Kreuzfahrer dem heißersehnten Ziele ihrer Pilgerfahrt zu und gelangten zuerst nach Betlehem, wo ihnen die Christen Palästinas, Psalmen singend, entgegen kamen. Allen voran eilte Tankred, und als die Kunde zum Heere kam, daß er die Mauer Jerusalems erreicht hatte, kam neues Leben in die zum Tod ermatteten Reihen. Als sie aber gar von den Bergeshöhen die leuchtenden Kuppeln der heiligen Stadt erblickten, kannte ihr Jubel und ihr Dank keine Grenzen.
„Jerusalem! Jerusalem!" mit heiligem Schauer rief man es, und die Kreuzfahrer umarmten sich jubelnd. Eingedenk des Schriftworts: „Ziehe deine Schuhe ans; denn der Ort, da du aufstehest, ist ein heiliges Land," legten die Pilger ihre Schuhe ab, küßten den heiligen Boden und eilten auf den steinigen, heißen Pfaden bis nach Jerusalem, wo sie am 6. Juni 1099 anlangten.
Aber die Stadt wurde von einem starken türkischen Heere verteidigt; 40,000 Mann standen gegen 20,000 ermattete Kreuzfahrer, dabei 1500 Ritter. Diefeu gab die Begeisterung Mut, daß sie einen
Sturm auf die feste Stadt wagten. Aber ihr Angriff wurde zurück-
geschlagen, und sie sahen bald ein, daß ihnen zu solcher Belagerung die Werkzeuge fehlten. Unter unsäglichen Mühen und Gefahren wurden Baumstämme aus der Umgegend herbeigeschafft, während viele der Kreuzfahrer angesichts der heiligen Stadt vor Hunger und Elend umkamen. Die Sonnenglut trocknete die Wasserbehälter aus; und fanden die Christen eine Quelle, dann kämpften sie um einen' Trunk Wassers, so daß sich oft ihr Blut mit dem ersehnten Tranke mischte. Nach
vierwöchentlicher, fast übermenschlicher Anstrengung hatten die Belagerer den Bau von zwei Türmen fertig, die Jerusalems Mauern um sieben Ellen überragten. Die Wände der Türme waren mit Tierhäuten umkleidet, die vor Wurfgeschossen schützen sollten, und eine aufgezogene
Fallbrücke kounte auf die Mauer der Stadt hinabgelassen werden. Am 14. Juli 1099 sollte der Sturm auf Jerusalem beginnen. In feierlicher Prozession zogen die Christen um die Stadt, voran die Bischöfe mit aller Geistlichkeit in weißen Kleidern, das Kreuz in den Händen; ihnen folgten die Fürsten, Ritter und übrigen Pilger, alle in Waffenrüstung. Unter heiligen Gesängen bewegte sich der Zug zum Oelberg, wo die Christen niederknieten und von den Anführern zu Mut und Ausdauer ermahnt wurdeu.
Die Türken auf hoher Mauer wußten nicht, was all das zu bedeuten hatte und sandten den Christen höhnend Pfeile zu. Ant andern
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Nun erwachte die alte Losung deutscher Zwietracht aufs neue „Hie Welf, hie Waiblinger!" Ein Teil des Reiches stand zu den Hohenstaufen, andere begehrten einen Kaiser aus dem Welfengeschlecht. Philipp von Schwaben mußte es sich gefallen lassen, daß er selbst zu Mühlhausen als deutscher König ausgerufen wurde (6. März 1198). Er soll es ungern gethan haben, nur um wenigstens die Krone seinem Hause zu erhalten, welche er dem unmündigen Königssohne nicht verschaffen konnte.
Die welfische Partei wählte Otto, den dritten Sohn Heinrichs des Löwen von Braunschweig, der im Nordwesten des Reiches Anerkennung fand, während Philipp den größten Teil Mittel- und Süddeutschlands für sich hatte. Aber beide Kronenträger waren nur die erwählten Vertreter fürstlicher Parteiinteressen, die nichts mit des Reiches Wohl zu thun hatten.
