101
Unglücklichen in der Nähe gehört, hatte ihre Verzweiflung gesehen, und
dadurch war seine Begierde, sie zu retten, noch stärker entzündet. Er
begab sich also wieder in das brausende Meer, kam wieder an das
Schiff und rief: Wieder zwei! Aber um Gottes Willen nur zwei!
Es springen wieder zwei herab und werfen sich an den Schweif des
Pferdes, und er rettet auch diese an das Land.
Auf dieselbe Weise fährt der edle Woltemade fort. Je öfter er
den gefährlichen Ritt macht, je größer die Verwunderung der Zuschauer
wird; desto mehr bitten auch seine Freunde, daß er sich schone. Aber
Nichts hält ihn ab; auch seine und des Pferdes Müdigkeit achtet er
nicht. Soll er das lassen, was kein Anderer statt seiner zuthun wagt?
Die Begierde zu helfen, treibt ihn siebenmal in das Wasser, und sie-
benmal kommt er auch wieder an das Land zurück. Vierzehn Menschen
stehen nun an dem sichern Ufer, die er gerettet hat.
Aber noch befinden sich einige ans dem Schiffe, und auch diese
wünscht er zu retten. Zum achten Male begibt er sich ins Wasser und
kommt glücklich an. Er ruft wie zuvor : Nur. zwei, mehr nicht! Aber
er ruft umsonst. Drei Menschen springen zugleich herab. Zwei er-
greifen den Schweis des Pferdes und der Dritte den Zaum. Doch ist
die Last zu schwer. Vergeblich strengt das Pferd alle Kräfte an; ver-
geblich bemüht sich Woltemade, ihm zu helfen. Es kann nicht mehr
fort; die Last am Zaum zieht seinen Kops und Hals in's Wasser, es
sinkt unter. Die drei Menschen, welche an ihm hangen, kommen um
— und auch der alte Woltemade sinkt in die Fluthen, stirbt für seine
Brüder, und seine Seele eilt hinüber in das bessere Leben, wo seiner
aufopfernden Liebe der Lohn harret.
---- -------------
D. Religiöse Rliturlielrachtungen und Gottes Wal-
ten in den Schicksalen der Menschen.
147. Gebet.
Ich trete vor dein Angesicht,
Du Schöpfer meiner Jugend;
Verwirf mein kindlich Flehen nicht
Um Weisheit und um Tugend.
Mein Leben Hab' ich ja von dir!
Drum, Vater, weiche nie von mir,
Damit ich deine Wege
Unsträflich wandeln möge.
Mein Herz, von Lasterdienst noch rein,
Ist schwach und unerfahren
Und stürzt, geblendet durch den Schein,
So leicht sich in Gefahren.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
316
konnte. Endlich aber wurde unser Schiff durch die Wellen herumge-
dreht, so daß es mit seiner breiten Seite gegen das feindliche p lie-
gen kam. Jetzt feuerten wir vier Kanonen auf die Seeräuber ab und
richteten, wie es schien, eine große Verwüstung unter ihnen an; denn
sie erhoben ein fürchterliches Geschrei und Wehklagen. Dessen unge-
achtet ließen sie sich nicht abschrecken, uns näher zu kommen. Sie
waren, ehe man die Kanonen zum zwcitenmale laden konnte, an die
Seite unsers Schiffes gekommen, wo sie ihr Fahrzeug durch das Ein-
schlagen großer Haken an dasselbe befestigten. Das Fahrzeug wimmelte
von Menschen, unter welchen große Verwirrung herrschte. 'Sie wurde
noch größer, als unsere Leute die Gewehre abfeuerten und dann einen
Hagel von Granaten und Pulverflaschen nachfolgen ließen. Die See-
räuber waren indeß keine müßigen Zuschauer; sie unterhielten ein leb-
haftes Feuer aus unser Verdeck, um uns von der Schiffseite zu verjagen.
Endlich hakten sie ihre Enterbeile ein und begannen, mit dem Säbel
im Munde, zu entern und an unserm Schiffe herauf zu klettern. Un-
sere Leute widersetzten sich diesem Angriffe mit Muth und Besonnenheit.
