140 Siebente Periode. Von 1789 bis zur Gegenwart. — Zweiter Abschnitt. Von 1815—1871.
gehindert. Noch hielt Friedrich Wilhelm, in Deutschland in grofser
Stellung, an dem Gedanken der deutschen Union auf der Grund-
lage der freien Vereinbarung mit den Fürsten fest (Radowitz) und
schlofs mit Sachsen und Hannover das „Dreikönigsbündnis“
(Mai), das diese beiden von vorn herein nicht zu halten ent-
schlossen waren. Diesem Vorgehen Preußens stimmte die Erb-
kaiserpartei in Gotha zu. Nun aber trat Österreich, das, bis
jetzt mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt, wenig in
die deutsche Frage hatte eingreifen können, kraftvoll den matt-
herzigen Bestrebungen Preußens entgegen.
122. d) Revolution und Reaktion in Österreich. Der österreichische
Staat brach im Frühlinge 1848 unter dem Zusammenwirken der
Verfassungs- und Nationalitätenfrage völlig zusammen: Lombardo-
Venetien rifs sich los, die Tschechen (Palacky) und Ungarn
forderten Autonomie und demokratische Verfassungen; die Süd-
slawen (Jellachich, Banus von Kroatien) lösten die Verbindung
mit Ungarn. In Wien kam es zu Aufständen (Mai), die den
Hof zur Flucht nach Innsbruck zwangen; Studenten und Bürger-
corps hatten die Gewalt in Händen. Doch wurde im Juli der
Reichstag eröffnet, der Kaiser kehrte zurück. Das Eintreten
der Regierung für die Kroaten und gegen die Ungarn rief einen
neuen Aufstand hervor (Okt.); der Hof floh nach Qlmütz. Aber
Jellachich und Fürst Windischgrätz rückten vor Wien, die
Stadt wurde bezwungen (Nov.), und eine grausame Reaktion be-
gann (unter den Erschossenen befand sich der Frankfurter Reichs-
tagsabgeordnete Robert Blum). Der Reichstag wurde nach Krem-
sier (Mähren, a. d. March) verlegt, Fürst Felix Schwarzenberg
übernahm das Ministerium. Am 2. Dez. 1848 dankte Ferdinand I.
zu gunsten seines Neffen Franz Josef ab. Nach Auflösung des
Reichstages (März 1849) oktroyierte Schwarzenberg eine freisinnige,
aber nicht ernstgemeinte Gesamtstaatsverfassung. Nun wandte sich
die Regierung gegen Ungarn, wo Kossuth die Diktatur über-
nommen hatte, war jedoch nicht imstande gegen Görgey und
Klapka etwas auszurichten, und erst die Hilfe Nikolaus’! von
Rußland (Paakjewitech) schlug den Aufstand nieder; das Ende
war Görgeys Kapitulation bei Vilägos (nö. von Arad) (Aug. 1849),
der ein Schreckensregiment unter Haynau folgte.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Robert_Blum Felix_Schwarzenberg Felix Ferdinand_I. Franz_Josef Franz Schwarzenberg Kossuth Görgeys
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Sachsen Hannover Gotha Venetien Ungarn Kroatien Ungarn Wien Ungarn Wien Ungarn Arad
122
Fünfte Periode. Von 1517 —1648. —Erster Abschnitt. Von 1517 —1555.
liehen Verwilderung steigerte. Luther verlor bei den Massen sein
Ansehen. Des in seinen Anfängen religiös-nationalen Werkes I
der Reformation bemächtigten sich die Fürsten; und die Gegner I
der neuen Lehre erhielten neuen Anlafs sie zu bekämpfen.
2. Förderung der Reformation durch die allgemeine
Weltlage (1521 —1546).
a) Erster Krieg Karls V. mit Franzi. (1521 — 26). Der ■
Zusammenstofs zwischen Karl V. und Franz I. war unvermeidlich ;
auchkard. Wolsey mufste seine Friedenspolitik aufgeben (s. S. 116);
Heinrich Viii. schlofs sich gleich Leox. (s. S 116) Karl an. Der i
Krieg brach in Navarra und Italien aus. Auf Karls erste große
Erfolge, den Sieg des deutschen Landsknechtführers Georg Frunds- ;
berg bei Bicocca (bei Mailand) und den Übertritt des mächtig-
sten Vasallen Frankreichs, des Connétable Karl von Bourbon
(1522), folgte ein Umschlag, bis der Sieg Pescaras und Frunds-
bergs bei Pa via und die Gefangennahme Franz’ I. (1525) Karl
eine grofsartige Stellung gab. Im Frieden von Madrid (1526)
verzichtete Franz auf alle Ansprüche in Italien und Burgund,
verlobte sich mit Karls Schwester und unterwarf sich dem Kaiser
völlig. Aus der Gefangenschaft entlassen, beeilte er sich den
beschworenen Vertrag zu brechen.
