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geworden, die Liga, endlich der Kaiser, waren besonders aus
religiösen Gründen dagegen. Erzherzog Leopold, des Kaisers
Vetter, wird hingesandt, um die Territorien als erledigtes Reichs-
lehn einzuziehen, durch den spanischen General Marchese Ambrosio
Spin ola von den südlichen Niederlanden her unterstützt. Aber
mío Frankreich, mit dem sich die Union in Schwäbisch-Hall 1610
förmlich verbunden, schickte auch nach Heinrichs Iv Ermordung
Hülfstruppen; ebenso Moritz von Oranien und England. Sv
durch niederländisch-englisch-französische und unierte Waffen Wieder-
eroberung der durch Leopold besetzten Festung Jülich. Bald
darauf Waffenstillstand zwischen Union und Liga.
Nach der Entzweiung des Kurfürsten von Brandenburg mit
dem jungen Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm und dem Uebertritt
des ersteren zur reformierten (1613), des letzteren zur katholischen
Kirche (und Vermählung mit einer Schwester Maximilians von
Baiern) 1614 bekriegten sich beide, durch die unierten Niederlande
einer-, Spanien andererseits unterstützt, am Niederrhein bis zum
Theilungsvertrag zu Vanten 1614, dem der Düssel-
dorfer 1629 folgte. Die definitive Theilung, durch die Bran-
denburg Cleve, Mark, Ravensberg, die Pfalz Jülich und Berg
erhielt, erst 1666. Brandenburg faßt somit Fuß in den
Westmarken des Vaterlandes.
3. Vorgänge in Böhmen. An Stelle des unfähigen
Rudolf Ii suchten die Erzherzöge dessen Bruder Matthias zum
1608 Oberhaupt des Hauses Oesterreich zu erheben. Rudolf, durch
den heranziehenden Matthias schon in Prag bedroht, verspricht
den protestantischen Ständen Böhmens religiöse Duldung und
findet sich mit seinem Bruder durch Abtretung Ungarns und
Oesterreichs (unter der Ens), sowie durch Zusicherung der Nach-
folge in Böhmen ab.. Die drohende Haltung der böhmischen
1609 Stände nöthigt ihm 1609 den Mas estätsbrief ab. Ein aber-
mals ausgebrochener Bruderzwist zwischen Rudolf und Matthias
brachte dem letzteren auch die Krone Böhmens. Rudolf starb als
i6i2 allgeniein verlassener Schattenkaiser.
Matthias (1612—1619), selbst kinderlos, verschafft seinem
Vetter Ferdinand von Steiermark die Nachfolge in Böhmen
(1617) und Ungarn (1618) trotz dem Einspruch der protestan-
tischen Stände des ersteren Landes.
Ferdinand geboren 1578, in Ingolstadt gleichzeitig mit seinem späteren
Schwager Maximilian von Baiern gebildet, tritt 1596 die Regierung seiner
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Ambrosio
Spin Heinrichs Heinrichs Moritz_von_Oranien Leopold Leopold Wolfgang_Wilhelm Wilhelm Maximilians Rudolf_Ii Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias_( Ferdinand_von_Steiermark Ferdinand Ferdinand Maximilian_von_Baiern Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Schwäbisch-Hall England Brandenburg Baiern Niederlande Spanien Düssel- Ravensberg Berg Brandenburg Oesterreich Prag Ungarns Oesterreichs Ungarn Ingolstadt
51
kirchliche Einheit der englischen Episkopalkirche ausgedehnt werden.
