Kreuzfahrer dem heißersehnten Ziele ihrer Pilgerfahrt zu und gelangten zuerst nach Betlehem, wo ihnen die Christen Palästinas, Psalmen singend, entgegen kamen. Allen voran eilte Tankred, und als die Kunde zum Heere kam, daß er die Mauer Jerusalems erreicht hatte, kam neues Leben in die zum Tod ermatteten Reihen. Als sie aber gar von den Bergeshöhen die leuchtenden Kuppeln der heiligen Stadt erblickten, kannte ihr Jubel und ihr Dank keine Grenzen.
„Jerusalem! Jerusalem!" mit heiligem Schauer rief man es, und die Kreuzfahrer umarmten sich jubelnd. Eingedenk des Schriftworts: „Ziehe deine Schuhe ans; denn der Ort, da du aufstehest, ist ein heiliges Land," legten die Pilger ihre Schuhe ab, küßten den heiligen Boden und eilten auf den steinigen, heißen Pfaden bis nach Jerusalem, wo sie am 6. Juni 1099 anlangten.
Aber die Stadt wurde von einem starken türkischen Heere verteidigt; 40,000 Mann standen gegen 20,000 ermattete Kreuzfahrer, dabei 1500 Ritter. Diefeu gab die Begeisterung Mut, daß sie einen
Sturm auf die feste Stadt wagten. Aber ihr Angriff wurde zurück-
geschlagen, und sie sahen bald ein, daß ihnen zu solcher Belagerung die Werkzeuge fehlten. Unter unsäglichen Mühen und Gefahren wurden Baumstämme aus der Umgegend herbeigeschafft, während viele der Kreuzfahrer angesichts der heiligen Stadt vor Hunger und Elend umkamen. Die Sonnenglut trocknete die Wasserbehälter aus; und fanden die Christen eine Quelle, dann kämpften sie um einen' Trunk Wassers, so daß sich oft ihr Blut mit dem ersehnten Tranke mischte. Nach
vierwöchentlicher, fast übermenschlicher Anstrengung hatten die Belagerer den Bau von zwei Türmen fertig, die Jerusalems Mauern um sieben Ellen überragten. Die Wände der Türme waren mit Tierhäuten umkleidet, die vor Wurfgeschossen schützen sollten, und eine aufgezogene
Fallbrücke kounte auf die Mauer der Stadt hinabgelassen werden. Am 14. Juli 1099 sollte der Sturm auf Jerusalem beginnen. In feierlicher Prozession zogen die Christen um die Stadt, voran die Bischöfe mit aller Geistlichkeit in weißen Kleidern, das Kreuz in den Händen; ihnen folgten die Fürsten, Ritter und übrigen Pilger, alle in Waffenrüstung. Unter heiligen Gesängen bewegte sich der Zug zum Oelberg, wo die Christen niederknieten und von den Anführern zu Mut und Ausdauer ermahnt wurdeu.
Die Türken auf hoher Mauer wußten nicht, was all das zu bedeuten hatte und sandten den Christen höhnend Pfeile zu. Ant andern
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Nun erwachte die alte Losung deutscher Zwietracht aufs neue „Hie Welf, hie Waiblinger!" Ein Teil des Reiches stand zu den Hohenstaufen, andere begehrten einen Kaiser aus dem Welfengeschlecht. Philipp von Schwaben mußte es sich gefallen lassen, daß er selbst zu Mühlhausen als deutscher König ausgerufen wurde (6. März 1198). Er soll es ungern gethan haben, nur um wenigstens die Krone seinem Hause zu erhalten, welche er dem unmündigen Königssohne nicht verschaffen konnte.
Die welfische Partei wählte Otto, den dritten Sohn Heinrichs des Löwen von Braunschweig, der im Nordwesten des Reiches Anerkennung fand, während Philipp den größten Teil Mittel- und Süddeutschlands für sich hatte. Aber beide Kronenträger waren nur die erwählten Vertreter fürstlicher Parteiinteressen, die nichts mit des Reiches Wohl zu thun hatten.
