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1. Unser Vaterland - S. 184

1900 - Berlin : Bruer
Kreuzfahrer dem heißersehnten Ziele ihrer Pilgerfahrt zu und gelangten zuerst nach Betlehem, wo ihnen die Christen Palästinas, Psalmen singend, entgegen kamen. Allen voran eilte Tankred, und als die Kunde zum Heere kam, daß er die Mauer Jerusalems erreicht hatte, kam neues Leben in die zum Tod ermatteten Reihen. Als sie aber gar von den Bergeshöhen die leuchtenden Kuppeln der heiligen Stadt erblickten, kannte ihr Jubel und ihr Dank keine Grenzen. „Jerusalem! Jerusalem!" mit heiligem Schauer rief man es, und die Kreuzfahrer umarmten sich jubelnd. Eingedenk des Schriftworts: „Ziehe deine Schuhe ans; denn der Ort, da du aufstehest, ist ein heiliges Land," legten die Pilger ihre Schuhe ab, küßten den heiligen Boden und eilten auf den steinigen, heißen Pfaden bis nach Jerusalem, wo sie am 6. Juni 1099 anlangten. Aber die Stadt wurde von einem starken türkischen Heere verteidigt; 40,000 Mann standen gegen 20,000 ermattete Kreuzfahrer, dabei 1500 Ritter. Diefeu gab die Begeisterung Mut, daß sie einen Sturm auf die feste Stadt wagten. Aber ihr Angriff wurde zurück- geschlagen, und sie sahen bald ein, daß ihnen zu solcher Belagerung die Werkzeuge fehlten. Unter unsäglichen Mühen und Gefahren wurden Baumstämme aus der Umgegend herbeigeschafft, während viele der Kreuzfahrer angesichts der heiligen Stadt vor Hunger und Elend umkamen. Die Sonnenglut trocknete die Wasserbehälter aus; und fanden die Christen eine Quelle, dann kämpften sie um einen' Trunk Wassers, so daß sich oft ihr Blut mit dem ersehnten Tranke mischte. Nach vierwöchentlicher, fast übermenschlicher Anstrengung hatten die Belagerer den Bau von zwei Türmen fertig, die Jerusalems Mauern um sieben Ellen überragten. Die Wände der Türme waren mit Tierhäuten umkleidet, die vor Wurfgeschossen schützen sollten, und eine aufgezogene Fallbrücke kounte auf die Mauer der Stadt hinabgelassen werden. Am 14. Juli 1099 sollte der Sturm auf Jerusalem beginnen. In feierlicher Prozession zogen die Christen um die Stadt, voran die Bischöfe mit aller Geistlichkeit in weißen Kleidern, das Kreuz in den Händen; ihnen folgten die Fürsten, Ritter und übrigen Pilger, alle in Waffenrüstung. Unter heiligen Gesängen bewegte sich der Zug zum Oelberg, wo die Christen niederknieten und von den Anführern zu Mut und Ausdauer ermahnt wurdeu. Die Türken auf hoher Mauer wußten nicht, was all das zu bedeuten hatte und sandten den Christen höhnend Pfeile zu. Ant andern