Kaum zeigte sich über dem Schiffsbord einer von den Mauren, so
wurde er auch mit Piken wieder hinabgestoßen. Kaum klamnierte sich
eine Hand am Bord fest, so war ein Beil oder ein Säbel bereit, sie
abzuhauen. Aus diese Weise dauerte das Gefecht fort, ohne daß es
einem einzigen Räuber glückte, das Verdeck zu ersteigen. Endlich sahen
sich die Feinde genöthigt, vom Entern abzustehen. Sie machten ihr
Schiff von dem unserigen los und setzten es ab, während sie einen
abermaligen Regen von Kugeln und Granaten auszuhalten hatten.
Unterdessen brach die Morgendämmerung an. Man sah nun deutlich,
wie sehr der Feind seiner'seits gelitten hatte. Ueberall zeigten sich
verbundene Köpfe, Arme und Beine, auch schien sich die Zahl der
Waffenfähigen sehr vermindert zu haben, wiewohl sie sich immer noch
aus achtzig Mann belaufen mochte. Als die Sonne aufging, erhob sich
ein leises Lüftchen von Westen. Man setzte sogleich die Segel bei,
und die Galeere war in Kurzem weit hinter unserm Rücken.
Ii.
Es war Nacht, als wir an St. Helena vorbeisegelten. Ich sah
dieß merkwürdige Gefängniß des berühmtesten unter allen Gefangenen
nicht und ärgerte mich. ' Als wir am Johannistage auf dem Kap der
guten Hoffnung landeten, um Wasser einzunehmen, regnete es die
ganze Zeit für uns frisches Wasser aus der ersteu Hand, daß ich nicht
einmal den Tafelberg erkennen konnte. So geht es auf Reisen. Nicht
einen Hottentotten habe ich mit meinen Augen gesehen. Vom Kap aus
ging die ewige Leier der Einförmigkeit wieder an, und die Passagiere
fingen an ungeduldig zu werden. Die Kenner des Wolkenhimmels
und des Meeres hatten jedoch einen Sturm vorausgesehen; aber zu
ihrem Schrecken ließ er lange auf sich warten und nur uns Unerfahrene
überraschte er, die wir seine Anzeichen nicht verstanden.
Der Himmel war eines Morgens dicht und schwer überzogen; die
Wolken schienen sich, in einer ganz geringen Entfernung, wie ein dich-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
318
auf uns zu wauderte. Eine neue Leuchtkugel ließ uns zu unserm
Todesschrecken den Feind ganz nahe und gerade vor uns entdecken.
Aber die Kanonenkugeln fuhren ihm durch den Leib, ohne daß er zuckte.
Der Kapitän verordnete in dieser Krisis eine Salve aus allen Kanonen
des Schiffes zugleich, um dadurch die Wolken wo möglich zu erschüt-
tern, oder das Unthier zu erschrecken, damit es wieder zurück in das
Gezelt des Himmels schlupfe. Das Mittel schlug an, denn der feurige
Lcuchtthurm, den der Kapitän aus zwei an einander gebundenen Ra-
keten auf einige Minuten in die Luft gezaubert, ließ Nichts mehr von
dem Ungethüm sehen. Aber der Donner war auch entsetzlich. Bis
dahin batte ich bei dem Steuerman ruhig ausgehalten. Dock der nun
losfahrende Wirbelwind und der Sturz von Sand, mit untermischten
Steinen und sommerlauen Wasserströmen, die er auf das Schiff her-
abschleuderte, zwang mich zu welchen und vertrieb in einem Augenblicke
Alles vom Verdeck. Selbst der brave Steuermann mußte flüchten,
nachdem er schleunig Steuer und Rad festgemacht hatte. Wir flüchte-
ten in den Raum und verriegelten die Fallthür und Treppe. Unten
schrie'n und jammerten uns die Frauen entgegen, die vor Angst fast
von Sinnen waren. Unser Trost, daß die Gefahr nun vorüber sei,
wollte erst nicht bei ihnen anschlagen. Indem der Kapitän sie mit sehr
derben Worten zur Ruhe verwies, packte ihn selbst ein Todesschreck,
da das Schiff einen Stoß erhielt,• von dem Alles krachte und den er
wohl sogleich für einen Todesstoß erkannte. Ein tosendes Getümmel
schallte aus dem unteren Schiffsräume zu uns herauf; die ganze Mann-
schaft rettete sich vor der zu dem Leck hereindringenden Fluth auf das
Verdeck. Wer ein allgemeines Unglück nicht abwehren kann, muß es
sich gefallen lassen, daß alle Ordnung und aller Gehorsam aufhört.