Philipp, ein würdiger Sohn Friedrich Barbarossas, tapfer, ritterlich, ein frommer und gelehrter Herr seiner Zeit, war einst für den geistlichen Stand bestimmt gewesen und sein Familienleben gab dem deutschen Volke ein Vorbild feiner Sitte und häuslichen Glücks. Denn seine anmutige Gemahlin, die griechische Prinzessin Irene, verstand und würdigte ihres Gatten Vorliebe für Wissenschaft und Kunst und pflegte gleich ihm an ihrem Hofe den deutschen Minnegesang. Der edle Hohenstaufe wäre den meisten Großen des Reichs ebenso willkommen gewesen, wie der Masse des Volkes, wenn nicht die päpstliche und mit ihr die welfische Partei ihren Vorteil mehr gesucht hätte, als des Reiches Glück.
Otto hatte seine Jugendzeit fast nur in fremden Landen zugebracht, war der stete Begleiter seines Oheims, Richard Löwenherz's von England, gewesen, hatte sich an dessen Hose in ritterlichen Künsten geübt, und glich dem Oheim an wilder Fehdelust. Richard setzte alle Mittel in Bewegung, seinem Neffen den deutschen Königsthron zu sichern, der selbst am allerwenigsten Lust hatte, den ihm fremden deutschen Landen ein treuer König zu sein. Doch ließ er sich eiligst zu Stachen frönen, während Philipp in Mainz gekrönt worden war. Beide Könige aber suchten sich die Freundschaft des Papstes Innocenz Iii. zu erwerben, um in ihm eine Stütze zu finden. Dieser riet anfangs zu gütlichem Vergleich; als aber Otto zu Gunsten der Kirche und des Papstes auf mancherlei Besitztümer und Rechte verzichtete, gebot der
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den Pflichten seiner Königswürde ab, für die er an den Erzbischof von Köln 12,000 Thaler, an Mainz 13,000, dem Herzog von Bayern 9000 und an andere deutsche Fürsten 8000 Thaler bezahlt hatte.
Das alles brachte große Verwirrung über Deutschland. Jeder Fürst und jeder Ritter meinte, nehmen zu können, was ihm beliebte. Faustrecht und Raubrittertum wurden ärger, als je zuvor, utib das> Fehdewesen unter Fürsten und Adel konnte sich ungehindert ausbreiten. Die Burgen, einst Sitz und Pflegestätte ritterlichen Familienlebens, waren Raubnester geworden, in denen wegelagernde Ritter ihre Beute verbargen, die sie reisenden Kaufleuten abgenommen oder andern Rittern und geistlichen Herren.
Da erhoben sich die deutschen Städte und vereinten sich um ihrer Selbsterhaltung willen gegen solches Unwesen zu einem Verbände^ der zu einer politischen Macht wurde. Die sechzig Bundesstädte des „Rheinbundes" verpflichteten sich, nur dem als König gehorchen zu wollen, den die Fürsten einstimmig wählen würden; sonst wollten sie feinem beistehn, keinen aufnehmen, ihm Geld leihen oder Dienste leisten (1241). Schon früher war die deutsche Hansa, der norddeutsche Städtebund, entstanden, dem sich Hamburg, Lübeck, Braunschweig und viele andere Städte angeschlossen hatten. Er gelangte erst später zu seiner vollen Bedeutung.
Nicht zufrieden damit, den Hohenstaufen in Deutschland allen Boden entzogen zu haben, arbeitete die päpstliche Partei auch in Italien an dem Untergange Manfreds und des letzten unmündigen Hohenstaufen Konradin. Zunächst bot der Papst dem Bruder des Königs Ludwig von Frankreich, Karl von Anjou, die Krone von Sizilien an, doch kam die Sache nicht sobald zum Abschluß, da der fromme Ludwig auch für seinen Bruder kein unrecht Gut haben wollte.
Ein desto weiteres Gewissen hatte dieser, und Papst Urbans Nachfolger, Klemens Vi., krönte den Franzosen Karl von Anjou gegen das Versprechen völligen Gehorsams und einer jährlichen Abgabe von 8000 Unzen Goldes zum König von Sizilien (1266), das doch rechtmäßig Besitz der Hohenstaufen war. Aber Herr des Landes wurde der Franzose erst nach der Schlacht von Benevent, in welcher Manfred gefallen war. Er hatte seinen Tod geahnt. Als er mit einer Schar vorandringen wollte, fiel ihm seine silberne Helmzier, ein Adler, aus den Sattelknopf nieder. Manfred stürmte tapfer in die dichtesten Reihen
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Extrahierte Ortsnamen: Mainz Deutschland Hamburg Deutschland Italien Sizilien Sizilien
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welche begeistert ihrem Rufe folgten, und das Christentum hatte seine Kraft gegen den Muhamedanismus des Morgenlandes siegreich in die Wagschale geworfen. Wie viele Wandlungen des Eifers und der Erfolge die sieben Hauptkreuzzüge während zweier Jahrhunderte haben mochten, die Macht der Päpste war während dieser Zeit derart gewachsen, daß der päpstliche Bann Kaiser Friedrich Ii. treffen konnte, weil er den dem Papste gelobten Kreuzzug verzögert hatte.
