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Venedig, dem jede der Mächte Gebiete entreissen oder wieder
abnehmen wollte. Das Uebergewicht in diesem Bunde hatte
Frankreich, das rasch bedeutende Erfolge errang (Sieg
bei Agnadello 1509); Max war auch zu der Zeit, da er durch
die päpstliche Bannung Venedigs freie Hand erhielt, noch nicht
aktionsfähig und erhielt bis 1510 keine Hilfe vom Reich; einen
für ihn und das Reich sehr günstigen Frieden, den Venedig
anbot, lehnte er ab; seine Eroberungen gingen zumeist sehr
rasch verloren, und schliesslich musste er einen Teil dessen, was
ihm blieb, seinen Bundesgenossen verpfänden, um seine Truppen
unterhalten zu können. Julius Ii., ein genialer, aber bedenken-
freier Politiker und trotz seines Alters kampfesfroher Kriegs-
mann, sah sich, nachdem er Venedig das Gewünschte (Ravenna)
entrissen hatte, jetzt im wesentlichen am Ende des
einen seiner Ziele, der Abrundung und inneren Er-
starkung des Kirchenstaats. So fasste er den Plan, die
Franzosen aus Italien hinauszuwerfen, löste die Venetianer vom
Interdikt und arbeitete an einer Liga gegen Frank-
reich (1509). Während Spanien neutral wmrde, später aber
dem Papste beitrat, blieb Max auf Seiten Frankreichs,
er schloss mit Ludwig ein Bündnis auf Lebenszeit und führte
dem Papste gegenüber eine drohende, sehr reformfreundliche Sprache
(u. a. Abschaffung der Annaten, Einsetzung eines ständigen
Primas für Deutschland). Er erklärte sich rasch für die von
flüchtigen französischen Kardinälen ausgehende Berufung eines
Konzils nach Pisa (1511); aber als es zusammentrat, war sein
Eifer schon ganz erkaltet (ob Max aus Anlass einer schweren
Erkrankung des Papstes wirklich daran dachte, selbst Papst zu
werden, ist strittig). Der Oktober 1511 zwischen dem Papst,
Spanien und Venedig abgeschlossenen heiligen Liga
gegenüber erfochten die Franzosen zuerst April 1512 den glän-
zenden Sieg bei Ravenna, aber Max rief seine Truppen ab und
schloss Waffenstillstand mit Venedig, Genua erklärte sich für
unabhängig, und das schon 1510 zwischen Julius Ii. und den
Eidgenossen abgeschlossene Bündnis (Kardinal Schinner von
Sitten) wurde erneuert und jetzt für die Gegner Frankreichs
erspriesslich; die Franzosen räumten beinahe ganz
Oberitalien, und gegen Ende des Jahres 1512 setzten die
Eidgenossen Max Sforza, Sohn Lodovicos, feierlich in die Herr-
schaft des vor einem halben Jahr von ihnen besetzten Mailand
ein. Noch nach dem Tode Julius’ Ii. und dem Anschluss Venedigs
an Frankreich erlitten die Franzosen (Juni 1513) durch die
Eidgenossen der westlichen Orte die gewaltige Nieder-
lage von Novara.