Man hörte kaum den Kapitän, der mit einer wahren Donnerstimme Unter-
suchung und Ausbesserung des Schadens befahl; denn in jedem Augenblick
schwoll das Wasser sichtbar von Zoll zu Zoll. Nun erst, als er die Boote
auszusetzen befahl, gehorchte man ihm; denn nun hatte er den allgemeinen
Wunsch ausgesprochen. Welch, ein Gräuel der Verwüstung auf dem Ver-
decke! Die Segel zerrissen und verwickelt, die Mastbäume durch die Ge-
walt des Wirbelwindes verdreht, das Verdeck mit Meersand beladen,
von Meerspinnen und Ungeziefer alle? Art übersäet, tief aus dem unter-
sten Meeresgrunde in die'wolken hinaufgezogen und hcrniedergeschüttet.
Mit der größten Anstrengung machten die Matrosen den letzten Versuch,
das Schiff zu retten; Kanonen, Anker und was sie nur erreichen konn-
ten, ward über Bord geworfen, damit das Schiff erleichtert würde.
Aber nach einer Stunde hatte das eingedrungeue Wasser schon wieder
denselben Stand, wenn gleich die Pumpen keinen Augenblick stillstanden.
Die stockflusterc Nacht, die Nähe des Ufers vielleicht irgend einer Insel,
der Zustand des Schiffes und das Jammergeschrei der Weiber bewogen
endlich den Kapitän, das sinkende Schiff zu verlassen und das große
Boot zu besteigen. Wir ruderten davon, indem wir von Zeit zu Zeit
Leuchtkugeln steigen ließen, um uns der Finsterniß zu erwehren. End-
lich erblickten wir mit lautem Jubel die östliche Küste Neuhollands.
Ich erstaunte, als wir in den Hafen Port Jackson einliefen.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
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12. Bequeme Schifffahrt.
Ein Schiff wurde von Mannheim den Neckar hinauf nach Hei-
delberg gezogen. Kommt hinterdrein, mit vollem Felleisen und ein
Paar heraushängender Stiefelschuhe, ein Handwerksbursche. „Darf
ich auch mit für Geld und gute Worte? Was muß ich geben?" Der
Schiffmeister, der ein gar luftiger Kumpan war, sagte: „Fünfzehn
Kreuzer, wenn ihr ins Schiff wollt sitzen. Wollt ihr aber helfen
ziehen, nur sechs.^ Das Felleisen könnt ihr mir in das Schiff werfen,
es hindert euch sonst nur." Der Handwerksbursche fing an zu rech-
nen: „Fünfzehn Kreuzer, — Sechs Kreuzer — Sechs von Fünfzehn
bleiben Neun." Dce neun Kreuzer, dachte er, kann ich verdienen.
„Wenn's denn erlaubt ist," sagte er, und warf das Felleisen in das
Schiff. Hernach schlang er eins von den Seilen über die Achsel und
half ziehen, was er nach Leibeskräften vermochte. „Wir kommen
eher an Ort und Stelle," dachte er, „wenn ich nicht laß bin." In
Heidelberg aber entrichtete er sechs Kreuzer Fahrgeld für die Er-
laubniß, mit zu ziehen und nährn das Felleisen wieder in Empfarrg.
Derselbe.
