Kreuzfahrer dem heißersehnten Ziele ihrer Pilgerfahrt zu und gelangten zuerst nach Betlehem, wo ihnen die Christen Palästinas, Psalmen singend, entgegen kamen. Allen voran eilte Tankred, und als die Kunde zum Heere kam, daß er die Mauer Jerusalems erreicht hatte, kam neues Leben in die zum Tod ermatteten Reihen. Als sie aber gar von den Bergeshöhen die leuchtenden Kuppeln der heiligen Stadt erblickten, kannte ihr Jubel und ihr Dank keine Grenzen.
„Jerusalem! Jerusalem!" mit heiligem Schauer rief man es, und die Kreuzfahrer umarmten sich jubelnd. Eingedenk des Schriftworts: „Ziehe deine Schuhe ans; denn der Ort, da du aufstehest, ist ein heiliges Land," legten die Pilger ihre Schuhe ab, küßten den heiligen Boden und eilten auf den steinigen, heißen Pfaden bis nach Jerusalem, wo sie am 6. Juni 1099 anlangten.
Aber die Stadt wurde von einem starken türkischen Heere verteidigt; 40,000 Mann standen gegen 20,000 ermattete Kreuzfahrer, dabei 1500 Ritter. Diefeu gab die Begeisterung Mut, daß sie einen
Sturm auf die feste Stadt wagten. Aber ihr Angriff wurde zurück-
geschlagen, und sie sahen bald ein, daß ihnen zu solcher Belagerung die Werkzeuge fehlten. Unter unsäglichen Mühen und Gefahren wurden Baumstämme aus der Umgegend herbeigeschafft, während viele der Kreuzfahrer angesichts der heiligen Stadt vor Hunger und Elend umkamen. Die Sonnenglut trocknete die Wasserbehälter aus; und fanden die Christen eine Quelle, dann kämpften sie um einen' Trunk Wassers, so daß sich oft ihr Blut mit dem ersehnten Tranke mischte. Nach
vierwöchentlicher, fast übermenschlicher Anstrengung hatten die Belagerer den Bau von zwei Türmen fertig, die Jerusalems Mauern um sieben Ellen überragten. Die Wände der Türme waren mit Tierhäuten umkleidet, die vor Wurfgeschossen schützen sollten, und eine aufgezogene
Fallbrücke kounte auf die Mauer der Stadt hinabgelassen werden. Am 14. Juli 1099 sollte der Sturm auf Jerusalem beginnen. In feierlicher Prozession zogen die Christen um die Stadt, voran die Bischöfe mit aller Geistlichkeit in weißen Kleidern, das Kreuz in den Händen; ihnen folgten die Fürsten, Ritter und übrigen Pilger, alle in Waffenrüstung. Unter heiligen Gesängen bewegte sich der Zug zum Oelberg, wo die Christen niederknieten und von den Anführern zu Mut und Ausdauer ermahnt wurdeu.
Die Türken auf hoher Mauer wußten nicht, was all das zu bedeuten hatte und sandten den Christen höhnend Pfeile zu. Ant andern
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hervorströmende Blut aus dem Antlitz mit dem zärtlichen Dankeswort: „Heinrich, ich gedenke Dir's!" Und zu den Seinen gewandt, meinte er: „So haben wir den Wunsch der Römer erfüllt und das Kaisertum erkauft, nicht mit Geld, aber nach deutscher Sitte mit dem Schwerte."
Ehe Friedrich nach Deutschland zurückkehrte, ließ er das schmachvolle Bild im Lateran verbrennen, das spottend rühmte, wie Lothar „die deutsche Kaiserkrone demütig vom Papste" empfing. Denn Friedrich Barbarossa war sich voll bewußt, die deutsche Kaiserkrone nicht vom Papste, sondern von Gottes Gnaden zu Lehen zu tragen, um gleich Karl dem Großen sein Kaiseramt in heiliger Pflichterfüllung zu verwalten.
In Deutschland galt es zunächst, der Fehdelust und manchen Auswüchsen des Rittertums zu wehren, das in dem ungebundenen Leben der Kreuzzüge vielfach zum Raubrittertum geworden war. Stegreif nannten es die Herren, wenn sie von ihren sicheren Burgen aus Wegelagerer an den Landstraßen wurden und ihre Feinde oder reisende Kaufleute überfielen, ausplünderten und erst gegen ein teures Lösegeld freigaben.
