Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Unser Vaterland - S. 184

1900 - Berlin : Bruer
Kreuzfahrer dem heißersehnten Ziele ihrer Pilgerfahrt zu und gelangten zuerst nach Betlehem, wo ihnen die Christen Palästinas, Psalmen singend, entgegen kamen. Allen voran eilte Tankred, und als die Kunde zum Heere kam, daß er die Mauer Jerusalems erreicht hatte, kam neues Leben in die zum Tod ermatteten Reihen. Als sie aber gar von den Bergeshöhen die leuchtenden Kuppeln der heiligen Stadt erblickten, kannte ihr Jubel und ihr Dank keine Grenzen. „Jerusalem! Jerusalem!" mit heiligem Schauer rief man es, und die Kreuzfahrer umarmten sich jubelnd. Eingedenk des Schriftworts: „Ziehe deine Schuhe ans; denn der Ort, da du aufstehest, ist ein heiliges Land," legten die Pilger ihre Schuhe ab, küßten den heiligen Boden und eilten auf den steinigen, heißen Pfaden bis nach Jerusalem, wo sie am 6. Juni 1099 anlangten. Aber die Stadt wurde von einem starken türkischen Heere verteidigt; 40,000 Mann standen gegen 20,000 ermattete Kreuzfahrer, dabei 1500 Ritter. Diefeu gab die Begeisterung Mut, daß sie einen Sturm auf die feste Stadt wagten. Aber ihr Angriff wurde zurück- geschlagen, und sie sahen bald ein, daß ihnen zu solcher Belagerung die Werkzeuge fehlten. Unter unsäglichen Mühen und Gefahren wurden Baumstämme aus der Umgegend herbeigeschafft, während viele der Kreuzfahrer angesichts der heiligen Stadt vor Hunger und Elend umkamen. Die Sonnenglut trocknete die Wasserbehälter aus; und fanden die Christen eine Quelle, dann kämpften sie um einen' Trunk Wassers, so daß sich oft ihr Blut mit dem ersehnten Tranke mischte. Nach vierwöchentlicher, fast übermenschlicher Anstrengung hatten die Belagerer den Bau von zwei Türmen fertig, die Jerusalems Mauern um sieben Ellen überragten. Die Wände der Türme waren mit Tierhäuten umkleidet, die vor Wurfgeschossen schützen sollten, und eine aufgezogene Fallbrücke kounte auf die Mauer der Stadt hinabgelassen werden. Am 14. Juli 1099 sollte der Sturm auf Jerusalem beginnen. In feierlicher Prozession zogen die Christen um die Stadt, voran die Bischöfe mit aller Geistlichkeit in weißen Kleidern, das Kreuz in den Händen; ihnen folgten die Fürsten, Ritter und übrigen Pilger, alle in Waffenrüstung. Unter heiligen Gesängen bewegte sich der Zug zum Oelberg, wo die Christen niederknieten und von den Anführern zu Mut und Ausdauer ermahnt wurdeu. Die Türken auf hoher Mauer wußten nicht, was all das zu bedeuten hatte und sandten den Christen höhnend Pfeile zu. Ant andern

