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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 35

1906 - Langensalza : Gressler
35 Jahre 1524 mit den Herzögen Don Bayern und den meisten Bischöfen Süddeutschlands ein Bündnis, welches bezweckte, die katholische Lehre aufrecht zu erhalten. Die der Reformation geneigten Fürsten beschlossen nun auch, sich zu verbinden für den Fall, das; die katholischen Stände sie etwa bekriegen wollten. Diese Verbindung geschah zu Torgau im Jahre 1526 und heißt daher der Torgau er Bund. Zunächst verband sich hier der Kurfürst Johann der Standhafte von Sachsen, der seinen, Bruder Friedrich dem Weisen in der Regierung gefolgt war, mit dem Landgrafen Philipp von Hessen; später traten auch die Herzöge von Braunschweig und Mecklenburg, der Fürst von Anhalt, der Graf von Mansfeld und die Stadt Magdeburg dem Bunde bei. Den verbündeten Fürsten gelang es, auf dem Reichs-tage z u Spei er im Jahre 1526 einen Beschluß herbeizuführen, daß bis zu einer allgemeinen Kirchenversammlung jeder Reichsstand es in Sachen der Religion halten solle, wie er es vor Gott und Kaiserlicher Majestät verantworten könne. Damit war den einzelnen Fürsten und Städten die Entscheidung über die Religion ihrer Untertanen und Bewohner anheimgegeben, und sofort bildeten sich besonders in Norddeutschland auf den Rat Luthers evangelische Landeskirchen. 6. Der Bauernkrieg. Thomas Münzer und die Wiedertäufer. Die Bauern halten es damals in Deutschland sehr schlimm. Sie mußten manche Tage der Woche für die Herrschaft umsonst arbeiten und wurden nicht allein vom Landesherrn, sondern auch von dem Gutsbesitzer mit Abgaben oft so sehr belastet, daß die armen Menschen ihres Lebens gar nicht sroh werden konnten. Sie hatten daher auch schon einigemale vor Luthers Auftreten hier und da verflicht, mit Gewalt die Last abzuschütteln; aber man hatte sie jedesmal mit Härte wieder unterworfen. Nun erfolgte die Reformation und regte die vorhandene Gärung noch mehr auf. Luther lehrte, jeder Mensch müsse christliche ^reihest haben; damit meinte er, daß jeder die Freiheit haben müsse, Gott und Jesum zu ver- 3*

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 36

1906 - Langensalza : Gressler
36 ehren, wie er wollte. Aber die Bauern nahmen das anders und glaubten, Luther meine, sie brauchten ihren Herren nicht mehr zu gehorchen. In Schwaben, in der Nähe des Bodensees, brach 1525 der Aufruhr der Bauern zuerst aus und verbreitete sich mit Blitzesschnelle weiter, ehe noch die anwohnenden Fürsten Zeit hatten, ihre Truppen zusammenzuziehen. Anfangs verfuhren die Baueru noch ziemlich manierlich. Sie setzten ihre Forderungen in 12 Artikeln auf. schickten sie nach Wittenberg und baten Melanchthon und Luther um ihre Meinung. Luther erließ zuerst ein Schreiben an die Fürsten und Herren und ermahnte sie zur Nachgiebigkeit und Milde; denn einige Forderungen der Bauern waren gerecht und billig. Den Bauern rieten beide, sich sogleich zu unterwerfen. „Vergesset nicht," schrieben sie, „daß in der heiligen Schrift geschrieben stehet: die Na che ist mein; ich will vergelten. -Los hatten die Aufrührer nicht erwartet. Sie beschlossen nun, sich selbst zu helfen. Indessen rückten auch die Truppen herbei und schlugen auf sie los. Dadurch entstand ein wütender Krieg, in welchem scheußliche Grausamkeiten verübt wurden, öost überall mußten die Bauern den kürzern ziehen: dafür rächten sie sich an denen, die ihnen in die Hände fielen, yn dem württembergischen Städtchen Weinsberg fiel ein Graf von Helfenstein nebst 70 Mann, Rittern und Knechten, in ihre Hände, und da sie gerade erfahren hatten, daß der schwäbische Bund einige der gefangenen Bauern hatte hinrichten lassen, so verurteilten sie den Grasen und dessen Leute zum Tode. Vergebens warf sich die Gräfin, eine Stieftochter Kaiser Maximilians, die, von Angst getrieben, ihr zweijähriges Kind auf dem Arme, herbeigelaufen war, auf die Knie und flehte um fein Leben. Der rohe Haufen verhöhnte sie in ihrem Jammer und machte noch vor ihren Augen Anstalten zu seinem Tode. Vergebens bot der Graf 30 000 Gulben für sein Leben; man antwortete ihm mit Hohnlachen. Währenb einige ihre Spieße vorhielten, jagten die andern ihn mit Peitschenhieben hinein, und ein Junge, der früher in feinen Diensten gestanden hatte, spielte ihm aus Hohn auf der Pfeife dazu vor. Der Gräfin