Philipp, ein würdiger Sohn Friedrich Barbarossas, tapfer, ritterlich, ein frommer und gelehrter Herr seiner Zeit, war einst für den geistlichen Stand bestimmt gewesen und sein Familienleben gab dem deutschen Volke ein Vorbild feiner Sitte und häuslichen Glücks. Denn seine anmutige Gemahlin, die griechische Prinzessin Irene, verstand und würdigte ihres Gatten Vorliebe für Wissenschaft und Kunst und pflegte gleich ihm an ihrem Hofe den deutschen Minnegesang. Der edle Hohenstaufe wäre den meisten Großen des Reichs ebenso willkommen gewesen, wie der Masse des Volkes, wenn nicht die päpstliche und mit ihr die welfische Partei ihren Vorteil mehr gesucht hätte, als des Reiches Glück.
Otto hatte seine Jugendzeit fast nur in fremden Landen zugebracht, war der stete Begleiter seines Oheims, Richard Löwenherz's von England, gewesen, hatte sich an dessen Hose in ritterlichen Künsten geübt, und glich dem Oheim an wilder Fehdelust. Richard setzte alle Mittel in Bewegung, seinem Neffen den deutschen Königsthron zu sichern, der selbst am allerwenigsten Lust hatte, den ihm fremden deutschen Landen ein treuer König zu sein. Doch ließ er sich eiligst zu Stachen frönen, während Philipp in Mainz gekrönt worden war. Beide Könige aber suchten sich die Freundschaft des Papstes Innocenz Iii. zu erwerben, um in ihm eine Stütze zu finden. Dieser riet anfangs zu gütlichem Vergleich; als aber Otto zu Gunsten der Kirche und des Papstes auf mancherlei Besitztümer und Rechte verzichtete, gebot der
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den Pflichten seiner Königswürde ab, für die er an den Erzbischof von Köln 12,000 Thaler, an Mainz 13,000, dem Herzog von Bayern 9000 und an andere deutsche Fürsten 8000 Thaler bezahlt hatte.
Das alles brachte große Verwirrung über Deutschland. Jeder Fürst und jeder Ritter meinte, nehmen zu können, was ihm beliebte. Faustrecht und Raubrittertum wurden ärger, als je zuvor, utib das> Fehdewesen unter Fürsten und Adel konnte sich ungehindert ausbreiten. Die Burgen, einst Sitz und Pflegestätte ritterlichen Familienlebens, waren Raubnester geworden, in denen wegelagernde Ritter ihre Beute verbargen, die sie reisenden Kaufleuten abgenommen oder andern Rittern und geistlichen Herren.
Da erhoben sich die deutschen Städte und vereinten sich um ihrer Selbsterhaltung willen gegen solches Unwesen zu einem Verbände^ der zu einer politischen Macht wurde. Die sechzig Bundesstädte des „Rheinbundes" verpflichteten sich, nur dem als König gehorchen zu wollen, den die Fürsten einstimmig wählen würden; sonst wollten sie feinem beistehn, keinen aufnehmen, ihm Geld leihen oder Dienste leisten (1241). Schon früher war die deutsche Hansa, der norddeutsche Städtebund, entstanden, dem sich Hamburg, Lübeck, Braunschweig und viele andere Städte angeschlossen hatten. Er gelangte erst später zu seiner vollen Bedeutung.
Nicht zufrieden damit, den Hohenstaufen in Deutschland allen Boden entzogen zu haben, arbeitete die päpstliche Partei auch in Italien an dem Untergange Manfreds und des letzten unmündigen Hohenstaufen Konradin. Zunächst bot der Papst dem Bruder des Königs Ludwig von Frankreich, Karl von Anjou, die Krone von Sizilien an, doch kam die Sache nicht sobald zum Abschluß, da der fromme Ludwig auch für seinen Bruder kein unrecht Gut haben wollte.
