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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bd. 11 - S. 312

1846 - Braunschweig : Westermann
310 Erstes Hauptstück. die einmal erworben wären, zu stören, daß sie vielmehr einen Jeden annehmen wolle, der sich ihr anschließen und sie in der strengen Beobachtung der con- stitutioncllcn Charte unterstützen werde, daß sic aber auch hoffe, diejenigen, die von dieser unabänderlichen Linie abwichen, würden wenigstens den Muth haben, ihr Unrecht offen zu bekennen. Diese Versicherungen aus dem Munde eines Mannes, der während seiner ganzen parlcmcntarischcn Lausbahn stets auf die gewaltsamsten Maßregeln gedrungen hatte, wurden nur als ein über- müthiger Hohn aufgenommen und steigerten die allgemeine Erbitterung, statt sie zu versöhnen. Unglücklicher Weise widersprachen den friedlichen Zusiche- rungen der Minister die Aeußerungen ihrer Anhänger, die in Journalaufsätzen und Flugschriften die Ansicht verfochten, daß der König durch die Verfassung nicht gebunden sey, sondern, so wie diese ein Ausfluß der königlichen Gewalt gewesen wäre, auch das Recht habe, sic erforderlichen Falles nach den Be- dürfnissen des Königthumes und der Ordnung umzugestalten. Daß das Mi- nisterium in der Abgeordnetenkammer die zur Leitung der öffentlichen Ange- legenheiten erforderliche Mehrheit finden sollte, konnte Niemand für möglich halten, der mit dem Geiste dieser Versanimlung einigermaßen bekannt war. Es lag daher nahe, daß man voraussetzte: die Minister würden, sobald sie sich überzeugt hätten, daß sic mit der Kammer nicht zu regieren vermöch- ten, sich über dieselbe hinwegsetzen und den Versuch machen, ohne die Kammer zu regieren. Sofern sic sich zu diesem Wagestücke entschlossen, mußten sic aber auch Steuern erheben, die von der Kammer nicht bewilligt waren; und da dieser nach der Verfassung das Recht der Steuerbewilligung zustand, so waren alle Auflagen, die ohne ihre Bewilligung ausgeschrieben wurden, gesetzwidrige, die Niemand zu zahlen auf gesetzlichem Weg? angehal- ten werden konnte. Das einfachste Mittel, die willkürliche Gewalt der Mi- nister zu brechen, war daher, wenn ganz Frankreich sich weigerte, die nicht auf verfassungsmäßige Weise vcrwilligtcn Steuern zu entrichten. Dieser Gedanke, der zuerst von dem Journal des Debats hingeworfen war, wurde sogleich von den liberalen Blättern aufgenommen und nach allen Seiten erörtert. Der Saame fiel auf einen fruchtbaren Boden. Zuerst trat in der kleinen Stadt Pontivy in der alten Bretagne, deren Bewohner von je her durch ihren Starrsinn bekannt waren, ein Verein zusammen, dessen Mitglieder sich gegenseitig verpflichteten, aus gemeinschaftlichen Mitteln die Kosten der Pfän- dungen aufzubringen, denen man sich durch die Verweigerung gesetzwidriger