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 38

1906 - Langensalza : Gressler
38 immer ernsthaft und traurig aussähen, wenig sprächen, den Bart machten ließen und von Gatt Offenbarungen durch Träume erwarteten. Es lies ihm bald eine Menge van Menschen nach; alle hatten Träume, erzählten sie Münzer, und dieser legte sie ihnen ans. Endlich wnrde der Lärm so arg, daß der Kurfürst den Patron aus dem Lande jagte. Aber er kam bald wieder, und die Bürger von Mühlhausen in Thüringen wählten ihn gar zu ihrem Prediger. Nun erst wurde der Lärm recht arg. Münzer predigte Aufruhr und Ungehorsam gegen die Obrigkeit, und da der Magistrat das nicht dnlden wollte, jagte Münzer denselben aus der Stadt und machte sich zum Bürgermeister. Ta er lehrte, daß alle Güter allen gehören müßten (Kommunismus) und den Reichen ihre Besitzungen wegnahm, so bekam er auch vom Lande großen Zulauf; das faule Volk wollte nicht mehr arbeiten und schmauste nun von dem Gelde der Reichen. Einzelne Horden zogen unter Pfeifer, einem weggelaufene» Mönche, der Münzer an Tollkühnheit noch überbot, in die Nachbarschaft aus, plünderten Häuser und Kirchen und kehrten mit Schätzen beladen wieder heim, und mm wollte Münzer das ganze Land aufwiegeln. Er schrieb an die Bergleute im Mansfeldfchen: „Nim ist es hohe Zeit; ganz Deutschland, Frankreich und Welfchland sind wach. Der Meister will ein Spiel mit uns machen, die Bösewichter müssen dran. Die Bauern sind auf, an 300 000 stark, und der Hause wird je länger je größer." So brach er auf und lagerte sich beim Städtchen F r a n k e n h a u s e n in Thüringen. Indessen zogen die benachbarten Fürsten Truppen zusammen, dem tollen Hansen die Köpfe zurecht zu setzen. Johann der Standhafte, Philipp von Hessen und andere führten ein Heer gegen die Aufrührer. Aus Mitleid mit dem verblendeten Volke schickten sie erst einen Edelknaben an sie ab und ließen ihnen Gnade anbieten, wenn sie gleich auseinandergingen und Münzer auslieferten. Dieser erschrak über die Gefahr, in der er schwebte, trat auf und hielt eine feurige Rede an die Bauern, die damit endigte, daß sie sich nur nicht vor den Kugeln der Feinde fürchten sollten, denn die würde er alle mit seinem Ärmel auffangen, und wer in der