13. Der Sternseher.
In einem der letzten Feldzüge stand einmal ein Soldat während
einer hellen Sommernacht Schildwache. Zum Zeitvertreib betrachtete
er die benachbarten Häuser und Gebäude, und unter andern auch
einen runden Thnrnr, auf welchen! mehrere Personen herum standen,
die an den Himmel hinaus schauten. Auf einmal streckt einer von
den Sternsehern ein langes Fernrohr heraus und richtete dasselbe
nach einem Sternchen in die Höhe. Der Soldat dachte: Was will
denn der da oben mit seinem Blasrohr? Nachdem er ihm eine Zeit
lang unbeweglich zugeschaut hatte, sagte er bei sich selbst: Der zielt
aber lange. Endlich schoß ein Stern, wie man zu sagen pflegt,
und der Soldat gerietst in Erstaunen und Bewunderung: Alle
Welt! — sagte er überlaut — der kann's! Er meinte nämlich, der
Astronom habe den Stern vom Himmel heruntergeschossen, wie man
einen Vogel vom Zweige herabschießt. Es gibt also nicht nur Leute,
die da meinen, die Sterne schießen, sondern auch, daß sie können
geschossen werden. Derselbe.
14. Liebe eines Storches zu seinen Jungen.
Einst wüthete ein fürchterlicher Brand zu Delft in Holland.
Die Flamme ergriff auch einen Thurm, ans dessen Dach sich eine
Storchsamilie angesiedelt hatte. Umsonst versuchte der Alte seine
Jungen wegzutragen. Sie waren zu schwer für seinen Schnabel.
Immer höher wirbelte die Flamme und zündete jetzt schon das
Nest an. Der Storch sank auf seine Kinder, bedeckte sie mit seinen
Flügeln und verbrannte mit ihnen zu Asche.
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TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
Extrahierte Ortsnamen: Mannheim Heidelberg Empfarrg Holland
108
lag, des Krieges wegen nicht auszulaufen, und die gangbarsten Waaren
mußten von den Holländern zu außerordentlich hohen Preisen aus der
zweiten Hand erkauft werden.
Hermann Gruit, der Besitzer der Handlung, saß mit dem alten
Jansen, einem erfahrnen Diener des Hauses, ums Jahr 1638 iu der
Schreibstube und verglich mit ihm die großen Bücher. „So thut es
nicht länger gut!" sagte dieser endlich, „wir müssen es anders an-
fangen. Ueberlaßt mir auf ein Jahr das Schiff und so viel Geld
und Nürnberger Waaren, als möglich, und laßt mich damit selbst in
die neue Welt Amerika segeln. Ihr wißt, ich bin in süngern Jahren
schon zweimal dort gewesen und verstehe das Geschäft; mit Gott wird
es mir gelingen.
Die beiden Männer berathschlagten mit einander über diesen Ein-
fall, und nachdem sie die mögliche (Gefahr und den möglichen Vortheil
auf das Beßte erwogen hatten, kamen sie dahin überein, daß Jansen
reisen solle. Vier Wochen später schritt Herr von Steen in seinem
Rathsherrngewande, den alten Buchhalter neben sich, dem Hafen zu,
wo eine große Menschenmenge der Abfahrt des stattlichen 'Schiffes
harrte. Einige Handelsfreunde traten grüßend auf sie zu und äußer-
ten bedenklich, sie wünschten, Herr Hermann möge bei dieser Aus-
rüstung nid)t zu viel gewagt haben. Aber Jansen antwortete: „Laßt
es euch nicht anfechten, ihr Herrn, ich hoffe fest, wir sehen uns ge-
sund und freudig wieder; denn ich traue auf das gute Sprüchwort:
„Gott verläßt keinen Deutschen."
Da donnerte der erste Signalschuß zur Abfahrt, und das Boot,
welches den alten Jansen zum Schiffe führen sollte, hatte eben ge-
landet. Noch einmal drückte er seinem Herrn die Hände, dann stwg
er schnell ein und schiffte hinüber. Jetzt wurde der große Anker aus-
gewunden, der letzte Kanonenschuß ward gelöset, alle Wimpel flaggten,
und mit vollen Segeln flog das Schiff dahin dem Meere entgegen.