Zu diesem Zweck: Veröffentlichung eines die Allgewalt der Bischöfe
feststellenden kanonischen Gesetzbuches 1636 und Einführung einer
neuen Liturgie 1637. Wilde tumuruarische Scenen in
der Kathedrale von Edinburg während des Gottesdienstes; die
Gährung ergreift das ganze Land; der Adel und die Geistlichkeit
an der Spitze. Der Co venant 1638. Die schwankende Hal-
tung des Königs ermuthigte zu immer weiter gehenden Forde-
rungen, Mn wollte selbst die bischöfliche Würde aufheben. —
Rüstungen der Schotten. Feldmarschall Lesley in schwe-
dischen Diensten zum Feldherrn gebildet und aus Deutschland
herübereilend, tritt an die Spitze von 20000 Mann. Nach an-
fänglicher Vermittlung droht der Ausbruch des Kampfes. Das
zur Geldbewilligung berufene sogenannte kurze P arlament ant-
wortet mit Beschwerden und wird aufgelöst. i64o
Der Angriff der. Schotten gegen Nordengland
1640 veranlaßt abermals die Berufung des sogenannten langen
Parlaments. — Graf Strassord wird vom Haus der Ge-
meinen des Hochverraths angeklagt, vom Oberhaus mit Ver-^i.
letzung der bestehenden Rechtsformen gerichtet •— der König be-
stätigt das Todesurtheil. Land in den Tower geschickt, hinge-
richtet 1644.
Der: Schotten sichert Karl persönlich die erstrebten kirchlich-
politischen Freiheiten zu, um in seinem Streit mit dem englischen 4
Parlament ihrer Neutralität gewiß zu sein.
A. Die erste Revolution.
1642 -1660.
1. Die Monarchie im Kampf mit Parlament und Heer.
In England führt die Einmischung des Parlaments in die
Rechte der Krone (in Bezug auf Besetzung von Militär- und
Civil-Stellen) zu neuen Bewegungen Der König verlangt ver-
gebens die Auslieferung von fünf Parlamentsmitgliedern, (darunter
John Hampden und John Pym) zur Anklage wegen Hoch-
verraths.
Die entschiedene Weigerung Karls, dem Parlament auch nur
zeitweise die Verfügung über das Kriegsheer zu überlassen, und
der unberechtigte Anspruch beider Häuser, allein die gesetzgebende
4.*
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Extrahierte Personennamen: Lesley Karl Karl John_Hampden John_Pym Karls
Extrahierte Ortsnamen: Edinburg Deutschland Nordengland England Karls
52
Gewalt zu besitzen, sowie ihre Forderung kirchlicher Reformen
führen zum unheilbaren Bruch, zu beiderseitigen Rüstungen, zum
Bürgerkrieg.
Die Königin war nach Holland gegangen; der König nach
Jork, wo sich eine Anzahl Lords um ihn sammelt. Die Partei-
namen Cavaliere und Rundköpfe. Der Graf Essex an
der Spitze des Parlamentsheeres, dessen Stärke das Fußvolk war,
Während das königliche unter dem Prinzen Ruprecht von der
Pfalz (Karls Neffen) durch seine Reiterei überlegen war.
Schatz, Flotte, Staatseinkünfte, vor allem die Hülfsquellen der
Hauptstadt standen dem Parlament zur Verfügung; die Königin
führt ihrem Gemahl aus Holland Verstärkungen zu.
Einfluß der presbyterianischen Kirche Schottlands auf Eng-
land; kirchliche und militärische Verbündung beider Länder.
Eröffnung des königstreuen Gegenparlaments in Oxford.
1644ruprechts Niederlage bei Long Marstonmoor (durch Crom-
1645 Wells Reiterei), der Jorks Einnahme folgte, und Naseby gegen
Lord Fairsax und Cromwell.
Veröffentlichung der aufgefundenen Papiere des Königs und
ihre gehässige Wirkung; Rücktritt Ruprechts vom Oberbefehl.
Ekarls, Flucht in das schottische Lager.
