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1. Bd. 6 - S. 20

1846 - Braunschweig : Westermann
20 Viertes Kap. Allgemeinste Gestalt der Welt. zumal das lezte, durch welches sie den Weg in's Herz von Europa sich bah- nen mochte, und selbst über's Meer hin die Staaten Italiens. Die osma- nischen Türken, an Charakter und Sitten den übrigen Horden Hoch- Asiens, welche so oft die Welt verwüsteten, gleich, aber furchtbarer, als alle durch ihre, unter einer wunderbar langen Folge geistvoller, hcldenkühncr Herr- scher erstarkte und trefflich geregelte Kriegsmacht, waren von Klein-Asien aus, allwo sie zuerst ihr Reich gegründet, über die Meerengen (1388) in Europa gebrochen, hatten über den Trümmern des untergehenden byzan- tinischen Kaiscrthums, auf dem klassischen Boden Griechenlands und in den Ländern des Hämus, ihren barbarischen Thron errichtet, von wannen sie, nachdem mit Erstürmung Constantinopels (1483) die Vormauer Europa's gefallen, als ein wilder Strom über viele Staaten längs der Donau und des adriatischen Meeres bis an die Thore von Teutsch- land, ja bis an die baierische Grenze sich ergossen, in Asien aber die Länder bis an den Euphrat, endlich auch in Afrika das Sultanat der Mamluken, das wohlverwahrte Aegypten, in ihre Gewalt brachten. Seitdem „trauert Südost-Europa, West-Asien und Nord-Afrika, und schauet vergebens nach einem Erlöser aus, der diese nie zu bekehrenden Erz-Weltver- wüfter vertilge." Schlözer. §. 11. Asien. In Asien währte die Zertrümmerung der mongolischen Reiche fort. Sina ermannte sich, warf unter Leitung eines niedrig gcborncn, aber hoch- herzigen Bürgers das verhaßte Joch ab, jagte die Barbaren in die nördlichen Steppen zurück, von wannen sie ausgegangen, und zwang sie zum Gehorsam. In Iran und in Kaptschak stürzten, unter fortwährender blutiger Ver- wirrung, viele Reiche, und erhoben sich andere, der gleichen Auflösung oder Zersplitterung zueilend. Keine Hauptgcstalt, worauf mit Auszeichnung der Blick verweile. Eine folche erscheint jedoch, und mit überraschendem Glanze, in Dschagatai, allwo Timurlcnk, als Gewaltsträger entarteter Chane, eine furchtbare Macht gründete, womit er, an Kraft wie an Glück dem schrecklichen Dschengis ähnlich, alle Reiche Mittel-Asiens in Trümmer legte, in Klein-Asien die osmanische Macht erschütterte, und in Indien den herrlichen, lang dauernden Thron des großen Moguls baute. Im An- fange des fünfzehnten Jahrhunderts starb dieser „asiatische Alexander,"