2. Unser Vaterland - S. 188

1900 - Berlin : Bruer
aber wurden auf das Gelübde der Armut, des Gehorsams und der Ehelosigkeit verpflichtet. Von den Johannitern zunächst abhängig, war der Deutsche Ritterorden, der sonderlich den Deutschen Hülfe zu bieten strebte. Erst im Jahre 1196 bestätigte Cölestin Iii. die Unabhängigkeit des Deutschen Ordens von den Johannitern. Die Ritter unter ihnen trugen den weißen Mantel mit schwarzem Kreuz auf der linken Brust, die Laienbrüder ein graues Gewand. Die Tempelherren waren anfangs eine Verbrüderung von neun französischen Rittern, die, begeistert durch das Beispiel der Johanniter, die gleichen Gelübde ablegten wie diese. König Balduin Ii. von Jerusalem hatte ihnen als Ordenshaus einen Teil seines Palastes eingeräumt, der neben dem salomonischen Tempel lag. Danach hatten sich die Ritter Templer oder Tempelritterbrüder genannt. Ihr Ordenskleid war ein weißer Mantel mit blutrotem Kreuz, und ihr Schlachtenbanner trug die Inschrift: „Nicht uns, o Herr, nicht uns, sondern Deinem Namen gieb Ehre!" Diese Ordensbrüderschaft wurde mehr als die anderen von Fürsten und Rittern gesucht, und darum war sie die zahlreichste und mächtigste unter allen, so daß sie bald ein Schrecken der Sarazenen wurde. Nach Verlauf eines Jahrhunderts bestand der Orden der Templer allein aus 20,000 Rittern und 9000 Komtureieu und Prioreien in Asien und Europa. An ihrer Spitze stand ein Großmeister, ihm zur Seite ein hoher Rat. Wohl reicht die glorreichste Zeit dieser Ritterorden weit über den ersten Krenzzug, ja noch über weitere Jahrhunderte hinaus; aber doch ruht ihre eigenartige Gestaltung nur in ihm, wenn auch die späteren Kreuzzüge einen ähnlichen Charakter haben und darum gleich der ersten Kreuzfahrt nach Palästina unter die unzähligen verschiedenen Urteile fallen, welche Mit- und Nachwelt darüber gesprochen haben. Die kühle, nüchterne Anschauung der Gegenwart sieht die opferwillige Begeisterung der Kreuzfahrer vielfach nur als eine religiöse Schwärmerei an, der die Ernüchterung notwendig folgen mußte. Der Vaterlandsfreund kann es beklagen, wie die Blüte deutscher Ritterschaft im fernen Orient nutzlos dahin welkte, wie die Fürsten Phantomen nacheilten, statt ihr Schwert für des Vaterlandes Schutz und Wehr zu schärfen. Ja, selbst der Christ kann nicht ganz eine Veräußerlichung des Christentums in den Kreuzzügen fortleugnen, die, vielfach genährt

3. Unser Vaterland - S. 216

1900 - Berlin : Bruer
— 216 — Nun erwachte die alte Losung deutscher Zwietracht aufs neue „Hie Welf, hie Waiblinger!" Ein Teil des Reiches stand zu den Hohenstaufen, andere begehrten einen Kaiser aus dem Welfengeschlecht. Philipp von Schwaben mußte es sich gefallen lassen, daß er selbst zu Mühlhausen als deutscher König ausgerufen wurde (6. März 1198). Er soll es ungern gethan haben, nur um wenigstens die Krone seinem Hause zu erhalten, welche er dem unmündigen Königssohne nicht verschaffen konnte. Die welfische Partei wählte Otto, den dritten Sohn Heinrichs des Löwen von Braunschweig, der im Nordwesten des Reiches Anerkennung fand, während Philipp den größten Teil Mittel- und Süddeutschlands für sich hatte. Aber beide Kronenträger waren nur die erwählten Vertreter fürstlicher Parteiinteressen, die nichts mit des Reiches Wohl zu thun hatten. Philipp, ein würdiger Sohn Friedrich Barbarossas, tapfer, ritterlich, ein frommer und gelehrter Herr seiner Zeit, war einst für den geistlichen Stand bestimmt gewesen und sein Familienleben gab dem deutschen Volke ein Vorbild feiner Sitte und häuslichen Glücks. Denn seine anmutige Gemahlin, die griechische Prinzessin Irene, verstand und würdigte ihres Gatten Vorliebe für Wissenschaft und Kunst und pflegte gleich ihm an ihrem Hofe den deutschen Minnegesang. Der edle Hohenstaufe wäre den meisten Großen des Reichs ebenso willkommen gewesen, wie der Masse des Volkes, wenn nicht die päpstliche und mit ihr die welfische Partei ihren Vorteil mehr gesucht hätte, als des Reiches Glück. Otto hatte seine Jugendzeit fast nur in fremden Landen zugebracht, war der stete Begleiter seines Oheims, Richard Löwenherz's von England, gewesen, hatte sich an dessen Hose in ritterlichen Künsten geübt, und glich dem Oheim an wilder Fehdelust. Richard setzte alle Mittel in Bewegung, seinem Neffen den deutschen Königsthron zu sichern, der selbst am allerwenigsten Lust hatte, den ihm fremden deutschen Landen ein treuer König zu sein. Doch ließ er sich eiligst zu Stachen frönen, während Philipp in Mainz gekrönt worden war. Beide Könige aber suchten sich die Freundschaft des Papstes Innocenz Iii. zu erwerben, um in ihm eine Stütze zu finden. Dieser riet anfangs zu gütlichem Vergleich; als aber Otto zu Gunsten der Kirche und des Papstes auf mancherlei Besitztümer und Rechte verzichtete, gebot der