2. Des Königs Untergang.
Die Schotten liefern den König, da er in die völlige Auf-
hebung der Episkopalkirche nicht willigte, an England aus. Das
von der independ entischen Richtung beherrschte Heer, das
die vom Parlament verlangte Auflösung weigert, bringt ihn in
seine Gewalt, rückt nach London. Unter dem Einfluß der königs-
feindlichen Stimmung des Heeres, der auch Cromwell, anfangs
zur Annäherung an den König geneigt, nachgiebt, verlangt das
Parlament von Karl vergebens den Verzicht auf die Haupt-
Ende 1647 Attribute seiner Macht. ■—-
Die letzten „Erhebungen für den König in den drei Reichen
und aus der Flotte wurden, namentlich durch Cromwells Inde-
pendenten, niedergeschlagen; ein letzter Versuch der Aussöhnung
zwischen König und Parlament scheiterte an dem Widerstand des
Heeres, das die zum Frieden geneigte Partei im Parlament mit
Gewalt ausschließt und durch das Rumpfparlament (unter
einhelliger Opposition der Lords) den Prozeß des Königs be-
schließen läßt. Ein besonderer Gerichtshof verurtheilt ihn als
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Extrahierte Personennamen: Karls Cromwell Cromwell Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Holland Jork Karls Holland Schottlands Oxford England London Cromwells
53
,Tyrannen, Verräther, Mörder und Feind des Gemeinwesens';
seine Hinrichtung am 30. Januar 1649.
3. Die Republik.
a. unter dem Parlament 1649—1653.
Bald nach des Königs Tod Abschaffung des Königthums
und des Oberhauses; — das Unterhaus und ein Staatsrath an
der Spitze der Republik. Den Widerstand gegen die neue Ord-
nung der Dinge in Irland und Schottland schlägt Cromwell
nieder. Furchtbare Kriegführung gegen Irland, wo Stammes-
haß, religiöse Feindschaft und der politische Gegensatz zusammen-
wirkten, durch Cromwell als Generalgouverneur 1649—1650,
die Unterwerfung vollendet durch Jreton bis 1652.
Karl Ii, gleich nach seines Vaters Untergang in Schott-
land zum König ausgerufen, geht von Holland dahin, wird ge-
krönt Neujahr 1651, aber von Cromwell bei Dunbar 1650,
und Worcester 1651 geschlagen und flüchtig. Georg Monk
bleibt mit englischen Truppen in Schottland zurück. — Festere
Einigung der drei Reiche; Amnestie 1652.
Stellung der jungen Republik zum Ausland:
Nach Ueberwindung ihrer Feinde im Innern wird die Republik
bald auch nach Außen mächtig, namentlich durch die Entwickelung
ihrer Seemacht, die Robert Blake zunächst gegen die Piraten
der Stuart'schen Partei siegreich wendet. In Folge der Navi-
gationsacte 1651 geräth der Staat in einen mehrjährigen1651
(1651—1654) Krieg mit Holland, dessen Uebergewicht zur See
mit Erfolg bekämpft wird. Sieg Blakes über Tromp und
de Ruhter bei Newport 1653. Im Frieden müssen bie1g53
Niederlande die Stuarts des Landes verweisen und die Staaten
von Holland und Westfriesland das Haus Oranien öou der
Statthalterschaft ausschließen.
Das kleine oder Barebone-Parlament: Von der
Armee, die den König und das Haus der Lords gestürzt hatte,
gieng nun auch die Sprengung der Reste des langen Parlaments
aus. An seiner Stelle das sogenannte Barebone-Parlament
(nach einem der Hauptmitglieder benannt) aus sogenannteil
Heiligen, das aber auch, da seine Beschlüsse die Grundlagen des
Staats bedrohten, halb freiwillig, halb von Cromwell gezwungen
sich auflöst.
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Extrahierte Personennamen: Cromwell Karl_Ii Karl Cromwell Georg_Monk Robert_Blake Cromwell
Extrahierte Ortsnamen: Irland Schottland Irland Schott- Holland Schottland Holland Newport Niederlande Holland Westfriesland Haus_Oranien
56
bürgerlicher und militärischer Aemter an den Suprematseid und
das Empfangen des Abendmahls nach anglikanischem Ritus ge-
bunden war.