Ein desto weiteres Gewissen hatte dieser, und Papst Urbans Nachfolger, Klemens Vi., krönte den Franzosen Karl von Anjou gegen das Versprechen völligen Gehorsams und einer jährlichen Abgabe von 8000 Unzen Goldes zum König von Sizilien (1266), das doch rechtmäßig Besitz der Hohenstaufen war. Aber Herr des Landes wurde der Franzose erst nach der Schlacht von Benevent, in welcher Manfred gefallen war. Er hatte seinen Tod geahnt. Als er mit einer Schar vorandringen wollte, fiel ihm seine silberne Helmzier, ein Adler, aus den Sattelknopf nieder. Manfred stürmte tapfer in die dichtesten Reihen
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Extrahierte Ortsnamen: Mainz Deutschland Hamburg Deutschland Italien Sizilien Sizilien
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welche begeistert ihrem Rufe folgten, und das Christentum hatte seine Kraft gegen den Muhamedanismus des Morgenlandes siegreich in die Wagschale geworfen. Wie viele Wandlungen des Eifers und der Erfolge die sieben Hauptkreuzzüge während zweier Jahrhunderte haben mochten, die Macht der Päpste war während dieser Zeit derart gewachsen, daß der päpstliche Bann Kaiser Friedrich Ii. treffen konnte, weil er den dem Papste gelobten Kreuzzug verzögert hatte.
Mit dem Falle von Accon war der letzte Besitz abendländischer Christen in Palästina verloren (1291), und sechs Millionen Menschen wären nur einer frommen Träumerei oder dem hierarchischen Gehorsam geopfert worden, wenn die Kreuzzüge nicht auf Sitten und Religion, auf Kunst und Wissenschaft, wie auf geistige und materielle Entwicklung des europäischen Völkerlebens, damit deutscher Kultur, einen überwältigenden Einfluß gehabt hätten. Es mag sich diese Einwirkung am besten bei den einzelnen Ständen erkennen lassen.
Kaiser und Fürstengewalt.
Die Hohenstaufen trachteten zunächst darnach, das unter den letzten Kaisern, besonders unter Lothar von Sachsen sehr geschädigte kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Damit stießen sie auf viel feindlichen Widerstand. Die Herzogswürde war meist erblich geworden, wogegen ein starkes Königtum nur durch die besondre Kraft des jedesmaligen Trägers der deutschen Krone möglich war, die er seinem Erben
nicht ohne weiteres hinterlassen konnte. Denn das Wahlrecht der Deutschen war bei den letzten Königskrönungen sehr in den Vordergrund getreten, und schon jetzt hatten einzelne geistliche und weltliche Fürsten dabei eine maßgebende Stimme gewonnen, obgleich von den eigentlichen Wahl- oder Kurfürsten hier noch nicht die Rede ist.
Das Ringen der Fürstengewalt gegen das Kaisertum, die Spal-
tungen der Welfen und Ghibellinen, veranlaßten die Kaiser oft, Hoheitsrechte und Privatgüter an ihre Anhänger zu vergeben oder sich solche durch Gaben zu gewinnen, so die Städte, oft auch die Geistlichkeit, durch Rechtsverleihungen. Darin lag notgedrungen eine Schwächung des Königstums und damit des Reiches, wodurch Papst und Kirche ein Uebergewicht erhielten. Des alten deutschen Reiches Herrlichkeit, welche Karl der Große begründete, hatte nicht zum wenigsten darin geruht, daß der deutsche Kaiser in unbeschränkter monarchischer Gewalt oberster Lehns- und Schirmherr des Staates und der Kirche war.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Accon Lothar_von_Sachsen Karl_der_Große Karl
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Neichsbeschlüssen nicht als Reichsangehörige fügen. Sie brauchten kein Reichskammergericht und wollten keine Steuer zahlen.
Der süddeutsche Edelmann, in ewiger Fehde mit dem schweizer Bauer, wollte außerdem endlich einmal große Abrechnung und Entscheidung suchen. Das war der „Schwabenkrieg", der Kampf zwischen „Stiefel" und „Bundschuh", in dessen Verlauf die Eidgenossen Sieger blieben. Auch Maximilian wurde schließlich von demselben Geschick ereilt. Obgleich er in einem verheerenden Kriegszuge mehr als zweihundert Ortschaften der Schweiz zerstörte, unterlag er den Eidgenossen lind mußte im „Baseler Frieden" (22. Sept. 1499) auf alle Rechte an die Schweizer verzichten, welche als Eidgenossenschaft allmählich in 13 Kantonen vereinigt, sich nicht mehr „Glieder", sondern „gehorsame Verwandte" des Reiches nannten.
