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1. Das Mittelalter - S. 10

1881 - Paderborn : Schöningh
— 10 — § 7. Religion.5) Die spärlichen Nachrichten, welche uns Cäsar und Tacitus über die Religion der Germanen mitteilen, werden durch die beiden isländischen Eddas ergänzt. Die Götterlieder der älteren Edda sind um das J. 1100 gesammelt und aus der Runenschrift übertragen; die jüngere ist zum grossem Teile in ungebundener Rede im 13. Jahrhundert verfasst. — Nach der Edda spaltete Alfadur (Allvater, Wuotan) das ursprüngliche Chaos durch seinen Blick in zwei Hälften, in Muspellheim oder Lichtreich unter der Herrschaft des Surtur und in Niflheim oder Nebelreich unter der schrecklichen Göttin Heia (daher Hölle). Aus Wasser und Feuer entstanden dann zwei Ungeheuer, der Riese Ymer und die Kuh Audhumla. Diese leckte aus einem Salzfelsen den Gott Buri hervor, dessen Enkel Odin ist. Odin erschlägt Ymer und aus dessen Riesenleib entsteht das Weltall, aus seinem Schädel das Himmelsgewölbe, aus seinen Haaren die Wälder, aus seinen Knochen die Berge, aus seinem Fleisch die Erde und aus seinem Blute das Meer. Das erste Menschenpaar wurde aus einem Erlenklotz erschaffen, und seinen Nachkommen wurde Mannaheim oder das Menschenreich zum Wohnsitz angewiesen. Die sechs Reiche des Weltalls, Muspellheim, Niflheim, Mannaheim, das Götterreich Asenheim mit der Himmelsburg Walhalla, das Reich der Riesen Jötunheim und das Elfenreich Elfheim werden von der Weltesche zusammengehalten, welche sich durch alle diese Reiche erstreckt. An den Wurzeln derselben nagt ein Drache, auf der Spitze sitzt ein Adler als Zeichen der Vollendung, und zwischen Adler und Drachen läuft ein Eichhörnchen, das Sinnbild der nimmer rastenden Zeit, beständig hin und her. Wenn der Drache die Wurzeln des Baumes durchnagen wird, so entsteht das Weitende Muspilli; die Riesen stürmen Asenheim, die Regenbogenbrücke zwischen Himmel und Erde stürzt zusammen, das ganze Weltall und selbst die Götter gehen in dem allgemeinen Brande, dem Ragnarök, unter. Nur Allvater überlebt den Graus der Zerstörung und wird ein neues, seliges Weltalter schaffen, in dem kein Übel sein wird. Die Götter der Germanen waren ursprünglich nur Personifikationen der Naturkräfte, doch wurde ihnen schon früh eine Beziehung zur Thätigkeit und zum Leben der Menschen beigelegt. Der höchste Gott war Wuotan, Wodan, Odin, der weltlenkende Gott, der Beherrscher des Himmels, welcher von seinem Thron durch eine Öffnung des Himmelsgewölbes auf das Treiben der Menschen herabschaut; seine Raben (Hugin d. i. Gedanke und Munin d. i. Erinnerung) umkreisen das Erdenrund und bringen ihm Kunde von allem, was geschieht. In stürmischen x) J. Grimm, Deutsche Mythologie. 3. Aufl. 1854. — Mannhardt, Die Götterwelt der deutschen und nordischen Völker. 1. Bd. 1860. — Simrock, Deutsche Mythologie. 1869. — K. Weinhold, Altnordisches Leben. 1856.