2. Bd. 6 - S. 12

1846 - Braunschweig : Westermann
12 Viertes Kap. Allgemeinste Gestalt der Welt. aufkommen, da kein menschliches Gut ohne Freiheit gedeiht. Aber auch da, wo diese Sonne aufgegangen, hatte sie schwer und wechselvoll, so wie der Morgenstrahl mit bald weichenden, bald wiederkehrenden Ncbclwolken, also mit den Ueberresten der Barbarei und den finsteren Schaarcn ihrer Verfechter zu kämpfen. Unwissenheit, Rohheit der Sitten, barbarische Gewohnheiten und Vorurtheile, mitunter die eigenen Mißgriffe der Gutgesinnten hielten den Sieg ihrer Sache auf, machten aber gerade hiedurch Europa zum Schauplaze des interessantesten, erhebendsten Streites lebendiger Kräfte. In religiösen Dingen war noch allenthalben der Fortschritt geringer als in bürgerlichen; denn religiöse Vorurtheile werden durch heiliges Ansehen geschirmt, welches anzutasten immer gefährlicher und auch den Guten bedenklich ist. Doch war, von den Wissenschaften und von dem Geiste der bürgerlichen Freiheit aus, auch auf die Hierarchie schon ein sie blendender und in Verwirrung sezcnder Schimmer gefallen: man konnte ihren Sturz mit Ueberzeugung voraussagen. Dieses war die Lage der Welt (d. h. des vorherrschenden Theiles von Europa: Asien war schon tief gesunken und verlor mehr und mehr an Bedeutung) am Ende der vorliegenden Periode, die das Mittelalter beschließt. Noch war es nicht völlig Tag; aber die Morgenröthe war bereits lichtvoll hereingebrochen. Man sah mit froher Zuversicht dem kommenden schönen Tage entgegen, als zwei große Begebenheiten — die Entdeckung Ame- rika's und die Reformation — mächtig in das Rad der Menschenge- schichte eingriffen, und, was erst nach einer Folge von Geschlechtern zur Reife gelangen sollte, plözlich, wiewohl mit ungleichen und zweideutigen Zügen, entwickelten, und schnell eine durchaus veränderte Gestalt der Dinge schufen. Von dieser gedoppelten Umwälzung fast aller Verhältnisse, von dieser neu ver- änderen, für alle Folgezeit bestimmenden Richtung des Schicksalstromcs hebt die neue Geschichte an. Ii. Summe der politischen Begebenheiten. §. 4. Die Zeiten von Rudolf von Habsburg bis Albrecht Ii. Als Rudolf von Habs bürg den seit 23 Jahren fürchterlich wanken- den , ja wie verwaisten Thron der Teutschen bestieg, hatte die lang ge- dauerte Fehde zwischen Kirche und Reich aus beiderseitiger Ermattung nachge- lassen, und kehrte nie mehr mit derselben Heftigkeit wieder. Denn auch der

3. Bd. 7 - S. 23

1846 - Braunschweig : Westermann
23 Allgemeine Weltlage. Hindostan, dann auf die sibirischen Eroberungen dernnffen einen flüch- tigen Blick. Das fortwährend barbarische Getümmel in den übrigen Ländern und der Todesschlaf Sina's reizen sie nicht. Die Ankunft der Europäer auf den indischen Küsten eröffnet dagegen ein neues, würdiges Schauspiel. Aegypten ist jezt ein türkisches Land. Auch die gcsammte nord- afrikanische Küste — jezt zum Size wilder Raubhorden unter tyrannischen Führern herabgesunkcn — war durch gemeinschaftliche Religion, gemeinschaft- lichen Christenhaß und durch wechselseitiges Schuz- und Hilfsbedürfniß dem osmanischen Reiche verbunden. Auf West- und Süd-Afrika fällt durch die portugiesischen Entdeckungen Licht und welthistorisches Interesse. Aber am weitesten ist der Schauplaz, der jezt sich unserm Blicke in einer ganz neuen, westlichen Welt eröffnet; schon an und für sich durch Eigen- heiten der Natur und der Menschen der Betrachtung vielfach werth, noch un- endlich wichtiger aber durch den früh entfalteten mächtigen Einfluß auf Europa und die gesammte Menschheit. Die Entdeckung Amerika's und die Reformation öffneten also den im Uebrigcn meist nur der Hcrrscherpolitik und kleinlichen Interessen dienenden Völkern zwei unermeßliche Felder für ihre selbstständige Thatkraft und für edlen Kampf, das Reich einer wundervollen Natur und jenes der heiligsten Idee. Billig geht daher der Darstellung sowohl dör allgemeinen politischen, als der mehr vereinzelten Volksgeschichten jene der beiden großen Revolu- tionen voran, welche den Hauptcharakter des ganzen Zeitraums bestimmen, und weitaus den wichtigsten Bestrebungen der Nationen und Einzelnen ihre Richtung und Bedeutung geben. Zweites Kapitel. Entdeckung Amerika's und des Wasserweges nach Ostindien. 8- 1. Quellen. Die Anzahl der Schriftsteller über Amerika ist Legion. Schon die Neijebeschrcibungen bilden eine ansehnliche Bibliothek; und jede Provinz, jeder große Entdecker, jede Seite des Zustandes der Länder und Völker dieses Welt- teiles hat zahlreiche Bearbeiter gefunden. Wir verweisen im Allgemeinen aus