2. Bd. 11 - S. 328

1846 - Braunschweig : Westermann
326 Erstes Hauptstück. üben können. Zwischen den beiden großen Parteien, die einander offen die Stirn boten, in der Mitte schwankte unschlüssig ein schwaches Häuslein, welches dem Herrn von Martignac auch nach seinem Sturze treu geblieben war, und daß sich jetzt, gleich seinem Führer, weder entschließen konnte, mit den Liberalen noch mit den Ultraroyalisten gemeinschaftliche Sache zu machen. Von dieser Mittclpartei — wenn man. die Vereinigung weniger Personen, die bei einem entscheidenden politischen Kampfe sich selbst von der Theilnahme ausschließen, so nennen kann — ging ein Vorschlag aus, der zum Zwecke batte, zwar nicht den Inhalt, aber doch die äußere Form der Adresse so weit zu mildern, daß dieselbe die Gefühle des Königs wenigstens nicht allzu em- pfindlich verletzt hätte. Vergebliches Bemühen! Der Einzige Erfolg, den dieser Versuch der Versöhnung hatte, war, daß beide Seiten der Kammer denselben mit gleicher Bestimmtheit zurückwiesen. Guizot, der, vor Kurzem erst an die Stelle eines ausgeschiedenen Mitgliedes in die Kammer gewählt, bei dieser Gelegenheit zum ersten Male das Wort ergriff, drang darauf, daß die Kraft der Adresse nicht geschwächt werde: „Die Freimüthigkeit unserer Worte," sagte er, „ist die einzige Mahnung, welche die Gewalt von uns er- halten, die einzige Stinime, die sich bis zu ihr erheben und ihre Täuschungen zerstreuen kann." — „Was liegt daran," rief auf der andern Seite der Ad- vocat Berryer aus, der gleichfalls zum ersten Male in der Kammer auftrat, daß Ihre Adresse mit Versicherungen der Hingebung, der Achtung und der Liebe angefüllt ist, wenn sie die Rechte des Königs verletzt, wenn sie die Krone mißhandelt? Dieser traurige Gegensatz kann keine andere Wirkung hervorbringen, als daß er unsere Gedanken in Zeiten einer beklagenswcrthen Erinnerung zurückversetzt, daß er uns zurückruft, auf welchem Wege ein un- glücklicher König, mitten unter den Schwüren des Gehorsams und den Be- theuerungen der Liebe, dahin gebracht wurde, den Scepter, den er aus den Handen fallen ließ, gegen die Palme des Märtyrers zu vertauschen." Die Adresse wurde, als cs zur Abstimmung kam, in unveränderter Gestalt, durch 221 Stimmen gegen 181 angennommen. Der Würfel war gefallen. Es blieb dem Könige keine andere Wahl, als entweder der Mehrheit, die sich in der Kammer ausgesprochen hatte, nachzu- geben, oder die Kammer aufzulösen, um durch neue Wahlen diese Mehrheit, wo möglich, zu brechen. Zur Nachgiebigkeit konnte Karlx. sich nicht ent- schließen, weil er darin seine Abdankung gesehen hätte. Er war auf das

3. Bd. 11 - S. 435

1846 - Braunschweig : Westermann
433 Das Bürgerkönigthum. Unterschied des Herkommens offen; und wie eifrig der Herzog es sich auch angelegen seyn ließ, dem Könige seine unverbrüchliche Ergebenheit zu be- zeugen, so wußte doch Jedermann, daß die auf Zurückführung des alten Zustandes der Dinge vor der Revolution gerichteten Maßregeln der Negierung bei ihm keine Billigung fanden. Karl X. ließ diese Art stillschweigender Opposition sich gefallen, ohne großes Gewicht darauf zu legen. Er selbst verschmähte es keinesweges, sich um die Volksgunst zu bewerben, wenn sich dazu ein Mittel bot, welches we- der seinen Stolz noch seinen Grundsätzen zuwider war; und er verzieh cs daher auch einem Prinzen vom Geblüte, wenn er sah, daß dieser auf seine Art danach strebte, sich beim Volke beliebt zu machen. Da er keine Ahnung von der Schwäche der Stützen hatte, auf denen seine Macht beruhte, so konnte er auch nicht daran glauben, daß dem Benehmen des Herzogs von Orleans ein Plan zum Grunde lag, der gerade auf die Voraussetzung jener Schwäche berechnet war. Der Herzog seinerseits war weit davon entfernt, ein falsches Spiel zu spielen; er beging keine Untreue gegen den König, wenn er einer Regierung keine allzu lange Dauer zutraute, die von einem Geiste durchdrungen war, welcher beinahe in allen seinen Richtungen' dem Geiste der Nation mit ausgesprochener Feindseligkeit entgegentrat. Er wies alle Aufforderungen zurück, die voreiliger Eifer an ihn richtete, sich mit den Gegnern des Königshauses zu dessen Sturze zu verbinden; aber er hatte keine Neigung, um fremder Thorheiten willen Frankreich noch einmal zu ver- lassen und im hohen Alter die Irrfahrten seiner Jugend von neuem zu be- ginnen; und er hielt es deshalb der Klugheit angemessen, nichts zu versäu- men, um sich mit der Volkspartei, deren Sieg er vorherfah, auf einen guten Fuß zu stellen. Ihm einen Vorwurf daraus zu machen, daß er die Ver- hältniße richtig beurtheilte, wie von den Royalisten nicht selten geschah, war eine der vielen Albernheiten, an denen die Höflinge Karls X. einen uner- schöpflichen Reichthum besaßen. Es war im Maimonate 1830, als der König von Neapel mit seiner Gemahlin eine Reise nach Frankreich machte, um das verwandte Königshaus zu besuchen, mit dem er in engere Beziehungen getreten war, seit die selbst- ständige Haltung, welche das französische Cabinet gegen außen behauptete, ihm Hoffnung gab, durch die Herstellung des alten Familienbundes der Bour- bonen der lästigen Bande entledigt zu werden, welche der österreichische Schutz v. Retteck, allg. Gcsch. Xi. Hermes' Suppt. Ii. . 28