4. Die Frage der Thronfolge: Den Herzog von Jork,
der sich zum zweitenmal mit einer Prinzeß von Modena ver-
mählte, und als Katholik durch die Testacte der Großadmiral-
würde verlustig wurde, suchte das Parlament von der Thronfolge
auszuschließen — die ,Ausschließungs-Bill' 1680 vom Unterhaus
angenommen, von den Lords verworfen. — Ursprung der Partei-
namen ,Whigs' und ,Tories'.
Die Verschwörung des Grafen Shaftesbury (von ihm
auch die Habeas-Corpus-Acte 1679 durchgesetzt) und des
Kron-Prätendentey Herzogs von Monmouth (illegitimer Sohn
des Königs) entdeckt, das Thronrecht des Herzogs von Jork fest-
gestellt, Karl tritt auf dem Sterbebette zur katholischen Kirche über.
Jakobs Ii (■—1688) Versuche, seiner Kirche im Lande Ein-
gang zu verschaffen, ferner die Aufhebung des Test-Eides, die
Aufnahme von Katholiken in das Heer, in den Geheimen Rath,
in die Universitätsstellen weckten allgemeine Opposition, die sich
bei der Geburt eines männlichen Thronerben 1688 steigerte.
Die zweite Revolution 1688.
Eine Anzahl Lords wendet sich an Jacobs Neffen und
Schwiegersohn Wilhelm Iii von Oranien, der im Spätjahr
1688 mit einer hollätidischen Flotte in England landet.
Wilhelm Heinrich von Oranien, Sohn Wilhelms Ii und Marias,
der Tochter Karls I von England, geboren 1650 nach seines Vaters Tod, —
kühner und bedeutender Soldat, aber noch größer als Staatsmann. Im zwei-
undzwanzigsten Jahre Statthalter der Niederlande und an der Spitze der Lan-
desvertheidigung, der mächtigste Gegner von Frankreichs Uebergewicht unter
Ludwig Xiv.
Fllicht des Königs unter tiefen Demüthigungen nach Frank-
reich, wo ihm Ludwig Xiv in St. Germain en Laye ein Asyl gab.
Nach langem Schwanken und nach dem Verzicht Marias auf
die selbständige Erbfolge bot die sogenannte Convention*) dem
Oranier, dem zuerst provisorisch die Gewalt übertragen worden,
Anfang 168v* die Königskrone an. Gleichzeitig die Erklärung der Rechte' (decla-
ration of rights) als Inbegriff des altenglischen Verfassungsrechtes.
So vollzog Wilhelm (1689—1702) in seiner Person die
Union der protestantischen Seemächte, der Niederlande und Groß-
britanniens, die schon Oliver Cromwell allgestrebt hatte.
*) d, i. ein nicht von der Krone berufenes Parlament,
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Extrahierte Personennamen: Jork Jork Karl Karl Jakobs Jacobs Schwiegersohn_Wilhelm_Iii_von_Oranien Wilhelm Wilhelm_Heinrich_von_Oranien Wilhelm Heinrich Wilhelms Wilhelms Marias Karls_I_von_England Karls Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Marias Wilhelm Oliver_Cromwell
62
seits seine siegreiche Bekämpfung der wiederholten Adelsaufstände,
und der politischen Macht der Hugenotten, denen er ihren Haupt-
sicherheitsplatz St. Rochelle trotz englischer Hülfsversuche 1628
nahm, doch den Besitz ihrer Güter und freie Religionsübung be-
ließ; andererseits jetit Antheil an dem dreißigjährigen Kriege
(s. oben S. 39) und seine Kämpfe gegen Spanien in Italien
und den Niederlanden. Offener Ausbruch des vierundzwanzig-
jährigen Krieges gegen Spanien 1635; während desselben groß-
artige Entwickelung der französischen Seemacht durch Richelieu;
Eroberung spanischer Colonien in Westindien.