Der Kaiser zog zunächst den Rhein entlang und zerstörte die festen Burgen der ritterlichen Räuber, unter denen auch die Bewohner des flachen Landes, die Bauern und Hörigen, so schwer litten, daß sie sich lieber Bürgerrecht in den Städten erwarben und „Pfahlbürger" wurden.
Die Streitigkeiten der großen Herren schienen ebenfalls gütlich beigelegt zu sein, als Heinrich Jasomirgott freiwillig auf das Heinrich dem Löwen verliehene Bayern verzichtete und dafür seine Markgrafschaft Oesterreich als erbliches Herzogtum erhielt.
Der Kaiser selbst vermehrte die eigenen Besitzungen durch seine Vermählung mit der reichen Beatrix von Burgund und konnte dadurch dem deutschen Kaisertum mehr äußeren Glanz verleihen, als bisher. Gleichwie zu Karls des Großen Zeiten kamen aus fernen Landen Fürsten und Gesandte zu den Hof- und Reichstagen Friedrich Barbarossas, ihm ihre Huldigung darzubringen. So versicherte der Gesandte des englischen Königs bei Ueberreichung kostbarer Geschenke im Namen seines Herrn, daß England und alles was dazu gehöre, nach des Kaisers Wunsch eingerichtet werden und ihm als dem Größeren der Wille des Königs zum Gehorsam nicht fehlen solle.
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Extrahierte Ortsnamen: Schwerte Deutschland Gottes Deutschland Rhein Oesterreich England
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Konsuln von ihm bestätigen zu lassen, ihm alle Hoheitsrechte willig zurückzugeben, besonders auf die angemaßten Regalien zu verzichten und Friede mit den Nachbarstädten zu halten. Die kaiserlichen Rechte ließ Friedrich Barbarossa auf einem Reichstage (roncalischen) von 28 Abgeordneten ans 14 Städten feststellen, wonach er in allen italischen Städten die Obrigkeit einzusetzen, alle Steuern, zusammen 30,000 Pfund Silber, zu bestimmen hatte und das Recht über alle Lehen behielt.
Friedrich I. stand jetzt in der vollen Glorie seiner Kaisermacht. Zu Monza hatte er sich alter Sitte gemäß die italische Königskrone aufs Haupt gesetzt, und er durfte glauben, so des alten Römerreiches Herrlichkeit an die deutsche Krone gebunden zu haben. Schmeichler nannten ihn „den Herrn der Welt."
Weil aber die Friedensbedingungen und Bestimmungen Friedrichs, den alten römischen Verhältnissen entlehnt, alt geheiligte Rechte Mailands verletzten, das sogar kühn behauptete, zwar die kaiserlichen Anordnungen beschworen zu haben, aber nicht, sie zu halten, zog der Kaiser zu einem neuen Strafgericht nach Italien (1160). Dort war Papst Hadrian Iv. gestorben, und der durch die normannische Partei Italiens gewählte Papst Alexander Iii. (Kardinal Roland) stand dem vom Kaiser bestimmten Papst Viktor Iv. gegenüber. Er bestärkte die Mailänder in ihrem Widerstand gegen den Kaiser.
Dieser schwur, nicht eher die Krone wieder aufs Haupt zu setzen als bis er Mailand dem Erdboden gleich gemacht habe. Zwei Jahre lang leistete die Königin der Städte tapfern Widerstand, während alle Nachbarstädte sich schon unterworfen hatten. Endlich wurden wiederum der Hunger und die Zwietracht der Mailänder die besten Bundesgenossen der Deutschen. Mailand hatte dieses Mal vergeblich auf die Milde und Gnade Friedrich Barbarossas gehofft. Durch ein langsames und schmähliches Vernichten sollte die herrliche Stadt untergehen, so hatte der Kaiser beschlossen. Zuerst mußten acht mailändische Konsuln und acht Ritter in das kaiserliche Lager nach Lodi kommen und, das Schwert auf dem Nacken, den Eid der Treue schwören (1162). Vier-Tage später hatten 300 Abgeordnete der Stadt die Schlüssel aller Burgen und der Stadtthore auszuliefern. Das schwerste Strafgericht kam zuletzt. Alle Bewohner der Stadt, in hundert Scharen geteilt, mußten mit Stricken um den Hals vor den Kaiser kommen. Asche hatten sie auf ihr Haupt gestreut, dazu trugen sie Kruzifixe in den Händen. So zogen die Scharen totenstill am Throne des Kaisers
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Sohne Albrecht des Bären von Brandenburg, Bernhard von Anhalt. Der übrige Länderbesitz Heinrichs wurde zumeist geistlichen Fürsten überwiesen, und schon dadurch erlitt die Herzogsgewalt in Deutschland eine schwere Schädigung; viele Bischofssitze wurden reichsfrei und viele Städte reichsunmittelbar.
