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1. Geschichte des Altertums - S. 208

1889 - Wiesbaden : Kunze
208 Dritter Abschnitt. Erster Zeitraum. schleuderten sie ihre Schilde auf die Jungfrau und töteten sie; denn auch die Schilde trugen sie am linken Arme. Jetzt kam es zum Kampfe zwischen den Römern und Sabinern, und den letztem schien das Glück hold zu fein. Da stürzten auf einmal mitten im heftigen Streit die geraubten sabinischen Frauen unter die Kämpfenden und wußten dieselben durch Bitten und Vorstellungen zu bewegen, Frieden zu schließen. Es kam ein Vertrag zu stände, durch welchen sich die Latiner und Sabiner zu einem Volke vereinigten und von Titus Tatius und Romulus gemeinsam regiert werden sollten. Nach deren Tode sollte abwechselnd ein Latiner und ein Sabiner die Königswürde erhalten, der vom Senat zu wählen und von der Volksgemeinde zu bestätigen sei. Die Sabiner erhielten Sitz und Stimme in dem Senat und siedelten sich auf dem quirinalischen Hügel an. Als der Sabinerkönig nach 6 Jahren bei einem Volksauflauf den Tod fand, wurde Romulus Alleinherrscher über die vereinigten Gebiete. Er regierte im ganzen 37 Jahre über Rom und führte noch glückliche Kriege gegen die feindlichen Etrusker. Sein Ende war nach der Sage ein höchst wunderbares. Bei einer Musterung des Heeres entstand ein schweres Gewitter; die Sonne verfinsterte sich, und der Tag verwandelte sich in Nacht. Als die Sonne sich darnach wieder zeigte, war Romulus verschwunden, und dem bestürzten Volke wurde mitgeteilt, der Kriegsgott Mars habe ihn der Erde entrückt und zum Himmel emporgehoben. Lange Zeit verehrte das römische Volk den Romulus als einen Gott und nannte denselben Quirinus. Eine spätere Sage erzählt, daß Romulus von den Senatoren, welchen seine Herrschaft verhaßt gewesen, ermordet worden sei. Die älteste Staatsverfassung. Die Bewohner des jungen Staates teilten sich in zwei Stände, in die Freien und Halbfreien. Die Freien bestanden aus den Familien, aus welchen die Stadt gebildet worden war, nebst deren Nachkommen. Die Familienhäupter derselben hießen die Väter (patres) der Stadt, ihre Nachkommen Patrizier. Die Halbfreien waren die später Eingewanderten oder Unterworfenen samt ihren Nachkommen. Sie führten den Namen Plebejer, waren von der Teilnahme an der Staatsregierung ausgeschlossen, hatten weder bürgerliche Rechte noch Pflichten und mußten sich vor Gericht von einem Patrizier vertreten lassen. Um diesen immer mehr anwachsenden Teil der Bevölkerung dem Staat eng zu verbinden, wurde das Patronat gestiftet, wonach jeder Plebejer sich als Klient oder Höriger einem Patrizier anschließen und gehorchen mußte. Dieser war fein Schutzherr (Patron) und Vertreter in allen Rechts-