b) Der erste Speirer Reichstag (1526). Sogleich nach
dem Madrider Frieden war Karl entschlossen gegen die Ketzerei
in Deutschland, wo sich die Parteien zu dem katholischen Des-
sauer (1525) (Georg von Sachsen, Joachim I. von Brandenburg,
Albrecht von Mainz, Erich und Heinrich von Braunschweig) und
dem evangelischen Gotha-Torgauer Bündnisse (1526) (Philipp von
Hessen, Johann von Sachsen, darauf auch andere Reichsstände,
darunter Magdeburg) gruppiert hatten, vorzugehen. Aber das
wurde sogleich unmöglich, da Franzi, einen neuen Krieg plante
und es der Politik des durch Karls große Stellung besorgt ge-
machten Papstes Clemens Vii. gelungen war, die Liga von
Cognac (a. d. Charente) (der Papst, Frankreich, Venedig, Florenz,
Mailand) zustande zu bringen; zugleich rückten die Türken unter
Suleiman Ii. gegen Üdgarn. So fafste der Reichstag zu Speier
(1526) einen aufschiebenden Beschlufs: bis zu einem, allgemeinen
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Karls_V. Franzi Karl_V. Karl_V. Franz_I. Wolsey Heinrich_Viii Heinrich Karl Karl Karls Georg_Frunds- Karl_von_Bourbon Karl Karl Karl Franz Franz Karls Karls Karl Karl Georg_von_Sachsen Joachim_I._von_Brandenburg Albrecht_von_Mainz Albrecht Erich Heinrich_von_Braunschweig Heinrich Philipp_von
Hessen Philipp Johann_von_Sachsen Johann Franzi Karls Clemens_Vii
Extrahierte Ortsnamen: Karls Navarra Italien Karls Mailand Frankreichs Madrid Italien Burgund Deutschland Magdeburg Karls Frankreich Venedig Florenz Mailand
Ii. Hemmungen und Förderungen der Reformation 1522—46.
127
(11. Okt. 1531) herbeigeführt hatte, schlossen sich auch die ober-
deutschen Städte (Butzer) dieser großen Organisation an. Da
jetzt auch die Türken zu einem neuen Angriffe rüsteten, sah sich
der Kaiser zu dem Nürnberger ßeligionsfrieden (1532) ge-
j zwungen, in dem bis zu einem Konzil allen Reichsständen die
| Freiheit des Bekenntnisses zugestanden wurde. Nun waren in
der Abwehr der Türkengefahr alle einig: vor dem deutschen
Heere, dem stattlichsten das Deutschland je aufgebracht (etwa
80000 Mann), zog sich Suleiman zurück.
f) Siegreicher Fortgang der Reformation (1532 — 46).
a) Karls auswärtige Kriege. Während der Jahre 1532 — 44
war Karl T., von Deutschland abwesend, mit Kriegen gegen die
Türken, einem Zuge gegen den Korsarenfürsten Chaireddin Bar-
| barossa nach Tunis (1535 Erstürmung von Goletta, Eroberung
von Tunis) und neuen Kriegen gegen Frankreich beschäftigt.
I Nach dem Tode des Herzogs Franz Sforza von Mailand, dem
| Sohne Ludwigs „des Mohren“, erneuerte Franz I. seine Ansprüche,
j Der dritte Krieg mit Karl (1536 — 38) endete mit dem durch
I des Papstes Paul Iii. (1537—49) Vermittelung geschlossenen
Ü Waffenstillstände zu Nizza, der vierte (1542—44) mit dem Frie-
den zu Crepy (nw. von Laon), der an dem Besitzstände der bei-
B den Herrscher nichts änderte. In beiden Kriegen war Franz mit
■ Suleiman Ii. verbündet gewesen. Mit letzterem waren Karl und
I Ferdinand seit Zäpolyas Tode (1540) von neuem in beständigem
Kriege.
