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1. Unser Vaterland - S. 184

1900 - Berlin : Bruer
Kreuzfahrer dem heißersehnten Ziele ihrer Pilgerfahrt zu und gelangten zuerst nach Betlehem, wo ihnen die Christen Palästinas, Psalmen singend, entgegen kamen. Allen voran eilte Tankred, und als die Kunde zum Heere kam, daß er die Mauer Jerusalems erreicht hatte, kam neues Leben in die zum Tod ermatteten Reihen. Als sie aber gar von den Bergeshöhen die leuchtenden Kuppeln der heiligen Stadt erblickten, kannte ihr Jubel und ihr Dank keine Grenzen. „Jerusalem! Jerusalem!" mit heiligem Schauer rief man es, und die Kreuzfahrer umarmten sich jubelnd. Eingedenk des Schriftworts: „Ziehe deine Schuhe ans; denn der Ort, da du aufstehest, ist ein heiliges Land," legten die Pilger ihre Schuhe ab, küßten den heiligen Boden und eilten auf den steinigen, heißen Pfaden bis nach Jerusalem, wo sie am 6. Juni 1099 anlangten. Aber die Stadt wurde von einem starken türkischen Heere verteidigt; 40,000 Mann standen gegen 20,000 ermattete Kreuzfahrer, dabei 1500 Ritter. Diefeu gab die Begeisterung Mut, daß sie einen Sturm auf die feste Stadt wagten. Aber ihr Angriff wurde zurück- geschlagen, und sie sahen bald ein, daß ihnen zu solcher Belagerung die Werkzeuge fehlten. Unter unsäglichen Mühen und Gefahren wurden Baumstämme aus der Umgegend herbeigeschafft, während viele der Kreuzfahrer angesichts der heiligen Stadt vor Hunger und Elend umkamen. Die Sonnenglut trocknete die Wasserbehälter aus; und fanden die Christen eine Quelle, dann kämpften sie um einen' Trunk Wassers, so daß sich oft ihr Blut mit dem ersehnten Tranke mischte. Nach vierwöchentlicher, fast übermenschlicher Anstrengung hatten die Belagerer den Bau von zwei Türmen fertig, die Jerusalems Mauern um sieben Ellen überragten. Die Wände der Türme waren mit Tierhäuten umkleidet, die vor Wurfgeschossen schützen sollten, und eine aufgezogene Fallbrücke kounte auf die Mauer der Stadt hinabgelassen werden. Am 14. Juli 1099 sollte der Sturm auf Jerusalem beginnen. In feierlicher Prozession zogen die Christen um die Stadt, voran die Bischöfe mit aller Geistlichkeit in weißen Kleidern, das Kreuz in den Händen; ihnen folgten die Fürsten, Ritter und übrigen Pilger, alle in Waffenrüstung. Unter heiligen Gesängen bewegte sich der Zug zum Oelberg, wo die Christen niederknieten und von den Anführern zu Mut und Ausdauer ermahnt wurdeu. Die Türken auf hoher Mauer wußten nicht, was all das zu bedeuten hatte und sandten den Christen höhnend Pfeile zu. Ant andern