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Extrahierte Personennamen: Agnadello Max Julius_Ii Max Ludwig Ludwig Max Max Max Max Julius_Ii Schinner Max_Sforza Max Novara
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Ravenna Italien Frank- Spanien Frankreichs Deutschland Spanien Venedig Ravenna Genua Frankreichs Oberitalien Mailand Venedigs Frankreich
229
I
Peterwardein. Lange wurde nun der Krieg von den Kaiserlichen
mit geringem Nachdruck und Erfolg geführt (1695—97 Fried-
rich August der Starke von Sachsen Oberfeldherr). 1695 und
96 erlangten die Türken (Sultan Mustafa П. 1695—1703) wieder
Erfolge. Prinz Eugen von Savoyen, Mitte 1697 mit dem
Oberbefehl betraut, organisierte rasch das zerrüttete Heer,
ordnete die Verproviantierung, schlug einen oberungarischen Auf-
stand nieder und errang 11. September 1697 den bedeutenden
Sieg beizenta an der Theiss über das vom Sultan selbst ge-
führte türkische Heer, das gewaltige Verluste erlitt; er brannte
auf einem Streifzug nach Bosnien Serajewo nieder. Aber infolge
schwerer Erschöpfung der kaiserlichen Kräfte, besonders der
Finanzen, kam es zu keinen bedeutenderen Erfolgen mehr. Unter
Vermittlung der Seemächte folgte einem Oktober 1698 abge-
schlossenen Waffenstillstand Januar 1699 der Friede von
Karlöwitz. An Oesterreich trat die Türkei Ungarn
mit Ausnahme des Banats, Siebenbürgen und den grössten
Teil Slavoniens ab, an Polen Kameniec, Podolien und die
westliche Ukraine, an Venedig dalmatisches Gebiet, Morea (ohne
Korinth), die Inseln Santa Maura und Aegina. Ansehnliche
militärische Kräfte und ein Gegengewicht gegen die Magyaren
gewann Oesterreich durch die Einivanderung grosser Massen von
Serben in die dünnbevölkerten Gebiete zwischen Save und Drave.
In Ungarn und Siebenbürgen kam es, zum Teil infolge des harten
und der Verfassung wie den Rechten des Protestantismus feind-
seligen habsburgisclien Regiments bald wieder zu Aufständen
(Franz Ii. Räköczy).
Prinz Eugen, geb. 18. Oktober 1663 (f 1736), entstammte der Neben-
linie Carignan des Hauses Savoyen. Seine Mutter, Olympia Maneini, Gross-
nichte Mazarins (erste Jugendliebe Ludwigs Xiv.) musste nach dem Tode
ihres Gemahls (1673) nach Brüssel flüchten und durfte Frankreich nicht mehr
betreten. Ludwig Xiv. hatte ihn zur kirchlichen Laufbahn bestimmt und
verschloss ihm die militärische. Er trat deshalb 1683 in österreichische
Dienste, zeichnete sich schon in diesem Jahre, noch mehr bei den Be-
lagerungen von Ofen und Belgrad aus. Er besass entschlossene und feurige
Thatkraft, strategischen Scharfblick und mildes, menschenfreundliches Wesen
dem gemeinen Manne gegenüber. Er war nicht bloss gross als mili-
tärischer Organisator und Führer, sondern auch als Staats-
mann.
I
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Extrahierte Personennamen: August Eugen_von_Savoyen Eugen Karlöwitz Polen_Kameniec Franz_Ii Franz Räköczy Eugen Eugen Olympia_Maneini Mazarins Ludwigs_Xiv. Ludwigs Ludwig_Xiv Ludwig
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344
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I.
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11
f.
(Februar—märz 1804). Bonaparte, der eben dem Grafen v. Pro-
vence vergebens eine reiche Entschädigung gegen öffentlichen
Verzicht auf sein Thronrecht angeboten hatte, wollte nun zeigen,
dass er den Bourbonen gegenüber auf dem Boden der Revolution
stehe; er liess deshalb den Herzog von Enghien, den er für einen
Teilnehmer der Verschwörung hielt, durch französische Truppen
mitten im Frieden auf badischem Boden verhaften und den Prinzen,
der, wie sich zeigte, an der Verschwörung nicht beteiligt war,
aber früher gegen Frankreich die Waffen getragen hatte, kriegs-
gerichtlich aburteilen und erschiessen (21. März 1804). Pichegru
entleibte sich selbst, Cadoudal wurde mit mehreren Genossen
hingerichtet; Moreau, der von der Verschwörung gewusst hatte,
ohne sie anzuzeigen, wurde zur Auswanderung nach Amerika
begnadigt. Der Senat wurde jetzt zu der Ansicht gebracht,
dass die Errichtung einer erblichen Napoleonischen Monarchie das
einzige Mittel sei, solche Anschläge aussichtslos zu machen und
so ihrer Wiederholung vorzubeugen. Auf Antrag des Tribunats
beschloss der Senat, unter Zustimmung der zufällig in Paris an-
wesenden Mitglieder des gesetzgebenden Körpers, das „orga-
nische Senatskonsult“ am 18. Mai 1804: es übertrug Napo-
leon Bonaparte die Kaiserwürde, erblich in seinem und seiner
Brüder Joseph und Ludwig Mannsstamm; die Zivilliste des Kaisers
wurde auf 25 Millionen fr., die der Prinzen auf je 3 Millionen
festgesetzt; die „Grosswürden“ und „Grossoffiziere“ des Kaiser-
tums bildeten die Anfänge eines neuen Adels ohne feudale Rechte;
das Tribunat wurde vollends durch Spaltung in drei Sektionen
lahm gelegt, das Amt des Senats, über der Verfassung zu wachen,
im wesentlichen auf Sicherung der bestehenden Eigentumsrechte,
d. h. Abweisung jedes Versuchs, die Einziehung des Vermögens
der Kirche und der Emigranten rückgängig zu machen, beschränkt.