ß) Reformierung Württembergs. Nach gewaltthätigem
i Regiment war der wilde Herzog Ulrich von Württemberg 1519
vom Schwäbischen Bunde vertrieben und das Land 1521 von
Karl V. an Ferdinand gegeben worden. Als Ulrichs tüchtiger
I Sohn Christoph sein Erbe zurückforderte (1532), fafste Philipp
| von Hessen den Plan Ulrich wiedereinzusetzen. Mit französischer
Hilfe besiegte er Ferdinand, der im Frieden zu Kaaden a. d. Eger
j (1534) zum Verzicht auf Württemberg gezwungen wurde. Nun-
; mehr führte Ulrich die Reformation durch und trat dem Schmal-
kaldischen Bunde bei.
y) Überwältigung des religiösen und politischen Ra-
dikalismus in Münster und Lübeck. In den Jahren 1534
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen]]
Extrahierte Personennamen: Suleiman Karls Karl_T. Karl Goletta Franz_Sforza Franz Ludwigs_„des Ludwigs Franz_I. Karl_( Karl Franz Franz Karl Karl Ferdinand Ulrich_von_Württemberg Karl_V. Karl_V. Ferdinand Christoph Philipp
|_von_Hessen Philipp Ulrich Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Karls Deutschland Tunis Tunis Frankreich Mailand Nizza Laon Württembergs Württemberg
134 Fünfte Periode. Von 1617 —1648. — Erster Abschnitt. Von 1617 —1655.
1525. Zur selben Zeit wurde auch der Aufruhr in Süddeutsch-
land bei Königshofen (a. d. Tauber) niedergeschlagen.
Die Rache der Sieger war erbarmungslos. Nach der mifs-
lungenen Revolution verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage
der Bauern an manchen Orten, wurde der politische Druck der
Landesherren gröfser, ergriff die Armen oft dumpfe Verzweiflung
und religiöse Gleichgültigkeit, die sich bis zur sittlichen Verwil-
derung steigerte. Luther verlor bei den Massen sein Ansehen.
Des in seinen Anfängen religiös-nationalen Werkes der Reformation
bemächtigten sich die Fürsten; und die Gegner der neuen Lehre
erhielten neuen Anlafs sie zu bekämpfen.
2. Förderung der Reformation durch die allgemeine Weltlage
(1521-46).
§110. a) Erster Krieg Karls V. mit Franzi. 1521 — 26. Der Zu-
sammenstofs zwischen Karl V. und Franz I. war unvermeidlich;
auch Kardinal Wolsey mufste seine Friedenspolitik aufgeben; Hein-
rich Viii. schlofs sich gleich Leo X. Karl an. Der Krieg brach
in Navarra und Italien aus. Auf Karls erste große Erfolge, den
Sieg des deutschen Landsknechtführers Georg Frundsberg bei
Bicocca (unweit Mailand) und den Übertritt des mächtigsten Va-
sallen Frankreichs, des Connétable Karl von Bourbon (1522),
folgte ein Umschlag, bis der Sieg Pescaras und Frundsbergs bei
Pavia und die Gefangennahme Franz’ I. 1525 Karl eine groß-
artige Stellung gab. Im Frieden von Madrid verzichtete Franz
1526 auf alle Ansprüche in Italien und Burgund, verlobte sich mit
Karls Schwester und unterwarf sich dem Kaiser völlig. Aus der
Gefangenschaft entlassen, beeilte er sich den beschworenen Vertrag
zu brechen.
§m. b) Der erste Speirer Reichstag 1526. Sogleich nach dem
Madrider Frieden war Karl entschlossen gegen die Ketzerei in
Deutschland vorzugehen. Hier hatten sich die Parteien zu dem
katholischen Dessauer und dem evangelischen Gotha-
Torgauer Bündnisse zusammengeschlossen; zu jenem gehörten
Georg von Sachsen, Joachim I. von Brandenburg, Albrecht von
Mainz, Erich und Heinrich von Braunschweig; zu diesem Phi-
lipp von Hessen, Johann von Sachsen, später auch andere Reichs-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder]]
Extrahierte Personennamen: Karls_V. Franzi Karl_V. Karl_V. Franz_I. Leo_X Leo Karl Karls Georg_Frundsberg Bicocca Karl_von_Bourbon Karl Karl Karl Franz Franz Karls Karls Karl Karl Georg_von_Sachsen Joachim_I._von_Brandenburg Albrecht_von
Mainz Albrecht Erich Heinrich_von_Braunschweig Heinrich Johann_von_Sachsen Johann
Extrahierte Ortsnamen: Tauber Karls Navarra Italien Karls Mailand Frankreichs Pavia Madrid Italien Burgund Deutschland Hessen
Ii. Hemmungen und Förderungen der Keformation (1522 — 46).