2. Unser Vaterland - S. 216

1900 - Berlin : Bruer
— 216 — Nun erwachte die alte Losung deutscher Zwietracht aufs neue „Hie Welf, hie Waiblinger!" Ein Teil des Reiches stand zu den Hohenstaufen, andere begehrten einen Kaiser aus dem Welfengeschlecht. Philipp von Schwaben mußte es sich gefallen lassen, daß er selbst zu Mühlhausen als deutscher König ausgerufen wurde (6. März 1198). Er soll es ungern gethan haben, nur um wenigstens die Krone seinem Hause zu erhalten, welche er dem unmündigen Königssohne nicht verschaffen konnte. Die welfische Partei wählte Otto, den dritten Sohn Heinrichs des Löwen von Braunschweig, der im Nordwesten des Reiches Anerkennung fand, während Philipp den größten Teil Mittel- und Süddeutschlands für sich hatte. Aber beide Kronenträger waren nur die erwählten Vertreter fürstlicher Parteiinteressen, die nichts mit des Reiches Wohl zu thun hatten. Philipp, ein würdiger Sohn Friedrich Barbarossas, tapfer, ritterlich, ein frommer und gelehrter Herr seiner Zeit, war einst für den geistlichen Stand bestimmt gewesen und sein Familienleben gab dem deutschen Volke ein Vorbild feiner Sitte und häuslichen Glücks. Denn seine anmutige Gemahlin, die griechische Prinzessin Irene, verstand und würdigte ihres Gatten Vorliebe für Wissenschaft und Kunst und pflegte gleich ihm an ihrem Hofe den deutschen Minnegesang. Der edle Hohenstaufe wäre den meisten Großen des Reichs ebenso willkommen gewesen, wie der Masse des Volkes, wenn nicht die päpstliche und mit ihr die welfische Partei ihren Vorteil mehr gesucht hätte, als des Reiches Glück. Otto hatte seine Jugendzeit fast nur in fremden Landen zugebracht, war der stete Begleiter seines Oheims, Richard Löwenherz's von England, gewesen, hatte sich an dessen Hose in ritterlichen Künsten geübt, und glich dem Oheim an wilder Fehdelust. Richard setzte alle Mittel in Bewegung, seinem Neffen den deutschen Königsthron zu sichern, der selbst am allerwenigsten Lust hatte, den ihm fremden deutschen Landen ein treuer König zu sein. Doch ließ er sich eiligst zu Stachen frönen, während Philipp in Mainz gekrönt worden war. Beide Könige aber suchten sich die Freundschaft des Papstes Innocenz Iii. zu erwerben, um in ihm eine Stütze zu finden. Dieser riet anfangs zu gütlichem Vergleich; als aber Otto zu Gunsten der Kirche und des Papstes auf mancherlei Besitztümer und Rechte verzichtete, gebot der

3. Unser Vaterland - S. 230

1900 - Berlin : Bruer
— 230 — den Pflichten seiner Königswürde ab, für die er an den Erzbischof von Köln 12,000 Thaler, an Mainz 13,000, dem Herzog von Bayern 9000 und an andere deutsche Fürsten 8000 Thaler bezahlt hatte. Das alles brachte große Verwirrung über Deutschland. Jeder Fürst und jeder Ritter meinte, nehmen zu können, was ihm beliebte. Faustrecht und Raubrittertum wurden ärger, als je zuvor, utib das> Fehdewesen unter Fürsten und Adel konnte sich ungehindert ausbreiten. Die Burgen, einst Sitz und Pflegestätte ritterlichen Familienlebens, waren Raubnester geworden, in denen wegelagernde Ritter ihre Beute verbargen, die sie reisenden Kaufleuten abgenommen oder andern Rittern und geistlichen Herren. Da erhoben sich die deutschen Städte und vereinten sich um ihrer Selbsterhaltung willen gegen solches Unwesen zu einem Verbände^ der zu einer politischen Macht wurde. Die sechzig Bundesstädte des „Rheinbundes" verpflichteten sich, nur dem als König gehorchen zu wollen, den die Fürsten einstimmig wählen würden; sonst wollten sie feinem beistehn, keinen aufnehmen, ihm Geld leihen oder Dienste leisten (1241). Schon früher war die deutsche Hansa, der norddeutsche Städtebund, entstanden, dem sich Hamburg, Lübeck, Braunschweig und viele andere Städte angeschlossen hatten. Er gelangte erst später zu seiner vollen Bedeutung. Nicht zufrieden damit, den Hohenstaufen in Deutschland allen Boden entzogen zu haben, arbeitete die päpstliche Partei auch in Italien an dem Untergange Manfreds und des letzten unmündigen Hohenstaufen Konradin. Zunächst bot der Papst dem Bruder des Königs Ludwig von Frankreich, Karl von Anjou, die Krone von Sizilien an, doch kam die Sache nicht sobald zum Abschluß, da der fromme Ludwig auch für seinen Bruder kein unrecht Gut haben wollte. Ein desto weiteres Gewissen hatte dieser, und Papst Urbans Nachfolger, Klemens Vi., krönte den Franzosen Karl von Anjou gegen das Versprechen völligen Gehorsams und einer jährlichen Abgabe von 8000 Unzen Goldes zum König von Sizilien (1266), das doch rechtmäßig Besitz der Hohenstaufen war. Aber Herr des Landes wurde der Franzose erst nach der Schlacht von Benevent, in welcher Manfred gefallen war. Er hatte seinen Tod geahnt. Als er mit einer Schar vorandringen wollte, fiel ihm seine silberne Helmzier, ein Adler, aus den Sattelknopf nieder. Manfred stürmte tapfer in die dichtesten Reihen

