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die nur den himmlischen Gottheiten dargebracht und als gemein-schaftliches Mahl zwischen ihnen und den Darbringenden gedacht wurden: etzbare Tiere, wie Rind, Schaf, Schwein, Ziege, selten Huhn und Gans (diese beiden in Rom gar nicht), fast niemals Wild, sehr selten Fische. Solche Opfer waren alle Fest- und Dank- und die gewhnlichen Bittopfer (vorzugsweise die groen Gemeindeopfer: Svalat <%uore-lelg, sacra solemnia). b) dvatai yevaroi waren Opfer von solchen Tieren, deren Vlut und Leben jedenfalls fr die Gottheit bestimmt war, während ihr Fleisch zur Speise nicht benutzt, sondern ganz hin-gegeben, und zwar entweder verbrannt (holocausta) oder vergraben oder sonstwie vernichtet wurde. Denn sie waren den Mchten des Todes geweiht und somit fluchbeladen. So war es der Fall bei den Opfern fr chthonische Gottheiten, bei Heroen- und Totenopfern, bei Eid- und Shnopfern. Die Opfer fr die Meer- und Flugottheiten pflegten in die Fluten versenkt zu werden.1)
Bei der Auswahl der Opfertiere machten Gattung und Geschlecht, Farbe und Alter Unterschiede, die namentlich in Rom streng einge-halten wurden. Die victimae umfaten das genus bovillum, die hostiae das genus ovillum, nur da hostia auer dem Schaf auch alle andern Opfertiere, wie Schwein, Ziege, Hund, sowie vielfach, aller-dings ungenau, selbst das Rind bezeichnete. brigens war das Schwein (sus, porcus, porca) das beliebteste Opfertier des Privatkultes und auch bei Piakularopfern zur Shnung eines piaculum, b. h. einer Verletzung des ius sacrum, allgemein blich. Das mnnliche Tier war fr die Götter, das weibliche fr die Gttinnen bestimmt. Die weie Farbe war Vorschrift bei den Opfern fr die oberen Götter, benen bis Mittag, die schwarze fr die Unterirbifchen und die Gottheiten des Meeres, benen von Abenb an geopfert wrbe, die branbrote fr die Gottheiten des Feuers. Dem Alter nach wrben die Opfertiere im allgemeinen in die legeia texelo. (victimae bezw. hostiae maiores) und yaadfhjva (lactentes: noch sttugenbe), im befonberen in dos (taurus), iuvencus, vitulus; ovis (aries), agnus usw. gesthieben.
(Es gab (Einzelopfer und Massenopfer: Hunbert-, Iwlf-unb Dreiopfer. Das Dreiopfer (xqitx-g) der suovetaurilia, b. h. das Opfer der mnnlichen Vertreter aller 3 Arten von pecora, Schwein, Schaf und Rinb, wrbe in Griechenlanb beim Abschlu von Staats-vertragen, in Rom dem Mars beim Lustrum bargebracht. Die Hekatombe, wrtlich ein Opfer von 100 Stck, bezeichnete jebes grere feierliche Opfer.
3) Der rmische Opserritus fr Tieropfer war folgenber: Nach einer genauen Prfung (probatio), ob das Tier tabellos und durch keine Arbeit im Dienste des Menschen befleckt (pinguis gemstet)
i) Die griechischen Tieropfer, bei denen das Blut entzogen wird, heien ocpayia, im engeren Sinne also die Shnopfer! die Darbringung heit ocpayid-fro&cu, ivayi&o&cu bei Totenopfern, t6[xveiv caedere bei 5hti= und (Eibopfern; also erklären sich die Ausdrcke: o^xovg x^veiv foedus ferire und wegen der einleitenden Spende anovinoieio&ai.