139
Schmalkaldischen Bundes, zu dessen Hauptleuten der Kur-
prinz von Sachsen Johann Friedrich und Philipp von Hessen
besteht wurden. Nach der Katastrophe id der Schweiz, wo die
Unentschlossenheit der Reformierten ihre Niederlage bei Kappel
(sw. von Zürich) durch die Urkantone und den Tod Zwinglis
(11. Okt.) 1531 herbeigeführt hatte, schlossen sich auch die ober-
deutschen Städte dieser großen Vereinigung an. Da jetzt auch
die Türken zu einem neuen Angriffe rüsteten, sah sich der Kaiser
1532 zu dem Nürnberger Religionsfrieden gezwungen, in
dem bis zu einem Konzil allen Reichsständen die Freiheit des
Bekenntnisses zugestanden wurde. Nun waren in der Abwehr der
Türkengefahr alle einig: vor dem deutschen Heere, dem stattlich-
sten, das Deutschland je aufgebracht hatte (etwa 80000 Mann),
zog sich Suleiman zurück.
f) Siegreicher Fortgang der Reformation (1532—46), §117.
a) Ka?'ls auswärtige Kriege. Während der Jahre 1532 — 44
war Karl V. mit Kriegen gegen die Türken, einem Zuge gegen
den Korsarenfürsten Chaireddin Barbarossa nach Tunis und neuen
Kriegen gegen Frankreich beschäftigt. Nach dem Tode des Herzogs
Franz Sforza von Mailand, dem Sohne Ludwigs „des Mohren“,
erneuerte Franz I. seine Ansprüche. Der dritte Krieg mit Karl
(1536 — 38) endete mit dem durch des Papstes Paul Iii. Vermit-
telung geschlossenen Waffenstillstände zu Nizza, der vierte
(1542—44) mit dem Frieden zu Crepy (nw. von Laon), der an
dem Besitzstände der beiden Herrscher nichts änderte. In beiden
Kriegen war Franz mit Suleiman Ii. verbündet gewesen. Mit die-
sem waren Karl und Ferdinand seit Zäpolyas Tode (1540) von
neuem in beständigem Kriege.
ß) Reformierung Württembergs. Nach gewalttätigem Regi-
ment war der wilde Herzog Ulrich von Württemberg (1519)
vom Schwäbischen Bunde vertrieben und das Land von Karlv. an
Ferdinand gegeben worden. Als Ulrichs tüchtiger Sohn Christoph
sein Erbe zurückforderte (1532), fafste Philipp von Hessen den
Plan Ulrich wiedereinzusetzen. Mit französischer Hilfe besiegte er
Ferdinand und zwang ihn im Frieden zu Kaaden a. d. Eger
1534 zum Verzicht auf Württemberg. Nunmehr führte Ulrich
die Reformation durch und trat dem Schmalkaldischen Bunde bei.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz]]
Extrahierte Personennamen: Johann_Friedrich Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Kappel Suleiman Karl_V. Karl_V. Barbarossa Barbarossa Franz_Sforza Franz Ludwigs_„des_Mohren“ Ludwigs Franz_I. Karl
( Karl Franz_mit_Suleiman Franz Karl Karl Ferdinand Ulrich_von_Württemberg Ferdinand Christoph Philipp_von_Hessen Philipp Ulrich Ferdinand Ulrich
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Schweiz Deutschland Tunis Frankreich Mailand Nizza Laon Württembergs Karlv Eger Württemberg Schmalkaldischen_Bunde
Napoleon im Kampfe mit England, Spanien und Osterreich.
21
Herzog Karl; ein Zug strmischer Begeisterung ging durch das fter-reichische Volk.
Ein Aufstand der Tiroler gegen die bayrische Herrschaft leitete ^oler^ den Krieg ein. Unter Andreas Hofer, Speckbacher und anderen khnen und begeisterten Fhrern erhoben sie sich und eroberten mit Hilfe einer sterreichischen Heeresabteilung Innsbruck. Ein Einfall dagegen, den Erzherzog Karl in Bayern machte, milang. Siegreich zog Napoleon die Donau abwrts und besetzte, ohne Widerstand zu finden, Wien. Zum zweiten Male hatte er Kaiser Franz. aus seiner Haupt-stadt vertrieben.
