Iv
Jede Ueberfüllung durch unfruchtbare Einzelheiten ist mit
Sorgfalt vermieden worden; demgemäß ist auch eine einfache Gestaltung
der sachlichen Tabellen am Schluß entstanden.
„ Die neuere Zeit und ihre Anforderungen an einen volksthümlichen
Geschichtsunterricht drängen ungleich viel stärker, als es früher bemerkbar
war, auf die Benutzung der Poesie im geschichtlichen Unterricht.
Sie begehren dieselbe zur Befruchtung und Begeisterung des jugendlichen
Gemüthes, zur Verklärung der geschichtlichen Großthaten, zur leben-
digeren, schwunghafteren Veranschaulichung der Wirklichkeit, zur
Näherrückung der zeitfernen Begebenheiten und Charaktere, zur
erfrischenden Würze und erhebenden Besiegelung der geschichtlichen
Darstellung. Neben dem unzweifelhaften Werth für Förderung des
geschichtlichen Unterrichts im Sinne kräftiger, edler Nationalität hat
die Einflechtung geschichtlicher Poesien zugleich den nicht geringeren,
daß der Schüler allmälig und auf dem bestell Wege mit einem guten
Theile unserer klassischen National-Poesie bekannt wird." (Prange.)
Darum haben 140 Gedichte ihre Anführung an den Stellen erfahren,
wo sie zu gebrauchen sind. Dieselben können entweder gelesen oder,
wenn sie memorirt sind, gesprochen werden. Sie sind in den
Sammlungen von Grube, Wagner, Berg, Müller und Klettke
enthalten, finden sich aber auch zum größten Theile in den gangbarsten
Lesebüchern.
Die deutsche Geschichte ist in ihrer Entwickelung bis zum großen
Kurfürsten von Brandenburg fortgeführt; dann tritt sie als solche
zurück und wird zur brandenbnrgisch-preußischen.
Die Lebensbilder aus der Geschichte der christlichen Kirche
(Anhang I.) sollten zur Vervollständigung der Kirchengeschichte dienen,
welche vom 4. Jahrhundert an mit der deutschen Geschichte verschmilzt.
Die Regententafel, die Parallel-Tabelle der wichtigsten
Begebenheiten ans der deutschen und brandenburgisch-
preußischen Geschichte, sowie der Geschichtskalender und das
Verzeichniß historischer Fremdwörter und Eigennamen
silid hoffentlich erwünschte Zugaben zur gründlichen Einübung der
positiven Kenntnisse. Die 150 Repetitionsfragen werden bei
Wiederholungen gute Dienste leisten, auch zu schriftlichen Hebungen
zu gebrauchen sein.
Daß bei den Ausarbeitungen die bedeutendsten Werke der neueren
Zeit zu Rathe gezogen worden silld, wird dem Kundigen nicht entgehen.
Der sachlichen Genauigkeit hat der Verfasser Sorgfalt gewidmet und
gewisse landläufige Jrrthümer nicht mit ausgenommen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Vi
den für das Bolk und seinen Gesang sich cignenben besten Erzeugnissen
der patriotischen Poesie nach Text und Melodie bekannt zu machen.
Die Zweckmäßigkeit der Verbindung des deutschen Sprachunterrichtes
und Gesanges mit der vaterländischen Geschichte bedarf eines Be-
weises nicht.
Der „Anhang" ist bis auf die Regententafel, Zeittafel
und die Fragen und Aufgaben zur Wiederholung gekürzt
worden.
Die Geschichte der neuesten Ereignisse ist ausgenommen.
klm dem Schüler das Zurechtfinden auf der beim Unterrichte
jederzeit zu gebrauchenden geographischen Karte zu erleichtern, sind
den Namen von Oertern geographische Anmerkungen beigegeben.
Den Mittheilungen über die Schlachten bei Leuthen, Kuners-
dorf, an der Katzbach, bei Leipzig, Belle-Alliance und
Königgrätz sind Orientirungskärtchen im Texte hinzngefügt
worden.
Die frühere Bezugnahme ans die geschichtlichen Partien des „Volks-
schul-Lesebuches" ist in Wegfall gekommen, und hat sonach das Hilfs-
buch durch Erweiterung der betreffenden Stücke eine ganz unabhängige
Gestalt erhalten.
Münsterberg, am Geburtstage König Wilhelm's I., 1869.
Der Verfasser.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg]]
2
Paulus um Christi willen viel gearbeitet und gelitten, mehr, denn die andern
Apostel.