2. Geschichte des Altertums - S. 18

1889 - Wiesbaden : Kunze
18 Erster Abschnitt. Das Volk. Die Ägypter waren aus Asien über die Landenge von Suez eingewandert. An der Spitze des Volkes stand ein König, der Pharao d. i. der Erhabene genannt wurde. Er genoß als „Sohn der Sonne" (des Gottes Ra) göttliche Verehrung und vereinigte die höchste weltliche und priesterliche Gewalt in seinen Händen. Das Volk war in Kasten oder Stände eingeteilt, deren bis zu sieben unterschieden werden. Die erste Kaste bildeten die Priester. Diese waren an den Haupttempeln zu Priesterkollegien vereinigt, wirkten als Zeichendeuter, Richter, Ärzte, Baumeister zc., waren die Erzieher der Könige und nicht ohne Einfluß auf die Regierung des Landes. Aus ihrer Kaste ging der König entweder hervor, oder er wurde in dieselbe aufgenommen. Die zweite Kaste umfaßte die Krieger, welche sich mit den Königen und Priestern in den Besitz des Landes teilten, das sie zu verteidigen hatten. Diesen beiden bevorzugten Kasten folgte der Nährstand oder der erwerbende Teil der Bevölkerung, den man sich aus einer oder mehreren Kasten gebildet denkt. Er zerfiel in Ackerbauer, welche Land in Pacht hatten und dafür zinspflichtig waren, in Kaufleute, Handwerker, Nilschiffer und Hirten. Zu diesen kamen zur Zeit Pfammetichs noch die Dolmetscher. Unter den Hirten wurden die Schweinehirten, die vermutlich die Nachkommen einer unterworfenen Urbevölkerung bildeten, für unrein gehalten und von dem Besuche der Tempel ausgeschlossen. Sie waren Sklaven wie die Kriegsgefangenen. Innerhalb der einzelnen Stände wählten die Söhne gewöhnlich die Berufsart ihrer Väter, doch war auch die Wahl eines anderen Berufs, wozu Befähigung und Neigung trieb, nicht ausgeschlossen. Die Sinnesart des ägyptischen Volkes war eine ernste und in dem rings von Wüsten umgebenen Lande mehr als bei irgend einem anderen Volke auf den Tod und das Jenseits gerichtet. Aber auch an Neigung zu heiterem Lebensgenuß fehlte es nicht, und der besitzende Teil des Volkes umgab sich in den ziegelsteinernen, flachgedeckten Häusern mit mancherlei Gegenständen der Kunst. Die Frau (§. 10) stand dem Hause als Herrin vor und genoß höhere Achtung als bei anderen Völkern. 2. Die Religion der Ägypter. Die Vorstellung von einem Gott verdunkelte sich bei den Ägyptern sehr frühe, und ihre anfänglich monotheistische Religion artete in eine politheistische aus. Statt des einigen Gottes selbst verehrten sie die Kräfte und Erscheinungen, in welchen sich ihnen der-

3. Geschichte des Altertums - S. 219

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 35, 1. Bedrückung der Plebejer und ihre Erhebung. Coriolanus. 2191 Nutznießung gegen billige Abgabe nur an Patrizier übergeben, während die Plebejer, obgleich sie teil an den Siegen hatten, leer ausgingen. Die Lage der Plebejer verschlimmerte sich dadurch noch mehr, daß die Kriegslasten gerade so auf ihnen lagen wie auf den Patriziern. Sie muhten an den Kriegen ohne Sold teilnehmen, Waffen und Unterhalt sich selbst stellen. Die Kriegsdienste aber entzogen sie ihrer Arbeit. Während die Patrizier die Bestellung ihrer großen Ländereien ihren Sklaven überließen, blieb der kleine Landbesitz des Plebejers unbebaut; die Staatssteuer mußte jedoch nach wie vor entrichtet werden. Die Folge war, daß die Verarmung der Plebejer und ihre Abhängigkeit von den herrschenden Patriziern immer mehr zunahm. Viele Plebejer waren genötigt, von den Patriziern Geld zu borgen, welche dieses aber nur gegen hohe Zinsen ausliehen. Konnte der Schuldner den Verpflichtungen gegen seinen Gläubiger nicht nachkommen, so hatte dieser das Recht, sich an dem Eigentum desselben schadlos zu halten. Reichte dieses dazu nicht aus, so konnte er ihn in den Schuldturm gefangen setzen lassen, ja sogar ihn samt seiner Familie als Sklaven an sich nehmen oder verkaufen. Unter den Plebejern herrschte darum große Erbitterung gegen die drückende Vorherrschaft der Patrizier, zumal ihnen in gefahrvollen Kriegszeiten Versprechungen zur Verbesserung ihrer Lage gemacht worden waren, ohne daß dieselben nachher gehalten wurden. Als nun die benachbarten Volsker Rom den Krieg erklärten und die Plebejer zum Kampfe ausziehen sollten, kam der verhaltene Grimm unter ihnen zum Ausbruch. Ein ehemals wohlhabender Bürger und Hauptmann, der unter der Ausbeutung der Patrizier zum Schuldknecht geworden und eben entsprungen war, trat unter das Volk, zeigte seine ehrenvollen Narben auf der Brust, sodann die Striemen patrizischer Peitschenhiebe und erregte durch die Schilderung der elenden Lage, in die er ohne fein Verschulden geraten war, einen wilden Auflauf unter dem Volk. Es gelang zwar noch einmal, die Plebejer durch Erneuerung der Versprechungen zum Kampfe gegen die Volsker zu bewegen. Als aber die Patrizier nach wiederholten Zügen gegen neue Feinde und siegreicher Rückkehr von denselben das gegebene Versprechen abermals nicht halten wollten, zogen 18000 Plebejer aus der Stadt auf den später so genannten heiligen Berg 494 und waren fest entschlossen, eine neue Stadt zu gründen und sich selbst zu regieren. Da mußten die Patrizier einsehen, daß ein längeres Hinhalten der Plebejer dem Staate Verderben bringen müsse. Sie berieten deshalb, wie das Volk wieder zur Rückkehr zu bewegen sei, und