2. Das Mittelalter - S. 41

1881 - Paderborn : Schöningh
Y — 41 — Dualismus der Nationalitäten, der römischen und der germanischen, liess sie vor der Zeit dahinsiechen. Die Römer, obwohl gebildeter und zahlreicher als ihre Bezwinger, fühlten immer den Druck der herrschenden Germanen. Sogar Recht und Gesetz schied beide Teile. Dazu kam die Verschiedenheit der Religion. Die Römer waren Katholiken, die Germanen meistens fanatische Arianer. Trotzdem würden sich die germanischen Reiche gegen Angriffe von aussen behauptet haben, wenn die einzelnen Stämme unter sich einig gewesen wären. Aber das Bewusstsein der Zusammengehörigkeit war auf den Wanderungen verloren gegangen, so dass es dem schlauen byzantinischen Hofe leicht wurde, Zwietracht unter ihnen zu stiften. In richtiger Erkenntnis dieses Übelstandes hatte Dietrich von Bern eine Einigung der verschiedenen Stämme herzustellen und seinen Hof zum Mittelpunkt der germanischen Welt zu machen gesucht. Nach seinem Tode fiel seine Stiftung zusammen. Ein Volk hat den Dualismus überwunden, das fränkische. Durch längeres Zusammenwohnen mit den Römern hatte sich die natürliche Wildheit der Franken gemildert, und die Römer behaupteten durch ansehnlichen Grundbesitz und Teilnahme an den Ämtern eine geachtete Stellung. Beide Teile wurden mit der Zeit durch Gleichheit des Rechts und der Religion verbunden. Die Franken hatten, als Stilicho zur Abwehr der Westgoten aus den nördlichen Ländern des römischen Reiches die Besatzungstruppen nach Italien zog, die Gelegenheit benutzt, um in das wehrlose nördliche Gallien einzufallen. Unter den Königsgeschlechtern der salischen Franken schwang sich das Geschlecht der Merovinger zu einer bedeutenden Macht empor. Es leitete seinen Namen ab von Merovech (Meroväus), welcher in der Schlacht bei Chalons gegen Attila kämpfte. Sein Enkel Chlodwig (Clodowech, Chludwig, Ludwig)1) trat als fünfzehnjähriger, aber mutiger, verschlagener und unternehmungslustiger Jüngling 481 die Regierung an. Seine Regierung ist in doppelter Beziehung von Bedeutung: a) weil er durch Eroberungen ein mächtiges Reich gründete, b) durch seinen Übertritt zum Christentum. r;ojlgjeg°J vo" ,T°urs> Fränkische Geschichte. Übersetzt von unesebrecht. — Bornhak, Die Merovinger. 1. Tl. 1863.

3. Das Mittelalter - S. 62

1881 - Paderborn : Schöningh
- 62 — die Natur des schwer zugänglichen Landes begünstigt ihre Freiheit und Unabhängigkeit gegen die Eroberungsversuche der Assyrier, Perser, Macedonier und Römer ungeschwächt verteidigten. Wenngleich geistig hochbegabt haben sie sich doch nicht aus den patriarchalischen Zuständen emporschwingen können. Aufopfernde Gastfreundschaft, die Sitte der Blutrache und todesmutige Tapferkeit charakterisieren dieses Naturvolk in ähnlicher Weise wie die alten Germanen. Ihre Geschichte zeigt vor Mohammed keine fortschreitende Entwickelung und berichtet nur von zahllosen blutigen Stammfehden. Nur in der Dichtkunst waren sie ausgezeichnet, und schon vor Mohammed sollen sieben arabische Dichter geblüht haben. Ursprünglich glaubten die Araber an einen einzigen persönlichen Gott, aber diese reinere Gottesidee schwächte sich wie bei den übrigen heidnischen Völkern immer mehr ab. Durch Einwirkungen aus Phönicien oder auch unmittelbar durch den mächtigen Eindruck, den der sternbedeckte Himmel auf der unabsehbaren baumlosen Hochebene machte, entwickelte sich der Sabäismus, jener bei den semitischen Völkern gewöhnliche, nach Saba, dem Urenkel Sems, benannte Sterncultus. Neben Sonne und Mond, als den höchsten göttlichen Wesen, verehrte man auch Meteorsteine, in denen man eine besondere Kundgebung der göttlichen Kraft erblickte. Am berühmtesten unter diesen war ein schwarzer Stein in einem Thale an der Südgrenze des Hedschas, über dem ein kleiner viereckiger Tempel, die Kaaba (d. h. Würfel), erbaut war. Dieser Tempel wurde so berühmt, dass aus den häufigen Ansiedelungen in seiner Nähe bald die Stadt Mekka erwuchs. Um die Mitte des 5. Jahrhunderts bemächtigte sich der Beduinenstamm der Kureischiten des Oberaufsichtsrechtes über die Kaaba. Aus einer wenig angesehenen Familie dieses Stammes, den Haschi-miten, wurde um 570 Muhammed oder Mohammed (d. h. der Preiswürdige) zu Mekka geboren. Schon mit sechs Jahren eine elternlose Waise kam er in das Haus seines Grossvaters und nach dessen Tode unter die Aufsicht seines biedern Oheims Abu Talib. Als um jene Zeit ein Neubau der Kaaba stattfand, und man sich lange gestritten, wer den schwarzen Stein an seine Stelle legen sollte, einigten sich die Streitenden dahin, dem gerade vorübergehenden Mohammed die Ausführung dieses heiligen Geschäfts zu übertragen, ein Umstand, auf den Mohammed später grosses Gewicht legte. Zum Manne herangereift trat er in den Dienst der reichen Kaufmannswitwe Kadischa,,