4. Bd. 7 - S. 24

1846 - Braunschweig : Westermann
24 Zweites Kap. Entdeckung Amerika'- Mensel's biblioth. histor. Vol. Iii. P. I. p. 220—305. P. Ii. p. 1—113. Vol. X. P. Ii. p. 325—399 und auf bibliotheca Americana, or a chro- nological catalogue of tbe most curious and interesting books etc., upon the subjects of Nord- and South-America, from the earlist period to the present etc. London 1789. 4. Aus der großen Menge theils allgemeiner, theils besonderer Quellen und Hilfsmittel mögen nur einige der bemerkenswerthern hier eine namentliche An- zeige finden. Fernando Colon historia de almirande Don Christoval Colon. Diese von dem Sohne des Wcltcntdeckcrs verfaßte Schrift ist fast in alle europäische Sprachen übcrsezt. Vita e lettere di Amerigo Vespucci (raccolte ed illustrate dal ab- bate Bandini. Firenze 1745.) Anton de Herrera decadas, o historia general de los hechos de los castellanos en las islas y tierra ferme nel mar oceano. Madr. 1c01. Franz Lopez de Gomara historia general de los Indias con la conquista del Mexico y de la nueva Espanna. Medina, 1553. Petr. Martyris ab Angleria opus epistolarum, Amst. 1670. B. de las Casas relación de la destrucción de las Indias. 1552. Acosta (P. Jos. de) historia natural y moral de las Indias. Ma- drid, 1590. Cortes (Hern.) quatro cartas dirigidas al emperador Carlos V., en que ha relación de sus conquistas en la nueva Espanna. D. Ant. de Solis historia de la conquistas de Mexico. Madrid, 1684. Recopilación de las leges de los reinos de las Indias. Madrid, 1756. L’Ynca Carcilasso de la Vega hist. des guerres civiles des Espagnoles dans les Indes. Par Baudoin. Paris, 1648. D. Ant. de Ulloa relación historica del viage al l’America meri- dional 1748 und desselben notie. American. Madrid, 1772. W. Burke account of the European stettlements in America. Lon- don, 1757. W. Robertson’s history of America. London 1777, sammt der 1796 erschienenen (von dem Sohne herausgegebene») Fortsetzung unter den: Titel: W. Robertson’s hist. of America books Ix. und X. containing the hist. of Virgina and of New England.

5. Bd. 7 - S. 32

1846 - Braunschweig : Westermann
32 Zweites Kap. Entdeckung Amerika's Karthager rings um ganz Afrika und weithin in den westlichen Ozean, verbunden mit mancherlei mehr oder minder deutlichen Spuren ägyptischer und phönizischer Kunst, Sitte und Sprache in amerikanischen Ländern (selbst römische Monnmente sollen in Chili gefunden seyn), werden zur Steuer jener Lehre zusammengestellt — (dies Alles, als blos der alten Welt un- gehörig, möchte den Ruhm der neuen Entdeckung Kolumbus nicht rauben): sondern man beruft sich auf Seefahrten des Mittelalters, ans historisch bewährte Nachrichten von Auswanderungen und Reisen in die westatlantische Welt. Hichcr gehören die früheren Niederlassungen der Normänner in Is- land und Grönland (schon im 9ten und lotcn Jahrhundert), die von Snorre Sturleson erzählte Reise Leifs Ericson's (um 1003) nach Mark- land, in Westen von Grönland, und noch weiter in Westen nach Wiene- land (Weinland von den wilden Weinreben geheißen), wohin sodann über hundert Jahre lang die Normänner sollen gefahren seyn, und worin man Ne »so und land oder Kanada zu erkennen geglaubt; weiter die berühmte Auswanderung einer Anzahl mißvergnügter Wal lier (um 1170) unter Ma- doc, dem zweiten Sohne des Fürsten Owen-Guyneth. Ein Versuch, seinen älteren Bruder von der Erbfolge in Wallis zu verdrängen, war mißlungen: da sammelte er eine Schaar seiner Anhänger, und suchte über dem Meere einen neuen Siz. Nach zweimonatlicher westlicher Fahrt entdeckte er ein schönes Land, ließ sich allda nieder, und zehn volle Schiffe aus der Heimath folgten auf seinen Ruf ihm nach*). Weit minder bewährt sind die Sagen von Auswanderungen westgothischer Christen aus Portugal zur Ret- tung vor den siegenden Mauren und von Fahrten der Mauren selbst —• ans Fez und ans Spanien — nach dem wcstatlantisehen Lande; doch wer- den sic gleichfalls sorgfältig herausgehoben, ja cs wird sogar behauptet, daß Genuesen und Venetianer lange vor Colon Amerika und die Antil- len gekannt hätten. Endlich wird noch Martin Behcim (t 1806 in Lissabon), der gelehrte Nürnberger, welcher im Dienste Portugals meh- rere Entdeckungsreisen gethan, eine Erdkugel für die Bibliothek seiner Vater- stadt verfertigt und manche andere Denkmale seiner geographischen und astro- •) Dar». Powell in seiner cambrischen Geschichte u. A. Die Niederlassung läßt sich »ich! bezweifeln. Sie wurde selbst durch das interessante W'.cbercrkeuucn brctonischer Laute in der Sprache mehrerer nordamerikanischer Stämme bestätigt.