Als nun aber Napoleon den Versuch machte, die Donau zu ber-schreiten und die auf dem nrdlichen Ufer stehenden Truppen des Erz-Herzogs Karl anzugreifen, erlitt er in der verlustreichen, zweitgigen Schlacht bei A s p e r n eine Niederlage und wurde zum Rckzge der Aa 130s den Strom gezwungen. berall erklang jetzt der Ruhm des sterreich!-schen Heerfhrers, durch den Napoleon zum ersten Male geschlagen worden war. Damals machte der preuische Major von Schill den Schill tollkhnen Versuch, seinen König, der am Kampfe teilzunehmen zgerte, mit Gewalt in den Krieg hineinzuziehen. Auf eigene Hand begann er den Krieg. Mit seinem Husarenregiment berschritt er die Elbe, eine Kompagnie Infanterie folgte nach; bald aber wurde er von der ber-macht der Gegner durch Mecklenburg nach Stralsund gedrngt, wo er im Straenkampfe fiel. Von den Feinden wurde ihm das Haupt abge-schnitten. Elf seiner Offiziere wurden zu Wesel auf Befehl Napoleons als Ruber erschossen; sie starben als Helden mit dem Rufe: Es lebe der König!"
Napoleon hatte indessen neue Truppen an sich gezogen. Zum zweiten Male fhrte er sein Heer der die Donau und trug bei W a g r a m ^j^rmn einen entscheidenden Sieg davon. Darauf schlo Kaiser Franz einen Waffenstillstand, dem einige Monate spter der Friede von Wien Wimer folgte. sterreich mute sich dazu verstehen, die illyrischen Provinzen", d. h. die Kstengebiete am Adriatischen Meere, und andere Landesteile abzutreten. Auerdem schlo es sich der Festlandsperre an.
Auf Seiten der sterreicher hatte auch der seines Landes beraubte Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig, der Sohn des bei Auerstedt verwundeten Herzogs, gefochten. Er hatte den Waffen-stillstand nicht anerkannt; in khnem Zuge fhrte er seine Truppen quer durch Norddeutschland hindurch und erreichte die Wesermndung, von wo ihn englische Schiffe nach England fhrten. Auch die T i r 0 l e r wollten
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff]]
TM Hauptwörter (200): [T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Andreas_Hofer Karl_in_Bayern Karl Napoleon Franz Franz Napoleon Karl Karl Napoleon Schill Napoleons Napoleon Franz Franz Friedrich_Wilhelm_von_Braunschweig Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: England Spanien Osterreich Donau Wien Donau Mecklenburg Stralsund Wesel Donau Wien_Wimer Norddeutschland England
Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
13. Friedrich L, genannt Barbarossa
237
geraten fein. Dennoch hatte das ganze Unternehmen keinen Bestand. Das nene
christliche Königreich in Jerusalem erhielt sich kümmerlich. Im Jahr 1291 ging
anch die letzte Besitzung, die Stadt Ptolemais, verloren. Bei alledem haben
die Kreuzzüge aber doch großen Einslnß geübt. Wie sie ans frischem Glauben
hervorgegangen waren, so belebten sie auch den Glauben wieder und richteten
den Sinn ans höhere Güter. Der Handelsverkehr wurde lebhafter und machte
die Städte reich. Mancher Leibeigene gelangte in den Stand der freien Bauern,
indem sein Herr, um Geld für die Pilgerfahrt zu bekommen, sich Abgaben und
andere Lasten abkaufen ließ. Viel Leben ist durch die Kreuzzüge geweckt wor-
den, welches später eine Reformation der ins Verderben geratenen Kirche her-
beiführen half. Kappe.
13. Friedrich I., genannt Barbarossa.
3n der Mitte des schwäbischen Landes, fast gleich weit vom Rhein, vom Lech
und vom Bodensee entfernt, erhebt sich der hohe Staufen, ein kegelförmiger
Berg. Hier stand einst die Stammburg eines berühmten deutschen Kaiserhauses,
das den Namen „die Hohenstaufen" führt. Jetzt sind die Trümmer der alten
Heldenburg mit Gras und Disteln überwachsen. Im Bauernkriege (1525) wurde
von der Burg verbrannt, was verbrennlich war. Nach und nach sind auch die
Ringmauern, die festen Türme und die Thore niedergerissen und verfallen.
Kaiser Konrad war der erste aus dem Hause der Hohenstaufen, der die
Kaiserkrone trug. — Nach seinem Tode wählten die deutschen Fürsten einstimmig
unter dem lauten Zurufe des Volkes den Herzog Friedrich von Schwaben
aus demselben Geschlecht. Fünf Tage nach der Wahl krönte ihn der Erzbischof
von Köln zu Aachen.