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 12

1906 - Langensalza : Gressler
12 sogar mit dem Bettelsacke auf dem Rücken in Erfurt umherlaufen, um Brot, Getreide, Eier, Fische, Fleisch und Geld zusammenzubetteln (denn der Orden der Augustiner ist ein Bettelorden), und dies war ihm um so empfindlicher, da ihn in Erfurt jedermann kannte und nicht selten die Leute mit Fingern auf ihn zeigten. Aber alles erträgt der fromme Mensch leicht, wenn er die feste Überzeugung hat, daß Gott es so haben will, und diese Gewißheit hatte Luther. Hatte er nur irgend Zeit, so saß er über der Bibel, um immer besser den Willen Gottes kennen zu lernen. Dabei mußte er oft höreu, wie die Mönche ihm vorwarfen, man müsse nicht mit Studieren, sondern mit Einsammeln von Eiern, Butter, Brot it. s. w. dem Kloster nützlich zu werden suchen. Sein Gemüt befand sich in einer gar unglücklichen Stimmung. Er machte sich wegen jedes weltlichen Gedankens die allerheftigsten Vorwürfe und glaubte immer, den Vorschriften Gottes kein Genüge zu leisten, so streng er auch die Klostergelübde beobachtete. Dabei kasteite er seinen Körper so ab, daß er nur ganz wenig aß und trank, ja manchen Tag nichts als ein wenig Brot zu sich nahm. Wie aber Gott denen, die ihn mit redlichem Herzen suchen, sich nicht im« bezeugt läßt, so ließ er ihn gutgesinnte Leute finden, die ihm Trost und Mut einsprachen, wenn er vor Angst vergehen wollte. So lebte in demselben Kloster ein alter, ehrwürdiger Bruder, dem er manchmal seine Gewissensangst beichtete. Dieser wies ihr vornehmlich aus das Hauptgrundstück des Glaubens hin, wo es heißt: „Ich glaube an die Vergebung der Sünden." Dieser Zuspruch machte einen tiefen, wundersamen Eindruck aus sein gequältes Gemüt. Ebenso sprach ihm der Vorgesetzte seines Ordens, der ehrwürdige Johannes von Staupitz, Trost ein. Dieser echt-christliche Mann, Professor an der Universität in Wittenberg, zeichnete den frommen Luther bald vor allen andern Mönchen aus und suchte ihn aufzurichten. „Du willst mit Gewalt ein Sünder fein." sagte er einst, „und hast doch feine rechte Sünde. Soll Christus dir helfen, so mußt du nicht mit solchem Humpelwerk nitd Puppensünden umgehen und aus jedem Gedanken gleich eine Sünde machen." Dergleichen Zuspruch half wenigstens auf eine Zeit; dann

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 44

1906 - Langensalza : Gressler
44 Tür; Suleimcm, des weiten Rückwegs gedenkend, brach auf und zog nach Ungarn zurück. Tie ungarische Krone gab er dem Za-polya als türkischem Vasallen. Dieser behauptete sich als König bis zu seinem Tode (1540); dann erst ging die Krone an Ferdinand über. Sie ist seitdem beim Hause Österreich gebieben. Während so der Kampf uni die Krone Ungarns im Osten tobte, kämpften die Heere Karls in Italien gegen Franz I. von Frankreich und den Papst Clemens, der den französischen König sofort nach seiner Freilassung von seinem Eide losgesprochen hatte. Karl, der ein treuer Sohn der Kirche war. kämpfte nur höchst ungern gegen das Oberhaupt derselben. Aber was hals es? Während er in Deutschland gar zu geiit die Reformation unterdrückt hätte, mußte er es zulasseu daß seine Truppen, denen er gewöhnlich keinen Sold bezahlen konnte, gegen Rom marschierten, die Stadt einnahmen und plünderten und den Papst gefangen nahmen. Er wurde erst wieder freigelassen, als er ein hohes Lösegeld bezahlt hatte. $)ät wechselndem Glücke kämpften dann in Norditalien die deutschen Landsknechte gegen die französischen, bis die Kräfte beider Gegner erschöpft waren. Im Jahre 1529 schlossen sie zum zweitenmal Frieden. Franz gab seine Ansprüche auf Italien auf, behielt aber Burgund, für das er au Karl zwei Millionen Kronen zu zahlen versprach. In demselben Jahre fand in Speier ein für die Reformation sehr wichtiger Reichstag statt. Ter Kaiser, der jetzt dem Papste gern gefällig sein wollte, forderte durch seine Beauftragte, daß die Be-schlüffe des erste» Reichtages zu Speier, die den Fürsten und Reichs-ständen in Sachen der Religion vollefreiheit ließen, aufgehoben würden, und die katholische Reichstagsmehrheit setzte einen Beschluß durch, daß die, welche beim Wormser Edikt bisher geblieben, auch fernerhin mit ihren Untertanen dabei beharren sollten, daß die anderen Stände wenigstens jeder weiteren Neuerung sich enthalten, die M e £ g o 11 e s t> i e n st e nicht mehr abgetan, noch jemand irgendwo n in Hören der M esse verhindert, auch Untertanen eines Standes nirgends von einem anderen Stand gegen jenen in Schutz genommen

