Wilhelm Freund,
Wammgei auf Uassiscmm Boden.
Zur Einführung* in die Kulturgeschichte der Griechen und Römer.
Für Studierende, Schüler der Oberklassen höherer Lehranstalten und zum Selbststudium.
Zweites Heft.
Die griechischen Ruhmesstätten Marathon, Thermopylae, Salamis und Plataeae.
Mit vier Orts planen.
Breslau.
Verlag von E. Wohlfarth. 1890.
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Ein Wahrzeichen nur gilt: das Vaterland zu retten.
\_Elg oicovoq ciqlgzog dliivv£oq'ca nsgl 7tärqrig.]
Horn. Ii. Xii. 243.
I. Marathon,
A. Einleitung.
Ehe wir unsere Wanderung durch die vorstehend genannten Ruhmesstätten antreten, erscheint es uns zum vollen Verständnis der auf denselben erfolgten Kriegsthaten notwendig, die Hauptereignisse, welche zu denselben geführt haben, in Kürze darzustellen.
Schon lange beschäftigte sich der König der Perser Dareios (521—485), der seine Herrschaft nach allen Seiten hin ausdehnte, mit Plänen zur Unterwerfung von Hellas. Fünfzehn angesehene Perser waren auf zwei sidonischen Trieren nach Griechenland geschickt worden, um die hellenischen Küsten zu erforschen. Als 510 der Pisistratide Hippias aus Athen vertrieben worden war, machte er den Versuch, mit Hilfe der Perser seine verlorene Tyrannis wieder zu erlangen. Nach mehrfachen anderweitigen vergeblichen Versuchen hatte er endlich (i. J. 506) den Artaphernes, den Bruder des Dareios und Satrapen von Sardes, für seine Pläne gewonnen. Er wollte unter der Oberhoheit des Großkönigs Satrap von Athen werden. Artaphernes forderte von den Athenern unter Drohungen die Wiederaufnahme des Hippias. Die Athener betrachteten dies als eine Kriegserklärung, und als um das Jahr 500 v. Chr. die Ionier in Kleinasien sich gegen die persische Herrschaft empörten und Aristagoras, Tyrann von Milet, nach Athen kam, um daselbst Unterstützung für die Befreiung von den Persern zu erlangen, schickten die Athener zu diesem Zweck zwanzig
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1 ° I. Marathon.
ordentlich dazu bei, den Mut der Athener zu erhöhen. Mehrere Tage hindurch lagerten die beiden Heere einander gegenüber. Miltiades besorgte, daß bei längerem Zögern die Anhänger der Pisistratiden m Athen sich rühren und für die Übergabe der Stadt an die Perser und Hippias thätig sein würden. Er hielt es für das Beste, zum Angriff überzugehen. Von den anderen Strategen konnte er nur die Hälfte für seine Ansicht gewinnen. Da wandte er sich an den Polemarchen Kallimachos, dessen Stimme den Ausschlag geben mußte und es gelang ihm durch seine eindringlichen Vorstellungen den Beschluß eines Angriffs durchzusetzen. Natürlich mußte man zu diesem Zwecke in der Ebene vorrücken.
Über den Verlauf der Schlacht sagt Herodot Vi, m. Folgendes:
„Da stellten sich die Athener auf folgende Weise zur Schlacht auf: den rechten Flügel führte der Polemarch Kallimachos, denn so war damals der herkömmliche Gebrauch bei den Athenern, daß der Polemarch den rechten Flügel haben sollte. Unter seiner
Führung folgten die Stämme, so wie sie gezählt wurden, einer neben
dem ändern; zuletzt auf dem linken Flügel stellten sich die Pla-täer auf. Mit der Aufstellung der Athener bei Marathon hatte es aber folgende Bewandnis. Das Heer nahm zwar in der Schlacht-ordnung eine gleiche Länge ein, wie das medische, seine Mitte
aber hatte nur wenige Reihen, und hier war das Heer am schwäch-
sten, die beiden Flügel aber waren am stärksten. Als sie aufgestellt waren und die Opfer günstig ausfielen, da stürzten die Athener, sobald ihnen der Befehl gegeben war, im Sturmschritt auf die Barbaren. Es betrug aber der Zwischenraum nicht weniger als acht Stadien. Sobald die Perser die Anstürmenden erblickten, machten sie sich bereit, sie zu empfangen und schrieben es einem Wahnsinn der Athener zu, der sie zum vollständigen Untergange führe, da sie sahen, daß sie gering an Zahl seien und im Laufe heranstürmten, ohne daß ihnen Reiterei und Bogenschützen zur Verfügung standen: also dachten die Barbaren. Als aber die Athener in dichter Schar an die Barbaren herangekommen waren, kämpften sie ruhmvoll. Denn zuerst von allen Hellenen, die wir kennen, stürzten sie sich im Laufe auf die Feinde; zuerst ertrugen
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C. Schlachtfeld und Schlacht.