2. Unser Vaterland - S. 216

1900 - Berlin : Bruer
— 216 — Nun erwachte die alte Losung deutscher Zwietracht aufs neue „Hie Welf, hie Waiblinger!" Ein Teil des Reiches stand zu den Hohenstaufen, andere begehrten einen Kaiser aus dem Welfengeschlecht. Philipp von Schwaben mußte es sich gefallen lassen, daß er selbst zu Mühlhausen als deutscher König ausgerufen wurde (6. März 1198). Er soll es ungern gethan haben, nur um wenigstens die Krone seinem Hause zu erhalten, welche er dem unmündigen Königssohne nicht verschaffen konnte. Die welfische Partei wählte Otto, den dritten Sohn Heinrichs des Löwen von Braunschweig, der im Nordwesten des Reiches Anerkennung fand, während Philipp den größten Teil Mittel- und Süddeutschlands für sich hatte. Aber beide Kronenträger waren nur die erwählten Vertreter fürstlicher Parteiinteressen, die nichts mit des Reiches Wohl zu thun hatten. Philipp, ein würdiger Sohn Friedrich Barbarossas, tapfer, ritterlich, ein frommer und gelehrter Herr seiner Zeit, war einst für den geistlichen Stand bestimmt gewesen und sein Familienleben gab dem deutschen Volke ein Vorbild feiner Sitte und häuslichen Glücks. Denn seine anmutige Gemahlin, die griechische Prinzessin Irene, verstand und würdigte ihres Gatten Vorliebe für Wissenschaft und Kunst und pflegte gleich ihm an ihrem Hofe den deutschen Minnegesang. Der edle Hohenstaufe wäre den meisten Großen des Reichs ebenso willkommen gewesen, wie der Masse des Volkes, wenn nicht die päpstliche und mit ihr die welfische Partei ihren Vorteil mehr gesucht hätte, als des Reiches Glück. Otto hatte seine Jugendzeit fast nur in fremden Landen zugebracht, war der stete Begleiter seines Oheims, Richard Löwenherz's von England, gewesen, hatte sich an dessen Hose in ritterlichen Künsten geübt, und glich dem Oheim an wilder Fehdelust. Richard setzte alle Mittel in Bewegung, seinem Neffen den deutschen Königsthron zu sichern, der selbst am allerwenigsten Lust hatte, den ihm fremden deutschen Landen ein treuer König zu sein. Doch ließ er sich eiligst zu Stachen frönen, während Philipp in Mainz gekrönt worden war. Beide Könige aber suchten sich die Freundschaft des Papstes Innocenz Iii. zu erwerben, um in ihm eine Stütze zu finden. Dieser riet anfangs zu gütlichem Vergleich; als aber Otto zu Gunsten der Kirche und des Papstes auf mancherlei Besitztümer und Rechte verzichtete, gebot der

3. Unser Vaterland - S. 230

1900 - Berlin : Bruer
— 230 — den Pflichten seiner Königswürde ab, für die er an den Erzbischof von Köln 12,000 Thaler, an Mainz 13,000, dem Herzog von Bayern 9000 und an andere deutsche Fürsten 8000 Thaler bezahlt hatte. Das alles brachte große Verwirrung über Deutschland. Jeder Fürst und jeder Ritter meinte, nehmen zu können, was ihm beliebte. Faustrecht und Raubrittertum wurden ärger, als je zuvor, utib das> Fehdewesen unter Fürsten und Adel konnte sich ungehindert ausbreiten. Die Burgen, einst Sitz und Pflegestätte ritterlichen Familienlebens, waren Raubnester geworden, in denen wegelagernde Ritter ihre Beute verbargen, die sie reisenden Kaufleuten abgenommen oder andern Rittern und geistlichen Herren. Da erhoben sich die deutschen Städte und vereinten sich um ihrer Selbsterhaltung willen gegen solches Unwesen zu einem Verbände^ der zu einer politischen Macht wurde. Die sechzig Bundesstädte des „Rheinbundes" verpflichteten sich, nur dem als König gehorchen zu wollen, den die Fürsten einstimmig wählen würden; sonst wollten sie feinem beistehn, keinen aufnehmen, ihm Geld leihen oder Dienste leisten (1241). Schon früher war die deutsche Hansa, der norddeutsche Städtebund, entstanden, dem sich Hamburg, Lübeck, Braunschweig und viele andere Städte angeschlossen hatten. Er gelangte erst später zu seiner vollen Bedeutung. Nicht zufrieden damit, den Hohenstaufen in Deutschland allen Boden entzogen zu haben, arbeitete die päpstliche Partei auch in Italien an dem Untergange Manfreds und des letzten unmündigen Hohenstaufen Konradin. Zunächst bot der Papst dem Bruder des Königs Ludwig von Frankreich, Karl von Anjou, die Krone von Sizilien an, doch kam die Sache nicht sobald zum Abschluß, da der fromme Ludwig auch für seinen Bruder kein unrecht Gut haben wollte. Ein desto weiteres Gewissen hatte dieser, und Papst Urbans Nachfolger, Klemens Vi., krönte den Franzosen Karl von Anjou gegen das Versprechen völligen Gehorsams und einer jährlichen Abgabe von 8000 Unzen Goldes zum König von Sizilien (1266), das doch rechtmäßig Besitz der Hohenstaufen war. Aber Herr des Landes wurde der Franzose erst nach der Schlacht von Benevent, in welcher Manfred gefallen war. Er hatte seinen Tod geahnt. Als er mit einer Schar vorandringen wollte, fiel ihm seine silberne Helmzier, ein Adler, aus den Sattelknopf nieder. Manfred stürmte tapfer in die dichtesten Reihen