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31
41. Der dankbare Wilde.
Ein katholischer Geistlicher, der sich unter die wilden Jn-
dianer in Amerika begeben hatte, erlebte dort folgende Ge-
schichte, die er selbst also erzählt. „Ich kehrte einst an einem Abende
mit meinen Hausgenossen vom Felde zurück. Da hörten wir
in dem Walde einen kläglichen Ton; wir gingen ihm nach,
und fanden unter einem Baume einen alten Wilden, der ganz
entkräftet war, und auf sein Ende zu warten schien. Anfangs
wollte er nicht mit uns reden. „Ach," sagte er endlich, „heute
früh, als der Himmel roth wurde, machte ich mich auf, um
in meine Heimath zu gehen. Nun habe ich mich verirrt; es
wird dunkel, ich bin ermattet und muß hier liegen bleiben.
Hier werden giftige Schlangen, oder wilde Thiere, oder meine
Feinde meinem Leben ein Ende machen." Da hieß ich ihn mit
mir gehen. „Aber du kennst mich ja nicht," sagte er. „Ich
brauche dich nicht zu kennen, komm' nur mit." So führten
wir ihn in meine Hütte. Nachdem er Speise und Trank zu
sich genommen hatte, bereitete ich ihm, ein Lager dicht an mei-
nem Bette, so daß wir nur eine leinene Wand zwischen uns
hatten. Wir legten uns nieder. Mitten in der Nacht erweckte
mich ein Geräusch, als ob der Wilde von seinem Lager aus-
stände. Ich erschrak und horchte. Wie sehr that ich ihm Un-
recht! Er knieete nieder und betete ungefähr mit folgenden
Worten: „O Gott! ich danke dir, daß mich keine Schlange
gebissen, daß mich kein wildes Thier angefallen hat, daß mir
meine Feinde nicht begegnet sind. Ich danke dir, daß dieser
gute Fremdling gekommen ist, und mich in seine Hütte geführt
hat. O Gott! wenn dieser Fremdling oder die Seinigen reisen,
so gib ihnen auch die Sonne auf ihren Weg, beschütze sie auf
ihrem Wege vor Schlangen, wilden Thieren und vor ihren
Feinden; wenn einer von ihnen verirrt und ermattet liegen
bleibt, so laß einen guten Mann kommen, der ihn in seine
Hütte aufnimmt."
42. Bcr schwere Sack voll Erde.
Ein reicher Mann hatte einer dürftigen Wittwe einen
kleinen Acker, von dessen Ertrag sie nur kümmer-
lich lebte, durch einen ungerechten Process abgewon-
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79
Emil. Ueber tausend Jahre werden deine Schafe alt, Va-
ter? Das kommt mir wunderbar vor. Die Schafe, hat unser
Lehrer gesagt, werden höchstens nur vierzehn Jahre alt.
Vater. Aber es ist doch so, wie ich gesagt habe, liebes
Kind. «Und schön sind meine Schafe, so schön und glänzend
und golden, daß die Schafe in — in — wie heißt das Land, wo
die besten Schafe sind?
Emil. In Spanien! in Spanien' Sieh, Vater, ich hab's
gemerkt'
Vater. — daß die Schafe in Spanien gar nicht mit ihnen
können verglichen werden; denn die ganze Heerde hat goldene
Pelze.
Die Kinder sahen einander verwundert an, brachen aber
plötzlich in ein lautes Gelächter aus und riefen: „Nein, solche
gibt cs nicht. Schafe mit goldenen Fellen! Wie könnten die
schwachen Thiere eine solche Last tragen? Vater, du willst nur
sehen, ob wir es glauben."
Vater. Es ist mein Ernst, Kinder. Die Felle schimmern
wirklich, wie Gold, so hell und leuchtend, und ihr habt euch
schon oft darüber gefreut.
Emil. Vater, sind sie den ganzen Tag auf der Weide?
Hört man sie nicht schreien?
Vater. Sie sind zwar den ganzen Tag auf der Weide,
aber man sieht sie nicht; auch hat sie Niemand schreien gehört.
Lida. Wenn aber der böse Wolf kommt, dann schreien sie
doch und laufen davon?
Vater. Auf diese Weide kann niemals ein Wolf kommen;
und dann haben sie auch einen Hirten, der über sie wacht.