Auch in Italien endete Maximilians nochmaliger Römerzug unglücklich (1504). Das Herzogtum Mailand mußte endlich dem französischen Könige als Mannslehen überlassen werden. Aber das .alles brach Maximilians Kampfeslust nicht. Voll ritterlicher Begeisterung plante er einen Kreuzzug gegen die Türken und begehrte Reichshülfe. Doch meinten die deutschen Fürsten, gegen einen solchen Feind vermöchte nur die vereinte europäische Macht etwas auszurichten, und so unterblieb jeder Widerstand gegen die Osmanen. Gab es doch auch inmitten des Reichs so viele Verhältnisse zu ordnen und Streitigkeiten auszugleichen, deren Stürme an den morschen Säulen des alten Kaiserbaues rüttelten. So verheerte ein neunmonatlicher Erbfolgestreit das bayerische Land, bis Maximilian durch gütlichen Vergleich einen -eil Niederbayerns als besondere Herrschaft Pfalz-Neuburg, Ober-pfalz, abzweigte und dadurch die streitenden Parteien befriedigte (1505).
-io wenig das Kriegsglück dem Hause Oesterreich lächelte, Erbschaft nach Erbschaft und manche glückliche Heirat vermehrten unausgesetzt seine Hausmacht. Der Jnfant von Kastilien, Maximilians Schwiegersohn, war wenige Monate nach seiner Vermählung gestorben. Ihm war seine Schwester, die Königin von Portugal und deren Sohn im Tode gefolgt, und der deutsche Kaisersohn Philipp (v. Burgund) wurde dadurch mit seiner Gemahlin Johanna Erbe der Länder ihrer Eltern: Spanien, Sizilien und Neapel. Aber auch er starb bald, und ein Lohn Karl (A .), also der Enkel Maximilians, erhielt die Anwartschaft ans das Erbe seines Vaters (1506), das einst einen Teil
Born hak, Unser Vaterland. ,
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Maximilians Maximilians Maximilian Maximilian Maximilians_Schwiegersohn Maximilians Philipp_( Philipp Johanna Karl_( Karl Maximilians
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mir den Kurfürsten, deren Stimme um den höchsten Preis erkauft werden mußte. Frankreich wollte sich die deutsche Krone 3 Millionen Thaler kosten lassen. Französische Agenten sollten diese klug in Deutschland verwenden. Gewiß hätten sie ihrem Könige den deutschen Thron verschaffen mögen, wenn sie nicht unausgesetzt sich bemüht hätten, dessen Gegner Karl als einen eben so unfähigen, wie kränklichen Herrscher hinzustellen. Solcher Herr war den Kurfürsten gerade recht, um ihn beherrschen zu können, und so geneigt sie anfangs für den Franzosen waren, bald galt ihnen der Habsburger in seiner Schwäche mehr, als jener.
Zu den Herren, die es mit Frankreich hielten, gehörte vornehmlich der Brandenburger Kurfürst Joachim I., der am liebsten selbst deutscher Kaiser geworden wäre. Gelang das nicht, so sollte ihm Frankreich wenigstens den Schaden reichlich vergüten. Da eine Vermählung des brandenbnrgischen Kurprinzen mit einer österreichischen Prinzessin nicht zu staude kam, und die Franzosen als Ersatz die Tochter Ludwigs Xii. geboten hatten, machte Joachim seine Zustimmung von einer Aussteuer von 200 000 Sonnenthalern und einem Jahresgehalt von 120 000 Thalern für sich und den Kurprinzen abhängig, auszahlbar bis an dessen Lebensende. Falls die Wahl des französischen Königs als deutsches Reichsoberhaupt gelang, sollte dieser außerdem verpflichtet sein, den Kurfürsten zu seinem Statthalter in Deutschland zu ernennen. Dem Bruder Joachims, Kurfürst Albrecht von Mainz, schien das verlockend; auch er begehrte für seine Stimme von König Franz einen Kaufpreis von 120000 Thalern und ein Jahrgehalt von 10000 Thalern.
Alles wurde von: französischen König bewilligt.