4. Unser Vaterland - S. 235

1900 - Berlin : Bruer
— 235 — welche begeistert ihrem Rufe folgten, und das Christentum hatte seine Kraft gegen den Muhamedanismus des Morgenlandes siegreich in die Wagschale geworfen. Wie viele Wandlungen des Eifers und der Erfolge die sieben Hauptkreuzzüge während zweier Jahrhunderte haben mochten, die Macht der Päpste war während dieser Zeit derart gewachsen, daß der päpstliche Bann Kaiser Friedrich Ii. treffen konnte, weil er den dem Papste gelobten Kreuzzug verzögert hatte. Mit dem Falle von Accon war der letzte Besitz abendländischer Christen in Palästina verloren (1291), und sechs Millionen Menschen wären nur einer frommen Träumerei oder dem hierarchischen Gehorsam geopfert worden, wenn die Kreuzzüge nicht auf Sitten und Religion, auf Kunst und Wissenschaft, wie auf geistige und materielle Entwicklung des europäischen Völkerlebens, damit deutscher Kultur, einen überwältigenden Einfluß gehabt hätten. Es mag sich diese Einwirkung am besten bei den einzelnen Ständen erkennen lassen. Kaiser und Fürstengewalt. Die Hohenstaufen trachteten zunächst darnach, das unter den letzten Kaisern, besonders unter Lothar von Sachsen sehr geschädigte kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Damit stießen sie auf viel feindlichen Widerstand. Die Herzogswürde war meist erblich geworden, wogegen ein starkes Königtum nur durch die besondre Kraft des jedesmaligen Trägers der deutschen Krone möglich war, die er seinem Erben nicht ohne weiteres hinterlassen konnte. Denn das Wahlrecht der Deutschen war bei den letzten Königskrönungen sehr in den Vordergrund getreten, und schon jetzt hatten einzelne geistliche und weltliche Fürsten dabei eine maßgebende Stimme gewonnen, obgleich von den eigentlichen Wahl- oder Kurfürsten hier noch nicht die Rede ist. Das Ringen der Fürstengewalt gegen das Kaisertum, die Spal- tungen der Welfen und Ghibellinen, veranlaßten die Kaiser oft, Hoheitsrechte und Privatgüter an ihre Anhänger zu vergeben oder sich solche durch Gaben zu gewinnen, so die Städte, oft auch die Geistlichkeit, durch Rechtsverleihungen. Darin lag notgedrungen eine Schwächung des Königstums und damit des Reiches, wodurch Papst und Kirche ein Uebergewicht erhielten. Des alten deutschen Reiches Herrlichkeit, welche Karl der Große begründete, hatte nicht zum wenigsten darin geruht, daß der deutsche Kaiser in unbeschränkter monarchischer Gewalt oberster Lehns- und Schirmherr des Staates und der Kirche war.