4. Geschichte des Mittelalters - S. 255

1888 - Wiesbaden : Kunze
t. 38, 3. Maximilian I. 255 nach seinem Wunsche belohnt. Er hatte sich nämlich die Erlaubnis erbeten, lebenslänglich das Holz für seine Kohlen unentgeltlich nehmen zu dürfen; weil er aber den Ritter mit seinem Schürbaum so weidlich getrillt hatte, so erhielt er noch den Namen Triller und ein Freigut dazu; der älteste Sohn der Familie sollte auf ewige Zeiten jährlich 4 Scheffel Korn empfangen. Ernst und Albert teilten sich 1464 das väterliche Erbe und sind die Stifter der noch jetzt regierenden albertinifchen und ernestinischen Linien des sächsischen Hauses geworden. Friedrich vermochte sein Ansehen selbst bei den Unterthanen in seinen Erbländern nicht zu behaupten. Der östreichische Adel sandte wegen drückender Steuern Fehdebriefe, die Stadt Wien erhob sich gegen ihn, und sein Bruder Albrecht schloß sich den Empörern an; Friedrich wurde 1462 in seiner Burg zu Wien belagert und vollständig eingeschlossen. Doch diesmal wenigstens zeigte sich der Kaiser standhaft und entschlossen, indem er mit 400 Mann, bereit eher zu sterben, als sich zu ergeben, erklärte: „Diesen Ort werde ich halten, bis er mein Gottesacker wird." Der König Georg Podiebrad von Böhmen befreite ihn endlich und vermittelte den Frieden. Als Friedrich nach Podiebrads Tode nicht, wie er versprochen, den Ungarnkönig bei Erwerbung Böhmens unterstützte, fiel Matthias Corvinus in Östreich ein und vertrieb den Kaiser 1485 aus seinen Erbländern, sodaß er hilfesuchend im Reiche umherirren mußte. Erst nach dem Tode des Ungarnfürsten konnte Friedrich nach Wien zurückkehren, wo er drei Jahre später (1493) starb. 3. Maximilian I. 1493 —1519. Maximilian I., Friedrichs Iii. Sohn und Nachfolger, war ganz das Gegenteil seines Vaters. Er war von kräftiger, schöner Gestalt, vielseitig gebildet, sprachgewandt und rastlos thätig. Durch seine Liebenswürdigkeit gewann er sich Fürsten und Ritter, seine Leutseligkeit machte ihn zum Liebling des Volkes. Von seinem Rittermut giebt der von ihm entworfene „Teuerdank", der feinen Brautzug nach den Niederlanden schildert, manche Probe. Zugleich war er ein leidenschaftlicher Jäger und verstieg sich einst auf der Martinswand in Tirol so sehr, daß er nur mit Mühe gerettet werden konnte. Seine Fehler waren Ungeduld und Unbeständigkeit. Entschlüsse , die eben gefaßt waren, wurden häufig wieder verworfen; in Staatsdingen blieb das Nächste und Nötigste oft unerledigt, während sich fein Geist in abenteuerlichen Plänen erging.