*9
Marathon gewählt worden. Duncker sucht dies so zu erklären, daß er meint, die Reiterei sei nicht in wesentliche Thätigkeit getreten, weil sie teils durch das Terrain, teils durch die Schnelligkeit des Angriffs der Griechen behindert war. Beides klingt wenig wahrscheinlich, und viel mehr hat eine von Curtius aufgestellte Erklärung1) für sich, nach welcher die Reiter während des Angriffs schon zur Weiterfahrt in den Schiffen waren. Auch Eschenburg schließt sich dieser Ansicht an und begründet sie damit, daß es ganz unmöglich gewesen wäre, während des Kampfes so schnell 6000 Pferde in die Schiffe zu bringen. Von einer Beute an Pferden aber, die doch für die Griechen äußerst wertvoll gewesen wäre, ist nirgends die Rede. Es scheint nicht undenkbar, daß die Perser den Plan gefaßt hatten, infolge der günstigen Stellung der Athener sie hier nicht anzugreifen, sondern weiter zu fahren und an einer anderen Stelle zu landen, daß sie aber dann, wie Miltiades in die Ebene herausrückte, doch den Kampf annahmen. — Die Schlacht wurde am 17. Metageitnion des 3. Jahres der 72. Olympiade, nach unserer Zeitrechnung am 12. September des Jahres 490 v. Chr. geliefert.
Über die Gräber der Gefallenen sagt Pausanias I, 32, 4: °In der Ebene befindet sich ein Grab [zä(pog] der Athener, und auf demselben stehen Säulen, welche die Namen der Gebliebenen nach ihren Phylen geordnet enthalten; ein anderes Grab ist den Bewohnern von Platäae und den Sklaven bereitet, denn damals zuerst nahmen auch Sklaven mit am Kampfe teil. Ein besonderes Denkmal ist noch dem Miltiades, dem Sohn des Kimon errichtet. Die Marathonier verehren die in dieser Schlacht Gefallenen als Heroen, desgleichen auch den Marathon, von welchem der Demos seinen Namen hat, und den Herakles, dem sie zuerst unter allen Griechen göttliche Ehre erwiesen zu haben behaupten. Die Athener begruben, wie sie sagen, die gebliebenen Meder, indem sie es für eine heilige Pflicht erachteten, den Leichnam eines Menschen der Erde zu übergeben. Das Grab selbst habe ich jedoch nicht auffinden können, indem weder ein Erdaufwurf noch irgend
*) Gött. gel. Anz. 1859, S. 2013 folg.
2*
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A. Einleitung.
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Männer, aber nicht in allen Dingen frei: denn sie haben über sich einen Herrn, das Gesetz, den fürchten sie noch viel mehr als die Deinigen Dich. Sie thun stets, was ihnen das Gesetz gebietet; es gebietet ihnen aber stets, vor keiner Heeresmacht aus der Schlacht zu fliehen, sondern in ihrer Ordnung zu bleiben und zu siegen oder zu sterben.” \avooyst ös twvto alel, ovx £wv (psvyeiv ovösv Tiärj-frog uvs-Qwnwv ex uc4%r] g, axx ä fisv ovt a g sv rjj r äit Sttixqarssiv 7} anöxxv <5 & ai\.
Das Landheer sollte durch Thrakien und Makedonien marschieren und die Flotte dasselbe in möglichster Nähe der Küste begleiten. Große Proviantmagazine waren auf dem Wege angelegt worden, und um die gefährliche Umschiffung des Vorgebirges Athos zu vermeiden, war die Halbinsel durchstochen und ein Kanal hindurch gelegt worden.