Ein Plebiscit bestätigte die Erblichkeit der Kaiserwürde. Preussen
und Spanien erkannten das neue Kaisertum sofort an, Oester-
I reich, nachdem dessen Herrscher als Franz I. den Titel
eines „Kaisers von Oesterreich“ angenommen hatte
I (10. August 1804). Am 2. Dezember 1804 setzte Napoleon I.,
j vom Papst gesalbt, sich und seiner Gemahlin die Kaiserkrone
aufs Haupt. Jetzt wurde der republikanische Kalender, der that-
sächlich mehr und mehr ausser Gebrauch gekommen war, auch
amtlich abgeschafft. 1805 wurde die ligurische Republik in Frank-
reich einverleibt, Parma in französische Verwaltung genommen
und aus der italienischen Republik das „Königreich Italien“ ge-
macht: Napoleon setzte sich in Mailand die eiserne Krone aufs
Haupt (26. Mai 1805) und machte seinen Stiefsohn Eugen Beau-
harnais zum Vizekönig von Italien.
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Extrahierte Personennamen: Joseph Ludwig_Mannsstamm Ludwig Franz_I. August Napoleon_I. Napoleon Eugen_Beau- Eugen
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Amerika Paris Spanien Oester- Frank- Parma Italien Mailand Italien
— 217 —
greifen zuriickhalten. Wenig einhellig und erfolgreich
operierte Friedrich Wilhelm mit dem kaiserlichen
Heer zusammen, das zuerst Montecuccoli, dann Bournonville
befehligte, am Ober-Rhein, Main, schliesslich in Westfalen bis
Februar 1673 und wurde abgehalten, den Niederlanden
unmittelbar Hilfe zu bringen, weshalb deren Regierung
ihm die fernere Zahlung von Subsidien verweigerte. Daher
schloss er, von Turenne jetzt an der Weser bedroht, mit
Ludwig (und dessen Verbündeten) Juni 1673 gegen Zusage
einer reichen Geldentschädigung, aber unter Vorbehalt sei-
ner Pflichten gegen das Reich (Juni 1673) den Frieden
von Vossem (Hauptquartier Ludwigs bei Löwen), in dem er
die cleve’schen Festungen zurückerhielt.
Von Mitte 1673 ab gestaltete sich jedoch die Lage für
Frankreich ungünstiger. Wilhelm von Oranien nahm September
Naarden; neue Uebergriffe Ludwigs steigerten im Reiche die,
insbesondere auch gegen das verderbliche wirtschaftliche Ueber-
gewicht Frankreichs (die „französische Goldgrube“) vorhandene,
nationale Erregung, und der Kaiser entschloss sich jetzt
gegen Frankreich offen vorzugehen; er schloss
mit Spanien, Holland, dem landesflüchtigen Herzog Karl
von Lothringen, bald auch mit Dänemark und Sachsen
ein Bündnis, um den Besitzstand von 1660 wieder aufzurichten.