5. Geschichte der Neuzeit - S. 90

1887 - Wiesbaden : Kunze
90 Erste Periode der Neuzeit. die Häupter des böhmischen Aufstandes. Viele büßten mit dem Leben, andere mit dem Verluste ihrer Güter, einige mit schwerem Gefängnis. Mit eigener Hand zerschnitt er zuletzt den Majestät s b r i e f. Noch einmal versuchten drei deutsche Truppenführer, die Sache Friedrichs zu verfechten und sein Land zu retten, Ernst von Mansfeld, Markgraf Friedrich von Baden-Durlach und Christian von Braunschweig. Der letztere trug nach Ritterart den Handschuh der schönen Elisabeth an seinem Hute; denn er hatte geschworen, er werde ihn nicht ablegen, bis er sie und ihren Gemahl wieder in ihr Land eingesetzt habe. Allein da die mächtigeren Fürsten in Deutschland ihnen nicht beizustehen wagten, so mußten sie zuletzt erliegen. Zuerst zwar siegten der Mansselder und Friedrich über Tilly bei Wies loch 1622. Als sich aber Friedrich wieder von Ernst von Mansseld trennte, erlitt er bei Wimpfen durch Tilly eine entschiedene Niederlage und entging der Gefangenschaft nur durch die Tapferkeit seiner Garde, die den Rückzug deckte.*) Auch Christian von Braunschweig, der mit seinen Scharen allenthalben gefürchtet wurde, erlag. Zu Paderborn ging er selbst in der Kirche auf ein goldenes Bild des heiligen Liborius zu und eignete sich, es umarmend, das Gold als Beute an. In Münster nahm er die silbernen Bildsäulen der Apostel und schickte sie in die Münze mit der Bemerkung, daß ihr Auftrag nicht sei, still zu stehen, sondern in alle Welt zu gehen. Auf die geprägten Thaler ließ er die Inschrift setzen: „Gottes Freund, der Pfaffen rmnd!" Tilly schlug die räuberischen Scharen Christians 1622 bei Höchst, woraus dieser sich mit Mansfeld verband und nach den Niederlanden zog, um dort von England Hilfe zu erwarten. Tilly erstürmte Heidelberg, Mannheim und Frankenthal und nahm die Psalz durch Raub und Mord hart mit. Als Ersatz für geleistete Hilfe wurde die Heidelberger Bibliothek dem Papst ge= schickt. Jetzt rückte Tilly nach Westfalen und besiegte Christian vor dessen Vereinigung mit Mansfeld 1623 bei Stadtlohn unweit Münster. Die beiden protestantischen Heerführer mußten geächtet ins Ausland gehen; die letzte Hoffnung der Protestanten schien vernichtet. Maximilian von Bayern wurde auf dem Fürstentag zu Regens-bürg 1623 mit der pfälzischen Kurwürde belohnt. ") Die Erzählung, daß 300 oder 400 Psorzheimer Bürger unter ihrem Bürgermeister Deimling diese Rettung durch Aufopferung ihres eigenen Lebens bewirkt hätten, ist eine spätere Erfindung.

6. Geschichte der Neuzeit - S. 190

1887 - Wiesbaden : Kunze
190 Zweite Periode der Neuzeit. 6. Der letzte Kurfürst und erste König von Preußen. Friedrich m., des großen Kurfürsten Sohn, regierte als Kurfürst von 1688 —1701. Er verhinderte die im Testamente seines Vaters beabsichtigte Landesteilung und strebte danach, seinem Staate nach außen hin das Ansehen und die Geltung zu verschaffen, welche dessen Macht und Größe beanspruchen konnte. Den Schwiebuser Kreis trat er an Östreich ab, machte aber dafür feine Ansprüche auf die schlesischen Herzogtümer wieder geltend. Er unterstützte den Statthalter Wilhelm Iii. von Holland, als dieser 1688 den englischen Thron bestieg. Im Orleansschen Krieg führte er fein Heer gegen Ludwig Xiv. an den Niederrhein und erstürmte Bonn. Trotzdem ging er im Frieden zu Ryswyk 1697 leer aus. Dagegen kaufte er von August Ii. von Sachsen das Reichsstift Quedlinburg und die Reichsstadt Nordhausen 1697. Dem Kurfürsten ging die Festigkeit des Willens ab, die sein Vater besaß. Er war körperlich schwach, gutmütig und einem prunkenden Hofleben zugeneigt. Die Regierung beeinflußte zunächst der strenge und tüchtige Eberhard von Dankelmann, sein Lehrer, und nachdem dieser gestürzt war, der geschmeidige, unwürdige Hofmann Kolb von Wartenberg, welcher allen Wünschen und Neigungen des prachtliebenden Kurfürsten entgegen kam. Die Mittel für die glänzende Hofhaltung und zur Führung der Kriege beschaffte er dadurch, daß neue Steuern, wie Kopf-, Grund- und Gebäude-steuer, eingeführt wurden. Eine Bildungsstätte schuf der Kurfürst durch Gründung der Universität Halle 1694, an welcher August Hermann Francke (§. 17), der Gründer des Waisenhauses, wirkte, wo ferner der aus Sachsen vertriebene Lehrer der Rechtswissenschaft Thomasius, der eifrige Vorkämpfer für den Gebrauch der deutschen Sprache und Abschaffung der Hexenprozesse und Folter, Aufnahme fand, und der Freiherr von Canstein seine berühmte Bibeldruckerei errichtete. 1700 wurde nach dem Plane des großen Gelehrten Leibnitz und unter dem Einfluß der geistvollen Kur-fürstin Sophie Charlotte (§. 18, 8) in Berlin die Akademie der Wissenschaften gestiftet. Das Ziel feines Strebe ns war die Erhebung seines Staates zum Königreiche. Mit diesem Trachten nach Erhöhung feiner Würde stand er nicht allein. Der Statthalter Wilhelm von Holland hatte die englische Königskrone erlangt, für Hannover war 1692 die neunte Kurwürde errichtet worden; der Kurfürst