Friedrich stand im einnnddreißigsten Jahre, als er den Thron bestieg
(1152). Er war von mittlerer Größe und wohlgebaut, fein Haar blond, kurz
abgeschnitten und nur auf der Stirn gekräuselt, seine Haut weiß, seine Wangen
rot und sein Bart rötlich, weshalb die Italiener ihn Barbarossa nannten. Er
hatte schöne Zähne, feine Lippen, blaue Augen, einen heiteren, aber durch-
dringenden und der inneren Kraft sich gleichsam bewußten Blick. Sein Gang
war fest, die Stimme rein, der Anstand männlich und würdevoll, die Kleidung
weder gesucht noch nachlässig. Keinem stand er auf der Jagd und in Leibes-
übungen nach, keinem an Heiterkeit bei Festen; nie aber durfte der Aufwand
in übermäßige Pracht, nie die gesellige Lust in Völlerei ausarten. Seine Kennt-
nisse konnten in jener Zeit, zumal bei der mehr weltlichen Richtung seines Lebens,
nicht umfassend sein, doch verstand er lateinisch und las gern und fleißig die
römischen Schriftsteller. Ungeachtet großen Feldherrntalentes sah er im Kriege
immer nur ein Mittel für den höheren Zweck, den Frieden. Furchtbar und
streng zeigte er sich gegen Widerstrebende, versöhnlich gegen Reuige, herablassend
gegen die Seinen, doch verlor er weder in der Freude noch im Schmerze jemals
Würde und Haltung. Selten trog ihn sein Urteil, fast nie sein Gedächtnis.
Gern hörte er Rat; die Entscheidung aber kam, wie es dem Herrscher gebührt,
stets von ihm selbst. Andächtig an heiliger Stätte und ehrfurchtsvoll gegen Geist-
liche als Verkünder des göttlichen Wortes, verstand er doch, den übertriebenen
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_L Friedrich Barbarossa Barbarossa Friedrich_I. Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Konrad Konrad Friedrich_von_Schwaben Friedrich Friedrich Friedrich Barbarossa Barbarossa
Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 9
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
13. Friedrich I., genannt Barbarossa. 237
gegen 40 000 Knaben aus Deutschland und Frankreich sich ans den Weg nach
dem gelobten Lande gemacht haben, aber meist umgekommen oder in Sklaverei
geraten sein. Dennoch hatte das ganze Unternehmen keinen Bestand. Das
neue christliche Königreich in Jerusalem erhielt sich kümmerlich. Im Jahr 1291
ging auch die letzte Besitzung, die Stadt Ptolemais, verloren. Bei alledem
haben die Kreuzzüge aber doch großen Einfluß geübt. Wie sie aus frischem
Glauben hervorgegangen waren, so belebten sie auch den Glauben wieder und
richteten den Sinn ans höhere Güter. Der Handelsverkehr wurde lebhafter und
machte die Städte reich. Mancher Leibeigene gelangte in den Stand der freien
Bauern, indem sein Herr, um Geld für die Pilgerfahrt zu bekommen, sich
Abgaben und andere Lasten abkaufen ließ. Viel Leben ist durch die Krenzzüge
geweckt worden, welches später eine Reformation der ins Verderben geratenen
Kirche herbeiführen half. Kappe.
13. Friedrich I., genannt Barbarossa.
3n der Mitte des schwäbischen Landes, fast gleich weit vom Rhein, vom Lech
und vom Bodensee entfernt, erhebt sich der hohe Staufen, ein kegelförmi-
ger Berg. Hier stand einst die Stammburg eines berühmten deutschen Kaiser
Hauses, das den Namen „ die Hohenstaufen “ führt. Jetzt sind die Trümmer
der alten Hcldenburg mit Gras und Disteln überwachsen. Im Bauernkriege
(1525) wurde von der Burg verbrannt, was verbrennlich war. Nach und nach
sind auch die Ringmauern, die festen Türme und die Thore niedergerissen
und verfallen.
Kaiser Konrad war der erste aus dem Hause der Hohenstaufen, der die
Kaiserkrone trug. — Nach seinem Tode wählten die deutschen Fürsten einstimmig
unter dem lauten Zurufe des Volkes den Herzog Friedrich von Schwaben
aus demselben Geschlecht. Fünf Tage nach der Wahl krönte ihn der Erzbischof
von Köln zu Aachen.
Friedrich stand im einunddreißigsten Jahre, als er den Thron bestieg
(1152). Er war von mittlerer Größe und wohlgebaut, sein Haar blond, kurz
abgeschnitten und nur auf der Stirn gekräuselt, seine Haut weiß, seine Wangen
rot und sein Bart rötlich, weshalb die Italiener ihn Barbarossa nannten.
