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1. Unser Vaterland - S. 184

1900 - Berlin : Bruer
Kreuzfahrer dem heißersehnten Ziele ihrer Pilgerfahrt zu und gelangten zuerst nach Betlehem, wo ihnen die Christen Palästinas, Psalmen singend, entgegen kamen. Allen voran eilte Tankred, und als die Kunde zum Heere kam, daß er die Mauer Jerusalems erreicht hatte, kam neues Leben in die zum Tod ermatteten Reihen. Als sie aber gar von den Bergeshöhen die leuchtenden Kuppeln der heiligen Stadt erblickten, kannte ihr Jubel und ihr Dank keine Grenzen. „Jerusalem! Jerusalem!" mit heiligem Schauer rief man es, und die Kreuzfahrer umarmten sich jubelnd. Eingedenk des Schriftworts: „Ziehe deine Schuhe ans; denn der Ort, da du aufstehest, ist ein heiliges Land," legten die Pilger ihre Schuhe ab, küßten den heiligen Boden und eilten auf den steinigen, heißen Pfaden bis nach Jerusalem, wo sie am 6. Juni 1099 anlangten. Aber die Stadt wurde von einem starken türkischen Heere verteidigt; 40,000 Mann standen gegen 20,000 ermattete Kreuzfahrer, dabei 1500 Ritter. Diefeu gab die Begeisterung Mut, daß sie einen Sturm auf die feste Stadt wagten. Aber ihr Angriff wurde zurück- geschlagen, und sie sahen bald ein, daß ihnen zu solcher Belagerung die Werkzeuge fehlten. Unter unsäglichen Mühen und Gefahren wurden Baumstämme aus der Umgegend herbeigeschafft, während viele der Kreuzfahrer angesichts der heiligen Stadt vor Hunger und Elend umkamen. Die Sonnenglut trocknete die Wasserbehälter aus; und fanden die Christen eine Quelle, dann kämpften sie um einen' Trunk Wassers, so daß sich oft ihr Blut mit dem ersehnten Tranke mischte. Nach vierwöchentlicher, fast übermenschlicher Anstrengung hatten die Belagerer den Bau von zwei Türmen fertig, die Jerusalems Mauern um sieben Ellen überragten. Die Wände der Türme waren mit Tierhäuten umkleidet, die vor Wurfgeschossen schützen sollten, und eine aufgezogene Fallbrücke kounte auf die Mauer der Stadt hinabgelassen werden. Am 14. Juli 1099 sollte der Sturm auf Jerusalem beginnen. In feierlicher Prozession zogen die Christen um die Stadt, voran die Bischöfe mit aller Geistlichkeit in weißen Kleidern, das Kreuz in den Händen; ihnen folgten die Fürsten, Ritter und übrigen Pilger, alle in Waffenrüstung. Unter heiligen Gesängen bewegte sich der Zug zum Oelberg, wo die Christen niederknieten und von den Anführern zu Mut und Ausdauer ermahnt wurdeu. Die Türken auf hoher Mauer wußten nicht, was all das zu bedeuten hatte und sandten den Christen höhnend Pfeile zu. Ant andern

