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1. Neuzeit - S. 270

1912 - Stuttgart : Bonz
270 reichlich.belohnen: Bayern erhielt Tirol und Vorarlberg; Wrttemberg die Donaustdte Ehingen, Munderkingen, Riedlingen, Wangen und Saulgau u. a.; Baden erhielt den Breisgau und Konstanz. Bayern und Wrttem-berg erlangten die Knigskrone und die volle und unbeschrnkte Sou-1806. vernitt. Am 1. Januar 1806 nahm der Kurfürst Friedrich von Wrt-temberg die Knigs krne an. Der ehemalige Groherzog von Toskana bekam jetzt statt Salzburg Wrzburg. Auch durch Familienverbindungen wurden die sddeutschen Fürsten mit Napoleon verknpft. Napoleon vermhlte seinen Stiefsohn Eugen de Beauharnais, den er zum Vizeknig von Italien machte, mit einer bayrischen Prinzessin, seinen Bruder Jerome mit der Prinzessin Katharina von Wrttemberg, Tochter des Knigs Friedrich; seinen Generalstabschef Marschall Berthier, jetzt Herzog von Neuchatel (Neuenburg), mit einer bayrischen Prinzessin. Der Kurprinz von Baden mute eine Adoptivtochter Napoleons, Stephanie de Beauhar-nais, heiraten. Deutsche Gebiete wurden schon an Franzosen vergeben. Napoleons Schwager, der Gemahl seiner Schwester Karoline, Joachim Murat, wurde Groherzog von Cleve-Berg; Neuenburg erhielt Mar-schall Berthier. Ja, der Erzkanzler Dalberg ernannte den Oheim Napoleons, den Kardinal Fesch, einen Korsen, der kein Wort deutsch verstand, zu seinem Koadjutor. 3) Das Knigreich Italien wurde durch Venetien, Jstrien und Dalmatien vergrert. Unmittelbar nach dem Friedensschlu erklrte Napoleon von Schn-brunn aus, da die Dynastie der Bourbonen in Neapel zu regieren auf-gehrt habe (27. Dezember 1805), und setzte seinen Bruder Joseph Bona-parte hier als König ein. Als Joseph 1808 auf den spanischen Thron erhoben wurde, folgte ihm Murat in Neapel. Die neapolitanische Knigs-famie flchtete nach Sizilien, wo sie sich mit englischer Hilfe behauptete. In Italien versorgte Napoleon den Rest seiner Familie; und in dem ab-getretenen venetianischen Gebiet gab er seinen Marschllen und Staats-mnnern Besitzungen mit dem Herzogstel. Im Jahr 1806 wandelte er auch die niederlndische Republik in ein Knigreich Holland unter seinem Bruder Ludwig um. 3. Ende des heiligen rmischen Reiches deutscher Nation 1806. a. Rheinbund. Napoleon beschlo, die Fürsten, die ihm 1805 Heeresfolge geleistet hatten, dauernd an sich zu fesseln. In seinem 1806. Kabinett wurde die Rheinbundsakte entworfen, am 12. Juli 1806 den Gesandten der betreffenden Fürsten vorgelesen und unterzeichnet. 16 sd- und westdeutsche Fürsten, die zusammen ein Gebiet von 130 000 qkm und 8 Millionen Einwohnern beherrschten, der Reichs-erzkanzler (von Dalberg), die Könige von Bayern und Wrttemberg, die Groherzge von Baden, Hessen-Darmstadt und Berg, die Herzge von Nassau-Ufingen und Arenberg, die Fürsten von Nassau-Weilburg, Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern-Sigmaringen, Salm-Salm und Salm-Kirburg, Jsenburg-Birstein, von der Seyen und Liechtenstein, sagten sich darin frmlich vom Reiche los und erklrten sich fr souvern; sie traten in einen besonderen Bund, den Rheinbund, unter dem Protektorat d. h. der Schutzhoheit des Kaifers der Franzofen, dem sie