Heinrich der Löwe ließ sich das kaiserliche Strafgericht eben so wenig gefallen, wie einst sein Vater, Heinrich der Stolze. Er überzog die Herzogtümer mit Krieg, und viele Städte, Mühlhausen, Nordhausen u. a. gingen in Flammen auf.
Da alle andern Reichsfürsten auf des Kaisers Seite standen, mußte sich Heinrich endlich beugen (1182). Auf dem Fürstentage zu Erfurt bat er den Kaiser fußfällig um Gnade, der ihm großmütig Verzeihung mit dem Vorwurfe gewährte „und dennoch bist du selbst die Ursache deines Unglücks!" Dann umarmte er den einst so teuern Wafsengesährten, der jetzt auf des Kaisers Befehl drei Jahre lang zu seinem Schwiegervater, dem König von England^), ging, dann aber seine Erbländer zurück erhielt, die später vereint das Herzogtum
Braunschweig-Lüneburg bildeten.
In Italien kehrte nach langen schweren Kämpfen endlich Ruhe
ein, als der deutsche Kaiser mit den lombardischen Städten zu Konstanz Frieden schloß (1183), der ihnen viele Rechte, besonders die Selbstständigkeit der Stadtgemeinden, zurückgab. In der Fülle des Glücks, endlich einen Frieden mit so vielen Feinden gefunden zu haben, der wohl hätte billiger erkauft werden mögen, feierte Friedrich Barbarossa in der alten Königswahlebene bei Mainz ein Reichsfriedensfest, von dem noch lange Sage und Lied Kunde gaben. Außer vielen Gesandten,
Fürsten und Bischöfen waren allein 40,000 Ritter gekommen, und
der Kaiser erteilte hier selbst seinen beiden ältesten Söhnen den Ritterschlag.
Zum letzten, es war das sechste Mal, unternahm Kaiser Friedrich L eine Römerfahrt. Das war ein Sieges- und Freudenweg; denn überall wurde er jubelnd empfangen Die Stadt Mailand erbat sich sogar die Ehre, die Hochzeit des ältesten Kaisersohnes Heinrich mit der Tochter König Wilhelms Ii. von Neapel in ihren Mauern feiern zu dürfen. Der greise Kaiser hatte endlich erreicht, was er länger als ein viertel Jahrhundert hindurch erstrebt hatte; Italien begrüßte ihn
*) Fünfhundert Jahre später bestiegen seine Nachkommen den englischen Thron.
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Nun erwachte die alte Losung deutscher Zwietracht aufs neue „Hie Welf, hie Waiblinger!" Ein Teil des Reiches stand zu den Hohenstaufen, andere begehrten einen Kaiser aus dem Welfengeschlecht. Philipp von Schwaben mußte es sich gefallen lassen, daß er selbst zu Mühlhausen als deutscher König ausgerufen wurde (6. März 1198). Er soll es ungern gethan haben, nur um wenigstens die Krone seinem Hause zu erhalten, welche er dem unmündigen Königssohne nicht verschaffen konnte.
Die welfische Partei wählte Otto, den dritten Sohn Heinrichs des Löwen von Braunschweig, der im Nordwesten des Reiches Anerkennung fand, während Philipp den größten Teil Mittel- und Süddeutschlands für sich hatte. Aber beide Kronenträger waren nur die erwählten Vertreter fürstlicher Parteiinteressen, die nichts mit des Reiches Wohl zu thun hatten.