6. Bd. 7 - S. 33

1846 - Braunschweig : Westermann
33 und des Wasserweges nach Ostindien. nomlschen Kenntnisse hinterlassen hat, als Derjenige genannt, ohne welchen Colninl'us nicht gedacht hätte, ein Amerika auszusuchen, und welcher sogar Brasilien und die von Ihm entdeckte — später sogenannte magelha- n isch e — Straße auf einer Karte verzeichnet habe, durch deren Anblick erst viel später Ferdinand Magclhan bewogen worden, dieselbe Straße zu suchen. Allein zur Widerlegung von allem Dem mag hinreichen, der Mühe zu gedenken, die cs Columbus kostete, seinen Cntdcckungsplan gegen den Vor- wurf chimärischer Träumerei zu vertheidigen und gegen jenen des Ucbcr- innthes, daß er sich unterfange, wessen vor Ihm noch kein Sterblicher. Mögen von den bemerkten Reisen mehrere wirklich geschehen seyn; dennoch lag davon keine lebendige Kunde vor. In seltenen Büchern vergraben oder in dunkle Sage verhüllt, mochten die schwankenden Berichte hier und dort einen einsamen Leser in Erstaunen sezen, oder seine Phantasie gleich vielen anderen ungeglaubtcn Wunkcrinährchcn unterhalten: aber die Summe der geographischen Kenntnisse vermehrten sic nicht. Zudem erzählten die Be- richte meist nur von gewagten Ausfahrten ins dunkle Abcndmcer, von glücklicher Rückkunft Nichts. Nur im Norden dämmerte in, Westen G X ö it land s noch eine oder die andere uuwirtbbarc» schuccbetcckte Küste, wenig anlockend weder für die Neugierde, noch für die Gewinnsucht und zu- gleich umgeben von Schrecken der Natur, wie der Dichtung. Für die alte Welt also, selbst für die Gelehrten und Seefahrer, gab cs noch kein Amerika, als Columbus — allerdings nicht aus bloser Luft oder eitlem Traum, son- dern aus den bestbegründeteu Muthmaßungen und Berechnungen — die Idee von dessen Cntdeckung schöpfte; und er hat glorreich ter (viste in's Werk ge- richtet, was freilich bei dem mächtigen Aufschwünge, den eben damals Schiff- fahrt und Crlkuute genommen, auch ohne Ihn — doch gewiß später und langsamer — wäre vollbracht worden. Von ihm an schreibt sieb der sofort lebhafte und ununterbrochene Verkehr der alten Welt mit der neuen und auf dicicr lezten der rafche Fortschritt der Cutdeckung durch alle Zonen nach Süd und Nord. §. 6. Weitere Cntd eckn »gen. Päpstliche Bullen. Balboa. Denn auf die einmal geöffnete Bahn stürzte sich. Wer Muth und Ruhm- begierde oder Goirrurit belaß. Cui uuermeßl ckus Feld *ür Herrschaft und v. Ro'lkck. allgcin. Gcschiäuk. Vii. 3