2. Altertum und Mittelalter - S. 249

1911 - Stuttgart : Bonz
249 Fürsten wurden fr den Gedanken, der vom Papst und vom König von Frankreich empfohlen wurde, gewonnen und luden Friedrich nach Deutschland ein. Friedrich erschien und wurde im Dezember 1212 zu Frankfurt zum König gewhlt. Wie Otto verzichtete auch Friedrich auf die wichtigsten Reichsrechte und Gebiete. Auch er der--lie der Kirche neben dem ursprnglichen Kern des Kirchenstaates (dem. Patrimonium Petri von Ceperano bis Radicofani) die smtlichen mittelitalienischen Reichsgebiete: Spoleto, die Mark Ancona, die Pentapolis und das Exarchat Ravenna. Er erkannte die unbedingt freie Wahl der Bischfe durch die Kapitel an und verzichtete damit auf jeden Einflu auf die Bischofswahlen, wie ihn noch Friedrich I. trotz des Wormser Konkordats krftig ausgebt hatte. Die Nieder-lge, die Otto als Bundesgenosse des Knigs Johann von England 1214 bei Bouvines (15 km sdstlich von Lille) gegen Philipp August von Frankreich erlitt, brach auch in Deutschland seine Macht. In Aachen wurde Friedrich 1215 zum zweitenmal gekrnt; jetzt erst galt er als der gesetzmige König. Seit 1215 war Otto auf seine Erblande beschrnkt; drei Jahre daraus ist er auf der Harzburg, erst 36 Jahre alt, gestorben. 2. Iv. Kreuzzug (1204). a. Der Zug. Als der von Heinrich Vi. 1204. veranstaltete Kreuzzug ohne Ergebnis verlief, betrieb Innocenz Iii. sofort einen neuen Zug. Besonders aus dem Adel zogen manche aus, wie Balduin Ix. von Flandern und Hennegau, Bonifatius von Mont-ferrat. Der 90jhrige Doge von Venedig Enrico Dandolo lie die Kreuzfahrer zuerst Zara in Dalmatien fr Venedig erobern; dann folgten sie dem Ruf des Alexws, eines Sohnes des gestrzten und geblendeten Kaisers Isaak Angelos, der dafr Unterwerfung unter Rom und Untersttzung des Kreuzzuges versprach, eroberten Konstantinopel und fetzten Isaak Angelos mit seinem Sohn Alexios Iv. wieder ein. Da aber die neuen Machthaber den Vertrag nicht erfllen konnten, zudem bald gestrzt wurden, wurde die unglckliche Stadt eingenommen (1204) und mit Greueln aller Art erfllt. b. Das lateinische Kaisertum. Dann wurde Balduin von Flandern zum Kaiser gewhlt, erhielt aber nur ein Viertel des ganzen Reiches. Von dem Rest forderte Venedig den Lwenanteil: Korfu, Kephalenia, Epirus, Kreta, Euba und einen Teil des Peloponnes eignete es sich an: seine Dogen nannten sich Beherrscher von einem Viertel und einem Achtel des Romerreiches". Aus dem brigen wurden Frsten-tmer der kmpfenden Ritter. Dieses lateinische Kaisertum hatte keinen Bestand. Der Kaiser war machtlos. Die Griechen vershnten sich mit der Fremdherrschaft der Lateiner und der Herrschaft des Papstes nicht. In Kleinasien entstanden unabhngige griechische Staaten, Nica und Trapezunt. In Europa waren die Bulgaren gefhrliche Nachbarn. Rasch zerfiel das von allen Seiten, namentlich von Ntca aus bedrngte Reich, bis endlich der Herrscher von Nica, Michael Palologos 1261, untersttzt von den Genuesern, ohne Mhe Konstantinopel einnahm. Die Genueser verdrngten in dem erneuerten griechischen Reiche die Vene-tianer aus ihrer bevorrechteten Stellung.