2. Unser Vaterland - S. 216

1900 - Berlin : Bruer
— 216 — Nun erwachte die alte Losung deutscher Zwietracht aufs neue „Hie Welf, hie Waiblinger!" Ein Teil des Reiches stand zu den Hohenstaufen, andere begehrten einen Kaiser aus dem Welfengeschlecht. Philipp von Schwaben mußte es sich gefallen lassen, daß er selbst zu Mühlhausen als deutscher König ausgerufen wurde (6. März 1198). Er soll es ungern gethan haben, nur um wenigstens die Krone seinem Hause zu erhalten, welche er dem unmündigen Königssohne nicht verschaffen konnte. Die welfische Partei wählte Otto, den dritten Sohn Heinrichs des Löwen von Braunschweig, der im Nordwesten des Reiches Anerkennung fand, während Philipp den größten Teil Mittel- und Süddeutschlands für sich hatte. Aber beide Kronenträger waren nur die erwählten Vertreter fürstlicher Parteiinteressen, die nichts mit des Reiches Wohl zu thun hatten. Philipp, ein würdiger Sohn Friedrich Barbarossas, tapfer, ritterlich, ein frommer und gelehrter Herr seiner Zeit, war einst für den geistlichen Stand bestimmt gewesen und sein Familienleben gab dem deutschen Volke ein Vorbild feiner Sitte und häuslichen Glücks. Denn seine anmutige Gemahlin, die griechische Prinzessin Irene, verstand und würdigte ihres Gatten Vorliebe für Wissenschaft und Kunst und pflegte gleich ihm an ihrem Hofe den deutschen Minnegesang. Der edle Hohenstaufe wäre den meisten Großen des Reichs ebenso willkommen gewesen, wie der Masse des Volkes, wenn nicht die päpstliche und mit ihr die welfische Partei ihren Vorteil mehr gesucht hätte, als des Reiches Glück. Otto hatte seine Jugendzeit fast nur in fremden Landen zugebracht, war der stete Begleiter seines Oheims, Richard Löwenherz's von England, gewesen, hatte sich an dessen Hose in ritterlichen Künsten geübt, und glich dem Oheim an wilder Fehdelust. Richard setzte alle Mittel in Bewegung, seinem Neffen den deutschen Königsthron zu sichern, der selbst am allerwenigsten Lust hatte, den ihm fremden deutschen Landen ein treuer König zu sein. Doch ließ er sich eiligst zu Stachen frönen, während Philipp in Mainz gekrönt worden war. Beide Könige aber suchten sich die Freundschaft des Papstes Innocenz Iii. zu erwerben, um in ihm eine Stütze zu finden. Dieser riet anfangs zu gütlichem Vergleich; als aber Otto zu Gunsten der Kirche und des Papstes auf mancherlei Besitztümer und Rechte verzichtete, gebot der

3. Unser Vaterland - S. 230

1900 - Berlin : Bruer
— 230 — den Pflichten seiner Königswürde ab, für die er an den Erzbischof von Köln 12,000 Thaler, an Mainz 13,000, dem Herzog von Bayern 9000 und an andere deutsche Fürsten 8000 Thaler bezahlt hatte. Das alles brachte große Verwirrung über Deutschland. Jeder Fürst und jeder Ritter meinte, nehmen zu können, was ihm beliebte. Faustrecht und Raubrittertum wurden ärger, als je zuvor, utib das> Fehdewesen unter Fürsten und Adel konnte sich ungehindert ausbreiten. Die Burgen, einst Sitz und Pflegestätte ritterlichen Familienlebens, waren Raubnester geworden, in denen wegelagernde Ritter ihre Beute verbargen, die sie reisenden Kaufleuten abgenommen oder andern Rittern und geistlichen Herren. Da erhoben sich die deutschen Städte und vereinten sich um ihrer Selbsterhaltung willen gegen solches Unwesen zu einem Verbände^ der zu einer politischen Macht wurde. Die sechzig Bundesstädte des „Rheinbundes" verpflichteten sich, nur dem als König gehorchen zu wollen, den die Fürsten einstimmig wählen würden; sonst wollten sie feinem beistehn, keinen aufnehmen, ihm Geld leihen oder Dienste leisten (1241). Schon früher war die deutsche Hansa, der norddeutsche Städtebund, entstanden, dem sich Hamburg, Lübeck, Braunschweig und viele andere Städte angeschlossen hatten. Er gelangte erst später zu seiner vollen Bedeutung. Nicht zufrieden damit, den Hohenstaufen in Deutschland allen Boden entzogen zu haben, arbeitete die päpstliche Partei auch in Italien an dem Untergange Manfreds und des letzten unmündigen Hohenstaufen Konradin. Zunächst bot der Papst dem Bruder des Königs Ludwig von Frankreich, Karl von Anjou, die Krone von Sizilien an, doch kam die Sache nicht sobald zum Abschluß, da der fromme Ludwig auch für seinen Bruder kein unrecht Gut haben wollte. Ein desto weiteres Gewissen hatte dieser, und Papst Urbans Nachfolger, Klemens Vi., krönte den Franzosen Karl von Anjou gegen das Versprechen völligen Gehorsams und einer jährlichen Abgabe von 8000 Unzen Goldes zum König von Sizilien (1266), das doch rechtmäßig Besitz der Hohenstaufen war. Aber Herr des Landes wurde der Franzose erst nach der Schlacht von Benevent, in welcher Manfred gefallen war. Er hatte seinen Tod geahnt. Als er mit einer Schar vorandringen wollte, fiel ihm seine silberne Helmzier, ein Adler, aus den Sattelknopf nieder. Manfred stürmte tapfer in die dichtesten Reihen