4. Das Mittelalter - S. 113

1881 - Paderborn : Schöningh
— 113 — Es war dies die letzte förmliche Bestätigung der Papstwahl seitens der weltlichen Macht.*) Kirchliche Zustände. 1. Das sittliche Leben des Klerus war in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts in Verfall geraten. Besonders wurde das Gesetz der Ehelosigkeit oder des Cölibats bei der niedern Geistlichkeit häufig übertreten. Bereits im Anfange des 4. Jahrhunderts war auf mehreren Concilien bestimmt, dass einem Priester bei Strafe der Absetzung untersagt sei, nach empfangener Weihe zu heiraten. Indes dieses Verbot obwohl seitdem öfter erneuert, wurde nicht strenge durchgeführt. 2. Besonders verderblich war der Missbrauch, die hohem geistlichen Stellen für Geld zu vergeben. Diese Unsitte, mit Beziehung auf Apostel-gesch. 8, 18 Simonie genannt, führte dazu, dass oft nicht der Würdigere sondern der Reichere, welcher mehr Geld bot, die bischöfliche Würde erhielt. Dies zog dann noch den Übelstand nach sich, dass die hohen geist-1 Würdenträger, um den eigenen Kaufpreis wieder zu gewinnen die von ihnen abhängigen Stellen auch durch Simonie vergaben. 3. Die Investitur. Schon seit Karl Martell hatten sich die Regenten das Recht angemasst, die bischöflichen Stühle zu besetzen. Zwar verordneten Karl d. Gr. und Ludwig d. Fr. die Freiheit der Bischofswahlen Indes diese Verordnung wurde nachmals nicht eingehalten. Besonders in Deutschland wo die Bistümer durch den frommen Sinn der Fürsten mit grossem Landbesitz und vielen Vorrechten ausgestattet waren, wurde es Sitte, dass er König ganz selbständig den zu weihenden Bischof bezeichnete und den Geweihten dann durch Überreichung von Ring und Stab mit den Regalien belehnte. Diese Art der Belehnung, Investitur genannt, erregte Anstoss weil der weltliche Herrscher durch kirchliche Symbole mit den Temporalien belehnte. Der gewählte Bischof musste wie die übrigen Fürsten den Lehnseid (homagium) leisten, der ihn zu manchen Leistungen, zur Teilnahme an Staatsgeschaften und selbst an Kriegen nötigte. Dadurch wurden die Bischöfe oft ihrem geistlichen Beruf entzogen und nicht selten sah man sie an der Spitze eines Heeres in den Krieg ziehen. Gregor führte die von seinen Vorgängern begonnenen Reformen auf das entschiedenste durch und erliess zur Herstellung der kirchlichen Freiheit und Unabhängigkeit besonders folgende drei Verordnungen: 1. Um mit einer Besserung des Klerus selbst zunächst zu beginnen, gebot er auf einer Synode zu Rom 1074 den Geistlichen unter Strafe der Absetzung strenge Einhaltung des Cölibats. Dieses Gebot rief anfangs grossen Widerstand hervor; Bischöfe und Äbte, welche es veröffentlichten, entgingen !) Über die verschiedenen Relationen des Vorgangs vgl Friedrich Braun, die Tage von Canossa unter Heinrich Iv. gim Jahresber des Gymnas. zu Marburg. 1878. S. 13. ^uresuer. aes Stein, Weltgeschichte Ii. 2. Aufl.