3. Mazarin (Giulio Mazarini), Richelieus (von diesem
selbst noch empfohlener) Nachfolger in der Leitung des Staates
während Ludwigs Xiv Minderjährigkeit, der Regentschaft der
Königin Anna und während der ersten Jahre von Ludwigs Xiv
Großjährigkeit 1643—1661, — nicht von seines Vorgängers
Kraft und Größe, aber der gewandteste und erfahrenste Diplomat
seiner Zeit.
Seine Politik folgt Richelieus Grundsätzen; hat mit Volks-
und Adelsanfständen im Innern zu kämpfen und setzt den Krieg
gegen Spanien fort. —
Der Widerstand des Pariser Parlaments gegen den zuneh-
menden Steuerdruck, die Verhaftung zweier Parlamentsräthe und
die Opposition des hohen Adels gegen Mazarins Regiment führte
1648 zu den sogenannten Unruhen der Fronde, an deren
Spitze der Coadjutor von Paris, Gondi, Cardinal von
Retz stand.
Bald darauf überwarf sich Mazarin mit Ludwig Ii Herzog
von Enghien, Prinzen öcnt Conds, dem größten Feldherrn
seiner Zeit, und verbindet sich, um diesen Gegner zu stürzen, mit
den Frondeurs. Gefangennehmung Condss und seines Bruders,
des Prinzen von Conti 1649. Doch ihre Partei setzt Mazarins
Absetzung durch 1651, der sich nach Deutschland zurückzieht,
während Conds nach Paris zurückkehrt.
Condss Kampf gegen den nun großjährigen Ludwig Xiv
1652, Mazarins Rückberufung; Uebertritt (Heinrich de la Tour
d'auvergne, Vicomte de) Turennes von Condss Partei auf
die Seite des Königs. Eine Volksbewegung in Paris zu Gunsten
des Königs zwingt Conds, die Stadt zu verlassen; er stellt sich
an die Spitze der spanischen Heeresmacht. So fällt der Aufstand
der französischen Großen mit dem Spanischen Krieg zusammen.
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Extrahierte Personennamen: Mazarin Giulio_Mazarini Ludwigs Anna Ludwigs Ludwigs Mazarins Cardinal_von
Retz Ludwig_Ii_Herzog
von_Enghien Ludwig Condss Conti Mazarins Condss Ludwig_Xiv Ludwig Mazarins_Rückberufung Heinrich_de Heinrich Vicomte_de)_Turennes_von_Condss
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Italien Niederlanden Spanien Westindien Spanien Paris Gondi Deutschland Paris Paris
66
d. Ludwig erhebt nach dem Aussterben des Hauses Pfalz-
Simmern Ansprüche auf den kurpfälzischen Allodialbesitz für seine
Schwägerin, die Schwester des verstorbenen Kurfürsten, Charlotte
Elisabeth (zweite Gemahlin des Herzogs von Orleans) trotz
deren früherer Verzichtleistung. Der neue Kurfürst von der
Pfalz, des Kaisers Schwiegervater*), betreibt besonders
e. das Augsburgerbündniß 1686, vom Kaiser, Spanien,
Schweden, mehreren Reichsständen, worunter auch der große
Kurfürst von Brandenburg**), gegen Frankreich geschlossen.
f. Wegen Nichlbestätigung des unter französischem Einfluß
zum Erzbischof von Köln gewählten Cardinal-Coadjutors Wil-
h e l m Ego n von Für st e n b e r g (auch Bischof von Straßburg) *
1688 durch Kaiser und Pabst, erklärt Frankreich dem Kaiser, dann
nucf) Holland den Krieg. Auch Victor Amadeus Ii, Herzog von
Savoyen, schließt sich den Augsburger Verbündeten an. Der
Krieg zeigte das deutsche Reich in großer, lange nicht gesehener
Eintracht, doch kam Schwung und Kraft in die Kriegführung erst
1689 durch die Theilnahme Wilhelms von Oranien, des
neuen Kölligs von Großbritannien, dessen entthronter Schwieger-
vater in Frankreich ein Asyl und Schutz seiner Ansprüche ge-
funden hatte (s. ob. S. 57).
