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1. Unser Vaterland - S. 184

1900 - Berlin : Bruer
Kreuzfahrer dem heißersehnten Ziele ihrer Pilgerfahrt zu und gelangten zuerst nach Betlehem, wo ihnen die Christen Palästinas, Psalmen singend, entgegen kamen. Allen voran eilte Tankred, und als die Kunde zum Heere kam, daß er die Mauer Jerusalems erreicht hatte, kam neues Leben in die zum Tod ermatteten Reihen. Als sie aber gar von den Bergeshöhen die leuchtenden Kuppeln der heiligen Stadt erblickten, kannte ihr Jubel und ihr Dank keine Grenzen. „Jerusalem! Jerusalem!" mit heiligem Schauer rief man es, und die Kreuzfahrer umarmten sich jubelnd. Eingedenk des Schriftworts: „Ziehe deine Schuhe ans; denn der Ort, da du aufstehest, ist ein heiliges Land," legten die Pilger ihre Schuhe ab, küßten den heiligen Boden und eilten auf den steinigen, heißen Pfaden bis nach Jerusalem, wo sie am 6. Juni 1099 anlangten. Aber die Stadt wurde von einem starken türkischen Heere verteidigt; 40,000 Mann standen gegen 20,000 ermattete Kreuzfahrer, dabei 1500 Ritter. Diefeu gab die Begeisterung Mut, daß sie einen Sturm auf die feste Stadt wagten. Aber ihr Angriff wurde zurück- geschlagen, und sie sahen bald ein, daß ihnen zu solcher Belagerung die Werkzeuge fehlten. Unter unsäglichen Mühen und Gefahren wurden Baumstämme aus der Umgegend herbeigeschafft, während viele der Kreuzfahrer angesichts der heiligen Stadt vor Hunger und Elend umkamen. Die Sonnenglut trocknete die Wasserbehälter aus; und fanden die Christen eine Quelle, dann kämpften sie um einen' Trunk Wassers, so daß sich oft ihr Blut mit dem ersehnten Tranke mischte. Nach vierwöchentlicher, fast übermenschlicher Anstrengung hatten die Belagerer den Bau von zwei Türmen fertig, die Jerusalems Mauern um sieben Ellen überragten. Die Wände der Türme waren mit Tierhäuten umkleidet, die vor Wurfgeschossen schützen sollten, und eine aufgezogene Fallbrücke kounte auf die Mauer der Stadt hinabgelassen werden. Am 14. Juli 1099 sollte der Sturm auf Jerusalem beginnen. In feierlicher Prozession zogen die Christen um die Stadt, voran die Bischöfe mit aller Geistlichkeit in weißen Kleidern, das Kreuz in den Händen; ihnen folgten die Fürsten, Ritter und übrigen Pilger, alle in Waffenrüstung. Unter heiligen Gesängen bewegte sich der Zug zum Oelberg, wo die Christen niederknieten und von den Anführern zu Mut und Ausdauer ermahnt wurdeu. Die Türken auf hoher Mauer wußten nicht, was all das zu bedeuten hatte und sandten den Christen höhnend Pfeile zu. Ant andern