2. Göttliches Strafgericht über Jerusalem (70 n. Chr. Geb.). Was
die Juden vor Pilatus bei der Verurtheilung Jesu ausgesprochen hatten, ging
in Erfüllung. Das Blut des Herrn kam über sie uni) ihre Kinder. Bei Jern-
salem begann das Gericht.
Das vormals von Gott so außerordentlich begnadigte Volk der Inden
ging, nachdem es sein eigen Heil an's Kreuz geschlagen hatte, mit raschen
Schritten seinem gänzlichen Verderben entgegen. Gottes heiliges Gesetz ward
verachtet, und die ganze Religion war wenig mehr als eine nur äußerliche
Beobachtung und Ausübung herkömmlicher Gebräuche. Laster aller Art
nahmen überhand und verderbten alle Stände. Jerusalem, die Gottesstadt,
ward ein Schauplatz der Unordnung und Verbrechen. Hier, wie im ganzen
Lande, trieben Räuber und Mörder ihr Unwesen. Grausame, habsüchtige
römische Statthalter drückten das Volk und machten demselben das längst ver-
haßte römische Joch noch unerträglicher. Da entstanden in verschiedenen Ge-
genden des Landes blutige Empörungen, in denen Tausende der Inden er-
schlagen wurden. Das geschah besonders unter dem letzten römischen Statt-
halter, Flor ns, der viele Greuel begangen hatte und, um diese zuzudecken,
das Volk mit Absicht zum Ausruhr trieb. Die römische Besatzung in Jern-
salem wurde vertrieben, und das. ganze Land bis hin nach Galiläa trat unter
die Waffen. Da rückte ein wohlgerüstetes römisches Heer unter Gallus von
Syrien her auf Jerusalem los; aber dasselbe wurde von den Juden geschlagen.
Dieser Vortheil vermehrte den Mnth des in wilder Leidenschaft entflammten
Volkes, und nun nahm die Ungerechtigkeit von Tag zu Tag zu. Räuberban-
den durchzogen das Land und plünderten unter besonderen Anführern Städte
und Dörfer.
Als der Kaiser Nero von dem allgemeinen Aufstande der jüdischen
Nation hörte, sendete er den Feldherrn Vespasianus mit einem Heere von
60,000 Mann nach Galiläa. Viele Tausende der Juden fielen durch das
Schwert der Römer. In Jerusalem und den übrigen Oertern des Landes
häufte sich gleichfalls Aufruhr und Elend. Der Hohepriester Ananias mahnte
vergeblich zum Frieden mit den Römern; er wurde von den Räuberhorden
umgebracht. Bald aber geriethen die Bandenführer unter einander selbst in
Streit und bekämpften sich. Da nahm das Elend zu in der Stadt. An
heiliger Stätte wurde viel Blut vergossen, und Unzucht und Plünderung hör-
ten nicht auf.
Vespasianus war vom Heere zum Kaiser ausgerufen worden ilnd
übergab seinem Sohne Titus die Fortführung des Krieges. Derselbe rückte
im 70. Jahre nach Ehr. Geb. mit seinem wohlgerüsteten Heere vor Jerusalem
uni) schlug am Oelberge, wo Christus über die Stadt geweint hatte, sein Lager
ans. Titus versuchte es, das Volk auf gütlichem Wege zur Unterwerfung zu
bringen, allein umsonst. Da begannen die Römer die Belagerung. Wälle
wurden aufgeworfen und Schutzdächer aufgebaut, unter die man Mauerbrecher
brachte, welche in starken Seilen schwebend mit eisernen Köpfen gegen die
Mauern pochten, um Löcher hineinzubrechen oder sie einzustürzen. Die Inden
wehrten sich hartnäckig'und machten wilde Ausfälle, die vielen Römern das
Leben kosteten. Titus selbst kam wiederholt in die größte Gefahr. Zweimal
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Apostel Jesu Gallus Ananias Titus Christus Titus Titus
4
wüthend auf den Tempel zu, nährten die immer weiter um sich greifenden
Flammen und erfüllten Alles mit Blut und Leichen. Titus trat mit einigen
Heerführern in den Tempel, besah das Heiligthum mit Staunen und Bewun-
derung und erneuerte vergeblich feine Bemühungen, das Innere des Tempels
zu retten. Am 10. August H des Jahres 70 nach Chr. Geb. ward der Tempel
durch die Flammen völlig verzehrt.