4. Unser Vaterland - S. 235

1900 - Berlin : Bruer
— 235 — welche begeistert ihrem Rufe folgten, und das Christentum hatte seine Kraft gegen den Muhamedanismus des Morgenlandes siegreich in die Wagschale geworfen. Wie viele Wandlungen des Eifers und der Erfolge die sieben Hauptkreuzzüge während zweier Jahrhunderte haben mochten, die Macht der Päpste war während dieser Zeit derart gewachsen, daß der päpstliche Bann Kaiser Friedrich Ii. treffen konnte, weil er den dem Papste gelobten Kreuzzug verzögert hatte. Mit dem Falle von Accon war der letzte Besitz abendländischer Christen in Palästina verloren (1291), und sechs Millionen Menschen wären nur einer frommen Träumerei oder dem hierarchischen Gehorsam geopfert worden, wenn die Kreuzzüge nicht auf Sitten und Religion, auf Kunst und Wissenschaft, wie auf geistige und materielle Entwicklung des europäischen Völkerlebens, damit deutscher Kultur, einen überwältigenden Einfluß gehabt hätten. Es mag sich diese Einwirkung am besten bei den einzelnen Ständen erkennen lassen. Kaiser und Fürstengewalt. Die Hohenstaufen trachteten zunächst darnach, das unter den letzten Kaisern, besonders unter Lothar von Sachsen sehr geschädigte kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Damit stießen sie auf viel feindlichen Widerstand. Die Herzogswürde war meist erblich geworden, wogegen ein starkes Königtum nur durch die besondre Kraft des jedesmaligen Trägers der deutschen Krone möglich war, die er seinem Erben nicht ohne weiteres hinterlassen konnte. Denn das Wahlrecht der Deutschen war bei den letzten Königskrönungen sehr in den Vordergrund getreten, und schon jetzt hatten einzelne geistliche und weltliche Fürsten dabei eine maßgebende Stimme gewonnen, obgleich von den eigentlichen Wahl- oder Kurfürsten hier noch nicht die Rede ist. Das Ringen der Fürstengewalt gegen das Kaisertum, die Spal- tungen der Welfen und Ghibellinen, veranlaßten die Kaiser oft, Hoheitsrechte und Privatgüter an ihre Anhänger zu vergeben oder sich solche durch Gaben zu gewinnen, so die Städte, oft auch die Geistlichkeit, durch Rechtsverleihungen. Darin lag notgedrungen eine Schwächung des Königstums und damit des Reiches, wodurch Papst und Kirche ein Uebergewicht erhielten. Des alten deutschen Reiches Herrlichkeit, welche Karl der Große begründete, hatte nicht zum wenigsten darin geruht, daß der deutsche Kaiser in unbeschränkter monarchischer Gewalt oberster Lehns- und Schirmherr des Staates und der Kirche war.