Im Herbste des Jahres 481 versammelte sich das Landheer zu Kritalla in Kappodokien, östlich vom Halys, und marschierte von dort nach Sardes, wo es mit Xerxes selbst überwinterte; die Flotte sammelte sich in den Häfen von Kyme und Phokaea. Mit dem Beginn des Frühlings zog das Heer nach Abydos und von dort auf zwei Brücken über den Hellespont in sieben Tagen und sieben Nächten; hierauf zu Wasser und zu Lande nach Doriskos, einer großen Ebene am Hebros in Thrakien, wo eine Musterung und Zählung des Landheeres vorgenommen wurde.1) Von dort marschierte dasselbe in drei parallelen Zügen zuerst nach Therme an der Südgrenze von Thessalien, wo es wieder mit der Flotte
') Herod. Vii, 60: c Gezählt aber wurde das Heer auf folgende Weise: Man brachte zehntausend Mann auf einen Fleck und drängte sie so eng wie möglich zusammen, dann beschrieb man einen Kreis rings um sie her; nachdem dies geschehen, ließ man die zehntausend heraus und zog eine feste Verzäunung im Kreise umher, so hoch, daß sie dem Manne bis an den Nabel reichte; und nachdem man diese gemacht hatte, trieb man andere Mannschaften in den Pferch hinein, bis sie alle auf diese Weise durchgezählt waren. Und nach der Zählung ordnete man sie völkerweise.1
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Ii. Thermopylae.
geschickt wurde, bestand aus 300 Spartiaten, 1000 Periöken, 5oo Tegeaten, 500 Mantineern, 120 Orchomeniern, 1000 Arkadern, 400 Korinthern, 200 Phliasiern, 80 Mykenaeern, 700 Thespiern und 400 Thebanern, also im ganzen 5200 Mann, die unter dem Oberbefehl des spartanischen Königs Leonidas standen. Die griechische Flotte unter Eurybiades bestand aus 271 Linienschiffen und 9 Fünfruderern. Die Athener allein hatten 127 Schiffe gestellt und außerdem noch 20 den Chalkidiern zur Bemannung übergeben.
Auf der Höhe zwischen Artemision und Aphetae [Acpsrai] fand das erste Zusammentreffen der persischen und griechischen Flotte statt. Jene hatte von dem heftigen Sturme der letzten Tage schweren Verlust erlitten, während die griechischen Schiffe hinter den hohen Bergen der Insel Euböa nichts von jenem Nordsturm empfanden.
ces war ein fürchterlicher Sturm. Bei demselben sind nach der geringsten Angabe 400 Schiffe verunglückt und unzählig viel Menschen und Schätze in unendlicher Menge; die verunglückten Lastschiffe mit Lebensmitteln und die übrigen Fahrzeuge waren gar nicht mitgerechnet. Denn der Sturm hielt drei Tage an. Am vierten Tage aber legte sich derselbe und die Feinde zogen ihre Schiffe wieder ins Meer und fuhren an der Küste entlang nach der Bucht von Pagasae. Fünfzehn der feindlichen Schiffe, die ganz hinten fuhren, erblickten die hellenischen Schiffe bei Artemision und, indem sie dieselben für die ihrigen hielten, fuhren sie auf sie zu und gerieten so unter die Feinde.1)3 Hierauf wagten die Griechen auf Themistokles’ Rat einen Angriff, und es gelang ihnen dreißig feindliche Schiffe zu nehmen. Am folgenden Tage erhielten sie eine bedeutende Verstärkung in 43 attischen Schiffen und beschlossen einen zweiten Angriff um die Abendzeit zu unternehmen, der ebenfalls günstig ausfiel; es wurde von ihnen ein Teil der kilikischen Schiffe genommen, und die Dunkelheit gewährte ihnen einen sicheren Rückzug. Auch am dritten Tage fand ein heftiger Kampf statt, diesmal aber mit einer bedeutend größeren
') Herod. Vii, 188 ff.
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C. Schlachtfeld und Schlacht.
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die Entfaltung ihrer besten Truppe, der Reiterei, günstig erschien, eine entscheidende Schlacht zu liefern. Auch der Umstand, daß sie nach der Landung mehrere Tage hindurch auf die Ankunft der Athener warteten, ohne einen Vorstoß zu unternehmen, spricht dafür, daß sie auf dieser Ebene zu schlagen wünschten.
Das persische Lager befand sich im nördlichen und nordöstlichen Teile der Ebene, etwa zwischen dem heutigen Kato Suli und dem Drakonera-Gebirge. Den südlichen Teil mit der nach der Mesogaia führenden Straße ließen sie frei in der Erwartung, daß die Athener auf diesem Wege heranziehen würden.