Die obere Stadt war noch in der Gewalt der Juden. Titus versuchte es
noch einmal, durch Güte das verstockte Geschlecht zu gewinnen. Er erbot sich,
den Aufrührern das Leben zu schenken, wenn sie sogleich die Waffen nieder-
legten und sich ergeben würden. Da sie das verweigerten, so gebot Titus den
Angriff. Bald hatten die römischen Maschinen auch hier die Mauern durch-
brochen. Da war der Mnth der Juden zu Ende. Wenigen gelang es, durch
die römischen Verschanzungen zu entkommen; Andere verbargen sich in unter-
irdischen Höhlen, unter ihnen die Anführer Simon und Johannes, wurden
aber durch Hunger gezwungen, wieder hervorzukommen. Simon wurde in
Rom getödtet und Johannes zu lebenslangem Gefängniß verurtheilt.
So war das Wort des Herrn in Erfüllung gegangen, das er in Weh-
muth über Jerusalem ausgesprochen hatte (Matthäus 23, 38. — Lucas 19,
43. 44). Ebenso war wahr geworden, was ein Mensch, Namens Jesus,
vier Jahre vor Beginn des Krieges beim Laubhüttenseste in Jerusalem aus-
gerufen hatte: „Eine Stimme vom Aufgang, eine Stimme vom Niedergang,
eine Stimme von den vier Winden! Eine Stimme über Jerusalem und über
den Tempel, eine Stimme über den Bräutigam und die Braut, eine Stimme
über das ganze Volk!" So schrie er Tag und Nacht, auch dann noch, als der
römische Landpsleger ihn geißeln ließ. Sieben Jahre und fünf Monate schrie
er ohne Unterlaß: „Wehe, wehe dir, o du armes Jerusalem!" Als die Römer
die Stadt schon belagerten, ging er auf den Mauern hin und her und rief:
„Wehe über den Tempel und über das ganze Volk!" Zuletzt setzte er noch
die Worte hinzu: „Wehe auch mir!" Da tödtete ihn ein Stein aus einer
römischen Wurfmaschine.
Der jüdische Geschichtschreiber und Augenzeuge Josephus giebt die Zahl
derer, die durch innere Kämpfe und durch die Römer getödtet wurden, auf
1,100,000, die der Gefangenen aus 97,000 an. Dieser Rest ist theils in den
Schauspielen durch wilde Thiere umgekommen, theils in die Sklaverei ver-
kauft worden.
Die Christengemeinde hatte der Herr vor diesen trüben Erfahrungen be-
wahrt. Noch vor Beginn des Elends, das über Jerusalem kam, zogen die
Christen nach Pella, einer Stadt am tobten Meere, wo ihnen der König von
Arabien eine Freistätte einräumte. Wie die Schwalben ein Haus verlassen,
das die Maurer einzureißen anfangen, so war diese Friedensgemeinde von
dannen gezogen.
i) An demselben Jahrestage wurde der erste Tempel durch die Babylonier ver-
brannt.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer]]
Extrahierte Personennamen: Titus August Titus Simon Johannes Simon Johannes Namens_Jesus Josephus
Extrahierte Ortsnamen: Rom Weh- Matthäus Jerusalem Jerusalem Jerusalem
5
Ii. Märtyrer und Kirchenlehrer aus -er Zeit -er Verfolgung
unter römischen Kaisern.
1. Die Ursachen der Verfolgung. In den Tagen, in welchen Jeru-
salem und der Tempel des Herrn zerstört wurden, wuchs die Kirche des Herrn
mächtig, und das Evangelium feierte einen Sieg nach dem andern. Bei dem
Tode Johannes, des letzten der Apostel, war die Botschaft des Heiles schon
über einen großen Theil von Asien, Europa und Afrika verbreitet. Die mei-
sten Länder, in denen die christliche Kirche begründet worden war, gehörten
zum großen römischen Reiche, so daß dieses Reich zugleich der eigentliche Sitz
der Kirche war. Je größer aber die Zahl der Christen wurde, desto mehr
wuchs auch die Feindschaft und Erbitterung der Heiden. Man haßte die
Christen, weil man sie als Verächter der Gesetze und als Feinde des Kaisers
ansah. Obwohl sie unterthan waren aller menschlichen Ordnung um des
Herrn willen, so hielten sie es dennoch für recht, Gott mehr zu gehorchen, .als
den Menschen. An allen öffentlichen religiösen Feierlichkeiten nahmen sie
keinen Theil; von den sinnlichen und oft grausamen Vergnügungen der Hei-
den hielten sie sich fern; Kampfspiele und Thiergesechte mieden sie als etwas
Unchristliches. Es schien ihnen wider Gottes Gebot zu sein, römische Kriegs-
dienste zu nehmen, weil jeder Krieger den Götzen opferte, ja selbst dem Kaiser