Anton. Einen Hirten? Kann denn der auf so viele Schafe
Acht geben? Wie sieht er denn aus?
Vater. Der trägt ein schönes, helles, weißes Kleid, das
wie Silber glänzt und niemals schwarz wird. Denn ob er
gleich weit länger, als tausend Jahre, die Heerde bewacht hat,
so ist er doch noch nie eingeschlafen und hat sein Kleid nie
ausgezogen. Er bleibt stets hell und «runter, und sein Kleid
immer rein.
Emil. Nein, daraus kann ich nicht klug werden; das muß
ein närrischer Mann sein.
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Extrahierte Personennamen: Emil Emil Ernst Emil Anton Emil
171
Aber der allergrößte Vogel ist der Strauß in den Wüste-
neien von Asien und Afrika, der aber wegen seiner Schwere
und wegen der Kürze seiner Fittige gar nicht fliegen kann,
sondern immer auf der Erde bleiben muß. Doch trägt er
seinen Kopf neun bis zehn Fuß stoch in der Luft, kann weit
sterumschauen, und könnte, wie ein guter Freund, neben einem
Reiter auf seinem Roß herlaufen und mit ihm reden, wenn
ihm nicht Vernunft und Sprache versagt wären.
In Asten lebt eine Art von Hirschen, Zwerghirschleiu
genannt, deren Füßlein einen Finger lang, und so dünn, wie der
Stiel einer irdenen Tabakspfeife sind. Das Spitzmäuslein, eben-
falls in Asien, wiegt ein halbes Quentlein, und ist das
kleinste unter allen bekannten Thieren, die auf vier Beinen
gehen und ihre Jungen säugen. Der Elephant aber ist zwölf
bis vierzehn Fuß hoch, fünfzehn bis siebzehn Fuß lang, wiegt
seine 7000 Pfund; und ein fleißiger Schüler soll mir aus-
rechnen: Wie viel Spitzmäuslein müßte man haben, die zu-
sammen so schwer sind, als ein einziger Elephant?
Das kleinste Thierlein auf der Erde hat auch mit dem
stärksten Vergrößerungsglas wohl noch kein Mensch gesehen.
Aber das größte ist der Wallfisch, der bis zu einer Länge
von einhundert und zwanzig Fuß wachsen kann, und seine
tausend Centner und darüber wiegt.
4. Der Hund vom St. Bernhard.
In der mittägigen Gegend unseres Erdtheils zieht sich ein
langer, himmelhoher Gebirgsrücken, die Alpen genannt, von
Abend nach Morgen, und scheidet, wie ein ungeheurer Damm,
das Land der Schweizer von Italien. Wer dorthin will, muß
über dieses Gebirge, durch die wildesten, menschenleeren, vom
ewigen Schnee bedeckten Gegenden. Die einzige gangbare,
aber grauenvolle Straße für den, der aus dem Walliserlande
hinüber nach Italien zu wandern hat, führt über den hohen,
mit Schnee bedeckten St. Bernhards^Berg. War auch unten
im Thale das Wetter noch so günstig; lachte die Sonne auch
noch so freundlich: da oben ist auf keinen Bestand zu hoffen.
Plötzlich bricht der Sturm los und verweht jeden Pfad, den
der menschliche Fuß bahnte; Schneelawinen wälzen sich don-
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Extrahierte Personennamen: Bernhard
Extrahierte Ortsnamen: Asien Afrika Asien Italien Italien
173
guten Thiere — Barry war sein Name — durch sein nütz-
liches Leben ein Gedächtniß unter den Menschen erworben.
Zwölf Jahre lang hat er treu in jenem Kloster gedient, und
gegen 40 Unglücklichen das Leben gerettet. Der Eifer, den
er dabei bewies, war außerordentlich. Nie ließ er sich an
seinen Dienst mahnen. Sobald der Himmel sich bedeckte, Ne-
bel sich einstellten, oder die gefährlichen Schneegestöber sich
von weitem zeigten, hielt ihn nichts mehr im Kloster zurück.
