigt der Saft auf
und kehrt auf demselben Wege wieder zurück. Dieses Auf-
steigen erfolgt bei den Bäumen in der Regel im Jahre zwei-
mal, zur Hervorbringung der Blüthe und zur Reifung der
Frucht. Das Blatt ist eine Ausbreitung des Pflanzen-Stof-
fes zu einer Fläche. Es besteht aus Gefäßen und Zellgewe-
den, jene bilden die Nippen oder Blattnerven, dieses der
dazwischeti liegende Pflanzen-Stoff. Die Verrichtung der Blät-
ter besteht darin, frische Stoffe auö der Luft, die man theils
Kohlensäure, theils Sauerstoff nennt, einzunehmen, wovon
letzterer auch wieder an die Luft zurückgegeben wird. Die
Blätter sind daher den Athmungs- Werkzeugen der Thiere
zu vergleichen.
Die Werkzeuge der Fortpflanzung habet! den Zweck,
Keime zu bilden, aus welchen junge Pflanzen entstehen kön-
nen, wenn die alten absterben, und finden sich tu der Blü-
the oder Blume. Eine vollkommene Blume besteht aus meh-
rern Kreisen von Blättern, die an einer Are übereinander
befestigt sind. Diese Are, also auch die ganze Blttme, wird
vom Blumenstiel getragen. Den äußersten Kreis der Blät-
ter macht der Kelch aus, den zweiten die Blumenkrone, deit
dritten die Staubgefäße, deren jedes ein dünner Faden ist
und am Ende einen Beutel trägt, in welchem viele feine
Körnchen eingeschlossen sind, welche man den Blumenstaub
nennt. In vielen Fällen bilden die Staubgefäße mehre
Kreise übereinander, und werden, nach der weitern Verschie-
denheit ihrer Einrichtung, bald männliche, bald weibliche,
bald Zwitter, bald Cryptogamen genannt, wenn der Un-
terschied des Männlichen und des Weiblichen nicht zu fin-
den ist.
5 ^
Naturkunde. Cd
senden Eicheln geben gute Mast, und die Gallapfel dienen
-um Farben und zur Dinte. An der Bu che wachsen die
Buchnüsse oder Bucheckern. Die Birke giebt im Frühjahre
einen angenehmen Saft, woraus man einen lieblichen Wein
bereiten kann; die Beeren der E b e r e sch e sind den Vögeln
eine angenehme Speise. Diese und andere Laubhölzer geben
auch Holz zum Brennen und Verarbeiten. Die Garten-
baume, die in ihrem anfänglichen Zustande wild waren
und größtentheilö auö fremden Ländern zu uns gebracht wor-
den sind, erhalten durch Pflege ihre Vollkommenheit; und
viele Baume, die in wärmeren Gegenden von selbst fortkom-
men, erfordern bei und eine mühsame Pflege. Es gehören
dahin die verschiedenen Arten der Apfel-, Birnen-, Pflaumen-,
Kirsch-, Pfirsich-, Aprikosen-, Mandel-, Castanien-, Wallnuß-,
Quitten-, und Mispel-Bäume, auch Citronen-, Pomeran-
zen-, ttnd Ql-, oder Olivenbäume. Alle diese Bäume geben
und »richt nur vortreffliche Früchte zu unserer Nahrung, son-
dern wir nutzen auch auf mancherlei Art ihr Holz. Auö der
grünen Frucht der O l i v e n b a u m e preßt man das Batlmöl.
Der K a ff e e b a u m ist eigentlich im glücklichen Arabien
zu Haufe, von wo auö er in andere Gegenden Asiens und
auch nach Amerika gekommen ist. Er steigt gerade in die Hö-
he und hat am ganzen Stamme kreuzweis einander gegen-
überstehende Aste. Seine Blätter gleichen den Lorbeerblät-
tern. Aus den Winkeln der Blätter entstehen fünf bis secbö
weiße, wohlriechende Blumen, auf welchen rundliche Beeren
so wie Kirschen folgen, die erst grün, dann toth werdest und
zwei Samenkerne enthalten. Dies sind die Kaffeebohnen.—
Der Cata ob aurn wächst in den Würmern Theilen des süd-
lichen Amerika. Er tragt eine Frucht, die etwa sechs Zoll lang
und vier Zoll dick, mit Furchen und Warzen besetzt, anfangs
grün, hernach gelb und endlich dunkelroth ist. Sie bringt
etwa dreißig Samenkörner in fünf Reihen, welche unter einer
dünilen Schale einen fetten Kern, die Eacaobohne, enthalten.