oder seinen Bildsäulen göttliche Ehre erweisen mußte. Das Alles machte sie
verhaßt. Selbst die Liebe, welche die Christen unter einander übten, wurde
verdächtigt. Ein Schriftsteller damaliger Zeit sagt: „Die Christen lieben sich,
noch ehe sie sich kennen, und lassen ihr Leben für einander; müssen sie nicht
in einem geheimen Bunde stehen?" Ihre Selbstverleugnung achtete man für
Thorheit; sdie Standhaftigkeit im Glauben hielt man für Eigensinn und
Hartnäckigkeit. Ihren Versammlungen und der Feier des heiligen Abend-
mahls dichtete man die schändlichsten Dinge an. Man gab vor, daß sie das
Fleisch geschlachteter Kinder äßen und deren Blut tränken. Wenn ein Un-
glück das Land heimsuchte, so gab man den Christen die Schuld. Sobald ein
Erdbeben oder große Dürre ,entstand, in Egypten der Nil die Felder nicht be-
fruchtete, in Rom die Tiber über ihre Ufer trat, die Pest wüthete oder eine
Theuerung ausbrach, so schrie man gegen die Christen, um welcher willen die
Götter solche Strafen geschickt hätten. Da fielen die Heiden ohne Erbarmen
über sie her und tödteten sie. Jahrhunderte lang mußte die Kirche durch eine
schmerzliche Blut- und Feuertaufe gehen. Doch Gottes Gnade war in den
Schwachen mächtig. In aller Trübsal blieben die Christen treu dem Bekennt-
niß und erlitten gern den Tod um deß willen, der für sie gestorben und auf-
erstanden war. Zehnmal kehrten die Verfolgungen wieder, bis endlich ein
römischer Kaiser selbst Christ wurde.
Alle Trübsal aber, welche die Kirche des Herrn in ihrer ersten Gestalt
zu erfahren hatte, trug ihren reichen Segen in sich. Mit Bewunderung sahen
die Heiden, wie die Christen in der Zuversicht ihres Glaubens mit großer
Standhaftigkeit und Freudigkeit in die größten Qualen gingen und dabei
in Geduld und Sanftmuth und ohne Haß gegen ihre Peiniger und Mörder
blieben. Nicht selten geschah es, daß ein roher Heide dadurch zum Glauben
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Johannes Apostel
Extrahierte Ortsnamen: Asien Europa Afrika Rom Gottes
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Sänger priesen in Liederir die Macht ihres großen Kaisers, und ein großer
Hanfe Volkes jauchzte ihm Beifall zu. Die Stadt strahlte im Festglanze;
Schlachtopfer bluteten zur Feier des Tages.
Doch des Herrn Hand wußte auch den grausamen Kaiser zu finden. Die
Verbrechen, welche Nero täglich beging, erbitterten endlich Senat, Heer und
Volk; der Kaiser wurde seines Thrones entsetzt und an seiner Statt Galba,
Statthalter und Heerführer in Spanien, zum Gegenkaiser ausgerufen. In
heftigster Bestürzung darüber rief Nero unaufhörlich: „Ich bin verloren!"
Von wenigen Dienern begleitet, mußte der einst so mächtige Kaiser mit
nackten Füßen, in schlechtem Mantel und mit verhülltem Angesicht eine
schimpfliche Flucht ergreifen. Der Fluch seines Heeres und Volkes folgte ihm.
Mit Mühe und wachsender Gefahr erreichte er ein entlegenes Landhaus. Da
erfuhr er, daß der Senat ihn zum Tode vernrtheilt habe. Zittern und Ent-
setzen durchbebten ihn. Er zog den Dolch, um sich selbst den Tod zu geben,
doch muthlos steckte er ihn wieder in die Scheide. Sein Diener sollte sich zu-
erst entleiben, damit [ein Beispiel ihm den nöthigen Muth verleihe. Da er-
tönte Hufschlag vor der Thür des Hauses; es waren die Reiter, welche den
Kaiser gefangen nehmen sollten. Zitternd fetzte er den Dolch an seinen Hals;
aber nur dem Drucke seines Dieners hatte er die tödtliche Wunde zu ver-
danken. Er starb (68 n. Ehr.) mit den Worten: „O welch' ein Künstler
stirbt in mir." Nero regierte vom Jahre 54—68 n. Ehr.
Die zweite Christenverfolgung erregte der Kaiser Domitian um das
Jahr 80. Er war der Bruder des edlen Titus, aber ebenfalls ein grausamer,
argwöhnischer und habsüchtiger Tyrann. Einzelne Christen wurden hinge-
richtet oder verbannt und ihrer Güter beraubt. Auch der Apostel Johannes
lebte damals mehrere Jahre in der Verbannung auf der Insel Patmos.
Der Kaiser wurde von seinen eigenen Hoflenten ermordet.