5. Unser Vaterland - S. 285

1900 - Berlin : Bruer
— 285 — So stauben die Kurfürsten gewissermaßen über dem Kaiser, dem sie durch ihre Wahl seine Würde verliehen. Der Krone war überhaupt fast nur noch der äußere Glanz übrig geblieben, seit ihre Träger all mählich so viele kaiserliche Rechte verschenkt hatten, daß sie thatsächlich gezwungen waren, auf die Vergrößerung ihrer Haus macht bebacht zu sein, um nur ein Gegengewicht für die Macht der deutschen Fürsten zu finden, die jetzt Landesherren ihrer Territorien waren. Begehrte der Kaiser etwas von den Kurfürsten, so mochte er es von ihnen erkaufen, wie Kaiser Karl Iv. jedem derselben 100,000 Gulden für das Versprechen zahlte, seinen Sohn Wenzel zum einstigen Nachfolger wählen zu wollen. Auch die Gunst der Städte suchte er später für diesen Plan durch die kaiserliche Erlaubnis des Einigungsrechts zu gewinnen, obgleich' er ihnen dadurch eine Macht verlieh, die der Krone nicht zum Vorteil gereichte. Es ist begreiflich, daß auch die andern Fürsten eine Selbständigkeit erstrebten, welche die Kurfürsten durch die goldne Bulle erlangt hatten, Ritterschaft und Städte dagegen sich durch große Bündnisse gegen die fürstliche Uebermacht zu schützen suchten, wo einst Kaiser und Reich den Schwachen zu schirmen vermochten. Vielmehr suchte der Kaiser auch daraus für sein Haus Vorteile zu gewinnen; besonders würden die reichen Hanfastäbte mit ausgesuchtester Rücksicht behanbelt. Aber gerade diesen war der Kaiser nur eine Schattengestalt. Sie nannten ihn ihren Herrn und Kaiser, der nur zu gebieten habe, wie der Lübecker Bürgermeister ihn einst feierlich begrüßte, führten aber ohne Kaiser und Reich Kriege, schlossen Handelsverträge und beherrschten das Meer, als wäre es ihr alleiniges Reich. Die Reichsstäbte wurden dabei mit ungemessenen Freiheiten beschenkt, welche trotzdem nicht umsonst waren. Auch die Erfindung, vielmehr der Verkauf des sogenannten Brief-adels eröffnete immer neue Gelbquellen, deren Karl Iv. notgedrungen beburfte, wollte er feine weitgehenden Pläne zur Erhöhung seiner Hausmacht ausführen. Nach einem Erbvertrage mit den bayerischen Markgrafen Ludwig und Otto in Brandenburg wußte er diesen die Mark fast mit Gewalt für 500,000 Gulden abzudrängen, um sie Böhmen einzuverleiben, trotzdem Markgraf Otto mit der Tochter des Kaisers vermählt war. Es könnte wohl in den heillosen Zuständen Brandenburgs eine Entschuldung bafür gefunben werben. Zum Teil ruhte bort der päpstliche Bann aus Fürst und Volk, der falsche Waldemar halte viel Unruhe