4. Unser Vaterland - S. 235

1900 - Berlin : Bruer
— 235 — welche begeistert ihrem Rufe folgten, und das Christentum hatte seine Kraft gegen den Muhamedanismus des Morgenlandes siegreich in die Wagschale geworfen. Wie viele Wandlungen des Eifers und der Erfolge die sieben Hauptkreuzzüge während zweier Jahrhunderte haben mochten, die Macht der Päpste war während dieser Zeit derart gewachsen, daß der päpstliche Bann Kaiser Friedrich Ii. treffen konnte, weil er den dem Papste gelobten Kreuzzug verzögert hatte. Mit dem Falle von Accon war der letzte Besitz abendländischer Christen in Palästina verloren (1291), und sechs Millionen Menschen wären nur einer frommen Träumerei oder dem hierarchischen Gehorsam geopfert worden, wenn die Kreuzzüge nicht auf Sitten und Religion, auf Kunst und Wissenschaft, wie auf geistige und materielle Entwicklung des europäischen Völkerlebens, damit deutscher Kultur, einen überwältigenden Einfluß gehabt hätten. Es mag sich diese Einwirkung am besten bei den einzelnen Ständen erkennen lassen. Kaiser und Fürstengewalt. Die Hohenstaufen trachteten zunächst darnach, das unter den letzten Kaisern, besonders unter Lothar von Sachsen sehr geschädigte kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Damit stießen sie auf viel feindlichen Widerstand. Die Herzogswürde war meist erblich geworden, wogegen ein starkes Königtum nur durch die besondre Kraft des jedesmaligen Trägers der deutschen Krone möglich war, die er seinem Erben nicht ohne weiteres hinterlassen konnte. Denn das Wahlrecht der Deutschen war bei den letzten Königskrönungen sehr in den Vordergrund getreten, und schon jetzt hatten einzelne geistliche und weltliche Fürsten dabei eine maßgebende Stimme gewonnen, obgleich von den eigentlichen Wahl- oder Kurfürsten hier noch nicht die Rede ist. Das Ringen der Fürstengewalt gegen das Kaisertum, die Spal- tungen der Welfen und Ghibellinen, veranlaßten die Kaiser oft, Hoheitsrechte und Privatgüter an ihre Anhänger zu vergeben oder sich solche durch Gaben zu gewinnen, so die Städte, oft auch die Geistlichkeit, durch Rechtsverleihungen. Darin lag notgedrungen eine Schwächung des Königstums und damit des Reiches, wodurch Papst und Kirche ein Uebergewicht erhielten. Des alten deutschen Reiches Herrlichkeit, welche Karl der Große begründete, hatte nicht zum wenigsten darin geruht, daß der deutsche Kaiser in unbeschränkter monarchischer Gewalt oberster Lehns- und Schirmherr des Staates und der Kirche war.