Nun strich er rastlos und bellend umher und ermüdete nicht,
immer wieder nach den bekannten gefährlichen Stellen zurück-
zukehren und zu sehen, ob er nicht einen Sinkenden halten
oder einen Vergrabenen hervorscharren könnte; und konnte er
nicht helfen, so setzte er in ungeheuern Sprüngen nach dem
Kloster und holte Hülfe herbei. Als er einst im Jahre 1817
also umherschweifte, fand er ein in einem Eisgewölbe schlum-
merndes, halberftarrtes Kind. Der grüne Asbest und der
Glimmerschiefer hatten den armen kleinen Wanderer dahin ge-
lockt. Der Hund weckte es, und das Kind klammerte sich an
seinen Rücken an und wurde von ihm so in das Kloster ge-
tragen. Dieser Barry ist im naturhistorischen Museum zu
Bern ausgestopft aufgestellt, das Fläschchen am Halse.
5. littst Pferd.
Vor allen Thieren zeichnet sich das Pferd ans.
Edel und hrästig steht es da; stolz trägt es das Haupt
mit schön gewölbter Stirn und Nase; klug und mild
blickt es uns an aus dem runden, grossen Auge, das
im Dunkel mit grünem Schein leuchtet. Mit den spitzen
Ohren spielt und lauscht es aufmerksam.
Die vorstehende; freie Brust zeugt von dem Mu-
theder in ihr wohnt; schlank und glall ist der Nacken,
und um den gebogenen Hals flattert die lange Mähne.
Die Lenden sind sicher und fest, behende und leicht
die Beinej, und die Füsse gewaffnet mit harten, un-
gespaltenen Hufen. Ungeduldig harret es des be-
freundeten Reiters; es wiehert lauf scharrt mildem
Vor der fasse ^ stampft die Erde.
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182
mir Schlingen und Fallen, und schießt und prügelt mich zu
Tode. So lange ich zwar noch Kräfte habe zu laufen, lasse
ich mich nicht so leicht gefangen nehmen. Ueberfällt man mich
in meinem Baue, so grabe ich geschwind einen andern Aus-
gang, und fliehe mit Weib und Kind davon, und betrüge den
Jäger, der nun vergebens auf meinen Pelz lauert. Ist auch
gleich meine Höhle mit Fallen umgeben und mir zur Flucht
fast gar keine Hoffnung mehr übrig, so leide ich doch lieber
den grausamsten Hunger, ehe ich mich in den ersten vierzehn
Tagen zum Gefangenen ergebe, und versuche alles Mögliche
zu entkommen. Hilft aber Alles nichts, je nun, so ist es end-
lich einerlei, ob ich in einer Höhle verhungere oder in der
Falle eines gewaltsamen Todes sterbe. Ich klage und seufze
eher nicht, als wenn man mich lebendig ergreift und zu Tode
prügelt. Und auch das hält schwer, denn ich habe ein sehr
zähes Leben; oft scheine ich todt, während ich nur auf einen Au-
genblick warte, meine Feinde zu beißen und zu entfliehen. Ich
lebe ungefähr zwanzig Jahre, und lasse mich nicht leicht zäh-
men. Schlägt man mich des Winters todt, so gibt mein
Balg treffliche Pelzkleider, und auch mein Schwanz thut dann
allerhand Dienste. Ermordet man mich aber des Sommers,
so kann nur der Hutmacher meine Haare gebrauchen. In vie-
len Gegenden ißt man auch mein Fleisch. — Du hast ganz
recht, schlauer Fuchs; dein Sommerbalg ist weit schlech-
ter, als dein Winterbalg. Ei, weißt du auch wohl, was
der Winterbalg eines deiner schönsten schwarzen Kameraden in
Norwegen, Lappland oder Sibirien kostet? — Nein! Wie viel
denn? — Dreißig bis vierzig Thaler, und einige Leute sagen
sogar sechshundert bis tausend. — Ei, das wäre sehr viel!