5. Unser Vaterland - S. 321

1900 - Berlin : Bruer
— 321 — Neichsbeschlüssen nicht als Reichsangehörige fügen. Sie brauchten kein Reichskammergericht und wollten keine Steuer zahlen. Der süddeutsche Edelmann, in ewiger Fehde mit dem schweizer Bauer, wollte außerdem endlich einmal große Abrechnung und Entscheidung suchen. Das war der „Schwabenkrieg", der Kampf zwischen „Stiefel" und „Bundschuh", in dessen Verlauf die Eidgenossen Sieger blieben. Auch Maximilian wurde schließlich von demselben Geschick ereilt. Obgleich er in einem verheerenden Kriegszuge mehr als zweihundert Ortschaften der Schweiz zerstörte, unterlag er den Eidgenossen lind mußte im „Baseler Frieden" (22. Sept. 1499) auf alle Rechte an die Schweizer verzichten, welche als Eidgenossenschaft allmählich in 13 Kantonen vereinigt, sich nicht mehr „Glieder", sondern „gehorsame Verwandte" des Reiches nannten. Auch in Italien endete Maximilians nochmaliger Römerzug unglücklich (1504). Das Herzogtum Mailand mußte endlich dem französischen Könige als Mannslehen überlassen werden. Aber das .alles brach Maximilians Kampfeslust nicht. Voll ritterlicher Begeisterung plante er einen Kreuzzug gegen die Türken und begehrte Reichshülfe. Doch meinten die deutschen Fürsten, gegen einen solchen Feind vermöchte nur die vereinte europäische Macht etwas auszurichten, und so unterblieb jeder Widerstand gegen die Osmanen. Gab es doch auch inmitten des Reichs so viele Verhältnisse zu ordnen und Streitigkeiten auszugleichen, deren Stürme an den morschen Säulen des alten Kaiserbaues rüttelten. So verheerte ein neunmonatlicher Erbfolgestreit das bayerische Land, bis Maximilian durch gütlichen Vergleich einen -eil Niederbayerns als besondere Herrschaft Pfalz-Neuburg, Ober-pfalz, abzweigte und dadurch die streitenden Parteien befriedigte (1505). -io wenig das Kriegsglück dem Hause Oesterreich lächelte, Erbschaft nach Erbschaft und manche glückliche Heirat vermehrten unausgesetzt seine Hausmacht. Der Jnfant von Kastilien, Maximilians Schwiegersohn, war wenige Monate nach seiner Vermählung gestorben. Ihm war seine Schwester, die Königin von Portugal und deren Sohn im Tode gefolgt, und der deutsche Kaisersohn Philipp (v. Burgund) wurde dadurch mit seiner Gemahlin Johanna Erbe der Länder ihrer Eltern: Spanien, Sizilien und Neapel. Aber auch er starb bald, und ein Lohn Karl (A .), also der Enkel Maximilians, erhielt die Anwartschaft ans das Erbe seines Vaters (1506), das einst einen Teil Born hak, Unser Vaterland. ,

6. Unser Vaterland - S. 435

1900 - Berlin : Bruer
— 435 - Jahre alt, mit den im Todesschrecken ahnungsvollen Worten: „Gott itnrd kommen!" Ihm folgte in der Kurwürde sein Bruder August. Acht Tage später ging auch Johann Friedrich zur ewigen Ruhe. Markgraf Albrecht wurde als Störer des Reichsfriedens in die Reichsacht gethan und floh als Geächteter über den Rhein nach Frankreich. Dort trug er in der Stille sein Unglück als eine wohlverdiente Strafe Gottes, weil er einst als protestantischer Fürst in des Kaisers Dienst das Evangelium verfolgt habe. In frommen Uebungen verbrachte er den Rest seines Lebens, und das von ihm gedichtete Kirchenlied „Was mein Gott will, gescheh allzeit," zeugt von der stillen Ergebung des Brandenburgers in sein herbes Geschick. Karl V. sah alle hochfliegenden Pläne seines Lebens vernichtet, rind die mächtigen Reiche seiner Herrschaft, in denen „die Sonne nicht unterging", trugen für ihn nur die Vergänglichkeit alles Irdischen an sich. Darum waren ihm Krone und Szepter eine zu schwere Last geworden, und der gebrechliche Körper mahnte ihn, sein Halls zu bestellen. In klösterlicher Stille wollte er seine letzten Tage verbringen. Nachdem er seinem Sohne Philipp, der schon durch seine Vermählung mit der katholischen Maria von England dem Hause Habsburg eine Machtvergrößerung zugebracht, das Erbe der spanischen Krone, Mailand und Neapel abgetreten hatte, übergab er ihm die Herrschaft der Niederlande. Eine ergreifende Schilderung dieser Uebergabe zeichnet noch einmal die Persönlichkeit Kaiser Karls V. (25. Oktober 1555). Ju dem reich geschmückten Kronsaale des königlichen Palastes zu Brüssel erhob sich die prächtige Estrade, zu der sieben Stufen emporführten. Drei mit Gold und Edelsteinen geschmückte Sessel standen unter dem mit dem burgundischen Wappen geschmückten Thronhimmel, der mittlere für den Kaiser bestimmt, der zur Rechten für seinen Sohn Philipp. Zur Linken war der Sessel der Schwester des Kaisers, bisherigen Statthalterin der Niederlande, Königin Marie von Ungarn. Etwas tiefer befanden sich die Sitze der Ritter vom goldenen Vließ und die der übrigen Fürsten und Herren, noch tiefer die Bänke der Räte. Ringsum im ocicite hatten sich die Abgeordneten aller niederländischen Provinzen niedergelassen. Erwartungsvolle Stille ruhte auf der Menge, und aller Augen Waren auf bk Eingangspforte gerichtet, als sich die weiten Flügeltüren des Saales ans thaten, und der Kaiser herein wankte, mit der 2s*