5. Unser Vaterland - S. 321

1900 - Berlin : Bruer
— 321 — Neichsbeschlüssen nicht als Reichsangehörige fügen. Sie brauchten kein Reichskammergericht und wollten keine Steuer zahlen. Der süddeutsche Edelmann, in ewiger Fehde mit dem schweizer Bauer, wollte außerdem endlich einmal große Abrechnung und Entscheidung suchen. Das war der „Schwabenkrieg", der Kampf zwischen „Stiefel" und „Bundschuh", in dessen Verlauf die Eidgenossen Sieger blieben. Auch Maximilian wurde schließlich von demselben Geschick ereilt. Obgleich er in einem verheerenden Kriegszuge mehr als zweihundert Ortschaften der Schweiz zerstörte, unterlag er den Eidgenossen lind mußte im „Baseler Frieden" (22. Sept. 1499) auf alle Rechte an die Schweizer verzichten, welche als Eidgenossenschaft allmählich in 13 Kantonen vereinigt, sich nicht mehr „Glieder", sondern „gehorsame Verwandte" des Reiches nannten. Auch in Italien endete Maximilians nochmaliger Römerzug unglücklich (1504). Das Herzogtum Mailand mußte endlich dem französischen Könige als Mannslehen überlassen werden. Aber das .alles brach Maximilians Kampfeslust nicht. Voll ritterlicher Begeisterung plante er einen Kreuzzug gegen die Türken und begehrte Reichshülfe. Doch meinten die deutschen Fürsten, gegen einen solchen Feind vermöchte nur die vereinte europäische Macht etwas auszurichten, und so unterblieb jeder Widerstand gegen die Osmanen. Gab es doch auch inmitten des Reichs so viele Verhältnisse zu ordnen und Streitigkeiten auszugleichen, deren Stürme an den morschen Säulen des alten Kaiserbaues rüttelten. So verheerte ein neunmonatlicher Erbfolgestreit das bayerische Land, bis Maximilian durch gütlichen Vergleich einen -eil Niederbayerns als besondere Herrschaft Pfalz-Neuburg, Ober-pfalz, abzweigte und dadurch die streitenden Parteien befriedigte (1505). -io wenig das Kriegsglück dem Hause Oesterreich lächelte, Erbschaft nach Erbschaft und manche glückliche Heirat vermehrten unausgesetzt seine Hausmacht. Der Jnfant von Kastilien, Maximilians Schwiegersohn, war wenige Monate nach seiner Vermählung gestorben. Ihm war seine Schwester, die Königin von Portugal und deren Sohn im Tode gefolgt, und der deutsche Kaisersohn Philipp (v. Burgund) wurde dadurch mit seiner Gemahlin Johanna Erbe der Länder ihrer Eltern: Spanien, Sizilien und Neapel. Aber auch er starb bald, und ein Lohn Karl (A .), also der Enkel Maximilians, erhielt die Anwartschaft ans das Erbe seines Vaters (1506), das einst einen Teil Born hak, Unser Vaterland. ,

6. Unser Vaterland - S. 435

1900 - Berlin : Bruer
— 435 - Jahre alt, mit den im Todesschrecken ahnungsvollen Worten: „Gott itnrd kommen!" Ihm folgte in der Kurwürde sein Bruder August. Acht Tage später ging auch Johann Friedrich zur ewigen Ruhe. Markgraf Albrecht wurde als Störer des Reichsfriedens in die Reichsacht gethan und floh als Geächteter über den Rhein nach Frankreich. Dort trug er in der Stille sein Unglück als eine wohlverdiente Strafe Gottes, weil er einst als protestantischer Fürst in des Kaisers Dienst das Evangelium verfolgt habe. In frommen Uebungen verbrachte er den Rest seines Lebens, und das von ihm gedichtete Kirchenlied „Was mein Gott will, gescheh allzeit," zeugt von der stillen Ergebung des Brandenburgers in sein herbes Geschick. Karl V. sah alle hochfliegenden Pläne seines Lebens vernichtet, rind die mächtigen Reiche seiner Herrschaft, in denen „die Sonne nicht unterging", trugen für ihn nur die Vergänglichkeit alles Irdischen an sich. Darum waren ihm Krone und Szepter eine zu schwere Last geworden, und der gebrechliche Körper mahnte ihn, sein Halls zu bestellen. In klösterlicher Stille wollte er seine letzten Tage verbringen. Nachdem er seinem Sohne Philipp, der schon durch seine Vermählung mit der katholischen Maria von England dem Hause Habsburg eine Machtvergrößerung zugebracht, das Erbe der spanischen Krone, Mailand und Neapel abgetreten hatte, übergab er ihm die Herrschaft der Niederlande. Eine ergreifende Schilderung dieser Uebergabe zeichnet noch einmal die Persönlichkeit Kaiser Karls V. (25. Oktober 1555). Ju dem reich geschmückten Kronsaale des königlichen Palastes zu Brüssel erhob sich die prächtige Estrade, zu der sieben Stufen emporführten. Drei mit Gold und Edelsteinen geschmückte Sessel standen unter dem mit dem burgundischen Wappen geschmückten Thronhimmel, der mittlere für den Kaiser bestimmt, der zur Rechten für seinen Sohn Philipp. Zur Linken war der Sessel der Schwester des Kaisers, bisherigen Statthalterin der Niederlande, Königin Marie von Ungarn. Etwas tiefer befanden sich die Sitze der Ritter vom goldenen Vließ und die der übrigen Fürsten und Herren, noch tiefer die Bänke der Räte. Ringsum im ocicite hatten sich die Abgeordneten aller niederländischen Provinzen niedergelassen. Erwartungsvolle Stille ruhte auf der Menge, und aller Augen Waren auf bk Eingangspforte gerichtet, als sich die weiten Flügeltüren des Saales ans thaten, und der Kaiser herein wankte, mit der 2s*