3. Altertum und Mittelalter - S. 311

1911 - Stuttgart : Bonz
311 ritterliche Brautwerbung um Marie von Burgund als Teuerdank" (d. h. der auf teuerlicheabenteuerliche Taten Bedachte) verherrlichen lassen; aber er arbeitete zugleich an einer Umgestaltung des Kriegs-Wesens und hatte einen Sinn fr neue politische Gedanken und Be-strebungen. Durch seine unruhige Planmacherei, mehr im Interesse seiner Hausmacht als des Reiches, zusammen mit seiner bestndigen Geldnot hat er seinem Ruf und Erfolg geschadet; aber fr die Schpfung des sterreichischen Grostaates hat er Groes geleistet, freilich viel mehr durch Vertrge und Heiraten als durch die Waffen. Tie burgundische Ehe (1477 S. 306) war da schon vor seiner Knigs-whl ein groer Erfolg. Die Masse des burgundischen Erbes behauptete er gegen Frankreich. Wenn er auch nach Marias frhem Tode (1485) kaum als Vormund des Sohnes Philipp in den Niederlanden an-erkannt wurde und einmal monatelang in Gefangenschaft geriet, wurden doch die burgundische Freigrafschaft und die Niederlande dauernd mit dem Haus Habsburg verbunden. b. Die Reichsreform. Von dem Nachfolger Friedrichs Iii. erwartete man vor allem die Reichsreform. der das Bedrfnis konnte kein Zweifel fein, aber der die Art der Reform war zwischen dem Kaiser (Maximilian hie sich zuerst ohne die ppstliche Krnung rmischer Kaiser), dem mehr an der auswrtigen Politik und darum an einem Reichsheer gelegen war, und der eine Strkung der knig-lichen Gewalt verlangte, und den Fürsten, voran dem Erzbischof von Mainz Bertold von Henneberg, welche den Fürsten einen Anteil an der Reichsregierung geben und dadurch die Zustnde bessern wollten, ein tiefer Gegensatz. Maximilian war allen Versuchen die knigliche Gewalt durch ein stndiges Reichsregiment" zu beschrnken feind und hat das Mglichste getan, um das Werk im Keim zu ersticken. Durch das Bedrfnis, Geld und Truppen vom Reich zu bekommen, sah sich Maximilian gentigt, auf die Reformwnsche einzugehen. Auf dem Reichstag zu Worms 1495, auf dem Maximilian Mittel 1495 zur Beschaffung einer eilenden Hilfe" zum Krieg gegen Franzosen und Trken und zugleich einer bestndig whrenden Hilfe" d. h. einer dauernden Wehrverfaffung des Reichs verlangte, forderten die Stnde unter der Fhrung Bertolds von Henneberg dafr die Reform der Reichsverfassung, wonach dem König ein aus stndischen Mitgliedern bestehender Reichsrat oder ein Reichsregiment mit groen Befugnissen zur Seite treten sollte. Den Reichsrat lehnte Max ab. Im brigen wurde folgendes beschlossen: 1) Ein ewiger Landfrieden wurde verkndet mit Aushebung des Fehderechts und des Rechts der Selbsthilfe fr alle Zeiten. Es war ein ungeheurer Fortschritt der die bisherigen begrenzten Landfriedensbndnisse hinaus, der dem Reich dauernden Frieden im Innern gab. 2) Streitigkeiten der Reichsstnde schlichtet ein oberster Gerichtshof, das Reichs-kammergericht, eine Einrichtung, die wieder die kaiserliche Macht