4. Bd. 11 - S. 439

1846 - Braunschweig : Westermann
437 Das Bürgerkönigthum. auf keine Weise gebilligt haben. Aber der Gedanke war ausgesprochen, und der König konnte in der nächsten Stunde umgestimmt werden. Als am 30. die Erklärung der Abgeordnetenvcreinigung nach dem Pa- lais Royal gebracht wurde, hatte der Herzog sein Versteck noch nicht ver- lassen. Der Haushofmeister äußerte Zweifel, ob er in Ncuilly zu finden seyn würde. General Sebastiani faßte daher ein Schreiben ab, welches er einem Diener übergab, der sich anheischig machte, in zwei Stunden eine Antwort zu überbringen. In der That ließ diese nicht lange auf sich war- ten; sic war aber sehr ungenügend, denn der Herzog beschränkte sich daraus, sagen zu lassen, daß er den andern Morgen nach Paris kommen wolle. Laf- fitte schrieb sogleich ein kurzes Billet an den Herzog, worin er sagte, daß derselbe nicht morgen, sondern auf der Stelle kommen müsse, da kein Augen- blick zu verlieren sey. Ans diese dringende Mahnung begab sich der Her- zog noch denselben Abend in bürgerlicher Tracht und zu Fuß, von einem einzigen Adjutanten begleitet, nach Paris und ließ sogleich Lassitte, dem Für- sten von Talleyrand und wenigen seiner Vertrauten seine Ankunft melden. Der Fürst von Talleyrand war vor wenigen Tagen von einer Badereise nach Paris zurückgekehrt. Ungeachtet der geringen Gunst, deren er seit sei- nem Ausscheiden aus der Verwaltung in der ersten Zeit der Restauration bei Hofe genoß, hatte er doch besonders unter den auswärtigen Diplomaten immer ein hohes Ansehen behalten. Er hatte Gelegenheit gesunden, sich von dem Übeln Eindrücke zu überzeugen, welche die Ordonnanzen auf die Botschafter der großen Höfe machten. Graf Pozzo di Borgo rief, als er die Ordonnanzen im Moniteur las, unwillig aus: „Hätte man wenigstens 60,000 Mann zu Paris, um eine solche Verwegenheit zu unterstützen!" Nach der Niederlage der königlichen Truppen, als man unter der Hand erfahren hatte, daß der Herzog von Mortemart beauftragt sey, mit den Häuptern des Aufstandes zu unterhandeln, beschlossen die Botschafter der fremden Mächte, sich gemein- schaftlich darüber zu berathen, ob sie zu Paris bleiben oder Karl X. nach Saint Cloud folgen wollten. Es fand eine Versammlung bei dem Nuntius des Papstes Statt, dem nach den alten Ueberlieferungen der Hofetiquette der Vorrang unter den auswärtigen Gesandten zustand. Hier sprachen zwar der Nuntius, die Botschafter von Neapel und Sardinien und der schwedische Gesandte sich dafür aus, daß man es der königlichen Majestät schuldig sey, zu ihren Gunsten das Gewicht in die Wagschale zu legen, welches die An-