Philipp, ein würdiger Sohn Friedrich Barbarossas, tapfer, ritterlich, ein frommer und gelehrter Herr seiner Zeit, war einst für den geistlichen Stand bestimmt gewesen und sein Familienleben gab dem deutschen Volke ein Vorbild feiner Sitte und häuslichen Glücks. Denn seine anmutige Gemahlin, die griechische Prinzessin Irene, verstand und würdigte ihres Gatten Vorliebe für Wissenschaft und Kunst und pflegte gleich ihm an ihrem Hofe den deutschen Minnegesang. Der edle Hohenstaufe wäre den meisten Großen des Reichs ebenso willkommen gewesen, wie der Masse des Volkes, wenn nicht die päpstliche und mit ihr die welfische Partei ihren Vorteil mehr gesucht hätte, als des Reiches Glück.
Otto hatte seine Jugendzeit fast nur in fremden Landen zugebracht, war der stete Begleiter seines Oheims, Richard Löwenherz's von England, gewesen, hatte sich an dessen Hose in ritterlichen Künsten geübt, und glich dem Oheim an wilder Fehdelust. Richard setzte alle Mittel in Bewegung, seinem Neffen den deutschen Königsthron zu sichern, der selbst am allerwenigsten Lust hatte, den ihm fremden deutschen Landen ein treuer König zu sein. Doch ließ er sich eiligst zu Stachen frönen, während Philipp in Mainz gekrönt worden war. Beide Könige aber suchten sich die Freundschaft des Papstes Innocenz Iii. zu erwerben, um in ihm eine Stütze zu finden. Dieser riet anfangs zu gütlichem Vergleich; als aber Otto zu Gunsten der Kirche und des Papstes auf mancherlei Besitztümer und Rechte verzichtete, gebot der
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Extrahierte Personennamen: Welf Philipp_von_Schwaben Philipp Otto Heinrichs Heinrichs Philipp Philipp Philipp Philipp Friedrich_Barbarossas Friedrich Barbarossas Irene Otto Richard_Löwenherz's_von_England Richard Philipp Philipp Innocenz_Iii Innocenz Otto
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den Pflichten seiner Königswürde ab, für die er an den Erzbischof von Köln 12,000 Thaler, an Mainz 13,000, dem Herzog von Bayern 9000 und an andere deutsche Fürsten 8000 Thaler bezahlt hatte.
Das alles brachte große Verwirrung über Deutschland. Jeder Fürst und jeder Ritter meinte, nehmen zu können, was ihm beliebte. Faustrecht und Raubrittertum wurden ärger, als je zuvor, utib das> Fehdewesen unter Fürsten und Adel konnte sich ungehindert ausbreiten. Die Burgen, einst Sitz und Pflegestätte ritterlichen Familienlebens, waren Raubnester geworden, in denen wegelagernde Ritter ihre Beute verbargen, die sie reisenden Kaufleuten abgenommen oder andern Rittern und geistlichen Herren.
Da erhoben sich die deutschen Städte und vereinten sich um ihrer Selbsterhaltung willen gegen solches Unwesen zu einem Verbände^ der zu einer politischen Macht wurde. Die sechzig Bundesstädte des „Rheinbundes" verpflichteten sich, nur dem als König gehorchen zu wollen, den die Fürsten einstimmig wählen würden; sonst wollten sie feinem beistehn, keinen aufnehmen, ihm Geld leihen oder Dienste leisten (1241). Schon früher war die deutsche Hansa, der norddeutsche Städtebund, entstanden, dem sich Hamburg, Lübeck, Braunschweig und viele andere Städte angeschlossen hatten. Er gelangte erst später zu seiner vollen Bedeutung.
Nicht zufrieden damit, den Hohenstaufen in Deutschland allen Boden entzogen zu haben, arbeitete die päpstliche Partei auch in Italien an dem Untergange Manfreds und des letzten unmündigen Hohenstaufen Konradin. Zunächst bot der Papst dem Bruder des Königs Ludwig von Frankreich, Karl von Anjou, die Krone von Sizilien an, doch kam die Sache nicht sobald zum Abschluß, da der fromme Ludwig auch für seinen Bruder kein unrecht Gut haben wollte.