4. Altertum und Mittelalter - S. 331

1911 - Stuttgart : Bonz
331 aus ihre Herrschaft um 1090 der Spanien ausdehnten, konnten das Vor-dringen der Christen, die schon Toledo (1085) in Hnden hatten und unter denen damals der Cid (Graf Rodrigo Diaz von Bivar, genannt Campeador f 1099) seine glnzenden Taten verrichtete, nicht aufhalten. Die Be-geisterung der ^renzzge belebte auch hier den Kampf, dem sich namentlich die spanischen Ritterorden widmeten. Entscheidend war der glnzende Sieg bei Navas de Tolosa in der Sierra Morena (1212). Bis 1250 erlagen Cordova, Murcia, Sevilla; der Emir von Gr an ad a erkannte den König von Kastilien, dessen Reich sich nun bis zum Kap Tarifa erstreckte, als seinen Lehensherrn an. Um 1250 hatte auch das Reich Aragonien nach der Einnahme von Zaragoza, Barcelona, den Balearen und Valencia sein Gebiet abgerundet. 3) Die folgenden Jahrh. brachten keine groen Gebietsvernderungen auf der Halbinsel hervor. Die sizilianische Vesper (1282 S. 255) brachte Sizilien unter das Zepter einer aragonischen Seitenlinie: spter (1409) wurde die Insel mit Aragon selbst vereinigt. Im Kampf gegen den Islam sind die christlichen Staaten der Halbinsel erwachsen und hat sich der stolze, ritterlich tapfere, fromme, aber auch in-tolerante spanische Charakter entwickelt. Groe Gewalt erlangte hier die Kirche und der Adel, der hohe und der niedere der Hidalgos; weniger von Bedeutung waren ursprnglich die Städte. Das Knigtum wurde in den einzelnen Staaten beschrnkt durch die eiferschtig bewachten Fueros d. h. Gesetze und Rechte (vom lat. forum) und durch die Reichsstnde oder Kortes. Am eingeschrnktesten war die Krone in Aragonien, wo die Kodes eine entscheidende Mitwirkung bei allen wichtigen Angelegenheiten hatten, wo der Oberrichter (Jnsticia) im Fall einer Verletzung der Fueros die Gewalt der Waffen gegen den König aufrufen konnte. c, Ferdinand und Jsabella.^ Zu grerer Bedeutung gelangte Spanien erst, als die edle Jsabella von Kastilien 1469 dem berechnenden, 1469-begeisterungslosen, sparsamen Ferdinand von Aragonien die Hand reichte (Jsabella 14741504, Ferdinand 14791516) und damit die Ver-einigurtg der beiden Reiche einleitete. Ihre Regierung ist epochemachend dadurch, da unter ihnen 1) die knigliche Macht gestrkt wurde: Ferdinand brachte die Gromeisterwrde der drei Ritterorden der Halbinsel an sich, was der armen Krone vermehrte Einknfte verschaffte. Dem Adel gegenber, der das Recht der Fehde beanspruchte, sttzte sich Jsabella auf die Städte: sie muten die heilige Hermandad" (d. h. Bruderschaft) erneuern, d. h. einen Stdtebund schlieen, der, wirksamer als die deutschen Stdtebndnisse, gegen. Friedensbruch und andere Verbrechen durch berittene Mannschaften einschritt und in kurzer Zeit Sicherheit und Ordnung im Reiche herstellte. So gelang es Jsabella, die Macht des Adels zu brechen. Auch die schreckliche Inquisition, die ganz unter kniglichem Einflsse stand, wurde gegen politische Gegner verwendet. 2) Sodann wurde die Bekmpfung der Unglubigen fortgesetzt. Der Rest des alten arabischen Reiches beschrnkte sich auf die Kstenstriche im Sden. Auch dieses Reich von Granada, lngst von Kastilien abhngig und tributpflichtig, war geschwcht durch innere Zerwrfnisse und Thron-streitigkeiten. So wurde es den spanischen Monarchen nicht schwer, in zehnjhrigem Krieg dem maurischen Reiche ein Ende zu machen. Nach-dem der Westen des kleinen Reichs mit Malaga und der Osten unterworfen