Auö diesen Cacaobohnen wird die Ehocolade bereitet.—Auf
einem ziemlich großen Baume, den man besonders in den In-
seln der Südsee häufig findet, wächst eine Frucht voit der
Gestalt und Größe eines Kinderkopfö; man nennt sie die
B r o d f r u ch t. Das Fleisch dieser Frucht ist weiß und locker
und schmeckt wie neugebackene Semmeln. Man muß sie rö-
sten, ehe man sie essen kann.
Naturkunde. 71
sen werden. Jedes Thier hat aber nach Gottes weiser Ein-
richtung seine eigenen Arten von Pflanzen, welche cs vor an-
dern aussucht. Zu den Futterkrautern gehören verschiedene
Arten des Grases, und besonders der Klee. Man hat den
rothen Wiesenklee, den Schneckenklee (oder Luzer-
ner, welcher über zehn Jahre fortdauert, und immer wieder
ausschlagt) und die Esparsett e. Man bauet sie als Vieh-
futter an. Auch die Küchenkräuter kann das Vieh genießen;
diese werden ihm auch oft gereicht, insonderheit der Abfall
von denselben und die geringern Arten.
Zu den Küchenkräutern gehören die verschiedenen
Arten von Kohlgewächsen und Wurzelgewächsen, die Zwie-
belgewächse, Salatgewächse, Hülsenfrüchte, Kürbisse, Gurken,
Melonen, der Spargel, die Artischocken und die Gewürzkräu-
ter. Unter den Wurzelgewächsen sind die Kartoffeln be-
sonders merkwürdig. Sie sind zuerst im Jahre 1585 aus Bir-
ginien in Nordamerika nach Europa gebracht. Die H ü l -
se n fr ü ch t e werden sowohl in den Gärten, als auf dem Felde
gebauet. Der H i r s ist weiß, gelb oder schwarz. Eine Art
Gras, welches In wässerigen Gegenden wild wächst, nennt
man Schwaden oder Mannagras, woraus durch Absto-
ßung der Hülsen die Mcmnagrutze bereitet wird, welche wie
Reis schmeckt. Der B u ch w e i z e n (Haidekorn, Haidel)
wächst in sandigem Boden, welcher auch davon verbessert wird.
Der Maiö oder türkische Weizen hat Kolben, wovon einer
30« bis 600 Körner giebt, und ein einziger Stengel, wenn
er Raum genug hat, treibt oft drei bis vier solcher Kolben.
Er wird zur Mästung gebraucht , giebt auch Mehl. Der
Reis ist auch einö der wichtigsten Nahrungsmittel aus dem
Pflanzenreiche und dient vielen und großen Völkern anstatt
deö Brodes und vieler andern- Speisen. Man brennt auch
eine Art Branntewein daraus, bett man Arak nennt und zur
Zubereitung des Punsches braucht. Er wächst in warmen
Ländern auf nassem Boden. Bei uns aber wird er unttr
freiem Himmel nicht reif.
Der Lein ist ein dem Menschen unbeschreiblich nützli-
ches Gewächs. Auf wie vielerlei Weise der daraus bereitete
Flachs zu Kleidungen und andern Nothwendigkeiten dcs Le-
bens gebraucht werden kann, ist bekannt genug. Aus dem
Leinsamen wird auch ein Hl gepreßt, welches man sowohl
zur Malerei, alö zum Brennen in Lampen gebraucht. Der
Hanf ist fast eben so nützlich, als der Flachs; man bereitet ihn
Naturkunde. 73
(Wolfskirsche, Wuthbeerc), eine Staude mit einer schmutzig
rothen Blume und einer Kirschen ähnlichen Frucht. Man muß
die Kinder bei Zeiten solche Pflanzen kennen lehren, die scha-
den können. Reckt gebraucht, haben sie großen Nutzen.
Schierling und Belladonna sind z. B. Mittel wider den
Krebs, und die letztere eine der bewährtesten Arzneien wider
den Biß toller Hunde. Blausäure, daö allerstärkste Gift,
wird nickt nur aus thierischen, sondern auch aus Pflanzcn-
Destaudtheilen erzeugt.
Es giebt der Färbekräuter mehr, als manche Färber wissen.
Die gewöhnlichsten sind: der Krapp oder die Färber-
röthe, eine Wurzel, welche gedörret, gestampft und dann
zum roth Färben gebraucht wird. Der Waid ist auch eine
sehr nützliche Pflanze, welche gestampfet, zu kleinen Ballen
oder Kugeln gebildet und zum blau Färben gebraucht wird.