Montecuccoli zwang Turenne, sich nach dem Eisass zu-
rückzu ziehen, und nahm, mit einer von Oranien geführten
niederländisch-spanischen Armee vereinigt, Bonn (November);
die Franzosen räumten unter schweren Erpressungen die
Niederlande. Karl Ii. wurde nun durch die öffentliche
Meinung genötigt, Frieden mit den Niederlanden zu schliessen
(Februar 1674). Wilhelm von Fürstenberg, den Minister des
Kurkölners, liess Leopold in Köln, wo seit Juni 1673 ein Friedens-
kongress tagte, gefangen setzen (bis zum Friedensschluss). Der
Kaiser gewann die braunschweigischen Herzoge von
Celle, Wolfenbüttel, Osnabrück, die schon länger eine
ansehnlichere Truppenmacht unterhielten, durch Subsidien
(April) und bestimmte Münster und Kurköln zum Frie-
densschluss. Am 24. Mai 1674 wurde der Reichskrieg
erklärt; auf Seiten Frankreichs blieben nur Bayern (seit Mitte
1672 dessen mittelbarer Bundesgenosse) und Hannover; Fried-
rich Wilhelm schloss gegen Zusage von niederländisch-
spanischen Subsidien 1. Juli 1674 ein Offensivbündnis
gegen Frankreich. Turenne hatte seit Februar die erste
Verwüstung der Rheinpfalz vollzogen; Vauban eroberte in An-
wesenheit Ludwigs (Mai und Juni) die Franche-Comté.
,r mm
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_( Ludwig Ludwigs Ludwigs Wilhelm Ludwigs Ludwigs Karl
von_Lothringen Karl Karl_Ii Karl Wilhelm Leopold Leopold Osnabrück Wilhelm Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Ober-Rhein Main Westfalen Frankreich Frankreichs Frankreich Spanien Holland Sachsen Bonn Niederlande Fürstenberg Celle Frankreichs Bayern Hannover Frankreich Rheinpfalz
424
hatte Bismarck offen ausgesprochen, dass sie nicht durch Mehr-
heitsbeschlüsse, sondern nur durch Blut und Eisen gelöst werden
könne; Oesterreich seinerseits, das seit Februar 1861 wieder
eine, von den Ungarn nicht anerkannte, Verfassung hatte, fügte
den Bundesreformprojekten mittelstaatlicher Minister,
besonders des sächsischen, Beust (1809—86), ein neues hinzu,
das ein künstlich zusammengesetztes Bundesdirektorium und eine
indirekte Vertretung des deutschen Volks durch Delegierte der
Einzellandtage schaffen wollte, und das dem deutschenfürsten-
kongress in Frankfurt (August 1863) vorgelegt wurde; aber
der preussische König lehnte die Teilnahme an diesem ab; der
preussische Gegenvorschlag sprach sich für die Lei-
tung des Bundes durch die beiden Grossmächte auf
Grund gegenseitiger direkter Verständigung und für ein direkt
gewähltes deutsches Parlament aus. Die eben jetzt wieder
brennend gewordene Schleswig-Holsteinische Frage wurde auch
der Ausgangspunkt für die Lösung der deutschen Frage.
Der dänische Krieg 1864. Dänemark hatte die 1852 hin-
sichtlich der Herzogtümer Schleswig und Holstein eingegangenen
Verpflichtungen nicht erfüllt, und am 30. März 1863 erliess
Friedrich Vn. ein Patent, das, im ausdrücklichen Widerspruch
mit dem 1852 gegebenen Versprechen einer die Rechte der
Herzogtümer wahrenden Gesamtverfassung, Schleswig mit Däne-
7nark vereinigte und den Holsteinischen Ständen die Mitwirkung
bei Verwendung der Staatsgelder und Kontrolle der Ausgaben
entzog. Ohne die Proteste Preussens, Oesterreichs und des Bundes
zu beachten, wurde vom dänischen Reichsrat 13. Nov. 1863
die dem Patent entsprechende neue Verfassung beschlossen,
die Schleswig in Dänemark förmlich einverleibte,
und unter dem Druck der „eiderdänischen“ Partei von dem
neuen König Christian Ix. am 18. November unterzeichnet.