5. Unser Vaterland - S. 184

1900 - Berlin : Bruer
Kreuzfahrer dem heißersehnten Ziele ihrer Pilgerfahrt zu und gelangten zuerst nach Betlehem, wo ihnen die Christen Palästinas, Psalmen singend, entgegen kamen. Allen voran eilte Tankred, und als die Kunde zum Heere kam, daß er die Mauer Jerusalems erreicht hatte, kam neues Leben in die zum Tod ermatteten Reihen. Als sie aber gar von den Bergeshöhen die leuchtenden Kuppeln der heiligen Stadt erblickten, kannte ihr Jubel und ihr Dank keine Grenzen. „Jerusalem! Jerusalem!" mit heiligem Schauer rief man es, und die Kreuzfahrer umarmten sich jubelnd. Eingedenk des Schriftworts: „Ziehe deine Schuhe ans; denn der Ort, da du aufstehest, ist ein heiliges Land," legten die Pilger ihre Schuhe ab, küßten den heiligen Boden und eilten auf den steinigen, heißen Pfaden bis nach Jerusalem, wo sie am 6. Juni 1099 anlangten. Aber die Stadt wurde von einem starken türkischen Heere verteidigt; 40,000 Mann standen gegen 20,000 ermattete Kreuzfahrer, dabei 1500 Ritter. Diefeu gab die Begeisterung Mut, daß sie einen Sturm auf die feste Stadt wagten. Aber ihr Angriff wurde zurück- geschlagen, und sie sahen bald ein, daß ihnen zu solcher Belagerung die Werkzeuge fehlten. Unter unsäglichen Mühen und Gefahren wurden Baumstämme aus der Umgegend herbeigeschafft, während viele der Kreuzfahrer angesichts der heiligen Stadt vor Hunger und Elend umkamen. Die Sonnenglut trocknete die Wasserbehälter aus; und fanden die Christen eine Quelle, dann kämpften sie um einen' Trunk Wassers, so daß sich oft ihr Blut mit dem ersehnten Tranke mischte. Nach vierwöchentlicher, fast übermenschlicher Anstrengung hatten die Belagerer den Bau von zwei Türmen fertig, die Jerusalems Mauern um sieben Ellen überragten. Die Wände der Türme waren mit Tierhäuten umkleidet, die vor Wurfgeschossen schützen sollten, und eine aufgezogene Fallbrücke kounte auf die Mauer der Stadt hinabgelassen werden. Am 14. Juli 1099 sollte der Sturm auf Jerusalem beginnen. In feierlicher Prozession zogen die Christen um die Stadt, voran die Bischöfe mit aller Geistlichkeit in weißen Kleidern, das Kreuz in den Händen; ihnen folgten die Fürsten, Ritter und übrigen Pilger, alle in Waffenrüstung. Unter heiligen Gesängen bewegte sich der Zug zum Oelberg, wo die Christen niederknieten und von den Anführern zu Mut und Ausdauer ermahnt wurdeu. Die Türken auf hoher Mauer wußten nicht, was all das zu bedeuten hatte und sandten den Christen höhnend Pfeile zu. Ant andern

6. Unser Vaterland - S. 216

1900 - Berlin : Bruer
— 216 — Nun erwachte die alte Losung deutscher Zwietracht aufs neue „Hie Welf, hie Waiblinger!" Ein Teil des Reiches stand zu den Hohenstaufen, andere begehrten einen Kaiser aus dem Welfengeschlecht. Philipp von Schwaben mußte es sich gefallen lassen, daß er selbst zu Mühlhausen als deutscher König ausgerufen wurde (6. März 1198). Er soll es ungern gethan haben, nur um wenigstens die Krone seinem Hause zu erhalten, welche er dem unmündigen Königssohne nicht verschaffen konnte. Die welfische Partei wählte Otto, den dritten Sohn Heinrichs des Löwen von Braunschweig, der im Nordwesten des Reiches Anerkennung fand, während Philipp den größten Teil Mittel- und Süddeutschlands für sich hatte. Aber beide Kronenträger waren nur die erwählten Vertreter fürstlicher Parteiinteressen, die nichts mit des Reiches Wohl zu thun hatten. Philipp, ein würdiger Sohn Friedrich Barbarossas, tapfer, ritterlich, ein frommer und gelehrter Herr seiner Zeit, war einst für den geistlichen Stand bestimmt gewesen und sein Familienleben gab dem deutschen Volke ein Vorbild feiner Sitte und häuslichen Glücks. Denn seine anmutige Gemahlin, die griechische Prinzessin Irene, verstand und würdigte ihres Gatten Vorliebe für Wissenschaft und Kunst und pflegte gleich ihm an ihrem Hofe den deutschen Minnegesang. Der edle Hohenstaufe wäre den meisten Großen des Reichs ebenso willkommen gewesen, wie der Masse des Volkes, wenn nicht die päpstliche und mit ihr die welfische Partei ihren Vorteil mehr gesucht hätte, als des Reiches Glück. Otto hatte seine Jugendzeit fast nur in fremden Landen zugebracht, war der stete Begleiter seines Oheims, Richard Löwenherz's von England, gewesen, hatte sich an dessen Hose in ritterlichen Künsten geübt, und glich dem Oheim an wilder Fehdelust. Richard setzte alle Mittel in Bewegung, seinem Neffen den deutschen Königsthron zu sichern, der selbst am allerwenigsten Lust hatte, den ihm fremden deutschen Landen ein treuer König zu sein. Doch ließ er sich eiligst zu Stachen frönen, während Philipp in Mainz gekrönt worden war. Beide Könige aber suchten sich die Freundschaft des Papstes Innocenz Iii. zu erwerben, um in ihm eine Stütze zu finden. Dieser riet anfangs zu gütlichem Vergleich; als aber Otto zu Gunsten der Kirche und des Papstes auf mancherlei Besitztümer und Rechte verzichtete, gebot der