6. Unser Vaterland - S. 287

1900 - Berlin : Bruer
— 287 — desto erfolgreicher widmen zu können. Ein geordnetes Gerichtswesen und die Abfassung des Landbuchs der Mark Brandenburg sicherten die landesherrlichen Rechte. Die süddeutschen Städte sahen vorsichtig auf Karls Iv. Politik, der selbst den Fürsten Städte verpfändet hatte, um Geld zu erlangen. Daraus schlossen vierzehn Städte einen Bund, den schwäbischen Städtebund, „gegen jedermann, der sie bedrängen würde," und lange Kriege der Städte mit fürstlichen Herren, besonders mit Graf Eberhard dem ©reiner, verwüsteten die südlichen Länder, ohne daß sich der Kaiser darum gekümmert hätte. Er zog zu dieser Zeit anscheinend zu friedlichem Besuch nach Paris an den seinem Hause verwandten Königshof. Doch wurden dort auch mancherlei andere Interessen geltend gemacht, Frankreich sollte im Kriege mit England anf die Hülfe des deutschen Kaisers rechnen, so versprach dieser. Sein Tod ließ es dazu nicht kommen. Nach Deutschland zurückgekehrt, starb Karl Iv. zu Prag an einem schleichenden Fieber, das als Sinnbild jener Zeit gelten möchte, die nun über Deutschland heraufzog, langsam aber düster in ihrer Zukunft. So vielfach Karl Iv. als deutscher Kaiser in der Geschichte getadelt worden ist, ebenso viel Ehre möchte ihm sein Vermächtnis an seinen Sohn und Nachfolger bringen, in dem es heißt: „Habe Deine Freunde lieb und sitze friedsam, und wenn Du etwas mit Güte erreichen kannst, so laß den Krieg. Erweise jedem Zucht und Ehre. Habe den Papst und die Pf aff heit lieb und die Deutschen zu Freunden, so magst Du desto besser im Frieden bleiben." 2. Wenzel (1378 bis 1400) und Ruprecht von der Pfalz (1400 bis 1410). Unter Wenzel, der, kaum siebzehn Jahre alt, die deutsche Krone trägt, wird die deutsche Königswürde zur Karrikatur. Schon über seine Jugendjahre werden viele böse Dinge berichtet, die ihn als einen Unhold erscheinen lassen. Tiere und Menschen sind ihm ein Spielzeug, worauf er jein Geschoß richtet, oder die er anderweitig mißhandelt. Der Henker, den er seinen lieben Freund und Gevatter nannte, soll sein steter Begleiter gewesen sein. Wie viel oder wenig an diesen sagen-

7. Unser Vaterland - S. 288

1900 - Berlin : Bruer
— 288 — haften Berichten übertrieben sein mag, etwas Wahres ruht sicher darin, und gewiß ist, daß Wenzel die Jagdreviere Böhmens besser kannte, als die deutschen Lande, zu deren Regierung er berufen war. Am beklagenswertesten erscheint es gewiß von vorn herein, daß der junge Herrscher sich dem Trunke ergab. Wie konnte daraus Gutes kommen! Gutmütig, doch schwach, wollte er des Volkes Wohl. Strenge Gerechtigkeitspflege sollte jedem das Seine geben; aber das war schwer in einer Zeit, in der keiner des andern Rechte achtete, und jede Partei, sich der andern gegenüber durch Bündnisse zu stärken suchte. Zunächst hatte Wenzel sein Augenmerk auf den Kirchenstreit gerichtet, der dadurch entstanden war, daß die französisch gesinnte Partei Klemens Vii. (aus Genf) zum Papst erhob, die italienische Urban Vi., einen italienischen Kardinal, dem auch Weitzel in Deutschland Anerkennung zu verschaffen suchte, dazu Gunst und Macht der Fürsten bedurfte und sich darum kühl und abwehrend gegen die sich weiter ausbreitenden Städtebündnisse verhielt. Diesen gegenüber standen die großartigen Ritterbündnisse, wie die Vereinigung der „Hörner" im Hessenlande, der „Falkner" Westfalens, die Gesellschaften von St. Georg und St. Wilhelm, der große Bund der „brimmenden Löwen", der sich von den Niederlanden zu den Alpen, über Bayern und dem Thüringer Wald ausbreitete und andere. Ein großer Landfriede, den die Kurfürsten auch gegen die Städte geplant hatten, blieb fast erfolglos, da keine Reichsgewalt ihm Nachdruck zu verschaffen wußte. Wenzel sah diesen Sturm verkündenden Bewegungen ziemlich teilnahmslos zu, als ihn Papst Urban nach Italien lud: „Komm mit den Kurfürsten und richte auf deine kaiserliche Macht! Es eile die edle Germania herbei, um ihrer edlen Schwester Jtalia zu helfen, welche das kraftlose Heer der schändlichsten Sklaverei unterwerfen will." Schou um sich krönen zu lassen, gedachte Wenzel diesem Ruf zu folgen, wollte aber zuvor „nur noch das Reich bestellen" und hielt zu diesem Zwecke in Nürnberg einen glänzenben Reichstag ab, um einen allgemeinen Landfrieden zu befehlen, der nur im sübwestlichen Deutschland zu stände kam. Unterdessen war die schweizerische Eidgenossenschaft nach der siegreichen Schlacht bei Morgarten (1315) durch den Beitritt der von Habsburg abgefallenen Städte Luzern, Zürich, Glarus, Zug und Bern zum „Bunde der acht alten Orte" herangewachsen und bereit, Oesterreich und dessen Verbündeten entgegen zu treten, die den Eidgenossen Fehde