Indessen setzte Karl von Spanien in aller Stille seine Bemühungen um die deutsche Krone fort, die er als Enkel Maximilians I. wie ein rechtmäßiges Erbteil ansah. Er fand zunächst eine Stütze an den franzosen-feindlichen rheinischen Städten. Als dann aber Leo X. den Kurfürsten die Weisung zugehen ließ, sich der Wahl des Oesterreichers zu enthalten, erweckte er dadurch ihren Widerspruch, durch welchen König Karl gewinnen mußte. Die spanische wie die österreichische Partei machten schon lebhafte Kriegsrüstungen, beide suchten Bundesgenossen, als der spanische König Karl (\r.) zum deutschen Reichsoberhaupt erwählt wurde (27. Juni 1519). Ihm hatte die deutsche Krone zmölf Millionen Thaler gekostet. Dieselben Kurfürsten, deren Stimme von Frankreich teuer erkauft worden war, hatten sich nun von Karl Y.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Ludwigs Joachim Albrecht_von_Mainz Albrecht Franz Franz Karl_von_Spanien Karl Maximilians_I. Leo_X Leo Karl Karl Karl_( Karl Karl_Y Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Frankreich Frankreich Deutschland Joachims Frankreich
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Jahre alt, mit den im Todesschrecken ahnungsvollen Worten: „Gott itnrd kommen!" Ihm folgte in der Kurwürde sein Bruder August. Acht Tage später ging auch Johann Friedrich zur ewigen Ruhe.
Markgraf Albrecht wurde als Störer des Reichsfriedens in die Reichsacht gethan und floh als Geächteter über den Rhein nach Frankreich. Dort trug er in der Stille sein Unglück als eine wohlverdiente Strafe Gottes, weil er einst als protestantischer Fürst in des Kaisers Dienst das Evangelium verfolgt habe. In frommen Uebungen verbrachte er den Rest seines Lebens, und das von ihm gedichtete Kirchenlied „Was mein Gott will, gescheh allzeit," zeugt von der stillen Ergebung des Brandenburgers in sein herbes Geschick.
Karl V. sah alle hochfliegenden Pläne seines Lebens vernichtet, rind die mächtigen Reiche seiner Herrschaft, in denen „die Sonne nicht unterging", trugen für ihn nur die Vergänglichkeit alles Irdischen an sich. Darum waren ihm Krone und Szepter eine zu schwere Last geworden, und der gebrechliche Körper mahnte ihn, sein Halls zu bestellen. In klösterlicher Stille wollte er seine letzten Tage verbringen.
Nachdem er seinem Sohne Philipp, der schon durch seine Vermählung mit der katholischen Maria von England dem Hause Habsburg eine Machtvergrößerung zugebracht, das Erbe der spanischen Krone, Mailand und Neapel abgetreten hatte, übergab er ihm die Herrschaft der Niederlande. Eine ergreifende Schilderung dieser Uebergabe zeichnet noch einmal die Persönlichkeit Kaiser Karls V. (25. Oktober 1555). Ju dem reich geschmückten Kronsaale des königlichen Palastes zu Brüssel erhob sich die prächtige Estrade, zu der sieben Stufen emporführten. Drei mit Gold und Edelsteinen geschmückte Sessel standen unter dem mit dem burgundischen Wappen geschmückten Thronhimmel, der mittlere für den Kaiser bestimmt, der zur Rechten für seinen Sohn Philipp. Zur Linken war der Sessel der Schwester des Kaisers, bisherigen Statthalterin der Niederlande, Königin Marie von Ungarn. Etwas tiefer befanden sich die Sitze der Ritter vom goldenen Vließ und die der übrigen Fürsten und Herren, noch tiefer die Bänke der Räte. Ringsum im ocicite hatten sich die Abgeordneten aller niederländischen Provinzen niedergelassen.
Erwartungsvolle Stille ruhte auf der Menge, und aller Augen Waren auf bk Eingangspforte gerichtet, als sich die weiten Flügeltüren des Saales ans thaten, und der Kaiser herein wankte, mit der
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Extrahierte Ortsnamen: Rhein Frankreich Mailand Neapel Niederlande Niederlande
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reichen von der Pfalz, der sich gegen des Kaisers Willen den Kurhut aufsetzte und die kaiserliche Anerkennung ertrotzt hatte, und unzählige andere Kämpfe inmitten des Reichs brachten unsägliches Elend über Deutschland, ohne daß der Kaiser auch nur den Versuch gemacht hätte^ seines kaiserlichen Amts als oberster Schiedsrichter zu walten. Allein im süddeutschen Städtekriege sollen 200 Dörfer verbrannt worden fehv und es war sprüchwörtlich geworden, daß man in Franken bei Nacht auf freiem Felde lesen könne.
