326 Die mittlere Zeit.
um die kaiserliche Vollgewalt zu rechtfertigen, zum römischen Recht feine Zuflucht nehmen und die Befugnisse des heidnischen Imperators aus sich übertragen lassen. Aber gerade das römische Recht paßte für keine Zeit weniger, als für die der Hohenstaufen, da der heidnische Staat weder eine Kirche noch Rechte einzelner Korporationen kannte, und vou einer Selbständigkeit neben dem Kaiser gar keine Rede war. Namentlich kannte man aber bis jetzt im römischen Reiche anch keine Staatsstener. Friedrich schrieb nun, wie es im alten Rom der Branch war, eine Steuer aus sowohl nach den Gütern, als nach den Köpfen, was große Unzufriedenheit erregen mußte, sowohl bei den Italienern als bei den Deutschen, weil dieses Geld doch nur auf die vielen Rüge nach Wien verwendet wnrde.
2. Ronkaglia ist ein Ort in der Nähe von Piacenza. Hier pflegten die Kaiser auf ihrem Römerzuge das erste Mal auf italienischem Boden zu übernachten. Dort wurde der Heerschild ausgepflanzt und die obersten Vasallen mußten ein jeder zwei Nächte lang vor dem kaiserlichen Zelte die Wache halten, eine Ehrenbezeugung, die sie selbst wieder vou ihren Lehensleuten verlangen durften. Dort wurde auch das erste Mal Heerschau gehalten, und wurden die Lehensträger, die nicht zur Heeresfolge erschienen waren, mit der Acht belegt.
3. Schrecklich war das Schicksal, das Mailand auf dem zweiten Römerzuge traf. Als es sich das erste Mal ergeben mußte, mußte es 0000 Mark Silber bezahlen und 300 Geiseln stellen. Die Bürgermeister, der Rat und die Edlen mußten barfuß, das bloße Schwert am Nacken hängend, das Volk mit Stricken um den Hals, vor dem Kaiser erscheinen und fußfällig dessen Milde anflehen (1158). Bei der zweiten Unterwerfung, ^ vier Jahre später, wiederholte sich ein ähnliches Schauspiel. Das Urteil aber, das über Mailand erging, lautete: Mailand soll leer und wüst sein; binnen acht Tagen verlassen alle Bewohner die Stadt und baueu sich in vier Flecken an, von denen jeder zwei Meilen vom andern entfernt ist (1162).
4. Die Einwohner von Susa, wo Friedrich übernachtete, hatten sich verabredet, den Kaiser nachts im Bette zu überfallen. Aber der Anschlag wnrde verraten und Hermann von Sieben eichen, der mit dem Kaiser einige Ähnlichkeit hatte, legte sich in das Bett des Kaisers, wodurch es diesem möglich wurde, zu entfliehen. Die Susaner vergriffen sich nun zwar an dem Ritter nicht, als sie den Irrtum merkten, Friedrich ließ aber die Stadt doch niederbrennen, als er wieder nach Italien kam.
8 121.
Sturz Heinrichs des Löwen. Friedrichs I. Tod.
338) In Deutschland hatte jedoch die Lust, mit dem Kaiser nach Italien zu ziehen, abgenommen, denn Italien war das Grab aller Hoffnungen. Ganz besonders war Heinrich der Löwe, der im Norden seine Herrschaft beträchtlich erweitert hatte, den Zügen nach Italien so abgeneigt, daß er, um einer neuen Fahrt auszuweichen, eine Reise nach dem Heiligen Lande unternahm. Allein er kam nach Hanse, bevor der Kaiser den fünften Nömer-zng hatte antreten können. Er begleitete nun wohl den Kaiser,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Ronkaglia Friedrich Friedrich Hermann_von_Sieben Friedrich Friedrich Heinrichs Friedrichs_I. Heinrich_der_Löwe Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Wien Piacenza Mailand Mailand Mailand Italien Deutschland Italien Italien Italien
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
J
28s Das Vl Buch
Vi.
Von der Macht zu Lande und Wasser-
Wenn ein Czaar auch eine Armee von 300000, Mann
haben wolle, so würde er dieselben ans dem grossen Reiche
zusammen treiben können: So viel man ohngefehr nach-
rechnen kan, so werden jetzo zum wenigsten 100000. Mann
regulirte Trouppen auf den Beinen gehalten , die alle auf
Deutschen Fuß gesetzet sind.
Der so osst genannte Czaar, Petrin I. ließ alle sein Tick-
ten und Trachten darauf gerichtet feyn, daß er in der Ost-
See einefonmäuble Flotte haben möchte, wie nun dieselbe
auf das höchste gekommen war, so bestund sie aus Lxu.
Krieges-Schiffen. Neune vom ersten Range führeten jedes
soo. Mann und 60. Canonen; zwantzig vom andern Range
360. Mann und $0. Canonen ; fünse vom dritten Range
210. Mann und 42. Canonen; neunzehn vom vierdten
Rang'80. Man und 34. Canonen; und neune vom fünften
Range mit 72. Mann und 24. Canonen; Darzu kamen noch
4 Branders, r 8. Galeeren, und 100. Brigantinen. Will
jemand ungefehr einen Lalculum ziehen, so werden 18000.
Mann und 2500. Canonen heraus kommen.
Nach seinem Tode wurden die jungen Russen noch mehr
im Seewesen unterrichtet und nach erlernter Theorie m
fremde Lander gefchicket. Die meisten Schiffe werden zu
Petersburg gebauet; wie denn zur Zeit der Kayserin Oa-
charinl sich dre Anzahl der Galeern auf 140. belref, dar,
auf allein 30000. Mann konnten embarquiret werden: Es
hat aber der Hafen Cronsiott diesen Fehler, daß sich
die grossen Schiffe aus Mangel des Hitzigen Wassers nrcht
gar zu lange darinne halten können , sondern anfangcn zu
faulen, west der Xeva-Strohm da mit solcher Heftigkeit in
die See fallt, daß sich das Sm-Wasser schon weit indem
Hafen verlichret , und das süsse Wasser dieses Flusses die
Oberhand behält.
Hingegen die oräinairen Einkünffte dieser grossen Mo-
narchie werden insgemein auf 2«. Millionen Rubeln , das
sind opecies Thaler, gerechnet , welche theils aus der Lcm.
triburion, theils aus den Zöllen / und theils aus denpäch-
ten, gehoben werden.
Vii.
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