2. Unser Vaterland - S. 205

1900 - Berlin : Bruer
— 205 - aber in dem Andenken Karls des Großen, seines erhabenen Vorbildes, aufznrichten, ließ Kaiser Friedrich zu Aachen die Gebeine des großen Frankenkaisers im prachtvollen Sarge ausstellen, ihn selbst aber heilig sprechen (1165). Wiederum erhoben die lombardischen Städte kühn ihr Haupt. Mailand erstand aus der Asche, und an seinen Thoren kündeten Schmäh-säulen von dem Unglück der Deutschen in Italien. Dem Kaiser zum Hohn hatten die lombardischen Städte in der Ebene von Pavia eine starke Festung gebaut und zu Ehren des Papstes Alessandria genannt. Da rüstete Friedrich Barbarossa zum fünften Male ein Heer (1174), um Italien endlich zu besiegen; doch wiederum sollte das Land nur ein Grab vieler Deutschen werden. Sieben Monate lang belagerte Friedrich die starke Feste Alessandria. Es war Winter, und der unaufhörliche Regen hatte die kaiserlichen Truppen zu keinem nennenswerten Erfolge kommen lassen, als die Schreckenskunde von dem Heranrücken eines großen Lombardenheeres jede Siegeshoffnung nahm. Denn Krankheit und Tod hatten unter den Deutschen reiche Ernte gehalten, und die erschöpften Truppen suchten ihr Heil in der Flucht. Ihr Lager gaben sie den Flammen preis. Noch hoffte Friedrich Barbarossa, daß die deutschen Fürsten, welche er zu sich entboten hatte, ihm Hülfe leisten sollten, besonders meinte er sich Heinrich den Löwen verpflichtet zu haben. Aber gerade er versagte seinem kaiserlichen Herrn unter allerlei Ausflüchten die Pflicht der Heeresfolge. Er war selbst zu mächtig und darum voll Uebermut geworden. „Von der Elbe bis zum Rhein, von dem Harze bis zur See ist mein", so hatte der stolze Herzog gerühmt, und der eherne Löwe, den er vor der Burg zu Braunschweig aufgerichtet hatte, mochte nur ein Symbol dieses Stolzes sein, in dem er kühn die Rechte anderer Fürsten verletzte und sie befehdete. Daß der Kaiser ihm darum den Landfrieden geboten hatte, nahm Heinrich als persönliche Beleidigung auf. In nächster Bedrängnis bat Friedrich Barbarossa den trotzigen Vasallen um eine Zusammenkunft in Partenkirchen. Er kam, aber alle Bitten des Kaisers, um der Ehre des Reichs willen mit ihm gegen die lombardischen Städte zu ziehen, fanden bei Heinrich kein Gehör. Als nun Friedrich Barbarossa den Bayernherzog sogar fußfällig um Hülfe bat, und dieser sich von seinem kaiserlichen Herrn abwandte, trat die Kaiserin zu ihrem Gemahl und sprach: „Stehet auf, lieber Herr!

3. Unser Vaterland - S. 216

1900 - Berlin : Bruer
— 216 — Nun erwachte die alte Losung deutscher Zwietracht aufs neue „Hie Welf, hie Waiblinger!" Ein Teil des Reiches stand zu den Hohenstaufen, andere begehrten einen Kaiser aus dem Welfengeschlecht. Philipp von Schwaben mußte es sich gefallen lassen, daß er selbst zu Mühlhausen als deutscher König ausgerufen wurde (6. März 1198). Er soll es ungern gethan haben, nur um wenigstens die Krone seinem Hause zu erhalten, welche er dem unmündigen Königssohne nicht verschaffen konnte. Die welfische Partei wählte Otto, den dritten Sohn Heinrichs des Löwen von Braunschweig, der im Nordwesten des Reiches Anerkennung fand, während Philipp den größten Teil Mittel- und Süddeutschlands für sich hatte. Aber beide Kronenträger waren nur die erwählten Vertreter fürstlicher Parteiinteressen, die nichts mit des Reiches Wohl zu thun hatten. Philipp, ein würdiger Sohn Friedrich Barbarossas, tapfer, ritterlich, ein frommer und gelehrter Herr seiner Zeit, war einst für den geistlichen Stand bestimmt gewesen und sein Familienleben gab dem deutschen Volke ein Vorbild feiner Sitte und häuslichen Glücks. Denn seine anmutige Gemahlin, die griechische Prinzessin Irene, verstand und würdigte ihres Gatten Vorliebe für Wissenschaft und Kunst und pflegte gleich ihm an ihrem Hofe den deutschen Minnegesang. Der edle Hohenstaufe wäre den meisten Großen des Reichs ebenso willkommen gewesen, wie der Masse des Volkes, wenn nicht die päpstliche und mit ihr die welfische Partei ihren Vorteil mehr gesucht hätte, als des Reiches Glück. Otto hatte seine Jugendzeit fast nur in fremden Landen zugebracht, war der stete Begleiter seines Oheims, Richard Löwenherz's von England, gewesen, hatte sich an dessen Hose in ritterlichen Künsten geübt, und glich dem Oheim an wilder Fehdelust. Richard setzte alle Mittel in Bewegung, seinem Neffen den deutschen Königsthron zu sichern, der selbst am allerwenigsten Lust hatte, den ihm fremden deutschen Landen ein treuer König zu sein. Doch ließ er sich eiligst zu Stachen frönen, während Philipp in Mainz gekrönt worden war. Beide Könige aber suchten sich die Freundschaft des Papstes Innocenz Iii. zu erwerben, um in ihm eine Stütze zu finden. Dieser riet anfangs zu gütlichem Vergleich; als aber Otto zu Gunsten der Kirche und des Papstes auf mancherlei Besitztümer und Rechte verzichtete, gebot der