Er hatte schöne Zähne, feine Lippen, blaue Augen, einen heiteren, aber durch-
dringenden und der inneren Kraft sich gleichsam bewußten Blick. Sein Gang
war fest, die Stimme rein, der Anstand männlich und würdevoll, die Klei-
dung weder gesucht noch nachlässig. Keinem stand er auf der Jagd und in
Leibesübungen nach, keinem an Heiterkeit bei Festen; nie aber durfte der Auf-
wand in übermäßige Pracht, nie die gesellige Lust in Völlerei ausarten. Seine
Kenntnisse konnten in jener Zeit, zumal bei der mehr weltlichen Richtung sei-
nes Lebens, nicht umfassend sein, doch verstand er lateinisch und las gern und
fleißig die römischen, Schriftsteller. Ungeachtet großen Feldherrntalentes sah er
im Kriege immer nur ein Mittel für den höheren Zweck, den Frieden. Furchtbar
und streng zeigte er sich gegen Widerstrebende, versöhnlich gegen Reuige, herab-
lassend gegen die Seinen, doch verlor er weder in der Freude noch im Schmerze
jemals Würde und Haltung. Selten trog ihn sein Urteil, fast nie sein Gedächt-
nis. Gern hörte er Rat; die Entscheidung aber kam, wie es dem Herrscher
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13. Friedrich I., genannt Barbarossa.
von ihnen sahen ihr Vaterland wieder. Sollen doch sogar im Jahre 1212
gegen 40 000 Knaben aus Deutschland und Frankreich sich auf den Weg nach
dem gelobten Land gemacht haben, aber meist umgekommen oder in Sklaverei
geraten sein. Dennoch hatte das ganze Unternehmen keinen Bestand. Das neue
christliche Königreich zu Jerusalem erhielt sich kümmerlich. Im Jahre 1291 ging
auch die letzte Besitzung, die Stadt Ptolemais, verloren. Bei alledem haben die
Kreuzzüge aber doch großen Einfluß geübt. Wie sie aus frischem Glauben hervor-
gegangen waren, so belebten sie auch den Glauben wieder und richteten den Sinn
auf höhere Güter. Der Handelsverkehr wurde lebhafter und machte die Städte
reich. Mancher Leibeigene gelangte in den Stand der freien Bauern, indem sein
Herr, um Geld für die Pilgerfahrt zu bekommen, sich Abgaben und andere Lasten
abkaufen ließ. Viel Leben ist durch die Kreuzzüge geweckt worden, welches später eine
Reformatlon der ins Verderben geratenen Kirche herbeiführen half. Kappe.
13. Friedrich I., genannt Barbarossa.
3n der Mitte des schwäbischen Landes, fast gleich weit vom Rhein, vom Lech
und vom Bodensee entfernt, erhebt sich der hohe Staufen, ein fegeiförmiger
Berg. Hier stand einst die Stammburg eines berühmten deutschen Kaiserhauses,
das den Namen „die Hohenstaufen" führt. Jetzt sind die Trümmer der alten
Heldenburg mit Gras und Disteln überwachsen. Im Bauernkriege (1525) wurde
von der Burg verbrannt, was verbrennlich war. Nach und nach sind auch die
Ringmauern, die festen Türme und die Tore niedergerissen und verfallen.
Kaiser Konrad war der erste aus dem Hause der Hohenstaufen, der die
Kaiserkrone trug. Nach seinem Tode wählten die deutschen Fürsten einstimmig
unter dem lauten Zurufe des Volkes den Herzog Friedrich von Schwaben
aus demselben Geschlecht. Fünf Tage nach der Wahl krönte ihn der Erzbischof
von Köln zu Aachen.
Friedrich stand im einunddreißigsten Jahre, als er den Thron bestieg
(1152). . Er war von mittlerer Größe und wohlgebaut, sein Haar blond, kurz
abgeschnitten und nur auf der Stirn gekräuselt, seine Haut weiß, seine Wangen
rot und sein Bart rötlich, weshalb ihn die Italiener Barbarossa nannten. Er
hatte schöne Zähne, feine Lippen, blaue Augen, einen heiteren, aber durch-
dringenden und der inneren Kraft sich gleichsam bewußten Blick. Sein Gang
war fest, die Stiinme rein, der Anstand männlich und würdevoll, die Kleidung
weder gesucht noch nachlässig. Keinem stand er auf der Jagd und in Leibes-
übungen nach, keinem an Heiterkeit bei Festen; nie aber durfte der Aufwand
in übermäßige Pracht, nie die gesellige Lust in Völlerei ausarten. Seine Kennt-
nisse konnten in jener Zeit, zumal bei der mehr weltlichen Richtung seines Lebens,
nicht umfassend sein, doch verstand er lateinisch und las gern und fleißig die
römischen Schriftsteller. Ungeachtet großen Feldherrntalentes sah er im Kriege
immer nur ein Mittel für den höheren Zweck, den Frieden. Furchtbar und
streng zeigte er sich gegen Widerstrebende, versöhnlich gegen Reuige, herablassend
gegen die Seinen, doch verlor er weder in der Freude noch im Schmerze jemals
Würde und Haltung. Selten trog ihn sein Urteil, fast nie sein Gedächtnis.