5. Bd. 11 - S. 273

1846 - Braunschweig : Westermann
Der parlement. Sieg des Liberalismus tu Frankreich. 271 fände, obwohl es sich ergeben habe, daß acht dieser Schulen unter der Lei- tung einer gesetzlich nicht erlaubten Genossenschaft — des Jesuitenordens — ständen. Die Minderzahl der Commission hatte aus dieser Thatsache den richtigen Schluß gezogen, daß folglich allerdings in der Einrichtung der klei- nen Seminare Gesetzwidrigkeiten vorhanden wären; und sie wurde durch eine Menge Bittschriften unterstützt, die beinahe aus allen Gegenden Frank- reichs einliefen. Das Ministerium wartete die Erörterungen nicht ab, die in der Kammer angekündigt waren, sondern legte dem Könige zwei Verfügun- gen zur Genehmigung vor, von denen die erste die acht Jesuitcnschulen der Aufsicht der Universität unterwarf und zugleich verordnete, daß Niemand zu der Leitung einer weltlichen oder geistlichen Erziehungsanstalt zugelassen wer- den sollte, der nicht schriftlich bekräftigte, daß er keiner in Frankreich nicht gesetzlich bestehenden geistlichen Genossenschaft angehöre. Die zweite Verfü- gung setzte die Zahl der Schüler, welche in die kleinen Seminare ausgenom- men werden dursten, von 40,000, die bisher diese Anstalten besuchten, auf die Hälfte herab und traf noch verschiedene andere Anordnungen, die zum Zwecke hatten, sie ihrer ursprünglichen Bestimmung, dem gcistltchen Unter- richte-zurückzugeben, dem sie durch den Einfluß der Jesuiten großentheils ent- fremdet worben waren, indem diese sich ihrer als eines Mittels bedienten, allmälig das gesammte Unterrichtswesen an sich zu ziehen. Karl X. zeigte sich leichter zur Nachgiebigkeit bereit, als man bei seinen bekannten religiösen Vorurtheilen erwartet hatte. Die frommen Männer, die seine Gewissensräthe waren, hatten ihm vorgestellt, daß es rathsam sey, das kleinere Uebel dem größeren vorzuziehen. Als das größere Uebel aber betrachteten sie mit gutem Grunde die unermeßliche Aufregung, in die ganz Frankreich gestürzt worden wäre, wenn die Weigerung des Königs, die Verfügungen zu unterzeichnen, das Ministerium genöthigt hätte, seine Entlassung zu nehmen. Dennoch hatte Karl X. einen schweren Kampf zu bestehen, ehe er sich zu einem Schritte entschloß, dessen Unvermeidlichkeit er sich nicht verbergen konnte. Als er im Begriffe war, die Unterzeichnung zu vollziehen, sagte er zu dem Minister der geistlichen Angelegenheiten: „Mein lieber Bischof, ich darf Ihnen nicht ver- hehlen, daß nichts in der Welt mich mehr Ueberwindung kostet, als diese Un- terschrift; ich setze mich durch dieselbe in Widerspruch mit meinen treuesten Dienern, mit denen, die ich liebe, und die ich achte." So mächtig war der Einfluß der Jesuiten in Frankreich bereits geworden,

6. Bd. 11 - S. 389

1846 - Braunschweig : Westermann
387 Die drei Tage. eine Anzahl Gefangener in Freiheit gesetzt, um eine Bekanntmachung zu ver- theilen, die in der Eile gedruckt war, und worin die Bevölkerung von Paris aufgefordert wurde, zur Ruhe zurückzukehren, da die Truppen keine Feind- seligkeiten mehr verüben würden, sobald sie nicht zuerst angegriffen wären. Die beiden Maires des zweiten und des zehnten Bezirkes verfügten sich in ihrer Amtstracht ans den Vcndümcplatz, wo der General Wall ihnen anzeigte, daß er dem Befehle des Marschalls gemäß das Feuern eingestellt habe und nur feine Stellung behaupten, aber keinen Schritt vorwärts thun werde. Die dem Volke wohlbekannten Beamten ließen hierauf ihre Taschentücher wehen und verkündeten laut, daß der Friede hergestellt sey, was denn auch zur Folge hatte, daß die Volkshausen, die von der Ecke der Chaussve d'antin nach der Nue de la Paix herüberfeuerten, davon abließen. Sie gingen hier- auf nach der Dïite de l'echelle, welche, dem einen Flügel der Tuilcrien gerade gegenüber, die Nue St. Honoré mit der Nue de Nivoli verbindet, und wo sich der hitzigste Kampf entsponnen hatte. Sie meldeten dies dem Marschall, der ihnen sagte, daß er zwar den Befehl ertheilt hätte, auch hier mit dem Feuern einzuhalten, daß sich aber das Volk dadurch nicht abhalten lasse, an- griffsweise zu verfahren. Der Herzog von Nagusa gab den beiden Maires einige Ordonnanzofficiere zur Begleitung, mit denen sie, die Taschentücher schwenkend, bis zu dem Théâtre français kamen. Ucbcrall steckten die Soldaten der Garde ihre Taschentücher ans die Bajonette, und es gelang ihnen, all- .mälig sich auch bei dem Volke Gehör zu verschaffen, als plötzlich ein lebhaf- tes Gcwchrscuer in ihrem Rücken erschallte. Dreißig oder vierzig Soldaten, die ein Eckhaus in der Rue St. Honore eingenommen, feuerten auf die an- drängenden Volksmassen aus den Fenstern. Der Kampf wurde im Augen- blicke wieder allgemein, und die beiden wackeren Beamten, die sich selbst in ein benachbartes Haus flüchten mußten, sahen jetzt wohl, daß ihre Sendung verfehlt war. Noch vor der Ankunft der Maires in den Tuilcrien hatten sich zwei Männer von hohem Range hier eingcsunden, die einen Vermittlungsversuch anderer Art machten: der Großreferendar der Pairskammer Marquis von Ssmonville und Graf d'argout. Beide edle Pairs gehörten jener Schatti- rung des französischen Adels an, die der Restauration von dem Kaiscrthume in hohen Ehren und Würden überliefert und von jener zu Gnaden aufgenommen war, da man sich überzeugt hielt, daß man auf ihre Treue vertrauen durfte, 23'