7. Unser Vaterland - S. 540

1900 - Berlin : Bruer
— 540 — liche Nachfolge in den österreichischen Erblanden gesichert werden sollte, falls kein männlicher Sproß des Hauses Habsburg vorhanden wäre. Der spanische Erbfolgekrieg hatte genügend gezeigt, welches Unheil in der Unbestimmtheit einer Erbfolge lag, und nun war der österreichische Thronerbe wenige Monate nach seiner Geburt gestorben (1716). So konnte die um ein Jahr jüngere Prinzessin Maria Theresia erbberechtigt werden. Das hinderte den Kaiser nicht, unter der Hand alles zu thun, was Preußen, den „Emporkömmling" schwächen konnte, und schon im Jahre (1724) beklagte sich Friedrich Wilhelm, daß man „am kaiserlichen Hofe alle verdrießlichen Affairen wider ihn zusammen suche und ihn mit Fleiß ärger als zuvor schikaniere." Bis jetzt hatte Preußen an Rußland eine Stütze gefunden. Mit dem Tode Peters des Großen war das vorbei (8. Februar 1725). Als nun gar Spanien sich mit Oesterreich aussöhnte und ein Vermählung des Jnfanten Don Karlos mit Maria Theresia geplant wurde, hatten Preußens und Englands Interessen nicht die geringste Rücksicht vom Kaiser zu erwarten. Schon versprach er die Rückgabe von Gibraltar und Minorka durch die Engländer an Spanien Die Jülichsche Erbschaft sollte nach Karl Philipps Tod auch nicht an Preußen kommen, sondern dem Erbprinzen von Pfalz-Sulzbach zufallen. Das alles war Grund genug für Preußen, eine Verbindung mit andern Mächten gegen spanisch-östreichische Heb ergriffe zu suchen. Rußland und Schweden hatten sich bereits geeinigt; ihnen schloß sich naturgemäß Preußen, endlich sogar das von allen verlassene Frankreich an, das plötzlich sehr für Preußen eingenommen schien. Dieses Bündnis wurde zu Herrenhausen bei Hannover auf fünfzehn Jahre abgeschlossen (3 Sept. 1725) und mochte der spanisch-österreichischen Allianz erfolgreich entgegentreten, zumal wenn auch Holland gewonnen wurde. Aber inmitten Preußens, selbst an: preußischen Hofe, bestand, von Wien aus gepflegt, seit lange eine kaiserlich gesinnte österreichische Partei, die dein eignen Landesherrn seine Macht mißgönnte. Der Kaiser benutzte sie, Friedrich Wilhelm I. von einem Bündnis zu lösen, das Oesterreich gefährlich werden konnte. Der Mittelpunkt dieser Bestrebungen für kaiserliche Interessen in Berlin war der „alte Dessauer", der besser mit dem Degen umzugehen verstand, als mit politischen Schlauheiten. Ihm gesellte der Kaiser einen verschlagenen Helfershelfer zu, namens