Kriegsschauplatz: die Rheinlinie, Spanien und seine Nieder-
lande, Italien und Irland.
1689 Die teuflische Verwüstung der Pfalz durch Melacs Mord-
banden, auf Louvois' Anordnung***); Sprengung des Heidel-
berger Schlosses, Schändung der Speirer Kaisergräber; Ver-
pflanzung der heimatlosen Bewohner auf französischen Boden.
Landung Jakobs Ii in Irland, das ihn als König aner-
kannte, seine Niederlage am Boynefluß 1690. Seesieg der
Engländer beim Vorgebirge La Hogue 1692.
Landsiege der Franzosen unter dem Herzog von Luxemburg,
Ludwigs damaligem Hauptfeldherrn, bei Fleurus 1690, (gegen
den Fürsten von Waldeck), Steenkerken 1692 und Neer-
winden 1693 (beide gegen Wilhelm Iii).
*) Von seiner dritten Gemahlin.
**) Schon 1681 hatten sich Schweden, Holland, Spanien und der Kaiser
zur Aufrcchtcrhaltung des Westfälischen und Nymweger Friedens verbunden und
wollten sogleich losschlagen. Der große Kurfürst aber, bei dem ungerüsteten
Zustand des Reichs und verstimmt über den Frieden von Nymwcgen und St.
Germain, schloß sich aus und zeitweise an Frankreich an.
**.*) Der Grund dieser unerhörten Grausamkeit war die Unmöglichkeit, alle
eingenommenen festen Plätze besetzen zu können , die doch auch dem Feind nicht
in die Hände fallen sollten.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Charlotte
Elisabeth Pabst Victor_Amadeus Wilhelms_von_Oranien Wilhelms Jakobs Ludwigs Ludwigs Wilhelm Germain
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Schweden Frankreich Frankreich Holland Frankreich Spanien Italien Irland Heidel- Irland Boynefluß La_Hogue Luxemburg Holland Spanien Westfälischen Frankreich
108
20 Juni 1791 Mirabeaus Annäherung an den Hof und Rettungsplan (Ent-
fernung des Königs aus Paris, Auflösung der Nationalversamm-
lung) scheitert an Ludwigs Weigerung; Tod Mirabeaus 4. April
1791. Der König, zur Genehmigung der kirchlichen Gesetze
durch Unruhen gezwungen, sucht seitdem eine Stütze im Ausland.
Sein fehlgeschlagener Fluchtversuch, Suspension der königlichen
Rechte bis zur Vollendung der Verfassung, die er am 16. Sep-
tember 1791 genehmigt.
?>. Dir gesetzgebende Dationalnersaminlniig 1791—1792.
I. Innere Zustände.
Die gemäßigte, der neuen Verfassung, der Monarchie nnb
Ordnung zugethane Partei an Kopfzahl überlegen, aber ohne be-
deutende politische Kräfte, daher bald dem Einfluß der rem-
blikanischen und redebegabten Girondisten (Bristol, Vergniaud,
Guadet, Condorcet, Gensonnö, Madame Roland u. A.) und des
im Verborgenen arbeitenden Abbö Sieges unterworfen. Das
Werk dieser Partei: die Fortsetzung der Revolution, der Beginn
des auswärtigen Krieges, der Sturz des französischen Thrones.