Drei Viertel Jahre gingen vorüber, und kein Jansen kehrte zu-
rück, oder ließ auch nur Etwas von sich hören; wohl aber verbrei-
teten sich dunkle Gerüchte von deutschen Handelsschiffen, die in der
Gegend von Neu-Amsterdam gescheitert seien. Die Miene des Herrn
Hermann Gnüt ward immer bedenklicher. Einen großen Verlust nach
dem andern erlitt er durch den Fall mehrerer Handlungshäuser zu
Braunschweig, Nürnberg, Augsburg und Ulm, und täglich noch
trafen neue'unglücksbriefe ein. Am Jahresschlüsse verglich er seine
Bücher — und siehe da, was er gefürchtet hatte, erwies sich als
Wahrheit: die Schulden überstiegen sein Vermögen. Da legte er
langsam die Feder weg, klappte leise das Buch zu und ging, schwer
seufzend, aus der Schreibstube hinauf in das Familienzimmer. Dort
kleidete er sich in seine volle Amtstracht als Rathsherr, küßte seine
Frau und seine drei Knaben und ging mit der Aeußerung, daß heute
Sitzung sei, hinunter. Die grüne Gasse entlang schritt er dem Rath-
hause zu; ein Diener trug ihm das schwere Hauptbuch nach. Im
Rathhause legte er vor den erstaunten Amtsgefährten die Ehrenzeichen
seiner Würde ab und erklärte seine Zahlungsunfähigkeit.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
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Extrahierte Personennamen: Hermann_Gruit Jansen Jansen Steen Hermann Jansen Jansen Hermann_Gnüt
100
146 Wollernade.
Ein holländisches Schiff, das nach Ostindien ging, lag am Vor-
gebirge der guten Hoffnung in Afrika vor Anker und wartete auf
günstigen Wind zur Abreise. Plötzlich aber entstand ein heftiger Sturm
der zwei Tage und zwei Nächte in einem fort tobte. Das Schiff
wurde bald mit Wellen bedeckt und hin und her geschlendert. Endlich
am dritten Tage — es war den 1. Juni 1773 — ward der Sturm
so heftig, daß alle Ankerseile zerrissen und das Schiff von den Fluchen
fortgetrieben wurde Auf einmal warf es der Wind mit solcher Ge-
walt auf eine Sandbank, daß dw Fugen auseinander wichen. Nun
stand es fest; aber ein Stück nach dem andern riß sich davon los,
und man sah vor Augen, daß es bald ganz in Trümmer gehen
müsse. Wie dem Schiffsvolk dabei zu Muthe war, läßt sich nicht be-
schreiben.
Das Wrack war nur dreihundert Schritt vom Lande; eine Menge
Menschen stand hier und sah der Gefahr, in welcher die Mannschaft
schwebte. Die Unglücklichen schrieen um Beistand; aber Niemand hatte
den Muth, ihn zu wagen. Nur ein alter Bauer, ein Greis von
siebenzig Jahren, Namens Woltemade, fühlte sich beherzter. „Sind
wir Menschen," ries er, „und sollen müßig zusehen, daß Menschen
vor unsern Augen zu Grunde gehen? Herzu aills Werk! Helft den
Menschen, oder ihr seid keine Menschen mehr!" — Die andern ant-
worteten , sie wollten gerne helfen, wenn sie nur könnten; aber es sei
ja rein unmöglich. — „Wer will, der kann!" versetzte Woltemade,
und sofort lief er nach Hause, holte sein Pferd, gab ihm etwas Brannt-
wein >ur Stärknng, setzte sich darauf, und machte seine Füße an die
Steigbügel fest und so begab er sich in Gottes Namen in das Wasser.
Man suchte ihn abzumahnen; aber er kehrte sich nicht daran, sondern
arbeitete sich mit seinem Pferde durch Sturm und Wellen hindurch und
kam glücklich an das Schiff. Nun rief er den Nothlmdenden zu:
„Verzaget nicht, es ist noch Rettung! Ich will thun, was ich kann,
euch nach einander herüber zu holen. Zwei von euch springen herab
und halten sich an dem Schwanz meines Pferdes. Gott wird uns
hinüber helfen; dann komm ich wieder und hole noch mehrere. Aber
nur zwei auf ein Mal! Nur mehr nicht! Um Gottes Willen mehr
nicht!"
So rief Woltemade. Alsobald kamen zwei Menschen vom Schiffe
herunter gesprungen und hielten sich fest an dem^Schweife des Pferdes.