7. Geschichte der Neuzeit - S. 191

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 12, 6. Der letzte Kurfürst und erste König von Preußen. 191 August Ii. von Sachsen war nach dem Tode Johann Sobieskys 1697 zum König von Polen erwählt worden. Zudem ragte die Macht des brandenburgischen Staates seit der erfolgreichen Regierung des großen Kurfürsten weit über die der übrigen Reichsländer. Der Kurfürst beabsichtigte, die Königswürde auf das Herzogtum Preußen zu gründen, das außerhalb des deutschen Reichsverbands lag, und ließ vermutlich seit 1693 am Wiener Kaiserhos Verhandlungen über diese Angelegenheit führen. Da aber Östreich auf den aufstrebenden Staat eifersüchtig war, so konnte nur ein Vorteil für Östreich die Einwilligung zu der Rangerhöhung herbeiführen. Dieser Vorteil bot sich bei Erwerbung der spanischen Erbschaft nach dem Tode Karls Ii., wo die treffliche brandenburgifche Armee dem Kaiser gute Dienste leisten konnte. Friedrich verpflichtete sich, in dem bevorstehenden spanischen Erbfolgekrieg dem Kaiser 10 000 Mann Hilsstruppen zu stellen. Nun schloß Kaiser Leopold I. mit dein Kurfürsten am 16. November 1700 den Kro nvertrag, in welchem der Kaiser die Zustimmung dazu erteilte, daß sich Friedrich König in Preußen*) nenne. Daraufhin setzte Friedrich sich und seiner Gemahlin am 18. Januar 1701 in Königsberg die Königskrone auf. Am Vorabend des Krönungstages hatte er den schwarzen Adlerorden mit dem Wahlspruch: Suum cuique (Jedem das Seine) gestiftet, den höchsten Orden der preußischen Krone. Als Nationalfarbe wurde schwarz und weiß nachdem Gewände der Ritter des deutschen Ordens gewählt. Mit der Erhebung des brandenburgisch-preußischen Staates zum Königreich Preußen war das Land ein wichtiges Glied des europäischen Staatensystems geworden; es bedurfte nun der unablässigen Arbeit seiner Fürsten, dem stolzen Namen die rechte Bedeutung zu geben. Als König Friedrich I. (1701 — 1713) hat er das Versprechen, das er als Kurfürst dem Kaiser Leopold I. gegeben, treu gehalten. Nachdem der spanische Erbfolgekrieg ausgebrochen war, verstärkten preußische Truppen das Heer des Kaisers und nahmen ruhmreichen Anteil an den großen Waffenthaten dieses Krieges gegen die Franzosen. Ihr tapferer Führer war Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, ein derber, strenger Kriegsmann, der sich zum Entsetzen seines Hofes mit der Tochter (Anna Life) eines Dessauer Apothekers vermählt hatte und feit 1698 die Regierung feines Landes führte. Er hat drei preußischen Königen gedient und dem preußischen Fuß- *) Der Titel wurde nach der ersten Teilung Polens 1772 in König von Preußen umgewandelt.