Mit dem Falle von Accon war der letzte Besitz abendländischer Christen in Palästina verloren (1291), und sechs Millionen Menschen wären nur einer frommen Träumerei oder dem hierarchischen Gehorsam geopfert worden, wenn die Kreuzzüge nicht auf Sitten und Religion, auf Kunst und Wissenschaft, wie auf geistige und materielle Entwicklung des europäischen Völkerlebens, damit deutscher Kultur, einen überwältigenden Einfluß gehabt hätten. Es mag sich diese Einwirkung am besten bei den einzelnen Ständen erkennen lassen.
Kaiser und Fürstengewalt.
Die Hohenstaufen trachteten zunächst darnach, das unter den letzten Kaisern, besonders unter Lothar von Sachsen sehr geschädigte kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Damit stießen sie auf viel feindlichen Widerstand. Die Herzogswürde war meist erblich geworden, wogegen ein starkes Königtum nur durch die besondre Kraft des jedesmaligen Trägers der deutschen Krone möglich war, die er seinem Erben
nicht ohne weiteres hinterlassen konnte. Denn das Wahlrecht der Deutschen war bei den letzten Königskrönungen sehr in den Vordergrund getreten, und schon jetzt hatten einzelne geistliche und weltliche Fürsten dabei eine maßgebende Stimme gewonnen, obgleich von den eigentlichen Wahl- oder Kurfürsten hier noch nicht die Rede ist.
Das Ringen der Fürstengewalt gegen das Kaisertum, die Spal-
tungen der Welfen und Ghibellinen, veranlaßten die Kaiser oft, Hoheitsrechte und Privatgüter an ihre Anhänger zu vergeben oder sich solche durch Gaben zu gewinnen, so die Städte, oft auch die Geistlichkeit, durch Rechtsverleihungen. Darin lag notgedrungen eine Schwächung des Königstums und damit des Reiches, wodurch Papst und Kirche ein Uebergewicht erhielten. Des alten deutschen Reiches Herrlichkeit, welche Karl der Große begründete, hatte nicht zum wenigsten darin geruht, daß der deutsche Kaiser in unbeschränkter monarchischer Gewalt oberster Lehns- und Schirmherr des Staates und der Kirche war.
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ein Zug nach Böhmen, dieselben zu erlangen, brachte nur dem böhmischen Adel Vorrechte. An den Papst schrieb Ruprecht entschuldigend, daß er nicht wisse, wie die Wahl ans ihn gefallen sei itnb die Kurfürsten fügten die Bitte dazu, den „König aus Erbarmen zu bestätigen."
Aber vergeblich suchte er die päpstliche Krönung zu erlangen. Zwar kam der Römerzug zu stände, auf dem er auch den Mailänder Herzog Galeazzo Visconti zur Herausgabe des von Wenzel verkauften Herzogtums zwingen wollte; aber der Mangel an Geldmitteln nötigte bald zur Heimkehr, ohne daß Ruprecht nur das Geringste erreicht hätte. Er hatte auf dem Rückwege seine Kleinodien und sein Silbergeschirr verkaufen und verpfänden müssen und kam so arm nach Deutschland zurück, daß das Volk auf den Gassen Spottlieder von dem König sang, der ohne Geld, ohne Ehre und ohne Krone heim gekommen. Zwar empfing Ruprecht, auf dem Stuhle Karls des Großen sitzend, wenige Jahre später die Königskrone (14. Nov. 1407), aber es vollzog sich diese Feier „schlicht, ohne Chrysaut (Salbung) oder andere Zierlichkeit." Aber der arme König konnte bei aller persönlichen Tüchtigkeit und dem eifrigsten Bestreben, Gutes zu schassen, weder in Italien noch in Deutschland viel ausrichten. Die Fürsten, welche kurz zuvor Wenzels Absetzung beschlossen hatten, waren eben so wenig nachgiebig gegen den neuen König, und Wenzel konnte sogar hoffen, jetzt seine Kaiserkrönung durchzusetzen, benn der Mailänber Herzog erschien ebenso willig ihm zu helfen, wie sein Bruder Sigismunb, mit