3. Ignatius, Bischof von Antiochien (j 115 n. Ehr.). Derselbe war
ein Schüler des Johannes und hatte um das Jahr 70 das Aufseheramt über
die Gemeinde zu Antiochien^) empfangen und es im apostolischen Sinne ver-
waltet. Er sehnte sich von Herzen darnach, um seines Herrn willen den Tod
zu leiden. Sein Wunsch wurde ihm erfüllt.
Kaiser Tr ajan unternahm einen Kriegszug gegen die Parther und kam
auch nach Antiochien. Wuth und Erbitterung erfüllten ihn gegen die Ge-
meinde des Herrn. Ignatius fürchtete Schlimmes für sie und beschloß, frei-
willig vor den Kaiser zu treten, um durch eigne Aufopferung das Unheil von
seiner Gemeinde abzuwenden. Dieser empfing ihn mit harten Worten.
„Welch' ein böser Geist bist du," redete Trajan ihn an, „daß du unfern Be-
fehlen nicht nur nicht gehorchst, sondern auch Andere zu derselben Thorheit
verführst, die ihr Untergang sein muß?" Ruhig entgegnete der Bischof: „Noch
Niemand hat den Theophorus (d. h. den Gottesträger) einen bösen Geist ge-
heißen, wenn du mich aber einen Feind der bösen Geister nennst, so hast du
recht; denn ich zerreiße alle Fallstricke durch den innerlichen Beistand Christi,
des himmlischen Königs." Da fragte Trajan: „Wer ist dieser Theophorus?"
— Ignatius antwortete: „Der, welcher Christum im Herzen trägt." Da
ward der Kaiser entrüstet, daß Ignatius nur immer von Christo als dem
0 Antiochia liegt in Syrien am Flusse Orenles.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel]]
Extrahierte Personennamen: Domitian Apostel Johannes Ignatius Johannes Ignatius Christo
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Christi Antiochia Syrien
9
den Herzen keinen Frieden zu geben. Da rieth ihm ein Weiser, die Einsam-
keit zu suchen, und sagte ihm, die Quelle der wahren Weisheit liege in dein
Menschen selbst. Jnstinus entzog sich aller Beschäftigung, mied allen Umgang
und wanderte auf einsamen Wegen. Um diese Zeit zog ihn zum ersten Male
die Hand des Herrn. Er hatte schon von den Christen gehört, auch gesehen,
mit welcher Freudigkeit sie dem Tode entgegen gingen; aber noch hatte er
nicht den Muth, bei diesen armen, verachteten Menschen die wahre Weisheit
zu suchen. Einst ging er sinnend am Meeresufer ans und ab. Da begegnete
ihm ein ehrwürdiger Greis. Ihm entdeckte er seines Herzens Wunsch. Da
wies ihn der Alte auf die Schriften der Apostel und Propheten als den ein-
zigen Quell der rechten Weisheit und entließ ihn mit den Worten: „Vor
Allem aber bete, daß dir die Pforten des Lichtes aufgethan werden; denn Nie-
mand kann diese Wahrheiten verstehen ohne Erleuchtung durch Gottes lind
Christi Geist." Während der Greis noch so sprach, geschah es dem Jnstinus,
wie einst den Jüngern aus dem Wege nach Emmaus. Es brannte das Herz
in ihm, da er den Herrn sah, den er doch nicht kannte. Er schreibt über jenen
ehrwürdigen Greis später: „Ich habe ihn nicht wieder gesehen, aber es war
ein Feuer in meiner Seele angezündet worden, und ich fühlte mich hingezogen
zu den Propheten und den Freunden Christi." Nach kurzer Zeit war Justin
ein treuer Bekenner seines Herrn und bald darnach ein Mitgehilfe am Ban
des Reiches Gottes. Er durchzog zu diesem Zwecke in unermüdlichem Eifer
bis an seinen Tod die Hauptländer des römischen Reiches und schrieb
Schutzschristen für die verfolgten Christen. Auch als Christ trug Justin den
Philosophenmantel, um dadurch Jünglinge, welche Weisheit suchten, an sich
zu fesseln. Seine Treue gegen die Kirche lenkte aber bald die Augen des feind-
seligen Kaisers Marcus Aurelius auf ihn. Mit sechs andern Gläubigen
ward er ergriffen und vor den Stadtpräfecten zu Ron: geführt. Justin sollte dein
Kaiser Gehorsam leisten und den Götzen opfern. Das that er nicht. Als der
Präfect sah, daß Justin den Philosophenmantel trug, fragte er ihn, welche