4. Unser Vaterland - S. 230

1900 - Berlin : Bruer
— 230 — den Pflichten seiner Königswürde ab, für die er an den Erzbischof von Köln 12,000 Thaler, an Mainz 13,000, dem Herzog von Bayern 9000 und an andere deutsche Fürsten 8000 Thaler bezahlt hatte. Das alles brachte große Verwirrung über Deutschland. Jeder Fürst und jeder Ritter meinte, nehmen zu können, was ihm beliebte. Faustrecht und Raubrittertum wurden ärger, als je zuvor, utib das> Fehdewesen unter Fürsten und Adel konnte sich ungehindert ausbreiten. Die Burgen, einst Sitz und Pflegestätte ritterlichen Familienlebens, waren Raubnester geworden, in denen wegelagernde Ritter ihre Beute verbargen, die sie reisenden Kaufleuten abgenommen oder andern Rittern und geistlichen Herren. Da erhoben sich die deutschen Städte und vereinten sich um ihrer Selbsterhaltung willen gegen solches Unwesen zu einem Verbände^ der zu einer politischen Macht wurde. Die sechzig Bundesstädte des „Rheinbundes" verpflichteten sich, nur dem als König gehorchen zu wollen, den die Fürsten einstimmig wählen würden; sonst wollten sie feinem beistehn, keinen aufnehmen, ihm Geld leihen oder Dienste leisten (1241). Schon früher war die deutsche Hansa, der norddeutsche Städtebund, entstanden, dem sich Hamburg, Lübeck, Braunschweig und viele andere Städte angeschlossen hatten. Er gelangte erst später zu seiner vollen Bedeutung. Nicht zufrieden damit, den Hohenstaufen in Deutschland allen Boden entzogen zu haben, arbeitete die päpstliche Partei auch in Italien an dem Untergange Manfreds und des letzten unmündigen Hohenstaufen Konradin. Zunächst bot der Papst dem Bruder des Königs Ludwig von Frankreich, Karl von Anjou, die Krone von Sizilien an, doch kam die Sache nicht sobald zum Abschluß, da der fromme Ludwig auch für seinen Bruder kein unrecht Gut haben wollte. Ein desto weiteres Gewissen hatte dieser, und Papst Urbans Nachfolger, Klemens Vi., krönte den Franzosen Karl von Anjou gegen das Versprechen völligen Gehorsams und einer jährlichen Abgabe von 8000 Unzen Goldes zum König von Sizilien (1266), das doch rechtmäßig Besitz der Hohenstaufen war. Aber Herr des Landes wurde der Franzose erst nach der Schlacht von Benevent, in welcher Manfred gefallen war. Er hatte seinen Tod geahnt. Als er mit einer Schar vorandringen wollte, fiel ihm seine silberne Helmzier, ein Adler, aus den Sattelknopf nieder. Manfred stürmte tapfer in die dichtesten Reihen