7. Bd. 7 - S. 44

1846 - Braunschweig : Westermann
44 Zweites Kap. Entdeckung Nmerika's auf der ganzen Küste; Schweden und Holländer wurden vertrieben. Nur die Franzosen behaupteten ihren Siz. Das Aufblühen aller dieser Kolonien geschah jedoch erst im folgenden Zeiträume. Die Mühe des Anbaues Verspätete, aber befestigte sodann auch ihr Gedeihen. Den Pflanzern mußte ein gewisser Grad von Freiheit gewährt werden, welcher das Erstarken der Kolonien zu selbstständigen Staaten vorbereitete. Schon 1634 würde ein, der Verfassung des Mutterlandes nachgebildetes, Repräsentativsystem darin eingeführt. Cromwell (1636) vermehrte die Besizungen Englands in Amerika durch Eroberung der großen Insel Jamaika, schränkte aber den Handel der Kolonien durch die Navigationsakte ein. 8. 9. Beschreibung Nmerika's. Gestalt, Klima, Berge und Gewässer. Pflanzen und Thiere. Wenn wir auf Amerika einen allgemeinen, überschauenden Blick werfen und seine Gestalt mit jener des alten Continents vergleichen; so entdecken wir zwischen beiden sehr merkwürdige Punkte der Aebnlichkcit und noch auffallen- dere der Verschiedenheit. So wie der alte Comment aus zwei großen Halb- inseln — die eine Europa mit Asien, die andere Afrika enthaltend — bcsllht, welche durch eine Landenge (von Suez) mit einander zusammenhän- gen; also ist auck, Amerika aus zwei ungeheueren Halbinseln — Nord- und Südamerika — gebildet, welche die Landenge von Daricn verbindet. Mehrere entsprechende Gestaltungen auf beiden Seiten — als z. B. im alten Contiuent das hervorspringende Land von Guinea schräg gegenüber jenem von Brasilien im neuen, die mittelländische und die Ostsee in der alten entsprechend dem mexikanischen und dem Hudsons-Busen in der neuen Weitn. s. w. — erscheinen selbst dem flüchtigsten Blick, und es ist etwas gleich Wahres als Großes in der Vorstellung, welche die zwei Continente als die beiden User eines unermeßlichen Stromes — der atlantischen und der Süd-See — betrachtet, welcher seine Quellen an den Polen hat und mit abwechselnder Richtung seine Wasser nach Nord und Süden geußt. Aber der alte Continent und der seine Grundmasse bildende Hauptge- birgszug — von der Südspizc Afrika's durch diesen ganzen Welttheil und so- dann durch Asien bis an die Nordostspize Sibiriens, also im Ganzen von Süstwcst nach Nordost laufend — hat eine gegen den Nequator stark geneigte Richtung, während Amerika mit seinem Hauptgebirge, den Cordillercn