8. Unser Vaterland - S. 397

1900 - Berlin : Bruer
— 397 — bstjj sich das deutsche Volk in .seiner Gesamtheit der Reformation immer zugänglicher zeigte. Doch war nicht ausgeschlossen, daß die lutherische Lehre auch inmitten des Volkes angefeindet wurde. Besonders erregte die Vermählung Luthers mit Katharina von Bora, einer früheren Nonne, vielfach Anstoß. Er wollte, nachdem die Ehelosigkeit der Geistlichen aufgehoben war, auch selbst mit dieser schriftwidrigen Einrichtung der katholischen Kirche brechen, und sein reich gesegnetes Familienleben zeigt, daß er damit keinen Fehltritt gethan, vielmehr das Vorbild eines christlichen Hausstandes gegeben hatte. Wer läse nicht mit Rührung die Briefe des zärtlichen Vaters Luther an sein „Hänsichen", oder von der demütigen Ergebung in Gottes Willen beim Tode seiner kleinen Magdalene, die er getrost zu ihrem Heiland gehen heißt? Luthers Haus ist das echte geistliche Pfarrhaus, in dem Arm und Reich gleich herzlich willkommen sind, und wenn Luthers stets offne Hand nicht anders zu helfen weiß, nimmt er den silbernen Becher, die Pathengabe eines seiner Kinder, aus dem Schranke, dem armen Bruder Studio damit auszuhelfen. Nach Luthers und Melanchthons resormatorischen Einrichtungen in Sachsen ordneten auch die übrigen deutschen Fürsten, welche die Reformation angenommen hatten, das Kirchenwesen in ihren Ländern. In Sachsen und Hessen, in den fränkischen Landen der Hohenzollern, in Lüneburg, Ostfriesland, Holstein und Schlesien fand die neue Lehre Einlaß. In dem deutschen Orbenslande Preußen hatte der Hochmeister Albrecht von Brandenburg die lutherische Lehre angenommen, die er auf einer Reise durch Deutschland) kennen gelernt itnb bei einem Zusammentreffen mit Luther befestigt hatte. Er verwanbelte sein Hochmeistertum in ein weltliches Herzogtum, das er vom polnischen König zu Lehen nahm (1525). Auch die preußischen Bischöfe gewährten der Reformation willig Einlaß. Ebenso in cinbern Säubern, wie Dänemark, Schweden u. s. f. verbreiteten Luthers Schüler und Anhänger die Reformation. Der englische König aber, Heinrich Viii., schrieb eine lateinische Abhandlung gegen Luther, in der er die katholische Lehre von den fiebert Sakramenten verteidigte. Dafür bekam er vom Papste den Titel Defensor fidei“ (Verteidiger des Glaubens), wie der König von Frankreich der „Allerchristlichste", der spanische König der „Katholische" itnb der Oesterreicher als Erbe der Krone des hl. Stephan von Ungarn „Apostolische Majestät" wurde. Heinrich Viii. ist berfelbe König, der später um feiner geschiedenen Ehe willen sich vom Papste und von der

9. Unser Vaterland - S. 448

1900 - Berlin : Bruer
— 448 — Einzahl Reichsstände, darunter auch Braudeuburg unter Johann George verpflichteten sich, den Religionsfrieden aufrecht zu halten, und endlich kam die „protestantische Union" vieler evangelischer Fürsten und Städte zu stände (1608), durch welche die Mitglieder gegen die Willkür des Kammergerichts und des Reichshofrats ebensowohl geschützt werden sollten, wie ihre kirchlichen Interessen darin Schutz suchten. Dieser Union gegenüber stellte sich „die Liga" der katholischen Fürsten unter Führung des thatkräftigen Herzogs Maximilian von Bayern. Beide Bündnisse sollten in der Kürze ihre Kräfte gegen einander messen. Herzog Wilhelm von Jülich, Kleve, Berg war gestorben, und unter vielen Fürsten, die das Erbe begehrten, setzten sich zwei derselben, Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg und Pfalzgraf Wolfg. Wilh. von Neuburg, in den Besitz des Landes. Der Brandenburger gründete seine Ansprüche auf feine Vermählung mit Anna von Preußen, der Enkelin des verstorbenen Herzogs; der Neuburger war selbst ein Enkel desselben. Doch sagte eine Testamentsversügung, daß Sigismunds Gemahlin das Herzogtum erben, ihre Schwestern aber je 240,000 Gulden als Anteil erhalten sollten. Von den katholischen Fürsten gedrängt, machte der Kaiser beiden den Besitz streitig, und sie hätten wohl im Auslande, besonders an Frankreich erfolgreiche Hülfe gegen den Feind gefunden, wenn nicht der Dolch des Mörders dem Leben des französischen Königs, Heinrichs Iv., ein jähes Ende bereitet hätte. Doch war damit der Streit um das Herzogtum nicht beendet. El wurde der Schauplatz blutiger Kämpfe. Spanier und Holländer rangen mit den unter sich feindlichen Deutschen um den Besitz eines Landes, das mit Recht hoch genug geschätzt wurde, um es zu erwerben. Endlich that der Neuburger einen entscheidenden Schritt. Er wurde katholisch, als er sich mit einer katholischen bayerischen Prinzessin vermählte und sicherte sich damit die Hülfe des Kaisers und der katholischen Liga. Der Branbenburger ging zur reformierten Lehre über, woburch die benachbarten, reformierten Holländer seine Verbündeten wurden. Welche bittere Kämpfe dadurch in der Kurmark Branbenburg entfacht würden, von der fanatischen Geistlichkeit genährt, das berichtet die engere brandenburgisch-preußische Geschichte. Doch gelang es der Entschiedenheit wie der großen Milde und Duldsamkeit Joh. Sigismunds, die wildgährende Volksstimmung zu beruhigen. Trotz aller Mahnungen der Kurfürstin Anna an ihren fernen Gatten, das Herzogtum als Erbe