5. Unser Vaterland - S. 235

1900 - Berlin : Bruer
— 235 — welche begeistert ihrem Rufe folgten, und das Christentum hatte seine Kraft gegen den Muhamedanismus des Morgenlandes siegreich in die Wagschale geworfen. Wie viele Wandlungen des Eifers und der Erfolge die sieben Hauptkreuzzüge während zweier Jahrhunderte haben mochten, die Macht der Päpste war während dieser Zeit derart gewachsen, daß der päpstliche Bann Kaiser Friedrich Ii. treffen konnte, weil er den dem Papste gelobten Kreuzzug verzögert hatte. Mit dem Falle von Accon war der letzte Besitz abendländischer Christen in Palästina verloren (1291), und sechs Millionen Menschen wären nur einer frommen Träumerei oder dem hierarchischen Gehorsam geopfert worden, wenn die Kreuzzüge nicht auf Sitten und Religion, auf Kunst und Wissenschaft, wie auf geistige und materielle Entwicklung des europäischen Völkerlebens, damit deutscher Kultur, einen überwältigenden Einfluß gehabt hätten. Es mag sich diese Einwirkung am besten bei den einzelnen Ständen erkennen lassen. Kaiser und Fürstengewalt. Die Hohenstaufen trachteten zunächst darnach, das unter den letzten Kaisern, besonders unter Lothar von Sachsen sehr geschädigte kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Damit stießen sie auf viel feindlichen Widerstand. Die Herzogswürde war meist erblich geworden, wogegen ein starkes Königtum nur durch die besondre Kraft des jedesmaligen Trägers der deutschen Krone möglich war, die er seinem Erben nicht ohne weiteres hinterlassen konnte. Denn das Wahlrecht der Deutschen war bei den letzten Königskrönungen sehr in den Vordergrund getreten, und schon jetzt hatten einzelne geistliche und weltliche Fürsten dabei eine maßgebende Stimme gewonnen, obgleich von den eigentlichen Wahl- oder Kurfürsten hier noch nicht die Rede ist. Das Ringen der Fürstengewalt gegen das Kaisertum, die Spal- tungen der Welfen und Ghibellinen, veranlaßten die Kaiser oft, Hoheitsrechte und Privatgüter an ihre Anhänger zu vergeben oder sich solche durch Gaben zu gewinnen, so die Städte, oft auch die Geistlichkeit, durch Rechtsverleihungen. Darin lag notgedrungen eine Schwächung des Königstums und damit des Reiches, wodurch Papst und Kirche ein Uebergewicht erhielten. Des alten deutschen Reiches Herrlichkeit, welche Karl der Große begründete, hatte nicht zum wenigsten darin geruht, daß der deutsche Kaiser in unbeschränkter monarchischer Gewalt oberster Lehns- und Schirmherr des Staates und der Kirche war.

6. Unser Vaterland - S. 321

1900 - Berlin : Bruer
— 321 — Neichsbeschlüssen nicht als Reichsangehörige fügen. Sie brauchten kein Reichskammergericht und wollten keine Steuer zahlen. Der süddeutsche Edelmann, in ewiger Fehde mit dem schweizer Bauer, wollte außerdem endlich einmal große Abrechnung und Entscheidung suchen. Das war der „Schwabenkrieg", der Kampf zwischen „Stiefel" und „Bundschuh", in dessen Verlauf die Eidgenossen Sieger blieben. Auch Maximilian wurde schließlich von demselben Geschick ereilt. Obgleich er in einem verheerenden Kriegszuge mehr als zweihundert Ortschaften der Schweiz zerstörte, unterlag er den Eidgenossen lind mußte im „Baseler Frieden" (22. Sept. 1499) auf alle Rechte an die Schweizer verzichten, welche als Eidgenossenschaft allmählich in 13 Kantonen vereinigt, sich nicht mehr „Glieder", sondern „gehorsame Verwandte" des Reiches nannten. Auch in Italien endete Maximilians nochmaliger Römerzug unglücklich (1504). Das Herzogtum Mailand mußte endlich dem französischen Könige als Mannslehen überlassen werden. Aber das .alles brach Maximilians Kampfeslust nicht. Voll ritterlicher Begeisterung plante er einen Kreuzzug gegen die Türken und begehrte Reichshülfe. Doch meinten die deutschen Fürsten, gegen einen solchen Feind vermöchte nur die vereinte europäische Macht etwas auszurichten, und so unterblieb jeder Widerstand gegen die Osmanen. Gab es doch auch inmitten des Reichs so viele Verhältnisse zu ordnen und Streitigkeiten auszugleichen, deren Stürme an den morschen Säulen des alten Kaiserbaues rüttelten. So verheerte ein neunmonatlicher Erbfolgestreit das bayerische Land, bis Maximilian durch gütlichen Vergleich einen -eil Niederbayerns als besondere Herrschaft Pfalz-Neuburg, Ober-pfalz, abzweigte und dadurch die streitenden Parteien befriedigte (1505). -io wenig das Kriegsglück dem Hause Oesterreich lächelte, Erbschaft nach Erbschaft und manche glückliche Heirat vermehrten unausgesetzt seine Hausmacht. Der Jnfant von Kastilien, Maximilians Schwiegersohn, war wenige Monate nach seiner Vermählung gestorben. Ihm war seine Schwester, die Königin von Portugal und deren Sohn im Tode gefolgt, und der deutsche Kaisersohn Philipp (v. Burgund) wurde dadurch mit seiner Gemahlin Johanna Erbe der Länder ihrer Eltern: Spanien, Sizilien und Neapel. Aber auch er starb bald, und ein Lohn Karl (A .), also der Enkel Maximilians, erhielt die Anwartschaft ans das Erbe seines Vaters (1506), das einst einen Teil Born hak, Unser Vaterland. ,