Ein desto weiteres Gewissen hatte dieser, und Papst Urbans Nachfolger, Klemens Vi., krönte den Franzosen Karl von Anjou gegen das Versprechen völligen Gehorsams und einer jährlichen Abgabe von 8000 Unzen Goldes zum König von Sizilien (1266), das doch rechtmäßig Besitz der Hohenstaufen war. Aber Herr des Landes wurde der Franzose erst nach der Schlacht von Benevent, in welcher Manfred gefallen war. Er hatte seinen Tod geahnt. Als er mit einer Schar vorandringen wollte, fiel ihm seine silberne Helmzier, ein Adler, aus den Sattelknopf nieder. Manfred stürmte tapfer in die dichtesten Reihen
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Extrahierte Ortsnamen: Mainz Deutschland Hamburg Deutschland Italien Sizilien Sizilien
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welche begeistert ihrem Rufe folgten, und das Christentum hatte seine Kraft gegen den Muhamedanismus des Morgenlandes siegreich in die Wagschale geworfen. Wie viele Wandlungen des Eifers und der Erfolge die sieben Hauptkreuzzüge während zweier Jahrhunderte haben mochten, die Macht der Päpste war während dieser Zeit derart gewachsen, daß der päpstliche Bann Kaiser Friedrich Ii. treffen konnte, weil er den dem Papste gelobten Kreuzzug verzögert hatte.
Mit dem Falle von Accon war der letzte Besitz abendländischer Christen in Palästina verloren (1291), und sechs Millionen Menschen wären nur einer frommen Träumerei oder dem hierarchischen Gehorsam geopfert worden, wenn die Kreuzzüge nicht auf Sitten und Religion, auf Kunst und Wissenschaft, wie auf geistige und materielle Entwicklung des europäischen Völkerlebens, damit deutscher Kultur, einen überwältigenden Einfluß gehabt hätten. Es mag sich diese Einwirkung am besten bei den einzelnen Ständen erkennen lassen.
Kaiser und Fürstengewalt.
Die Hohenstaufen trachteten zunächst darnach, das unter den letzten Kaisern, besonders unter Lothar von Sachsen sehr geschädigte kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Damit stießen sie auf viel feindlichen Widerstand. Die Herzogswürde war meist erblich geworden, wogegen ein starkes Königtum nur durch die besondre Kraft des jedesmaligen Trägers der deutschen Krone möglich war, die er seinem Erben
nicht ohne weiteres hinterlassen konnte. Denn das Wahlrecht der Deutschen war bei den letzten Königskrönungen sehr in den Vordergrund getreten, und schon jetzt hatten einzelne geistliche und weltliche Fürsten dabei eine maßgebende Stimme gewonnen, obgleich von den eigentlichen Wahl- oder Kurfürsten hier noch nicht die Rede ist.
Das Ringen der Fürstengewalt gegen das Kaisertum, die Spal-
tungen der Welfen und Ghibellinen, veranlaßten die Kaiser oft, Hoheitsrechte und Privatgüter an ihre Anhänger zu vergeben oder sich solche durch Gaben zu gewinnen, so die Städte, oft auch die Geistlichkeit, durch Rechtsverleihungen. Darin lag notgedrungen eine Schwächung des Königstums und damit des Reiches, wodurch Papst und Kirche ein Uebergewicht erhielten. Des alten deutschen Reiches Herrlichkeit, welche Karl der Große begründete, hatte nicht zum wenigsten darin geruht, daß der deutsche Kaiser in unbeschränkter monarchischer Gewalt oberster Lehns- und Schirmherr des Staates und der Kirche war.
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ein Zug nach Böhmen, dieselben zu erlangen, brachte nur dem böhmischen Adel Vorrechte. An den Papst schrieb Ruprecht entschuldigend, daß er nicht wisse, wie die Wahl ans ihn gefallen sei itnb die Kurfürsten fügten die Bitte dazu, den „König aus Erbarmen zu bestätigen."