7. Unser Vaterland - S. 230

1900 - Berlin : Bruer
— 230 — den Pflichten seiner Königswürde ab, für die er an den Erzbischof von Köln 12,000 Thaler, an Mainz 13,000, dem Herzog von Bayern 9000 und an andere deutsche Fürsten 8000 Thaler bezahlt hatte. Das alles brachte große Verwirrung über Deutschland. Jeder Fürst und jeder Ritter meinte, nehmen zu können, was ihm beliebte. Faustrecht und Raubrittertum wurden ärger, als je zuvor, utib das> Fehdewesen unter Fürsten und Adel konnte sich ungehindert ausbreiten. Die Burgen, einst Sitz und Pflegestätte ritterlichen Familienlebens, waren Raubnester geworden, in denen wegelagernde Ritter ihre Beute verbargen, die sie reisenden Kaufleuten abgenommen oder andern Rittern und geistlichen Herren. Da erhoben sich die deutschen Städte und vereinten sich um ihrer Selbsterhaltung willen gegen solches Unwesen zu einem Verbände^ der zu einer politischen Macht wurde. Die sechzig Bundesstädte des „Rheinbundes" verpflichteten sich, nur dem als König gehorchen zu wollen, den die Fürsten einstimmig wählen würden; sonst wollten sie feinem beistehn, keinen aufnehmen, ihm Geld leihen oder Dienste leisten (1241). Schon früher war die deutsche Hansa, der norddeutsche Städtebund, entstanden, dem sich Hamburg, Lübeck, Braunschweig und viele andere Städte angeschlossen hatten. Er gelangte erst später zu seiner vollen Bedeutung. Nicht zufrieden damit, den Hohenstaufen in Deutschland allen Boden entzogen zu haben, arbeitete die päpstliche Partei auch in Italien an dem Untergange Manfreds und des letzten unmündigen Hohenstaufen Konradin. Zunächst bot der Papst dem Bruder des Königs Ludwig von Frankreich, Karl von Anjou, die Krone von Sizilien an, doch kam die Sache nicht sobald zum Abschluß, da der fromme Ludwig auch für seinen Bruder kein unrecht Gut haben wollte. Ein desto weiteres Gewissen hatte dieser, und Papst Urbans Nachfolger, Klemens Vi., krönte den Franzosen Karl von Anjou gegen das Versprechen völligen Gehorsams und einer jährlichen Abgabe von 8000 Unzen Goldes zum König von Sizilien (1266), das doch rechtmäßig Besitz der Hohenstaufen war. Aber Herr des Landes wurde der Franzose erst nach der Schlacht von Benevent, in welcher Manfred gefallen war. Er hatte seinen Tod geahnt. Als er mit einer Schar vorandringen wollte, fiel ihm seine silberne Helmzier, ein Adler, aus den Sattelknopf nieder. Manfred stürmte tapfer in die dichtesten Reihen