4. Unser Vaterland - S. 221

1900 - Berlin : Bruer
— 221 — zweite Vermählung mit der Tochter des Titularkönigs von Jerusalem, Johann von Brienne, dieses als Erbe in Besitz zu nehmen hoffte. Endlich verpflichtete er sich (1225), im Laufe der nächsten zwei Jahre mit 1000 Rittern nach dem gelobten Lande zu ziehen oder eine Geldbuße von 100,000 Goldunzen zu zahlen und dem Banne verfallen zu sein. Indessen nahm der Papst großen Anstoß an Friedrichs üppiger Hofhaltung zu Palermo, die neben viel materiellen Genüssen allen geistigen Bestrebungen eine gastliche Stätte bot. Unter Friedrichs Vorsitz wurden die Werke von Gelehrten und Dichtern geprüft; er selbst war Minnesänger, und sein Freund und Staatskanzler, Peter von Vinea, soll den Versbau des Sonetts erfunden haben. Der Kaiser redete in sechs Sprachen: italienisch, lateinisch, deutsch, französisch, griechisch und sarazenisch. Sogar arabische Schriftsteller rühmen seine Weisheit, über welche Friedrich selbst urteilte: „Ohne die Wissenschaft würde das Leben aller freisinnigen Leitung entbehren; durch sie allein wird das Gefühl unserer Größe im Unglück erhalten!" Nach dem Tode des gütigen Honorius war der 80 jährige, aber trotzdem thatkräftige Gregor Ix. Papst geworden, der streng an den versprochenen Kreuzzug mahnte. Friedrich schiffte sich endlich mit seinem Neffen, dem Landgrafen Ludwig von Thüringen, Gemahl der heiligen Elisabeth, und vielen anderen Fürsten und Edlen nach Kleinasien ein. Da aber nach wenigen Tagen auf der Flotte eine Seuche ausbrach, welcher Landgraf Ludwig mit vielen Bischöfen erlag, kehrte der ebenfalls erkrankte Kaiser nach Deutschland zurück. Nur gegen 800 Pilger landeten in Syrien. Der Papst hielt Friedrichs Krankheit für erdichtet und sprach darum den Bann über ihn aus, erklärte ihn für einen ungehorsamen Sohn der Kirche, für einen Basilisken, und Friedrich schallt dagegen den römischen Stuhl als Ursprung und Wurzel alles Uebels, das die Welt verwirre. Bei dieser offenkundigen Feindschaft zwischen Papst und Kaiser wollte Friedrich doch nicht wortbrüchig erscheinen und rüstete sich aufs neue trotz Bann und päpstlichen Verbots zu einem neuen Kreuzzuge. Obgleich Gregor den Geistlichen und den Ritterorden Palästinas aufs strengste verboten hatte, den Kaiser zu unterstützen, da ein mit dem Fluche der Kirche Beladener unwürdig sei, um das hl. Grab zu kämpfen, war Friedrichs Zug doch erfolgreich. Er schloß einen zehnjährigen