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 16

1906 - Langensalza : Gressler
10 die Stadt Leipzig befestigt werden. Da bat der Herzog von Sachsen den Papst, ihm doch mit Ablaß zu Hilfe zu kommen, und sogleich wurde bekannt gemacht, daß der, welcher an Sonn- und Festtagen an den Werken arbeitete, 40 Tage Ablaß haben sollte, d. H. es sollten ihm von seiner Strafzeit im Fegseuer 40 Tage erlassen werden. Daß dafür der Papst ein reiches Geldgeschenk erhielt, verstand sich von selbst. Damals war L e o X. Papst, ein hochgebildeter aber vergnügungssüchtiger Mann, der viel Geld gebrauchte. Ta gerade kein Jubeljahr war, so nahm er den Bau der Peterskirche zum Bor-wande, einen Ablaß auszuschreiben. Unter den Ablaßverkäufern, die in Deutschland umherzogen, war aber keiner unverschämter als der Dominikanermönch Tezel. Wenn er nach einer Ltadt kam, so hielt er einen feierlichen Einzug, damit das Volk recht zusammenlaufen sollte. Die päpstliche Bulle wurde aus einem Kissen von Sammet vorangetragen; die Priester und Mönche, der Magistrat und die Schulen zogen ihm mit Kerzen und Fahnen entgegen und holten ihn ein, alle Glocken läuteten, man begleitete ihn in die Kirche, wo er ein rotes Kreuz mit des Papstes Panier aufrichtete, und mm ging der Handel los. Immer hatte er zwei Kasten bei sich; und er pflegte wohl zu rufen: „Sobald nur erst das Geld in meinem Kasten klingt, die Seele aus dem Fegfeuer in den Himmel springt!" Da fand mein Ablaßbriefe für alle möglichen Vergehungen, für Diebstahl, Meineid, Gewalttat, Mord u. s. w. - Der Handel mit diesen Ablaßzetteln machte die Leute ganz gewissenlos, denn sie mußten am Ende glauben, eine Sünde habe weiter nicht viel zu bedeuten, man könnte sie ja mit einigen Groschen, höchstens einigen Talern absaufen. Und diesen Glanben suchte -lezel durch seine schändlichen Predigten noch zu vermehren. Er lehrte geradezu, der Ablaß sei die höchste und allerwerteste Gabe Gottes, denn dadurch könne man ohne Reue und Buße selig werden, und das Ablaßkreuz mit des Papstes Wappen vermöge eben so viel als Ehristi Kreuz. Das gemeine Volk ist immer abergläubisch und war damals noch um ein gutes Teil unwissender als jetzt. Kein Wunder, daß

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 46

1906 - Langensalza : Gressler
46 anderen Geistlichen darüber den Kopf schütteln; aber keiner wagte den frommen Mann anzugreifen. Nun berief man ihn nach Zürich, zwei Jahre später, als Luther die 95 Satze angeschlagen hatte. Gleich in seiner ersten Predigt lehrte er das reine Evangelium, wie es uns die Apostel hinterlassen haben, frei von allen menschlichen Zusähen, und so fuhr er fort zu lehren und bekämpfte mutig Aberglauben, Unglauben und Lasier, wo er sie fand. Damals reiste in der Schweiz ein italienischer Franziskanermönch. Bernhard Samson, umher und predigte, wie Tezel in Norddeutschland, den Ablaß. Aber Zwingli eiferte gegen den schändlichen Mißbrauch so laut, daß Samson nicht in Zürich eingelassen wurde. Dies ermunterte Den braven Zwingli weiter zu gehen und auch die anderen Mißbräuche der römischen Kirche anzugreifen, und dadnrch wurde ihm sein Werk erleichtert, daß der Rat von Zürich ihm Beifall gab und feine Verbesserungen unterstützte; ja schon 1520 mürbe befohlen, daß in Zürich und dessen Gebiete das Wort Gottes ohne menschliche Zusätze gelehrt werden soll te, und nachdem dies zwei Jahre lang geschehen war, wurden auch die äußeren Gebräuche, die dem reinen Evangelium zuwider sind, die Messe, die Ohrenbeichle u. dergl. abgeschafft. Da nun Zwingli fortfuhr, für Ausbreitung der einfachen Lehre Jefu tätig zu wirken, so bot ihm der Papst Hadrian hohe geistliche Ehrenstetten an in der Hoffnung, ihn dadurch zum Schweigen zu bringen. Aber Zwingli achtele den Beifall Gottes und den Schatz im Himmel für höher als menschliche Ehre und lehnte alle Anträge ab. Der Rat von Zürich berief daher alle Geistliche, die Zwinglis Lehre glaubten wiederlegen zu können, nach dieser Stadt, und obgleich über 600 zusammenkamen, so ging er doch siegreich aus der Disputation hinweg. Nun gab er sein Glaubensbekenntnis von der wahren und falschen Religion heraus und äußere sich darin fast ganz genau auf dieselbe Weise wie Luther. „Nur die Bibel," sagte er, „muß über unsern Glauben und unser Tun entscheiden ; alle menschlichen Zusätze sind verwerflich, und eher wird es um uns nicht gut stehen, bis wir zu der Einfachheit der christlichen Kirche, wie sie in der ersten Zeit nach Jesu Weg