Durch den Thronwechsel kam zu der Verfassungs- auch noch
die Erbfolgefrage, da für Holstein und, sofern man
Schleswig nicht als einen blossen Teil von Dänemark betrachtete,
für Schleswig die weibliche Erbfolge nicht zu Recht
bestand und Herzog Friedrich von Augustenburg,
auf den sein Vater seine Rechte übertrug, für sich die Nach-
folge in Anspruch nahm, allerdings im Widerspruch mit
der früheren Verzichtleistung seines Vaters. Preussen, mit
dem Oesterreich, durch die französische Ankündigung eines
Kongresses zur Revision der Verträge von 1815 erschreckt, zu-
sammenging, stellte sich auf den Standpunkt des Lon-
doner Protokolls (s. S. 411), das die Erbfolge Christians Ix.
für die dänische Gesamtmonarchie anerkannte, aber Wahrung der
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Extrahierte Personennamen: August Dänemark Friedrich_Vn Friedrich Christian_Ix Friedrich_von_Augustenburg Friedrich Christians
— 243 —
Räuber des Kirchenstaats den grossen Bann aus. Da er weder durch Drohungen noch durch Nachgiebigkeit vermocht werden konnte, auf den Besitz des Kirchenstaats zu verzichten und auf dem Bestätigungsrecht der Bischofswahlen bestand, so liess ihn Napoleon nach Fontainebleau in engere Haft bringen (1812), aus der er erst nach zwei Jahren (1814) wieder befreit wurde.
4. Der Krieg gegen Oesterreich, 1809.
§• 60. 1. Durch den Grafen Stadion, welcher die auswärtigen Angelegenheiten des österreichischen Kaiserstaates leitete, so wie durch den aus Preussen ausgewiesenen Freiherrn vom Stein und den Herzog Friedrich Wilhelm von Brau n schw e ig - Oels wurde der Freiheitssinn in Oesterreich mächtig angefacht. Als die muthige Erhebung Spaniens gegen die Napoleonische Weltherrschaft den Völkern die Möglichkeit des Widerstandes gegen den gewaltigen Unterdrücker zeigte, beschloss auch Kaiser Franz I. einen Versuch zu wagen, seinem Staate die frühere gebietende Stellung in Deutschland wieder zu gewinnen. Er rief daher das deutsche Freiheitsgefühl gegen die fremde Unterdrückung auf, bildete eine Landwehr und stellte drei Heere ins Feld, März 1809. Das Hauptheer unter dem Erzherzog Karl, 170,000 Mann stark, rückte gegen die österreichische Westgrenze, das zweite unter dem Erzherzog Johann nach Oberitalien, das dritte nahm im österreichischen Polen gegen Russland, welches damals mit Napoleon verbündet war, Stellung. Napoleon, von den Anstalten seines Gegners wohl unterrichtet, liess durch den Marsch all Berthier die Heere der Rheinbundfürsten sammeln und entwickelte gleich nach seiner Ankunft in Deutschland eine erstaunliche Thätigkeit. In dem sogenannten Feldzug von Regensburg schlug er binnen 5 Tagen , 17.—23. April 1809, in vier Schlachten (bei Abensberg, Landshut, Eckmühl, Regensburg) das in einzelnen Abtheilungen aufgelöste Heer des Erzherzogs Karl. Marschall Davoust eröffnete ihm durch mehrere siegreiche Gefechte den Weg nach Wien, welches sich nach einer kurzen Beschiessung ergab. Zum zweiten Male hielt der Sieger, so wie vier Jahre früher, seinen Einzug in die Kaiser stadt und bezog wieder das Kaiserschlpss zu Schön-
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Friedrich_Wilhelm_von_Brau Friedrich Wilhelm Franz_I. Karl Karl Johann Napoleon Napoleon Davoust
Extrahierte Ortsnamen: Fontainebleau Oesterreich Preussen Oesterreich Spaniens Deutschland Oberitalien Russland Deutschland Regensburg Abensberg Landshut Regensburg Wien
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Nordseeküste gegen England abzusperren, zu Frankreich geschlagen, obwohl der Herzog dieses Landes ein Verwandter des russischen Kaisers war. Eine Linie von der Lippemündung bis nach Lübeck bezeichnete jetzt die Nordwestgrenze Deutschlands. Das Mainzische Kurland ward säcularisirt und in das Grossherzogthum Frankfurt verwandelt. Der Fürst Primas Dalberg blieb zwar der Inhaber desselben, doch wurde Napoleons Stiefsohn Eugen zu seinem Erben und Nachfolger ernannt.