Nun arbeitete sich Woltemade mit ihnen durch Sturm und Wellen zu-
rück und bringt sie wohlbehalten an's Land.
Die Zuschauer staunen über den Muth und den edlen Eifer des
Greises. ^Die Geretteten wissen ihrer Dankbarkeit und Freude kein
Maß; er aber sieht nicht auf das, was gerettet ist, sondern nur auf
die, welche noch zu retten sind. Seine Freunde stellten ihm zwar vor,
er und sein Pferd seien durch den ersten Ritt schon so abgemattet, daß
sie ihn nicht wiederholen könnten. Aber er läßt sich jetzt noch weniger
zurückhalten, als das erste mal. Denn er hatte das Angstgeschrei der
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
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315
menschenleere Wüste, in welcher es keine Bahn und kein Ziel, keine
Spur von Menschen und keinen Wechsel der Dinge, nur Morgen und
Mittag, Abend und Nacht gibt, wenn nicht ein Sturm auf einmal
den Schauplatz ändert. Man steht auf, und indem man sich ankleidet
und frühstückt, hat man mehrere Meilen zurückgelegt; man ißt ru Mit-
tag, zu Abend, man geht zu Bette und schläft und reiset und reifet
und wird's nicht gewahr. Der Weg ist nicht Eisenbahn, nicht Fels,
noch Eis, sondern Wasser, ein trüglicbes Element. Wegweiser leuch-
ten am Himmel, die Rosse sind unsichtbar, und doch geht es sausend,
wie ein Sturm fort. Mau hat einige hundert Reisegefährten, darun-
ter auch vierfüßige, und Alle sind Hausgenossen und Keiner kann das
Haus verlassen, Keiner sich trennen, Keiner dem Andern aus dem
Wege gehen.
Die Morgen und Abende, ja die Tage, bis in die Gegend von
Trafalgar, wo wir des großen Helden Nelson gedachten, der hier
mit 15,000 Todten umgeben fiel, waren ziemlich kalt. Bald darauf
überfiel uns eine Windstille, welche mehrere Tage anhielt und unsere
Geduld auf eine schwere Probe setzte. Unbeschreiblich groß war die
Zahl und Mannigfaltigkeit von Fischen, die sich aus der Oberfläche
versammelten. Ihr Spiel und ihre gegenseitige Verfolgung gewährten
eine angenehme Unterhaltung. Ich sah, um nur Eins anzuführen,
wie ein Delphin einen fliegenden Fisch verfolgte, wie dieser,' um sich
zu retten, aufflog, und jener ihm, während seines Aufflugs, auf hun-
dert Schritte nachschwamm, ihn beim Herabfallen mit hoch aus dem
Wasser gehobenen Rachen auffing, und wie endlich in diesem Augen-
blick ein dritter Fisch den Delphin überraschte und sammt seiner Beute
verschlang.
Ich legte mich Abends in meine Hängematte. Da ich aber nicht
einschlafen konnte, so bestieg ich wieder das Verdeck, spazierte hier nach
Seemanns-Gebrauch auf und ab und schwatzte mit den Leuten auf der
Wache. So kam die Mitternacht heran. Die Wache wurde abgelöset.
Als die neue Mannschaft sah, daß sich kein Wind regte, setzte sich
Einer nach dem Andern hin, um den unterbrochenen Schlaf auf dem
Verdecke fortzusetzen. Gegen 2 Uhr nach Mitternacht glaubte ich ein
Geräusch zu hören, das vom Rudern eines Fahrzeuges herzurühren
schien. Ich ergriff den Nachtgucker und erblickte wirklich ein Fahrzeug,
welches aus allen Kräften auf uns zu ruderte. Ich winkte nun dem
wachehabenden Offizier, und da dieser das Fahrzeug für ein afrikani-
sches Raubschiff erkannte, so wurde augenblicklich Lärm gemacht. Auf
den Ruf; „Alle Mann hoch!" war sogleich die ganze Mannschaft auf
dem Verdecke versammelt. Man suchte alle Flinten, Pistolen, Säbel
und Piken hervor; die Kanonen wurden mit Kugeln, mit Glas, Nä-
geln und gehacktem Blei geladen.