8. Unser Vaterland - S. 235

1900 - Berlin : Bruer
— 235 — welche begeistert ihrem Rufe folgten, und das Christentum hatte seine Kraft gegen den Muhamedanismus des Morgenlandes siegreich in die Wagschale geworfen. Wie viele Wandlungen des Eifers und der Erfolge die sieben Hauptkreuzzüge während zweier Jahrhunderte haben mochten, die Macht der Päpste war während dieser Zeit derart gewachsen, daß der päpstliche Bann Kaiser Friedrich Ii. treffen konnte, weil er den dem Papste gelobten Kreuzzug verzögert hatte. Mit dem Falle von Accon war der letzte Besitz abendländischer Christen in Palästina verloren (1291), und sechs Millionen Menschen wären nur einer frommen Träumerei oder dem hierarchischen Gehorsam geopfert worden, wenn die Kreuzzüge nicht auf Sitten und Religion, auf Kunst und Wissenschaft, wie auf geistige und materielle Entwicklung des europäischen Völkerlebens, damit deutscher Kultur, einen überwältigenden Einfluß gehabt hätten. Es mag sich diese Einwirkung am besten bei den einzelnen Ständen erkennen lassen. Kaiser und Fürstengewalt. Die Hohenstaufen trachteten zunächst darnach, das unter den letzten Kaisern, besonders unter Lothar von Sachsen sehr geschädigte kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Damit stießen sie auf viel feindlichen Widerstand. Die Herzogswürde war meist erblich geworden, wogegen ein starkes Königtum nur durch die besondre Kraft des jedesmaligen Trägers der deutschen Krone möglich war, die er seinem Erben nicht ohne weiteres hinterlassen konnte. Denn das Wahlrecht der Deutschen war bei den letzten Königskrönungen sehr in den Vordergrund getreten, und schon jetzt hatten einzelne geistliche und weltliche Fürsten dabei eine maßgebende Stimme gewonnen, obgleich von den eigentlichen Wahl- oder Kurfürsten hier noch nicht die Rede ist. Das Ringen der Fürstengewalt gegen das Kaisertum, die Spal- tungen der Welfen und Ghibellinen, veranlaßten die Kaiser oft, Hoheitsrechte und Privatgüter an ihre Anhänger zu vergeben oder sich solche durch Gaben zu gewinnen, so die Städte, oft auch die Geistlichkeit, durch Rechtsverleihungen. Darin lag notgedrungen eine Schwächung des Königstums und damit des Reiches, wodurch Papst und Kirche ein Uebergewicht erhielten. Des alten deutschen Reiches Herrlichkeit, welche Karl der Große begründete, hatte nicht zum wenigsten darin geruht, daß der deutsche Kaiser in unbeschränkter monarchischer Gewalt oberster Lehns- und Schirmherr des Staates und der Kirche war.

9. Unser Vaterland - S. 321

1900 - Berlin : Bruer
— 321 — Neichsbeschlüssen nicht als Reichsangehörige fügen. Sie brauchten kein Reichskammergericht und wollten keine Steuer zahlen. Der süddeutsche Edelmann, in ewiger Fehde mit dem schweizer Bauer, wollte außerdem endlich einmal große Abrechnung und Entscheidung suchen. Das war der „Schwabenkrieg", der Kampf zwischen „Stiefel" und „Bundschuh", in dessen Verlauf die Eidgenossen Sieger blieben. Auch Maximilian wurde schließlich von demselben Geschick ereilt. Obgleich er in einem verheerenden Kriegszuge mehr als zweihundert Ortschaften der Schweiz zerstörte, unterlag er den Eidgenossen lind mußte im „Baseler Frieden" (22. Sept. 1499) auf alle Rechte an die Schweizer verzichten, welche als Eidgenossenschaft allmählich in 13 Kantonen vereinigt, sich nicht mehr „Glieder", sondern „gehorsame Verwandte" des Reiches nannten. Auch in Italien endete Maximilians nochmaliger Römerzug unglücklich (1504). Das Herzogtum Mailand mußte endlich dem französischen Könige als Mannslehen überlassen werden. Aber das .alles brach Maximilians Kampfeslust nicht. Voll ritterlicher Begeisterung plante er einen Kreuzzug gegen die Türken und begehrte Reichshülfe. Doch meinten die deutschen Fürsten, gegen einen solchen Feind vermöchte nur die vereinte europäische Macht etwas auszurichten, und so unterblieb jeder Widerstand gegen die Osmanen. Gab es doch auch inmitten des Reichs so viele Verhältnisse zu ordnen und Streitigkeiten auszugleichen, deren Stürme an den morschen Säulen des alten Kaiserbaues rüttelten. So verheerte ein neunmonatlicher Erbfolgestreit das bayerische Land, bis Maximilian durch gütlichen Vergleich einen -eil Niederbayerns als besondere Herrschaft Pfalz-Neuburg, Ober-pfalz, abzweigte und dadurch die streitenden Parteien befriedigte (1505). -io wenig das Kriegsglück dem Hause Oesterreich lächelte, Erbschaft nach Erbschaft und manche glückliche Heirat vermehrten unausgesetzt seine Hausmacht. Der Jnfant von Kastilien, Maximilians Schwiegersohn, war wenige Monate nach seiner Vermählung gestorben. Ihm war seine Schwester, die Königin von Portugal und deren Sohn im Tode gefolgt, und der deutsche Kaisersohn Philipp (v. Burgund) wurde dadurch mit seiner Gemahlin Johanna Erbe der Länder ihrer Eltern: Spanien, Sizilien und Neapel. Aber auch er starb bald, und ein Lohn Karl (A .), also der Enkel Maximilians, erhielt die Anwartschaft ans das Erbe seines Vaters (1506), das einst einen Teil Born hak, Unser Vaterland. ,