7. Unser Vaterland - S. 435

1900 - Berlin : Bruer
— 435 - Jahre alt, mit den im Todesschrecken ahnungsvollen Worten: „Gott itnrd kommen!" Ihm folgte in der Kurwürde sein Bruder August. Acht Tage später ging auch Johann Friedrich zur ewigen Ruhe. Markgraf Albrecht wurde als Störer des Reichsfriedens in die Reichsacht gethan und floh als Geächteter über den Rhein nach Frankreich. Dort trug er in der Stille sein Unglück als eine wohlverdiente Strafe Gottes, weil er einst als protestantischer Fürst in des Kaisers Dienst das Evangelium verfolgt habe. In frommen Uebungen verbrachte er den Rest seines Lebens, und das von ihm gedichtete Kirchenlied „Was mein Gott will, gescheh allzeit," zeugt von der stillen Ergebung des Brandenburgers in sein herbes Geschick. Karl V. sah alle hochfliegenden Pläne seines Lebens vernichtet, rind die mächtigen Reiche seiner Herrschaft, in denen „die Sonne nicht unterging", trugen für ihn nur die Vergänglichkeit alles Irdischen an sich. Darum waren ihm Krone und Szepter eine zu schwere Last geworden, und der gebrechliche Körper mahnte ihn, sein Halls zu bestellen. In klösterlicher Stille wollte er seine letzten Tage verbringen. Nachdem er seinem Sohne Philipp, der schon durch seine Vermählung mit der katholischen Maria von England dem Hause Habsburg eine Machtvergrößerung zugebracht, das Erbe der spanischen Krone, Mailand und Neapel abgetreten hatte, übergab er ihm die Herrschaft der Niederlande. Eine ergreifende Schilderung dieser Uebergabe zeichnet noch einmal die Persönlichkeit Kaiser Karls V. (25. Oktober 1555). Ju dem reich geschmückten Kronsaale des königlichen Palastes zu Brüssel erhob sich die prächtige Estrade, zu der sieben Stufen emporführten. Drei mit Gold und Edelsteinen geschmückte Sessel standen unter dem mit dem burgundischen Wappen geschmückten Thronhimmel, der mittlere für den Kaiser bestimmt, der zur Rechten für seinen Sohn Philipp. Zur Linken war der Sessel der Schwester des Kaisers, bisherigen Statthalterin der Niederlande, Königin Marie von Ungarn. Etwas tiefer befanden sich die Sitze der Ritter vom goldenen Vließ und die der übrigen Fürsten und Herren, noch tiefer die Bänke der Räte. Ringsum im ocicite hatten sich die Abgeordneten aller niederländischen Provinzen niedergelassen. Erwartungsvolle Stille ruhte auf der Menge, und aller Augen Waren auf bk Eingangspforte gerichtet, als sich die weiten Flügeltüren des Saales ans thaten, und der Kaiser herein wankte, mit der 2s*