Weisheit er studirt habe. Justin gab zur Antwort, daß er versucht habe, in
alle Wissenschaften einzudringen, habe aber in keiner Befriedigung gefunden,
bis ihm das Evangelium von Christo bekannt geworden sei. „Elender!" rief
der Präfect, „so also bist du von dieser Religion eingenommen?" — „Das
bin ich, ich folge den Christen, und ihre Religion ist die rechte," versetzte
Justin. Auf die Frage, worin denn nun eigentlich das Wesen ihrer Lehre be-
stehe, gab er zur Antwort: „Wir glauben an einen Gott, den Schöpfer alles
Sichtbaren und Unsichtbaren, und bekennen, daß unser Herr Jesus Christus
der Sohn Gottes ist, der vor Zeiten von den Propheten vorher verkündigt,
einst als der Richter des menschlichen Geschlechts erscheinen wird. Ich bin viel
zu gering, etwas Würdiges von seiner unendlichen Gottheit zu sagen; das
thaten vor Jahrhunderten schon die Propheten." Und als hieraus der Präfect
ihn fragte, wo die Christen gewöhnlich sich zu versammeln pflegten, sprach
Justin: „Der Gott der Christen ist unsichtbar, an keinen besondern Ort ge-
bunden, und kann also überall angebetet werden von seinen Gläubigen." —
^Ktzt wendete sich der Präfect zu den andern Angeklagten und erfuhr, daß
auch sie Christen wären. Nachdem er nun wußte, wie es mit diesen stand,
redete er noch einmal mit Justin und sprach: „Höre du, der du beredet zu sein
scheinst und die wahre Wissenschaft zu besitzen glaubst, bist du überzeugt, in
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel]]
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den Himmel zu kommen, wenn ich dich geißele vom Kopf bis zum Fuße?" —
„Ich hoffe es," gab Justin zur Antwort. „Meinst du also in der Thal, dort
eine Belohnung zu empfangen?" — „Das meine ich nicht nur, sondern ich
bin dessen sogar vollkommen gewiß." Nun ward der Präfect zornig, wollte
Justin's Gefährten zum heidnischen Opfer zwingen und drohte mit den Qualen
der Folter, wenn sie noch länger sich weigern würden. Da gab Justin für
sich und seine Mitgefangenen die muthige Antwort: „Es gehört ja zu
unfern heißesten Wünschen, um unsers Herrn Jesu Christi willen zu leiden
und selig zu werden." Lob- und Danklieder singend, wurden darauf die
muthigen Bekenner nach dem Richtplatze geführt, erst gegeißelt und dann ent-
hauptet.
5. Polykarpus, Bischof von Smyrna (ff um 170). Die Verfolgung unter
dein Kaiser Marcus Aurelius hatte sich über Italien und Europa hinaus
nach Asien verbreitet und wüthete um das Jahr 170 in Smyrna, wo der
ehrwürdige Bischof Polykarpus der christlichen Gemeinde Vorstand. Er war ein
Schüler des Johannes. Auch ihn traf die Wuth des heidnischen Volkes, das
den: Statthalter unaufhörlich zurief: „Tödte die Gottlosen! suchet den Poly-
karpus auf!" Als der Bischof das Geschrei des Volkes hörte, welches seinen
Tod verlangte, beschloß er zuerst, in der Stadt zu bleiben und den Ausgang
der Führung des Herrn zu überlassen. Doch auf das inständige Bitten seiner
Gemeinde, seiner zu schonen, ließ er sich endlich bewegen, nach einem nahe
gelegenen Landsitze sich zu flüchten, wo er mit einigen Freunden, die ihn be-
gleitet hatten, verweilte und nach seiner Gewohnheit Tag und Nacht für alle
Gemeinden betete. Drei Tage zuvor, ehe er ergriffen ward, schien es ihm, als
ob sein Kopfkissen unter ihm brenne, und er sagte zu seinen Gefährten km
prophetischen Geiste: „Ich muß lebendig verbrannt werden." Der römische
Proconsul hatte unterdessen Leute ansgesendet, den Bischof zu suchen. Da
Polykarpus hörte, daß die, welche ihm nachspürten, in seiner Nähe seien,
begab er sich nach einem andern Landsitze. Bald darauf drangen die Häscher
in sein Haus, wo sie ihn zwar nicht mehr fanden, aber doch zwei Sklaven er-
griffen und den eiiteti durch die Folter zwangen, den Ort seines Aufenthaltes
anzugeben. Als sie dort ankamen, konnte Polykarpus, der sich in dem höchsten