dem er die Regierung Böhmens gemeinsam führen wollte. Doch wußte der Papst den Römerzug Wenzels zu verhinbern, trotzbem biefer auch den Herzog von Oesterreich für sich gewonnen hatte. Endlich traten dem König Ruprecht dieselben geistlichen Kurfürsten, welche ihn erwählt hatten, besonders der Erzbischof von Mainz, feindlich gegenüber, so daß er, nachdem er vergeblich manche Kronrechte geopfert hatte, um den guten Willen der Fürsten zu gewinnen, sich zunächst gegen den Mainzer wappnete. Er starb inmitten der Rüstungen zu Oppenheim am Rhein (18. Mai 1410) und wurde in der Heiligengeistkirche zu Heidelberg bestattet. Seine Grabschrift kündet, daß unter dem breiten Grabstein, auf dem die lebensgroßen Gestalten des Königspaares in Stein gebildet sind, „mit seiner keuschen Gemahlin Burggräfin Elisabeth" (Schwester des Burggrafen von Nürnberg Friedrich von Hohenzollern) dort ruht: „Ruprecht, Herzog von Bayern, Pfalzgraf bei Rhein, rechtmäßiger
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mehr bekannt ist, als in ihren einfachen Thatsachen. Wir folgen dieser sagenhaften Geschichte, wie sie sich im fünfzehnten Jahrhundert immer fester gebildet und doch mit dem ältesten deutschen Sagenstoff vermischt hat. Erst im sechszehnten Jahrhundert fand die überlieferte Geschichte ihre Berichterstatter, die sich vielfach nur an die wirkliche Geschichte anlehnt, ohne ihr völlig treu zu sein. Ihr gehöre zunächst ein kurzer Blick.
Die Schweiz gehörte seit Konrad Ii. zum deutschen Reiche (1033), da er sie nach dem Tode des Burgunderkönigs, Rudolf Iii., mit dem Burgunderreiche an sich riß. Später stand die Schweiz lange Zeit unter der Verwaltung der Zähringer (heute in Baden). Doch machten sich mancherlei Wirren geltend, da viele weltliche und geistliche Herren neben Freistädten und freien Landgemeinden dort Besitz hatten. Unter ihnen ragten die Habsburger hervor, und die habsburgischen Grafen im Aargau sandten Landvögte in ihre Besitzungen der Waldstätten Schwyz, Uri und Unterwalden, um die Gerichtsbarkeit auszuüben.
Kaiser Friedrich Ii. erhob Uri und Schwyz zu Reichsvogteien, wodurch sie unmittelbar unter Kaiser und Reich standen, und es erscheint natürlich, daß auch Unterwalden sich von der gräflich habsburgischen Vogtei loszumachen suchte, um unter das Reich zu kommen. Als aber Rudolf von Habsburg deutscher Herrscher wurde, war er oberster Vogt und Reichsherr zu gleicher Zeit und wählte die Landammänner (Vögte) unter den Schweizern selbst, so daß sie nur von ihresgleichen gerichtet wurden. Die Waldstätten schlossen nach seinem Tode einen ewigen Bund (1291), und Adolf von Nassau hatte ihnen die von Kaiser Friedrich Ii. verliehenen Rechte bestätigt. Albrecht J. that das freilich nicht, ließ aber gleich seinem Vater Rudolf das Land von Schweizern verwalten, und sicher knüpft sich an Albrechts Bestreben, durch persönlichen Besitz der Schweiz seine Hausmacht zu vergrößern, die sagenhafte Geschichte von der Unterdrückung des edeln Schweizervolkes und dessen Befreiung.
Albrecht, so wird berichtet, ließ den Waldstätten sagen, sie thäten gut, sich unter den mächtigen und erblichen Schutz des Hauses Oesterreich zu begeben. Er liebe das tapfere Volk der Schweizer und wollte sie gern als seines Hauses liebe Kinder wissen. Ihm zu widerstehen, seien sie ohnedies zu schwach. Aber die Schweizer begehrten bei ihren alten Rechten und beim Reiche zu bleiben.
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heiten zu mischen und Italien sofort nach der Krönung wieder zu verlassen.