7. Bd. 11 - S. 327

1846 - Braunschweig : Westermann
Der parlement. Sieg des Liberalismus in Frankreich. 323 trägen, die uns der Vater des Vaterlandes gegeben, werden wir uns nur auf verfassungsmäßiger Bahn bewegen; weder Schmähungen noch Drohungen werden uns bestimmen, von der Linie abzuweichen, die Ehre und Pflicht uns verzeichnen." — „Sie haben die Meinung der Commission nicht richtig auf- gefaßt," entgcgnete Dupin der ältere, der einen vorzüglichen Antheil an der Abfassung des Adressccntwurfes gehabt hatte. „Der Grundgedanke der Adresse ist eine tiefe Verehrung für die Person des Königs; sie drückt die hochachtnugsvollste Ergebenheit gegen jenes alte Geschlecht der Bourbonen ans, und enthält nichts, was man als einen Eingriff in die Freiheit des Monarchen deuten könnte. Sie spricht nur eine Thatsache ans, deren Ein- druck sich allen Gemüthern aufdrängt. Wenn wir diese Thatsache verhehlen wollten, würde sie deshalb nicht weniger vorhanden seyn. Da die Minister in der Thronrede, indem sie von den Hindernissen sprachen, die man ihnen entgegenstellen möchte, kein anderes Mittel anführten, durch welches sich die- selben übersteigen ließen, als den Gebrauch der Gewalt, so glaubten wir, daß es uns erlaubt seyn würde, von dem Gesetze zu sprechen. Wir haben als die einzigen anwendbaren Mittel die gesetzlichen, verfassungsmäßigen bezeichnet. In diesen liegt das königliche Vorrecht, welches durch nichts gehemmt, durch nichts geschmälert werden kann. Der König ist in seinem Vorrechte unbe- schränkt; wenn er von demselben innerhalb seiner gesetzlichen Grenzen Ge- brauch machen will, so kann Niemand diese Anwendung verzögern, Niemand sieh ihr widersetzen." — Der ultraroyalistische Herr von Chautelauze erklärte, ohne aus die scharfsinnigen'unterscheidungen seines rcchtsgelcbrten Vorgängers sich einzulassen, die Adresse für verfassungswidrig, für feindlich gegen das Königthum. „Warum versucht man cs zu leugnen," sagte er, „was einem Jeden klar vor Augen liegt? man will den Sturz des Ministeriums gegen den Willen des Königs erzwingen. Dadurch würde aber das Königthum in das Herz getroffen; cs hörte auf zu existircn, wenn die Adresse angenommen würde. Man verlangt, die Kammer soll sich allein der Gewalten anmaßen, ^die dem Könige, wie jener, die den Pairs zustehen. Damit wäre alles Gleichgewicht in unseren Staatsciurichtungen aufgehoben. Wir brauchen einen monarchischen fünften September; dieser allein kann uns retten." Die Parteien standen einander in zu schroffer Trennung gegenüber, als daß alle diese Erörterungen, die doch zuletzt nur ans gegenseitige Beschuldi- gungen hinauskamen, auf den Ausgang einen wesentlichen Einfluß hätten