7. Unser Vaterland - S. 515

1900 - Berlin : Bruer
— 515 — verwundert, das; jemand an seinem guten Rechte zweifeln könnte; aber es solle alles in einer Versammlung zu Frankfurt genau geprüft werden. Dort wurden die Vorwürfe in französischer Sprache mit französischer Glätte zurückgewiesen, auch die Schriftstücke darüber gegen allen Brauch französisch abgefaßt. Als sich die Deutschen darüber beklagten, höhnten die französischen Gesandten, daß es so ihres Königs Wille sei. Um seinen räuberischen Besitz ungestört zu befestigen, schloß Ludwig endlich einen zwanzigjährigen Waffenstillstand. Wer unter den schwer Geschädigten durfte nun wagen, den königlichen Räuber anzugreifen? Das ohnmächtige, zersplitterte Deutschland wehrte sich kaum durch Worte, die zumeist nur Volksstimmen waren: „Nun ist es Zeit zu wachen. Eh Deutschlands Ehre stirbt Und in dem weiten Rachen Des Krokodils verdirbt! Herbei, daß man die Kröten, Die unsern Rhein betreten. Mit aller Macht zurücke Zur Saon' und Seine schicke." Während.das deutsche Reich so schamlos beraubt wurde, stritten sich die fürstlichen Abgesandten aus dem Reichstage zu Regensburg, wer auf purpurnen, wer auf grünen Sammetsesseln sitzen dürfe, oder wer mit goldnen oder silbernen Gabeln essen solle, ehe man Zeit fand, ernste Sorgen des Reichs zu beraten. Des Einzelnen Stimme verhallte in der nun bald zur Gewohnheit gewordenen Unterwerfung deutscher Fürsten unter den maßlosen Eroberer. Die Zeiten waren vorüber, daß ein Bernhard von Weimar, der sich im Südwesten ein eignes Reich gründen, aber keinen Fußbreit deutschen Landes an Frankreich abgeben wollte, sich ebenfalls das Haupt sofort bedeckte, als der französische König es vor ihm gethan hatte. Neues Unheil entstand im deutschen Reiche, als Kaiser Leopold durch große Willkür die Erbitterung der Ungarn hervorgerufen hatte und um so weniger zu beruhigen vermochte, da ein tapfrer Heerführer, Tököli, sich an ihre Spitze stellte und die Türken herbeirief, denen dieser Hülferuf sehr willkommen war. Sie meinten, das erschöpfte Deutschland leicht als Beute gewinnen zu können, und der türkische Großvezier Kara Mnstapha hatte sich Wien schon als Residenz ausgesucht.