8. Unser Vaterland - S. 318

1900 - Berlin : Bruer
— 318 — Die Verse wurden immer mehr geschichtliche Wahrheit, ob zum wirklichen und dauernden Segen der Habsburger, ob zum Heile des deutschen Reiches, sollte die Zukunft zeigen. Die großartigen Gedanken eines Karl, eines Otto des Großen, welche einst erstrebten, das deutsche Kaisertum zum Träger christlicher Weltherrschaft zu machen, seinen Feinden furchtbar, ein eherner Wall nach außen, ein emporstrebender fest gegründeter Bau nach innen, sie waren längst dahin. Das Papsttum war trotz vieler Wechselfälle erstarkt, die Fürsten waren selbständige Herren und nicht mehr gehorsame Vasallen des Kaisers, und das Volk war herangereift zu einem Willen, inmitten der zerrütteten Verhältnisse von Staat und Kirche sich eine Macht zu sichern, welche das Kaisertum durch die Schuld seiner Träger eingebüßt hatte. Es mochte dem Leben eines edeln Kaisers den rechten Inhalt geben, auf solchem Wege Führer seines Volkes zu werden, und der junge Herrscher suchte ernstlich gut zu machen, was Friedrich Iii. darin versäumt hatte. Zunächst hielt Maximilian zu diesem Zwecke seinen ersten Reichstag in Worms ab, mußte aber gleich hier erfahren, wie wenig jetzt kaiserliche Machtworte galten. Fürsten und Städte, Adel und Stände begehrten gar keinen monarchischen Führer; sie wollten mit und neben dem Kaiser herrschen. Als Maximilian Geldmittel zu einem Römerzuge begehrte, sich vom Papste krönen zu lassen, auch Frankreich zu hindern, seine Herrschaft immer weiter in Italien auszudehnen, verlangten besonders die Städte, zunächst den Frieden im Reiche zu sichern. Auch eine sogenannte „eilende Hülfe," das Aufgebot der ganzen Reichsmacht gegen die Türken, wurde an Bedingungen geknüpft, „ein von der kaiserlichen Person unabhängiges Gericht sollte über jedermann im deutschen Reiche gleiches Recht sprechen." Nur auf Drängen der deutschen Fürsten und selbst des Papstes, dem die Franzosen als Herren von Neapel recht unbequeme Nachbarn waren, willigte Maximilian in die Stiftung eines ewigen Landfriedens, dem ein Reichskammergericht strenge Geltung gegen Faust- und Fehderecht und gegen des Einzelnen Willkür verschaffen sollte. Zu diesem Reichskammergericht hatte der Kaiser nur den Vorsitzenden der von den Reichsständen gewählten sechszehn Räte zu ernennen. Im übrigen war das Gericht völlig unabhängig vom Kaiser und darum nicht mehr an die kaiserliche Residenz gebunden wie