5. Das Mittelalter - S. 147

1881 - Paderborn : Schöningh
— 147 festen Edessa, in dessen Besitze sich nach seiner Ermordung sein Sohn Nureddin zu behaupten wusste.1) Der Verlust dieses festen Bollwerks der christlichen Herrschaft entflammte die syrischen Christen, die Pullanen, zu neuer Begeisterung und richtete auch im Abendlande wieder die Aufmerksamkeit auf das heilige Land. Hier wusste besonders der Abt Bernhard von Clairvaux den Eifer anzufachen. Bernhard von Clairvaux,*) 1091 zu Fontaines bei Dijon aus adeligem Geschlechte geboren, trat in seinem 22. Jahre in das Cister-cienserkloster Citeaux bei Chalons an der Saone, welches durch ihn bald so berühmt wurde, dass wegen grossen Zudrangs bald ein neues Kloster zu Clairvaux (Clara vallis, Dep. Aube) gegründet werden musste. Hier wurde Bernhard Abt und hier entfaltete er nicht nur für das Kloster, sondern auch auf dem Gebiete der Wissenschaft und des politischen Lebens eine solche Thätigkeit, dass kein wichtiges Unternehmen im Staate und in der Kirche ohne seine Teilnahme ausgeführt wurde. Nach seinem Rate richteten sich Könige und Fürsten, und er galt fast als das Orakel seiner Zeit. In dem Wahlstreite zwischen den Päpsten Innocenz Ii. und Anaclet Ii. entschied er für ersteren und legte dadurch das drohende Schisma bei. Sein Kloster Clairvaux gelangte durch ihn zu solchem Ansehen, dass davon hundert Schwesteranstalten in Frankreich und Deutschland ausgingen. Im Aufträge des Papstes Eugen Iii. predigte der heil. Bernhard das Kreuz. Seine feurige Beredsamkeit, sein flammendes Auge, seine ganze hinreissende Persönlichkeit, der durch vieles Fasten und ascetische Übungen der Stempel tiefer Frömmigkeit aufgedrückt war, begeisterten auf der Versammlung zu Vezelay (Dep. Yonne) die Zuhörer so, dass der französische König Ludwig Vii., welcher kurz vorher in einem ungerechten Kriege gegen den Grafen von Blois eine Kirche hatte verbrennen lassen und diesen Frevel durch einen Kreuzzug büssen wollte, so wie auch seine Gemahlin Eleonore und viele Ritter und Volk das Kreuz nahmen. So gross war der Zudrang der Teilnehmer, dass die vom Papste übersandten Kreuze nicht ausreichten und der heil. Bernhard seinen eigenen Mantel zerschneiden musste. Auch nach Deutschland verbreitete sich die Begeisterung, machte sich aber anfangs nur durch eine Judenverfolgung Luft. Als indes *) B. Kugler, Bohemund und Tancred, 1862, sucht nachzuweisen, dass der 2. Kreuzzug hauptsächlich wegen der bedrängten Lage Antiochiens notwendig gewesen sei. 2) Neander, Der h. Bernhard und sein Zeitalter. 1830, 10*