Die Gironde wollte durch einen Krieg gegen die Emigranten und
die monarchischen Staaten, an die sich jene anlehnten, die Ver-
fassung von 1791 beseitigen. Die nordischen Mächte (Preußen,
Schweden, Rußland) kriegslustig, aber bei Oesterreichs*), auch
ans der Pilnitzer Zusammenkunft — August 1791 — bestätigten
Friedensliebe wäre es ohne das Drängen der französischen Kriegs-
partei nicht zum Wnffenkamps gekommen. Defensivbündniß
der beiden deutschen Großstaateu.
Das giroudistische Ministerium (Dumouriez Aeußeres, Servan
Krieg, Claviere Finanzen, Roland Inneres), läßt den König am
20. April 1792 t>en Krieg an Oesterreich erklären.
Kriegserklärung Preußens (Friedrich Wilhelmii 1786—1797)
an Frankreich am 26. Juni; das Reich, außer Hessen-Kassel, un-
thätig. Vorher — 19. Juni — der Volksaugriff ans die Tuilerien
in Folge der Weigerung des Königs, die Decrete gegen die Geist-
lichen zu bestätigen.
*) Unter Kaiser Leopold Ii (1790—1792), Bruder Joseph Ii und der
Königin Marie Antoinette, war für den Frieden ans Mißtrauen gegen Preußen,
L-orge um Polen, Abneigung gegen die französischen Emigranten nichts zu
besorgen.
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwigs Condorcet Roland_u._A. August Servan Roland_Inneres Friedrich_Wilhelmii Friedrich Leopold_Ii Leopold Joseph_Ii Marie_Antoinette
Extrahierte Ortsnamen: Paris Nationalversamm- Bristol Schweden Oesterreich Frankreich Hessen-Kassel Polen
110
Savoyens und Nizzas, Belgiens durch Dumouriez nach
dem Siege bei Jemappes, 5. November. Aufruf aller
Völker zur Freiheit, 19. November. Ueberschwemmung der
Nachbarstaaten mit Assignaten; ,Sturz der Paläste, Friede
den Hüttenü Offensivbündniß Preußens und Oesterreichs
im December 1792. —
C. Der Natioualconvent 1792 — 1795.
I. Frankreich im Innern.
In der ersten Sitzung (21. September): Abschaffung des
Königthums, Erklärung der Republik. — Zwei Parteien im
Convent: die seit den Septembermorden gemäßigteren Giron-
disten und die Bergpartei.
Prozeß des Königs vor dem Convent (seine Vertheidiger
Malesherbes, de Seze, Tronchet) wegen Hochverraths 26. Dez.
— 19. Januar 1793; Vergeblicher Versuch der Girondisten, das
Aeußerste, das sie selbst vorbereitet, den Königsmord durch Beru-
fung an die Nation abzuweuden und dadurch zugleich die Jakobiner
zu treffen. (Verguiauds berühmte Rede). Die große Mehrheit
(683 unter 721 Stimmen) spricht unter dein Einfluß des drohen-
den Straßentumultes das Schuldig, für die sofortige Hinrichtung
nur 361 gegen 360, die für Aufschub, Kerker oder Verbannung
stimmten. Vollstreckung ant 21. Januar 1793.
Am 16. Oktober folgt die Hinrichtung der Königin, im
November die des Herzogs von Orleans (Philipp Egalite). Der
junge Ludwig Xvii f 1795.
Folgen des Königsmordes: a. Sturz der Gironde und Sieg
des Bergs; b. der Bürgerkrieg im Innern; e. der europäische Krieg.
a. Die ausübende Gewalt in den Händen des aus 9 Mitglie-
dern bestehenden Wohlfahrtsausschusses; Verhaftung vieler
Girondisten im Juni, Hinrichtung ihrer Führer im October 1793. —
Die Schreckensherrschaft vom Juni 1793 bis Juli 1794.