8. Bd. 7 - S. 45

1846 - Braunschweig : Westermann
43 und des Wasserweges nach Ostindien. oder Anden, fast gerade von einem Pol gegen den anderen sich ausstreckt und dabei weit tiefer gegen den Südpol (wahrscheinlich auch näher gegen den Nordpol) reicht, als das alte Festland. Non den Gewässern Amerika's ha- den weitaus die meisten oder ansehnlichsten ihren Abfluß gegen das atlan- tische oder das antillische Meer: im alten Contincnt fließen sie ziemlich gleichmäßig nach allen Seiten ab. Die Flüsse und Seen im neuen Konti- nent sind dabei nicht nur weit zahlreicher, sondern auch weit gewaltiger und größer, als im alten. Wenn wir die k a spi sehe See ausnehmen, welche jedoch mehr wie der Ucbcrrcst eines wahren (einst mit dem schwarzen ver- verbunkencn) Meeres, als wie ein Landsce erscheint; so mögen alle übrige Seen der drei alten Erdtheilc keine Vergleichung aushalten mit den ameri- kanischen Seen, zumal mit dem ungeheueren Systeme solcher Binnenwässer, das sich von Canada aus — durch die fünf sogenannten canadischeu Seen — über den Winipeg-, Aratbapeskow - und Sklaven-See mit noch mehr als hundert anderen über ganz Nordamerika ausdehnt. Auch die Flüsse Amerika» übertreffen weit an Länge des Laufes und an Wasscrmasse die größten des alten Contincnts. Der Amazonen-Strom orci Maran- non, der König der Flüsse, durchläuft fast tausend Meilen Landes, nimmt gegen zwölf Nebenflüsse von der Größe der Donau und eine ungezählte Menge kleinerer auf, und ergießt sieh, ein strömendes Meer des süßen Was- scrs, in den atlantischen Ozean. Die weite Mündung des Silberflusscs (Nio de la Plata) wurde von den ersten Entdeckern für eine weite Bah gehalten. Cin paar Tagrcisen oberhalb seiner Mündung mag das Auge des ihn Beschiffcndtn kaum ein oder das andere Ufer gewahren. Auch strömt er über siebenhundert Stunden weit von den Hochgebirgen her, und nimmt gleich- falls eine ansehnliche Zahl von Flüssen auf, die im alten Contincnt für Haupt- ströme gelten würden. Das Erstaunen des Columbus über die furchtbare Gewalt, womit der Orinoko seine Fluten in den Ozean wälzt, und sein llrtheil, das müsse eine ungeheueres Festland scun, worin ein so gewaltiger Strom sich bilden könne, sind bekannt. Nicht minder mächtig sind in Nord- amerika der Missisippi, dessen Lauf mit dem seines großen Nebenflusses Missouri fast achthundert Meilen beträgt, und dessen breite Mündungen ein unermeßliches Delta umschließen, der St. Laurenz-Strom, der das Wasser der kanadischen Seen rauschend dem atlantischen Ozean zuführt, und mehrere andere.

9. Bd. 7 - S. 46

1846 - Braunschweig : Westermann
46 Zweites Kap. Entdeckung Amerika's Auch die Gebirge Amerika's scheinen nach einem größeren Maßstabe gebaut, als jene der alten Welt. In unabgebrochener Reihe ziehen die hohen Cordilleren vom Kap Horn und vom Feuer land an durch ganz Süd- und Nordamerika bis zur Behrings-Straße, mitunter in zwei bis drei neben einander laufenden Ketten und selbst unter der Linie mit ewigem Schnee bedeckt. Zwar haben neuere Reisende einigen Bergknppcn Asiens, zumal jenen von Tibet, eine noch größere Höbe zugeschrieben, als den Häuptern der Anden: doch sind die Beweise noch unzulänglich; und noch immer mö- gen wir den Chimborasso, von 20,138, den Cotopaxi von 17,712 und den An tisana von 17,938 Fuß Höhe als die erhabensten Punkte der Erde betrachten. Der St. Gotthard, ans den Gipfel des Pico de Teneriffa gestellt, würde solche Höhe nicht erreichen. Mehrere vulkanische Berggipfel in Mexiko, als der Popoca-Tepetl, der Jztaccihnatl, der Citlal- Tepetl n. a., welche gegen 3000 Toisen messen, kommen den Cordilleren in pinito nahe; uns erscheint ihrer aller Erhabenheit um so größer, da sie nicht also, wie die Hochgebirge des alten Continents, durch mehrere Ab- stufungen von Mittel- und Vorgebirgen allmälig zu den Flächen sich hcrab- senken, sondern gleich Thürmen auf einem fortlaufenden, hohen Erdrücken stehen, welcher unmittelbar und in einem jähen Abstürze die umgebenden tie- fen Ebenen begrenzt. Solcher Ebenen von ungeheuerer Ausdehnung und nach den Zonen von sehr verschiedener Natur hat Amerika eine überraschende Menge. Hart an die großen Bergrücken von Peru und Mexiko grenzen die unüber- sehbaren Flächen, welche der Orinoko, der Marannon, der Parana und der Missisippi bewässern; die Lianos von Carracas, welche je nach den Jahreszeiten dem Aug' eine unermeßliche Grasflur oder eine dürre Steppe oder ein Meer der überfließenden Gewässer darbieten; die Pampas, welche, nur von niederen Sandhügeln durchzogen, viele Tagreisen lang und breit ihre einförmige Fläche zeigen; die Savannen am Missouri, mit schwerdnrch- dringlichtn Rohrwiesen bedeckt und von zahllosen Hecrden wilder Ochsen be- völkert, und viele andere. Aus dieser Eigenthümlichkeit der Berg- und Flächen-Bildung Amerika's erklären sich mehrere andere besondere Erscheinungen. Die kalte, die gemä- ßigte und die heiße Zone finden sich hier vielfach in allernächster Berührung; und während man selbst unter dem Aeqnator die Linie des ewigen Schnees und, dieselbe begrenzend, Alpenkrauter und Flechten gewahrt, während man