5. Unser Vaterland - S. 230

1900 - Berlin : Bruer
— 230 — den Pflichten seiner Königswürde ab, für die er an den Erzbischof von Köln 12,000 Thaler, an Mainz 13,000, dem Herzog von Bayern 9000 und an andere deutsche Fürsten 8000 Thaler bezahlt hatte. Das alles brachte große Verwirrung über Deutschland. Jeder Fürst und jeder Ritter meinte, nehmen zu können, was ihm beliebte. Faustrecht und Raubrittertum wurden ärger, als je zuvor, utib das> Fehdewesen unter Fürsten und Adel konnte sich ungehindert ausbreiten. Die Burgen, einst Sitz und Pflegestätte ritterlichen Familienlebens, waren Raubnester geworden, in denen wegelagernde Ritter ihre Beute verbargen, die sie reisenden Kaufleuten abgenommen oder andern Rittern und geistlichen Herren. Da erhoben sich die deutschen Städte und vereinten sich um ihrer Selbsterhaltung willen gegen solches Unwesen zu einem Verbände^ der zu einer politischen Macht wurde. Die sechzig Bundesstädte des „Rheinbundes" verpflichteten sich, nur dem als König gehorchen zu wollen, den die Fürsten einstimmig wählen würden; sonst wollten sie feinem beistehn, keinen aufnehmen, ihm Geld leihen oder Dienste leisten (1241). Schon früher war die deutsche Hansa, der norddeutsche Städtebund, entstanden, dem sich Hamburg, Lübeck, Braunschweig und viele andere Städte angeschlossen hatten. Er gelangte erst später zu seiner vollen Bedeutung. Nicht zufrieden damit, den Hohenstaufen in Deutschland allen Boden entzogen zu haben, arbeitete die päpstliche Partei auch in Italien an dem Untergange Manfreds und des letzten unmündigen Hohenstaufen Konradin. Zunächst bot der Papst dem Bruder des Königs Ludwig von Frankreich, Karl von Anjou, die Krone von Sizilien an, doch kam die Sache nicht sobald zum Abschluß, da der fromme Ludwig auch für seinen Bruder kein unrecht Gut haben wollte. Ein desto weiteres Gewissen hatte dieser, und Papst Urbans Nachfolger, Klemens Vi., krönte den Franzosen Karl von Anjou gegen das Versprechen völligen Gehorsams und einer jährlichen Abgabe von 8000 Unzen Goldes zum König von Sizilien (1266), das doch rechtmäßig Besitz der Hohenstaufen war. Aber Herr des Landes wurde der Franzose erst nach der Schlacht von Benevent, in welcher Manfred gefallen war. Er hatte seinen Tod geahnt. Als er mit einer Schar vorandringen wollte, fiel ihm seine silberne Helmzier, ein Adler, aus den Sattelknopf nieder. Manfred stürmte tapfer in die dichtesten Reihen

6. Unser Vaterland - S. 235

1900 - Berlin : Bruer
— 235 — welche begeistert ihrem Rufe folgten, und das Christentum hatte seine Kraft gegen den Muhamedanismus des Morgenlandes siegreich in die Wagschale geworfen. Wie viele Wandlungen des Eifers und der Erfolge die sieben Hauptkreuzzüge während zweier Jahrhunderte haben mochten, die Macht der Päpste war während dieser Zeit derart gewachsen, daß der päpstliche Bann Kaiser Friedrich Ii. treffen konnte, weil er den dem Papste gelobten Kreuzzug verzögert hatte. Mit dem Falle von Accon war der letzte Besitz abendländischer Christen in Palästina verloren (1291), und sechs Millionen Menschen wären nur einer frommen Träumerei oder dem hierarchischen Gehorsam geopfert worden, wenn die Kreuzzüge nicht auf Sitten und Religion, auf Kunst und Wissenschaft, wie auf geistige und materielle Entwicklung des europäischen Völkerlebens, damit deutscher Kultur, einen überwältigenden Einfluß gehabt hätten. Es mag sich diese Einwirkung am besten bei den einzelnen Ständen erkennen lassen. Kaiser und Fürstengewalt. Die Hohenstaufen trachteten zunächst darnach, das unter den letzten Kaisern, besonders unter Lothar von Sachsen sehr geschädigte kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Damit stießen sie auf viel feindlichen Widerstand. Die Herzogswürde war meist erblich geworden, wogegen ein starkes Königtum nur durch die besondre Kraft des jedesmaligen Trägers der deutschen Krone möglich war, die er seinem Erben nicht ohne weiteres hinterlassen konnte. Denn das Wahlrecht der Deutschen war bei den letzten Königskrönungen sehr in den Vordergrund getreten, und schon jetzt hatten einzelne geistliche und weltliche Fürsten dabei eine maßgebende Stimme gewonnen, obgleich von den eigentlichen Wahl- oder Kurfürsten hier noch nicht die Rede ist. Das Ringen der Fürstengewalt gegen das Kaisertum, die Spal- tungen der Welfen und Ghibellinen, veranlaßten die Kaiser oft, Hoheitsrechte und Privatgüter an ihre Anhänger zu vergeben oder sich solche durch Gaben zu gewinnen, so die Städte, oft auch die Geistlichkeit, durch Rechtsverleihungen. Darin lag notgedrungen eine Schwächung des Königstums und damit des Reiches, wodurch Papst und Kirche ein Uebergewicht erhielten. Des alten deutschen Reiches Herrlichkeit, welche Karl der Große begründete, hatte nicht zum wenigsten darin geruht, daß der deutsche Kaiser in unbeschränkter monarchischer Gewalt oberster Lehns- und Schirmherr des Staates und der Kirche war.