Stockwerke des Hauses befand, von dem platten Dache leicht nach einem andern
Hause entkommen; aber er wollte nicht und sprach: „Des Herrn Wille ge-
schehe!" Darauf ging er zu den Soldaten hinab und redete freundlich mit
ihnen. Staunen ergriff sie, als sie die Standhaftigkeit des ehrwürdigen
Greises sahen, der sie wie Gäste empfing, ihnen Speisen und Trank vorsetzen
ließ und sie nur bat, ihm eine Stunde Zeit zum Gebet zu gönnen. Aber
zwei Stunden riß ihn der Erguß seines Herzens hin, so daß die Heiden selbst
von seiner Andacht gerührt wurden. Nach Beendigung seines inbrünstigen
Gebets wurde Polykarpus ans einen Esel gesetzt und zur Stadt -geführt. Als
man ihn zum Verhöre brachte, entstand ein großes Getümmel, weil nun der
Feind der Götter endlich ergriffen war. Da fragte ihn der Richter: ,,Bist
du Polykarpus?" Er bejahete es. Nun drang Jener in ihn und sprach:
„Schwöre, fluche Christo, so spreche ich dich frei!" Der Greis antwortete:
„Sechs und achtzig Jahre habe ich ihm gedient, und er hat mir nur Gutes
erwiesen, wie soll ich meinen König lästern, der mich selig gemacht hat." Der
Proconsul, der gern den Greis gerettet hätte, wenn nur das Volk zu be-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift]]
Extrahierte Personennamen: Jesu_Christi Marcus_Aurelius Johannes Christo
Extrahierte Ortsnamen: Smyrna Italien Europa Asien Smyrna
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sie schon in den vorhergehenden Tagen die Hinrichtung der Märtyrer hatte
ansehen müssen. Man wollte die beiden Gefangenen nöthigen, bei den
Götzenbildern zu schwören, und rechnete ans die Jugend des Einen und ans
das Geschlecht der Andern. Beide weigerten sich, zu gehorchen. Das wü-
thende Volk wollte, daß man an ihnen alle Arten von Qualen erschöpfe.
Pontieus, so hieß der Jüngling, starb freudig. Nun kam die Reihe
an Blandina. Sie wurde gepeitscht, von den Thieren zerrissen und auf den
heißen Stuhl gesetzt, hieraus in ein Netz gewickelt und einem wilden Stier
vorgeworsen, der sie ganz zerdrückt in die Luft warf. Zuletzt erwürgte man
sie. Die Heiden selber staunten über so viel Muth; sie bekannten, daß unter
ihnen niemals ein Weib gewesen, das eine so seltsame und lange Reihe von
Martern erlitten hätte.
So groß waren die Qualen, welche unter dem Tyrann Marens Aurelius
über diese Gemeinden des Herrn hereinbrachen. Die wenigen Uebriggeblie-
benen sammelte der ehrwürdige Bischof Jrenäus von Lyon, ein Schüler
des Polykarpus, unter seinen Hirtenstab.
Nach Marcus Aurelius war gegen 80 Jahre lang das Schicksal der
Christen schwankend; sie wurden von einigen Kaisern geduldet oder selbst be-
günstigt, von andern verfolgt. Am heftigsten war die Verfolgung unter
Septimns Severus (um 200). Nach ihm hatten die Christen längere
Zeit Ruhe; weil aber in der Kirche Unlauterkeit in der Gesinnung und im
Wandel bei Geistlichen und Laien einriß, so schickte der Herr ein neues Län-
ternngsfeuer unter den Kaisern De eins und Valerian um das Jahr 250.
7. Cyprian, Bischof von Karthago (p 258). Er war der Sohn eines
vornehmen Heiden zu Karthago. *) Nach der Sitte seiner Zeit wurde er ein
Lehrer der Redekunst in seiner Vaterstadt. Aber er sollte ein Werkzeug in
der Hand des Herrn werden, das reichen Segen schaffte. Der fromme Pres-
byter Cäcilius bekehrte und taufte ihn. Cyprian bezeugte bald dnrch
Werke barmherziger Bruderliebe die Innigkeit und Tiefe seines Glaubens.
Seine Güter verkaufte er, und der Erlös gehörte den Armen seiner Gemeinde.
Durch das Gelübde der Keuschheit weihete er sein Leben völlig dem Dienste
des Herrn. Die Christen liebten ihn innig, wählten ihn zum Presbyter und
bald darauf zum Bischof. Nur gezwungen nahm er dies hohe Amt an, ver-
waltete es aber mit großer Treue bis an feinen Tod.