11 Das Kameel.
Das Kameel ist ganz für die Wüsten geschaffen. Es kann
die größten Beschwerden ertragen, ohne davon angegriffen zu
werden. Sein Fuß tritt leicht und sanft auf den nachgeben-
den Sand; seine Nasenlöcher schließen sich, wenn der Wind
den Staub der Wüste emporwirbelt und Alles zu ersticken droht;
sein Magen ist eingerichtet, eine Menge Wassers aufzubewah-
ren , das ihm bei eintretendem Mangel den nothwendigsten
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183
Bedarf gibt, um das dürrste Futter zu verdauen. Es nährt
sich vom feinsten, zartesten Grase, von Gerste, fußen Datteln
und Bohnen; aber es sättigt sich auch mit stachlichten, trocke-
nen Mimosen, die kein anderes Thier genießen kann. Zähne,
Gaumen, Lippen sind vom gütigen Schöpfer eingerichtet, diese
trockene Speise der Wüste zu zermalmen. Und so macht es
Wege von mehr als 150 deutschen Meilen, ohne daß man
ihm ansieht, welche Entbehrungen es ertragen muß.
Es gibt zwei Arten von Kameelen, die sich durch die
Bildung des Rückens von einander unterscheiden. Das schnelle,
flüchtige, zum Reiten bestimmte hat einen Höcker und heißt
Dromedar, das andere, mehr zum Tragen taugliche, hat deren
zwei.
Von Jugend auf wird das Kameel zur Arbeit, zur Er-
tragung lebenslänglicher Beschwerde abgerichtet und abgehärtet.
Man gewöhnt es, täglich mehr zu tragen, täglich weniger
zu fressen und zu saufen, und immer schneller zu gehen. Das
feurige Pferd wird ihm ein Muster für's Laufen, und kommt
es diesem auch nicht an Schnelligkeit gleich, so übertrifft es das-
selbe am Ende doch an Ausdauer. Ein so abgerichtetes, an Hun-
ger und Durst, Laufen und Tragen gewöhntes Kameel ist ein
unschätzbares Schiff in der Wüste, wie es der Araber nennt,
und für die Raubzüge desselben trefflich geeignet. Auf ihm
eilt er durch die Sandebenen und harrt des Kaufmanns, der
mit seinen Schätzen des Weges einherzieht. Er raubt und töd-
tet, das Kameel trägt die Beute. Sieht sich der Araber ver-
folgt, so setzt er sich auf das beste Kameel, treibt es zum
schnellen Schritte an und entgeht seinen Feinden im Sand-
meere, das ihn überall umgibt. Man hat fast unglaubliche
Beispiele von der Behendigkeit dieser Thiere. Sein Gang ist
besonders dann munter und rasch, wenn es die Pfeife seines
Führers oder ein fröhliches Lied desselben vernimmt; denn
gleich dem Pferde, dem der Ton der Trompete neues Leben
gibt, hat es ein besonderes Wohlgefallen an dergleichen, und
was Peitsche und Sporn nicht vermochten, thut munterer
Gesang und Klang. Um den Werth dieses Thieres noch mehr
zu erhöhen, gab ihm die Natur eine dauerhafte Gesundheit
und ein langes Leben. Im Ganzen ist das Kameel friedlich
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184
und gehorsam. Doch würde es, mit zu großer Last beladen,
eher den Schlägen erliegen, als zum Aufstehen zu bewegen
sein. Das Kameel wittert aus weiter Ferne die Nähe einer
Quelle, oder das Ende der Wüste. Es verdoppelt sodann
seine Schritte und führt oft die Reisenden zu einer Quelle,
die sie selbst nicht würden gefunden haben. Es kann den Durft
viele Tage ohne besondere Beschwerde ertragen; hat es aber
12 — 20 Tage nicht getrunken, so ist es auch im Stande,
einige Tonnen Wasser zu sich zu nehmen. Wenn daher eine
Karawane von mehreren hundert Kameelen an eine der dürf-
tigen Quellen der Wüste kommt, wo nur eins nach dem an-
dern trinken kann, so währt es mehrere Tage, bis der Durst
aller gestillt ist. Sind die Wasserschläuche, die der Araber
mit sich führt, geleert und die Wüstenquellen versiegt, so zwingt
ihn zuweilen die Noth, ein Kameel zu schlachten, um das in
seinem Magen befindliche Wasser zu erhalten und nicht dem
verzehrenden Durste unterliegen zu müssen.