8. Geschichte der Neuzeit - S. 201

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 13, 2. Friedrich der Große als König von Preußen. 201 Der zweite schlesische Krieg 1744—1745. Da Friedrich Ii. dem Kaiser Karl Vii. seine Stimme gegeben hatte, so rvurbe er jetzt um Schlesien besorgt. Er schloß beshalb mit dem Kaiser, Frankreich, Hessen-Kassel und Kurpfalz ein Bünbnis zur Erhaltung der Reichsverfassung und des kaiserlichen Besitzes. Mit 80 000 Mann „kaiserlicher Hilfstruppen", wie er seine Armee nannte, rückte er eiligst in Böhmen ein und eroberte Prag. Allein Prinz Karl von Lothringen zwang ihn zum Rückzug aus Böhmen, und Karl Vii., der in seine Hauptstabt roieber eingezogen war, starb nach kurzer Zeit ba-selbst (1745). Nun schloß Maria Theresia mit Karl Alberts Sohn, dem Kurfürsten Maximilian Joseph von Bayern benfrieben z u Füssen 1745, in welchem biefer auf die östreichische Erbschaft verzichtete; ihr Gemahl Franz Stephan folgte als Kaiser Franz I. (1745—1765). Friedrich gegenüber erklärte Maria Theresia, daß Schlesien durch den Bruch des Breslauer Friebens dem östreichischen Hause roieber anheim gefallen fei. Friedrich ließ sich aber durch biefe unangenehmen Ereignisse nicht außer Fassung bringen und schlug die Sstreicher bei Hohmsriedberg (4. Juni) und bei Soor (30. Sept.) 1745. Zroar versuchten biefe, Berlin zu überfallen, allein Friebrichs Schnelligkeit rettete die bebrohte Hauptstabt. Da auch die Sachsen sich feinbfelig zeigten, so mußte „der alte Dessauer" gerabes Wegs auf Dresben marschieren. Er fanb die Sachsen und Dstreicher auf den Höhen von Kesselsdorf (15. Dez.) 1745 und errang bafelbft einen solchen Sieg, daß Dresben sich ergab und Maria Theresia den Frieden zu Dresden (25. Dez.) 1745 einging, in welchem Friedrich Schlesien behielt. Frankreich und Spanien setzten den östreichischen Erbsol ge-krieg noch fort, und Frankreich eroberte unter dem Marfchall Moritz von Sachsen die östreichische Nieberlanbe. Aber 1748 gaben sie im Frieb enzu Aachen ihre Eroberungen an Östreich zurück, das Parma und Piacenza an einen spanischen Prinzen abtrat, und erkannten die pragmatische Sanktion an. Friedrichs Ii Thätigkeit im Frieden. Friedrich Ii. hatte auf Grunb einer unter Kaiser Leopolb I. dem branbenlmrgifchen Hause 1694 verliehenen Anwartschaft, 1744 Ostfrieslanb erworben, wo das Grafenhaus erloschen war. Nach Beenbigung des zweiten schlesischen Krieges wanbte er seine ganze Kraft den inneren Angelegenheiten feines Laubes zu. Er suchte vor allem die erschöpften Finanzen roieber auszurichten und die dem Laube durch den Krieg geschlagenen Wunben zu heilen. Dies gelang ihm

9. Geschichte der Neuzeit - S. 283

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 25. Dörnberg, Schill, Wilhelm von Braunschweig. 283 Ohne sich die Augen verbinden zu lassen, stand er aufrecht da und kommandierte selbst Feuer. Erst die dreizehnte Kugel machte seinem Leben ein Ende. Seine Gebeine ruhen in Innsbruck, wo ihm ein Denkmal errichtet wurde. Seine Familie hat Kaiser Franz in den Adelstand erhoben. Dörnberg, Schill, Wilhelm von Braunschweig. Der Aufruf des Erzherzogs Karl hatte auch einige kühne Männer im nördlichen Deutschland veranlaßt, zur Wiedererlangung der Freiheit 1809 das Schwert zu ziehen. Der hessische Oberst von Dörnberg versuchte zuerst, den König Hieronymus von Westfalen gefangen zu nehmen; allein seine Leute verließen ihn, und er mußte sich durch die Flucht retten. Der preußische Husarenmajor von Schill suchte in Norddeutschland einen Volksaufstand gegen die Fremdherrschaft ins Leben zu rufen. Er ritt mit feinem Regiment wie zum Exerzieren von Berlin aus, rief seinen getreuen Husaren zu: „Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende", und führte sie nach Sachsen, gen Wittenberg und Halle, wo seine Schar bald zu einigen Taufenden anwuchs. Aber der König von Preußen mußte Schills That mißbilligen, und die Furcht vor dem gewaltigen Tyrannen hielt das Volk noch im Banne. Von westfälischen und holländischen Truppen gedrängt, mußte er sich nach Stralsund retten. Die mit Frankreich verbündeten Dänen stürmten die Stadt, in den Straßen entstand ein heftiger Kamps, und Schill fiel. Seine Leute wurden gefangen und auf Galeeren geschickt, 11 junge Offiziere in Wesel erschossen. Der Herzog Wilhelm von Braun schweig, Sohn des bei Auerstädt verwundeten Herzogs, hatte in seinem Fürstentum Öls in Schlesien ein Freicorps gebildet und war in Verbindung mit östreichischen Truppen in Sachsen und Franken eingefallen. Der Waffenstillstand zu Znaim hemmte aber weitere Unternehmungen. Tapfer schlug er sich nun mit seiner 1500 Mann starken „schwarzen Schar" durch übermächtige Feinde in Sachsen und Westfalen hindurch, zog in Braunfchweig ein und rettete sich und seine Helden (Aug. 1809) auf englischen Schiffen nach England, von wo sie sich nach Spanien begaben und unter Wellington in der „deutschen Legion" gegen die Franzosen kämpften. Zu welchen Entschlüssen die fortdauernde Knechtung Deutschlands führte, mußte Napoleon in dem Vorhaben des Studenten Friedrich Staps, des Sohnes eines Predigers aus Naumburg, erkennen. Staps eilte 1809 nach Wien, wo er fein Vaterland von Napoleons Gewaltherrschaft zu befreien hoffte. Als er sich im Schloßhofe von