Seit einer langen Reihe von Jahren hatte die christliche Kirche äußere
Ruhe gehabt. Sie hatte sich in dieser Zeit weit ausgebreitet, so daß die Ge-
meinde in Karthago allein an 20,000 Christen zählte; aber es war vielfach
fleischliche Sicherheit und Weltsinn eingerissen, wovon selbst Bischöfe nicht
ganz frei waren.
Wie ein Feuer der Läuterung brach daher plötzlich eine neue Verfolgung
unter Kaiser De eins im Jahre 250 herein, so gewaltig und ausgedehnt, wie
keine vorher oder nachher. Cyprian selbst erkannte darin ein Strafgericht
Gottes. Der heidnische Pöbel verlangte, daß der Bischof den Löwen vorge-
worfen werden solle. Cyprian hielt es für gut, sich für jetzt seinen Feinden
noch nicht preiszugeben, und fand Gelegenheit, zu entfliehen. In herzlichen
)) Karthago lag auf der Nordküste von Afrika in der Gegend des hcntigen
Tunis.
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Iii. Blicke in die innern Zustände der christlichen Kirche
im 2. und 3. Jahrhundert.
1. Wie die Kirche verwaltet worden. In Jerusalem, von wo die
Predigt des Evangelii ausgegangen war, genossen die Apostel, so lange sie
lebten, vor allen andern Gläubigen das höchste Ansehen. Nicht nur, daß sie
ihren eigenen Gemeinden als Lehrer Vorständen, sondern sie wurden auch von
andern in zweifelhaften Fällen zu Rathe gezogen, uui) ihre Entscheidung ward
als giltig und bindend anerkannt. Dabei blieben sie aber Diener der Kirche
und herrschten nicht über sie. Ueberall, wo neue christliche Gemeinden gestiftet
worden waren, hatten die Apostel einen Rath der Aeltesten eingerichtet,
nach dem Vorbilde der jüdischen Gemeinden. Die Mitglieder desselben hießen
Aelteste (mit dem griechischen Namen Presbyter), obwohl es nicht
gerade immer die in den Jahren am weitesten vorgeschrittenen Glieder der
Gemeinde waren, oder Hirten, auch Bischöfe d. h. Aufseher. Die Ael-
testen waren nicht ausschließlich die Lehrer der Gemeinde. Mit Ausnahme
der Weiber lehrte ursprünglich Jeder, der vom Geiste die Gabe dazu empfangen
hatte; es gab im Anfänge keinen Unterschied zwischen Geistlichen (Clerus)
und Volk (Laien). Alle Christen waren Priester und konnten in den Ver-
sammlungen das Wort Gottes verkündigen und die Taufe vollziehen. Schon
frühzeitig hatten sich die Apostel Diakonen zugeordnet, welchen die Pflege
der Armen und Kranken, die Verwaltung der gemeinschaftlichen Güter und
andere Hilfsleistung übertragen war. Für das weibliche Geschlecht waren
Diakonissinnen berufen. Außerdem gab es noch Vorsteher; das waren
Gemeindeglieder, welche an den Berathungen der allgemeinen kirchlichen An-
gelegenheiten Theil nahmen, wie Ap.-Gesch. 15 erzählt wird.
Diejenigen, welche sich besonders zu Lehrern eigneten, erhielten je nach
der Art ihrer Wirksamkeit besondere Namen. Evangelisten nannte man
die, welche wie Paulus von Ort zu Ort zogen und predigten; Propheten
hießen solche, welche in der Schriftauslegung besonders geschickt waren;
Hirten waren solche Lehrer, welche einer Gemeinde bleibend gegeben
wurden. Später kam es zwischen Clerus und Laien ;u einer schärferen Unter-
scheidung. Die Bischöfe wurden die Häupter der Gemeinde, namentlich
gelangten die zu Antiochien, Rom, Alexandrien') und Karthago zu
großem Ansehen. Mit besonderer Verehrung betrachtete man den Bischof zu
Rom, weil Petrus und Paulus hier den Märtyrertod erduldet hatten und
von hier aus die Ausbreitung des Christenthums in das Abendland ge-
schehen war.
Die Kirchenzncht wurde noch im Sinne der Apostel geübt. Die von der
Gemeinde Ausgeschlossenen mußten öffentlich Kirchenbuße thun, wenn sie Ab-
solution erhalten wollten. Die Uebung christlicher Barmherzigkeit lag allen
Gemeinden noch immer sehr am Herzen. Gerieth eine benachbarte Gemeinde
in Noth, so sammelte man für sie eine besondere Collecte, wie es zuerst jn
Antiochien für die Brüder in Judäa geschah. So wurde des Apostels Wort
1j Alexandrien, feste Seestadt an der Mittelmeerküste Acgyprcn's, liegt am
nordwestlichen Rande des Nildclta.
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