6. Das Mittelalter - S. 199

1881 - Paderborn : Schöningh
— 199 — im Gegensatz zu den von Säulenreihen durchbrochenen antiken Tempel-fa$aden. Während die Apsis nach Osten hin angelegt wurde, befand sich an der entgegengesetzten Westseite ein Raum für die Katechumenen (Narthex) und ein Vorhof (atrium, paradisus) für die mit öffentlicher Kirchenbufse Bestraften. Unter dem Chore war in der Regel eine unterirdische Kapelle, Krypta, angebracht, welche die Gräber von Märtyrern oder verdienten Vorstehern der Kirche enthielt. Im 5. Jahrhundert bildete sich im oströmischen Reiche durch Anwendung des altrömischen Kuppelbaues aus den Basiliken eine besondere Form, welche man wohl den byzantinischen Stil nennt. Da derselbe aber ausser der Kuppel keine wesentlich neue Kunstform aufweist, so ist er nur als eine besondere Art des Basilikenbaues aufzufassen. Die älteste Form dieses byzantinischen Baues war achteckig, indem man die Seiten des gleichschenkligen griechischen Kreuzes mit einander verband. Später war der Grundriss fast ein Quadrat, welches man der Länge und Breite nach durch erhöhte Mittelschiffe durchschnitt. Über dem Durchschnittspunkte dieser Schiffe erhob sich die Kuppel, an die sich oft noch Halbkuppeln anlegten. Die im Orient übliche Sitte der Absonderung der Frauen führte dann zu der Anlage von Emporen über den niedrigeren Seitenschiffen. In voller Ausbildung tritt der sogenannte byzantinische Stil zuerst in der Kirche S. Vitale zu Ravenna (erb. 526 bis 547) auf; jedoch das vorzüglichste Muster desselben ist die unter Justinian von den Baumeistern Anthemius von Tralles und Isidor von Milet (530—537) erbaute Sophienkirche zu Constantinopel. b) Der romanische Stil, vom 10. bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts. Als die germanischen Völker sich bei der grossen Völkerwanderung in die verschiedenen Teile des römischen Reiches ergossen, durchdrangen sie auch mit ihrem umgestaltenden Geiste die alten römischen Kunstformen. Und so wie aus der mit germanischen Bestandteilen versetzten römischen Sprache das Romanische entstand, so nennt man auch diesen neuen Baustil den romanischen. Die nächste Änderung war, dass der für den Chor bestimmte Raum erweitert und höher als der Boden des übrigen Schiffes angelegt wurde. Statt der flachen Decke ward zuerst in den Krypten, dann in den Seitenschiffen und endlich auch in dem höheren Hauptschiffe das Gewölbe angewandt. Dieses erscheint anfangs als Tonnen-, später als Kreuzgewölbe. Statt der Säulen werden als Träger des Gewölbes meistens Pfeiler mit vorwiegend kubischem Kapitäl benutzt. Die Aussenwand erhält durch Portale und Lisenen einen grösseren Schmuck, und der ganze Bau bekommt durch Türme, von denen gewöhnlich zwei an den Seiten des Westportals und einer auf dem Durchschnitt des Längen- und Querschiffs erbaut war, ein stattlicheres Aussehen. Doch waren die Türme selbst noch fast schmucklos, vierseitig oder achtseitig mit einem Sattel- oder Kreuzdach, nur durch Lisenen und wenige kleine Fensteröffnungen ausgezeichnet. c) Der Übergangsstil, in der letzten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Mit der Mitte des 12. Jahrhunderts tritt allmählich das Bestreben ein, die hergebrachten römischen Formen zu verlassen. Zuerst zeigte sich dieses

7. Das Mittelalter - S. 1

1881 - Paderborn : Schöningh
Einleitung. § 1. Zwei Ereignisse sind es besonders, welche die Welt des Altertums gleichsam aus den Angeln heben und eine neue Zeit, das sogenannte Mittelalter, anbahnen: Die Ausbreitung des Christentums und das mit der Völkerwanderung beginnende Auftreten neuer germanischer Stämme. Auf den verschiedensten Gebieten des Lebens machte sich die Wirkung dieser Erscheinungen geltend. Die Religion, das Staatswesen, die bürgerlichen Verhältnisse und die Künste erfuhren eine mächtige Umwandlung. An die Stelle der heidnischen Götter trat die Verehrung eines einzigen rein geistigen Gottes. Die neue Religion predigte Tugenden, von denen das Heidentum keine Ahnung hatte. Sie lehrte das Gesetz der allgemeinen Menschenliebe, sie gab sich nicht als eine Geheimlehre, nicht als eine blosse Staatsreligion zu erkennen, sondern sie wollte alle Stände der Menschheit, alle Völker in gleicher Weise umfassen. Das Altertum hatte im Streben für das Vaterland, für Ehre und Ruhm das höchste Ziel menschlicher Thätigkeit gefunden, das Christentum stellte sittliche Vervollkommnung für das Jenseits als wichtigsten Lebenszweck auf. — Während die Verfassung der alten Staaten meistens unumschränkt monarchisch oder republikanisch war, rief der Einfluss des Germanentums im Mittelalter eine neue Staatsform, die Lehnsmonarchie, ins Leben, indem mächtige Vasallen der Krone ein bedeutendes, für die Festigung der Herrschaft zwar oft störendes, aber doch den unbeschränkten Herrscherwillen mässigendes Gegengewicht entgegenstellten. Wichtiger noch waren die Veränderungen auf dem Gebiete des bürgerlichen Lebens. Die Frauen, welche im Altertum kaum mehr Rechte genossen als die Sklaven, erhielten durch den Einfluss des germanischen Wesens und des Christentums eine würdigere Stellung und übten im Kreise des neu erblühenden Stein, Weltgeschichte Ii. 2. Aufl. ■,