10. Geschichte der Neuzeit - S. 44

1887 - Wiesbaden : Kunze
44 Erste Periode der Neuzeit. Länder und Städte sich unterwerfen und zur Rechenschaft ziehen. Augsburg, Ulm, Frankfurt und viele andere Städte mußten bedeutende Summen bezahlen, einen Teil ihrer Geschütze ausliefern und kaiserliche Besatzungen aufnehmen. Der Herzog 11 trich von Wür-te in 6 erg mußte Abbitte thun, 300 000 Gulden zahlen und drei Festungen einräumen. Der Kurfürst Hermann von Köln, ein Graf von Wied, der in seinem Kurfürstentum reformieren wollte und auch wohl die Absicht hegte, dasselbe als weltliches Besitztum zu behaupten, mußte abdanken und zog sich auf seine Güter zurück. Der Kurfürst von Sachsen eroberte inzwischen nicht nur sein ganzes Land wieder, sondern besetzte auch das Land des Herzogs Moritz, welcher sich in Eger mit Karls Bruder Ferdinand vereinigt hatte. Dorthin rückte auch Kaiser Karl V. in aller Eile, um den Krieg recht bald zu beendigen. Sie zogen von da die Elbe hinab , fanden aber die Brücke bei Meißen abgebrochen. Ein Müller, welchem die Kurfürstlichen zwei Pferde geraubt hatten, zeigte im Zorne hierüber den Kaiserlichen eine Furt bei Mühlberg, wo sie durchwateten. Es war gerade Sonntag, und der Kurfürst befand sich in der Kirche, als er vernahm, der Feind sei in der Nähe. Allein Johann Friedrich wollte die Predigt nicht verlassen und wartete das Ende derselben ab. Jetzt war keine Zeit mehr zum Rückzug oder zur Flucht. Es kam zur Schlacht bei Mühlberg (1547). Die Sachsen wurden rasch überwältigt, der Kurfürst verwundet und nach tapferer Gegenwehr gefangen vor den Kaiser gebracht. Nachdem ihm der berüchtigte Herzog Alba vom Pferde geholfen hatte (Johann Friedrich war so wohl beleibt, daß er allein weder auf- noch absteigen konnte), kniete er vor dem Kaiser nieder und redete ihn also an: „Großmächtigster, allergnädigster Kaiser!" — allein Karl fiel ihm in die Rede und sprach: „So? ist Karl von Gent, wie Ihr mich sonst nanntet, jetzt wieder Euer gnädigster Kaiser? So habt Ihr mich lange nicht geheißen." Als der Kurfürst um ein fürstliches Gefängnis bat, erwiderte Karl: „Wohl, Ihr follt gehalten werden, wie Ihr es verdient habt." Der Kaiser verurteilte seinen Gefangenen zum Tode, nahm aber das Urteil wieder zurück und bewog den Kurfürsten zu der sogenannten 2bittentierger Kapitulation, worin derselbe seine Kurlande an Moritz abtrat und bis aus weiteres in der kaiserlichen Gefangenschaft verblieb. Übrigens behandelte Karl die Familie des Kurfürsten edel und mild, und gestattete auch dem kurfürstlichen Hofmaler Lukas
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