5. Der Krieg gegen Bassland, 1812.*)
H. 62. Das Bündniss zwischen Russland und Frankreich war seit dem Erfurter Gongress merklich erkaltet. Der Zar war über die Vergrößerung des Herzogthums Warschau, welche bei den Polen nationale Begeisterung wachrief, und über die Verdrängung des Herzogs von Oldenburg, seines Verwandten, ungehalten, während Napoleon ihm die Verletzung der Gontinentalsperre und eine neue Zollauflage auf französische Waaren vorwarf. Das Bestreben die Gontinentalsperre vollständig durchzuführen und der Ehrgeiz eine unbeschränkte Weltherrschaft aufzurichten trieben endlich Napoleon zum Kriege. Schon um die Mitte des Jahres 1811 wurden Vorräthe und Kriegsbedarf jeder Art in die Gegend der Weichsel geschafft. Preussen liess durch seinen Minister Hardenberg ein Bündniss antragen, wonach es ein Hülfsheer unter französischem Oberbefehl stellen wollte. Mit den drückenden Bedingungen dieses Bündnisses unzufrieden nahmen Scharnhorst und Gneisenau ihre Entlassung, während andere Offiziere in russische Dienste traten. In ähnlicher Weise schloss Napoleon auch mit Oesterreich einen Vertrag ab. Das preussische Heer sollte an der Nordwestgrenze Russlands, das österreichische in Volhynien Stellung nehmen. Auch die Polen wurden durch Versprechungen zur Aufbietung einer bedeutenden Heeresmacht und zu begeisterter Hingabe an die Sache Frankreichs angefeuert. Mit Schweden und der Türkei versäumte Napoleon rechtzeitig sich zu verbünden, obwohl
*) Schnitzler, Gesch. des russischen Reichs. 1855. Beitzke, Gesch. des russ. Krieges. 2. Aufl. 1862.
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— 19 —
zu führen, kein fremdes Kriegsvolk in Deutschland zu halten und die Reichsverhandlungen in deutscher Sprache zu führen Nachdem er diese Punkte beschworen, wurde er im Herbst des J. 1520 zu Aachen gekrönt.