Aber vergeblich suchte er die päpstliche Krönung zu erlangen. Zwar kam der Römerzug zu stände, auf dem er auch den Mailänder Herzog Galeazzo Visconti zur Herausgabe des von Wenzel verkauften Herzogtums zwingen wollte; aber der Mangel an Geldmitteln nötigte bald zur Heimkehr, ohne daß Ruprecht nur das Geringste erreicht hätte. Er hatte auf dem Rückwege seine Kleinodien und sein Silbergeschirr verkaufen und verpfänden müssen und kam so arm nach Deutschland zurück, daß das Volk auf den Gassen Spottlieder von dem König sang, der ohne Geld, ohne Ehre und ohne Krone heim gekommen. Zwar empfing Ruprecht, auf dem Stuhle Karls des Großen sitzend, wenige Jahre später die Königskrone (14. Nov. 1407), aber es vollzog sich diese Feier „schlicht, ohne Chrysaut (Salbung) oder andere Zierlichkeit." Aber der arme König konnte bei aller persönlichen Tüchtigkeit und dem eifrigsten Bestreben, Gutes zu schassen, weder in Italien noch in Deutschland viel ausrichten. Die Fürsten, welche kurz zuvor Wenzels Absetzung beschlossen hatten, waren eben so wenig nachgiebig gegen den neuen König, und Wenzel konnte sogar hoffen, jetzt seine Kaiserkrönung durchzusetzen, benn der Mailänber Herzog erschien ebenso willig ihm zu helfen, wie sein Bruder Sigismunb, mit dem er die Regierung Böhmens gemeinsam führen wollte. Doch wußte der Papst den Römerzug Wenzels zu verhinbern, trotzbem biefer auch den Herzog von Oesterreich für sich gewonnen hatte. Endlich traten dem König Ruprecht dieselben geistlichen Kurfürsten, welche ihn erwählt hatten, besonders der Erzbischof von Mainz, feindlich gegenüber, so daß er, nachdem er vergeblich manche Kronrechte geopfert hatte, um den guten Willen der Fürsten zu gewinnen, sich zunächst gegen den Mainzer wappnete. Er starb inmitten der Rüstungen zu Oppenheim am Rhein (18. Mai 1410) und wurde in der Heiligengeistkirche zu Heidelberg bestattet. Seine Grabschrift kündet, daß unter dem breiten Grabstein, auf dem die lebensgroßen Gestalten des Königspaares in Stein gebildet sind, „mit seiner keuschen Gemahlin Burggräfin Elisabeth" (Schwester des Burggrafen von Nürnberg Friedrich von Hohenzollern) dort ruht: „Ruprecht, Herzog von Bayern, Pfalzgraf bei Rhein, rechtmäßiger
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Deutschland Wenzels Wenzels Oesterreich Mainz Oppenheim_am_Rhein Heiligengeistkirche Heidelberg Rhein
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mehr bekannt ist, als in ihren einfachen Thatsachen. Wir folgen dieser sagenhaften Geschichte, wie sie sich im fünfzehnten Jahrhundert immer fester gebildet und doch mit dem ältesten deutschen Sagenstoff vermischt hat. Erst im sechszehnten Jahrhundert fand die überlieferte Geschichte ihre Berichterstatter, die sich vielfach nur an die wirkliche Geschichte anlehnt, ohne ihr völlig treu zu sein. Ihr gehöre zunächst ein kurzer Blick.
Die Schweiz gehörte seit Konrad Ii. zum deutschen Reiche (1033), da er sie nach dem Tode des Burgunderkönigs, Rudolf Iii., mit dem Burgunderreiche an sich riß. Später stand die Schweiz lange Zeit unter der Verwaltung der Zähringer (heute in Baden). Doch machten sich mancherlei Wirren geltend, da viele weltliche und geistliche Herren neben Freistädten und freien Landgemeinden dort Besitz hatten. Unter ihnen ragten die Habsburger hervor, und die habsburgischen Grafen im Aargau sandten Landvögte in ihre Besitzungen der Waldstätten Schwyz, Uri und Unterwalden, um die Gerichtsbarkeit auszuüben.