10. Unser Vaterland - S. 435

1900 - Berlin : Bruer
— 435 - Jahre alt, mit den im Todesschrecken ahnungsvollen Worten: „Gott itnrd kommen!" Ihm folgte in der Kurwürde sein Bruder August. Acht Tage später ging auch Johann Friedrich zur ewigen Ruhe. Markgraf Albrecht wurde als Störer des Reichsfriedens in die Reichsacht gethan und floh als Geächteter über den Rhein nach Frankreich. Dort trug er in der Stille sein Unglück als eine wohlverdiente Strafe Gottes, weil er einst als protestantischer Fürst in des Kaisers Dienst das Evangelium verfolgt habe. In frommen Uebungen verbrachte er den Rest seines Lebens, und das von ihm gedichtete Kirchenlied „Was mein Gott will, gescheh allzeit," zeugt von der stillen Ergebung des Brandenburgers in sein herbes Geschick. Karl V. sah alle hochfliegenden Pläne seines Lebens vernichtet, rind die mächtigen Reiche seiner Herrschaft, in denen „die Sonne nicht unterging", trugen für ihn nur die Vergänglichkeit alles Irdischen an sich. Darum waren ihm Krone und Szepter eine zu schwere Last geworden, und der gebrechliche Körper mahnte ihn, sein Halls zu bestellen. In klösterlicher Stille wollte er seine letzten Tage verbringen. Nachdem er seinem Sohne Philipp, der schon durch seine Vermählung mit der katholischen Maria von England dem Hause Habsburg eine Machtvergrößerung zugebracht, das Erbe der spanischen Krone, Mailand und Neapel abgetreten hatte, übergab er ihm die Herrschaft der Niederlande. Eine ergreifende Schilderung dieser Uebergabe zeichnet noch einmal die Persönlichkeit Kaiser Karls V. (25. Oktober 1555). Ju dem reich geschmückten Kronsaale des königlichen Palastes zu Brüssel erhob sich die prächtige Estrade, zu der sieben Stufen emporführten. Drei mit Gold und Edelsteinen geschmückte Sessel standen unter dem mit dem burgundischen Wappen geschmückten Thronhimmel, der mittlere für den Kaiser bestimmt, der zur Rechten für seinen Sohn Philipp. Zur Linken war der Sessel der Schwester des Kaisers, bisherigen Statthalterin der Niederlande, Königin Marie von Ungarn. Etwas tiefer befanden sich die Sitze der Ritter vom goldenen Vließ und die der übrigen Fürsten und Herren, noch tiefer die Bänke der Räte. Ringsum im ocicite hatten sich die Abgeordneten aller niederländischen Provinzen niedergelassen. Erwartungsvolle Stille ruhte auf der Menge, und aller Augen Waren auf bk Eingangspforte gerichtet, als sich die weiten Flügeltüren des Saales ans thaten, und der Kaiser herein wankte, mit der 2s*
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