Der Verkehr mittelst der Kameele wird hauptsächlich in
der Türkei, in Persien, in Arabien betrieben, und unter den
verschiedenen Arten, die Produkte des einen Landes nach dem
andern zu schaffen, ist diese die wohlfeilste und leichteste.
Kaufleute und Reisende vereinigen sich zu einer Karawane, um
die Angriffe und Räubereien der Araber zu vermeiden, und
es sind solche Karawanen oft sehr zahlreich. Sie steigen häu-
fig bis zu 3000 Kameelen und mehreren hundert Menschen.
Betrachten wir die oben bemerkten Eigenschaften des Ka-
meels näher, so müssen wir zugeben, daß in seinem Vater-
lande ihm kein Geschöpf an Nutzen gleichgestellt werden kann.
Es ist nützlicher, als der Elephant, denn es thut verhältniß-
mäßig gleiche Arbeit mit weniger Unkosten. Außerdem ist diese
ganze Thierart der Herrschaft des Menschen Unterthan, wäh-
rend in der Regel die einzelnen Elephanten mit vielem Aufwande
und großen Kosten gezähmt werden müssen. Zugleich ist das
Kameel schätzbar, weil es die Eigenthümlichkeiten des Pferdes,
Esels und Rindes verbindet. Es ist so schnell, wie jenes,
genügsam, wie diese, und gibt eine Menge nahrhafter Milch.
Sein Fleisch ist nährend und wohlschmeckend; aus seinen Haa-
ren verfertigt man Kleider und Decken.
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1*. Der Löwe.
Der Löwe ist das stärkste und wohl auch das be-
kannteste Raubthier; er kommt schon in mehreren bibli-
schen Erzählungen vor, und spielt in einigen Schriften der
Griechen und Römer eine bedeutende Rolle. Kein Thier
greift den Löwen an, vor keinem fürchtet er sich; er
heisst daher mit Recht der König der Thiere. Der Löwe
gehört zur Gattung der Katzen. Diese Thiere treten beim
Gehen nicht mit der ganzen Sohle, sondern nur mit der
Zehe auf. Dasselbe thun auch die Hunde; aber die
Klauen an den Füssen der Hunde können nicht zurück-
gezogen werden und sind deshalb stumpf, während die
äusserst scharfen und spitzen Klauen der Katzen zurück-
gezogen und vorgeschoben werden können und sich des-
halb nicht abstumpfen. Der majestätische Löwe erreicht,
wenn man den Schwanz mitrechnet, nicht selten eine
Länge von beinahe sieben bis acht Fuss. Der Körper ist
ziemlich gedrungen. Dies und die beträchtliche Länge
der Reine gibt ihm eine weit edlere Haltung, als die aller
andern Raubthiere, namentlich des ihm im übrigen Kör-
perbau so nahe stehenden Tigers. Der Schweif des Lö-
wen hat am Ende einen Haarbüschel und ist so kräftig,
dass das Thier leicht einen Menschen damit zu Roden
wirft. Die Farbe ist gelbbraun. Die Haare des Weib-
chens sind sämmtlich kurz und anliegend; aber das Männ-
chen hat an den Seiten des Kopfes, am Halse und an
der Brust eine sehr schöne Mähne. Früher kam der
Löwe nicht nur in Afrika, sondern auch Häufig in Asien
und sogar in Europa vor. Jetzt ist dieses Raubthier in
Europa völlig ausgerottet und findet sich nur noch sel-
ten in Asien, und zwar in Ostindien; in Afrika dagegen,
namentlich im Norden der Capcolonie und an der Gold-
küste kommt er noch häufig vor, obgleich er sich von
den bewohnteren Gegenden gerne zurückzieht. Bei Tage
geht dieses Thier selten auf den Raub aus; es wartet
gewöhnlich die einbrechende Nacht ab und schleicht dann
am Rande der Einöden oder an den Ufern der Flüsse umher,
oder legt sich in’s Gesträuch oder in’s Rohrgebüsch nieder.