Gern hörte er Rat; die Entscheidung aber kam, wie es dem Herrscher gebührt,
stets von ihm selbst. Andächtig an heiliger Stätte und ehrfurchtsvoll gegen Geist-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Jerusalem Rhein Aachen
22 Das Zeitalter des Enchorkonimens Preußens. 1648 —1786.
ordentlicher Tapferkeit leistete Besatzung und Bürgerschaft unter Ern^j Rüdiger von Starhemberg Widerstand; dann erschien ein Entsatz-heer von etwa 84 Ooo Mann, das zu zwei Dritteln aus Kaiserlichen unter Karl von Lothringen, bayrischen Truppen unter dem jungen, feurigen Kurfürsten Max Emanuel, Sachsen unter dem tapferen Kurfürsten Johann Georg und anderen deutschen Hilfstruppen, zu einem Drittel aus Sbetg”Polen unter dem König Johann Sobieski bestand. Am Kahlenberge wurde der Feind böllig geschlagen und das Lager mit reicher Beute erobert.
Daran schloß sich ein siegreich geführterj$sitgriff§frieg Österreichs, das von deutschen Reichsständen, seit 1686 auch bort Brandenburg, unterstützt wurde und mit Polen, Rußland und Venedig x) im Bunde stand.
Sßfen9jahre 1686 wurde Ofen erobert, nachdem es 160 Jahre unter der Herrschaft des Halbmondes gestanden hatte; an den Kämpfen um diese Stadt nahmen auch 8000 Brandenburger teil. Der Preßburger Reichstag, dem Kaiser Leopold beiwohnte, beschloß im Jahre 1687 die Anerkennung des habsburgischen Erbrechts; Ungarn ist seitdem durch Personalunion mit Österreich berbunden.
£bf?Ä$te § 25. Der dritte Raubkrieg. 1688—1697. Den Anlak zu einem neuen Kriege mit Ludwig gaben wiederum Übergriffe des Königs. Als 1685 das kurfürstlich-pfälzische Haus ausstarb und die katholische Linie Pfalz-Neuburg, die bereits Jülich und Berg besaß, die Pfalz erbte, erhob er auf bedeutende Teile derselben Anspruch im Namen seiner Schwägerin Elisabeth Charlotte, wenn auch wider ihren Willen; diese, die „Liselotte", die Schwester des letzten Kurfürsten, war die Gemahlin seines Bruders, des Herzogs von Orleans, und ist berühmt durch die wahrhaft deutsche Gesinnung, die sie am französischen Hofe bewahrte und in bieten uns erhaltenen Briefen ausgesprochen hat.
Raubkrieg ^088 brach der Krieg aus. Er nahm dadurch eine für Ludwig itn-
1688 bis erwartete Wendung, daß feinen treuen Bundesgenossen Jakob Ii. von England eben damals Wilhelm Iii. von Oranien stürzte; dieser 1638.wurde nunmehr die Seele des Widerstandes gegen ihn. Kaiser und Rejch, England und Holland. Spanien und Saboyen bereinigten sich gegen Frankreich; unter den Rei3)Bfürften zeichnete sich der junge Kurfürst Friedrich Iii. von Brandenburg durch eifrige Teilnahme am Kriege aus. Dieser, ein Weltkrieg, spielte sich auf den berfchiedensten
1) Bei der Belagerung von Athen durch die Venetianer 1687 fiel eine Bombe in das Pulvermagazin, das sich im Parthenon befand, und zerstörte diesen.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland]]
Extrahierte Personennamen: Starhemberg Karl_von_Lothringen Karl Max_Emanuel Max Johann_Georg Johann Johann_Sobieski Johann Leopold Leopold Ludwig Ludwig Elisabeth_Charlotte Ludwig_itn- Ludwig Jakob_Ii Wilhelm Friedrich_Iii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Brandenburg Venedig Ungarn Berg England England Holland Spanien Frankreich Brandenburg Athen