1. Die Entwickelung der Reformation bis zum Reichstage zu Augsburg, 1519—1580.
1. Das Wormser Edict 1521. Luther war unterdess, gestützt auf seinen immer mehr wachsenden Anhang, auf der betretenen Bahn weiter vorgeschritten. In seinen Schriften „An den christlichen Adel deutscher Nation“ und „von der Babylonischen Gefangenschaft der Kirche“ hatte er sich endlich von der kirchlichen Lehre ganz getrennt. Der Papst Leo X. sprach daher über ihn, wenn er nicht binnen 60 Tagen widerrufe, den Bann aus. Luther legte dagegen Berufung an ein allgemeines, freies Concil ein, und verbrannte die päpstliche Bulle nebst einer Sammlung des kanonischen Rechts unter gewaltigem Zulaufe des Volkes vor dem Elsterthor zu Wittenberg (Decbr. 1520). Der Kaiser, anfangs zu einem strengen Verfahren gegen den kühnen Augustinermönch geneigt, liess sich durch Erasmus und den Herzog Georg von Sachsen zur Milde bewegen und lud ihn unter dem Schutze eines sicheren Geleitsbriefes vor den damals zu Worms versammelten Reichstag. Hier wurde Luther zum Widerruf mehrerer in seinen Schriften ausgesprochener Lehrsätze aufgefordert. Da er diesen nach kurzem Bedenken verweigerte, so wurde in dem „Wormser Edict“ über ihn und seine Anhänger die Reichsacht ausgesprochen 1521. Aber bei seiner Heimkehr vom Reichstage wurde er auf Veranstaltung seines Gönners, des Kurfürsten Friedrich des Weisen, von verkappten Rittern auf die Wartburg gebracht. Hier arbeitete er, mitten in der Einsamkeit des Thüringer Waldes den Augen der streitenden Parteien entzogen, seine Lehre weiter aus und begann seine durch Kraft der Sprache ausgezeichnete Bibelübersetzung.
2. Aufrührische Stimmung der Reichsritterschaft 1522—1523. Bauernkrieg 1525.*) Unter den An-
*) Cornelius, Studien zur Gesch. des Bauernkrieges. 1861.
2*
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Die meisten Städte ergaben sich ihm leicht, nur Halicarnassus, von Memnon vertheidigt, fiel erst nach hartnäckiger Gegenwehr. Von grösserem Vortheil für ihn war noch, dass Memnon, welcher bereits einen lebhaften Seekrieg gegen die griechische Flotte eröffnete, von einem plötzlichen Tode hingerafft wurde. Von Halicarnassus aus zog er an der lyrischen und pamphylischen Küste trotz gewaltiger Seestürme, welche den Küstensaum unter Wasser setzten, weiter über den Taurus nach Phrygien, um dort zu überwintern. Von Gordium, wo er den berühmten Knoten löste, setzte er im Frühjahre 333 seinen Zug nach Cilicien fort. Sobald er von dem Fieber, welches er sich durch ein Bad im Cydnus zugezogen, mit Hülfe seines Arztes Philippus genesen war, zog er nach Syrien. Hier rückte ihm Darius in der schmalen Küstenebene an den syrischen Thoren bei Iss us entgegen. Trotz ihrer Ueberzahl (600,000 M.?) wurden die Perser geschlagen, im Novbr. 333. Unter den zahlreichen Gefangenen befand sich auch die Gemahlin (Statira) und die Mutter (Sysigambis) des Darius, welche der grossmüthige Sieger milde behandelte.
Um die Perser von der Seeküste abzuschneiden und ihrer Flotte die Häfen zu sperren, drang Alexander jetzt nicht gleich in das Innere des persischen Reiches vor, sondern unterwarf, während sein Feldherr Parmenio Damascus eroberte, die südlichen Küstenlandschaften. Die Städte an der syrischen Küste öffneten ihm freiwillig die Thore. Aber in Phönizien leistete ihm das reiche Insel-Tyrus hartnäckigen Widerstand. Er liess die Stadt durch einen festen Damm mit dem Festlande verbinden und nahm sie nach siebenmonatlicher Belagerung durch Sturm ein. Die übrigen phönizischen Städte ergaben sich jetzt ohne Schwertstreich; nur Gaza konnte erst nach einer zweimonatlichen Belagerung genommen werden. Von hier drang der Sieger nach Aegypten vor, welches sich bei dem alten Hasse gegen die persische Herrschaft ohne Widerstand unterwarf. Das neu angelegte Alexandria sollte das gefallene Tyrus ersetzen; es wurde bald der Mittelpunkt des hellenischen Lebens der nächsten Folgezeit, ein Hauptsitz des Handels zwischen dem Morgen- und Abendlande und das dauerndste Denkmal seines Gründers. Der Besuch des Jupitertempels zu
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Extrahierte Personennamen: Memnon Memnon Darius Darius Darius Darius Alexander Alexander Parmenio_Damascus
Extrahierte Ortsnamen: Syrien M. Gaza Alexandria Tyrus