Kommt nun eine Antilope, eine Hyäne, ein Büffel, ein Ochs,
eine Kuh, ein Pferd, Zebra oder sonst ein grösseres Thier
in seine Nähe, so erhascht er seine Beute mit einem oder
einigen Sätzen. Seine Stärke ist so ungeheuer, dass er
mit einem Schlag seiner Tatze einem Pferde den Rück-
grath entzwei schlägt und in vollem Laufe eine Kuh im
Rachen davon trägt. Unbeladen macht er oft Sätze von
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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20 bis 30 Fuss. Wenn ein unbewaffneter Mensch ihm
begegnet, so kann er nichts Besseres thun, als aufrecht
und ruhig stehen bleiben und den Löwen unverrückt an-
sehen. Ist der Löwe nicht äusserst hungrig, so macht
dies, wahrscheinlich wegen der Höhe des aufrechten
Menschen, auf den Löwen einen so entschiedenen Fin-
druck , dass er sich langsam zurückzieht, sich dabei
zuweilen scheu nach dem Menschen umschaut, und zuletzt
eilends davon jagt. Will der Mensch fliehen, oder macht
er eine Bewegung, welche einen Angriff andeutet, so
stürzt der hungrige Löwe auf den Unglücklichen und
verschont ihn nicht weniger als die Thiere; ja er soll
sogar, wenn er einmal Menschenfleisch gekostet hat,
dasselbe jedem andern vorziehen und dann doppelt ge-
fährlich sein. Der Löwe scheint die Gefahren zu berech-
nen, was der Tiger, wenn er nicht völlig gesättigt ist,
nie thut. Schon aus diesem Grunde ist der Löwe be-
waffneten Menschen minder gefährlich als der Tiger.
Ueberdies mordet der Löwe nur, wenn ihn hungert, wäh-
rend selbst der gesättigte Tiger noch nach warmem Blute
lebender Wesen lechzt. Die Feuergewehre scheinen einen
grossen Eindruck auf die Löwen zu machen; wenigstens
versichern die Afrikaner, dass die Löwen, welche sich
in der Nachbarschaft der Menschen aufhalten, furchtsa-
mer sind, als diejenigen, welche Einöden bewohnen.
Die Jagd auf einen Löwen ist ausserordentlich ge-
fährlich. Man zieht in Mehrzahl aus und sucht ihn aus
seinem Versteck durch Hunde aufzuscheuchen. Diese ha-
den zwar nicht den Muth, ihm nahe zukommen, treiben
ihn aber doch durch ihr Gebell aus seinem Versteck.
Mit gewaltigen Sätzen stürzt der Löwe brüllend hervor
gegen seine Verfolger. Ist er ihnen auf 10 bis 15 Schritte
nahe gekommen, so staucht er sich zum Sprunge zusam-
men , und dies ist der Augenblick, wo die entschlossenen
Jäger ihren Schuss anzubringen pflegen, weil hier das
Thier ruhig ist und gerade Zeit gibt zum Zielen. In der
nächsten Sekunde würde er den Leib eines Jägers zer-
fleischen. Dasselbe geschieht, wenn er nicht getroffen,
oder nicht schwer genug verwundet wird.
Jüngere Löwen zeigen sich, wenn sie aufgejagt wer-
den, nicht so muthig, wie die alten. Gewöhnlich suchen
sie Anfangs zu entfliehen und stürzen sich erst, wenn sie
keinen Ausweg finden, mit Wuth auf die Verfolger. Völ-
lige Verachtung jeder Gefahr zeigt die Löwin, welche
ihre Jungen bedroht glaubt. In der Gefangenschaft
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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