Diese waren ihrerseits wol ebenfalls von Anfang an entschlossen, in offenem Felde zu kämpfen und hatten bereits mit den Spartanern eine Vereinbarung getroffen. Auf die Kunde von der Landung der Perser sandten sie den Eilboten Pheidippides nach Sparta, der den beinahe 30 Meilen langen Weg dahin in 2 Tagen zurücklegte und ebenso schnell wieder nach Athen zurückkehrte. Er brachte die Meldung, daß die Spartaner kommen würden, aber aus religiösen Rücksichten vor dem nächsten Vollmond nicht aus-ziehen könnten. Miltiades setzte es gleichwohl durch, daß man den Feinden entgegenzugehen beschloß. Sich auf eine Verteidigung der über das Gebirge führenden Pässe oder der zwischen Agrieliki und dem Meere sich hinziehenden Straße zu beschränken, ging nicht an, da die Perser dann einen Teil ihres Heeres einschiffen und nach der Umsegelung von Sunium am Phaleron landen konnten. Andererseits war es auch mißlich in offenem Felde einem an Zahl so überlegenen Heere gegenüberzutreten. Man beschloß daher, nicht auf der breiten Straße von Süden her vorzurücken, sondern über das Gebirge in eines der in der Ebene mündenden Seitenthäler hinabzusteigen. Herodot sagt, daß sich die Griechen beim Heiligtum des Herakles gelagert haben. Diese Stelle ist im Thal von Avlona zu suchen, welches dem etwa 9000 Mann starken Heere einen bequemen Lagerraum bot. Duncker sagt über die Vorteile, welche diese Stellung bot, Folgendes (S. 403 f.):
ceine bessere Stellung gegen einen bei Kato-Suli gelagerten, auf Athen operirenden Feind, als die, welche Miltiades hier nahm,
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I. Marathon.
wäre in der That auch von unseren Strategen in diesem Terrain nicht zu ermitteln. Durch die Lagerung in diesem Thale mit seiner breiten Öffnung nach der Ebene war eine wohlgedeckte Flankenstellung mit unbehindertem Rückzüge bezogen, eine Flankenstellung, die die Straße nach Pallene, die einzige, die das Perserheer mit seinen Reitern und seinem Troß nach Athen fuhren konnte, vollständig beherrschte. Wollte der Gegner etwa achtlos an der Thalöffnung vorüberziehen, so bot sein Marsch in langer Colonne den Athenern den großen Vorteil, sie durch ihren Angriffstoß zu durchreißen und ins Meer zu werfen. Machten die Perser aber, wie sie mußten, Front gegen die Thalöffnung, so stand ihnen die attische Schlachtreihe an dieser selbst gegenüber, rechts durch die Abhänge des Agrieliki, links durch die des Kotroni gedeckt, die mit immer noch 60 bis 80 Fuß hohen Wänden in die Ebene treten. Von Umfassung der Flügel der Athener, Verwendung der Reiter war hier keine Rede . . .
Wie den Vorbeimarsch konnte Miltiades hier den Aufmarsch der Perser ihm gegenüber mit gutem Vertrauen erwarten. Mit Leichtigkeit war aus dieser Stellung zur Offensive überzugehen, der Angriff der Athener von hier aus konnte das Centrum des Feindes durchstoßen; und einmal zurückgeworfen, waren die Perser immer noch in Gefahr, in das kaum 8000 Fuß, d. h. eine halbe Stunde von der Schlachtlinie der Athener entfernte Meer gestoßen zu werden. Andererseits boten jedoch die Athener, wenn sie im Angriffstoß über die Berglehne des Kotroni hinausgingen, den persischen Reitern, die hier mit voller Wucht einsetzen konnten, die linke Flanke. Es war die beschildete Flanke. Wollte Miltiades trotzdem diese Gefahr nicht laufen, gab es kein Mittel, ihr wirksam zu begegnen, so mußte er sich begnügen, die Perser durch kurze Angriffstöße abzuweisen oder festzuhalten.
Es war ein Strich, den des Miltiades Stellung im Thal von Avlona durch die Rechnung der persischen Führung zog. Gerade diese Stellung erlaubte es nicht, worauf es bei der Landung an dieser Küste abgesehen war, ausgiebigen Gebrauch der von den Hellenen noch hundert Jahre darnach gefürchteten Reiter. Griff man die Athener in dieser Stellung an, so hinderte die mäßige
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C. Schlachtfeld und Schlacht.