8. Unser Vaterland - S. 554

1900 - Berlin : Bruer
— 554 — mochte klagen, sie könne die Thränen nicht zurückdrängen, sobald sie einen Schlesier sehe. Den: Volk überbrückte das menschenfreundliche Entgegenkommen des neuen Herrschers leicht den schweren Wechsel, bei dem religiöse Duldung, Verbesserung aller Verwaltungszweige, wie der bürgerlichen Verhältnisse das Ihre thaten. Obgleich es Kaiser Karl Vii. inzwischen gelungen war, in seine Residenz München zurück zu kehren, mußte er doch bald wieder weichen, und Maria Theresia ließ sich sogar in der bayrischen Hauptstadt huldigen. Ihre Truppen drängten auch die Franzosen über den Rhein zurück, und König Friedrich mußte daran denken, daß sich die österreichischen Massen siegesgewiß an Preußen versuchen würden. Er wollte ihnen zuvorkommen. Der Versuch Friedrichs, sich Freunde zu einem deutschen Fürsten-buude zu gewinnen, mißlang, während' Maria Theresia sich mit England und Polen verband. Nun suchte Preußen sich wenigstens im Norden Europas Freunde zu verschaffen. Friedrich vermittelte die Vermählung seiner Schwester, der Prinzessin Ulrike von Preußen, mit Herzog Adolf Friedrich von Holstein-Gottorp, dem dereinstigen König von Schweden, und die Tochter seines Feldmarschalls, die Prinzessin von Anhalt-Zerbst, wußte er mit dem zukünftigen Thronfolger Rußlands, Peter Iii., zu vermählen. Anfangs hatte der Anhalter Herzog sich gegen die Vermählung gesträubt, weil feine Tochter Katharina dann griechisch-katholisch werden sollte; als ihn der König beruhigte, daß die Prinzessin doch nur lutherisch-griechisch würde, hatte er zugestimmt: „Ja lutherisch-griechisch, dagegen habe ich nichts!" Damit hatte Friedrich seinen Zweck erreicht; ob ihm die nordischen Verbindungen nützen würden, blieb abzuwarten. Zunächst suchte er sich vorsichtig Frankreich als Bundesgenossen zu gewinnen, das soeben England den Krieg erklärte, wenige Wochen später auch Oesterreich. Und während man am Berliner Hofe glänzende Feste gab und fröhlich tanzte, wurden in aller Stille ernste Kriegsrüstungen betrieben. Friedrich hatte Nachricht von einem Plane, wonach ein österreichisches Heer durch Sachsen geraden Weges nach Berlin marschieren sollte. Unerwartet und unangemeldet rückte darum eine preußische Armee in Sachsen ein. So begann der zweite schlesische Krieg (.1744). Damit die Sache recht harmlos erschien, hatte sich der preußische Köuig von Kaiser Karl Vii. dazu ermächtigen lassen. „Es ergreifen Ihre