9. Unser Vaterland - S. 321

1900 - Berlin : Bruer
— 321 — Neichsbeschlüssen nicht als Reichsangehörige fügen. Sie brauchten kein Reichskammergericht und wollten keine Steuer zahlen. Der süddeutsche Edelmann, in ewiger Fehde mit dem schweizer Bauer, wollte außerdem endlich einmal große Abrechnung und Entscheidung suchen. Das war der „Schwabenkrieg", der Kampf zwischen „Stiefel" und „Bundschuh", in dessen Verlauf die Eidgenossen Sieger blieben. Auch Maximilian wurde schließlich von demselben Geschick ereilt. Obgleich er in einem verheerenden Kriegszuge mehr als zweihundert Ortschaften der Schweiz zerstörte, unterlag er den Eidgenossen lind mußte im „Baseler Frieden" (22. Sept. 1499) auf alle Rechte an die Schweizer verzichten, welche als Eidgenossenschaft allmählich in 13 Kantonen vereinigt, sich nicht mehr „Glieder", sondern „gehorsame Verwandte" des Reiches nannten. Auch in Italien endete Maximilians nochmaliger Römerzug unglücklich (1504). Das Herzogtum Mailand mußte endlich dem französischen Könige als Mannslehen überlassen werden. Aber das .alles brach Maximilians Kampfeslust nicht. Voll ritterlicher Begeisterung plante er einen Kreuzzug gegen die Türken und begehrte Reichshülfe. Doch meinten die deutschen Fürsten, gegen einen solchen Feind vermöchte nur die vereinte europäische Macht etwas auszurichten, und so unterblieb jeder Widerstand gegen die Osmanen. Gab es doch auch inmitten des Reichs so viele Verhältnisse zu ordnen und Streitigkeiten auszugleichen, deren Stürme an den morschen Säulen des alten Kaiserbaues rüttelten. So verheerte ein neunmonatlicher Erbfolgestreit das bayerische Land, bis Maximilian durch gütlichen Vergleich einen -eil Niederbayerns als besondere Herrschaft Pfalz-Neuburg, Ober-pfalz, abzweigte und dadurch die streitenden Parteien befriedigte (1505). -io wenig das Kriegsglück dem Hause Oesterreich lächelte, Erbschaft nach Erbschaft und manche glückliche Heirat vermehrten unausgesetzt seine Hausmacht. Der Jnfant von Kastilien, Maximilians Schwiegersohn, war wenige Monate nach seiner Vermählung gestorben. Ihm war seine Schwester, die Königin von Portugal und deren Sohn im Tode gefolgt, und der deutsche Kaisersohn Philipp (v. Burgund) wurde dadurch mit seiner Gemahlin Johanna Erbe der Länder ihrer Eltern: Spanien, Sizilien und Neapel. Aber auch er starb bald, und ein Lohn Karl (A .), also der Enkel Maximilians, erhielt die Anwartschaft ans das Erbe seines Vaters (1506), das einst einen Teil Born hak, Unser Vaterland. ,

10. Unser Vaterland - S. 326

1900 - Berlin : Bruer
Obgleich mit Rudolf von Habsburg die deutsche Kaiserherrschaft, der Glanz ihrer Krone aus tiefster Schmach neu erstanden war, so konnte doch eins nicht wieder auf den alten Stand der Dinge zurückgeführt werden, die Stellung der Kaisergewalt zu den deutschen Fürsten, zum deutschen Volke. Schon mit dem Untergange der Hohenstaufen, ja während ihrer Herrschaft hatte sich des Reiches Macht in landesherrliche Gewalten aufgelöst. Die Fürsten waren nicht mehr Beamte ihres kaiserlichen Herrn, sondern selbständige Gebieter ihres Länderbesitzes geworden. Nun bildeten sie die Re ichs stände, voran die sieben Kurfürsten, denen als „Grundsäulen und Leuchtern des Reiches" die goldne Bulle Karls Iv. (1356) neben dem alleinigen Wahlrecht die Unantastbarkeit ihrer Person und die Unteilbarkeit ihrer Fürstentümer zusicherte. Das vollständige Münz- und Bergmerksregal, die Erhebung des Judenschutzgeldes, auch der gefreite Gerichtsstand wurde ihnen zugesprochen, alles einst kaiserliche Rechte. Die vier weltlichen Kurfürstentümer waren längst erblich, und jeder einzelne Kurfürst strebte naturgemäß danach, durch Vergrößerung der eignen Hausmacht ein Uebergewicht zu gewinnen. Die Kaiser hatten redlich dasselbe für sich und ihr Haus gethan. Aber die hervorragende Stellung, welche den Kurfürsten im Reiche eingeräumt wurde, war
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