Während der Zeit war das Fahrzeug sehr nahe gekommen. Man
nef chm mittels des Sprachrohrs zu, um eine Erklärung über seine
Anficht zu erhalten. Es antwortete mit einem Kanonenschuß, der das
Schiff jedoch fehlte. Wir konnten ihn nicht gleich erwidern, weil das
Fahrzeug von vorn kam, wo man keine Kanonen auf dasselbe richten
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
359
statt der Hähne lange hintereinandergereihte Hornplatten — Barten
genannt. "Die Augen sind etwas größer, als Ochsenaugen. Seine
Bordergliedmaßen sind flossenahnlich, die Hintergliedmaßen aber fehlen.
Der Leib ist nackt, die Farbe gewöhnlich schwarzgrau. Er be-
wohnt das nördliche Eismeer, besonders um Spitzbergen und Grön-
land und nährt sich von allerlei kleinen Meerthiereu. Um diese Nah-
rung zu erhalten, öffnet er den ungeheuren Mund und füllt ihn mit
Wasser, worin Tausende von solchen Thieren sich befinden, schließt ihn
dann wieder, stößt das Wasser durch die Spritzlöcher aus und ver-
schluckt die hangen gebliebene Beute durch den engen Schlund. An
seiner Haut setzen sich allerlei Muscheln fest und vermehren sich daran,
wie an Felsen.
2) Der Wallfisch wird vorzüglich seines Fettes oder Thrans wegen
gefangen. Zu diesem Fange werden jährlich, besonders von den Eng-
ländern und" Holländern, eme große Anzahl Schiffe ausgerüstet. Diese
Schiffe laufen gewöhnlich im April aus, um zu Ende Mai ihre Jagd
beginnen zu können7 welche bis in die Mitte des August dauert. Je-
des Schiff hat 40—50 Mann an Bord und führt mehrere kleine Boote
mit sich, die jeden Augenblick flott gemacht werden können. Ist der
Wallfisch entdeckt, so sucht man sich ihm zu nähern und wirft mit star-
ken, eisernen Wurfspießen, welche mit Widerhaken versehen und an
langen Seilen befestigt sind, nach ihm. Getroffen, taucht er plötzlich
unter, muß aber bald wieder empor kommen, um Luft zu schöpfen,
wobei er immer aufs Neue verwundet wird, bis er endlich unterliegt.
Sobald er todt ist, steigt man ihm auf den Rücken und haut den
Speck herunter, welcher in einer Dicke von zehn bis zwanzig Zoll un-
mittelbar unter der. Haut liegt und das ganze ungeheure Thier gleich-
sam einkleidet. Nebst diesem Specke, woraus durch Hitze der Thran,
eine ölige Flüssigkeit, deren ein einziger Wallfisch gewöhnlich 20 — 30
Tonnen liefert, ausgeschmolzen wird, nimmt man von dem getödteten
Wallfische noch die Barten oder das Fischbein und hin und wieder auch
die Kiefernknochen. Die übrigen Theile werden als unbrauchbar zu-
rückgelassen. Dieser Fang ist aber mit vielen Gefahren verbunden.
3) Die mütterliche Liebe des Wallfisches, der in andern Rücksich-
ten ein stumpfsinniges Thier zu sein scheint, ist auffallend und merkwür-
dig. Das Junge, welches die Gefahr nicht kennt, wird leicht harpu-
nirt; alsdann zeigt sich die Zärtlichkeit der Mutter in einem so hohen
Grade, daß sie dadurch oft m die Gewalt der Wallfischfänger geräth.
Wenn daher gleich ein Junges von geringem Werth ist, da es selten
mehr, als eine Tonne Oel und oft weniger gibt, so wird doch bis-
weilen Jagd darauf gemacht, um die Mutter herbeizulocken. Diese
eilt sogleich zu dem verwundeten Jungen, steigt mit ihm an die Ober-
fläche, um zu athmen, treibt es an, fortzuschwimmen, sucht ihm bei der
Flucht behilflich zu sein, indem sie es unter ihre Flosse nimmt, und
verläßt es selten, so lange es noch lebt. Alsdann ist es gefährlich, ihr
zu nähern; aber sie gibt dabei oft Gelegenheit, angegriffen zu werden.