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 19

1906 - Langensalza : Gressler
19 und verbrannten sie in einem großen Freudenseuer öffentlich. Darüber mar Luther sehr ungehalten und schrieb darüber an einen Freund: ..Traust du mir denn zu. daß ich so sehr allen menschlichen Verstand verloren und mich dermaßen habe vergehen können, daß ich, der ich ein Geistlicher bin, an einem Ort, der nicht mein ist. einem in solchen Ehren sitzenden Manne dergleichen Schimpf antun sollte?" Aber das alles half nichts. Tie eifrigen Tiener des Papstes schimpften weidlich aus ihn, weil sie dadurch dem Papste sich gefällig zu machen hofften, besonders die Dominikaner. Da war einer dieser saubern Leute. Prierio, Prior der Dominikaner und Magister des päpstlichen Palastes in Rom, der unter anderem schrieb: „Wenn du. mein lieber Luther, von unserm Herrn dem Papste ein fettes Bistum bekämest, würdest du wohl gelindere Saiten aufziehen, und den Ablaß, welchen du jetzt so schwarz machst, selbst erheben." Darüber ärgerte sich Luther mit Recht sehr. „Wenn ich nach einem Bistum strebte," antwortete er, „redete ich gewiß das nicht, welches dir so wehe in deinen Ohren tut; denn meinst du, ich wisse nicht, wie man in Rom zu Bistümern und Prälaturen gelangt?" -- Endlich schrieb Luther selbst au den Papst. Leo X., und gab sich alle Mühe ihm zu beweisen, wie er selber von seinen Schmeichlern betrogen werde. Man muß sich von Herzen freuen, wenn man sieht, wie Luther feine Sache ganz Gott anheimstellte und über den Ausgang ganz furchtlos war. „Christus, mein Herr, mag zusehen," so schrieb er damals an Staupitz, „ob dieser Handel den ich führe, ihn oder Luther belange, ohne welches Wirken und Willen auch des Papstes Zunge nicht reden kann, was He will, in welches Hand auch des Königs Herz ist. Soviel aber meine zornigen Feinde, die mir hart dräuen und nachstellen, belanget, weiß ich nichts zu antworten, als: wer arm ist, fürchtet nichts, kann nichts verlieren. Ich habe weder Geld noch Gut begehr auch der keines. Der einige nichtige Leib ist noch übrig: richten ste denselben hin durch List oder Gewalt, tun sie mir wahr-femen großen Schaden, verkürzen mir die Zeit meines en§ ir9enb eine Stunde oder zwo und helfen mir desto eher