9. Unser Vaterland - S. 549

1900 - Berlin : Bruer
— 549 — Er halte damit das innigste Verständnis bei seinem königlichen Sohn gefunden, der längst bereit war, den Degen aus der Scheide zu ziehen, um zu sühnen, was je an Brandenburg, an Preußen gesündigt worden mar. Wenige Monate nach Friedrich Wilhelm I. war Kaiser Karl Vi. gestorben (20. Okt. 1740); die Todesnachricht ließ den eben fieberkranken König Friedrich plötzlich gesunden. Jetzt schien die Zeit gekommen, die er lange ersehnt hatte. Ein alter Entwurf des Großen Kurfürsten über Brandenburgs Ansprüche an Schlesien war längst geprüft worden. Der Kanzler der Universität Halle hatte den Vorarbeiten des verstorbenen Ministers Ilgen entsprechend seit vierzig Jahren die Belege für Preußens Ansprüche auf Schlesien gesammelt und meldete das dem König, der indessen demselben Ziele auf geraderem Wege zusteuerte. Hatte Oesterreich, da es seinen Nutzen galt, allezeit betont, in Schlesien gelte nur das Mannlehen, so wollte König Friedrich trotz der pragmatischen Sanktion das jetzt nicht anders ansehn. „So trete ich in die Rechte meines Stammes ein!" war sein thatenmutiges Wort. Der Rächer war da, den der Große Kurfürst ersehnte, als erden schmählichen Frieden von St. Germain unterzeichnen mußte, den Oesterreich ruhig vollziehen ließ, und das durch Oesterreich vorenthaltene Erbe der Bergischen Besitzungen sollte auch in Schlesien bezahlt werden. Als beim Tode Karls Vi. Großherzog Franz, der Gemahl Maria Theresias, den König von Preußen um die Dauer seiner Freundschaft bat, hatte ihm dieser zusagend geantwortet, wenn „man ihn dazu in den Stand setze". Für Friedrichs Zugeständnisse: seine Stimme bei der Kaiserwahl des Großherzogs, auch Preußens Beistand zur Ausrechthaltuug der pragmatischen Sanktion, schien man in Wien etwas schwer von Begriff zu fein. Es erfolgte feine Antwort darauf. Diese Zögerung war für Maria Theresia bedenklicher, als es im ersten Augenblick scheinen mochte; denn alle Fürsten, die etwa bei der österreichischen Erbfolge zu gewinnen hofften, wollten jetzt plötzlich die pragmatische Sanktion nicht gelten lassen. Die dem Kaiserhaus verwandten Kurfürsten Bayerns und Sachsens, selbst das bourbonspanische Hans nebst Frankreich, machten Ansprüche geltenb, benen Friedrich Ii. wenigstens in Schlesien zuvorkommen wollte. Währenb man in Wien meinte, der König von Preußen, „spanne nur den Hahn, ohne zu schießen", staub er schon im Begriff, mit einer Armee von 30,000 Mann über Frankfurt ct. O. nach Schlesien zu marschieren, nur