Der Saflor heißt auch wilder Safran und seine gelbrothen
Blumen werden ztun roth Färben gebraucht. Schart und
Wau werden zum yelb Färben angewendet. Aus der Pflanze
A n i l wird in Ostnidien und Amerika der Indigo bereitet.—
Man sollte sich in vielen Gegenden Deutschlands auf den
Bart der Färbekrällter mehr legen, alö bisher geschehen ist.
Alle Pflanzen geben, wenn sie verbramlt werden, eine
Asche, in welcher Salz steckt. Wenn man auf die Asche
Wasser schüttet: so erhält man eine scharfe, salzige Lauge,
die durchs Kochen ein Salz giebt, welches Potaschc heißt.
Ein solches Laugensalz ist auch die Sode, welche dadurch
erlangt wird, wenn man gewisse Pflanzen, die an der See
wachsen und mit dem Wasser das Seesalz an sich ziehen, zu
Asche verbrennt und diese auslauget. Man braucht sie zur
Verfertigung des besten Glases und der besten Seife, zum Rei-
nigen der Wäsche, ztun Bleichen der Leinwand und zur Arznei.
4. Schwämme.
Die Schwämme wachsen auf der Erde und an Bäu-
men. Einige Arten der E r d sch w ä m m e sind eßbar, z. B.
die Ehampignons; müssen aber mit Vorsicht altögesircht wer-
den, damit man nicht giftige bekomme, dergleichen die hoch-
rothen Fliegenschwännne mit weißen Warzen sind. Die M o r -
ch e l n, welche in Wäldern, auf Haiden, Weideplätzen rc. wach-
st', werden sowohl frisch als getrocknet gegessen. Die Trüf-
feln gehören auch zu den Erdschwämmen und werden un-
ter die Leckerbissen gerechnet. Der B a u m sch w a m m wächst
74
Naturkunde.
an alten Stammen verschiedener Bäume, wird in einer schar-
fen Salpeterlauge gekocht, hierauf in einem Backofen getrock-
net, alsdann geschlagen, und so zu Feuer- oder Zunder-
schwamm zubereitet. Der Zunders ch w a m m ist ein sehr
gutes blutstillendes Mittel, wenn er auf Wunden gelegt
wird. Man kann nicht vorsichtig genug bei dem Genuß der
Erdschwämme sein, weil viele Arten derselben giftig sind;
und selbst diejenigen, welche für eßbar gehalten werden, sind
unverdaulich, ohne Nahrungsstoff, und zuweilen schädlich.
Der Badesch wa m m gehört nickt unter die Erd- und
Baumschwämme, sondern ist ein Meergewächs, das gewis-
sen Moosen ähnlich ist.
5, Moose.
Die Moose wachsen vornehmlich an Bäumen und auf
Steinen. Der unfruchtbare Boden, auf welchem sie wachse,!,
wird dadurch nach und nach verbessert, da sie die herumflie-
gende Erde auffangen, und, wenn sie verfaulen, selbst zu
Damm- oder Gartenerde werden. Sie sind zwar die ge-
ringsten unter den Gewachsen, aber doch nicht unnütz. In
Lappland und Sibirien leben die nützlichen Rennthiere
arößtentheils vom Moose, welches sie im Winter unter dem
Schnee aufsuchen,
Aufblick vom Geschöpfe zum Schöpfer.
Viele Wanzen werden weder zur Nahrung des Men-
schen, noch der großem Thiere gebraucht; aber sie sind doch
eine Wohnung und Speise für tausend kleine Thiere, die
sie genießen oder ihre Säfte einsaugen und sich dadurch ernäh-
ren.— Außerdem befördern sie auch öfters die Freude und
Glückseligkeit des Menschen dtlrch die schönen Blüthen und
reizenden Blumen, und durch die lieblichen Gerüche, die sie
ausdünsten. Als Gott seine Menschenfreundlichkeit durch die
Natur offenbaren wollte, hat er unter andern auch diese rei-
zenden Blumen geschaffen; er hat die Erde mit einem schö-
nen Grün überzogen und sie mit dazwischen abwechselnden
Blumen geschmückt; er hat die Baume mit grünen Blättern
bekleidet, und sie mit unzählbaren Blüthcnsträußen geziert.
Welch' eine reizende Ansicht giebt eine Flur zur schönen Früh-
lingszeit, wenn sie mit Gräsern und Blumen, mit Bäumen
und Blüthen bedeckt, im schönsten Schmucke prangt! wie
tausendfach sind die Farben gemischt, damit sie uns immer