7. Unser Vaterland - S. 321

1900 - Berlin : Bruer
— 321 — Neichsbeschlüssen nicht als Reichsangehörige fügen. Sie brauchten kein Reichskammergericht und wollten keine Steuer zahlen. Der süddeutsche Edelmann, in ewiger Fehde mit dem schweizer Bauer, wollte außerdem endlich einmal große Abrechnung und Entscheidung suchen. Das war der „Schwabenkrieg", der Kampf zwischen „Stiefel" und „Bundschuh", in dessen Verlauf die Eidgenossen Sieger blieben. Auch Maximilian wurde schließlich von demselben Geschick ereilt. Obgleich er in einem verheerenden Kriegszuge mehr als zweihundert Ortschaften der Schweiz zerstörte, unterlag er den Eidgenossen lind mußte im „Baseler Frieden" (22. Sept. 1499) auf alle Rechte an die Schweizer verzichten, welche als Eidgenossenschaft allmählich in 13 Kantonen vereinigt, sich nicht mehr „Glieder", sondern „gehorsame Verwandte" des Reiches nannten. Auch in Italien endete Maximilians nochmaliger Römerzug unglücklich (1504). Das Herzogtum Mailand mußte endlich dem französischen Könige als Mannslehen überlassen werden. Aber das .alles brach Maximilians Kampfeslust nicht. Voll ritterlicher Begeisterung plante er einen Kreuzzug gegen die Türken und begehrte Reichshülfe. Doch meinten die deutschen Fürsten, gegen einen solchen Feind vermöchte nur die vereinte europäische Macht etwas auszurichten, und so unterblieb jeder Widerstand gegen die Osmanen. Gab es doch auch inmitten des Reichs so viele Verhältnisse zu ordnen und Streitigkeiten auszugleichen, deren Stürme an den morschen Säulen des alten Kaiserbaues rüttelten. So verheerte ein neunmonatlicher Erbfolgestreit das bayerische Land, bis Maximilian durch gütlichen Vergleich einen -eil Niederbayerns als besondere Herrschaft Pfalz-Neuburg, Ober-pfalz, abzweigte und dadurch die streitenden Parteien befriedigte (1505). -io wenig das Kriegsglück dem Hause Oesterreich lächelte, Erbschaft nach Erbschaft und manche glückliche Heirat vermehrten unausgesetzt seine Hausmacht. Der Jnfant von Kastilien, Maximilians Schwiegersohn, war wenige Monate nach seiner Vermählung gestorben. Ihm war seine Schwester, die Königin von Portugal und deren Sohn im Tode gefolgt, und der deutsche Kaisersohn Philipp (v. Burgund) wurde dadurch mit seiner Gemahlin Johanna Erbe der Länder ihrer Eltern: Spanien, Sizilien und Neapel. Aber auch er starb bald, und ein Lohn Karl (A .), also der Enkel Maximilians, erhielt die Anwartschaft ans das Erbe seines Vaters (1506), das einst einen Teil Born hak, Unser Vaterland. ,