10. Unser Vaterland - S. 234

1900 - Berlin : Bruer
— 234 — und durch sie, ja selbst durch ihre Fehler geworden war. Schwerer trug wohl nie ein Haus an dem Zoll, den das Glück von den Seinen fordert, und die Betrachtung eines Geschichtsschreibers über die tragische Größe der Hohenstaufen ist berechtigt, daß „die Hohenstaufen an der Last ihrer Verfehlungen furchtbar getragen," und daß „Gott mit ihnen wohl mehr als mit andern schon hier abgerechnet." 9. Deutschlands innere Entwickelung unter den Hohenltanfen. Wenn der weiteste Rahmen der mittleren Geschichte, das Mittelalter genannt, sich ausdehnen läßt von dem Untergange eines Riesenganzen, des weströmischen Reiches (476 bis 1517), bis zur Reformation, so haftet doch unsere Vorstellung des Mittelalters zumeist an der Zeit der Kreuzzüge, an der Regierungszeit der Hohenstaufen, da sich hier der Höhepunkt mittelalterlicher Gestaltung des deutschen Staats- und Volkslebens findet. Dieses hatte gerade hier Zeit und Raum, sich in den verschiedensten Volksschichten selbstständiger zu entwickeln, als es je unter anderen Kaisern möglich war. Hatte Deutschland unter den Karolingern, unter den sächsischen Kaisern wie unter den Saliern nach Außen hin an Macht und Ansehen gewonnen, so verloren die Hohenstaufen, meist fern vom Reiche, hier an Kraft und Ansehn im Kampfe mit der Kirche. Im Ringen um den immer wieder fraglichen Besitz eines italischen Erbteils, das für Deutschland nutzlos war, fand das edle Hohenstaufengeschlecht seinen beklagenswerten Untergang, weil es dadurch unaufhörlich mit dem Papsttum rivalisirte, das endlich Sieger blieb. Die Kreuzzüge, in ihrem weitern Verlauf ein eigenstes Werk der Päpste und der Kirche, mögen, flüchtig angeschaut, als die Folge einer religiösen Schwärmerei betrachtet werden — immerhin in ihrer beherrschenden Glut und Begeisterung etwas Großes — und doch welche tiefgehenden Beweggründe, welche weiten unberechneten Folgen ruhten darin! Zunächst waren sie eine Kraftprobe der römischen Kirche auf die Volker des Abendlands wie ihrer Herrscher. Hatte Papst Urban Ii. den begeisternden Glaubenseifer des Pilgers Peter von Amiens klug benutzt und den ersten Kreuzzug predigen lassen unter dem Versprechen völligen Ablasses für die zunächst meist nur französischen Kreuzfahrer, so war der Erfolg mehr als unerwartet. Die Kirche feierte einen Sieg über die Tausende,
   bis 10 von 12 weiter»  »»
12 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 12 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 1
3 0
4 5
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 2
11 1
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 1
27 2
28 0
29 0
30 0
31 4
32 0
33 0
34 1
35 0
36 1
37 3
38 0
39 2
40 0
41 0
42 3
43 0
44 0
45 0
46 2
47 2
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 2
1 40
2 1
3 16
4 7
5 0
6 11
7 45
8 8
9 52
10 2
11 3
12 11
13 3
14 0
15 0
16 25
17 114
18 2
19 3
20 6
21 14
22 0
23 13
24 12
25 9
26 2
27 1
28 9
29 3
30 0
31 0
32 6
33 0
34 13
35 8
36 4
37 24
38 21
39 4
40 2
41 39
42 18
43 36
44 4
45 18
46 5
47 2
48 9
49 7
50 0
51 3
52 19
53 0
54 6
55 1
56 51
57 11
58 9
59 10
60 29
61 3
62 1
63 1
64 3
65 8
66 5
67 6
68 45
69 20
70 18
71 22
72 21
73 11
74 5
75 5
76 8
77 26
78 0
79 5
80 4
81 2
82 10
83 43
84 20
85 6
86 29
87 2
88 2
89 1
90 18
91 3
92 108
93 1
94 14
95 2
96 7
97 0
98 44
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 1
3 0
4 14
5 1
6 0
7 2
8 0
9 7
10 4
11 0
12 0
13 1
14 0
15 0
16 24
17 0
18 3
19 9
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 5
27 0
28 0
29 0
30 1
31 1
32 0
33 12
34 0
35 0
36 0
37 1
38 1
39 2
40 10
41 1
42 0
43 1
44 9
45 0
46 0
47 0
48 12
49 3
50 2
51 0
52 1
53 0
54 4
55 9
56 0
57 1
58 4
59 17
60 0
61 8
62 2
63 0
64 0
65 3
66 0
67 2
68 0
69 0
70 0
71 6
72 1
73 2
74 1
75 1
76 0
77 6
78 0
79 3
80 6
81 36
82 0
83 0
84 0
85 0
86 1
87 0
88 13
89 1
90 1
91 6
92 0
93 4
94 0
95 0
96 0
97 5
98 0
99 0
100 17
101 0
102 9
103 7
104 0
105 0
106 3
107 0
108 0
109 0
110 0
111 1
112 4
113 0
114 0
115 0
116 1
117 0
118 2
119 0
120 0
121 8
122 1
123 0
124 1
125 0
126 2
127 2
128 13
129 0
130 0
131 4
132 4
133 1
134 0
135 1
136 6
137 0
138 1
139 1
140 5
141 0
142 6
143 6
144 1
145 1
146 1
147 1
148 3
149 0
150 16
151 7
152 3
153 2
154 1
155 8
156 11
157 7
158 10
159 0
160 0
161 3
162 0
163 1
164 0
165 3
166 1
167 5
168 0
169 7
170 0
171 26
172 0
173 2
174 2
175 2
176 3
177 5
178 0
179 0
180 0
181 0
182 8
183 3
184 0
185 0
186 1
187 0
188 0
189 0
190 0
191 15
192 0
193 0
194 0
195 0
196 0
197 12
198 6
199 0