10. Bd. 7 - S. 47

1846 - Braunschweig : Westermann
47 und des Wasserweges nach Ostindien. auf der Bergplatte von Mexiko oder in dem hohen Thale von Quito und auf dem Plateau von Neu-Granada einer fortwährenden Frühlings-Tem- peratur und des Anblickes europäischer Früchte sich erfreut, wird die zunächst anstoßende Niederung durch die schwülste Hize erdrückt, und zeigen Thiere und Pflanzen die Physiognomie der tropischen Zone*). Indessen ist selbst in der Niederung die tropische Zone Amerikas weit minder brennend heiß, als jene, welche die afrikanische Sonne durchglüht, überhaupt in dem neuen Continent Kühlung und Feuchtigkeit vorherrschend, während man im alten vergleichungsweise mehr trockene Wärme empfindet. Die langgestreckte Lage Amerikas von der Nähe des südlichen Polarkreises zum nördlichen, die geringe Breite des Contincnts in einem großen Theile der heißen Zone, die von beiden Seiten zuströmenden, kühlenden und feuchten Seewinde, dann die ungeheuere Gebirgshöhe, die ewigen Schneemassen, welche die darüber hinziehenden Winde kühlen, die Größe und Menge der Flüsse, welche vielarmig und in mannigfaltigen Windungen die Länder durchschneiden, die Höhe und Dichtigkeit der Urwälder, die fetten, mit Gras, Rohr und vielnamigen Pflanzen bedeckten Ebenen, im Gegcnsaz der nackten, von der Sonne leicht durchglühten Sandregionen Afrika's, endlich die Beschaffenheit der vorherrschenden und periodischen Winde sind die bleibenden, durch den vergleichungsweise noch geringen Anbau des Bodens in ihrer Wirkung ver- stärkten Gründe dieser merkwürdigen Verschiedenheit. Dieselbe hat auch den mächtigsten Einfluß ans das Reich, der Vegetation und des thierischen Lebens. Unter den Breitengraden, unter welchen Afrika in der großen wasserlosen Sahara ein ungeheueres Reich.des Todes, unter- brochen nur durch seltene insularisch grünende Strecken, darbietet, sicht man in Amerika, dem durchnäßten Boden in schwül feuchter Luft die üppigste, saftstrozendste Vegetation entsprießen. Zwei hundert Fuß hohe Bäume be- decken mit ihrem undurchdringlichen Schatten die dicht gedrängten Lianen und mannigfaltiges, vielfach verschlungenes Gesträuch; ein Gewühl von empor- strebenden Kräutern, Gräsern und wuchernden Saftpflanzen belastet und be- reichert faulend das tief unter ihnen verborgene Erdreich. Noch in die höhe- ren Regionen, doch mit überraschendem Wechsel der Pflanzengestaltcn, sezt ’) Bergt, die vortrefflichen Schilderungen vonhnmboldt, nach demselben auch Matte- Brun ii. A.
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