Was wollte in solchen Zeiten, wo jeder Freie das Fehderecht für sich in Anspruch nahm, der allgemein gebotene Landfriede, den keine starke Kaiserherrschaft aufrecht zu halten vermochte? Kam es doch in einem Wiener Aufstande so weit, daß die Wiener den Kaiser in der eigenen Hofburg belagerten, bis ihn der Böhmenkönig Podiebrad befreite^ der zu dieser Zeit eine so hervorragende Stelle in Deutschland einnahm^ daß er wagen durfte, seine Hand nach der deutschen Krone auszustrecken. Schon wurde er als Schiedsrichter zwischen Kaiser und Fürsten angerufen, und Friedrich bestimmte ihn zum Vormund seines Sohnes Maximilian, auch, falls dieser früher sterben sollte, zu seinem königlichen Nachfolger.
Podiebrad versprach dagegen, Konstantinopel von den Türken zu befreien, wenn der Papst ihm den Titel eines griechischen Kaisers zugestehen wollte. Aber dieser fürchtete die wachsende Macht des Böhmenkönigs, that ihn in den Bann und ließ einen Kreuzzug gegen ihn predigen, worauf sich viele Böhmen empörten und dem Ungarnkönig Matthias Krovinus die böhmische Krone anboten. Nun rief der bedrängte Podiebrad den Polenkönig Kasimir zu Hülfe und versprach dessen Sohn die böhmische Krone, die er selbst nicht mehr besaß. Den Herzog Karl den Kühnen von Burgund wollte Podiebrad mit der deutschen Krone beglücken, wenn dieser sein Bundesgenosse sein würde.
Inmitten all dieser Wirren war Albrecht Achilles wieder seines Kaisers treuer Rat. Er bewog seinen kaiserlichen Herrn, endlich auf einem Reichstage zu Regensburg persönlich zu erscheinen, um ohne fremde Einmischung nur mit deutschen Fürsten über des Reiches Wohl zu beraten. Aber der Kaiser konnte ihren Beistand nicht einmal gegen die Türken erlangen. Wurde die böhmische Kronfrage durch Podiebrads-Tod entschieden, so behielt Friedrich doch im Osten des Reichs Feinde genug und war so ohnmächtig, daß das deutsche Ordensland zu beiden
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Konstantinopel Burgund
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und Reichssteuer verhaßt, und die Städte hatten eben so wenig Lust, Steuern zu zahlen.
Als die Fürsten wiederum einen Reichstag planten, der endlich in Lindau zu stände kam, hatte sich der Kaiser längst zu einer fast abenteuerlichen Ritterfahrt nach Italien gerüstet und ließ den Reichsständen durch seinen Sohn sagen, sie möchten eiligst den Reichspfennig einziehen, Truppen rüsten und ihm nachsenden, da er nicht warten könne. Er ziehe mit der Macht, die ihm Gott verliehen, über die Berge.
Nur der wahrhaft für des Vaterlands Wohl bedachte Kurfürst Berthold von Mainz hatte für diesmal das Verdienst, daß dieser kaiserlose Reichstag manchen guten Beschluß zu stände gebracht hatte, als
Maximilian von seinem verunglückten Römerzuge heimkehrte. Er sollte auch- später keine glücklichere Romfahrt machen.
Obgleich nun Maximilian im Reiche weilte, besuchte er einen zweiten Reichstag zu Worms ebenfalls nicht (1497). Die Fürsten waren überdies uneins, und nur der Mainzer mahnte zur Einigkeit, damit „nicht ein Stärkerer komme, der sie alle mit eisernen Ruten regiere."