Nur von einem glänzenden Gefolge über die Alpen geleitet, empfing der deutsche König und Kaiser in Mailand die lombardische Krone, in Rom, das er „in Pilgrims Weise" betrat (1355), durch zwei Kardinäle die Kaiserkrone, um noch an demselben Tage den Rückzug nach Deutschland anzutreten. Dabei versäumte er nicht, sich von italischen Fürsten und Städten viel Geld für Rechtsverleihungen zahlen zu lassen. Da wandelte sich der Jubel, der den Ersehnten begrüßt hatte, in Spott. Die Italiener hatten sich den Kaiser anders vorgestellt.
Nach feiner Rückkehr widmete er sich wiederum fast nur den böhmischen Landen. Hier zerstörte er Raubburgen, hob Handel und Gewerbe, rief Künstler und Gelehrte nach Böhmen und stellte es damit in die Reihe der ersten Kulturstaaten Europas. Doch wußte Karl Iv. klug vermittelnd auch mancherlei Uebelstäude im übrigen Reiche abzupellen, und es bucht die Geschichte besonders sein hervorragendes Reichs-gejetz, die „unverbrüchliche ewige" goldne Bulle, so nach der goldenen Kapsel (Bulla) genannt (1356), die das Siegel von Wachs umschloß und an seidener Schnur herabhing.
Dieses Reichsgesetz verlieh oder vielmehr bestätigte das ausschließliche Recht, ein Reichsoberhaupt zu wählen, sieben Kurfürsten, die solches Recht thatsächlich schon länger als ein Jahrhundert ausgeübt hatten, drei geistlichen, den Erzbischöfen von Mainz, Trier und Köln und vier weltlichen, dem König von Böhmen, dem Markgrafen von Brandenburg, dem Herzog von Sachsen - Wittenberg und dem Pfalzgrafen am Rhein. Die geistlichen Kurfürsten galten als Erzkanzler für Deutschland, Burgund und Italien, die weltlichen vertraten die Reichserzämter und war der Böhme Erzschenk, der Pfalzgraf Erztruchseß, der Sachse Erz marsch all und der Brandenburger Erzkämmerer des Reiches. Sie erhielten über andere Fürsten Rechte in ihren Ländern, standen dem Kaiser in der Regierung zur Seite und galten als Würdenträger des Reichs, so bei der Krönung und dem Krönungsmahl, wo ihnen besondere Dienste zufielen. Die Kurwürde sollte an den jedesmaligen Besitz der genannten Länder oder Bistümer gebunden sein und bei Erledigung des Thrones binnen drei Monaten die Königswahl zu Frankfurt am Main, die Krönung in Aachen stattfinden.
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So stauben die Kurfürsten gewissermaßen über dem Kaiser, dem sie durch ihre Wahl seine Würde verliehen. Der Krone war überhaupt fast nur noch der äußere Glanz übrig geblieben, seit ihre Träger all mählich so viele kaiserliche Rechte verschenkt hatten, daß sie thatsächlich gezwungen waren, auf die Vergrößerung ihrer Haus macht bebacht zu sein, um nur ein Gegengewicht für die Macht der deutschen Fürsten zu finden, die jetzt Landesherren ihrer Territorien waren. Begehrte der Kaiser etwas von den Kurfürsten, so mochte er es von ihnen erkaufen, wie Kaiser Karl Iv. jedem derselben 100,000 Gulden für das Versprechen zahlte, seinen Sohn Wenzel zum einstigen Nachfolger wählen zu wollen. Auch die Gunst der Städte suchte er später für diesen Plan durch die kaiserliche Erlaubnis des Einigungsrechts zu gewinnen, obgleich' er ihnen dadurch eine Macht verlieh, die der Krone nicht zum Vorteil gereichte.