Aus Angst für die Erhaltung ihres Sprößlings, setzt sie alle Rücksich-
ten für ihre Sicherheit bei Seite, fährt mitten durch ihre Feinde hin-
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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TM Hauptwörter (200): [T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
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Meere eben so gut verdursten, wie in der Wüste. Deßwegen nehmen
die Schiffer viele Fässer voll süßes Wasser vom Lande mit.
Groß ist der Nutzen des Wasser im großen Haushalt der Natur.
Es ist das gesündeste Getränk für Menschen und Vieh. Aus ihm be-
reitet man viele andere Getränke. Selbst der Wein verdanket dem
Wasser sein Dasein, weil er ohne dasselbe nicht wachsen könnte. Wir
bedürfen des Wassers zur Bereitung des Brotes und der meisten an-
dern Speisen. Es dient zur Reinigung unsres Körpers und unsrer
Wäsche, zum Bauen der Häuser und vielen Handwerkern bei ihren
Geschäften. Das Wasser ist das bequemste Löschmitteb, cs treibt
Mühlen und andere große Maschinen. Auf dem Wasser wird ein weit
größerer Handel um viel geringeres Frachtgeld getrieben, als mittels
der Achse. In ihm leben endlich zahllose Arten von Geschöpfen
ihr lebenlang, die einen ansehnlichen Beitrag zu unserer Nahrung
liefern. —
D i e D a m p f m a s ch i n e n.
ñ) Schon frühe lernte der Mensch die Elemente Feuer, Waffer
und Luft in Dienst nehmen, um sich dadurch die eigene Handarbeit zu
erleichtern, oder ganz zu ersparen. Wasser und Luft trieben die Räder
seiner Mühle, und das Feuer half ihm das spröde Erz bezwingen.
Aber tieferes Nachdenken und Eindringen in das Wirken der Natur
führten zu noch wichtigeren Hilfsmitteln.' Mau sah, daß ein Schoppen
Wasser in einem verschlossenen Glase durch Feuer zum Verdunsten
gebracht, das Gefäß, und war es auch noch so stark, zersprengte.
Durch Verdunstung verlangt nämlich das Wasser einen 1700 mal größe-
ren Raum, als es in tropfbar flüssigem Zustande einnimmt. Man er-
kannte bald, hierdurch sei eine so ungeheure Kraft zu gewinnen, daß
die schwersten Lasten durch sie müßten fortbewegt werden können.
b) Man brachte Dampfkessel mit besonderer Maschinerie, welche
zwei große Räder mit raschen Schwingungen umtrieb, aus die Schiffe,
und Ruder und Segel waren überflüssig. Pfeilschnell durchschnitt das
majestätische Schiff des Meeres Fluthen. Man brachte auch solche
mechanische Vorrichtungen auf Wägen an, und in einer Stunde
durchfliegt der schwerbeladene Dampswagen eine Strecke von 8 und
mehr Stunden. Es ist gar nichts Seltenes, daß mit einem einzigen
Wagenzuge über 1000 Menschen weiter befördert werden. Hierzu sind
freilich besondere Eisenbahnen erforderlich, d. h. Wege, aus denen die
Wagengleise mit eisernen Schienen belegt sind. Diese sind kostspielig.
Deniungeachtet ist auf günstigem Raume der Gewinn von solchen Un-
ternehmungen sehr groß.
e) In England kam diese Erfindung zuerst auf, und einem Manne
Namens James Watt gebührt die Ehre. In Nordamerika wird sie
am stärksten benutzt. Eine der längsten Eisenbahnen ist zwischen Brüssel
und Antwerpen. In Deutschland wurde die erste zwischen Fürth und
Nürnberg 1835 eröffnet. Es unterliegt keinem Zweifel, daß diese die
Länder umgürtenden Eisenschienen auch die Herzen der Völker inniger
aneiuander ketten und mit dazu beitragen werden, daß die große Auf-
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
Extrahierte Ortsnamen: England Nordamerika Antwerpen Deutschland Fürth Nürnberg