Der Kaiser hatte scheinbar immer weniger Interesse für des
Reiches Wohl. Als er endlich einmal auf dem Reichstage zu Freiburg erschien (1498), hoffte er dort nur Kriegsmittel gegen Frankreich zu erlangen und schalt voller Heftigkeit über den Geiz der Reichsstände: „Von den Lombarden bin ich verraten, von den Deutschen verlassen;
aber ich will mich nicht wieder wie in Worms an Händen und Füßen
binden lassen und an einen Nagel henken. Den italienischen Krieg will und muß ich führen; eher werde ich mich von dem Eide dispensieren, den ich dort hinter dem Altare zu Frankfurt geschworen habe. Ich bin nicht nur dem Reiche, sondern auch dem Hause Oesterreich verpflichtet. Ich sage das und muß es sagen, und sollte ich auch
darüber die Krone zu meinen Füßen setzen und sie zertreten." — — Das waren bittre Köuigsworte. Die Fürsten gaben nach; aber
ein kaiserlicher Zug nach Frankreich und weitere Unternehmungen in Italien mißglückten. Auch nahm ein neuer Feind bald Maxi-
milians Interesse in Anspruch. Durch Grenzstreitigkeiten der Schweiz und Tyrol veranlaßt, rüsteten sich die Schweizer Eidgenossen gegen Oesterreich, das sie haßten. Auch wollten sie sich den Wormser
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Extrahierte Personennamen: Berthold_von_Mainz Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Italien Freiburg Frankreich Worms Frankfurt Oesterreich Frankreich Italien Tyrol Oesterreich
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Huldigungen. Hätten einfach die alten Besitzverhältnisse wieder hergestellt werden sollen, so würden die Verhandlungen nicht gar so schwierig gewesen sein; aber da sollte „ein europäisches Gleichgeivicht", die möglichste Gleichheit der durch Napoleon verschobenen Besitzstände nach der Weisheit der Beratenden hergestellt werden. Bei diesen Be-
ratungen führten außer Rußland besonders England und Frankreich das große Wort.
Auch der Gedanke eines wiederherzustellenden deutschen Kaiserreichs wurde augeregt. Aber Kaiser Franz hatte einst schwer genug an der deutschen Krone getragen, als daß er sie aufs neue hätte begehren sollen. Den außerdeutschen Mächten, besonders Rußland und England, war erst recht nichts an einem einigen deutschen Reiche gelegen, und so fiel die ganze Neichsidee in sich selbst zusammen. Dafür sollten jetzt die deutscheu Länder zu einem Bunde unabhängiger Staaten vereinigt und die Stellung dieses deutschen Bundes zu deu europäischen Staaten durch den Kongreß festgestellt werden.
Glieder des deutschen Bundes sollten alle Länder sein, die einst zum alten deutschen Reiche gehört hatten, Belgien ausgenommen. Inzwischen waren viele kleine Herrschaften mediatisiert worden, und da der Länderbesitz nach der Seelenzahl vom Jahre 1805 wieder hergestellt werden sollte, die souveränen großen Herren aber über die mediatisierten weniger Herrschaftsrechte hatten, so rechnete man die Einwohner dieser Ländchen je nur als halbe Seele. Welche Staaten als souverän gelten sollten, machten die großen Herren nach dem philosophischen Grundsätze ab, daß jedes Dinges Recht so weit geht wie seine Macht, oomit wurden die Fürsten kleiner Besitzstände zunächst gar nicht zu den Beratungen zugelassen. Unter den souveränen Staaten führte Oesterreich den Vorsitz. Der österreichische Hofrat Gentz verdiente sich allein bei diesen Geschäften des Kongresses als Schriftführer 17,000 Dukaten; 24,000 Gulden erhielt er für gute Dienste von Frankreich-
Da nun jeder der beteiligten Fürsten natürlich aus den Verhandlungen den größtmöglichen Nutzen ziehen wollte, als gälte es nur, die Erbschaft eiues andern anzutreten, so war damit von vornherein kein friedlicher Boden für gemeinsame Beratungen geschaffen. Der Besitz Polens hätte beinahe zum Kriege zwischen England, Frankreich und Oesterreich einerseits und Rußland anderseits geführt, da dieses das ganze Herzogtum Warschau forderte und dazu die Polen zu den Waffen rief.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Franz Franz Hofrat_Gentz
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich England Belgien Oesterreich England Frankreich Oesterreich Warschau