10. Unser Vaterland - S. 503

1900 - Berlin : Bruer
— 503 —- Brandenburg Kleve, Mark und Ravensberg erhielt (1614), hatten Brandenburgs rechtmäßige Erbansprüche sich mit den Interessen Frankreichs, Spaniens, Oesterreichs und der Niederlande gekreuzt, und als Brandenburg bald darauf beim Tode des letzten Herzogs Albrecht Friedrich auch Preußen (1618), ein Lehnsland Polens, erbte, war es eine Macht geworden, mit der sogar außerdeutsche Staaten rechnen mußten. Aber die schwere Kriegszeit, wie der wankelmütige Charakter Georg Wilhelms hatten den Flug des Hohenzollernaars gehemmt, und Brandenburgs Fahnen wehten damals nirgends, wo es Kamps und ^ieg galt. Unter dem Mißtrauen seiner lutherischen Unterthanen und der kurzsichtigen Selbstsucht der Stände fast an sich selbst verzweifelnd, verließ Georg Wilhelm die zur Wüste gewordenen Marken und suchte mit den Seinen in dem vom Kriege wenig berührten Preußen eine Zuflucht. Nur seine Gemahlin, Elisabeth Charlotte von der Pfalz, ist in ihrem klaren, fest bewußten Willen eine fast tröstliche Erscheinung inmitten der kläglichen Verhältnisse, welche die Schwäche Georg Wilhelms herbeiführte. Die österreichische kaiserliche Partei hatte sich allezeit großen Einfluß auf den Kurfürsten zu verschaffen gemußt, und kaum hatten seine Gemahlin und deren Mutter hindern können, daß der Kurprinz Friedrich Wilhelm nicht gar in Wien erzogen wurde, wie der Kaiser das wünschte. Er war dann zu seiner Ausbildung ins Ausland, besonders nach Holland gesandt worden, wo er jahrelang im engsten Familienverkehr mit seinem Großoheim, dem edeln und tapfern Prinzen Heinrich von Omnien, gelebt hatte, dessen liebliche Tochter Luise Henriette die Stammmutter der preußischen Könige werden sollte. Hier sah und lernte er, wie ein kleiner Staat durch Ordnung und Gesetz, ebensowohl wie durch religiöse und staatliche Freiheit, unter der Leitung des großen Oraniers erstarkt war. Auch seinem Vaterlande konnte durch äußerste Kraftanstrengung eine neue, große Zukunft errungen werden. So kehrte der Prinz, durch erhebende Anschauungen erzogen, bereichert in die Heimat zurück. Kaum hatte Georg Wilhelm den Kurprinzen aus Betreiben der kaiserlichen Partei in die Heimat zurückgerufen, als er zu Königsberg starb (1640) und die Kurwürde dem kaum zwanzigjährigen Sohne zu so schwerer Zeit überließ, wie wohl kein Hohenzoller vor ihm. Es gehörte ein voller Jugendmut, ein klarer Blick, eine starke Hand und ein tapfres Herz dazu, erfolgreich die Zügel einer Regierung zu
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