8. Unser Vaterland - S. 209

1900 - Berlin : Bruer
— 209 — Die Bestürzung, der Schmerz der Kreuzfahrer über diesen Verlust war so groß, daß viele eiligst in die Heimat zurückkehrten, wenige unter des Kaisers Sohn, Herzog Friedrich, weiter zogen und die Stadt Accon belagerten, wo auch dieser edle Führer seinen Tod fand. Das deutsche Volk trauerte tief und lang um seinen Heimgegangenen Kaiser. Wie die Trauerfackeln vor den Zelten der Kreuzfahrer in unzähligen Flammen eine heilige Totenwacht deutscher Treue darstellten, so lebte im fernen Abendlande diese Treue in dem Glauben fort, daß der edle Kaiser Friedrich Barbarossa, der mit seiner ganzen Lebenskraft nur des deutschen Reiches Herrlichkeit erstrebt hatte, nicht gestorben sein könne. Er schläft nur, so ging die Sage prophetisch durch die Jahrhunderte, in der Tiefe des Kyffhäusers einen langen, tiefen Schlaf und träumt von des deutschen Reiches kraftvollem Erstehen. Wenn die Raben nicht mehr um des Berges Gipfel kreisen, dann ist es Zeit zum Erwachen. In Friedrich Barbarossa ist für alle Zeiten eine jener geschichtlichen Gestalten verewigt, die unauslöschlich im deutschen Volksbewußtsein fortleben. Seine ideale Persönlichkeit ist mit einem Ewigkeitszauber umgeben, der alles Edle, Große und Schöne umfaßt, das je das Germanentum mit Lebenskraft erfüllte, und darum konnte des alten deutschen Reiches Herrlichkeit wohl mit seinem hehren Kaiser einschlafen; aber einst mußte sie erwachen, und sie ist erwacht unter dem Zepter der Gerechtigkeit und der Kraft des unvergeßlichen deutschen Kaisers Wilhelm I. 5. Heinrich Vi. (1190 bis 1197.) Die ruhmreiche Herrschaft Friedrich Barbarossas hatte ihren Gipfelpunkt erreicht, als er, endlich in Frieden mit Italien, durch die Beugung der Heizogsgewalt in Deutschland den ideal gedachten christlichen Staat meinte gefestigt zu haben. Aber beim Tode des edlen Kaisers sollte sein Sohn Heinrich (Vi.) dieselbe Aufgabe finden, welche Friedrich Barbarossa endlich gelöst zu haben glaubte. ^chon während seiner Kreuzfahrt hatten die Großen des Reichs gedacht, mit dem jungen stellvertretenden Königssohn leichtes Spiel zu haben. Während Heinrich der Löwe auf des Kaisers Befehl in England Bornhak, Unser Vaterland. 14

9. Unser Vaterland - S. 211

1900 - Berlin : Bruer
— 211 — war gestorben, und sein Nachfolger, Cölestin Hs., wollte Heinrich Vi. nur unter Bedingungen zum Kaiser krönen. Dem widersetzten sich die Römer. Nur wenn Heinrich ihnen die von ihm besetzte feindliche Stadt Tuskulum übergeben würde, wollten sie die Kaiserkrönung in den Mauern ihrer Stadt erlauben. Heinrich ging auf diese schmähliche Bedingung ein, und Tuskulum wurde von den Römern auf das Grausamste zerstört, der größte Teil der Einwohnerschaft ermordet. Die Übriggebliebenen bauten sich auf den Trümmern ihrer Vaterstadt in Hütten und Lauben an; es ist das heutige Frascati. Am 15. April 1191 wurde Heinrich Vi. mit seiner Gemahlin vorn Papste gekrönt; aber sein Siegeszug durch Italien wurde von einer furchtbaren Seuche unterbrochen, welche die Reihen seines Heeres lichtete, und ruhelos eilte der Kaiser, selbst schwer erkrankt, nach Deutschland zurück. Die deutschen Reichsfürsten meinten einem so sichtlich gedeinütigten Kaiser mit Erfolg entgegen treten zu können, um vereint eine Erb-Monarchie der Hohenstaufen in Deutschland zu verhindern. So ent-stcrnb^ ein Fürstenbund, besten Haupt Heinrich der Löwe von Braun-schweig war, und dem es nicht unmöglich scheinen mochte, daß die deutsche Kaiserkrone auch das Haupt eines Welfen schmücken könnte. Durch ganz Deutschland zog eine Gährung, ein Murren und Fordern, so daß bei deutsche Kaiser sein ganzes Reich als ein feinbliches Heerlager ansehen konnte, bent von allen Seiten weit über die Grenzen Deutsch -lanbö her Bunbesgenossen zuströmten. Ein Feind des deutschen Kaisers fehlte dem Fürstenbunbe noch, König Richard (Löwenherz) von Englattb, der Schwager Heinrichs des Löwen. Er hatte mit König Philipp August von Frankreich den Kreuzzug gemeinschaftlich aufgenommen, als Friedrich Barbarossa gestorben war. Aber schon in Messina hatten sich beide Könige entzweit, und ihr Bund wandelte sich in bittre Feindschaft, als sie im folgenden Jahre Acre (Accon) belagerten und eroberten. Auch Leopold non ^ Ceiterreich hatte sich diesem Kampfe mit seinen Deutschen angeschlossen und meinte ein gutes Recht an dem Siege zu haben. Die Franzosen besetzten den einen Teil der Stadt, die Engländer einen andern, und Leopold von Oesterreich wollte wenigstens die Reichsfahne auf einem der Stadttürme aufpflanzen. Da riß der stolze Richard das deutsche Fahnentuch herab und trat es in den Koth. Die Deutschen waren Zu schwach, solche Schmach zu rächen; sie zogen in die ferne Heimat 14*