8. Das Mittelalter - S. 2

1881 - Paderborn : Schöningh
— 2 Familienlebens eine mächtige erziehende Thätigkeit aus. Das Sklaventum oder die Leibeigenschaft ward zwar durch das Christentum nicht sogleich aufgehoben, doch strebte die Kirche fortwährend dahin, das Los der Leibeigenen erträglicher zu machen. Diese veränderte Richtung des ganzen Lebens musste sich notwendig auch in der Kunst abspiegeln. Die mittelalterliche Dichtkunst steht mit ihrem eigentümlichen Gepräge, mit ihrer Mannigfaltigkeit, ihrem Vorwiegen des Idealen und Symbolischen in gleichem Gegensatz gegen die Einheit, das Ebenmass und die sinnliche Anschaulichkeit der antiken Dichtung, wie die gotischen Dome mit ihren zahlreichen Pfeilern und himmelanstrebenden Türmen zu der kalten Schönheit der griechischen Tempel. Aus diesem mächtigen Einfluss des Christentums auf alle Gebiete des Lebens entwickelte sich eine eigentümliche Durchdringung des Kirchlichen und Staatlichen, welche sich besonders in dem Verhältnisse des Kaisertums zum Papsttum deutlich offenbarte. Diese gegenseitige Durchdringung des Kirchlichen und Staatlichen bildet den hervorstechendsten Charakterzug des Mittelalters. — Während das Christentum in Europa immer neue Gebiete gewann, breitete sich in Asien und Afrika die Lehre Mohammeds immer weiter aus und schlug sogar an den alten Pflanzstätten christlicher Kultur ihren Sitz auf. Dadurch entstand ein scharfer Gegensatz der christlichen Welt des Westens und der mohammedanischen Welt des Ostens, der zu einem hartnäckigen, fast das ganze Mittelalter hindurch dauernden Kampfe führte. Wenngleich es der christlichen Welt nicht gelang, das verlorene Gebiet wieder zu gewinnen, und wenn sich sogar Byzanz vor dem Halbmond beugen musste, so brachte doch dieser lange Widerstand gegen die mohammedanische Welt christliches Bewusstsein, feurigen Glaubensmut und eine Fülle von Tugenden zur schönsten Blüte. Die Hauptträger für die geschichtliche Entwicklung der mittelalterlichen Menschheit sind die Germanen. Ihr mächtiger Geist schuf neue die Zeit beherrschende Ideeen, ihre mutvolle Entschiedenheit hat den Kampf für diese Ideeen rüstig aus-gefochten, und mehr als einmal haben sie gleichsam eine Verjüngung des Menschengeschlechts angebahnt.