8. Unser Vaterland - S. 435

1900 - Berlin : Bruer
— 435 - Jahre alt, mit den im Todesschrecken ahnungsvollen Worten: „Gott itnrd kommen!" Ihm folgte in der Kurwürde sein Bruder August. Acht Tage später ging auch Johann Friedrich zur ewigen Ruhe. Markgraf Albrecht wurde als Störer des Reichsfriedens in die Reichsacht gethan und floh als Geächteter über den Rhein nach Frankreich. Dort trug er in der Stille sein Unglück als eine wohlverdiente Strafe Gottes, weil er einst als protestantischer Fürst in des Kaisers Dienst das Evangelium verfolgt habe. In frommen Uebungen verbrachte er den Rest seines Lebens, und das von ihm gedichtete Kirchenlied „Was mein Gott will, gescheh allzeit," zeugt von der stillen Ergebung des Brandenburgers in sein herbes Geschick. Karl V. sah alle hochfliegenden Pläne seines Lebens vernichtet, rind die mächtigen Reiche seiner Herrschaft, in denen „die Sonne nicht unterging", trugen für ihn nur die Vergänglichkeit alles Irdischen an sich. Darum waren ihm Krone und Szepter eine zu schwere Last geworden, und der gebrechliche Körper mahnte ihn, sein Halls zu bestellen. In klösterlicher Stille wollte er seine letzten Tage verbringen. Nachdem er seinem Sohne Philipp, der schon durch seine Vermählung mit der katholischen Maria von England dem Hause Habsburg eine Machtvergrößerung zugebracht, das Erbe der spanischen Krone, Mailand und Neapel abgetreten hatte, übergab er ihm die Herrschaft der Niederlande. Eine ergreifende Schilderung dieser Uebergabe zeichnet noch einmal die Persönlichkeit Kaiser Karls V. (25. Oktober 1555). Ju dem reich geschmückten Kronsaale des königlichen Palastes zu Brüssel erhob sich die prächtige Estrade, zu der sieben Stufen emporführten. Drei mit Gold und Edelsteinen geschmückte Sessel standen unter dem mit dem burgundischen Wappen geschmückten Thronhimmel, der mittlere für den Kaiser bestimmt, der zur Rechten für seinen Sohn Philipp. Zur Linken war der Sessel der Schwester des Kaisers, bisherigen Statthalterin der Niederlande, Königin Marie von Ungarn. Etwas tiefer befanden sich die Sitze der Ritter vom goldenen Vließ und die der übrigen Fürsten und Herren, noch tiefer die Bänke der Räte. Ringsum im ocicite hatten sich die Abgeordneten aller niederländischen Provinzen niedergelassen. Erwartungsvolle Stille ruhte auf der Menge, und aller Augen Waren auf bk Eingangspforte gerichtet, als sich die weiten Flügeltüren des Saales ans thaten, und der Kaiser herein wankte, mit der 2s*

9. Unser Vaterland - S. 212

1900 - Berlin : Bruer
— 212 __________ Zurück. Auch Philipp August, der sich mit Richard immer mehr verfeindete, schiffte sich nach Frankreich ein, so daß der König von England allein den Preis gemeinschaftlicher Kämpfe davon trug und immer weiter siegreich vordrang. Der Ruhm seiner Heldenthaten erfüllte das Morgenland, als ihn auch der Herzog von Burgund mit den letzten Franzosen verließ, denen sich viele Engländer anschlossen. Richards stolzer Uebermut wurde ihnen unerträglich. So verlassen mußte er sich zum eignen Rückzug bequemen, und als ihn gar die Kunde erreichte, sein Bruder Johann, mit dem Beinamen „ohne Land", gehe damit um, sich des englischen Thrones zu bemächtigen, beschleunigte er seine Rückfahrt, wurde aber vom Sturm verschlagen und mußte, als Pilger verkleidet, weiter ziehen. Auf der Wiener Landstraße wurde er erkannt und von dem erbitterten Herzog Leopold von Oesterreich, der den Schimpf seiner Fahne nicht vergessen konnte, gefangen gesetzt. Später als Reichsfeind dem deutschen Kaiser Heinrich Vl ausgeliefert, wurde er von diesem zwei Jahre lang in strenger Haft gehalten, weil er früher die Sicilier gegen Heinrich unterstützt hatte. Erst als der Papst dem Kaiser mit dem Banne drohte, und die Reichsfürsten die Freilassung Richards forderten, gab ihn Heinrich Vi gegen ein Lösegeld von zwei Millionen Thalern frei. Richards treuer Ritter Blondel war als Sänger von Burg zu Burg gezogen, so erzählt die Sage, und hatte das Gefängnis seines königlichen Herrn in der Feste Dürrenstein ausgekundschaftet. Als Kaiser Heinrich die deutschen Fürsten, wenn sie nicht nachgeben würden, durch einen Bund mit dem König von Frankreich bedrohte, und Richard Löwenherz dadurch leicht in die Hände seines Feindes Philipp August hätte geraten können, bat dieser die Fürsten dringend, einen Bund aufzulösen, der ihm verderblich zu werden drohte. So wurden die aufrührerischen Reichsfürsten vom Kaiser ohne Schwertstreich besiegt, und ein versöhnender Schluß dieser drohenden Unruhen, besonders der feindlichen Spannung zwischen Welfen und Hohenstaufen (1194), lag in der Vermählung von Heinrichs des Löwen Sohn, Heinrich dem Schönen, mit Agnes, der Base des deutschen Kaisers, einer Tochter des rheinischen Pfalzgrafen Konrad, der ein Bruder Friedrich Barbarossas war. Der alte Löwe von Braunschweig war endlich des Kämpfens müde geworden; zufrieden, daß ihm seine Erblande neu bestätigt, seinem Sohne die Rheinpfalz zugesprochen war, lebte er fast nur noch der