10. Unser Vaterland - S. 215

1900 - Berlin : Bruer
215 — Dazu mußte der herrschsüchtige Hohenstaufe das Mittelmeer mit all seinen Küsten besitzen; der ganze Orient, das griechische Kaisertum sollte nur ein Vasall des deutschen Abendlands werden. Dann war die alte Einheit des weltbeherrschenden Römerreiches wieder hergestellt, der Weg nach Asien, das ganze Morgenland offen für den deutschen Kaiser. Im Sommer des Jahres 1196 „pochte er mit mächtiger Faust an die morschen Pforten des griechischen Reiches." Er nahm das Land vom Epidamus bis Thessalonich als zum Normannenreich gehörig in Anspruch, und schon wurde im griechischen Reiche eine „Deutschensteuer" ausgeschrieben; die Kirchen, selbst die Königsgräber mußten dem deutschen Herrscher und seinem Heere ihre Schätze herausgeben, da machte der Tod allen hochfliegenden Plänen Heinrichs Vi. ein jähes Ende. Er starb, 32 Jahre alt, an den Folgen eines kalten Trunkes nach großer Erhitzung auf der Jagd. Im Dome zu Palermo wurde er bestattet (28. September 1197). Nächst Heinrich Iii. hatte Kaiser Heinrich Vi. die deutsche Kaisermacht zu höchster Kraft erhoben, ihr Ansehen aber mehr zum Schrecken seiner Feinde als zum Segen seines Volkes werden lassen. Des deutschen Vaterlands Wohl lag nicht in der Größe eines Weltreiches, und der Friede, der es hätte beglücken mögen, sollte ihm noch lange vorenthalten bleiben. Das stolze Gebäude deutscher Kaiserschaft aber, das Heinrich Vi. selbstsüchtig aufgerichtet hatte, sank mit seinem Tode zusammen. 6. Philipp von Schwaben (1198 bis 1208) und Otto Iv. von Lraunschweig (1198 bis 1215). Der Sohn Heinrichs Vi., den er zum Erben der deutschen Krone bestimmt hatte, war beim Tode seines Vaters ein dreijähriges Kind. Sein Oheim, Philipp von Schwaben, der letzte Sohn Friedrich Barbarossas, suchte vergeblich dem Neffen die Nachfolge zu sichern, welche ihm die deutschen Fürsten durch Eidschwur versprochen hatten. Sie waren sich plötzlich ihres alten Wahlrechts bewußt geworden, denn sie hatten die gewaltige Hand des Hohenstaufen zu bitter empfunden, als daß sie sich in seinem Sohne einen neuen Zwingherrn setzen wollten.
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