9. Das Mittelalter - S. 3

1881 - Paderborn : Schöningh
— 3 — Einteilung des Mittelalters.1) § 2. Die Geschichte des Mittelalters lässt sich mit Rücksicht auf die Entwicklung des deutschen Volkes und auf das Verhältnis des Kaisertums und Papsttums in vier Perioden einteilen: a) 375 — 768. Vom Beginn der Völkerwanderung bis zum Regierungsantritt Karls d. Gr. Den wiederholten Angriffen der Germanen muss das früher weltgebietende Römerreich erliegen. Es bilden sich mehrere auf die Lehnsverfassung gegründete germanische Reiche, unter denen das fränkische bald einen hervorragenden Rang einnimmt. b) 768-1096. Von Karl d. Gr. bis zum Beginn des ersten Kreuzzuges. Das fränkische Reich dehnt sich unter Karl d. Gr. zu einer Universalmonarchie aus, welche zwar nicht lange Bestand hat, aber doch den Gedanken eines christlichen Universalreiches anregt. Der fränkische und später der deutsche König übernehmen mit der Kaiserwürde die Pflicht der Beschützung der Kirche und die erste Stelle unter den christlichen Herrschern. Es bildet sich die Idee von der Gewalt der „zwei Schwerter“, des geistlichen und weltlichen Schwertes, des Papstes und des Kaisers aus, doch ist in diesem Zeitraum die politische Macht des Kaisers grösser als die des Papstes. Fast gleichzeitig mit der fränkischen Universalmonarchie entwickelt sich im Orient das gewaltige Weltreich der Araber, welches auf lange Zeit zu der abendländischen Christenheit in einen drohenden Gegensatz tritt. c) 1096 1273. Vom Beginn der Kreuzzüge bis zum Regierungsantritt Rudolfs von Habsburg. Während durch Tm o ^Ülfn^tei.: Scblosser, Weltgesch. in zusammenhängender Erzählung ?qq! k i l T, R„ehm) Handbuch der Gesch. des Mittelalters. 4 Bde. 18dl ft —Rehm, Abriss der Gesch. des Mittelalters. 1840. — Leo, Lehrbuch der Gesch des Mittelalters. 2 Bde. 1830. - Leo, Lehrbuch der Universalgeschichte. Bd 2. 3. Aufl. 1851. - Kor tüm, Die Geschichte des Mittelalters 2 Bde. 1836. — Dittmar, Gesch. der Welt. Bd. 3. Abt. l u. 2. 2. Aufl. 1854. — Assmann, Gesch. des Mittelalters. 4 Bde. 2. Aufl. „Qv‘J \naa ^ojaet' i879- — Weiss> Lehrbuch der Weltgesch. Bd. 2 in ka,?' Tatn ln - Damberger, Synchronistische Gesch. des M.-A. dl Tr k 0~ Für die Kirchengeschichte: Döllinger, Lehrbuch »!L^ircoeir&e o ? a' °- — Alzog, Handbuch der Universal-Kirchen-gesch. 2 Bde. 8. Aufl. 1866. — Für die Geographie: K. v. Spruner, il ? Handatlas vom Anfange des Mittelalters bis auf die neueste Zeit. Neu bearb. v. Th. Menke. 3. Aufl. 1880. — K. v Spruner historisch-geographischer Schulatlas (für Mittelalter und Neuzeit). 1856. ' 1*

10. Das Mittelalter - S. 4

1881 - Paderborn : Schöningh
— 4 — die Kreuzzüge religiöse Begeisterung geweckt wurde und das Rittertum sich zu einer idealen Blüte entwickelte, wurde der bereits in der vorhergehenden Periode von dem Papste Gregor Vii. gegen den Kaiser begonnene Kampf um die Freiheit und Machtstellung der Kirche durch die Päpste ausgekämpft. Nach langem Ringen erlag das glänzende Herrschergeschlecht der Staufen der päpstlichen Übermacht. d) 1273—1517. Von Rudolf von Habsburg bis zur grossen Kirchentrennung. Das gegenseitige Verhältnis zwischen Kaiser und Papst, worin der Schwerpunkt der beiden vorhergehenden Zeiträume liegt, lockerte sich immer mehr, bis endlich jeder Einfluss der Päpste auf die Kaiserwahl aufhörte und das Kaisertum selbst an Bedeutung verlor. Neben dem Ritterstande und dem wenig zahlreichen freien Bauernstande entwickelte sich der freie Bürgerstand der Städte, welche durch Handelsverbindungen bald kräftig emporblühten. Am Ende des Zeitraums bahnten mehrere wichtige Erfindungen und Entdeckungen auf den verschiedensten Gebieten des Lebens neue Richtungen an, bis endlich die Reformation den engen Zusammenhang der Kirche mit dem politischen Leben der Völker lockerte und dadurch die Herrschergewalt der Regierenden zunächst in den Ländern, welche sich der neuen Lehre anschlossen, nicht wenig steigerte.
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