Es ist begreiflich, daß auch die andern Fürsten eine Selbständigkeit erstrebten, welche die Kurfürsten durch die goldne Bulle erlangt hatten, Ritterschaft und Städte dagegen sich durch große Bündnisse gegen die fürstliche Uebermacht zu schützen suchten, wo einst Kaiser und Reich den Schwachen zu schirmen vermochten. Vielmehr suchte der Kaiser auch daraus für sein Haus Vorteile zu gewinnen; besonders würden die reichen Hanfastäbte mit ausgesuchtester Rücksicht behanbelt. Aber gerade diesen war der Kaiser nur eine Schattengestalt. Sie nannten ihn ihren Herrn und Kaiser, der nur zu gebieten habe, wie der Lübecker Bürgermeister ihn einst feierlich begrüßte, führten aber ohne Kaiser und Reich Kriege, schlossen Handelsverträge und beherrschten das Meer, als wäre es ihr alleiniges Reich. Die Reichsstäbte wurden dabei mit ungemessenen Freiheiten beschenkt, welche trotzdem nicht umsonst waren. Auch die Erfindung, vielmehr der Verkauf des sogenannten Brief-adels eröffnete immer neue Gelbquellen, deren Karl Iv. notgedrungen beburfte, wollte er feine weitgehenden Pläne zur Erhöhung seiner Hausmacht ausführen.
Nach einem Erbvertrage mit den bayerischen Markgrafen Ludwig und Otto in Brandenburg wußte er diesen die Mark fast mit Gewalt für 500,000 Gulden abzudrängen, um sie Böhmen einzuverleiben, trotzdem Markgraf Otto mit der Tochter des Kaisers vermählt war. Es könnte wohl in den heillosen Zuständen Brandenburgs eine Entschuldung bafür gefunben werben. Zum Teil ruhte bort der päpstliche Bann aus Fürst und Volk, der falsche Waldemar halte viel Unruhe
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Extrahierte Personennamen: Karls Eberhard Karl_Iv Karl Karl_Iv Karl Wenzel
Extrahierte Ortsnamen: Karls Paris Frankreich England Deutschland Deutschland
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Neichsbeschlüssen nicht als Reichsangehörige fügen. Sie brauchten kein Reichskammergericht und wollten keine Steuer zahlen.
Der süddeutsche Edelmann, in ewiger Fehde mit dem schweizer Bauer, wollte außerdem endlich einmal große Abrechnung und Entscheidung suchen. Das war der „Schwabenkrieg", der Kampf zwischen „Stiefel" und „Bundschuh", in dessen Verlauf die Eidgenossen Sieger blieben. Auch Maximilian wurde schließlich von demselben Geschick ereilt. Obgleich er in einem verheerenden Kriegszuge mehr als zweihundert Ortschaften der Schweiz zerstörte, unterlag er den Eidgenossen lind mußte im „Baseler Frieden" (22. Sept. 1499) auf alle Rechte an die Schweizer verzichten, welche als Eidgenossenschaft allmählich in 13 Kantonen vereinigt, sich nicht mehr „Glieder", sondern „gehorsame Verwandte" des Reiches nannten.
Auch in Italien endete Maximilians nochmaliger Römerzug unglücklich (1504). Das Herzogtum Mailand mußte endlich dem französischen Könige als Mannslehen überlassen werden. Aber das .alles brach Maximilians Kampfeslust nicht. Voll ritterlicher Begeisterung plante er einen Kreuzzug gegen die Türken und begehrte Reichshülfe. Doch meinten die deutschen Fürsten, gegen einen solchen Feind vermöchte nur die vereinte europäische Macht etwas auszurichten, und so unterblieb jeder Widerstand gegen die Osmanen. Gab es doch auch inmitten des Reichs so viele Verhältnisse zu ordnen und Streitigkeiten auszugleichen, deren Stürme an den morschen Säulen des alten Kaiserbaues rüttelten. So verheerte ein neunmonatlicher Erbfolgestreit das bayerische Land, bis Maximilian durch gütlichen Vergleich einen -eil Niederbayerns als besondere Herrschaft Pfalz-Neuburg, Ober-pfalz, abzweigte und dadurch die streitenden Parteien befriedigte (1505).
-io wenig das Kriegsglück dem Hause Oesterreich lächelte, Erbschaft nach Erbschaft und manche glückliche Heirat vermehrten unausgesetzt seine Hausmacht. Der Jnfant von Kastilien, Maximilians Schwiegersohn, war wenige Monate nach seiner Vermählung gestorben. Ihm war seine Schwester, die Königin von Portugal und deren Sohn im Tode gefolgt, und der deutsche Kaisersohn Philipp (v. Burgund) wurde dadurch mit seiner Gemahlin Johanna Erbe der Länder ihrer Eltern: Spanien, Sizilien und Neapel. Aber auch er starb bald, und ein Lohn Karl (A .), also der Enkel Maximilians, erhielt die Anwartschaft ans das Erbe seines Vaters (1506), das einst einen Teil
Born hak, Unser Vaterland. ,
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