Neue rein demokratische, eilig enllvorfene Constitution. Marats
Ermordung durch Charlotte Corday, August 1793. Die An-
griffe gegen die Religion; — der neue Revolutionskalender
(mit dem 22. September 1792, dem ersten Tage der Republik,
beginnend), Abschaffung des Gottesglaubens und der Sonntags-
seier, Cnltns der Vernunft, Entweihung der Kirchen; später
Robespierres Decret gegen den Atheismus.
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Extrahierte Personennamen: Jemappes Philipp_Egalite Philipp Ludwig_Xvii Ludwig Marats Charlotte_Corday August
Extrahierte Ortsnamen: Savoyens Belgiens Hüttenü_Offensivbündniß_Preußens Oesterreichs Frankreich
ns
Rücktritt Preußens vom Coalitiouskrieg im Frieden
zu Basel 1795, veranlaßt durch die Entziehung der eng-
lischen Subsidien und durch die seindselige Haltung der
beiden,Kaiserhöfe in der polnischen Theilungsfrage. Die
Frage über den Besitz der linksrheinischen Lande wird dem
späteren allgemeinen Frieden Vorbehalten.
In den beiden letzten, den Revolutionskrieg so sehr hem-
menden Theilungen Polens, der zweiten 1793 (durch
Preußen und Rußland) und der dritten 1795 (durch die
drei Mächte), die den Staat völlig vernichtete, erhielt Preußen
1896 Q. M. mit circa 2j/5 Millionen Einwohnern *).
Wie Preußen sagen sich Toskana und Spanien von
der Koalition los.
Am Mittel- und Oberrhein jagen die Oesterreicher unter
Clerfait und Wurmser 1795 die Franzosen überall mber
den Fluß zurück, ebenso 1796 unter denr Erzherzog Car!
nach den Siegen bei Amberg und Würzburg (über
Jourdan) und nach dem berühmten Rückzug Moreaus aus
Baiern. So wurde die beabsichtigte Bereinigung des letzteren
mit Bonaparte in Italien zum gemeinsamen Angriff auf
die deutsch-österreichischen Länder zu nichte.
d. Der italienische Feldzug.
Bonapartes Oberbefehl 1796 brachte hier in die Krieg-
führung, die schon in vier Händen gelegen hatte, erst Leben
und Erfolg; Italien der Schauplatz seines Feldherrnruhms,
die Wiege seiner Größe.
Napoleon Bonaparte geboren zu Ajaccio auf Corsica den
15. August 1769 als zweiter Sohn einer kinderreichen Familie. Seine
Eltern: der ans italienischer Adelsfamilie stammende Advocat Carl
Bonapartc, Theilnchmer am Freiheitskampfe der Corsen gegen die
Genuesen (Paoli), und Letizia Ramolini. 1768 Corsica von Genua an
Frankreich verkauft. Der achtjährige Napoleon auf der Kriegsschule zu
Brienne, Pichegru fein Lehrer, Mathematik und Geschichte seine Lieb-
lingsfächer; lljährig auf der höheren Kriegsschule zu Paris; 1785, dem
Todesjahr feines Vaters, Artillerie-Unterlieutnant, 1789 sogleich der Re-
volution zugethan, Republikaner, aber nicht Jacobiner, dann Capitain in
dem revolutionierten Corsica, macht 1793 den Zug der Conventsarmce
gegen die Royalisten und Girondisten in Südfrankreich mit (Toulon).
*) Danzig und Thorn und die neuen Provinzen Süd-Preußen, Neu-Oft-
vrensien, Neu-Schlesien. —
Herbst, historisches Hiufsbuch Iii.
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TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre]]
Extrahierte Personennamen: Jourdan Bonapartes Napoleon_Bonaparte Napoleon Corsica August Carl
Bonapartc Letizia_Ramolini Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Basel Polens Spanien Amberg Moreaus Baiern Italien Ajaccio Genua Frankreich Paris Artillerie-Unterlieutnant Südfrankreich Toulon Danzig Thorn