Breite der Thalöffnung, die volle Kraft des Fußvolkes einzusetzen, und hatte man selbst trotzdem Erfolg, so wichen die Athener weiter ins Thal hinein und man kam zu keiner Entscheidung. Wollte man die Athener aber aus der Thalöffnung herauslocken, indem man gegenüber aufmarschierte, so hatte man den Rücken fast hart am Meere, den linken Flügel an dem Sumpfe von Yrexisa, eine Stellung, deren Gefahr für Centrum und linken Flügel die Vorteile, die auf dem rechten davonzutragen waren, reichlich aufwog/
Auch Eschenburg hebt das Vorteilhafte der Stellung hervor und sagt darüber:
cdie Stellung, welche Miltiades gewählt hat, zeigt sich als eine strategische Flankenstellung von der größten Wirksamkeit, und würde noch heute vollständig zweckentsprechend sein, ein Beweis, wie sehr die Grundprinzipien des Krieges aller Zeiten sich ähneln. Unbemerkt war durch die Berge der Anmarsch erfolgt, überraschend traten die griechischen Teten aus den Gebirgsthälern auf, ohne daß die Perser ahnen konnten, welche Kräfte denselben folgten. Wir sehen durch diesen Zug des Miltiades die militärische Lage vollständig verändert. Den Persern mußte es klar werden, daß ein Marsch auf Athen ohne Kampf zur Unmöglichkeit geworden, andererseits daß ein Angriff auf die im Gebirgsdefile stehenden Athener wenig Aussicht auf Erfolg bot. Begab man sich doch zweier schwer wiegender Vorteile, oder vielmehr man konnte sie nicht zur Geltung bringen. Das war die gefürchtete Reiterei und die eigene Überlegenheit an Truppen, während es den Athenern möglich war, jeder Entscheidung auszuweichen. Die Lage der Athener war eine bessere geworden, beherrschten sie doch in gewissem Sinne die Situation. Von den Abhängen des Pentelikon aus kontrollierten sie eine jede Bewegung des Feindes. Wollte derselbe in die Mesogaia vorrücken, wollte er sich einschiffen, um an anderer Stelle zu landen, jedesmal konnten die Athener ihm hinderlich in den Weg treten !J
Während die Athener beim Heiligtum des Herakles lagerten, stießen iooo Platäer zu ihnen. Diese Aufopferungsfreudigkeit der verbündeten Stadt im Augenblicke der höchsten Gefahr trug außer-
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B. Ortbeschreibung.
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die Quellen über den Weg hingeleitet, um ihn ungangbar zu machen. Gleich hinter den Quellen, in der Nähe eines kleinen Hügels, rücken die Felsen des Kallidromos wieder unmittelbar bis an die Küste heran und bilden das zweite, östliche1) Thor. Dann erweitert sich die Ebene, und die Straße erreicht den ersten Flecken der Lokrer Alpenoi.
Der Engpaß bildete den einzigen Zugang von Thessalien nach Lokris und dem eigentlichen Hellas. Allerdings konnte er auf einem schmalen Gebirgspfade umgangen werden. In der Nähe von Trachis führte durch eine Schlucht ein Fußweg auf die Höhe des Kallidromos und auf der anderen Seite durch eine zweite Schlucht nach Alpenoi hinab. Die ganze Örtlichkeit war, wie Duncker Vii, S. 248 sagt, durch ihre zahlreichen Erinnerungen an die Thaten der Heroenzeit wohl geeignet, den Mut der Griechen zu stärken. ,,Vor ihnen floß der Spercheios, dessen gelben Fluten Peleus die Locken des Achilleus gelobt hatte, wenn der Jüngling unversehrt heimkomme. Nicht dies, aber unsterblicher Ruhm war ihm zu teil geworden. Der Boden, auf welchem die Spartaner standen, war durch die Thaten ihres Heros, des Ahnherrn ihrer Könige, des Stammvaters der Hylleer, des Herakles geheiligt. Man lagerte um die Quellen, an dem Altäre des löwenmutigen Helden. Über Alpenos2) sah man den Stein der Kerkopen, der Kobolde, die den Herakles geneckt und die er neckisch bestraft hatte. Auf der anderen Seite des Passes lag Trachis, das Herakles gegründet, nachdem er die räuberischen Dryoper bezwungen, das er dem Fürsten der Malier, dem Keyx, übergeben hatte. Von Trachis aus war Herakles aufgebrochen, den Ahnen der Spartaner, den Dorern am Olympos gegen die Lapithen zu helfen. Von Trachis hatte er den Zug gegen den Eurytos unternommen; hier hatte er die Deianeira zurückgelassen, hier war sein Sohn Hyllos, der Ahn der
1) Der Paß läuft von Westen nach Osten; da er aber aus dem nördlichen nach dem südlichen Griechenland führt und ein Teil einer im Ganzen von Norden nach Süden führenden Straße ist, bezeichnet Herodot die Richtung irrtümlich als eine südliche.
') Eine andere Form des Namens Alpenoi.
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