10. Unser Vaterland - S. 222

1900 - Berlin : Bruer
— 222 — Waffenstillstand mit den Sarazenen ab (1228), in welchem ihm Jerusalem, Bethlehem und Nazareth ausgeliefert wurden. Dann setzte er sich in der Kirche des Hl. Grabes die Krone eines Königs von Jerusalem aufs Haupt, konnte aber seine Herrschaft in Palästina wenig befestigen, da ein päpstliches Söldnerheer seine italischen Besitzungen überfallen hatte (1230). Die „Schlüsselsoldaten" des Papstes wurden in wenigen Wochen vertrieben, er selbst zum Frieden von S. Germano und zur Aufhebung des Bannes gezwungen. Ein sechsjähriger Friede ließ den Kaiser sein geliebtes italisches Reich Sizilien durch mustergiltige Gesetzgebung, wie durch Pflege von Kunst und Wissenschaft beglücken, während Deutschland, in welchem Recht und Ordnung darnieder lag, vergeblich nach seinem Kaiser ausschaute. Denn der junge Kaisersohn Heinrich war, seit der ihm beigegebene edle Erzbischof Engelbert von Köln ermordet wurde, in Deutschland ein übermütiger Reichsverweser geworden, der sich gegen seinen kaiserlichen Vater auflehnte. Für seine Untreue wurde er durch ein Fürstengericht nach Apulien verbannt und starb dort nach sechsjähriger Gefangenschaft, nachdem er wiederholt die väterliche Verzeihung erlangt und immer wieder den Eid des Gehorsams gebrochen hatte. Zu derselben Zeit hatten die Ketzergerichte eine schwere Heimsuchung über Deutschland gebracht. Die Scheiterhaufen loderten jahrelang als schaurige Brandfackeln finstrer Priesterherrschaft, unterstützt durch die Habsucht der Fürsten, denen als Lehnsherren die Güter der gemordeten Ketzer zufielen, und das alles unter ausdrücklicher Erlaubniß des Kaisers. Selbst ein ganzer edler Volksstamm, die friesischen Stedinger westlich an der Elbe, ging durch diese Verfolgungen zu Grunde, getreu ihrem Losungswort „Steuer dued es Slaw". Die Grafen von Oldenburg und der Erzbischof von Bremen, denen sich der tapfere Bauernstamm nicht unterwerfen wollte, hatten die Stedinger als Ketzer angeklagt; den Herren kamen 40,000 Kreuzfahrer zu Hülfe, und der edle Ger-manen'stamm unterlag bis zur Vernichtung in der Schlacht bei Oldenesche (27. Mai 1234). Nachdem Kaiser Friedrich sich kurz darauf in dritter Ehe mit der Schwester König Heinrichs Iii. von England vermählt hatte und mit seiner Gemahlin in höchster Prachtentfaltung durch die Rheinlande über Köln nach Mainz zog, suchte er dort auf einem glänzenden Reichstage die Ordnung in Deutschland durch Bestätigung der Landeshoheit der Fürsten, durch Regelung der städtischen Verhältnisse und durch einen
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