8. Bd. 11 - S. 408

1846 - Braunschweig : Westermann
406 Zweites Hauptstück. tem Geschrei ein Mensch hereingebracht, der mit einem sorgfältig versiegelten Packete an einer der Barrieren ergriffen worden war. Das Packet enthielt Depeschen des schwedischen Gesandten Grafen Löwenhjelm an das Cabinet von Stockholm; Hr. Baude ließ dasselbe, ohne es zu erbrechen, sofort dem Ge- sandten zurückstellen. Gras Löwenhjelm wollte diese Gelegenheit nicht un- benutzt lassen, um sich mit eigenen Augen von dem Stande der Dinge zu überzeugen. Er eilte nach dem Hotel de Ville, und sagte Herrn Baude, das eben so gemäßigte als kraftvolle Benehmen der Pariser habe dem diplomati- schen Corps die höchste Achtung eingeflößt; an seinem Hofe wenigstens würde die Nachricht von diesen wunderbaren Ereignissen aller Wahrscheinlichkeit nach keinen unvortheilhaften Eindruck machen. Bald erschienen auch schon Personen, die sich um Aemter und Stellen bei der neuen Negierung bewarben, deren Sitz sic in dem Hotel de Bille ver- mutheten. Einer der ersten war Alexander Dclaborde, der sich an den ihm persönlich bekannten Evarist Dumoulin wandte. Dieser hatte den General Dubourg in der Uniform eines Hauptmanns der Nationalgarde begleitet, und sich durch denselben zum Commandanten des Hotel de Ville ernennen lassen. Er ernannte seinerseits den Grafen Delaborde unter Trommclschall zum Prä- feeten des Seinedepartements. Graf Montalivet, der nicht lange darauf an- kam, verlangte von Herrn Baude die Stelle eines Directors der Abtheilung der öffentlichen Bauten im Ministerium des Innern, sofern derselbe sich die- sen Posten nicht etwa selbst vorbehalten habe. Herr Bande' hatte die Beschei- denheit zu erwidern, daß es ihm weder zukäme, ein Amt zu verleihen, noch sich selbst zu einem Amte zu befördern. Eine Menge Bittsteller geringerer Art wurden ungchört zurückgewiesen. Um zwei Uhr wurde dem General Dubourg die bevorstehende Ankunft Lasayette's gemeldet, der zum obersten Befehlshaber der Volksmacht ernannt sey. Der Abeuteucrer, der sich mit einem Male durch eine einfache Anzeige von der ganzen Hohe seines selbstgeschaffenen Ansehens auf den gewöhnlichen Boden herabgesetzt sah, benahm sich bei dieser Gelegenheit mit männlicher Würde. „Mein Herr," sagte er dem Boten, „da sich Niemand an die Spitze der H^lonne stellte, habe ich mich vorangestellt. Aber Ehre, dem Ehre ge- bührt ! So bald der General sich zeigt, werde ich ihm das Hotel de Ville übergeben." Als Lafayctte unter dem nicht endenden Zurufe der vielen Tau- sende, welche den Gràveplatz und alle anstoßende Straßen bedeckten, sich nä-