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 29

1906 - Langensalza : Gressler
29 lägen, als die seinigen erkenne und ob er widerrufen wolle. Tie erste Frage bejahte er; aber wegen der zweiten bat er sich Bedenkzeit aus, die ihm der Kaiser auch gewährte. Erst als er den Saal hinter sich hatte, atmete er wieder frei. Tas sah er nun doch ein, daß es keine Kleinigkeit sei, so vor Kaiser und Reich zu stehen und seine Meinung zu verfechten: so schlimm batte er es sich nicht gedacht. Aber schnell gab ihm der Gedanke an den Beistand Gottes, für dessen Wort er hier zu reden habe, neue Kraft, und er freute sich, als er schon am folgenden Nachmittag um 4 Uhr tuieber zur Versammlung abgerufen würde. Nach-bem er zwei ganze Stnnben braußen hatte warten müssen, nm-brängt von unzähligen Neugierigen, öffneten sich für ihn die Türen, und er trat ein. Schon brannten im Saale alle Kerzen und Fackeln. „Allergnädigster Kaiser, gnädigste Kurfürsten, Fürsten und Herren!" hob er au, „ich erscheine gehorsam auf dem Termine, so mir gestern abenb angesetzt ist, und bitte durch Gottes Barmherzigkeit. Ew. Maj. und ©naben wollten biefe gerechte und wahrhaftige Sache, wie ich hoffe, gncibigst hören; und so ich ans Unverstanb vielleicht einem jeglichen seinen gebührlichen Titel nicht geben ober mich sonst nicht nach Hofgebrauch in Gebärden erzeigen sollte, mir es gnäbigst zugute halten, als der ich nicht zu Hofe gewest, sonbern immer im Kloster gesteckt bin und von mir anders nicht zeugen kann, benn daß ich dem, was von mir bishero mit einfältigem (aufrichtigem) Herzen gelehrt ober geschrieben worben, allein Gottes Ehre und der Christgläubigen Nutz und Seligkeit angesehen und gesucht habe." Dann rebete er von seinen Büchern und von den barin enthaltenen Lehrsätzen, alles in beutscher Sprache. Ta erinnerte man ihn, der Kaiser verstehe bavon nicht viel, er solle boch das mit lateinischen Worten wteberholen. Tas tat er auch, ob ihm gleich wegen des Getümmels sehr heiß war. Nachbem er lange überaus bescheiben gesprochen hatte, siel ihm der Vikar in die Rebe und verlangte eine runbe, richtige Antwort, ob er wiberrufen wolle ober nicht. „D eil benn", antwortete Luther, „kaiserliche Majestät, Kur- und Fürstliche Gnaden eine schlichte, einfältige, richtige Antwort begehren, so will ich eine geben, die Weber Hörner noch Zahne haben soll, nämlich

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 30

1906 - Langensalza : Gressler
30 also: Es sei denn, daß ich mit Zeugnissen der heiligen Schrift oder mit öffentlichen, klaren und hellen Gründen überwiesen werde, so kann und will ich nichts widerrufen, weil es weder sicher noch geraten ist, etwas wider das Gewissen zu tun. Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir! Amen!" Daraus erwiderte der Vikar, wenn er nicht widerrufen wolle, so würden der Kaiser und die Stände beratschlagen, was mit einem solchen Ketzer zu tun sei. — „So helfe mir Gott," antwortete Luther: „denn einen Widerruf kann ich nicht tun. Möchte nur der Kaiser, das edle junge Blut, sich nicht verführen lassen, vom Evangelium zu weichen und Menschensatzungen unterwürfig zu werden!" Mit diesen kräftigen Worten trat Luther ab; aber er hatte nicht vergebens geredet. Das freudig und mutig abgelegte Bekenntnis der Wahrheit hatte ihm viele Herzen, auch unter den Fürsten, gewonnen. Der alte Herzog Erich von Braunschweig, sonst ein großer Feind der Reformation, schickte ihm eine silberne Kanne Eimbecker Bier und hieß ihn sich damit erquicken. Luther fragte den Boten, welcher Fürst seiner so in Gnaden gedenke, und da er hörte, daß es Erich sei und daß er selbst vorher von dem Biere getrunken, so fürchtete er keine Vergiftung, sondern trank beherzt daraus und sprach: „Wie heute Herzog Erich meiner gedacht, also gedenke seiner unser Herr Christus in seinem letzten Kampfe." Erich vergaß die Worte nicht und erinnerte sich ihrer noch aus dem Sterbebette. Besonders aber hatte sich Friedrich der Weise über Luthers Freimütigkeit gefreut, und er äußerte noch denselben Abend gegen Spalatin: „Recht schön hat Doktor Martin geredet vor dem Kaiser und allen Fürsten und Ständen des Reichs: er ist mir nur zu herzhaft gewest." Noch einen Verfuch machte der Kurfürst von Trier, Luther zum Widerruf zu bewegen: aber er antwortete ihm: „Ist meine Sache nicht ans Gott, so wird sie über zwei bis drei Jahre nicht währen: ist sie aber aus Gott, so wird man sie nicht können dämpfen." Nun erhielt er die Erlaubnis abzureisen, und er verließ Worms am 26. April: denn Kaiser Karl hielt ihm das versprochene
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