Kaiser Friedrich Ii. erhob Uri und Schwyz zu Reichsvogteien, wodurch sie unmittelbar unter Kaiser und Reich standen, und es erscheint natürlich, daß auch Unterwalden sich von der gräflich habsburgischen Vogtei loszumachen suchte, um unter das Reich zu kommen. Als aber Rudolf von Habsburg deutscher Herrscher wurde, war er oberster Vogt und Reichsherr zu gleicher Zeit und wählte die Landammänner (Vögte) unter den Schweizern selbst, so daß sie nur von ihresgleichen gerichtet wurden. Die Waldstätten schlossen nach seinem Tode einen ewigen Bund (1291), und Adolf von Nassau hatte ihnen die von Kaiser Friedrich Ii. verliehenen Rechte bestätigt. Albrecht J. that das freilich nicht, ließ aber gleich seinem Vater Rudolf das Land von Schweizern verwalten, und sicher knüpft sich an Albrechts Bestreben, durch persönlichen Besitz der Schweiz seine Hausmacht zu vergrößern, die sagenhafte Geschichte von der Unterdrückung des edeln Schweizervolkes und dessen Befreiung.
Albrecht, so wird berichtet, ließ den Waldstätten sagen, sie thäten gut, sich unter den mächtigen und erblichen Schutz des Hauses Oesterreich zu begeben. Er liebe das tapfere Volk der Schweizer und wollte sie gern als seines Hauses liebe Kinder wissen. Ihm zu widerstehen, seien sie ohnedies zu schwach. Aber die Schweizer begehrten bei ihren alten Rechten und beim Reiche zu bleiben.
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aus; jeder einzelne hatte seine Stimme für den Grafen Heinrich abgegeben; darauf erst sprach fein Nebenbuhler, Pfalzgraf Rudolf, im Namen aller fein „eligo“ (ich erwähle) aus. Sofort wurde der Papst von der erfolgten Wahl mit der Bitte benachrichtigt, den Erwählten gnädig anzunehmen und ihm die Kaiserkrönung nicht versagen zu wollen.
Dann reiste König Heinrich Vii. nach alter Königssitte durch sein Reich, sich huldigen zu lassen, alte Lehen neu zu verleihen und alte Rechte zu bestätigen, wie die Reichsunmittelbarkeit der Waldstädte. Doch da die Straßburger als „Herren von Straßburg" um Bestätigung ihrer Freiheiten baten, war Heinrich Vii. nicht zu sprechen; als sie aber als „Bürger und Diener des Königs" kamen, gewährte er, was sie begehrten.
Doch manche der Fürsten, besonders die Habsburger, hatten wenig Lust, sich durch den einst so gering geachteten Heinrich von Luxemburg belehnen zu lassen. Zu einem glänzenden Reichstage, den er in Speyer abhielt, kam endlich der Habsburger, Herzog Friedrich von Oesterreich; aber er zog an der Spitze einer zahlreichen bewaffneten Schar in die Stadt. Der König erschien auch nicht wohlgesinnt gegen ihn und versuchte sogar, die Rechte der Habsburger auf Oesterreich anzufechten. Da drohte der junge Herzog zornig, daß schon fünf Könige um Oesterreichs willen erschlagen wurden, und Heinrich sich vorsehen möge, nicht der sechste zu werden.
Als aber König Heinrich, ein unstreitig edler Herrscher, es als seine heilige Pflicht ansah, den sterblichen iteberresten seiner königlichen Vorgänger, Adolf von Nassau und Albrecht von Oesterreich, die Königsgruft irrt Dom zu Speyer als letzte Ruhestätte zu bieten und beide in großer Feier einholte, da schmolz das Eis der Feindschaft zwischen den Häusern Luxemburg und Habsburg. Ein Dichter jener Zeit sang: „Nun prüften alle, die da waren, ein Wunder, dem in hundert Jahren nie eins ward gleich; daß zu einem Male römischer Könige drei man mit einander im Münster sah; den einen sah man gehen, die zween aufgebahrt stehen."
Jetzt erhielten auch die Söhne Albrechts I., Leopold und Friedrich von Oesterreich, ungeschmälert die Lehen ihres Hauses und gelobten, den König mit 200 Rittern auf feinem Römerzuge zu begleiten, auch gegen eine Geldsumme ihm zu helfen, das Böhmenreich für fein Haus zu gewinnen. Denn Herzog Heinrich von Kärnthen, der sich schon als Böhmenkönig betrachtet haben mochte, hatte sich nicht beliebt zu
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