9. Bd. 11 - S. 559

1846 - Braunschweig : Westermann
Die revolutio naircn Bewegungen in Deutschland. 837 Thätigkeit entwickle; der Minister des Innern, Herr von Schenk, wurde von allen Seiten mit Vorwürfen überbaust, denen besonders die Verordnung vom 28. Januar über die Prcßpolizci zur Veranlassung diente. Ein Antrag, diese Verordnung für verfassungswidrig zu erklären, führte zu den leidenschaftlich- sten Ausbrüchen eines maßlosen Hasses. Der Abgeordnete Schwindel ver- langte, daß Herr von Schenk in Anklagezustand versetzt werden sollte; ein anderer Abgeordneter, der diese Forderung unterstützte, der Freiherr von Closen, behauptete, daß das Volk Herrn von Schenk als Baierns Polignac bezeichne und rief dem Minister zu: „Ich kann mir denken, daß ein Minister, der sich bewußt wäre, den Staat in großen Nachtheil gebracht zu haben und deshalb von der ganzen Nation als Gegenstand des Abscheues behandelt zu werden, am Ministertische ein peinlicheres Gefühl habe, als der Unglück- liche am Schandpfahle." Umsonst wies der Minister des Innern die Grund- losigkeit aller gegen ihn erhobenen Anklagen nach; umsonst vertheidigten mehrere der Negierung anhängende Abgeordnete die angegriffene Verordnung mit Gründen, deren Gewicht kein Besonnener abzuleugnen vermochte, wenn auch die Thatsache, daß sie im Widersprüche gegen Sinn und Wortlaut der Ver fassung stand, dem in Baiern herkömmlichen Sprachgcbranche nach, unzwei- felhaft blieb; die Kammer verwarf am 16. Mai zwar den Antrag auf Anklage des verantwortlichen Ministers mit einer Mehrbeit von 23 Stimmen (73 gegen 80), sprach aber mit einer Mehrheit von 67 Stimmen (96 gegen 29) aus, daß durch die Preßvcrordnung die Verfassung verletzt und daher der König um schleunige Aushebung derselben zu bitten sey. Wenige Tage darauf nahm Hr. von Schenk seine Entlassung. Der zu seinem Nachfolger ernannte Staatsrath von Stürmer legte bereits am 3. Juni ein neues Preßgesetz vor, welches, das freisinnigste bis dahin jemals von einer deutschen Negierung ausgegangene, die Censur auf die Besprechungen auswärtiger Verhältnisse beschränkte, für die sie jedoch auch nur zeitweise und als Ausnahme fortbe- stehen sollte, und die Beurtheilung der durch die Presse verübten Vergehen Gcicbwornengerichtcn zuwies, die zu diesem Zwecke besonders zu bilden wären. Niemand, der in der stürmisch erregten Zeit nicht ulle Besonnenheit verloren hatte, konnte verkennen, daß das neue Preßgesetz Alles gewährte, was nach der Verfastungsurkunde billiger Weise zu verlangen und der Gesetzgebung des deutschen Bundes gegenüber möglicher Weise zu erreichen war. Aber die Mitglieder der baierischen Abgeordnetenkammer verkannten ihre Stellung so

10. Geschichte der neueren und der neuesten Zeit - S. 138

1913 - Braunschweig : Appelhans
- 138 - A. Maschinen fr die Textilindustrie. a) Baumwollspinnmaschine durch Arkwright 1769. b) Mechanischer Webestuhl durch Cartwright 1786. c) Webeapparat fr gemusterte Stoffe durch Jacquard 1810. B. Verwertung der Dampfkraft. 1. Dampfmaschine, fr die Technik verwertbar gemacht durch den Schotten James Watt 1769. 2 Dampfschiff des Amerikaners Fulton auf dem Hudson 1807. 1819. 1. Fahrt der den Ozean (26 Tage von New-York nach Liverpool). r r v .... Die Segelschiffe traten mehr und mehr, besonders fr den Personenverkehr, Zurck. (Broke Dampfschiffahrtsgesellschaften bildeten sich: 1847 Hamburg.-Amerikanische Paketfahrt-Aktiengesellschaft. 1857 Norddeutscher Lloyd in Bremen. 3. Eisenbahn und Lokomotive. a) Schon im 16. Jahrhundert Holzschienen in deutschen Bergwerken, im 18. Jahrhundert eiserne Schienen m England. T . b) 1814 Erfindung der Lokomotive durch den Englander Stephenson. . 1830 Erste Dampfeisenbahnlinie von Liverpool nach Manchester. 1835 Erste Eisenbahn in Deutschland (Nrnberg-Furth)/) 1867 Brennerbahn der die Alpen. 1869 Erste Pazifikbahn in Nordamerika. 1903 Transsibirische Bahn von Moskau nach Wladi-wostok und Port Arthur (9000 km). (Berlin bis Wladiwostok 14 Tage, bis Schanghai 18 Tage). Besonders in der zweiten Hlfte des Jahrhunderts trat eine ungeheuere Zunahme der Eisenbahnen ein: 1840: 8000 km, 1860: 100000, 1887: 550000, 1910: 1 Million km. C. Verwertung der Elektrizitt. 1. Telegraph und Telephon. . _ ,,, . . 1833 Telegraph durch Gaich und Weber in (Bttingen erfunden. 1866 (Erstes transatlantisches Kabel von Irland nach Neu- fundland. . 1861 Telephon durch den Deutschen Reis erfunden. 1876 Telephon durch den Amerikaner Bell verbessert. 1895/6 Drahtlose Telegraphie (Italiener Mmrcont, die Deutschen Braun, Stobt) und Graf von Arco). 2. Elektrisches Licht. i) 1837: Teilstrecke der Linie Leipzig-Dresden? 1838: Erste Staatsbahn, Braunschrveig-Wolfenbttel; Iehlendorf-Potsdam; 1853: Erste Bahn m Indien, 1854: Australien und Afrika? 1872: Japan; 1876: China.
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